VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GRUNDLAGEN Historisch gewachsene Einteilung der Wirtschaftswissenschaften 9 Volkswirtschaftslehre 9 Betriebswirtschaftslehre Mikroökonomie - Wirtschaft als Summe von Einzelwirtschaften Makroökonomie - Wirtschaft als eigenständiges Ganzes Wirtschaften = bewusst mit knappen Gütern umgehen Bedürfnisse – Kaufkraft - Bedarf Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 1 VWL - Grundlagen /2 Wirtschaftlichkeit: Knappheit Güter + Unbegrenztheit der menschlichen Bedürfnisse = „haushalten“, d.h. 9 mit begrenzten Mitteln 9 durch rationales Vorgehen 9 die bestmögliche Bedürfnisbefriedigung erreichen. Ökonomisches Prinzip: Maximalprinzip: Aus einem Bestand an Mitteln soll das Höchstmögliche herausgeholt werden. Minimalprinzip: Ein gesetztes Ziel soll unter Einsatz der geringstmöglichen Mittel erreicht werden. Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 2 VWL - Grundlagen /3 Produktionsfaktoren: Alte: Boden - Arbeit - Kapital Neue: Bildung - technischer Fortschritt Verwendung von Geld: Geschlossene Hauswirtschaften Naturalwirtschaften Geldwirtschaften - kein Tauschvorgang Gut gegen Gut Gut gegen Geld Geld gegen Gut Sozialprodukt: Ist eine mögliche Kennzahl zum Vergleich mit anderen Volkswirtschaften; Grundlage sind Güter- und Einkommensströme Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 3 Sozialprodukt ist die zusammengefasste Wertsumme der Produktion einer Volkswirtschaft Bruttoinlandsprodukt = Wertschöpfung der 3 Wirtschaftssektoren: Primärer Sektor Sekundärer Sektor Tertiärer Sektor Leistungen im Inland, egal ob von inländ. od. ausländ. Wirtschaftseinheiten Bruttosozialprodukt od. Bruttonationalprodukt = Summe wirtschaftlicher Leistungen in einem Land, die von Inländern erbracht werden - egal, ob die Leistung im Inland oder Ausland erbracht wird (Inländerkonzept). Nettosozialprodukt = BSP vermindert um die Abschreibungen. Nach Abzug der indirekten Steuern und Hinzurechnung der Subventionen entsteht das Volkseinkommen. Leistungen, die unentgeltlich von privaten Haushalten bzw. durch Ohne-Rechnung-Geschäfte sind darin nicht enthalten. Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 4 Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 5 Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 6 Grundlegende Ideen und ihre bekanntesten Vertreter / 1 Liberalismus: Grundlage ist das natürliche und angeborene Recht des Individuums, persönliche Freiheit und Entwicklungsmöglichkeiten - darf vom Staat nicht verletzt werden. Strömungen: Physiokraten - Klassiker - Neoklassik Historismus: Nationale Idee fand Einzug in die VWL Sozialismus: Beseitigung sozialer Missstände, Abschaffung von Privateigentum Grenznutzenschule: Wert eines Gutes hängt vom subjektiven Nutzen eines Einzelnen ab - Sättigungsgesetz Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 7 Grundlegende Ideen und ihre bekanntesten Vertreter / 2 Keynesianismus: John Maynard Keynes sah in der Regierungspolitik das Mittel, die Höhe des Volkseinkommens - durch Arbeitsbeschaffungsprogramme - zu beeinflussen; prägte den Begriff Deficit Spending. Spätkeynesianische Theorie: wird praktiziert von USA, Westeuropa; bis heute kein Mittel, das Vollbeschäftigung, stabile Priese, freie Märkte... Sichert. Neue klassische Makroökonomie: geht weg vom Erbe Keynes‘ zu einer neuen klassischen Makroökonomie enthaltsamer Staat und freies Spiel der Kräfte des Marktes. Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 8 Wirtschaftssysteme Wirtschaftsordnung Drei Grundfragen: 1. Was soll hergestellt werden und in welcher Menge? 2. Wie soll produziert werden? 3. Für wen soll produziert werden? Weiter Ordnungselemente: ? ? ? ? ? Wer ist Eigentümer der Produktionsmittel? Welche Markformen und welche Unternehmensformen herrschen vor? Welche Wirtschaftsprinzipien und welche Preisbildungssysteme gelten? Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 9 Abb. 1 Die Wirtschaftssysteme aus Volkswirtschaftslehre Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 10 Wirtschafts- und Sozialpolitik Sozialpartner Zusammenarbeit der großen wirtschaftlichen Interessenverbände untereinander mit der Regierung • Prinzip der Freiwilligkeit • Aufgaben: alle Gebiete der Wirtschafts- und Sozialpolitik Paritätische Kommission besteht aus Vertretern von: ¾ Österreichischer Gewerkschaftsbund (ÖGB), und ¾ Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), ¾ Bundesarbeitskammer (BAK) ¾ Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 11 Österreichische Sozialpartnerschaft Paritätische Kommission - vier Unterausschüsse: ¾ ¾ ¾ ¾ den Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen den Unterausschuss für internationale Fragen den Lohnunterausschuss Wettbewerbs- und Preisunterausschuss Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 12 Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 13 Sozialpartnerschaft in Europa Wirtschafts- und Sozialausschuss (WSA) - Beratungsfunktion Vertreter der Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Agrarwirtschaft Vertrag von Maastricht sozialpolitische Ziele formuliert: 9 Förderung der Beschäftigung 9 Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedienungen 9 Ein angemessener sozialer Schutz 9 Sozialer Dialog 9 Bekämpfung von Ausgrenzung Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 14 Konjunkturlehre und Konjunkturpolitik Konjunktur = ständige Auf und Ab der Wirtschaft Messgrößen der wirtschaftlichen Aktivität: Bruttoinlandsprodukt, Beschäftigungsniveau, Investitionsniveau und Zinsniveau Magisches Vieleck: Leistungsbilanzausgleich Optimales Wirtschaftswachstum Konjunkturgerechte Budgetgestaltung Hohes Beschäftigungsniveau Verteilungsgerechtigkeit Geldwertstabilität Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 15 Konjunkturlehre und Konjunkturpolitik Leistungsbilanz Handelsbilanz: Dienstleistungsbilanz: Gegenüberstellung von Importen und Exporten „unsichtbar“ bezeichneten Importe und Exporte von Dienstleistungen z.B. Frachtkosten, Einnahmen aus Lizenzen, Einnahmen aus Tourismus Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 16 Konjunkturlehre und Konjunkturpolitik Frühindikatoren: ¾Auftragslage ¾Baugenehmigungen ¾Investitionsgüternachfrage ¾.... Präsensindikatoren: ¾Lage am Arbeitsmarkt ¾Industrielle Produktion ¾Einzelhandelsumsätze Spätindikatoren: Hinken Konjunkturverlauf nach und zeigen oft noch Aufwärtsbewegung obwohl bereits ein Abschwung eingetreten ist, und umgekehrt – z.B. Preis Güter des täglichen Bedarfs. Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 17 Konjunkturzyklus Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 18 Konjunkturlehre und Konjunkturpolitik Konjunkturverlauf - theoretisch Phase 1: Rezession - BIP bleibt zeitlang real gleich = Stagnation = Nullwachstum; nur Höhe der Abschreibungen reinvestiert, daher nur Ersatzinvestitionen, Beschäftigungsniveau sinkt, führt zu Einkommensausfälle, gesamtwirtschaftliche Nachfrage sinkt; Arbeitskräfte werden gekündigt; zu Beginn steigen noch Preise langfristig sinkt Konsumgüternachfrage. Phase 2: Depression - Zahl der Arbeitslosen nimmt stark zu - wird größer, Nachfrage gering, weniger konsumiert daher auch weniger produziert, kaum Investitionen, Zinsen sinken - dies fördert Investitionen, Preise verfallen, Kaufkraft steigt wenn Arbeit vorhanden Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 19 Konjunkturlehre und Konjunkturpolitik Konjunkturverlauf - theoretisch Phase 3: Erholung - leicht ansteigendes BIP, am Ende der Depression steigt die Nachfrage. Einstellung von neuen Arbeitskräften, Nachfrage steigt weiter - führt zu höherem Beschäftigungsniveau. Phase 2: Hochkonjunktur - starkes reales Wachstum des BIP‘s, hohes Beschäftigungsniveau, Nachfrage sehr groß; Nachfrageüberhang an Arbeitskräften. Preisauftrieb der Phase 3 beschleunigt sich; höhere Löhne - werden bezahlt da die Arbeitskräfte benötigt werden; Wirtschaft ist überhitzt = BOOM; hohen Lohnkosten auf Preise übergewälzt. Es beginnt das Wechselspiel steigender Preise und Löhne ..... Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 20 Konjunkturlehre und Konjunkturpolitik Konjunkturverlauf - in der Praxis Ziele der Politik: Vollbeschäftigung, Preisstabilität, ein stetig steigendes Produktionspotenzial, außenwirtschaftliches Gleichgewicht Monetarismus - Milton Friedman: Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Stabilität ist gleichmäßige Versorgung mit Geld; steigende Geldmenge bewirkt steigende Nachfrage und umgekehrt Konjunktur steuern durch „Gasgeben“ einerseits und andererseits durch „Ziehen der Geldbremse“. Geschieht mit Hilfe der Zentralbankpolitik. Friedman glaubt an die Selbststeuerungskräfte des Marktes; er hält geringfügige Arbeitslosigkeit für notwendig. Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 21 Konjunkturlehre und Konjunkturpolitik Konjunkturverlauf - in der Praxis Fiskalismus - John M. Keynes: Wirtschaft soll über die Nachfrage gesteuert werden; man bedient sich der Geld-, Einkommens- und v.a. der Fiskalpolitik (Finanzpolitik) - betrieben über öffentliche Haushalte. Fiskalpolitik: Ausgaben-, Steuer- u. Schuldenpolitik Staat soll Instrumentarium als antizyklische Konjunkturpolitik betreiben, d.h. Staat soll in Zeiten Aufschwung die Nachfrage durch Steuererhöhung drosseln, Rücklagen bilden und in schlechten Zeiten als Nachfrager auftreten - „Deficit Spendig Policy“ Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 22 Unternehmenszusammenschlüsse Unternehmenszusammenschlüsse (= UNZS) sind lockere oder feste Verbindungen; con zwei oder mehreren Betrieben; im Vordergrund stehen wirtschaftliche Zwecke; Ziel ist die Erreichung einer stärkeren Marktposition. Kooperation Konzentration - Kartelle und Syndikate - Konsortien - Unternehmensverbände - Konzern - Fusion - Trust Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 23 Geld und Währung Funktion des Geldes: 9 Zirkulatorische Funktion 9 Akkumulatorische Funktion 9 Zahlungsmittelfunktion 9 Rechenfunktion Geldarten: Münzen, Banknoten, Sichteinlagen (Buchgeld) Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 24 Geld und Währung Wert des Geldes: wird ausgedrückt durch die Kaufkraft, kann gemessen werden: 9 international - in Relation zu anderen Währungen 9 Binnenwirtschaftliche Veränderungen schlagen sich in der Veränderung des Preises nieder, um dies zu messen, wird ein Warenkorb gebildet, innerhalb einer bestimmten Zeit wird die Veränderung gemessen Verbraucherpreisindex (VPI). Geld ist Schwankungen unterworfen: Sinkende Kaufkraft Steigende Kaufkraft Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 25 Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 26 Geld und Währung Störung des Geld-Güter-Gleichgewichts: INFLATION - anhaltende Verringerung des Geldwertes - oft auch zu große Geldmenge; entsteht durch Ausgabe neuer Banknoten, oder Ausweitung des Bestandes an Bank- oder Buchgeld (zur Erleichterung der Kreditaufnahme) oder hohe Staatsausgaben, oder Preissteigerungen. Gemessen - VPI Bekämpfung Inflation: ¾ Nachfragedämpfung - z.B. Steuererhöhung, ¾ Einkommens- und Lohnpolitik - Nulllohnrunden ¾ Wettbewerbspolitik - Bekämpfung von Kartellen Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 27 Geld und Währung Störung des Geld-Güter-Gleichgewichts: Deflation - Wirtschaft nicht ausreichend mit Geld versorgt; ist anhaltende Zunahme des Geldwertes bzw. Rückgang des Preisniveaus der Güter, diese werden billiger, Kaufkraft steigt, aber nicht Nachfrage, Konsument hofft, dass Güter noch billiger werden - Angebotsüberhang. Inflation und Deflation stehen in engem Zusammenhang; Inflation bedeutet zu viel Geld, Deflation zu wenig Geld in der Wirtschaft. Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 28 Geld und Währung Störung des Geld-Güter-Gleichgewichts: Stagnation - gleichzeitiges Auftreten von wirtschaftlicher Stagnation und Inflation und bedeutet Nullwachstum, nur Höhe der Abschreibungen investiert, Wirtschaft wächst nominell, aber nicht real. Ursachen: 9 Staatliche Konjunkturpolitik 9 Existenz von Marktungleichgewichten 9 Durchsetzung von Lohnerhöhungen Vertiefende Materialien: Wirtschafts - und Währungspolitikin Österreich und in der Europäischen Union Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 29 Budget und Budgetpolitik Budget 2002 Budget 2004 Abb. 3: ww.bmf.gv.at/Budget/Grundlagen/GliederungdesBudgets/_start.htm (11.05.2004) Abb.4: www.bmf.gv.at/Budget/Budget2004/_start.htm (11.05.2004) Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 30 Budget und Budgetpolitik Budget = Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben Budgetdefizit - Ausgaben > Einnahmen Nettodefizit = Neuverschuldung in einem Jahr (Schuldenzuwachs) Bruttodefizit = Nettodefizit + Schuldentilgungen durch Neuverschuldung Finanzschulden = echte Haushaltsdefizite, über Kapitalmarkt finanziert, eigentliche Staatsschulden Verwaltungsschulden = kurzfristige Kreditsituation, entstehen im Zuge der laufenden Geschäftsabwicklung Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 31 Tourismus Outgoing-Tourismus = Reiseverkehr von Österreichern in Ausland Incoming-Tourismus = Reisen nach Österreich Gesellschaftspolitische Ziele: Friede, Freiheit, Gesundheit, Kultur Ökonomische Ziele: Wohlstand, Wirtschaftswachstum Grenzen des Wachstums, Einkommens- und Vermögensverteilung, Leistungsbilanzausgleich Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 32 Entnommen aus: Charlotte Langer u. Helmut Lichowski: Volkswirtschaftslehre. Verlag für Geschichte und Politik. Wien, 1983 Bruna Bauer, Katharina Kiss, Erhart Priesner: Volkswirtschaft. Trauner Verlag Linz, 4. Auflage 2002 Heinz Brunner: Österreichs Wirtschaft im Überblick 2003/2004. Verlag Orac, Wien 2003 Mag. Regina ZlamalZlamal-Derfler und Mag. Roland Bieber 33