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Etikette und Ethik. Welche Rolle spielen sie im geschäftlichen Umgang?
Von Silke Freudenberg am 01.04.2017 um 06:00
Seit vielen Jahren lässt sich ein immer größer werdender Individualismus in unserer
Gesellschaft beobachten. Dadurch hat sich auch unser Umgang miteinander
verändert. Wir leben und arbeiten jedoch nicht nur als Individuen. Wir brauchen
andere Menschen – beispielsweise als Partner, Kunden, Lieferanten, Kollegen und
Mitarbeiter.
Für eine gute Zusammenarbeit im Beruf reicht das reine Fachwissen längst nicht mehr
aus. „Soft Skills“ sind von ebenso großer Bedeutung und eine wichtige Ergänzung der
Fachkompetenzen. Korrekte Umgangsformen, adäquates Auftreten,
Kommunikationsfähigkeiten und eine wertschätzende Haltung sind hier von großer
Bedeutung.
Foto: Shutterstock
Business-Etikette als Kernkompetenz
Die Business-Etikette wird beschrieben als ein den Erwartungen entsprechendes,
soziales Verhalten im beruflichen Alltag. Dabei haben die Erwartungen nur teilweise
mit festen Regeln zu tun. Sie beziehen sich mehr auf die Art, wie wir uns begegnen.
Sind wir höflich, respektvoll und wertschätzend gegenüber unserem
Gesprächspartner?
Verhalten wir uns, wie es das Umfeld erwartet, entstehen eine positive Atmosphäre,
Vertrauen und Sicherheit. Verhalten wir uns entgegen den Erwartungen, kann dies zu
Irritationen, Spannungen und sogar zum Ende von Geschäftsbeziehungen führen. Es
ist also von Vorteil, das jeweilige Umfeld und dessen Erwartungen zu kennen, um sich
dementsprechend angemessen verhalten zu können.
Leider fehlt es immer wieder an Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit im Gebrauch
guter Umgangsformen. Was früher fast ausschließlich im Elternhaus vermittelt wurde,
wird heutzutage häufig durch vielfältige Seminare und Coachings ersetzt oder ergänzt.
Zu den Aspekten der Etikette zählen:
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Auftreten und Outfit: Hier spielen der erste Eindruck und die Kleiderordnung
eine besondere Rolle.
Verbale und nonverbale Kommunikation: Diese führt von der Begrüßung
und Vorstellung über einen gut geführten Smalltalk bis hin zur Körpersprache.
Offizielle Regeln im Geschäftsleben: Hierzu zählen Hierarchien und
Rangfolgen, das Verhalten bei offiziellen Anlässen, die Rolle als Gastgeber
oder Gast sowie interkulturelle Besonderheiten.
Die Business-Etikette ist eine Kernkompetenz. Vieles kann erlernt werden. Allerdings
kann das Gelernte aufgesetzt wirken, wenn es nicht mit der eigenen, inneren Haltung
übereinstimmt. Daher ist es wichtig, dass Werte wie Respekt, Rücksichtnahme,
Wertschätzung, Vertrauen und Toleranz dem eigenen Verhalten zugrunde liegen und
die Basis für ein integres Auftreten bilden.
Werte und Ethik im Geschäftsleben
Wenn man die Wirtschaftskrisen der letzten Jahre betrachtet, fallen immer wieder
Fehlverhalten und mangelnde Moral auf. Werte wie Redlichkeit und ehrliches,
vertrauenswürdiges Geschäftsverhalten wurden dabei vernachlässigt.
Die Ursache ist meist der Konflikt zwischen Gewinn und Moral. Natürlich ergibt sich
der eigentliche Zweck von Wirtschaftsunternehmen nicht aus einem rein ethischen
Anspruch. Oberstes Ziel ist die Sicherung und nachhaltige Weiterentwicklung des
Unternehmens. Dafür ist der Gewinn die notwendige Voraussetzung. Doch wenn
Menschen und Unternehmen nach ähnlichen ethischen Grundsätzen agieren, entsteht
eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Daraus entwickeln sich „Win-Win“-Situationen,
die für alle Beteiligten langfristig nutzen- und gewinnbringend sind.
Als Leitbild für das verantwortliche Handeln gilt der ehrbare Kaufmann. Er zeichnet
sich durch Werte wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Integrität aus. Diese sind die
Basis für sein Handeln und bringen zum Ausdruck, mit welcher Haltung Geschäfte
betrieben werden. So sagte auch 1921 der Unternehmer Robert Bosch: „Immer habe
ich nach dem Grundsatz gehandelt: Lieber Geld verlieren als Vertrauen. Die
Unantastbarkeit meiner Versprechungen, der Glaube an den Wert meiner Ware und
an mein Wort standen mir stets höher als ein vorübergehender Gewinn“.
Ethik ist also eine Frage der individuellen Haltung, der persönlichen Integrität. Und
eine ethische Geschäftsführung bringt uns viele Vorteile und Chancen:
1.) Wir sind glaubwürdig und integer, mit reinem Gewissen uns selbst und anderen
gegenüber.
2.) Wir schaffen ein Klima des Vertrauens, der Verlässlichkeit und Sicherheit und
sorgen damit für Stabilität im Unternehmen.
3.) Wir vermeiden Konflikte mit betrieblichen Regeln und Gesetzen.
4.) Wir stärken die Akzeptanz und das positive Image unserer Unternehmungen.
5.) Wir entwickeln besser Geschäftsbeziehungen mit Partnern, die ähnlich denken und
gewinnen leichter qualifizierte Mitarbeiter, die zu uns passen.
Wir brauchen keine Extra-Ethik für den geschäftlichen Umgang. Wir sollten uns nur an
die allgemeinen ethischen Grundsätze halten, die für alle Lebensbereiche gelten,
privat und beruflich. Wir alle können aktiv etwas dafür tun, jeder in seinem Umfeld. Wir
brauchen eine Vertrauenskultur als Grundlage für gemeinsam geteilte Werte und
Umgangsformen. Und wir brauchen Führungskräfte, die als ehrbare Kaufleute mit
Anstand und Verantwortungsbewusstsein ein Vorbild für andere sind.
Ethik und Etikette sind Erfolgsfaktoren!
Wer auf der Basis von Ethik und guten Umgangsformen handelt, wird sich und sein
Unternehmen nachhaltiger am Markt stärken sowie die Motivation und Bindung von
Mitarbeitenden fördern. Wer offen, ehrlich und wertschätzend agiert und kommuniziert,
gewinnt langfristig das Vertrauen seiner Geschäftspartner, Kunden, Zulieferer,
Mitarbeiter und der Gesellschaft allgemein.
Dazu kommt eine einfache und überzeugende „Kosten-Nutzen-Rechnung“: Geringe
Kosten, großer Nutzen! Denn ein ethischer, guter Umgang kostet kein Geld, nur Zeit,
Achtsamkeit und Wertschätzung für andere und sich selbst. Und der Nutzen? Der ist
enorm, in Form von Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit. Meist erkennen
wir den Nutzen erst, wenn andere – oder wir selbst – einem Fehlverhalten unterlagen
und die Situation oder das Geschäft nicht mehr ohne Weiteres zu retten waren.
Gute Etikette und Ethik sind echte Erfolgsfaktoren im Umgang miteinander,
geschäftlich und natürlich auch privat. Machen wir sie zu Kernkompetenzen als Basis
unseres Zusammenlebens.
Autorin: Silke Freudenberg
Silke Freudenberg ist zertifizierte Protokoll-Managerin und seit über 15 Jahren in den
Bereichen Eventmanagement, Protokoll, Etikette und moderne Umgangsformen tätig.
Sie ist Mitglied im Deutschen Knigge-Rat und Botschafterin für Existenzgründung und
Unternehmertum im Saarland.
Neben der Organisation von Veranstaltungen, Seminaren und Vorträgen arbeitet sie
als zertifizierte systemische Coach und bringt dort auch ihre Berufserfahrung aus den
Bereichen Marketing, Kommunikation und Personal ein.
www.silkefreudenberg.com
Der Beitrag Etikette und Ethik. Welche Rolle spielen sie im geschäftlichen Umgang?
erschien zuerst auf Knigge-Rat.
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