Wege in die Landschaft im S üde n O s tb el g i en s 2EGIONALE ARCHITEKTUR ENTDECKEN I n h al tsverz e i ch n i s Einführung 3 Die Konzeption der zeitgenössischen Architektur 4 Der Architekt und sein Werkzeug 11 Die Materialien 15 Architektur und nachhaltige Entwicklung 16 Ein Wort zur traditionellen Architektur 18 Gemeinde Amel Medell Nr. 95 23 Karte der Ortschaften 24 Haus Heinen-Lambertz, Schoppen Nr.19 26 Die Häuser Wiesemes-Thunus und Wiesemes-Jacobs Schoppen Nr. 41a und 41b 27 Hof Georges, Schoppen Nr. 124 28 Gemeinde Büllingen Ehemalige Schule Eimerscheid 29 Haus Jenniges, Auf‘m Rotheck, Büllingen 30 Das Dorf Krewinkel 31 Gemeinde Burg-Reuland Haus Schäfer, Grüfflingen Nr. 40 32 Haus Van Orley, Reuland 33 Haus von Cloedt, Reuland 34 Weisten, Nr. 12 35 Gemeinde Bütgenbach Lindenallee Nr. 4, Bütgenbach 36 Haus Heck, Zur Hütte, Bütgenbach 37 Steiner Hof, Walkerstal Nr. 15, Bütgenbach 38 Haus Müller-Nelles, Zum Walkerstal, Bütgenbach 39 Zweitwohnsitz Bisschop, Auf dem Hau Nr. 53, Küchelscheid 40 Gemeinde St. Vith Alfersteg Nr.4 41 Galhausen, Nr. 14 und Nr. 48 42 Haus Meyer, Recht 43 Jugendherberge, Rodter Strasse Nr. 13a, Sankt Vith 44 Grundschule des Königlichen Atheneums, Untere Büchelstraße Nr. 2, St. Vith 45 Quellen 46 Impressum 47 2 Einführung D ie Präsentation der zeitgenössischen Architektur innerhalb des Südens Ostbelgiens ist nicht gerade einfach. Wir glauben, dass die Leser nicht nur an einer Vorstellung der herausragenden Gebäude in diesem Teil des deutschsprachigen Gebietes interessiert sind, sondern ebenso an einer Erläuterung dessen, was unter der zeitgenössischen Konzeption der Architektur zu verstehen ist. Ein besseres Verständnis der Vorgehensweise des Architekten in seinem Programm kann sicherlich die Aufmerksamkeit des Betrachters beeinflussen. Egal ob es sich um einen philosophischen, Beispielen gehören, welche die Architekturkriti- technischen, ästhetischen oder ökologischen ker und –theoretiker als „Symbole der Nicht-Ar- Ansatz handelt, der Autor gibt dem Betrachter chitektur“ bezeichnen. stets eine präzise Antwort. Die zeitgenössische Architektur „hält den Blick Hiermit soll nicht etwa bekehrt werden; nein, gefangen“ und lässt den Betrachter nicht gleich- es wird versucht, dem Betrachter Kenntnisse an gültig. Durch ihr emotionales Potential spricht die Hand zu geben, dank derer er die zeitgenös- sie den Betrachter an, sie berührt, sie regt zu sische Architektur besser einschätzen kann. Ein Kommentaren an und oft sogar zur Polemik. besseres Verständnis der Architektur könnte der Manchmal zeigt sich auch eine klare Absicht des nicht immer rosigen Beziehung zwischen ihr und Andersseins. der Öffentlichkeit einen weniger steinigen Weg Idealerweise über eine formelle und ausdrucks- in die Zukunft öffnen. volle Recherche hinaus, die sie schon von den Zeitgenössische Architektur? Jede aktuelle Ar- traditionellen Architekten unterscheidet, möchte chitektur ist zeitgenössisch, warum also dieses sie auf die spezifischen Bedürfnisse der Auftrag- Adjektiv? geber eine optimale Antwort geben und hierbei Um sich von den Neubauten zu differenzieren, die Umwelt achten. Immer häufiger integrieren welche ohne wirkliche architektonische Recher- Architekten die Philosophie einer nachhaltigen che erstellt werden; die sich einer pseudo-länd- Entwicklung in ihren Entwürfen. lichen Formensprache bedienen, von Immobili- Dies kann dazu führen, dass sich vor allem Einfa- en-Promotern verteidigt werden und zu jenen milienhäuser trotz der Verwendung anscheinend 3 traditioneller Materialien und Techniken in einer Sie ahnen bereits, die zeitgenössische Archi- ungewöhnlichen und unerwarteten Form präsen- tektur entstand aus verschiedenen architekto- tieren. nischen Strömungen und Tendenzen, die den Der Eindruck eines Gebäudes ist zuweilen auf- städtischen oder ländlichen Raum in Belgien wie grund seiner extremen Vereinfachung derart ir- im Ausland geprägt haben. ritierend, dass die Öffentlichkeit es als „streng“, „kalt“ oder „distanziert“ empfindet. Dies gilt für Wir möchten an dieser Stelle allen Architekten den Trend zum Minimalismus, der in der Konzep- danken, die bereit waren, uns die für diese Ver- tion eines Bauwerks den Wert auf die ästhetische öffentlichung notwendigen Unterlagen und In- Wahrnehmung legt und sich oft sehr ausgeklü- formationen zur Verfügung zu stellen. gelter Materialien und Technologien bedient. Einführung 1. D ie Konzep ti on d er ze it genössischen Arch i tektu r Der Begriff Architektur (Kunst) bezeichnete ur- Die einschränkenden Bedingungen sprünglich die „Baukunst», ausgehend von den 4 griechischen Begriffen arkhé (Beginn, Auftrag Die schöpferische Freiheit des Architekten wird oder Grundsatz) und tekton (Zimmermann oder oft durch eine Vielzahl von einschränkenden Maurer). Bedingungen eingegrenzt. Letztere ergeben Allerdings interpretieren wir heute den Begriff sich teils aus dem vom Bauherrn (Auftraggeber) „Kunst“ als kreatives Arbeiten eines Künstlers, erstellten Programm, teils aus dem Umfeld des die Ausübung eines Handwerks setzt vor allem Projektes (Klima, Grundstück usw.), oder auch die Geschicklichkeit und die Ausübung erworbener aus dem Budget, das es nicht zu überschreiten Kenntnis voraus. gilt. Heutzutage bewahrt der Architekt diese Dualität Nach Ansicht der meisten Architekten regen die- in seiner beruflichen Praxis. Um die Architektur se einschränkenden Bedingungen allerdings eher zu verstehen, ist es angebracht, sich sowohl mit die Kreativität an, als dass sie sie einschränken. dem Gebäude, seinen Formen und Funktionen, wie Nachfolgend werden wir auf einige dieser ein- mit den dafür angewandten Konstruktions- und schränkenden Bedingungen und ihre Auswir- Betriebstechniken auseinander zu setzen. kungen auf ein Bauvorhaben näher eingehen. Das Programm der Fenster durch die vor- Die Errichtung eines Gebäudes entsteht aus den herrschenden Winde und Bedürfnissen. Hierbei handelt es sich beispiels- die Sonneneinstrahlung. weise um den Schutz vor der Witterung (eine der Funktionen des Hauses), die Absicherung eines Das Grundstück Wohnhauses oder auch um die Schaffung eines Die Lage des Grundstücks angenehmen Rahmens für das Familienleben. in seinem Umfeld gibt Man bezeichnet als „Programm“ die Auflistung Vorgaben der Funktionen und die Zwänge, denen die Ar- interessanter Ausblicke sowie der Sonnenein- chitektur entsprechen muss um ihre Aufgabe zu strahlung, welche das Gebäude nutzen kann. Das erfüllen. Das Programm legt Vorgaben für das Grundstück beeinflusst ebenfalls die innere Orga- Volumen, die Grundfläche sowie die Organisation nisation der einzelnen Bereiche des Gebäudes. Be- des Gebäudes fest. nötigen bestimmte Räume einen direkten Zugang hinsichtlich Lage des Gebäudes in Bezug auf das Grundstück nach Außen, so müssen diese natürlich zur Geländeoberfläche des Grundstücks hin angeordnet Körperpflege Schlafen werden. Arbeiten Durchgang Ankleiden, Aufbewahren Das Volumen eines Gebäudes ändert je nachdem ob ein Haus auf einem ebenen Grundstück oder einem Grundstück mit geringem bzw. starkem Gefälle errichtet wird; und zwar vor allem mit Essen Eingangsund Empfangsbereich Rücksicht auf die Einfügung des Gebäudes in die Landschaft. Ein Gebäude wird für ein bestimmtes Unterhaltung Grundstück entworfen und kann nur in seltenen Fällen ohne Änderung auf einem anderen Grund- Toilette Kochen Entspannen an der frischen Luft Beispiel eines Programms für ein Haus stück errichtet werden. Die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedingungen Die Bauvorhaben werden durch die jeweilige Epo- Das Klima che sowie die vorhandenen Baustoffe und Baume- Das Klima bestimmt die Wahl der Materialien so- thoden beeinflusst. So wird beispielsweise bei wie die Formen der Gebäude und ihre räumliche Großbauten Stahlbeton gegenüber traditionellen Anordnung. So wird die Dachneigung oft durch Materialien bevorzugt, weil er wirtschaftlich ist jene Regenmenge bestimmt, der das Dach ausge- und schnell eingesetzt werden kann. setzt sein wird, und die Anzahl sowie die Größe In vielen Regionen werden heute außerdem Mehr- 5 familienhäuser gebaut, denn die Kostenbegren- die ersten Dinge, die ein Architekt skizziert, wenn zung ist heute wichtiger als die gestern noch ent- er ein Bauvorhaben entwirft. scheidenden Planungszwänge, wie z.B. das Klima. Nach kurzer Überlegung ist es jedoch möglich, Nur wenn ein Architekt für Auftraggeber arbeiten nur durch das Betrachten eines Gebäudes, jene kann, die sich der Bedeutung aller Auswahlent- Grundelemente zu finden, die zu seiner Errichtung scheidungen, die bei einem Bauentwurf getroffen geführt haben: Die Verbindung zweier Dachflächen werden müssen, bewusst sind, kann das Gebäude bildet eine Linie, die Mauern der Fassade lassen unter allen Gesichtspunkten und über rein wirt- sich durch ebene Flächen ersetzen usw. schaftliche Überlegungen hinaus in sein Umfeld Auf diese Weise lässt sich in einem Gedankenspiel integriert werden. das Gebäude vor unseren Augen, durch eine Anordnung von Punkten, Linien, Flächen und Volumen Die Verfügbarkeit der Materialien darstellen. Dies ermöglicht uns leichter zu verste- Die natürlichen Bedingungen und die technischen hen, wie das Gebäude konzipiert worden ist. Kenntnisse der Baufacharbeiter bestimmen den Einsatz bestimmter Materialien. Die Linien Zu allen Zeiten wurden Gebäude unter Verwendung An freies Zeichnen gewöhnt, beginnen Architekten lokaler Materialien errichtet. oft mit der Anordnung einiger Striche auf einem Viele architektonisch wertvolle Bauwerke folgen Blatt. Bei manchen Projekten lassen sich diese auch heute noch diesem Grundsatz, entweder um ein Gebäude besser in die Landschaft einzufügen oder um die ökologischen Auswirkungen eines Gebäudes durch eine Reduktion des Materialtransports zu verringern. Demgegenüber ziehen manche Architekten zeitgenössische Materialien wie z.B. Stahlverkleidungen vor und experimentieren mit neuen Konstruktionsverfahren. Aufgrund dieser Tendenz befindet sich die Architektur in einer stetigen Entwicklung trotz aktueller, immer zahlreicher und komplexer werdender Zwänge. Die ersten Entwurfselemente Linien, Flächen und Volumen können in einem Ge- 6 bäude sinnlich nicht so erkannt werden, wie die Cary House, Arch. Joseph Esherick, Kalifornien, 1963 Mauern, das Dach, die Fenster … und doch sind es Die Entwurfslinien freien Linienführungen auch später noch lesen. Die linearen Elemente, wie beispielsweise die sichtbaren Balken, sind ein einleuchtendes Beispiel für diese Art von Linien, die im Laufe des Bauentwurfs an Dicke und später an Form gewinnen, um schließlich zu einem Konstruktionselement des Gebäudes zu werden. Die Flächen Die Fläche (die wir auch Ebene oder plane Oberfläche nennen können) ist ein in der Architektur häufig eingesetztes Element. Während sie meist zur Trennung, zur Abgrenzung von zwei Räumen herangezogen wird, kann sie ebenso eine subtilere Rolle spielen. Ein einleuchtendes Beispiel finden sie nachstehend: Hier hat der Architekt ein Gebäude nur aus rechteckigen Flächen entworfen. Ihre jeweilige Anordnung gegenüber den anderen lässt für das Auge Räume, Freiräume, Durchgänge und Haus Schröder, Arch. Gerrit Thomas Rietveld, Utrecht, 1924 Die entwurfsbestimmenden Flächen Blickpunkte entstehen. Zwei Begriffe werden in diesem Zusammenhang Oft erhalten diese ebenen Flächen nach dem Sta- für den Architekten wichtig, um ein spezifisches dium der Entwurfsskizze, bei der sie keine Tiefe Gebäude zu erhalten: die Proportionen jedes ein- haben, da sie nur mit dem Stift gezeichnet sind, zelnen Volumenkörpers und die Anordnung der eben diese dritte Dimension und werden zu ge- Volumen untereinander. mauerten oder betonierten Wänden, Holzeinzäu- Von den für jedes Volumen gewählten Proporti- nungen oder auch zu Fensterflächen. onen hängt die Harmonie ab, welche das Gebäude ausstrahlen wird. Die Volumen Ein Volumen, dessen Höhe seiner Breite entspricht, Ein Gebäude besteht aus einem Zusammenspiel wird häufig als statisch und ruhend empfunden, verschiedener Volumen. Sie können horizontal während ein Volumen mit einer Dimension, die ausgerichtet sein (wie bei den griechischen Tem- größer als die anderen ist, einem Gebäude einen peln) oder vertikal (wie bei einer Kathedrale). dynamischeren Charakter verleiht. Viele Gebäude entstehen aus einer Verbindung Raumvolumen lassen sich auf verschiedene Weise verschieden geformter Volumen. anordnen. So können sich zwei Räume beispielsweise leicht berühren, einander durchstoßen oder 7 sie können auch vollkommen voneinan- erfahren wird. der getrennt bleiben. Ein Volumen kann Andererseits sind die Vertikalen und Ho- auf einem anderen angeordnet werden rizontalen aus den unterschiedlichsten (wie aufgesetzt) oder auch vollkommen Gründen zu den dominierenden visuellen im Inneren eines anderen Raumvolu- Elementen unserer Architektur gewor- mens stehen. den, so dass nun eine schiefe Ebene oft einen dynamischen Charakter hat weil Die von architektonischen Elementen sie unseren Gleichgewichtssinn heraus- vermittelten Empfindungen fordert. Im umgekehrten Fall spricht man von Dynamik oder Statik einer statischen Form oder einem sta- Man spricht von einer dynamischen ar- tischen Raum, der keinen Eindruck von chitektonischen Form oder einem dyna- Bewegung vermittelt. mischen Innenraum, wenn von der Form Dynamische Architektur: Feuerwehrkaserne, Zaha Hadid, Deutschland Statische Architektur: Casa Rotonda, Mario Botta, Stabio, 1982 Ein Beispiel für eine massive Architektur: Goetheanum, Rudolf Steiner, Basel, 1928 Ein Beispiel für architektonische Leichtigkeit: Villa Savoye, Le Corbusier, Poissy, 1931 8 oder dem Raum der Eindruck einer Bewe- Massivität oder Leichtigkeit gung ausgeht. Das Verhältnis voller Körper gegenüber Dieser Eindruck der Bewegung kann auf Leerräumen sowie die verwendeten Ma- eine Unmenge einfacher oder zusam- terialien können einem Betrachter den men wirkender Faktoren zurückgehen, Eindruck extremer Massivität eines Ge- beginnend mit der Verwendung von bäudes vermitteln. Konstruktionssystemen, die eine eigene Andererseits kann ein voluminöses Ge- Dynamik besitzen (wie die Stützbögen bäude durchaus als sehr leicht erschei- oder die Stützrippen der Gotik, die sich nen. Die Verankerung eines Gebäudes am wie Zweige in den Gewölben verlieren) Boden beeinflusst unsere Wahrnehmung bis hin zur Analogie der Bewegung, der Massen. Eine Kiste auf Säulen wird die durch bestimmte Formen vermittelt z.B. den Eindruck vermitteln, in der Luft wird, welche durch die Natur inspiriert zu schweben. werden. Dies gilt ebenso für lange, enge Raum- Offenheit oder Verschlossenheit volumen mit einer eindeutigen Ausrich- Allgemein gilt ein Raum als geschlossen, tung. Wenn sich die Höhe gegenüber wenn er auf all seinen Seiten durch Mau- der Breite nicht mehr unbewusst erfas- ern oder andere Gebäude eingeschlossen sen lässt (dies gilt ab einem Verhältnis wird. Jedoch stellt sich der Eindruck von 3:1 [Höhe/Breite]) entsteht eine eines (ein-)geschlossenen Raumes eben- große Dynamik, die als Monumentalität so in anderen Räumen ein, allein durch die Anordnung der massiven Wände Innen- und Außenraum vorzunehmen. und Öffnungen, der Art der Ausführung Bei anderen Gebäuden wurden auf dem der Materialien (eine sehr breite Zarge Grundstück massive Wände errichtet, um rahmt eine sehr große Fensteröffnung den Unterschied zwischen warmen, ge- ein) oder auch durch die Anordnung der schützten Innenräumen und kalten und Möbel. ungeschützten, von der Strasse einseh- Demgegenüber kann ein Raum sehr offen baren Außenräumen zu betonen. nach außen scheinen, wenn er dem Betrachter großzügige Ausblicke gewährt, Fassaden und Proportionen oder wenn es sehr einfach bzw. an meh- Fassaden werden im Allgemeinen als reren Stellen möglich ist, von diesem eigenständige Bilder eines Gebäudes Raum in den Außenbereich zu gelangen. empfunden. Sie vermitteln uns einen Manche Räume geben sich derart offen, ersten Eindruck eines Gebäudes, und dass es manchmal schwer zu beurteilen man behält sie in Erinnerung. Deshalb ist, ob es sich um Innen- oder Außen- verwenden Architekten besondere Auf- räume handelt. merksamkeit auf ihre Gestaltung. Die Beziehungen zwischen dem Innen- Sie können leer oder massiv sein oder und Außenraum eines Gebäudes modu- auch dank der Abfolge von Wandöff- liert sich durch die Öffnungen und die nungen einen Rhythmus besitzen. Fran- Art der Materialien. Das dadurch eindrin- zösische Fassaden des 18. Jahrhunderts gende Tageslicht ist ein wesentliches waren z.B. von großen Fensteröffnungen Element der Architektur. Der modernen durchbrochen, während die Fassaden Architektur ist es gelungen, das Licht in Italien aufgrund des warmen Klimas vollkommen zu beherrschen: sie zähmt massiv bleiben und nur von klein dimen- und optimiert das in das Gebäude eintre- sionierten Fensteröffnungen unterbro- tende Tageslicht und vervollständigt es chen werden. mit elektrischem Licht. Zahlreiche Archi- Der Eindruck, den eine Wand vermittelt tekten des 20. Jahrhunderts bevorzugen ist unterschiedlich. Sie kann rau oder die Transparenz und den flüssigen Über- glatt sein, sich aufdrängen oder sich, gang der Räume und streben, indem sie wie in den zeitgenössischen Glaswän- vor allem Glas als Baustoff verwenden den, vergessen machen. die Beseitigung der Begriffe „Innen“ Eine Fassade ist ebenso durch die Kraftli- und „Außen“ eines Gebäudes an. nien organisiert, die sich in den Säulen, In manchen Gebäuden ist es fast unmög- im Gesims, der Ausrichtung der Fenster, lich, eine strenge Trennung zwischen den Dachkanten, den Konturen der Fas- Beispiel eines auf die Außenwelt geöffneten Raumes: Haus mit vorgehängter Glasfassade, Shigeru Ban, Japan, 1997 Beispiel eines gegenüber der Strasse verschlossenen Raumes: Haus Heinen Lambertz, Atelier Weiherhof, Amel, 2005 9 Weg eines Betrachters entlang einer Wand Ein Korridor wird als in Bewegung empfunden. Hier eine Abfolge von vollen Wand- und Leerflächen sadenelemente usw. widerspiegeln. Weg der Entdeckung voraus. Beispiels- Und schließlich ist der Entwurf einer weise wird sich der Betrachter im Fall Fassade sehr oft auf den Zentimeter ge- einer langen Mauer mit wenig Höhe, sich nau festgelegt. von dieser Wand geleitet fühlen. Es handelt sich um ein Wechselspiel Man spricht in diesem Fall davon, dass der Proportionen von Höhe und Breite die Wand zum Entlangspazieren einlädt. sowie um die visuelle Ausgewogenheit Befindet sich der Betrachter in Bewe- von vollen und leeren Wandflächen. Man gung, wird die Wand nicht mehr auf spricht von einer ausgewogenen Fassa- die gleiche Weise wahrgenommen: Ab- de, wenn das Auge des Betrachters nicht wechselnd wird der Betrachter die Wand mehr von einer Zone als von einer ande- ansehen, dann den Weg betrachten oder ren angezogen wird. Dann wird die Fas- auch den Blick von der Wand weg auf sade als Ganzes und nicht als eine Viel- den Horizont richten. Ab diesem Mo- falt von aneinander gefügten Elementen ment wird sich die Weise, in der die Ar- verstanden. chitektur dieses Ortes empfunden wird, Beim Betrachten eines Gemäldes, das im Laufe der Zeit verändern, je nach der einem gefällt, stellt sich der gleiche Blickrichtung der Person, die dem Weg Eindruck ein: selbst wenn sich der Be- folgt. Die von den Bauwerken hervorge- trachter einem Detail des Bildes näher rufenen Empfindungen werden sich ent- widmet, so behält er doch stets das gan- sprechend den auf dem Wege gemachten ze Gemälde im Auge. Es wird stets als Entdeckungen verändern. ein Ganzes erfasst. Die Integration in das Umfeld Der Weg 10 Zum Wesen der Architektur gehört ihre Die Einfügung eines Gebäudes in sein Dreidimensionalität: Sie erschließt sich natürliches oder städtisches Umfeld dem Blick nur schrittweise, während gehört ebenfalls zu den Aufgaben des man das betreffende Gebäude durch- Architekten. Zuweilen gestaltet er auch schreitet. Letzteres wird niemals in sei- den Platz oder den Weg, an dem seine ner Globalität erfasst, sondern über eine Bauten liegen oder der zu ihnen führt. Vielzahl von Ausblicken auf die verschie- Oft entwirft der Architekt sein Gebäude denen Räume, die das Gebäude bilden. mit direktem Bezug auf das direkte Um- Wenn also die statische Betrachtung die feld. Die Dimensionen und die Form der Erfassung eines Gemäldes gestattet, so Parzelle sowie die benachbarten Gebäu- setzt die Architektur die Bewegung als de fließen in seine Entwurfsarbeit ein. Einführung 2 . D e r A rch it e k t u n d s e in We rk z e u g Der Beruf des Architekten Steinmetze und Maurer angehören, sind hier sowohl Architekten als auch Die Architektur ist eine vielseitige Be- Bauunternehmer. rufstätigkeit, die auf unterschiedliche Der griechische Begriff des arkhitektôn Weise von Männern und Frauen ausge- bezeichnet überwiegend den Zimmer- übt wurde und wird. Berufsbildung und mannsmeister. Status haben sich dabei im Laufe der Allerdings überragen seine Verdiens- Zeit erheblich gewandelt. te nach Ansicht der Philosophen die „Bories, Gordes, Frankreich“ eines Malers oder Bildhauers, welche Die Architektur ohne Architekten in ihren Arbeiten die Realität einfach Den Beruf des Architekten hat es nicht imitieren. immer gegeben, und auch heute werden nicht alle Gebäude mit Architekten Wir wissen allerdings, dass die Männer, gebaut. Die meisten Gebäude auf der die diesen Beruf ausübten, nicht als Welt werden errichtet, ohne dass ein als Architekten sondern zumeist als „Meis- solcher anerkannter Architekt interve- ter-Maurer» bezeichnet wurden. Der niert. Dies gilt für sämtliche regionale Begriff des „Architektoren» und dann Konstruktionen (typische Architektur des Architekten nach dem Vorbild des für ein Land, für seine Einwohner, für italienischen architettore bildet sich die Gemeinschaft, für die Region), die im Französischen zu Beginn der Renais- überall auf der Welt sowie in der Regi- sance heraus, nach der Expedition Karls on noch sehr verbreitet sind. VIII. nach Italien (1495). Bis zum 18. Diese Architektur, deren Baumeister Jahrhundert deckt sich das Berufsbild oft der Benutzer oder ein spezialisier- noch mit dem des Bauunternehmers. ter Handwerker ist, beruht auf traditio- Erst später wird der Beruf des Archi- nellen Kenntnissen. tekten als solcher anerkannt, dank der Altes Bauernhaus in Bütgenbach Bildung von Architektenkammern und Die Erfindung des Architekten Verbänden, der Regelung des Zugangs In den großen Reichen des III. und II. zur Berufsausübung sowie der Garantie Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung der Unabhängigkeit der Architekten legten Priester und Theologen die Re- gegenüber den anderen Handwerkern. geln des Bauwesens fest. Die Baustellenleiter, deren hierar- Die Kenntnisse des Architekten chisches Ansehen hoch ist, die jedoch Angesichts der heutigen sehr umfas- den gleichen sozialen Schichten wie senden Bandbreite der beruflichen 11 Praxis des Architekten (von der Innenraumgestaltung bis hin zum Städtebau) sind die erforderlichen Kompetenzen breit gefächert, und eine bedeutende Fähigkeit zur Synthese ist unabdingbar. Die Ausbildungsinhalte decken ein breites technisches Feld ab, um unter anderem die auf ein Gebäude einwirkenden Kräfte analysieren zu können, die Baumaterialien und ihre Eigenschaften zu kennen sowie die Einsatztechniken zu beherrschen. Des Weiteren sind ästhetische Kenntnisse und eine praktische Erfahrung in der Formgebung erforderlich. Um Lösungen für Probleme bieten zu können, Eine Entwurfsskizze des Architekten Louis I. KAHN, Bleistift auf Pergamentpapier. Diese Skizze zeugt von den Entwurfsetappen, mit den Linien, ihren Überlagerungen und ihrer Persistenz. Abbildung aus der Louis I. Kahn Collection, Pennsylvania Universität. die sich in unserer zeitgenössischen Gesellschaft stellen, erhält der zukünftige Architekt eine Vereinfachung der Realität, um eine Absicht in Ausbildung in jenen Sozialwissenschaften, die ihrer Essenz zu veranschaulichen“ (Daniel Este- seinen praktischen Aufgabenbereich betreffen: vez). Die Entwurfsskizze folgt der Überlegung Soziologie, Psychologie, Ergonomie usw. des Architekten. Er wählt jene Linien aus, die für ihn wichtig sind und die er in der weiteren Die Ausübung des Berufes Beobachtung überprüft. Die Architektenkammer achtet auf die ordnungsgemäße Ausübung des Berufes, die heute in der Der Grundriss Rolle eines Freischaffenden, eines Beamten bzw. Nachdem er das Gebäude skizziert hat, erstellt Angestellten oder auch eines privatwirtschaft- der Architekt die ersten Grundrisse des zukünf- lichen Angestellten möglich ist. Die beruflichen tigen Gebäudes. Sie werden als „Vorentwurfs- Aufgaben werden im Wesentlichen in Teamarbeit Grundrisse“ bezeichnet. gelöst, d.h. im Zusammenwirken verschiedener Diese Grundrisse geben für jede Etage des Gebäu- Fachleute: Ingenieure, Stadtplaner, Soziologen, des unter anderem die Anordnung der Wände und Landschaftsplaner usw. Maueröffnungen, die Bezeichnungen der einzelnen Räume, einige Abmessungen, bestimmte Ma- Die Instrumente des Architekten terialien und die Verteilung des Mobiliars an. Der Vorentwurf ist die Grundlage zum Meinungs- 12 Die Entwurfsskizze austausch zwischen Bauherr und Architekt in Hin- Die freihändige Skizze unterliegt keiner gra- blick auf eine Weiterentwicklung des Bauvorhabens fischen oder technischen Regel. Ihre Bedeutung entsprechend den Anforderungen und Wünschen liegt in der Leichtigkeit ihrer Fertigung. des Bauherrn sowie der durch den Architekten zu Die Skizze ist für den Architekten „ein Weg zur handhabenden technischen Einschränkungen. Schnitt eines Einfamilienhauses Erdgeschoss-Grundriss im Vorentwurf Der Schnitt Es handelt sich um eine zweidimensionale und Der Schnitt gestattet, ebenso wie der Grundriss, nicht um eine perspektivische Abbildung. In der die Darstellung der internen Organisation eines Realität hat der Betrachter sehr selten den hin- Gebäudes. Im Gegensatz zum Grundriss erhält reichenden Abstand, um die Fassade eines Ge- man einen Schnitt, indem man das Gebäude ver- bäudes im gleichen Blickwinkel zu sehen. tikal und nicht horizontal durchschneidet. Trotzdem gehört die Ansicht zu den vorrangigen Auf diese Weise können die Höhen von Fenster- Instrumenten für den Entwurf eines Gebäudes, öffnungen, die lichten Treppendurchgangshöhen, da mit ihr eine Fassade als Ganzes verdeutlicht die Dachneigungen oder auch die Einfügung des werden kann. Gebäudes auf dem Grundstück sehr anschaulich verdeutlicht werden. Die Perspektive Jeder Posten beschreibt eine spezifische Ansicht Die Ansicht des Gebäudes, die es nach seiner Errichtung bie- Bei der Ansicht handelt es sich um einen Blick ten wird. von außen auf das Gebäude. Ansichten werden Diese Darstellung erfolgt gemäß einigen Regeln von jeder Fassade des Gebäudes gezeichnet. Sie der Geometrie. erlauben dem Architekten die Bearbeitung des Diese Technik geht von der Feststellung aus, Erscheinungsbildes der Fassaden. dass gleiche Gegenstände kleiner erscheinen, wenn sie vom Betrachter entfernt sind. Entsprechend ist die Perspektive ein sehr effizientes Instrument für die realistische Darstellung eines Gebäudes. Die axonometrische Darstellung Axonometrische Darstellungen dienen zur Ver- Ansicht eines Einfamilienhauses deutlichung der 3 Dimensionen eines Gebäu- 13 des. Sie entsprechen nicht den realistischen Modells ist nicht unbedingt die Imitation der Re- Ansichten, wie den Perspektiven, da das gleiche alität mit Materialien, die den Baustoffen aufs Objekt, egal ob nah oder fern, mit den gleichen Haar gleichen. Im Allgemeinen dient ein Modell Dimensionen abgebildet wird. Allerdings bietet vorrangig dazu, dass sich der Bauherr sein Ge- diese Darstellungsform den Vorteil, dass man sie bäude dreidimensional vorstellen kann. schneller als eine Perspektive zeichnen kann und Zu diesem Zweck muss ein Modell sauber und an- dass sie oft anschaulicher für die Erläuterung der schaulich im Hinblick auf die Ideen angefertigt Organisation eines Gebäudes ist. sein, die der Architekt seinem Auftraggeber verdeutlichen möchte. Das Modell Das Modell ist seit langem das bevorzugte In- Das Lastenheft strument zur besseren Vorstellung und zum Das Lastenheft ist ein Dokument, in dem alle mit besseren Verständnis eines Gebäudes, sei es im der Errichtung des Gebäudes verbundenen Posten Entwurfsstadium des Architekten oder sei es zu detailliert beschrieben werden. Jeder Posten ist einem späteren Zeitpunkt des Vorentwurfs, wenn eine genaue Angabe einer spezifischen Arbeit, es darum geht, dem Bauherrn sein zukünftiges die von einem Unternehmer im Rahmen der Er- Gebäude zu veranschaulichen. richtung des Gebäudes ausgeführt werden muss Zur Herstellung der Modelle werden verschiedene (z.B. Ausführung des Fundaments in Stahlbeton, Materialien eingesetzt: Papier, Karton, Hart- Einbau der Fensterrahmen, Verputz der Innen- schaum mit Papierkaschierung, Strukturschaum, wände usw.). Unter dem Titel jedes einzelnen Balsaholz usw. Der Zweck der Herstellung eines Postens kann der Bauunternehmer die genaue Beschreibung der auszuführenden Arbeit lesen. Modell eines Einfamilienhauses In diesem Dokument sind all jene Informationen zusammengestellt, die aus Platzgründen nicht in einen Bauplan eingetragen werden können. Die Mengenermittlung Die Mengenermittlung ist eine tabellarische Übersicht der Liste der Posten des Lastenheftes. Neben jedem Posten sind alle diesbezüglichen numerischen Angaben vermerkt (Mengen, Einheiten, Dimensionen, Gewicht usw.). Gestützt auf die Mengenermittlung kann der Bauunternehmer dem Auftraggeber ein Preisangebot für die Ausführung von Bauarbeiten vorlegen. 14 Einführung 3. D ie Ma t e ria lie n Jedes Bauvorhaben setzt die Lösung Auch wenn er nur als Verkleidung und statischer Aufgaben sowie den Einsatz nicht mehr für tragende Mauern ver- der Baustoffe auf eine derartige Wei- wendet wird, vermittelt Naturstein se voraus, dass sie den auf das ganze noch stets einen ästhetischen Eindruck Gebäude einwirkenden Druck-, Span- von Solidität, Dauerhaftigkeit und Tra- nungs- und Zugkräften standhalten dition. können. Dass Architekten heute dank Holz, das sich leichter gewinnen und der sowie einsetzen lässt als Naturstein, war der Simulationsinformatik über bedeu- lange Zeit ein bevorzugter Baustoff tende Kenntnisse verfügen, war nicht für den Rohbau. In Belgien, wo sich immer der Fall. Bis zum 18. Jahrhun- die Verwendung von Holz über lange dert waren Erfahrungswerte die Regel, Zeit auf Dachstühle, Türen und Fens- und die größten Architekten gründeten ter beschränkte, findet Holz nun im ihr Wissen auf Erfahrung und Intuiti- Bauwesen eine breite Anwendung bei on. Der Einsturz der Chorgewölbe der allen Innen- und Außenwänden. Die Kathedrale von Beauvais im Jahr 1284 Häuser, die in Holzskelettbauweise er- zeigt, dass die Kühnheit des Archi- richtet worden sind, lassen sich nicht tekten in manchen Fällen seine Kennt- mehr zählen. Die Vielfalt der heutigen nisse übertraf. Baustoffe besitzen je- Einsatzmöglichkeiten dieses Baustoffs weils charakteristische physikalische hat sich mit den technischen Fort- Eigenschaften, wie Festigkeit, Wärme- schritten vergrößert: Schichtholzträger und Schalldämmungswerte, Aussehen, für größere Spannweiten, Holzskelett, Dauerhaftigkeit usw., die sich auf ihre vorgefertigte Isolationspaneele, neue Verwendung auswirken. Die wichtigsten schnellere und festere Montagewei- Materialien sind Stein, Holz, Ziegel- sen usw. Dank all dieser Neuerungen stein, sowie Metall, Glas und Beton. konnte sich der Holzbau als eine der In zahlreichen Regionen der Erde wer- schnellsten Bauweisen durchsetzen. den Bausteine in Steinbrüchen gewon- Diese Bauweise wird als „Trockenbau“ nen, deren Härte und Frostfestigkeit bezeichnet, im Gegensatz zu Gebäu- unterschiedlich ist. In der zeitgenös- den, die aus Beton, Stein, Ziegelstei- sischen Architektur werden diese Mate- nen errichtet werden und eine gewisse rialien immer noch regelmäßig verwen- Trockenzeit erfordern. det, auch wenn sich die für den Einsatz Holz vermittelt ästhetisch den Eindruck von Naturstein besonders qualifizierten von Wärme und Leichtigkeit. Steinmetze nur schwer finden lassen. Metall wird seit dem Altertum als Ver- Ingenieurwissenschaften Einsatz von Naturstein Beispiel eines Holzständerbaus Ein Beispiel unter vielen für die Verwendungsvielfalt von Holz im Bauwesen 15 bindungselement bei Maurerarbeiten eingesetzt. Stahlbeton ist seit dem 2. Weltkrieg weit ver- Seine Verwendung als echtes Konstruktionsmate- breitet und bleibt eines der am meisten für die rial hat sich erst im 19. Jahrhundert entwickelt. Errichtung von Rohbauten verwendeten Materi- Gleiches gilt für Glas. Die Techniken, die diese alien, wenn auch in unterschiedlicher Form (vor beiden Materialien einsetzen, haben sich seit ei- Ort gegossene oder vorgefertigte Gebäudeteile). nigen Jahren erheblich entwickelt: vorgehängte Und schließlich die im aktuellen Kontext nicht Glasfassaden (dünne Metallhalterungen tra- wegzudenkenden Wärmedämmstoffe: Es gibt gen vollkommen aus Glaspaneelen bestehende heute eine Vielzahl von unterschiedlichen Mate- Wände), Glasscheiben mit integrierten Profilen, rialien, Oberflächen und Eigenschaften. vorgehängte Glasscheiben mit Punktfixierung Sie dienen zur Komplettierung der zuvor ange- (sehr diskrete Halterungen), tragende Mauern führten Baustoffe im Hinblick auf deren Wärme- und Stützen aus Glas, Glasträger usw. Allerdings oder Schalldämmeigenschaften. Derzeit werden werden diese Techniken, angesichts der damit im Handel folgende Dämmstoffe mit ökolo- verbundenen Kosten und Wärmeverluste, kaum gischem Interesse angeboten: Zelluloseflocken, beim Einfamilienheim-Bau verwendet. Hanf, Leinenfilz, Baumwollmatten, Holzfasern, Der in der Mitte des 19. Jahrhunderts erfundene Kork, Kokos, expandierter Lehm usw. Einführung 4 . Die nachhal tige E n tw i ckl u n g i n der Arch i tektu r Die Philosophie der nachhaltigen Entwicklung Einklang gebracht werden – jene „drei Säulen“, die sowohl von öffentlichen Strukturen wie auch 16 Als „nachhaltige Entwicklung“ wird eine Ent- von Unternehmen und Einzelpersonen zu berück- wicklung bezeichnet, die den Bedürfnissen der sichtigen sind. Entsprechend gibt es immer mehr gegenwärtigen Generationen genügt, ohne die Konstruktionen mit der Markenbezeichnung HQE Möglichkeiten der zukünftigen Generationen zu (für: Hohe Umweltqualität) oder anderen mit der beeinträchtigen, Lösungen für ihren Bedarf zu nachhaltigen Entwicklung verbundenen Etiket- finden. ten. Drei Anforderungen müssen im Allgemei- Ziel der nachhaltigen Entwicklung ist die De- nen erfüllt werden: Die Beherrschung der Aus- finition lebensfähiger Regeln für die mensch- wirkungen eines Gebäudes auf die Umwelt, die lichen Aktivitäten, in denen die drei Aspekte, Schaffung komfortabler und gesunder Lebensbe- Wirtschaft, Soziales und Umwelt, miteinander in dingungen für die Verwender des Gebäudes sowie die Bewahrung der natürlichen Ressourcen durch sourcen, die stets vorhanden sind: eine Optimierung ihres Einsatzes. Die Sonne, der Wind, die Vegetation und die Umgebungstemperatur. Ökologische Materialien Sie versucht, diese in Form von Licht und Wärme verfügbaren Energien zu nutzen: Das Konzept eines ökologischen Wohnbereichs wurde vor rund 30 Jahren insbesondere als Reak- • mehr natürliches Licht, um den Menschen bes- tion auf die allgemeine Verwendung industrieller ser mit seiner Umwelt zu verbinden und die Baustoffe sowohl für den Rohbau (Beton, Blö- Betriebskosten der künstlichen Beleuchtung cke, Stahl) als auch für den Ausbau entwickelt zu senken; (Aluminium, PVC, Polystyrol, Polyurethan, che- • mehr natürliche Wärme zur Eindämmung des mische Kleb- und Lösungsmittel). Architekten, Verbrauchs nicht regenerativer Energieträger Bauhandwerker und Benutzer empfanden den und zur Begrenzung der schädlichen Auswir- Bedarf einer Rückkehr zu natürlichen und un- kungen auf die Umwelt. schädlichen Baustoffen: Lehm und gebrannter Ton, Holz, pflanzliche Dämmstoffe, Farben auf Die so genannten „passiven“ Techniken bedienen der Basis von Natursubstanzen. Und gleichzeitig sich natürlicher Energieübertragungsphänome, entstand, angesichts der enormen Energiever- um den Wärmehaushalt über die Gebäudehülle schwendung schlecht gedämmter und mit wenig zu steuern und zu optimieren. effizienten Geräten ausgestatteter Häuser, der Diese Techniken gewährleisten, dass die derart Wunsch nach einer drastischen Senkung des Ver- erzielten Wärmegewinne oder –verluste für die brauchs. Ein weiterer Schritt war die Anwendung Benutzer des Gebäudes vorteilhaft sind, indem des Konzepts der Ökobilanz auf das Bauwesen, -physikalisch und psychologisch – komfortable das heißt die Berücksichtigung der Gesamtheit Wohnbedingungen geschaffen werden, unter der Auswirkungen eines Gebäudes auf die Um- gleichzeitiger Begrenzung des Rückgriffs auf welt und die Gesundheit der Menschen während mechanische Heiz- und Klimaanlagen. seiner gesamten Existenzdauer, angefangen bei der Gewinnung der für die Herstellung der Bau- Zu diesem gewachsenen Komfort (Heizung und stoffe verwendeten Rohstoffe bis hin zu deren Licht) kommt eine wesentliche Kosteneinspa- Verbleib, wenn das Gebäude abgerissen wird. rung hinzu. Eine ökologische Architektur ist sowohl für den häuslichen Wohnbereich als auch Erneuerbare Energien und ökologische Architektur im öffentlichen Sektor einsetzbar. Das Konzept einer ökologischen Architektur beruht auf der Verwendung von natürlichen Res- 17 Einführung 5 . Ei n Wo r t zu r trad iti one lle n Archite k tur Di e F o r m des trad iti on elle n Ba ue r nha use s Die meisten Gebäude der Region lassen sich als Das Breitgiebelhaus Eindachhäuser beschreiben, bei denen „alles unter einem Dach“ ist. Diese Gebäudeart umfasst In den gesamten Ardennen finden wir das Breit- unter demselben Dachfirst die Gesamtheit der giebelhaus. Die charakteristischen Merkmale bäuerlichen Aktivitäten eines Hofes: den Wohn- dieses stets freistehenden Gebäudes sind: bereich, den Stall und die Scheune. Diese Bauweise besitzt zwei Vorteile: • ein fast quadratischer Grundriss, unterteilt in lange „Scheiben“ parallel zum Giebel; • die Arbeiten auf dem Hof sind vereinfacht dank des direkten Zugangs zwischen Wohn- • alle Eingangsöffnungen befinden sich auf der Seite der Mauer, welche die Traufe trägt; bereich und Stall, da die Tiere zwei bis drei • das Wohngebäude (3 bis 5 Räume) erhält das Mal am Tag gemolken und gefüttert wurden. Licht durch die Fensteröffnungen in der Gie- Später wurde dieser direkte Zugang aus Grün- belfläche, während der zweite Giebel fenster- den der Hygiene entweder beseitigt, oder die räumliche Quereinteilung wurde geändert: Wohnbereich, Scheune, Stall; • diese Bauweise war sehr wirtschaftlich im Um- los bleibt; • eine sehr flache Dachneigung angesichts der Tiefe des Gebäudes (20-40° je nach Art der Dacheindeckung); gang mit den Baustoffen, da das Gebäude nur • das Satteldach ist die traditionelle Form, die vier Außenmauern besaß. Es war daher preis- manchmal zu einem Walmdach abgewandelt wert und leicht zu unterhalten. Darüber hinaus erfüllte es die Anforderungen des Bauern, der bis ins 19. Jahrhundert sowohl Viehzüch- wird; • als Konstruktionsmaterial überwiegt Naturstein bei weitem. ter als auch Landwirt war. Die ältesten Bauernhöfe besitzen nur ein GeIn dieser mehrzelligen Bauweise erstreckt sich schoss, aber ab dem 19. Jahrhundert findet man jede Funktion über die gesamte Tiefe des Gebäu- ebenso Gebäude mit anderthalb oder auch mit des und besitzt nur eine einzige Öffnung auf der zwei Geschossen. Seite der Mauer mit der Traufe. Im 19. Jahrhundert konnten noch eine oder zwei weitere Funk- Langhaus oder Triererhaus tionszellen hinzukommen, z.B. durch die Vergrößerung des Stalls, da die Landwirtschaft sich Wie beim Breitgiebelhaus befinden sich alle schrittweise einer Milchwirtschaft zuwandte. Das Funktionen unter demselben Dach: Wohnbereich, Leben auf dem Bauernhof fand dementsprechend Stall und Scheune. im Hof vor dem Haus statt. Die Tiefe des Gebäudes erstreckt sich über zwei Räume, so dass das Gebäude einen gestreckten 18 rechteckigen Grundriss erhält. Im Gegensatz zum Breitgiebelhaus umfasst der Wohnbereich zwei Räume. Der Wohnbereich besitzt daher Fensteröffnungen im Giebel und in der die Traufe tragenden Wand. Im westlichen und südlichen Bereich der belgischen Eifel sind die Gebäude mit Breitgiebelhaus in Weisten (Burg-Reuland) einem weißen Rauputz versehen. Da der Giebel bei dieser Bauweise wesentlich schmaler ist als beim Breitgiebelhaus, ist die Dachneigung größer (40-50°). Die Dächer sind Satteldächer, manchmal auch Walmdächer. Manchmal ist der Wohnbereich auch höher als die Ställe, wodurch er eine gewisse Wichtigkeit erhält. Durch seinen rechteckigen Grundriss und seine beiden vollständigen Geschosse besitzt der lang gestreckte Bauernhof eine stärkere vertikale Langhaus in Berg (Bütgenbach) Betonung in seinem Aussehen als das Breitgiebelhaus. Die gleiche Gebäudeart findet man im luxemburgischen Ösling und der Region BitburgPrüm. Da die Größe des Wohnbereichs oft erheblich ist, wurde ein Ausbau des Dachstuhls kaum erforderlich. Dies führte zu einer einheitlich ruhigen Wirkung der Dächer. Soweit dies die natürliche Neigung des Grund- Langhaus in Maspelt (Burg-Reuland) stücks zulässt, findet man Scheuneneinfahrten im Obergeschoss, vor allem nachdem die Viehzucht eingeführt wurde, die größere Mengen Heu erfordert. An manchen Orten konnte eine Rampe zweckdienlich die fehlende Geländeneigung ausgleichen. Hof mit einem überragenden Wohnbereich in Born (Amel), erste Hälfte des 19. Jahrhunderts 19 Die Baumaterialien des traditionellen Bauernhofes Die Wände Seit über 200 Jahren ist die Verwendung von Naturstein für die Errichtung von Bauernhöfen die Regel. Fachwerkkonstruktionen verschwanden infolge der Anordnungen der Kaiserin Maria Theresia schrittweise aus dem Bild der Landschaft. Die wenigen Fachwerkgebäude, die wir heute noch in unserer Region finden, gehören demzufolge zu älteren Bauten. In allen Ortschaften findet man Reste kleiner alter Steinbrüche für den damaligen Eigengebrauch. Stroh, Lehm und Holz fand man ebenfalls vor Ort, allein Kalk und Sand mussten herbeigebracht werden. Angesichts der geologischen Bodenbeschaffenheit haben sich die Maurer vor allem des Sandsteins und des Schiefers bedient. In der Region zwischen Amel und Sourbrodt findet man ebenso Arkose (feldspatreicher Sandstein). Die Mauern bestanden aus grob zugehauenen Natursteinen, die nicht immer ausgerichtet sind. Der verwendete Mörtel besaß nur eine relative Festigkeit, wodurch sehr breite Mauern erforderlich waren (60 bis 90 cm waren die Regel). Im Laufe der Zeit und mit fortschreitender Entwicklung der technischen Möglichkeiten wurden die Steine immer sauberer auf Maß angefertigt. 20 Die Maueröffnungen Dank der fast unveränderten Verteilung der Wandöffnungen sowie ihrer charakteristischen Merkmale lässt sich die interne Struktur der traditionellen Bauernhöfe, trotz des bedeutenden Anteils an vollen Mauerflächen genau lesen. Für die Einrahmung der Türen und Fenster wurden verschiedene Materialen verwendet. In dem Bereich nahe der deutschen Grenze, der sich nach Bütgenbach und Waimes öffnet, wurde vorzugsweise roter Sandstein verwendet, während der aus Recht stammende Blaustein in den Gemeinden von Waimes, Amel und Sankt Vith bevorzugt wurde. In manchen Dörfern kann man beide Rahmentypen finden. Holz wurde überall verwendet, gleiches gilt ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für Ziegelstein. Das Fenster als solches wurde in lokalem Holz in äußerst einfacher Weise ausgeführt, entweder in T-Form oder mit Fensterkreuzen und Sprossen. Nur die bedeutenderen Gebäude erhielten aufwändiger gefertigte Fenster oder Türen. Das Dach Das bis zum 18. Jahrhundert allein als Dacheindeckungsmaterial verwendete Stroh wurde im nördlichen Bereich durch Hartschiefer-Schindeln und im südlichen Bereich durch großflächige runde Schieferschindeln (cherbains) ersetzt. Dächer mit diesen großflächigen Schindeln sind heute fast vollkommen verschwunden, zum einen 21 weil es keinen Produktionsort mehr gibt und zum anderen weil sie recht flache Dächer erfordern (20-25°). Darüber hinaus sind für ihre Herstellung umfassende berufliche Kenntnisse erforderlich (Verlegen in einer Lehmschicht usw.). Das Beispiel einer gelungenen Restauration eines Daches mit großflächigen Schindeln findet sich in Dürler Nr. 26a, für die alte aus Abrissen stammende Rundschindeln verwandt wurden. Die feineren Schieferschindeln (4-7 mm) wurden oft auf deutsche Weise genagelt verlegt, wodurch sie für Dächer mit größerer Neigung (33-45°), wie denen mit Stroheindeckung, geeignet waren, so dass sie leicht das Stroh ersetzen konnten. Die Verwendung von gebrannten Dachpfannen war eher selten, selbst wenn man sie vereinzelt in manchen Dörfern findet. Wenn Sie bei Ihrem Spaziergang Ausschau halten, können Sie noch einige in Reuland, Thommen oder auch in Elsenborn entdecken. Ab 1900 wurden die Dächer mit künstlich hergestellten Schindeln eingedeckt, die man noch weit verbreitet auf den großen Dächern der alten Bauernhöfe vorfindet und die in Farbe und Aussehen Schieferschindeln nachahmen. Das Dach steht oft nur um ein sehr geringes Maß über, sei es auf der Giebelwand oder sei es auf der die Traufe tragenden Wand. Da die Region sehr arm war, gab es in den Gemeinden Büllingen und Bütgenbach zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch viele stroheingedeckte Dächer und Fachwerkhäuser, wie alte Fotos bezeugen. 22 Gemeinde Amel M e de ll N r. 95 A n eine Böschung gelehnt, liegt dieses 1976 vom Architekten J. Berhaut aus Lüttich entwor- fene Wohnhaus am Ausgang des Dorfes. Die von Osten nach Westen im Sinn des Geländegefälles ausgerichtete Gebäudefläche ist durch einen Höhenunterschied von 5 m zwischen der Rückseite und der Strasse gekennzeichnet. J. Berhaut, wünschte, für die seinerzeit errichteten Wohngebäude, die ihm zur Verfügung stehenden Mittel auf opti- große Garage und rechts das Becken male Weise zu verwenden. des Hallen-Schwimmbeckens, dessen Baujahr: 1976 Aus seinen Überlegungen ergaben sich variable Tiefe dem Gefälle des Geländes Architekt: J. Berhaut kompakte Volumen, einfache Bautech- folgt. niken und eine gute Dämmung als Re- Ein Geschoss darüber, im Westen zur sultat: weitgehend fehlende Verkehrs- Hälfte in den Boden eingelassen, öff- flächen, eine homogene Dachneigung net sich ein Wohnbereich, der mit dem usw. Schwimmbecken im Süden durch die Auf der Ebene der Strasse findet man Terrasse des Essbereichs verbunden ist. auf der Rückseite, vollkommen in die Im letzten Geschoss unter dem Dach Erde eingefügt, auf der linken Seite die mit zwei Dachflächen befinden sich Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen vier Zimmer und ein Bad. Die Struktur ist sehr einfach, die Möglichkeiten des Volumens werden maximal genutzt. In den Räumen kontrastieren die Höhen der Dachflächen mit der niedrigen Höhe unter der Geschossdecke. Medell Die Wände in Sichtbetonblöcken wurden zu Beginn mit Zementmilch gestrichen. Die in drei Felder unterteilte Hauptfassade ist vollkommen verglast. Dieses Wall erod e N676 Gebäude fügt sich durch sein einfaches 0 250 500m Volumen und seine Farbe perfekt in die umgebende Landschaft ein. 23 24 E42 Pont Mont Arimont Bruyères Thirimont Deidenberg 4 Valender Heppenbach Büllingen Stausee Bütgenbach Möderscheid Hepscheid Amel Mirfeld Eibertingen 2 9 Bütgenbach Berg Elsenborn BÜTGENBACH Nidrum Weywertz Schoppen Faymonville Iveldingen Montenau Ondenval Waimes Gueuzaine Champange Lac de Robertville Robertville Outre-Warche Ovifat Sourbrodt Libômont Walk Longfaye Xhoffraix Géromont Chôdes Ligneuville Lamonriville Bellevaux Hédômont Malmedy Bévercé Bernister A27 Burnonville Lüttich Verviers 10 0 Honsfeld Wirtzfeld Mürringen Holzheim Hünningen Rocherath Merlscheid Lanzerath BÜLLINGEN 10 km 25 Rodt Braunlauf E421 Malscheid Lengeler Espeler 6 Dürler Oudler Thommen 8 Born A27 Maspelt Lommersweiler Neidingen E42 Wiesenbach Lascheid Ouren Auel Steffeshausen Bracht Weweler Stubach 7 Burg Reuland Alster Steinebrück Wallerode A60 11 Rötgen Setz Atzerath Meyerode Schlierbach AMEL Medell 1 BURG-REULAND Grüfflingen 12 Galhausen 14 St.Vith Hünningen Emmels Neundorf E42 Crombach Hinderhausen Weisten Aldringen Maldingen 13 ST.VITH Recht Prüm Trier Mackenbach Heuem 3 Eimerscheid Medendorf Manderfeld Gemeinde Amel 1 Medell 2 Schoppen Gemeinde Büllingen 3 Eimerscheid 4 Büllingen 5 Krewinkel Gemeinde Burg-Reuland 6 Grüfflingen 7 Reuland 8 Weisten Amelscheid Schönberg Herresbach Wereth Krewinkel Gemeinde Bütgenbach 9 Bütgenbach 10 Küchelscheid Gemeinde St.Vith 11 Alfersteg 12 Galhausen 13 Recht 14 St.Vith Weckerath 5 Berterath Gemeinde Amel Haus Heinen-Lambertz, Schoppen Nr. 19 ximale Weise. Dieses Haus wurde zum großen Teil in Eigenbau ausgeführt. Selbst das Bauholz stammt aus einem Wald im Familienbesitz. Die Bodenplatten bestehen aus Sichtbeton, die auf Schalungsbrettern eingeschalt wurden und von einer Metallstruktur gestützt werden. Die Außenmauern bestehen aus einem Holzskelett, das mit Zellulose ausgefüllt und mit Faserzementoder Lärchenholz-Platten verkleidet E Nächtliche Ansicht des Gartens in isoliertes Grundstück, wie ver- ist. Die Rahmen sind in Aluminium loren in einer wunderbaren Land- gehalten, die Heizung ist eine Pellet- schaft. Es streckt sich parallel zu Heizung und Warmwasser wird mittels einem kleinen Landweg in die Länge. Solarpaneelen erzeugt. Das Haus ist vorsichtig in die Landschaft Grundriss Erdgeschoss gestellt und scheint zu schweben. Längsschnitt Die Fassade nimmt das Motiv der großen Hecken dieser Region auf, die vor dem Wind und und vor Blicken schüt- Baujahr: 2005 Architekt: Atelier Weiherhof zen. Mit der Zeit werden die Kletterpflanzen die Fassade überdecken, so dass sie mit dem Hintergrund der Wälder verschwimmen wird. Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen Demgegenüber öffnet sich die Rückseite den Blicken und der Sonne, grenzenlos. Der Betonvorhang faltet sich, um den Ausblick zu gestatten oder um für 41a / 41b Faym onv Intimität zu sorgen. Im Inneren war- ille ten freizügige Räume. Der die vordere Fassade bildende „Schrank“ vereint alle Funktionen mit kleinem Raumbedarf. Die integrierten Möbel nutzen die Möglichkeiten dieses Raumteilers von öffentlicher und privater Sphäre auf ma0 26 250 500m 1 Häuser Wiesemes-Thunus und WiesemesJacobs, Schoppen Nr. 41a und 41b D er Ausarbeitung der Projekte ging eine sorgfältige Auswahl des Standorts voraus, und zwar in Bezug auf die Analyse der Himmelsrichtungen, der Ausblicke und Perspektiven, sowie hinsichtlich der Windausrichtung, der Grundstücksart und der geobiologischen Analyse. Ziel war die Ausführung von zwei Häusern mit sehr geringem Energieverbrauch. Die Gebäude bestehen aus einem Zu- Nutzung der Sonnenenergie. sammenspiel kompakter Die Konzentration der dienenden Räu- Formen mit einem Haupteingang als me (Abstellräume, Bäder usw.), eine Verbindungsscharnier Begrenzung der Wandöffnungen auf ein Architekt: Mindestmaß und die Reduzierung der Patrick Wiesemes einfacher, zwischen den beiden Volumen. Baujahr: 2007 nach Norden ausgerichteten Volumen Die Volumen ergeben sich aus der An- stellen einen Schutz vor der Kälte dar. ordnung der Wohnräume von Ost nach Die Auswahl der Baustoffe, wie z.B. Be- West, entsprechend der Entwicklung ton, gebrannter Ton, Zellulose, Mine- des eindeutige ralwolle, Mineralputz und Holz, zeugen Öffnung nach Süden akzentuiert die von dem Willen, den Respekt vor der direkte Sichtbeziehung zur Außenwelt Umwelt zu fördern. Sonnenstands. Die Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen Westfassade Schnitt durch und gestattet eine maximale passive Der Parkplatz des Fahrzeugs, des in das Wohnzimmer der heutigen Zeit unabdingbaren Verkehrsmittels, gehört nicht zum eigentlichen Wohngebäude. Das Volumen des Schoppen überdachten Abstellplatzes wurde als Zwischenbau zwischen dem privaten (Eingang des Wohngebäudes) und dem 124 öffentlichen Bereich (am Straßenrand) Mö de rsc h in das Projekt einbezogen. Amel ing en eid Eib ert 19 Gemeinde Amel 27 Gemeinde Amel Hof Georges Nr. 124, Schoppen schönsten Häuser der Ostkantone. Es handelt sich um eine Konstruktion aus Sandsteinblöcken mit einem Satteldach und Walmdachelementen sowie flacheren Dachebenen für den westlichen Wohnbereich. Der dominierende Wohnbereich ist typisch für die Region, selbst wenn die Breite des Gebäudes (3 Räume) eher einem Breitgiebelhaus entspricht. Der Wohnbereich besitzt in jedem der beiden Geschosse zwei FensDas Gebäude ist nur von außen zu besichtigen D ieses bemerkenswerte Bauern- terfelder mit Schieferlaibung. Im Quer- haus wurde im 18. Jahrhundert balken des Türoberlichts findet sich das direkt unterhalb der Dorfkapelle Baujahr: 1766. erbaut. Es hat seinerzeit ebenso als Nach einer Aufnahme des Daches, der Post-Raststelle gedient und hört auf Fassaden, des Eingangstors, der Möbel die lokale Bezeichnung „Jierten“ oder im Erdgeschoss sowie der Räucher- und „Haus Georges“. Trockeneinrichtungen in das Denkmal- Leider weiß man sehr wenig über die schutzprogramm im Jahre 1988 wurde Geschichte des Gebäudes. Viele hal- das Gebäude 2007 wieder einer neuen ten es für eines der wertvollsten und Nutzung zugeführt. 41a / 41b Faym onv ille Schoppen Schnitt Rahmung in Schiefer mit Angabe des Baujahres 124 Mö de Amel Eib e rtin gen eid 19 Grundriss Erdgeschoss Quelle: Ardenne Herbagère, Mardaga 0 28 rsc h 250 500m Gemeinde Büllingen Ehemalige Schule Eimerscheid Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen D ie Schule von Eimerscheid wurde erbauten Schulen erkennen: die hohen 1922 errichtet, d.h. nach geän- Fenster mit Einfassungen aus rotem derter Staatsangehörigkeit der Sandstein, eine einzige Unterrichtsklas- Region. se und die Wohnung des Lehrers. Allerdings lassen sich noch alle charak- Nach ihrer Schließung in 1972 befindet teristischen Merkmale der von Preußen sie sich jetzt in Privatbesitz. Ehemalige Schule von Eimerscheid, Giebelansicht Eimerscheid N6 59 He ld rfe nde Ma rre sba Sch ön be rg ch 0 500 1000m 29 Gemeinde Büllingen Haus Jenniges, Auf’m Rotheck, Büllingen Südfassade Baujahr: 2001 Architekt: FHW architectes Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen M it diesem Projekt wurde ein jährlich 5 bis 7 Liter Heizöl je m² ge- Haus gebaut, dass der deut- heizter Grundfläche. schen Baunorm eines „Niedri- genergiehauses“ entspricht. Um dieses Resultat zu erzielen, muss- Diese Norm definiert eine Senkung des te die Wärmedämmung entsprechend Energiebedarfs um 30 % gegenüber der dimensioniert und alle Details genau aktuell gültigen Norm in Deutschland. ausgearbeitet werden, um Wärmebrü- Damit liegt der Bedarf an Heizenergie cken zu vermeiden und eine perfekte eines solchen Gebäudes zwischen 50 Luftdichtigkeit der Außenwände zu ge- und 70 kWh/m²/Jahr, dies bedeutet währleisten. Grundriss Erdgeschoss Südfassade n Manderfeld Deutschland Losheimer Graben ge rin r Mü Büllingen Bütgenbach N632 N692 el Zur Rothheck 30 0 500 Honsfeld Am 1000m Gemeinde Büllingen Das Dorf Krewinkel D as Dorf Krewinkel, im äußersten Osten der Ostkantone gelegen, erstreckt sich in der Rinne eines kleinen ruhigen Tals. Für das gesamte Dorf gilt eine spezifische Regelung (RGBSR) mit dem Ziel, den typischen Charakter bestimmter Dörfer der Wallonie zu bewahren. Die meisten Wohngebäude liegen an der Hauptstraße des Dorfes. Ihre einfachen Volumen setzen sich von den grünen Die alten Gebäude sind noch oft auf Weiden ab. Die Häuser in Krewinkel ge- traditionelle Weise gekalkt (Kalkmilch- hören zum Typ des Langhauses der Ost- anstrich), was dem Dorf ein leuchtendes kantone. Von Zeit zu Zeit wird der Dach- Aussehen verleiht. first von Wohnungen unterbrochen. Dies verdeutlicht den wachsenden Bedarf an Im Dorfzentrum befindet sich auch die Komfort und das Interesse an einem gotische St.-Eligius-Kapelle, die vor stattlichen Aussehen. kurzem restauriert wurde. 31 Gemeinde Burg-Reuland Haus Schäfer, Grüfflingen Nr. 40 vorgesehen, um einen der Bäume aus der Reihe zu erhalten und in das Gebäude einzubeziehen. Diese Öffnung gestattet eine permanente Bewässerung des Baumes, ohne dass die Funktion dieses als überdachter Auto-Abstellplatz genutzten Raums beeinträchtigt wird. Das Gebäude steht auf der geologischen Verwerfung, die außen auf dem Dach in Form einer Verschiebung zwischen zwei Baujahr: 1995 Architekt: Yves Delhez Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen A uf dem Katasterplan erschei- Pultdächern und im Inneren durch eine nen Parzelleneinteilungen, die Stufe und eine schräge Trennung der schräg zur Straße liegen und Räume, die genau auf der Verwerfungs- sicherlich der Ausrichtung auf einen linie liegen, angedeutet wird. alten Landweg entsprechen. Diese Spuren werden vor Ort durch einen „geologischen Bruch“ und eine Reihe von Laubbäumen akzentuiert. Im Entwurf für das geplante Wohnhaus hat der Architekt eine Verbindung zwiNordfassade schen dem Standort und der Architektur St. Vith Merkmale der Natur in die Struktur und Formensprache des Gebäudes integriert hat. Das Gebäude befindet sich auf dem Standort einer Reihe von Laubbäumen. 2 hergestellt, indem er charakteristische N6 Ostfassade Grundriss Erdgeschoss N827 Maldin gen/B eho Diejenigen Bäume, die sich auf der Fläche der Baustelle befanden, wurden ursprünglichen Standort eingesetzt. om Grüfflingen Th Gebäudes als tragende Säulen an ihrem me n gefällt, behandelt und im Inneren des Des Weiteren wurde eine kreisförmige Oudler Öffnung im niedrigen Teil des Daches 0 32 Thommen 250 500m Gemeinde Burg-Reuland Haus Van Orley, Reuland H inter einem stattlichen Hof in der Nähe der Kirche liegt dieses 1747 für die Familie Or- ley errichtete beeindruckende Gebäude. Der Eingang wird vom Wappen und dem Baujahr gekrönt. Die breite harmonisch gestaltete Fassade mit bis vor kurzem noch weiß verputzten Natursteinblöcken hat nach eingehenden Analysen ihre ursprüngliche rote Farbe zurückerhalten. Sie besteht aus sieben Achsen über zwei Etagen, die symmetrisch um aus Rechter Stein versehen, die reich die zentrale Mittelachse angeordnet mit Skulpturen geschmückt ist. sind. Die einfachere rückseitige Fassade ist Das Mansardendach ist im oberen Teil von der alten Eisenbahnlinie aus zu gewalmt und besitzt zwei Dachluken. sehen, die jüngst zum RAVeL-Radwan- Die Eingangstür ist mit einer schönen derweg umgestaltet wurde. Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen Burg-Reuland Bracht barocken Rahmung mit einem Oberlicht N693 v. Cloedt 143 Ouren 125 r dle v. Orley eL RAV Ou 0 250 500m 33 Gemeinde Burg-Reuland Haus von Cloedt, Reuland 1902 im Stil ihrer Epoche errichtet. Der das Mauerwerk überdeckende Zementputz ist in den Farben Ocker und Beige angestrichen. Die in Zement geformten dekorativen Motive, Frauenmaske, Bänder und Pflanzen schmücken die Giebelwand, die einst von einem Adler gekrönt wurde. Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen V erlässt man Reuland in östlicher Richtung, entdeckt man ein wenig abseits vom Dorf eine typische Villa aus der Gründerzeit um 1900. Sie gehörte ursprünglich der Familie von Cloedt, daher ihr Name. Sie wurde auf Wunsch von Wilhem Kloss, Burg-Reuland Bracht seinerzeit Färber und Wollhändler, N693 v. Cloedt 143 Ouren 125 ler v. Orley eL RAV d Ou 0 34 250 500m Gemeinde Burg-Reuland Weisten, Nr. 12 D ieser ansehnliche Bauernhof aus reich wird von den spärlichen unregel- dem 18. Jahrhundert beherrscht mäßig angeordneten Fensteröffnungen das Zentrum des Weilers. Man erhellt, die zweifellos umgebaut wor- erkennt hier, das in den Ardennen tradi- den sind. Die sich zur Strasse hin öff- tionelle Breitgiebelhaus anhand seines nenden landwirtschaftlich genutzten stark abgeflachten weißen Körpers. Räume erstrecken sich bis in die Tiefe Der am Südgiebel liegende Wohnbe- des Gebäudes. Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen 35 Gemeinde Bütgenbach Lindenallee Nr. 4, Bütgenbach Fensterlaibungen bestehen aus Rechter Stein. Leicht lassen sich die Sturzbögen erkennen, die in feinen Natursteinscheiben ausgeführt sind. Die Nähe der Eingangstür zum Eingangsbereich sowie zum Stall ist ebenso typisch. Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen D ieses Gebäude wurde 1811 errichtet und besitzt die typischen Merkmale der Bauten des 19. Jahrhunderts (Triererhaus): eine relativ hohe Fassade, einen Giebel mit geringerer Tiefe. Der Wohnbereich ist nach Osten orientiert und besitzt zwei Räume mit jeweils nur einem Fenster, so dass die Fensterachsen Zum Walkerstal Elsenborn weit voneinander entfernt stehen.. Die Steinerhof 2 rtz we Wey N63 Lin Zur Hütte 36 0 250 Gemeind Bütgenbach Haus Heck, Zur Hütte, Bütgenbach D ieses Haus wurde 2002 mit dem „Euregiopreis für Bauwesen“ für Holzkonstruktionen von der Aachener Kathy Beys Stiftung ausgezeichnet. Es besteht im Wesentlichen aus nachhaltigen Materialien, die mit wenig Energie aus rückgewonnenen oder rückgewinnbaren Produkten und erneuerbaren Rohstoffen hergestellt werden. Der Entwurf dieses gemäß den Kriterien einer rationellen Energieverwendung errichteten Gebäudes geht von einem Holzskelettbau aus, mit einer Wärme- Baujahr: 2002 Architekt: FHW architectes dämmung aus Holzfaser und Zellulose. Der Deckenputz besteht aus Lehm. Die Heizanlage wird mit Holzgranulat (Pel- Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen lets) betrieben. Grundriss Erdgeschoss Süd-Ost-Ansicht Stausee Bütgenbach Wi rtz ndenallee 500m fel d Bütgenbach 37 Gemeinde Bütgenbach Steiner Hof, Walkerstal Nr. 15, Bütgenbach ser Flügel, der vor allem zum Wohnen gedient hat, besitzt auf seiner rechten Seite ein eindrucksvolles Tor zu einem Durchgang mit Gewölbe, über dem das Hochzeitswappen der von Bahring-von Dhaem und die Jahreszahl 1754 angebracht sind. Auf der hofseitigen Wand des benachbarten zweigeschossigen Flügels geben eiserne Bauklammern das Jahr 69 an, während die Bauklammern auf dem Flügel die Jahreszahl 1754 for- D er Hof von Bütgenbach, ebenso men. Der Nordflügel (ebenfalls Wohn- „Steiner Hof“ (nach dem Namen bereich), den man um ein Geschoss der vormaligen Besitzer) ge- aufgestockt hat, zeigt über einer Tür nannt, liegt im Zentrum des Ortes und mit dem Hochzeitswappen von Joh. ist auf dem Gebiet der Gemeinde das Wilh. von Reiffenberg und Anna Mar- älteste erhaltene Gebäude. garetha Laudolff von Bitburg, die fol- Der Bauernhof besteht aus vier Flügeln, gende Inschrift : „1623 RIFFENBERCH die aus lokalen Natursteinblöcken um UND LUDOLF“. einen Innenhof errichtet sind. Die we- Die Ställe und Gemeinschaftsräume sentlichen Teile des Gebäudes gehen auf befanden sich im Süd- und Westflügel. das 18. und 19. Jahrhundert zurück. Das Leben fand vor allem im Innenhof Die Hauptfassade liegt im Osten. Die- statt auf den fast alle Fenster des Gebäudes ausgerichtet waren. Während langer Jahre blieb ein großer Teil des Gebäudes ungenutzt und verfiel zur Ruine. 1977 wurde das Gebäude denkmalgeschützt, was allerdings nicht den weiteren Verfall der Bauten verhindert hat. Erst dank der Errichtung eines Seniorenheims und der Renovierung des Ostflügels durch die Gemeinde Bütgenbach, zu Beginn der 1990er Jahre, konnte der Bauernhof seinem tristen Schicksal entgehen. 38 Gemeinde Bütgenbach Haus Müller-Nelles, Zum Walkerstal, Bütgenbach A m Rande des Dorfes gelegen weckt dieses Gebäude den Eindruck eines „Bollwerks“. Die Regeln des ökologischen Bauens legen eine Pufferzone im Norden zum Schutz der Dienstleistungsbereiche (Abstellraum, Garderoben, Toiletten, Badezimmer, Küche) und eine große Dicke der Mauern nahe. Die großzügig vom Sonnenlicht erhellten Wohnbereiche sind im Süden angeordnet. Der Bauherr bewirtschaftet einen scharten beleuchtet, die ebenso den Steinbruch mit Sandschiefer, die aus festungsartigen Eindruck vertiefen. ihm stammenden Steinblöcke unter- Die starke Außenmauer stützt das stützen den starken Ausdruck, der sich Dach. Auf der anderen Seite entdecken in der Dicke der Mauern und den ange- wir einen kupfernen Säulengang, der messenen Details konkretisiert. hinsichtlich der Wandöffnungen eine Die Mauer „leitet“ den Blick vom Ein- größere Freiheit bietet: Holztafeln gang, teilt sich und weitet sich, um die wechseln sich mit Glasflächen ab, je „Puffer“-funktionen aufzunehmen. Die nach den sich hinter ihnen befindenden Räume werden durch einfache Schiess- internen Raumfunktionen. Baujahr: 1985 Architekt: ARTAU scrl Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen Grundriss Erdgeschoss Südfassade 39 Gemeinde Bütgenbach Zweitwohnsitz Bisschop, Auf dem Hau Nr. 53, Küchelscheid Norden, wo sich die Kälte mit einer stechenden Sonne vermählt. Das Gebäude scheint schon seit eh und je hier zu stehen. Die einfachen und niedrigen Volumen mit Satteldach sind von Beeten regionaler Pflanzen umgeben, die sich von den Randsteinen aus Schiefer absetzen, zu dem man in diesem rigorosen Klima traditionell greift. Geht man in den Wohnbereich, erkennt man den hellen und rhythmisch geordDethier & Associés, Lüttich, Fotograf: Jean-Paul Legros © Alle Rechte vorbehalten D ieses Projekt ist der Vorläufer neten Raum, der Natur atmet. Auf dem einer Epoche, es handelt sich Weg zu den Ruheräumen fühlt man sich, um das erste Wohnhaus des als wenn man in das Herz des Waldes Architekten. Die Architektur ist soli- vordringt, wobei die Fenster zu Bil- Baujahr: 1996 de und gleichzeitig poetisch, sie er- dern zum Schmuck der Räume werden. Architekt: schließt sich eher durch die Nutzung Dieses Wohnhaus repräsentiert weit vor Daniel Dethier als dass sie sich zur Schau stellt. dem Boom der ökologischen Architek- Die Bauherren waren vor allem durch tur die Elemente eines bioklimatisch den Standort bezaubert. Die Grund- ausgerichteten Hauses. Das Projekt in stücksparzelle ist zwar schmal, aber es Holzskelettbauweise besitzt Fensterlä- handelt sich um einen Ort mit beson- den, eine Feuchtzone, einen Steinhau- deren Vorzügen. Dem Haus gelingt es, fen als Akkumulator der Sonnenenergie sich in dieses Bild des Hohen Venns ein- und Hecken zum Schutz vor dem Unbill zufügen Es prägt sich dem Betrachter der Witterung und zur Sicherung der mit seinen natürlichen Materialien ein, Lebensqualität der Bewohner. Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen und seine Details lassen ihn von fernen D Ländern träumen. Beim Beschreiten Grundriss Erdgeschoss der Schiefer-Trittplatten drängen sich Rur Bilder von Japan auf, oder beim Schließen Küchelscheid der finnisch inspirierten Fensterläden die von B einem Ausflug zu einer Schutzhütte im weiten 40 g ber her ter Kal 399 B 0 250 500m 69 orn N6 Elsenb Gemeinde Sankt Vith Alfersteg Nr. 4 Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen B auernhof aus geweißten Natur- ge Stürze, der Türsturz ist mit einem steinblöcken, zweifelsohne aus profilierten Gesims überhöht, das die dem 19. Jahrhundert. Jahresangabe 1869 trägt. Der Stall Fassade mit drei Achsen, im Wohn- befindet sich in der Verlängerung des bereich über zwei Geschosse, auf der Baukörpers; dahinter weitere umge- linken Seite, gut erhalten: Rahmung baute Wirtschaftsräume. in bemaltem Naturstein, rechtecki- Sc Our Setz Rödgen hli erb ac h We pp ele r Alfersteg B 0 500 1000m D 41 Gemeinde Sankt Vith Galhausen, Nr. 14 A m Dorfeingang liegt im rechten Winkel ein gekalkter Bauernhof mit Stall- und Scheunentoren aus lackiertem Holz. Über diesen Toren liegen rechteckige Türstürze mit der Jahresangabe 1731. Gemeinde Sankt Vith Galhausen, Nr. 48 E42 N62 E42 Galhausen Neidingen 0 Die Gebäude sind nur von außen zu besichtigen 42 D ieses Gebäude liegt oberhalb 250 Die Ausführung in Kalkstein durch die Künstlerin Maria Gauder, die in der Nähe der alten Schule wohnt, setzt das Zentrum des Dorfes mit seinen alten Gebäuden in Szene, indem der Blick des Betrachters insbesondere auf drei Bauten gelenkt wird. des Dorfes in einer Krümmung des Tals. Es ist ein weiß gestri- Jahrhundert zurückgeht. chener Langhaushof, mit einem inter- Die Jahreszahl 1769 erscheint auf essanten Baukörper unter einem Sat- einem in die Anbauten versetzten teldach mit Rundschindel-Eindeckung Sturz. Die Öffnungen wurden im Laufe (cherbains), der auf das 18. oder 19. der Jahre neugestaltet. 500m Gemeinde Sankt Vith Haus Meyer, Recht D as Haus MEYER lehnt sich an die Böschung der alten Eisenbahnlinie an. Die Brücke, die einst die Schienen überquerte, wurde abgerissen, als der über sie führende Landweg nicht mehr benutzt wurde. Dieses Haus symbolisiert auf gewisse Weise die Erinnerung an diese Geschichte. Der zentrale Baukörper ist schmal und verteilt sind. Baujahr: 1995 lang gestreckt, wie ein in der Landschaft schlängelnder Schienenstrang, Die architektonische Gestaltung des und hinterlässt im Grundriss die Spur Äußeren greift die Formensprache des einer Kurve. ehemaligen Gebäudes auf: So trägt der Eingangswindfang „Schuppen“-Schin- Dieser Baukörper trägt ein Flachdach, deln, die nach unten abgerundet sind, das vollständig mit einer Schicht kul- um das Regenwasser weit abfließen zu tivierbarer Erde bedeckt ist - zur An- lassen. Architekt: Yves Delhez Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen Nordfassade pflanzung von verschiedenen Sträuchern und Pflanzen, wie sie auf der Böschung in den vergangenen Jahren wild wuchsen. Auf jeder Seite dieses „in der Kurve liegenden Körpers“ wird die Böschung mittels der beiden Zusatzkörper wiederhergestellt, der eine Lig neu N6 konkav, der andere konvex. Beide sind 60 N659 vill e Kaiserbaracke vollständig mit Holzplanken verschiedener Baumarten verkleidet. Im Inneren symbolisiert eine riesige Recht 59 N6 el 500 1000m ith .V 0 St stümpfen, die beliebig wie im Wald Vi Holzdielen ruhen auf einfachen Baum- sa lm Arche die ehemalige Brücke, und die 43 Gemeinde Sankt Vith Jugendherberge, Rodter Strasse Nr. 13a, St. Vith Die Außenwände sind auf der Innenseite mit Vorsatzschalen versehen, bestehend aus einem gedämmten Holzskelett, das mit beschichteten Sperrholzplatten („Schaltafeln“) von 20 mm Dicke und 60 cm Breite verkleidet ist. Auch alle Innenwände sind derartige Verbundwände. Die Jugendherberge hat die Form eines großen Vierecks mit einem Innenhof. Françoise Denoël © Alle Rechte vorbehalten Baujahr: 1989 D ie Jugendherberge Sankt Vith ist Die Gästezimmer sind auf drei Flügel in einem unteren Teil der Stadt des Gebäudes verteilt, während das angesiedelt, am Ufer eines sich Restaurant und die Dienstleistungsbe- schlängelnden Baches und von einem reiche den vierten Flügel belegen. Architekt: Fichtenhain geschützt. In den Ecken finden sich Räume mit ei- Jean Englebert Wie bei der wissenschaftlichen Stati- ner kollektiven Nutzung. Da das Gelän- on des Hohen Venns (1975) und beim de zum Bach abfällt, konnte der Archi- Naturzentrum Botrange (1984), die der tekt unter dem Restaurant-Flügel eine Innenansicht eines Korridors Françoise Denoël © Alle Rechte vorbehalten Architekt ebenfalls entworfen hat, hat Reihe von Nutzräumen vorsehen. Detail einer Einkehlung Françoise Denoël © Alle Rechte vorbehalten kleidung der tragenden Wände, Schin- Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen er sich auch hier für lokale Baustoffe entschieden: Arkosesteine für die VerHü ing nn deln aus Naturschiefer für die Dächer en und viel Holz für den Rest. Die Arkosesteine der Wände sind in liegendem Format, also flach vermauert. Alle 60 cm läuft eine horizontale Fuge durch. Die Fensteröffnungen werden Rodt von Eichen-Fensterrahmen gebildet, deren obere Riegel als Stürze dienen. Die Schindeln aus Naturschiefer auf den Satteldächern sind auf deutsche Weise verlegt. Auf diese Weise wird der 2 N6 44 Ne ub rü ck regionale Charakter unterstrichen. E42 0 Gemeinde Sankt Vith Grundschule des Königlichen Atheneums, Untere Büchelstrasse Nr. 2, St. Vith D as Bauwerk besitzt nur eine geringe Höhe und öffnet sich uförmig um einen Innenhof zum Eingang. Die breiten Dächer sind mit Schindeln bedeckt. Die Klassen des Kindergartens und der ersten Grundschuljahre wurden im östlichen Flügel eingerichtet, der sich in enger Beziehung zur Natur am Wald entlang erstreckt. Dies ermöglicht die Nutzung der Umwelt in einer pädagogischen Perspektive, entsprechend der Weise wie sich Kinder altersgemäß die Schule zu Eigen machen. Im Inneren des Gebäudes erlaubte die Der Flügel der Größeren sowie die Anordnung einer regelmäßigen paral- Sport- und Veranstaltungshalle sind lelen Doppelreihe von Betonstützen, auf das Atheneum und Sankt Vith ori- die Abtrennung der Räume voneinander entiert. Sie deuten die schrittweise und von den an den Hof grenzenden Loslösung von der Kindheit an. Verkehrsflächen mit großer Freiheit zu Baujahr: gestalten. 1994-1996 Im Inneren folgen kurvige Wände auf- Schnitt durch den der Pädagogik vorbehaltenen Innenraum sowie durch den Hofbereich Charles Jottard © Alle Rechte vorbehalten Architekt: ARTAU scrl einander und bieten eine Abfolge interessanter Räume, in denen es leicht fällt, sich zurecht zu finden. Die entlang dieser Kurven geschaffenen Verkehrsbereiche werden wesentlich angenehmer empfunden als gewöhnliche Das Gebäude ist nur von außen zu besichtigen Empfangsbereich Kindergarten Fotograf Charles Jottard © Alle Rechte vorbehalten rechtwinklig angeordnete Korridore. Dieses Projekt kam 1995 in die AusN626 wahl des AIAB-Wettbewerbs (Verband der Ausbildungseinrichtungen für Architektur in Belgien). St.Vith 500 1000m 45 Quel le n Dem Leser, der mehr über die Geschichte der Architektur Belgiens erfahren möchte, empfehlen wir das „Dictionnaire de l’Architecture en Belgique, de 1830 à nos jours“ (Nachschlagewerk der Architektur in Belgien, von 1830 bis heute), der 2003 unter der Leitung von Anne Van Loo herausgegeben wurde. Gemäß der Herausgeberin ist dieses Nachschlagewerk ein Referenzwerk, sowohl für die Öffentlichkeit als auch für die professionellen Entscheidungsträger, die hier die Bauwerke belgischer Architekten finden können, neben einer Vorstellung von Fachzeitschriften, der Berufsverbände, der Forschungszentren, der privaten und öffentlichen Einrichtungen. Kritiker, Theoretiker und Städtebauer werden ebenfalls angeführt. Zusätzliche Quellen: http://www.aroots.org http://www.aroots.org http://www.artsimages.com http://batirsain.free.fr/pages/articles/organique.htm VAN LOO, A., (Leitender Herausgeber), Dictionnaire de l’Architecture en Belgique, de 1830 à nos jours, Anvers, Fonds Mercator, 2003. OLIVA, J.-P., BOSSE-PLATIERE, A., AUBERT, C., Maisons écologiques d’aujourd’hui, ed. Terre vivante, France, 2002 Encyclopédie Microsoft® Encarta® en ligne, 2002. SCHMITZ, D., Description architecturale – l’ambiance du lieu, mémoire de fin d’études, Université de Liège, Liège, 2001. ESTEVEZ, D., Dessin d‘architecture et infographie. L‘évolution contemporaine des pratiques graphiques, CNRS Editions, Paris, 2001. RAYNAUD D., Architectures comparées – Essai sur la dynamique des formes, ed. Parenthèses, Marseille, 1998. GYMPEL Jan, Histoire de l‘architecture „De l‘Antiquité à nos jours“, Ed. Könemann, 1997. CHING, F.D.K., Architecture, Form, Space and Order, second edition, ed. ITP, USA, 1996. 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Inventar der Baudenkmäler der Gemeinden Amel, Büllingen, Burg-Reuland, Bütgenbach und Sankt Vith Ardenne herbagère, Mardaga La ferme mono-bloc en Ardenne, Fondation rurale de Wallonie Der RGBSR von Krewinkel 46 I m p re s s u m Herausgegeben von der Projektgruppe Leader+ „Enthüllte Landschaften“ • Manfred DAHMEN, Andrea MICHAELIS (Verkehrsamt der Ostkantone) • Stephan BENKER, Helmut HENKES, Anne-Marie VEITHEN (WFG – Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Osten Belgiens VoE) Redaktion: Dimitri Schmitz und Marie-Christine Mersch (Groupe d’Ateliers de Recherche a.s.b.l., Institut Supérieur d’Architecture Saint-Luc de Wallonie Liège), Klaus-Dieter Klauser, Anne-Marie Veithen Foto der Deckseite: Indigo Pierre Benker Konzeption der Karten, Gestaltung und Layout: Indigo, St. Vith (www.indigo.info) Druck : Imprimerie Massoz, Alleur Übersetzung: André JOSTEN Urheberrecht: Verkehrsamt der Ostkantone, 2007 LEADER+ „100 Dörfer - 1 Zukunft“ LEADER+ ist ein aus den EU-Strukturfonds finanziertes Förderprogramm, welches innovative Maßnahmen zur Entwicklung des ländlichen Raumes unterstützt. LEADER+ befasst sich im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens mit der Inwertsetzung von Produkten aus diesem Gebiet. Konkret werden hier Maßnahmen in den Bereichen Landwirtschaft, Holzwirtschaft, ländlicher Tourismus und Naturerbe durchgeführt. Die Begleitung dieses Programms erfolgt über die Lokale Aktionsgruppe „100 Dörfer - 1 Zukunft“, welche sich aus Vertretern öffentlicher sowie privater Einrichtungen und Vereinigungen zusammensetzt. Kontakt: LAG „100 Dörfer - 1 Zukunft“, Hauptstraße 54, B - 4780 St.Vith Tel.: +32 (0)80 280 012, E-Mail: [email protected], Internet: www.leader-plus.be Photos: ARTAU: p. 39 Sabine Mennicken: p.29, 31 Yves Delhez: p.1, 32, 43 Norbert Meyers: p. 41, 42 Daniel Dethier: p.40 Anne-Marie Veithen: p.11, 18, 19, 20, 21, 22, FHW architectes: p.30, 37 23, 28, 34, 36, 38 Pascal Heinen: p. 26 Patrick Wiesemes: p.2, 27 Pierre Benker: 33, 34, 35 47 Die Architektur einer Region, egal ob traditionell oder zeitgenössisch, verdient stets unser Interesse. Traditionelle Gebäude, und hier vor allem die Bauernhöfe, wiederholten eine für die Region spezifische Form, verwendeten vor allem lokale Baustoffe und fügten sich auf natürliche Weise in die Landschaft ein. Die zeitgenössische Architektur von Wert verwendet Formen, die das Ergebnis einer Reflexion von Architekt und Bauherr sind. Um dem Betrachter, der sich ein Gebäude ansieht, eine Hilfestellung zu geben, erläutert die Einführung den Begriff des Architekturentwurfs, beschreibt den Beruf des Architekten, vermittelt einen kurzen Überblick über die verwendeten Baustoffe und stellt die Besonderheiten der traditionellen Architektur dieser Region heraus. In einem zweiten Teil beschreibt dieser Prospekt 20 markante Beispiele der traditionellen und zeitgenössischen Architektur im Süden der Ostkantone. Es sind Gebäude, die man beim Durchqueren der Dörfer der Region betrachten kann. [email protected] - www.eastbelgium.com WALLONISCHE REGION