Vom l e t i e h Sc Sohle bis zur Arterielle und venöse Durchblutungsstörungen von Kopf bis Fuß Wer von arteriellen oder venösen Durchblutungsstörungen betroffen ist, hat ein hohes Risiko für Erkrankungen des Herzens, der Beine und anderer Bereiche des Körpers. Besonders bekannte und weit verbreitete Erkrankungen sind der Herzinfarkt, der Schlaganfall und Krampfadern. Zum ersten Mal fand der Medizindialog des EVK im Juli im Kulturbahnhof Overath statt. Ein bis fast auf den letzten Platz mit Besuchern gefüllter Vortragsraum erwartete Dr. Klaus F. Bieber, Chefarzt der Klinik für offene und endovaskuläre Gefäßchirurgie am EVK Bergisch Gladbach, der sich über den Andrang freute. In seinem Vortrag beschäftigte sich der Mediziner mit den unterschiedlichen Formen von Durchblutungsstörungen, deren Symptomen und Therapiemöglichkeiten. Zu Beginn machte Dr. Bieber klar, dass sich viele Probleme schleichend ankündigen und die Betroffenen über lange Zeit nichts 24 StippVisite oder kaum etwas davon merken. „Dabei kann in den meisten Fällen schnell und gut behandelt werden.“ Oft verwechselt – Arterien und Venen „Eine besonders elementare Unterscheidung ist die zwischen Arterien und Venen“, sagte der Mediziner. Arterien befördern sauerstoffreiches Blut in die Peripherie des Körpers, die Venen pumpen sauerstoffarmes zurück zum Herzen. „Verkalkungen der Arterien, auch bekannt als Arteriosklerose, sind ein langsamer und gefährlicher Prozess“, erklärte der Chef-Gefäßchirurg des EVK. Im Unterschied zu Venen sind Arterien sogenannte Endstromgebiete, „eine Art von Einbahnstraße“. Kommt es zu Verengungen oder gar zum Verschluss, wird es ernst: Arteriosklerose droht. Viele Diabetiker haben nicht nur mit der chronischen Erhöhung des eigenen Blutzuckers zu kämpfen – oftmals drückt es im wahrsten Sinne des Wortes im Schuh. Das diabetische Fußsyndrom stellt eine bei Diabetikern gefürchtete Folgeerkrankung von Diabetes mellitus dar. Infolge der diabetischen Polyneuropathie, einer Verschlusskrankheit vor allem der Unterschenkelschlagadern, sowie durch Infektionen entstehen Läsionen der Füße. Bei der arteriellen Verschlusskrankheit bilden sich zunächst Fettstreifen in den Gefäßen, die dann im Laufe der Zeit zu erheblichen Verkalkungen führen. Im Gegensatz zu den arteriellen stehen die venösen Erkrankungen – beispielsweise in Form von Krampfadern. Die Ursache für Krampfadern liegt in einer genetisch übertragenen Bindegewebsschwäche, die wiederum die Arbeitsweise der Venenklappen behindert. Berufsbedingtes, langes Stehen oder Sitzen fördert die Entstehung von sogenannten Varizen, da sich das Blut aufgrund des Bewegungsmangels in den entsprechenden Regionen stauen kann. Symptome erkennen Für den Laien ist es oftmals schwierig selbst zu erkennen, ob er an einer Erkrankung der Vene oder Arterie leidet. Der EVK-Mediziner hält deshalb erste Hinweise bereit, an denen sich Betroffene orientieren können: „Venöse Symptome sind beispielsweise Überwässerung der Gliedmaßen oder bläuliche Haut. Bei Arterienerkrankungen haben Patienten oft sehr schmale Beine, kalte und blasse Haut und teils dauerhafte Schmerzen bei Bewegungen“. So unterschiedlich die Symptome sind, so unterschiedlich sind auch die Probleme, die venöse oder arterielle Erkrankungen mit sich führen können. „Thrombose, Lungenembolie oder eine offene Stelle, beispielsweise am Bein oder Fuß – das sind venöse Probleme, die nicht mit Kompressionsstrümpfen behandelt werden können“, listete Dr. Bieber auf. Arterielle Beeinträchtigungen beginnen oftmals mit einer fortschreitenden Durchblutungsstörung, in der Folge ist ein Herzinfarkt möglich, aber auch Schlaganfall oder Amputationen betroffener Körperpartien. Dr. Bieber: „Eine frühzeitige Erkennung lässt es hierzu gar nicht erst kommen.“ Diagnose Bei der Diagnose von Durchblutungsstörungen kommen am EVK unterschiedliche DiagnostikVerfahren zum Einsatz. Neben einem einführenden, intensiven Anamnese-Gespräch inklusive einer visuellen Untersuchung des Patienten, nutzt das EVK die farbcodierte Duplexsonographie. Für Dr. Bieber ist dies eine der modernsten Methoden, um eine entsprechende Diagnose zu stellen. Hier werden die Gefäße und der Blutfluss innerhalb der Gefäße auf einem Ultraschallbild farblich sichtbar gemacht. Mittels computertomographischer Bilder werden bei der Angiographie Gefäßverengungen oder Blutungen aufgespürt. Engstellen können bei dieser Röntgenuntersuchung sehr gut wiedergegeben werden. Zusätzlich steht die Kernspintomographie zur Verfügung. Dabei erstellen elektromagnetische Felder Schnittbilder, die einen tiefen Einblick auf die Struktur und Funktionstüchtigkeit der Gefäße geben. „Das ist ein schonendes Verfahren, da es nichtinvasiv arbeitet, also nicht mit einem Katheter von außen in den Körper eindringt.“ Zusätzlich besteht seit Januar 2013 die Möglichkeit der intraoperativen C0 2 -Angiographie ohne Kontrastmittel und ohne Nierenbelastung. Mit dieser Methode kann ein arterieller Verschluss erkennbar gemacht werden. Dr. Klaus F. Bieber StippVisite 25 Beispiele für Durchblutungsstörungen 1) Bauch-Aorten-Aneurysma Oftmals nicht vermutet, kann auch der Bauch von Durchblutungsstörungen betroffen sein. Unter einem Bauch-AortenAneurysma verstehen Mediziner die krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader. Die häufigste Ursache für ein BauchAorten-Aneurysma ist der Bluthochdruck. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Darüber hinaus wird eine familiäre Häufung beobachtet. Als besonders kritisch erachtet Dr. Bieber die Tatsache, dass die meisten Bauch-Aorten-Aneurysmen vom Patienten nicht bemerkt werden. Sollte der Fall eintreten, dass ein Bauch-Aorten-Aneurysma platzt, „tritt ein lebensbedrohlicher Zustand ein, der nur durch einen sofortigen, chirurgischen Eingriff zu beheben ist.“ Damit es zu solch einer gefährlichen Situation gar nicht erst kommt, stehen unterschiedliche Diagnose-Verfahren zur Verfügung. „Wir tasten den Bauch ab, führen eine ausführliche Ultraschalldiagnostik oder eine Computertomographie durch“, erklärte Dr. Bieber. Sollte im Rahmen der Diagnose festgestellt werden, dass das Bauch-Aorten-Aneurysma zu groß ist, hilft nur noch eine Operation. Dr. Bieber: „Wir nutzen zwei Ansätze: Zum einen den offenen Eingriff, bei dem wir den Bauch öffnen, das Blutgefäß abklemmen 26 StippVisite und eine Prothese einsetzen. Je nach Ausdehnung muss es eine sogenannte Y-Prothese sein.“ Als weitere Maßnahme besteht die Möglichkeit, über zwei kleine Schnitte im Bereich der Leiste eine Prothese und gegebenenfalls einen Stent (Gefäßstütze) einzusetzen, um das Aneurysma zu stützen und auszuschalten. „Der Eingriff ist schonender, weil die Bauchhöhle nicht geöffnet wird. Insgesamt ist er für den Patienten sehr verträglich“, sagte Dr. Bieber. Als Risikofaktoren, die zu einem solchen Bauch-Aorten-Aneurysma führen können, nannte Dr. Bieber „familiäre Vorbelastung, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes, Bewegungsarmut und Fettleibigkeit.“ 2) Arterielle und venöse Beinerkrankungen Diese Form der Durchblutungsstörungen ist weit verbreitet. Zur Diagnose vertraut Dr. Bieber auf die gründliche Untersuchung von Hand und Auge. Des Weiteren können Patienten am EVK einer arteriellen Messung der Druckverhältnisse unterzogen werden. Eine farbcodierte Ultraschalluntersuchung, die radiologische CT-Gefäßdarstellung und eventuell eine Magnetresonanztomographie sorgen für Gewissheit. Welche Therapiemöglichkeiten haben Betroffene? Die Arteriosklerose im Bereich der Beine kann konservativ (mit Medikamenten) oder invasiv behandelt werden. Unter der invasiven Therapie werden die interventionelle (durch Aufdehnung oder Stent) und die operative Therapie zusammengefasst. Dr. Bieber erläuterte letztere: „Wir können den Kalk herausschälen, um die Situation zu verbessern. Oder wir legen einen Bypass, um den optimalen Blutstrom wiederherzustellen.“ Als Bypassmaterial können übrigens auch körpereigene Venen dienen. Dort, wo es möglich ist, kommt auch der Stent zum Einsatz. Eine weitere Behandlung richtet sich nach dem Verkalkungsgrad der Arterien und dem Zustand der Gefäße. „In leichten Fällen kann bereits eine medikamentöse Therapie den gewünschten Erfolg bringen“, sagte Dr. Bieber. „Hier greifen wir auf Medikamente wie ASS, Plavix oder Pletal zurück, die den Blutfluss verbessern. Regelmäßige Kontrollen sind natürlich unabdingbar.“ 3) Krampfadern Insbesondere für Frauen stellen Krampfadern und Besenreiser ein kosmetisches Problem dar. Dazu kommt es wenn die Venen der Beine von Erweiterungen und Klappenschwäche betroffen sind. Wichtig zu wissen: Besenreiser sind aufgrund ihrer Ausdehnung und Farbe zwar nicht schön anzusehen, gefährlich sind sie aber nicht. Besenreiser werden daher auch als kleine Varizen bezeichnet. Große Varizen, auch Krampfadern genannt, können hingegen zu einem Problem werden. Von Krampfadern sind sowohl Frauen als auch Männer betroffen. Venen sind dafür da, das Blut zurück zum Herz zu transportieren. Ist dieser Rückfluss durch eine Fehlfunktion der Venenklappen gestört, fließt das Blut langsamer und es bilden sich im Laufe der Zeit Krampfadern. Die Ursache für Krampfadern liegt oft in einer genetisch übertragenen Bindegewebsschwäche, die wiederum die Arbeitsweise der Venenklappen behindert. Berufsbedingtes, langes Stehen oder Sitzen fördern die Entstehung von Varizen, da sich das Blut aufgrund des Bewegungsmangels in den entsprechenden Regionen stauen kann. Aber auch Übergewichtige oder Schwangere können von diesem Problem vermehrt betroffen sein. In diesem Fall spricht Dr. med. Klaus Bieber von einem primären Krampfaderleiden. Von einem sekundären Krampfaderleiden spricht der Mediziner, wenn abgelaufene Venenentzündungen oder Thrombosen Krampfadern bilden. Entweder sind die großen Venen (Stammvarizen) betroffen oder die kleineren Gefäße. Aus diesen wiederum können sich Besenreiser entwickeln. Für Patienten ein erster sichtbarer Hinweis auf die Entstehung von Krampfadern. Folgende Therapiemöglichkeiten stehen am EVK zur Beseitigung von Krampfadern zur Verfügung - die jeweilige Therapie wird in enger Absprache zwischen Patient und Dr. Bieber und seinem Team erstellt: Bei der sogenannten CHIVA-Methode, einem operativen Eingriff, soll die Vene größtenteils erhalten werden. Dort, wo das Blut in die falsche Richtung fließt, wird die Krampfader durch winzige Schnitte hervorgezogen und mit einem winzigen Faden abgebunden. In seltenen Fällen muss das Krampfaderleiden dann doch durch die konventionelle Stripping-OP komplettiert werden. Eine Option stellt die Crossektomie und das Stripping dar. „Bei der Crossektomie werden in der Leiste alle in die tiefe Beinvene einmündenden Verbindungen zwischen den oberflächlichen Krampfadern und der tiefen Beinvene unterbunden und durchtrennt“, erläuterte Dr. Bieber. Im Anschluss daran folgt nach dem Stripping, dem Herausziehen der Stammvene, dann die Miniphlebektomie, für Dr. Bieber ein wichtiges Verfahren: Die erkrankte Vene wird mitsamt ihrer Seitenäste durch kleine Hautschnitte mit einem Häkchen aus dem Bein herausgezogen. Es verbleiben nur kleine punktförmige Wunden, die wie ein Insektenstich abheilen. Zudem gibt es die Schaumsklerosierung. Hier wird Verödungsschaum direkt in die Krampfader gespritzt. Der Schaum wiederum enthält Substanzen, die im Gefäß eine Entzündung auslösen und so die Vene verschließen. Die Krampfader verschließt sich schließlich. „Für mich ist diese Methode jedoch nicht die erste Wahl unter den Behandlungsmöglichkeiten“, resümierte der Mediziner. Shaving-Methode - bei Wunden an Fuß oder Bein gibt es StippVisite 27 am EVK die Möglichkeit, die Shaving-Therapie einzusetzen. Die Shaving-Therapie ist eine chirurgische Vorstufe der Wundbehandlung: Die Wunde wird regelrecht abrasiert und mittels Spalthaut, die zum Beispiel vom Oberschenkel stammen kann, abgedeckt. Anschließend kann der Heilungsprozess beginnen. Reduktion oder der Verzicht von Alkohol und Nikotin, eine Gewichtsreduktion sowie die Kontrolle des Cholesterinspiegels und der Blutfettwerte. Eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung und die ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit, um das Blut geschmeidig zu halten, runden die Nachsorge ab. Nach- und Vorsorge Bei venösen Erkrankungen kann das Risiko von Thrombosen minimiert werden, indem folgende Regeln nach einer KrampfaderBehandlung beachtet werden: Viel Bewegung und ausgedehntes Stehen und Sitzen vermeiden. Die anschließende Entspannungsphase ist allerdings ebenfalls wichtig. Bei arteriellen Problemen sollten vor allem Risikofaktoren minimiert werden. Dazu gehören die 28 StippVisite Ihr Ansprechpartner am EVK zum diesem Thema ist Dr. med. Klaus F. Bieber, Chefarzt der Klinik für offene und endovaskuläre Gefäßchirurgie Telefon 02202 122-2310 (Sekretariat) Terminabsprache zur Sprechstunde Telefon 02202 122-2330