LANDKREIS ALTÖTTING Die Pathologin Donnerstag, 13. April 2017 Nummer 87 / Seite 21 Eine muss es ja machen: Prof. Dr. Ingrid Becker über Obduktionen, Schnellschnitte und pinke Gummibärchen Rosenheim/Altötting. „Ein bisschen wie kleine Gummibärchen, oder?“ Ingrid Becker, Professorin und Fachärztin für Pathologie und Neuropathologie in Rosenheim, hält die flache, schwarze Mappe mit den Objektträgern in die Höhe. Die Proben darin sehen tatsächlich wie geplättete Gummibärchen aus. Pinkfarbene Würmer auf einer gläsernen Unterlage, daneben lila Tupfer wie Tierspuren im Schnee. Eine surreale Kunst der Krankheiten. Denn die bunten Punkte sind aufbereitete Gewebeproben. Schockgefroren, in Paraffin gegossen und hauchdünn geschnitten. Der Blick durch das Mikroskop verrät Becker, ob sie es mit bösartigen Tumoren zu tun hat – oder eben nicht. Pathologen sind keine Rechtsmediziner Ingrid Becker arbeitet in der Pathologie Rosenheim. Ein heller, lichtdurchfluteter Bau umgeben von Grünflächen. Kein Keller, keine grauen Flure, keine verstaubten Büros. Ingrid Becker lacht, wann immer sie diese Klischees hört. „Wir haben’s eigentlich ganz schön hier“, sagt sie. „Geradlinig“ ist eines der ersten Worte, das einem einfällt, versucht man die Medizinerin zu beschreiben. In der Art, wie im Aussehen. Der schwarz-weiße Bubikopf gibt der Frau eine klare Kante. Schwarz oder weiß – keine Zwischentöne, wie in der Pathologie auch. Denn wenn Becker und ihre drei Kollegen in Erscheinung treten, ist die Zeit der Wahrscheinlichkeiten vorbei. „Wir schaffen Fakten“, erklärt Becker und genau das, macht für sie den Reiz ihrer Fachrichtung aus. Zusammen mit ihren drei Kollegen betreut sie auch die kleine Pa- thologie in der Altöttinger Klinik, immer dienstags ist ein Kollege vor Ort. Sie untersuchen Biopsien, machen Schnellschnittdiagnostik und Eilbefundung, molekularpathologische und zytologische Untersuchungen und ganz selten auch Obduktionen (in Rosenheim sind es etwa 20 bis 30 Obduktionen im Jahr und das sind zumeist angeordnete Obduktionen bei Verdacht auf infektiöse Erkrankungen oder auf Wunsch der Angehörigen). Nur eines machen die vier Pathologen des Rosenheimer Zentrums nicht: Die Leichen von Mordopfern untersuchen. „Das macht die Rechtsmedizin.“ Diese Verwechslung führt zu einem weiteren Klischee über Pathologen: „Wie kannst Du so etwas nur den ganzen Tag machen“, ist sie schon gefragt worden. Menschen aufschneiden, Schuss-, Brand-, Verwesungswunden begutachten. „Das mache ich nicht“, betont sie dann immer. Das ist der Aufgabenbereich der Rechtsmediziner. Beckers Patienten leben zumeist, wenn sie ihre Befunde erstellt. „Denn trotz moderner Labormedizin und hochauflösender, bildgebender Verfahren können auch heute noch viele Erkrankungen nur über eine mikroskopische Untersuchung von Gewebe diagnostiziert werden“, heißt es von Seiten der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP). Pathologie ist wörtlich übersetzt die „Lehre vom Leiden“. Erstmals tauchte der Begriff laut DGP beim griechischen Arzt Galenos (ca. 129 bis 201 n.Chr.) auf. Als Begründer der modernen Pathologie gilt der italienische Forscher Giovanni Battista Morgagni, der 1761 ein Grundlagenwerk dazu verfasste. 1819 wurde in Straßburg der erste Lehrstuhl für Pathologie eingerichtet. Das gültige Konzept der Zellularpathologie – die Lehre, nach der Krankheiten auf Störungen der Körperzellen beziehungsweise auf Störungen ihrer Funktionen basieren – etablierte laut DGP schließlich Rudolf Virchow. Ingrid Becker wollte eigentlich Neurologin und Psychiaterin werden. Wie so viele in ihrer Fachrichtung ist sie „hängen geblieben“, wie sie unumwunden zugibt. Übergangsweise hatte sie in der Pathologie angefangen und „es hat mich fasziniert“, sagt sie. Die Unmittelbarkeit der Fakten, das wissenschaftliche Arbeiten und auch der Zeitdruck beispielsweise bei den sogenannten Schnellschnitten bieten ein abwechslungsreiches Arbeitsfeld. Oft sind sie Mittler zwischen der Forschung und Praxis. Die Unmittelbarkeit der Fakten Pathologie ist wörtlich übersetzt die „Lehre vom Leiden“: Prof. Dr. Ingrid Becker ist als Pathologin auch für die Altöttinger Kliniken zuständig. − Fotos: Stummer Bei Schnellschnitten zählt jede Minute: Während die Operation läuft überprüfen Ärzte wie Dr. Stefan Seidl das Gewebe – hier einen Hodenkrebs. Dem Osterhasen auf der Spur In Paraffin werden die Gewebeproben gegossen. ANZEIGE Hier geht’s übers Wochenende für die Kinder auf Eiersuche HANDEL QUALITÄT VIELFALT Ostereier- und Süßigkeitensuche am Schlossparkplatz. Ostersonntag: S Burgkirchen: Um 10 Uhr findet in der Evangelischen Dreifaltigkeitskirche ein Familiengottesdienst statt; anschließend Ostereiersuche. BURGHAUSER Oster -Shopping Ostermontag: S Altötting: Die Katholische Jugend lädt um 14 Uhr zur Suche in den Klostergarten von St. Magdalena. Zusatzprogramm: Altötting. Ostern steht unmittelbar vor der Tür und gerade für Kinder stellen Ostereierdekoration und Ostereiersuche oft Höhepunkte des Osterfests dar. Wo im Landkreis und in der Umgebung sich ein Streifzug lohnt, zeigt unser „Ostereierradar“. Karsamstag S Burghausen: Die „Freunde der Altstadt“ veranstalten um 15 Uhr im Bräugarterl an der Neuen Brücke ein fröhliches Ostereiersuchen. Nicht nur hat der Osterhase bei seinem Parcours durch die Altstadt viele Eier hinterlassen, nein, die Kinder können auch kleine Ostergeschenke finden. S Burgkirchen: Der SV Gendorf hat eine Ostereiersuche für alle Kinder bis zwölf Jahre organisiert. Gesucht wird im Alzstadion ab 10 Uhr. (Teil- nahmegebühr: 1,50 Euro; Anmeldung bei Familie Steffen: " 08679/912705). S Emmerting: Um 14 Uhr läuten die Freien Wähler im Pfarrsaal die Suche ein. Neben Kaffee und Kuchen für die Eltern gibt es für die Kinder zusätzlich ein abwechslungsreiches Angebot mit Basteln und Kinderschminken sowie eine Tombola mit Sachpreisen. S Marktl: Der SPD/AsFOrtsverein lädt ab 14 Uhr auf dem Spielplatz beim Sportgelände zur Eiersuche. Anschließend winkt ein gemütliches Beisammensein mit Kaffee und Kuchen im Sportheim. S Mehring: Eine von den Freien Wählern organisierte Ostereiersuche findet im Sportpark (bei Regen in der Sportparkhalle) für alle Kin- der bis 10 Jahre um 14 Uhr statt. S Neuötting: Von 10.30 bis 12 Uhr können auf dem Sportplatzgelände Ostereier gesucht werden. Wer ein selbstgemaltes Bild vom Osterhasen mitbringt, bekommt zusätzlich noch eine kleine Überraschung, teilt die veranstaltende SPD mit. S Töging: Der FC lässt beim Sportplatz am Wasserschloss für alle Kinder bis 10 Jahren den Osterhasen auflaufen. Los geht’s um 10 Uhr. S Tüßling: Die CSU richtet um 14 Uhr eine Ostereiersuche für alle Kinder aus; Treffpunkt am Rathaus. S Unterneukirchen: Die Frauenunion organisiert ab 15 Uhr eine Eiersuche; Treffpunkt an der Schule. S Winhöring: Die SPD veranstaltet von 10 bis 12 Uhr eine Frühling shoppen Matern Creativbüro Vor allem am Samstag ist Großkampftag in Sachen Ostereiersuche – so auch am Marktler Sportplatz. − Foto: A.Kleiner Außerhalb des Landkreises lassen sich Freizeitspaß und Ostereierjagd zu einer spannenden Tagesunternehmung verbinden: Im Rahmen seines Programms „Ostern im Zoo“ lädt der Salzburger Zoo am Ostersonntag von 11 bis 15 Uhr zur Eiersuche ein. Damit nicht nur Frühaufsteher zum Zug kommen, findet die Jagd nach den insgesamt 1500 bunten Schätzen um 11 Uhr, 13 Uhr und 14.30 Uhr. Für die Gäste des Freizeitparks Ruhpolding versteckt der Osterhase 2000 bunte Eier. Am Ostersonntag können die Besucher von 10 bis 16 Uhr auf die Suche danach gehen. Eine märchenhafte Ostereiersuche erwartet die Besucher des Märchen-Erlebnisparks Marquartstein am Sonntag von 10 bis 16 Uhr. Auch im Wildfreizeitpark Oberreith gibt es ab 10 Uhr am Sonntag und Montag eine große Ostereiersuche. Im Bauernhausmuseum Amerang können Kinder ab 5 Jahren am heutigen Gründonnerstag von 14 bis 16 Uhr Bio-Eier verzieren. Am Ostersonntag und -montag warten jeweils von 11 bis 15 Uhr farbenfrohe Eier darauf, gefunden zu werden. − wb Bei diesen Schnellschnitten untersucht der Pathologe während einer laufenden Operation innerhalb von Minuten, ob im Gewebe noch Krebszellen nachweisbar sind und der Operateur weiteres Gewebe entfernen muss oder nicht. Ingrid Beckers Kollege Dr. Stefan Seidl hat gerade einen Hodenkrebs auf den Tisch bekommen. Mit präzisen Schnitten entfernt er eine Gewebeprobe. Ein für den Laien nur schwergreifbares Leiden mutiert zu einem grau-schwarzen Klumpen Gewebe. Seidl untersucht vor allem die Randbereiche auf bösartige Wucherungen und gibt schließlich Entwarnung. Das befallene Gewebe wurde ausreichend entfernt. Durch das Mikroskop und die konzentrierte Arbeit verliert die Thematik für Ingrid Becker jeglichen Schrecken. Hat ihn nie gehabt. Wörter wie Ekel oder Unbehagen würde sie nie mit ihrem Beruf in Verbindung bringen. „Bei mir überwiegt immer die medizinische Neugier“, sagt sie. Immer dem Leiden auf der Spur. Ostersamstag Hasenlauf ab 11.00 Uhr Fest fürs Osternest – „Burghauser Zehner“ Personalisierte Ausgabe für (Abo.-Nr. 3538581) www.einkaufsstadt-burghausen.de Von Johanna Stummer