Schön der Reihe nach!

Werbung
12_Reihe_nach
14.11.2007
INNOVATIONS
17:22 Uhr
Seite 12
FRANCHISEKONZEPTE
Schön der Reihe nach!
Fitnesszirkel – was ist dran an dem neuen Trend?
Ein Boom in der deutschen Fitnessbranche ist nicht mehr aufzuhalten:
Sehr kleine Fitnessstudios von 80
bis 150 m2 schießen wie Pilze aus
dem Boden. In Deutschland gibt es
neben zahlreichen Einzelunternehmern auch eine bedeutende Anzahl
an Franchisegebern, die sich voll
und ganz dem Zirkelkonzept
verschrieben haben.
anch ein Fitnessinteressierter
mag sich verwundert die Augen
reiben, wenn er zufällig solch
ein Studio betritt, erinnert doch nichts an
einen modernen Fitnesstempel. In einem
Raum, ja fast kann man von einem Räumchen sprechen, ist alles untergebracht,
was das Konzept benötigt. Kernstück ist
ein Gerätezirkel mit meistens zehn Kraftstationen und ebenso vielen Zwischenstationen. Diese Zwischenstationen bestehen aus einem Step oder aus einem sogenannten Recoverboard (eigentlich nur ein
einfaches Brett, welches leicht federt), auf
dem Übungsformen durchgeführt werden,
die aus dem Aerobic oder Stepaerobic bekannt sind und die Ausdauer trainieren.
Außer den Geräten findet der erstaunte Beobachter weiter nichts, was an ein
Fitnessstudio erinnert: keine Fahrräder,
keine Laufbänder, keine Crosstrainer. Weit
und breit ist kein Kursraum und damit
auch kein Yoga-, Pilates- und BBP-Kurs zu
finden. Kinderbetreuung, Bistro oder
großzügiger Wellness-Bereich? Fehlanzeige! Häufig kann man nicht einmal eine
Dusche oder eine normale Umkleidekabine mit Spinden finden. Alles in allem eine
sehr spartanische Ausstattung, wenn man
sie mit herkömmlichen Fitnessstudios
vergleicht.
Auch trainiert wird hier etwas anders:
Station folgt auf Station. Gewechselt wird
das Gerät nicht, wenn eine bestimmte
Wiederholungszahl erreicht ist (bekannt
ist ja: 10 Wiederholungen für Muskelauf-
Foto: Mrs. Sporty
M
12
body LIFE 12 I 2007
12_Reihe_nach
14.11.2007
17:23 Uhr
Seite 13
FRANCHISEKONZEPTE
bau und 20 Wiederholungen für Straffung), sondern wenn eine vorgegebene Zeit abgelaufen ist.
Meistens wird ein Ampelsystem für die Aufforderung zum Gerätewechsel eingesetzt. Eine Grünphase (hier wird gearbeitet) von z.B. 60 Sekunden
und eine Rotphase (hier wird Pause gemacht und
das Gerät gewechselt) von 30 Sekunden bewirken,
dass eine Trainingseinheit nur noch 30 Minuten
dauert.
Wenn sich unser Fitnessbegeisterter jetzt auch
noch die Öffnungszeiten ansieht, bleibt wahrscheinlich endgültig nur noch verwundertes Kopfschütteln übrig. Jedes Studio, das etwas auf sich
hält, ist doch bestrebt, mindestens 12 bis 14 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr
seine Pforten offen zu halten. Nicht so bei den Fitnesszirkeln. Hier findet man selten Öffnungszeiten
von mehr als 40 Stunden die Woche. In der Mittagszeit und auch an Sonn- und Feiertagen sind
die Studios grundsätzlich geschlossen.
Und das soll ein Fitnessstudio sein? Recht hat
der, der jetzt denkt: „Da können doch wieder nur
die Amis dahinterstecken!“ Wie so viele Trends aus
unserer Branche, kommt auch dieser aus Amerika.
Historie: der Vorreiter
Der Vorreiter unserer deutschen Fitnesszirkel ist
die amerikanische Firma „curves“, die 1992 das erste Studio in Texas eröffnete. Schnell expandierte
das Unternehmen, so dass zehn Jahre später schon
über 5.000 Franchiseunternehmen existierten und
heute über 10.000 Studios weltweit gezählt werden. Erst 2004 schwappte die Welle langsam auch
nach Deutschland und die ersten Studios wurden
eröffnet. Dann jedoch ließ sich der Boom nicht
mehr stoppen und wir zählen heute ungefähr 400
Fitnesszirkel. Bis zum Jahre 2010 sind sogar 4.000
Studios bundesweit prognostiziert. Eine fast unglaubliche Zahl, wenn man bedenkt, dass es im
Moment ca. 5.600 herkömmliche Studios gibt und
deren Zahl seit Jahren abnimmt. Wie sehr Zirkelkonzepte mittlerweile auch bei uns in Mode sind,
lässt sich auch an der Zahl der Anbieter von Trainingsgeräten erkennen. Stellten auf der FIBO 2006
nur vereinzelt Anbieter einen Zirkel aus, hatten auf
der FIBO 2007 nahezu alle namhaften Gerätehersteller solch einen in ihrem Programm.
Einige Studiobesitzer haben einen Gerätezirkel
in ihr normales Studio integriert oder sogar ein
zweites Studio, in dem nur Zirkeltraining angeboten wird, eröffnet. Daneben gibt es immer mehr
Einzelunternehmer und Franchisegeber, die sich
nur auf die Fitnesszirkel spezialisiert haben.
Zielgruppe: die Hausfrau
Welche Menschen treibt es nun zum Training in
solche Studios, wo doch jeder normale Fitnessenthusiast nur die Nase rümpfen würde? Der klassische Kunde ist weiblich, über 40 Jahre alt und
kämpft schon lange mit Übergewicht. Wirklich
Sport getrieben, und das vielleicht sogar in einem
Fitnessclub, hat die Kundin nie und sie wird auf
INNOVATIONS
das etwas andere Studio in der Regel durch eine
Weiterempfehlung aufmerksam. Sie ist froh, dass
ihr Studio nicht so ein Fitnesstempel ist, und wird
gerade von dem meist unspektakulären Ambiente
angesprochen. Bisher wurden ihre Bedürfnisse
nach Bewegung immer von Berührungsängsten
und übertriebenen Fitnessidealen unterdrückt und
sie ist glücklich, unter ihresgleichen zu sein. In ihrem neuen Studio trainiert fast jede Frau in weitem
T-Shirt und Jogginghose und niemand braucht neidisch auf gestylte Supermodels zu schielen oder –
noch viel schlimmer – sich von männlichen Mitgliedern belächeln zu lassen. Da der Spaß an der
Bewegung schon vor Langem abhanden gekommen ist, ist die Kundin froh, dass die schwitzende
Dame neben ihr meist genau die gleichen Probleme hat wie sie selbst: Schwitzen und Anstrengung
findet sie auch nicht wirklich toll und so kommt ihr
das Training von nur zwei- bis dreimal pro Woche
über 30 Minuten sehr entgegen. Die Kunden in den
Zirkelstudios möchten mit möglichst wenig Aufwand möglichst effektiv trainieren.
Vorteil: der besondere Reiz
Der besondere Reiz des Zirkelstudios gegenüber
einem normalen Fitnessclub liegt in der Möglichkeit, die Betreuung um ein Vielfaches intensiver zu
gestalten, als es normalerweise üblich ist. Zwar ist
nie mehr als ein Trainer anwesend, jedoch ist dieser permanent für seine Kunden da. Die Kundin
hat bei jedem Training einen Trainer an ihrer Seite,
da es störende Ablenkungen des Trainers durch
Thekendienste oder Ähnliches nicht gibt. Man
könnte sagen, dass in den Fitnesszirkeln ein Personaltraining bzw. ein Kleingruppenpersonaltraining
angeboten wird. Sogar wenn neue Kunden eingewiesen werden, ist der Trainer die ganze Zeit präsent, da sich das gesamte Training auf sehr kleiner
Fläche abspielt. Durch die geringe Anzahl an Mitarbeitern (in der Regel bis drei) und Mitgliedern
(max. 300) sind den Trainern die Kunden bestens
bekannt. Anonymität gibt es nicht, jeder kennt jeden.
Charakteristisch an den modernen Fitnesstempeln ist, dass jedes Mitglied überwiegend für sich
alleine trainiert. Dies ist bei den Fitnesszirkeln anders. Durch die kreisförmige Aufstellung der Geräte
trainieren die anwesenden Kunden immer zusammen, so dass eine Eigendynamik in der Gruppe entsteht. Training macht durch das Miteinander auf
einmal Spaß und ist nicht mehr so langweilig. Ist
einmal nur ein Kunde zum Training da, ist eben der
Trainer zur Stelle, der unterstützend und motivie-
쑺
body LIFE 12 I 2007
13
12_Reihe_nach
14.11.2007
INNOVATIONS
H
17:23 Uhr
Seite 14
FRANCHISEKONZEPTE
Calory coach
Anzahl der Studios: 111
Geplant bis 2010: 350
Franchisegebühr: Einstiegsgebühr 7.300,– Euro, monatlich 450,– Euro
Beiträge für die Mitglieder: k.A.
Geräte: 11 Hydraulikgeräte und 11 Stepboards
Qualifikation Trainer: fachliche Qualifikation erwünscht, aber eigene Schulungen
Zielgruppe: Frauen, die übergewichtig sind oder sich übergewichtig fühlen
Ernährungskonzept: wöchentliche Vorträge, begleitendes Buch, Kochbuch und Kalorienführer
Dusche/Umkleide: eine Dusche, kleine Umkleide
Mitglied im deutschen Franchiseverband: ja
Besonderheiten: Kosten umsatzunabhängig, keine versteckten Kosten
H
Slimlife
Anzahl der Studios: 5
Geplant bis 2010: kein festgeschriebenes Ziel. Da Slimlife einen Großteil der Kosten übernimmt, müssen sich die Franchisenehmer bewerben
Franchisegebühr: Der Franchisenehmer investiert in Dekorationen und Umbauten (wenn nicht
vom Vermieter getragen). Der Gerätepark, PC etc. wird von Slimlife übernommen. Die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen werden geteilt
Beiträge für die Mitglieder: 29,95 Euro monatlich, Aufnahmegebühr 0–99 Euro,
Kartengebühr 25,– Euro
Geräte: 8–10 Hydraulikgeräte, 9–11 Boards, in gemischten Studios life circuit Serie
von life fitness
Qualifikation Trainer: bevorzugt Franchisenehmer mit Trainerlizenz oder zumindest jahrelanger
Trainererfahrung
Zielgruppe: Männer und Frauen, Ziel ist Fitness in persönlicher Atmosphäre zum
günstigen Preis
Ernährungskonzept: Nahrungsergänzungsmittel, Seminare, Bücher
Dusche/Umkleide: Einzelumkleiden und Einzelduschen
Mitglied im deutschen Franchiseverband: nein
Besonderheiten: Der Franchisenehmer sorgt für die Reinigung und Aufrechterhaltung des Trainingsbetriebs, sämtliche Personalkosten gehen zu dessen Lasten. Slimlife übernimmt sämtliche Verwaltungsaufgaben und führt das Marketing durch. Alle Kosten in diesem Zusammenhang gehen zu Lasten von Slimlife. Außerdem übernimmt Slimlife die Ausbildung des Personals. Jede Partei muss über seine 50% der Beiträge die verteilten Aufgaben bestreiten
14
H
body LIFE 12 I 2007
Mrs. Sporty
Anzahl der Studios: 102
Geplant bis 2010: 700
Franchisegebühr: Einstiegsgebühr 29.900, – Euro inkl. Fitnessgeräte, monatlich 5,3%
vom Umsatz, mindestens jedoch 345,– Euro und Werbefond 2,3% vom Umsatz, mindestens 145,– Euro
Beiträge für die Mitglieder: k.A.
Geräte: 8 Hydraulikgeräte, 8 Boards
Qualifikation Trainer: keine Qualifikationen nötig, Praktikum in einem Club und sechstägige Schulung in Fitness, Ernährung und Verkauf
Zielgruppe: Frauen ab 35
Ernährungskonzept: ein Ernährungsabend und persönliche Unterlagen
Dusche/Umkleide: keine Duschen, Einzelumkleiden
Mitglied im deutschen Franchiseverband: ja
Besonderheiten: Steffi Graf ist Gesellschafterin
My bellissima
Anzahl der Studios: 32
Geplant bis 2010: 120
Franchisegebühr: Einstiegsgebühr 9.900,– Euro, monatlich 490,– Euro inklusive Werbegebühr
Geräte: 10 Hydraulikgeräte, 11 Boards, 1 Rollenmassage, 1 Bandmassage – 19.900,– Euro
Beiträge für die Mitglieder: wöchentlich 12,– Euro, Aufnahmegebühr 149,– Euro
Qualifikation Trainer: keine Qualifikation nötig, eigene Schulung: 5 Tage Verkauf, 2 Tage Ernährung, 2 Tage Fitness
Zielgruppe: Frauen 40+
Ernährungskonzept: 1-mal/Woche Themenabend (Cellulite und Ernährung)
Dusche/Umkleide: eine Dusche und Sammelumkleide
Mitglied im deutschen Franchiseverband: ja
Besonderheiten: nach eigenen Angaben das beste Vertriebs- und Controllingsystem
H
Contours
Anzahl der Studios: 8
Geplant bis 2010: 40
Franchisegebühr: Gebietsschutz 1.900,– Euro und Einstiegsgebühr 8.000,– Euro, monatlich 490,– Euro
Beiträge für die Mitglieder: ab 39,– Euro, Aufnahmegebühr 69,– Euro
Geräte: mit Steckgewichten
Qualifikation Trainer: keine Qualifikation nötig, fünftägige Ausbildung für die Bereiche
Marketing, Verkauf, Kundenbetreuung und Ernährung, ansonsten „training on the job“
Zielgruppe: Frauen zwischen 20 und 80
Ernährungskonzept: Dr. Pape
Dusche/Umkleide: Einzelduschen, Umkleiden je nach örtlichen Gegebenheiten
Mitglied im deutschen Franchiseverband: nein
Besonderheiten: Das Konzept besteht (optional) neben den Säulen Bewegung und Ernährung noch aus dem Mentaltraining
Curves
Anzahl der Studios: 8
Geplant bis 2010: 1.200
Franchisegebühr: Zirkel 1 mit 8 Geräten und 8 Boards ca. 27.000,– Euro; Zirkel 2 mit 10 Geräten und 10 Boards ca. 31.500,– Euro, monatlich ca. 350,– Euro und Werbefond zwischen
65,– und 280,– Euro
Beiträge für die Mitglieder: 49,– Euro monatlich, 149,– Euro Aufnahmegebühr
Geräte: 8 oder 10 Hydraulikgeräte und ebenso viele Boards
Qualifikation Trainer: keine Qualifikation nötig, fünftägige Schulung in London
Zielgruppe: übergewichtige Frauen
Ernährungskonzept: k.A.
Dusche/Umkleide: keine Duschen, Einzelumkleiden
Mitglied im deutschen Franchiseverband: nein
Besonderheiten: Das amerikanische Original auch in Deutschland, alle Franchisegebühren
müssen in US-Dollar beglichen werden, es entstehen zu Beginn zusätzliche Kosten durch
Versand und Zoll
H
H
H
Ruck Zuck
Anzahl der Studios: 25
Geplant bis 2010: 250–300
Franchisegebühr: keine Einstiegsgebühr, monatlich 399,– Euro
Beiträge für die Mitglieder: 5,– bis 15,– Euro wöchentlich, 39,99 Euro Aufnahmegebühr
Geräte: Hydraulik, wegen der besseren Haltbarkeit aus eigener Produktion
Qualifikation Trainer: 6 Monate Schulung mit Studienheften, Nahphase und Abschlussprüfung. Wer die Prüfung nicht besteht, kann nicht eröffnen. Vertragliche Regelung
über mindestens zwei Fortbildungen pro Jahr
Zielgruppe: Frauen 45+
Ernährungskonzept: Logi nach Nicolai Worm in Gebühr enthalten, wöchentliche Treffen
mit den Mitgliedern
Dusche/Umkleide: Einzelduschen und Einzelkabinen
Mitglied im deutschen Franchiseverband: ja
Besonderheiten: Trainerqualifikation, Ernährungskonzept, Gesundheitszeitung für
alle Mitglieder
H
Simply fit
Anzahl der Studios: 6
Geplant bis 2010: ca. 20
Franchisegebühr: Einstiegsgebühr 3.000,– Euro, monatlich 300,– Euro
Beiträge für die Mitglieder: 30,– bis 40,– Euro monatlich, Aufnahmegebühr 69,– Euro
Geräte: Switching (Training im Stand mit Steckgewichten), keine Zwischenstationen,
dafür aber Ausdauergeräte
Qualifikation Trainer: Dipl.-Sportl. und Physiotherapeuten, da mit den Krankenkassen
nach §20 abgerechnet wird
Zielgruppe: Frauen 45+
Ernährungskonzept: ein Ernährungsabend
Dusche/Umkleide: Einzelduschen und Umkleiden
Mitglied im deutschen Franchiseverband: ja
Besonderheiten: Kooperation mit Krankenkassen, Kursraum für die Präventionskurse,
gute Trainerqualifikation, warmes Ambiente der Studios, Studios auch in Polen
쑺
12_Reihe_nach
14.11.2007
INNOVATIONS
17:24 Uhr
Seite 16
FRANCHISEKONZEPTE
Training in spartanischem, aber ansprechendem Ambiente
rend eingreift. So fängt der „innere Schweinehund“ gar nicht erst an zu bellen und die
Kunden werden zu einem langfristigen
und nachhaltigen Sporttreiben motiviert.
Eine Konkurrenz zu den herkömmlichen Studios besteht in der Regel nicht.
Die 6% der deutschen Frauen, die schon in
einem Studio trainieren, werden nur in
ganz seltenen Fällen in einen Fitnesszirkel
wechseln. Sie werden in einem modernen
Studio besser bedient, da sie wahrscheinlich eher zu der Gruppe der jungen Menschen oder der Singles gehören. Diese
Gruppe reagiert verstärkt auf Motiv- und
Emotionssysteme wie Leistung, Statussymbole, Perfektion, aktiv sein, in sein sowie sehen und gesehen werden. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass
dieser Gruppe nur ein Anteil von ca. 9%
der weiblichen Bundesbürgerinnen zuzuordnen ist. Der Großteil dieser Zielgruppe
ist durch die herkömmlichen Fitnessstudios bereits abgedeckt. In einem Fitnesszirkel trainieren dagegen überwiegend ältere Frauen, die eine Familie haben. Deren Wertesystem ist eher den Bereichen
Vertrauen, Qualität, Wärme, Beratung,
Gesundheit und Treue zuzuordnen. Wenn
man nun bedenkt, dass diesem Typ ca.
46% der weiblichen Bundesbürger angehören, gibt es ein gigantisches Potenzial
für die Zirkelkonzepte. Hier wird eine Zielgruppe angesprochen, die durch die bisherigen Fitnesskonzepte nicht erreicht
wird, wodurch sich auch die enorme Zahl
von prognostizierten 4.000 Fitnesszirkeln
bis zum Jahre 2010 erklärt.
Auch für den Inhaber haben die Zirkelkonzepte deutliche Vorteile gegenüber
herkömmlichen Studios. Alles entscheidend sind sicherlich die Investitionskos-
16
body LIFE 12 I 2007
ten. Diese liegen für ein normales Studio
heutzutage in der Regel bei 300.000,–
Euro aufwärts. Bei den kleinen Zirkelstudios liegt diese Summe nur zwischen
30.000,– und 60.000,– Euro. Ein nicht unerheblicher Vorteil, wenn man bedenkt,
dass Banken der Fitnessbranche heutzutage sehr skeptisch gegenüberstehen und
eine Finanzierung auf Grund des zu hohen
Risikos häufig ablehnen. Bei einer Investitionssumme von nur 50.000,– Euro ist die
Fremdfinanzierung wesentlich einfacher
zu bewerkstelligen. Auch die laufenden
Kosten betragen nur einen Bruchteil des-
Qualifikation der Trainer. Wird heute in
den herkömmlichen Studios immer mehr
Wert auf eine sehr gute Ausbildung und
auf die Nutzung von Fortbildungen gelegt,
haben die Franchisenehmer häufig keine
fachspezifische Qualifikation. Oft werden
sogar Hausfrauen als Franchisenehmer
gesucht, die dann natürlich keinerlei fachliches Know-how haben. Zwar werden von
den Franchisegebern Schulungen angeboten, doch dauern diese nur zwischen fünf
und neun Tagen. Wie in dieser sehr kurzen
Zeit eine angemessene Qualifikation erreicht werden soll, zumal die Schulungen
nicht nur die Grundlagen des Fitnesstrainings vermitteln, sondern auch über Ernährung und schwerpunktmäßig sogar
über den Bereich Verkauf und Marketing,
bleibt leider undurchsichtig. Hier sollte im
Interesse der gesamten Branche auf eine
bessere Qualifikation der am Kunden arbeitenden Trainer geachtet werden.
Verbesserungswürdig ist häufig auch
die Geräteausstattung, da bei den meisten Franchisegebern hydraulische Geräte
eingesetzt werden. Dies bedeutet, dass es
beim Training keine exzentrische Phase
gibt, sondern an einem Gerät Agonist und
Antagonist trainiert werden. Gerade exzentrisches Training ist jedoch aus trainingswissenschaftlicher Sicht sehr sinnvoll und effektiv. Außerdem sind diese
nachgebenden Belastungen alltagsnah,
was eine hohe Bedeutung gerade beim
Training mit älteren Menschen hat. Hinzu
Reduktion von Defiziten
sen, was ein großes Studio veranschlagt.
Meistens wird schon zwischen 80 und 120
Mitgliedern rentabel gearbeitet.
Franchiseunternehmen
in Deutschland
In Deutschland gibt es mittlerweile neben
zahlreichen Einzelunternehmern auch eine bedeutende Anzahl an Franchisegebern. Sie bieten den Inhabern die Möglichkeit, an bereits bestehenden Konzepten zu partizipieren. Geräte, Preisgestaltung und Marketing sind dann in den
meisten Fällen vorgegeben. Eine Auswahl
der wichtigsten und größten Zirkel-Franchisegeber in Deutschland werden auf
Seite 14 kurz vorgestellt.
Defizite der Franchisegeber
Das größte Defizit liegt mit absoluter Sicherheit in der häufig sehr ungenügenden
kommt, dass der Widerstand bei den Geräten häufig nur sehr gering und teilweise
überhaupt nicht zu verändern ist. Trainingsfortschritte können dadurch nur sehr
begrenzt erzielt werden. Die dann gegebene Empfehlung, für eine Erhöhung des
Widerstandes schneller zu arbeiten, widerspricht jeder vernünftigen Bewegungsanweisung. Die Regel besagt, langsam
und gleichmäßig zu trainieren, um die Gelenke nicht zu überlasten. Auch der häufig
genannte Grund der Zeitersparnis durch
ein Training an diesen Geräten kann nicht
nachvollzogen werden. Wenn in einer Minute z.B. Adduktoren und Abduktoren
trainiert werden, wird de facto jede Muskelgruppe nur 30 Sekunden beansprucht.
Bei einem herkömmlichen Gerät wird jedoch die gleiche Muskelgruppe eine Minute lang trainiert. Um bei Hydraulikgeräten den gleichen Trainingseffekt zu erzie-
12_Reihe_nach
14.11.2007
17:24 Uhr
Seite 17
FRANCHISEKONZEPTE
len, müsste also die Übung zwei Minuten
lang ausgeführt werden, womit die angebliche Zeitersparnis wieder zunichte gemacht wird.
Knackpunkt:
Ambiente der Studios
Dringend verbesserungswürdig ist auch
das Ambiente einiger Studios. Warum
sind viele Zirkelkonzepte so lieblos eingerichtet? Steht den Damen nicht auch eine
schöne und gemütliche Atmosphäre zu?
Warum wird vorausgesetzt, dass Frauen
nach dem Training nicht sofort duschen
möchten? Sicherlich sind es nicht viele,
die dies in Anspruch nehmen, aber vorauszusetzen, dass niemand danach mal
ausgehen möchte oder zur Arbeit muss,
ist nicht gerechtfertigt. Muss hier alles
dem Preisdiktat, das Studio möglichst billig zu machen, zum Opfer fallen? Passt das
wirklich zu der Zielgruppe, die die Fitnesszirkel ansprechen?
Hier würde sicherlich eine etwas genauere Analyse der anvisierten Zielgruppe
zu dem Ergebnis kommen, dass die Zirkelkonzepte durchaus ein ansprechendes
Ambiente brauchen, um sich auf Dauer
am Markt zu behaupten.
Insgesamt können die
Fitnesszirkel als Konzept der Zukunft betrachtet werden, allerdings funktionieren auch diese Studios
nur mit harter Arbeit. Wer glaubt (und so
wird es leider häufig suggeriert), alles liefe von alleine, wird auch hier schnell erfahren, dass nur sehr wenig im Leben tatsächlich ohne Mühe zu erreichen ist.
Mit dem Konzept wird eine riesige
Gruppe an Frauen angesprochen, die bisher von der Fitnessbranche noch wenig
beachtet wurde, so dass vielleicht auch
endlich die 10% der trainierenden Bundesbürger erreicht werden, die schon seit
Jahren von der Branche angestrebt werden. Hierbei gilt es jedoch, die Zielgruppe
genauestens zu definieren und durch ein
zielgerichtetes Marketing auch zu erreichen. Dies findet in der gesamten Branche
leider noch zu selten statt.
Die soziale Kompetenz der Mitarbeiter
ist für den Erfolg der Studios entscheidend. Sie müssen es schaffen, den Mit-
FAZIT
INNOVATIONS
gliedern den Spaß an der Bewegung zu
vermitteln und sie in das soziale Gefüge
des Studios einzubinden. Dabei darf jedoch die extrem wichtige gute fachliche
Qualifikation der Trainer nicht vergessen
werden. Je mehr ältere Menschen trainieren, umso mehr gesundheitliche Probleme treten auf, die qualifiziert betreut werden müssen.
Bei den dargelegten Defiziten, die einige Franchisegeber leider haben, sollte
besser aufgepasst werden, dass die Fehler
der Fitnessbranche, die in den 80er-Jahren
gemacht wurden, nicht wiederholt werden. Damals gab es auch zu wenige qualifizierte Trainer und die Branche hat teilweise noch heute mit dem negativen
Image zu kämpfen. Hier sollten die Franchisegeber nicht eine Expansion um jeden Preis anstreben, sondern verstärkt auf
Qualität achten. Dies wird dann der gesamten Fitnessbranche sicherlich zum
Vorteil werden.
Marion Dammer
10. - 13. April 2008 · Messegelände Essen
Internationale Leitmesse für Fitness und Wellness
Innovative Geräte, effiziente Servicelösungen, überzeugende Kundenkonzepte. Profitieren Sie von einer einzigartigen
Trend- und Produktübersicht. Nutzen Sie die vielfältigen Informations- und Kontaktmöglichkeiten.
FIBO Niederlassung der Reed Exhibitions Deutschland GmbH
Völklinger Str. 4 · 40219 Düsseldorf · Tel. +49(0)211-90191-300 · Fax +49(0)211-307578 · [email protected]
www.fibo.de
Herunterladen