Studienheft Unternehmensführung Verfasserin: Cornelia Trinkaus (Diplom-Ökonomin) © 07/2005 – IST-Studieninstitut 1. Grundlagen der Unternehmensführung Grundlagen der Unternehmensführung 1.1 Einleitung 1.2 Führungsforschung und Führungsansätze 1.3 Träger der Unternehmensführung 1.4 Aufgaben der Unternehmensführung 1.5 Unternehmenskultur und Unternehmensleitbild 1.6 Unternehmensführung im Umbruch Kapitel 1 1. © 07/2005 – IST-Studieninstitut 5 1. Grundlagen der Unternehmensführung Lernorientierung Nach Erarbeitung dieses Kapitels sollten Sie in der Lage sein, ! Grundbegriffe der Unternehmensführung zu erklären und voneinander abzugrenzen; ! die verschiedenen Sichtweisen der Unternehmensführung darzustellen; ! die unterschiedlichen Führungsansätze in der Führungsforschung erklären zu können; ! die Träger und Aufgaben der Unternehmensführung zu erläutern; ! die Begriffe „Unternehmenskultur“, „Unternehmensleitbild“ und „Unternehmensidentität“ als wichtige Elemente des normativen Managements unterscheiden zu können; ! neue Managementstrategien darzulegen, deren Ursprung in einem Wandel der Unternehmensführung liegt. Praxisbeispiel Die Fitness- und Wellnessanlage „FitWell“ kann aufgrund einer positiven Geschäftsentwicklung expandieren. Gleichzeitig sollen innerhalb der Anlage Umstrukturierungen erfolgen und neue Stellen besetzt werden. In einer Stellenanzeige wird die Stelle des Assistenten des Anlagenmanagers ausgeschrieben. Als Aufgabe stellt sich unter anderem die Koordination zwischen den verschiedenen Anlagenbereichen sowie die Führung der Mitarbeiter. Neben fachlichen Anforderungen werden Führungsqualitäten, Verhandlungsgeschick, Entscheidungsfreude und Einsatzbereitschaft erwartet. 1.1 QV Wie Sie in den betriebswirtschaftlichen Studieneinheiten erfahren haben, ist es das Hauptziel eines Freizeitunternehmens, aber auch aller übrigen marktwirtschaftlichen Unternehmen, Dienstleistungen zu erstellen bzw. Güter zu produzieren und am Markt abzusetzen, um langfristig Gewinne zu erzielen. © 07/2005 – IST-Studieninstitut 6 Einleitung 1. Grundlagen der Unternehmensführung Damit Leistungen erbracht werden können, müssen die Ihnen bekannten Produktionsfaktoren ! menschliche Arbeitsleistung, ! Betriebsmittel und ! Werkstoffe im Prozess der Leistungserstellung miteinander kombiniert werden. Gleichzeitig ist – unter Beachtung des ökonomischen Prinzips – das finanzielle Gleichgewicht des Unternehmens aufrechtzuerhalten. Dazu muss der Leistungserstellungsprozess geplant, organisiert und kontrolliert werden. Diese Aufgabe wird durch die Unternehmensführung oder Unternehmensleitung erfüllt. Die Tätigkeit der Unternehmensführung wird als leitende oder dispositive Arbeit bezeichnet, alle Führungsorgane zusammen werden dispositiver Faktor genannt. Die dispositive Arbeit zählt mit der ausführenden Arbeit zum Produktionsfaktor menschliche Arbeitsleistung. Praxisbeispiel Am Beispiel der Anlage „FitWell“ wollen wir die Produktionsfaktoren zur Erstellung der Dienstleistung „Aerobic-Kurs“ verdeutlichen. Der Rezeptionist und die Instruktorin zählen mit ihrer ausführenden Arbeit zur menschlichen Arbeitsleistung. Betriebsmittel sind die Gymnastikmatten, Aerobic-Steps und -Hanteln oder die EDV-Anlage und Software, die bei der Buchung eingesetzt werden. Heizöl zum Beheizen der Kursräume ist ein Werkstoff. Und die leitende Tätigkeit des Managers zählt ebenfalls zur menschlichen, in diesem Fall dispositiven Arbeitsleistung. Bevor wir uns mit den Führungstätigkeiten und -aufgaben weiter befassen, wollen wir zunächst den Begriff „Unternehmensführung“ anhand von verschiedenen Definitionen abgrenzen. Die dispositive Arbeit wird in einem Unternehmen vorgenommen. Als Unternehmen hatten wir in der betriebswirtschaftlichen Studieneinheit Betriebe eines marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystems definiert, wobei ein Betrieb eine planvoll organisierte Wirtschaftseinheit ist, in der Sachgüter und Dienstleistungen erstellt und abgesetzt werden. Unternehmen Unter Führung wird die zielorientierte Beeinflussung der Verhaltensweisen der Einzelmitglieder sowie der Organisationseinheit als Gesamtheit verstanden (vgl. BESTMANN 2001, S. 82). Führung wird, wie wir weiter unten noch darstellen werden, zudem als betriebliche Funktion bezeichnet, als Institution mit Führungsaufgaben oder auch als Sammelbegriff für Führungskräfte (vgl. OLFERT/RAHN 2003, S. 163). Definition © 07/2005 – IST-Studieninstitut 7 1. Grundlagen der Unternehmensführung Leitung Der Begriff „Führung“ wird häufig gleichgesetzt mit dem Begriff „Leitung“. In der Literatur wird Führung eher auf Personen bezogen, z. B. auf die Führung von Mitarbeitern in einer Freizeitanlage, während Leitung mehr sachbezogen ist, z. B. Leitung einer Abteilung, Leitung eines Projektes. Bei der Leitung werden folgende Ebenen unterschieden, die hierarchisch aufeinander aufbauen: ! Gruppenleitung ! Bereichsleitung ! Unternehmensleitung Definition Die Unternehmensführung wird schließlich als zielorientierte Gestaltung, Steuerung und Entwicklung eines Unternehmens bezeichnet. Management In der betriebswirtschaftlichen Literatur, aber auch im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff „Unternehmensführung“ mit dem Begriff „Management“, der angelsächsischen Bezeichnung für „Führung“, gleichgesetzt. In der vorliegenden Studieneinheit wollen auch wir diese beiden Begriffe synonym verwenden. Als Management werden sowohl die Führungskräfte bezeichnet als auch die Führungsfunktionen, die Manager ausüben. Der letzte Satz verdeutlicht zwei Sichtweisen der Unternehmensführung: ! die institutionale Sicht ! die funktionale Sicht Unternehmensführung als Institution Wird die Unternehmensführung als Institution betrachtet, werden darunter alle Positionen der Führungsebene, d. h. alle Führungskräfte eines Unternehmens in ihrer Gesamtheit verstanden. Es handelt sich dabei um Vorgesetzte, die mit Führungsaufgaben betraut sind, z. B. Geschäftsführer eines Freizeitbetriebes. Unternehmensführung als Funktion Bei der funktionalen Sichtweise steht die eigentliche Führungstätigkeit im Vordergrund. Es werden planende, organisierende und kontrollierende Tätigkeiten des Managements betrachtet, die der Steuerung des Prozesses der Leistungserstellung dienen. Dabei wird zwischen ! der personenbezogenen Ausrichtung und ! der sach- oder aufgabenbezogenen Ausrichtung unterschieden (vgl. BESTMANN 2001, S. 82 f.). © 07/2005 – IST-Studieninstitut 8 1. Grundlagen der Unternehmensführung Im Mittelpunkt der personenbezogenen Orientierung stehen die Mitarbeiter eines Freizeitunternehmens. Unternehmensführung wird hier zur Mitarbeiterführung. Aufgabe der Vorgesetzten ist es, das Verhalten der Mitarbeiter im Sinne der unternehmerischen Zielsetzung zu beeinflussen. Man spricht daher, wie oben schon ausgeführt, von „Führung“. personenbezogen Die sachbezogenen Funktionen der Unternehmensführung richten sich auf die Tätigkeiten, die die Vorgesetzten zur Koordinierung der in einem Freizeitunternehmen stattfindenden Arbeitabläufe ausüben. Sie beeinflussen das Verhalten des Unternehmens und werden als „Leitung“ bezeichnet. sachbezogen Die folgende Abbildung fasst die vorgenannten Begriffe noch einmal zusammen. Unternehmensführung im weiteren Sinne funktional institutional Führungskräfte personenbezogen sachbezogen Unternehmensführung Abbildung 1: = Leitung = Führung Personalführung Sichtweisen der Unternehmensführung (nach OLFERT/PISCHULTI 2004, S. 14) © 07/2005 – IST-Studieninstitut 9 1. Grundlagen der Unternehmensführung 1.2 Führungsforschung und Führungsansätze Im Rahmen der Führungsforschung wird versucht, systematisch Erkenntnisse über die Führung von Unternehmen und der in ihnen arbeitenden Personen zu gewinnen. Überlegungen und Auseinandersetzungen mit dem Thema „Führung“ reichen zurück bis zum griechischen Philosophen PLATON. Die Führungsforschung hat sich im Laufe der Zeit ständigen Veränderungen gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und technologischer Art gegenübergesehen. Es wurden die unterschiedlichsten Theorien und Ansätze hervorgebracht, die bis zum heutigen Tag noch nicht auf einen allgemeingültigen Nenner in der Führungstheorie gebracht wurden. Die Entwicklungen in der Führungsforschung spiegeln die gleich laufenden Veränderungen innerhalb der Unternehmensumwelten wider. Bei der so genannten klassischen Unternehmensführung war das Umfeld der Unternehmen und damit auch die Entscheidungen und Tätigkeiten der Unternehmensleitung durch Kontinuität und Transparenz geprägt (vgl. BESTMANN 2001, S. 78 f.). Die Umweltentwicklungen waren vorhersehbar. Das Management konnte die betriebliche Entwicklung unabhängig von äußeren Einflüssen weitestgehend selbst bestimmen und sich den veränderten Bedingungen langfristig anpassen. strategische Unternehmensführung Zunehmend werden die Unternehmen jedoch mit sich schnell verändernden Rahmenbedingungen konfrontiert. Die Aufgabenbereiche des Managements sind durch Diskontinuität und Komplexität gekennzeichnet. Die betrieblichen Abläufe werden vielschichtiger und verlangen eine ganzheitliche Sichtweise der Unternehmensführung. Charakteristisch ist die Fremdbestimmtheit durch externe Einflussfaktoren. Die Unternehmensleiter müssen auf Grund dessen zu einer strategischen Unternehmensführung übergehen, bei der Chancen und Risiken des Umfeldes frühzeitig erkannt und Maßnahmen proaktiv ergriffen werden, bevor die Veränderungen des Marktes und des Unternehmensumfeldes eintreten. Die folgende Abbildung soll die vorgenannten Entwicklungen und deren Konsequenzen zusammenfassen. © 07/2005 – IST-Studieninstitut 10 1. Grundlagen der Unternehmensführung Traditionelle Situation (Vergangenheit) Wandel Neue Situation (Zukunft) Kontinuität Diskontinuität Stetige, berechenbare Entwicklungen hohe Bedeutung der Erfahrung Unstetige, unberechenbare Entwicklungen Relativierung der Erfahrung Ist-Denken Denkrichtung Soll-Denken Transparenz Komplexität Durchschaubare, verständliche Vorgänge hohe Sicherheit Undurchschaubare, unverständliche Abläufe zunehmende Verunsicherung Lineares, fallweises Problemlösen Verhaltensrichtung Eigendynamik Fremddynamik Hohe Selbstbestimmung Überschätzungsproblem Aufgaben-/ Abteilungsorientierung Abbildung 2: Vernetztes, systemisches Problemlösen Zunehmende Fremdbestimmung Adaptionsproblem Orientierungsrichtung Unternehmens-/ Umweltorientierung Wandel in der Unternehmensführung (vgl. BESTMANN 2001, S. 75) Nach RAHN (2000, S. 51 ff.) kann die Führungsforschung in drei Teilbereiche untergliedert werden. Führungsforschung Führungsansätze Abbildung 3: Führungsstile Führungsmodelle Führungsforschung © 07/2005 – IST-Studieninstitut 11 1. Grundlagen der Unternehmensführung Führungsansätze Bei den Führungsansätzen wollen wir uns auf ! die ökonomischen, ! die traditionellen sowie ! die modernen Managementansätze konzentrieren, die teilweise inhaltliche Überschneidungen sowie Querverbindungen aufweisen. Ökonomische Führungsansätze ökonomische Führungsansätze Die ökonomischen Führungsansätze richten sich an der Entwicklung der Betriebswirtschaftslehre aus. faktororientiert Sie begannen mit der faktororientierten Führungslehre. Kernpunkt dieses Ansatzes waren die Produktionsfaktoren Arbeit, Betriebsmittel und Werkstoffe. Der dispositive Faktor, der planende und organisierende Aufgaben zur Kombination der Produktionsfaktoren übernimmt, fand erstmals Berücksichtigung. Oberstes Ziel der Überlegungen war die Wirtschaftlichkeit. entscheidungsorientiert Im Rahmen der Weiterentwicklung der Betriebswirtschaftslehre entstand die entscheidungsorientierte Führungslehre. Dieser Ansatz konzentrierte sich darauf, dass sich alle Führungsaufgaben auf Entscheidungen fokussierten. Wegen der institutionalen Sichtweise wurden auch mittlere und untere Führungsebenen in die Theorien einbezogen. systemorientiert Die aktuelleren Führungsansätze stützen sich – wie schon oben dargestellt – auf die systemorientierte Führungslehre, bei der das Unternehmen als komplexes System betrachtet wird. Der so genannte „Systemansatz“ stützt sich auf Erkenntnisse der Systemtheorie und der Kybernetik, der Wissenschaft von der Struktur komplexer Systeme. Die Unternehmen werden nicht mehr nur gemäß ihrer volkswirtschaftlichen Einstufung als „Wirtschaftssubjekte“ betrachtet, sondern als zielorientierte, gesellschaftliche Institutionen. Sie weisen zum einen die Eigenschaften dynamischer und vielschichtiger Systeme auf, sind zum anderen in eine komplexe Umwelt eingegliedert. Dem Systemansatz liegt eine neue Sichtweise der Unternehmensführung zu Grunde. Die Unternehmensführung gestaltet, lenkt und entwickelt das Unternehmen als System. Die Führungskräfte werden zu Problemlösern, die vielgestaltige Problemsituationen bewältigen müssen. © 07/2005 – IST-Studieninstitut 12 1. Grundlagen der Unternehmensführung Traditionelle Führungsansätze Die traditionellen Führungsansätze befassen sich mit unternehmensbezogenen Aspekten. Auch sie zeigen einen sichtbaren Wandel mit einer Abkehr von der ausschließlichen Produktivitätsorientierung. Insbesondere hat sich die Einstellung zum arbeitenden Menschen, also das Menschenbild, geändert, das sich auf Eigenschaften, Bedürfnisse, Motive und Erwartungshaltungen von Menschen bezieht. traditionelle Führungsansätze In der vorindustriellen Zeit gingen alle Herrschaftsfunktionen von der über den Grundbesitz verfügenden aristokratischen Oberschicht aus, die unerwünschte Handlungen mit harten Strafen sanktionierte. Es gab überwiegend landwirtschaftliche Familienbetriebe und handwerkliche Produktion mit nur geringer Arbeitsteilung. Im Laufe der Industrialisierung im 19. Jahrhundert nahmen die Arbeitsteilung und Spezialisierung bei der Aufgabenerfüllung zu. Die Führung der Unternehmen erfolgte ausschließlich unter leistungsorientierten Aspekten. Die Arbeit war geprägt von Monotonie. Zwischenmenschliche Beziehungen bei der Arbeit waren kaum möglich. Dies führte zu einer zunehmenden Unzufriedenheit der Mitarbeiter und einem Auflehnen gegen die bestehenden Verhältnisse. In dieser Phase wurden auch die ersten Gewerkschaften gegründet. Als Folge dieser Entwicklung erkannte man, dass die Mitarbeiter mehr als nur einen angemessenen Lohn benötigen und begann, die Arbeitsbedingungen zu überdenken. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befasste man sich mit der Analyse von Arbeitsprozessen und deren Untergliederung in Teilbereiche. Vorreiter war der Ingenieur TAYLOR, der das Scientific Management, die so genannte wissenschaftliche Betriebsführung, begründete. Ziel war die Rationalisierung des Arbeitsprozesses und die Erhöhung der Produktivität. Die Leistungen wurden gesteigert, die Unternehmer erzielten höhere Gewinne und die Arbeitnehmer erhielten höhere Löhne. Der Mensch galt jedoch weiterhin als reiner Leistungsträger. Geprägt wurde das Menschenbild des “homo oeconomicus“. Dieses geht davon aus, dass der Mensch durch rationale Motive geleitet wird und er sich nur durch finanzielle Anreize steuern lässt. Scientific Management Im Verlaufe des 20. Jahrhunderts änderte sich diese Sichtweise jedoch. Es wurde erkannt, dass der Mensch nicht nur Arbeitskraft, sondern auch ein soziales Wesen ist. Das so entstandene Menschenbild der Human-Relations-Bewegung stellt die sozialen Bedürfnisse und das Betriebsklima in den Mittelpunkt der Mitarbeiterführung und baut nicht mehr allein auf finanzielle Anreize. Die Steigerung der Leistung wurde demnach auf die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter zurückgeführt. Dadurch änderten sich auch die Anforderungen an die Vorgesetzten, die nun zunehmend über soziale Kompetenz verfügen mussten. Human-RelationsBewegung © 07/2005 – IST-Studieninstitut 13 1. Grundlagen der Unternehmensführung Moderne Führungsansätze moderne Führungsansätze Moderne Führungsansätze bauen auf der traditionellen Führungslehre auf und berücksichtigen die Einflüsse neuer Wissenschaften, z. B. der Sozialwissenschaften. Hierzu zählen unter anderem die schon zuvor genannten systemtheoretischen Ansätze. Prozessansätze Bei den Prozessansätzen wird die Unternehmensführung als Prozess betrachtet mit den Funktionen Zielsetzung, Planung, Entscheidung, Durchführung und Kontrolle. Diese Managementfunktionen stehen nicht als Einzelfunktionen nebeneinander, sondern bilden eine Prozessabfolge mit Rückkopplungen. Auf den Prozess der Unternehmensführung werden wird in Kapitel 2 genauer eingehen. QV humanistische Ansätze Die humanistischen Ansätze konzentrieren sich auf den Menschen und das menschliche Verhalten, das bei Führungsentscheidungen beachtet werden muss. XY-Theorie Douglas McGREGOR geht in seiner so genannten XY-Theorie von zwei verschiedenen Menschenbildern eines Vorgesetzten gegenüber seinen Mitarbeitern aus: Theorie X Theorie Y Der Mensch ist träge, hat eine Abneigung gegen Arbeit und versucht, ihr möglichst aus dem Weg zu gehen. Die Abneigung gegen Arbeit ist nicht angeboren, sondern resultiert aus schlechten Arbeitsbedingungen. Mitarbeiter haben wenig Ehrgeiz, vermeiden Verantwortung und möchten geführt werden. Arbeit kann eine wichtige Quelle der Zufriedenheit sein. Das Verhalten der Mitarbeiter ist von Sicherheitsstreben gekennzeichnet. Mitarbeiter können Zielvorgaben akzeptieren, entwickeln Eigeninitiative und besitzen Selbstkontrolle. Die Erreichung der Unternehmensziele kann nur durch Kontrolle, Druck und Strafandrohung erreicht werden. Die Potenziale der Mitarbeiter sind größer als vermutet und können stärker als erwartet genutzt werden. Eine straffe Führung ist zwingend erforderlich. Die Unternehmensziele können durch Belohnung und die Möglichkeit der Selbstverwirklichung erreicht werden. Mitarbeiter suchen bei entsprechender Anleitung Verantwortung. Die X-Theorie entspricht dem Menschenbild des vorgenannten Scientific Managements. Sie ist von der Grundhaltung negativ. Der Vorgesetzte wird tendenziell einen autoritären Führungsstil verfolgen, während ein Vorgesetzter mit einem Menschenbild ähnlich der Theorie Y seine Mitarbeiter als eigenverantwortliche Menschen sieht, die sich in ihrer Arbeit verwirklichen wollen. Das Menschenbild ist positiv und ermöglicht einen kooperativen Führungsstil. Das Verhalten des Vorgesetzten wird zur Arbeitszufriedenheit und zur Leistungssteigerung führen. © 07/2005 – IST-Studieninstitut 14 1. Grundlagen der Unternehmensführung Lernkontrollfragen zu Kapitel 1 Aufgabe 1: Definieren Sie den Begriff „Unternehmensführung“. Aufgabe 2: Grenzen Sie die Begriffe „Führung“ und „Leitung“ voneinander ab. Aufgabe 3: Erläutern Sie am Beispiel der Organisation und Durchführung eines „Tages der offenen Tür“, weshalb es sich beim Management um eine Querschnittsfunktion handelt. Aufgabe 4: Durch welche Umweltbedingungen wird die klassische Unternehmensführung charakterisiert? Aufgabe 5: Welche Aspekte prägen das Menschenbild der Human-RelationsBewegung? Aufgabe 6: Worin unterscheiden sich Führungsaufgaben grundsätzlich von ausführenden Tätigkeiten? Aufgabe 7: Erläutern Sie die wesentlichen Unterschiede zwischen der Direktorialund der Kollegialorganisation der Unternehmensführung. Aufgabe 8: Welches sind die Hauptfunktionen des Managements? Aufgabe 9: Zeigen Sie die verschiedenen Arten von Symbolen der Unternehmenskultur anhand von praktischen Beispielen auf. © 07/2005 – IST-Studieninstitut 38 ? 1. Grundlagen der Unternehmensführung ? Lernkontrollfragen zu Kapitel 1 Aufgabe 10: Stellen Sie kurz dar, welche Wechselwirkungen zwischen der Unternehmenskultur und der gesellschaftlichen Entwicklung bestehen. Nennen Sie dafür zwei konkrete Beispiele. Aufgabe 11: Beschreiben Sie, welche Funktionen ein Unternehmensleitbild für interne Adressaten hat. Aufgabe 12: Nennen Sie drei äußere Ursachen, die in den letzten beiden Jahrzehnten einen Wandel in der Führung eines Freizeitunternehmens begründet haben. Aufgabe 13: Erklären Sie einem Bekannten die Kernpunkte des Change-Managements. © 07/2005 – IST-Studieninstitut 39