TES EnergyFacade – Fassaden im Ruckzuck

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F o k u s : P r e i sg e k r ö n t e H o l z b a u t e n
TES EnergyFacade – Fassaden
im Ruckzuck-Verfahren
Die TES EnergyFacade ist nicht nur der Name eines Forschungsprojekts.
Der Begriff betitelt auch ein Fassadensystem, das es möglich macht,
Bestandsbauten schnell und energetisch hochwertig zu sanieren.
text: Christine Ryll, außerdem TU München, Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen sowie Fakultät für Architektur
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3 P r oj e k t
TES Fassadensanierung
i nd e x
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33
Tec hnik
Ausgez ei c hn e t
Schweighoferpreis
2011
En ergie­
kon zept
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37
38
Innovationspreis
HolzbauPlus 2012
Projekt
Kategorie Holzbau
Deutscher Holzbaupreis 2013
Stec kbrief
Anerkennung Bauen im Bestand
Fazit
Interview
T e c h n i k d e r TES ENERGY Fa c a d e
Foto: Eckhart Matthäus
I
n der Neubaukultur von heute sind energetisch hochwertige Projekte auf dem
Vormarsch. Passiv- oder sogar Plusenergiehäuser liegen im Trend und rücken die
Energiebilanzen immer mehr ins Plus. Im
Gegensatz dazu steht der Bestand hierzulande energetisch äußerst schlecht da. So
rechnen Experten damit, dass in den nächsten 20 Jahren fast die Hälfte aller deutschen
Wohnhäuser energetisch saniert werden
muss. Bei einem Bestand von rund 40,2 Mio.
Wohnungen ergeben sich daraus rund 1 Mio.
sanierungsbedürftige Gebäude pro Jahr.
Als Standardmethode für die Fassadensanierung solcher Objekte hat sich mittlerweile
www.lignardo.de
die verputzte Vollwärmeschutzfassade einen vorderen Platz in
der Sanierungskultur erobert,
und das, obwohl sie durchaus
Mankos wie die schlechte mechanische Belastbarkeit der
neuen Außenhaut oder die Gefahr des Algenbefalls aufweist.
Doch angesichts der schnellen
Verarbeitungsmöglichkeit der
Vollwärmeschutzplatten haben
Bauherren diese Nachteile und
Gefahren bislang gerne übersehen, zumal es kaum Alternativen gab.
Das internationale Forschungsprojekt TES EnergyFacade hat
nun Sanierungsmöglichkeiten
abseits der Vollwärmeschutzfassade untersucht und ermittelt, wie sich die Vorteile des
vorgefertigten Holzbaus für die
energetische
Modernisierung
des Gebäudebestands nutzen
lassen. Im Ergebnis entstand die
gleichnamige TES EnergyFacade, eine flexible Lösung für Fassadensanierungen auf Basis von
großformatigen Holzrahmenelementen.
Zielobjekte einer solchen Fassadenlösung sind zum Beispiel
öffentliche Gebäude wie Schulen, Kindergärten und Verwaltungsbauten, da bei dieser Art
Bauwerk die Modernisierung
häufig bei laufendem Betrieb
stattfindet. Entsprechend bietet
der Einsatz möglichst komplett
vorgefertigter Elemente entscheidende Vorteile gegenüber
herkömmlichen Methoden. Pi-
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lotprojekte sind etwa das Risør Technical
College in Risør, Norwegen, oder die staatliche Realschule Buchloe. Parallel bietet sich
hierzulande eine TES EnergyFacade für die
energetische Sanierung des Wohnungsbestands sowie für Aufstockungen an.
TES EnergyFacade – nicht ohne Planer
Prinzipiell besteht das TES-Element aus einer statisch wirksamen Tragstruktur, einer
Dämmschicht und einer wasserführenden
Bekleidungsebene. Als solche können diverse Werkstoffe dienen, sowohl lineare und
stabförmige Materialien wie Brett- und Leistenschalungen als auch flächige wie Holzwerkstoffplatten, Zementfaserplatten, Glas
oder Blech. Fenster, Pfosten-Riegel-Fassaden,
solaraktive Fassaden und solarenergetische
Komponenten lassen sich in die vorgefertigten Elemente gut integrieren.
Um eine TES EnergyFacade im Rahmen
einer energetischen Sanierung erfolgreich
umzusetzen, bedarf es erfahrener, eng kooperierender Bauteams, die im Allgemeinen
aus dem oder den Architekten, Ingenieuren, Vermessern und einem Holzbauunternehmen bestehen. Arbeiten diese Parteien
konstruktiv zusammen, liefern sie im Endergebnis eine definierte Qualität zu einem
definierten Preis. Daraus resultiert wiederum ein systematischer und optimierter digitaler Arbeitsablauf, der von der Bestandserfassung über die Renovierungsplanung
und Realisierung bis zum Gebäudeunterhalt
reicht. Entsprechend ist der Datenfluss der
TES EnergyFacade vom exakten Aufmaß
über die Planung bis zur Fertigung ganz auf
die Erfordernisse der digitalen Prozesskette
abgestimmt.
Exakte Bauabläufe erfordern sehr
hohen Vorfertigungsgrad
Prämisse für die Herstellung großer Elemente, die wiederum schnelle und exakte Bauabläufe vor Ort ermöglichen, ist ein möglichst
hoher Vorfertigungsgrad. Im Angebot sind
derzeit verschiedene Stufen, vom Abbund
einzelner Bauteile über die Herstellung von
→ Die Fassadenbauteile müssen in
puncto Statik,
Brandschutz und
Bauphysik
begutachtet
werden.
← Ganze Fassadenelemente
werden inklusive Fenstern
vorgefertigt und vor Ort in
kürzester Zeit montiert.
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TES Fassadensanierung
← Das Gebäude profitiert energetisch und
ästhetisch von der
anstehenden Sanierung.
nicht gedämmten Tafelelementen bis zu fertigen Wand‑, Decken- und Dachelementen,
die sämtliche Bauteilschichten und auch die
Fenster enthalten. Eine weitere Variante bilden Raumzellen, im Werk gefügte Module
aus Decken- und Wandelementen, die einbaufertig auf die Baustelle transportiert und
dort zusammengesetzt werden.
Energie
Fotos: Eckhart Matthäus (2), Lattkearchitekten (1); Zeichnung: Lattkearchitekten
K o n z ep t
Anforderungen an die Präzision
des Aufmaßes steigen
Welcher Vorfertigungsgrad jeweils gewählt wird, hängt von
der Bauaufgabe und den technischen Möglichkeiten ab. Dabei
ist zu beachten, dass die Anforderungen an ein präzises Aufmaß mit dem Vorfertigungsgrad
steigen. Die bauphysikalische
Funktion der TES EnergyFacade
gewährleisten ausformulierte
Fugen- und Anschlussdetails,
die sich im Neubaubereich bewährt haben.
Auch der Brand- und Schallschutz und die Luftdichtheit des
Gebäudes sind bei den Bauarbei-
ten an einer derartigen Fassadenlösung sicherzustellen. So
verhindert eine hohlraumfreie
Konstruktion unkontrollierbare
Konvektion und Brandweiterleitung. Grundsätzlich sind die
Dämmstoffe in Abhängigkeit
von der Gebäudeklasse und den
jeweiligen Brandschutzanforderungen zu wählen. Die Tragfähigkeit der Konstruktion durch
die Zusatzbelastung durch die
TES-Fassadenelemente ist im
Zuge der Planung zu berücksichtigen. Dafür muss eine
Tragwerksplanung nach den anerkannten Regeln der Technik
durchgeführt werden.
-
Die TES EnergyFacade ist in ihrer Eigenschaft als hochwärmedämmende Hülle ein Teil des Energiekonzepts eines Gebäudes und somit maßgeblich für dessen Energieverbrauch. Der Aufbau – und entsprechend
auch der U-Wert – der letztlich gewählten Fassade unterscheiden sich
individuell.
Variabel: Der Aufbau der Tes EnergyFacade bestimmt den U-Wert
Die TES EnergyFacade ist eine hochwärmedämmende Hülle, in der in der Regel auch
Fenster integriert werden. Je nach Dämmstärke und -material führt sie demnach zu
unterschiedlichen U-Werten bei der Fassade.
Allerdings ist die TES EnergyFacade nur ein
Bestandteil des jeweiligen Energiekonzepts.
Technische Lösungen wie Be- und Entlüftung,
Wärmerückgewinnung sowie die Wahl der
Energielieferanten wie Solarenergie, Fernwärme, Pellets oder auch einer Kombination von
Grundwassernutzung und Wärmepumpen
bestimmen die energetischen Werte des betreffenden Gebäudes ebenfalls. Insofern kann
allein für die TES EnergyFacade kein Energiekonzept aufgestellt werden.
www.lignardo.de
„Mit dem Konzept TES EnergyFacade finden die Qualitäten des
vorgefertigten Holzbaus in der
Ertüchtigung unseres Gebäudebestandes eine sinnvolle Anwendung. Neben der thermischen
Verbesserung der Gebäudehülle
liegt die Stärke des Systems in der
logischen Antwort für die Hülle
und Erweiterung oder Aufstockung aus einer Hand. Mit einem
abgestimmten Gesamtkonzept
ist es auf diese Weise möglich,
aus bestehenden Gebäuden
Passiv- oder Plusenergiehäuser zu
entwickeln.“
→ Holztafelelement
mit integriertem Fenster.
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Energetische Modernisierung
Ran an die
­Betonkisten
Vorgefertigte Holzrahmenbauelemente
für die energetische Modernisierung sind
oft eine gute Alternative zu gängigen
Wärmedämmverbundsystemen. Mit etwas
Überzeugungsarbeit winken dieser
jungen Methode weitere Marktanteile.
text: Günther Hartmann | fotos: Eckhart Matthäus
D
Nach der Sanierung: TES-Elemente
verleihen dem Gebäude
eine klare und elegante Großform.
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as Gebäude in der Grüntenstraße am Ostrand
Augsburgs war ein für die 1970er-Jahre typischer
Mietwohnungsbau: sechs Geschosse, 60 Wohneinheiten, Stahlbeton, Ziegel, Putz, keine Wärmedämmung,
dafür Wärmebrücken – kurz: eine Energieschleuder.
Nun wurde es saniert – mit vorgefertigten Holzrahmenbauelementen. Vorausgegangen war ein Architektenwettbewerb als Teil des bayerischen Modellvorhabens
„e%-Energieeffizienter Wohnungsbau“. Die Oberste
Baubehörde im Bayerischen Innenministerium suchte
praktikable Lösungen, förderte deren Realisierung, ließ
sie wissenschaftlich begleiten und dokumentieren. Ein
derart hoher Qualitätsanspruch, gepaart mit einem großen Know-how-Gewinn für künftige Projekte, war für
den Bauherrn, die städtische Wohnungsbaugesellschaft
WBG, äußerst reizvoll. Der Augsburger Mietwohnungsbau war eines von insgesamt neun für das Modellvor-
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TES Fassadensanierung
haben ausgewählten Projekten.
Den Wettbewerb gewann 2010
das Augsburger Planungsbüro
„lattkearchitekten“. Frank Lattke ist Spezialist für energetische
Modernisierungen mit vorgefertigten Holzrahmenbauelementen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU München leitete
er schon das europäische Forschungsprojekt „TES EnergyFacade“ und ist nun auch für das
Nachfolgeprojekt „smartTES“
verantwortlich.
Die Vorteile der TES-Methode:
Der hohe Vorfertigungsgrad reduziert die Bauzeit vor Ort erheblich. Die Bewohner müssen ihre
Wohnungen nur ganz kurz oder
gar nicht verlassen. Zudem lässt
sich neben der energetischen
Modernisierung auch noch der
Wohnraum relativ einfach erweitern. Beim Modernisierungsprojekt in Augsburg wurden die
bisherigen Stahlbeton-Balkone
den Wohnungen zugeschlagen
und dafür neue Holz-Balkone
errichtet. Das machte eine Modernisierung besonders lukrativ
und erhöhte die Akzeptanz bei
den Mietern – insofern sie bereit
waren, dafür eine entsprechend
höhere Miete zu zahlen.
Im Vergleich zu konventionellen Wärmedämmverbundsystemen ist die TES-Methode etwas
teurer. Und: Selbst die Wärmedämmverbundsysteme werden
in der Wohnungswirtschaft von
vielen Entscheidern mit Skepsis
betrachtet. „Das rechnet sich
doch alles nicht!“ ist dort eine
weit verbreitete Meinung. Dass
der Energieverbrauch nicht in
dem Maße sinkt, wie er laut den
theoretischen
Berechnungen
sinken müsste, liegt aber nicht
an den Modernisierungsmaß-
www.lignardo.de
↑ Der hohe Grad an Vorfertigung senkt
die Bauzeit. Dennoch ist die TES-Methode
etwas teurer als konventionelle WDVS.
↑ Die Bewohner mussten ihre
Wohnung während der Bauzeit
nur ganz kurz und oft
auch gar nicht verlassen.
nahmen, sondern am Verhalten
der Mieter. Hier ist noch viel
Auf klärungsarbeit gefordert.
Drastisch ansteigende Energiepreise werden da sicher zu
einem Umdenken führen. Dass
die Energiepreise ansteigen, ist
angesichts zu Ende gehender
Rohstoffe und einer wachsenden Weltbevölkerung klar, nur
der Zeitrahmen ist noch offen. Knappheit spiegelt sich in
Marktpreisen wider – und die
sind momentan noch moderat.
Und wenn sie ansteigen, gibt es
eben immer noch die Billigvariante der Wärmedämmverbund-
↑ Der Silikatfarbanstrich verleiht unaufdringliche Leichtigkeit und Eleganz und
passt sich in den städtischen Kontext ein.
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F o k u s : P r e i sg e k r ö n t e H o l z b a u t e n
systeme. Hat die TES-Methode angesichts
dieser Rahmenbedingungen am Markt eine
Chance, sich ohne öffentliche Fördermittel
durchsetzen?
„Der Markt, das sind verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Wertesystemen“, erläutert Marketingfachmann Stefan
Theßenvitz, der im Rahmen von „smartTES“ die Marktgegebenheiten und Markteintrittsmöglichkeiten untersucht. „Da ist
zum einen die Politik: wertorientiert, offen
und interessiert. Zum anderen ist da die
Wohnungswirtschaft: vornehmlich kostenorientiert. Das sind ganz unterschiedliche
Zielgruppen, für die wir unterschiedliche
Kommunikationsstrategien entwickeln, die
auf die jeweiligen Denkmuster exakt zugeschnitten sind.“
Für die Politik ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt, aber auch die gestalterische
Aufwertung unattraktiver Stadtteile. Für
die Wohnungswirtschaft ist TES interessant,
weil es eine schnelle Methode ist und bei bewohnten Objekten die Bauzeit ein wichtiger
Kostenfaktor ist, aber auch weil mit dem
St eck brie f
Modernisierung eines Mietwohnungsbaus aus den 1970er-Jahren in Augsburg
6.300
6
60
m2 Nutz fläc he
Geschoss e
Wohne inhe it e n
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System eine verlässliche Qualität zu vereinbarten Kosten und zu einem definierten
Zeitpunkt erfolgt. „Wenn jemand ein Brot kauft, erhält er
sofort die vereinbarte Menge zu einem ausgeschriebenen Preis je Kilogramm über den
Tresen“, erläutert Theßenvitz die Situation
mit einem Bild aus dem Alltagsleben. „Der
Brotkauf auf die Baubranche übertragen bedeutet: Ein Kilogramm Brot ist für 2,80 Euro
in der Bäckerstube ausgeschrieben. Sie können sich ein Bild des Brotes ansehen und
bestellen dieses Brot auf Termin. Das Brot
ist zu dem Termin nicht lieferbereit, außerdem beträgt der Preis jetzt 4,20 Euro
je Kilogramm. Als das Brot abholbereit ist,
ist der Termin ein weiteres Mal nach hinten verschoben worden – außerdem kostet
das Kilogramm jetzt 5,80 Euro. Das haben
Sie nicht bestellt? Aus Sicht des Bäckers
schon, denn Sie haben ja ein Brot bestellt.
Der Liefertermin und die Kosten sind für
den Bäcker variable Größen. Kaufen Sie
dieses Brot? Vermutlich nein.“ Aber nicht
nur für die Architekten als Auftraggeber,
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M et h o d e:
Vorgefertigte Holzrahmenbau-Elemente
(TES EnergyFacade)
www.tesenergyfacade.com
Arc h i te ktu r:
lattke architekten
86150 Augsburg
www.lattkearchitekten.de
Bau z ei t G ebäu d eh ü lle :
Oktober 2011 bis Mai 2012
Trag w e rkspl an u n g :
bauart Konstruktions GmbH & Co. KG
80796 München
www.bauart-konstruktion.de
Wär medä mmw ert G e bäu de h ü lle :
Uw = 0,14 W/(m²K)
H ei z en erg i ebedar f :
30 kWh/(m²a)
Bau h er r : WBG Wohnbaugesellschaft
der Stadt Augsburg GmbH, 86152 Augsburg
www.wbg-augsburg.de
Ho l zbau :
Gumpp & Maier GmbH
86637 Binswangen
www.gumpp-maier.de
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TES Fassadensanierung
Luftdichte Abklebung
Systemgrenze
Dämmung PU 028
Abbruch Faserzement
inkl. Unterkonstruktion
Attikastahlblech
1,5 mm verzinkt
Bestand
muss für
Aufmaß
geöffnet
werden
Bestand Dämmung PU 120 mm WLG 028
Sturz
Bestand
Fischer Anker
Dreischichtplatte
20 mm gestrichen
Aereco ZFHF40 mit VF02
sondern auch für Holzbaubetriebe als Auftragnehmer
ist TES attraktiv: Wetterunabhängig können sie im großen Stil produzieren. Die Erfahrungen dabei lassen sich
bei Folgeaufträgen sehr gut auf andere Projekte übertragen, da die Methodik gleich bleibt. Deshalb wurden
die europäischen Forschungsprojekte „TES EnergyFacade“ und „smartTES“ ins Leben gerufen, deshalb fördert
beispielweise der Freistaat Bayern die Realisierung guter
Referenzprojekte, deswegen braucht es wissenschaftlich abgesicherte Erfahrungswerte, deswegen braucht
es übersichtliche, gute Berechnungsmodelle und auch
positive Bewohnerbefragungen.
Abbruch Fenster
Außenwand (innen nach außen)
Bestand
Attika
Neu
50 mm Toleranz-/Installationsebene
10 mm OSB-Platte
200 mm Zellulosefaser/KVH 6/20
15 mm Gipsfaserplatte
0,5 mm Unterspannbahn
12 mm Konterlattung OSB-Streifen
30/50 mm Unterkonstruktion
24 mm Wechselfalzschalung
-
Fa z i t
T
ES bedeutet vor allem drei für den Auftraggeber attraktive Qualitäten: handwerkliche Präzision, Zeittreue und Kostentreue. Bei einer größeren Siedlung empfiehlt es sich, die einzelnen Gebäude an mehrere kleinere Zimmereibetriebe zu vergeben statt
an einen großen. Wichtig ist die maximale Vorfertigung. Technisch ist die kein Problem, wenn
der Zimmereibetrieb eine ausreichend große
Werkhalle besitzt. In der Praxis kann es jedoch
daran scheitern, dass die Zeitfenster für die Vorfertigung nicht ausreichen und dann versucht
wird, auf der Baustelle nachzuarbeiten. Das
widerspricht dem Grundgedanken von TES und
führt zu Verzögerungen im Bauablauf.
-
← Die entstandene
Wintergarten-Situation
schafft mehr Wohnwert.
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F o k u s : P r e i sg e k r ö n t e H o l z b a u t e n
I n t e rv i e w
»Wir wollten das Holz
deutlich zeigen und
es nicht verstecken.«
2
Das Aussehen des Gebäudes hat sich
durch die Baumaßnahmen verändert.
Ja, und das tat ihm richtig gut. Vorher hatte
es eine für die 1970er-Jahre typische, aufgelöste „Sägezahnstruktur“, nun besitzt es
eine klarere und elegantere Großform. Sie
bildet einen reizvollen Kontrast zur von großen alten Bäumen dominierten Umgebung.
3
Die energetische Modernisierung
mit der TES-Methode verspricht
interessante Vorteile: Der hohe
Vorfertigungsgrad reduziert die
Bauzeit vor Ort, die Bewohner
müssen ihre Wohnungen nur ganz
kurz oder gar nicht verlassen und
neben der energetischen Modernisierung lässt sich der Wohnraum
relativ einfach erweitern.
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1
Was war das Besondere bei
dieser Fassadensanierung?
Das Besondere war, dass wir die
energetische Ertüchtigung der
Fassade zusätzlich nutzen, um
den Wohnraum zu erweitern
und das Gebäude gestalterisch
aufzuwerten. Es hatte vorher
Balkone mit auskragenden
Stahlbeton-Decken, die natürlich große Wärmebrücken darstellten. Wir hausten diese Konstruktion ein und vergrößerten
damit die Wohnfläche. Gleichzeitig schufen wir neuen Außenraum, indem wir die Lücken
zwischen den alten Balkonen
mit neuen Balkonen füllten. Die
Hülle ist eine vor das Gebäude
gestellte Holzkonstruktion, die
auf einem neuen Fundament
steht und auch die Last der Balkone abträgt. Die Balkone bestehen aus Brettsperrholzplatten
und
Brettschichtholzträgern,
darüber eine Folienabdichtung
und ein Holzrost. Bei den Bewohnern kam Holz als Bodenbelag und auch als Untersicht
sehr gut an. Sie empfinden das
als wesentlich angenehmer als
die Oberflächen, die sie vorher
hatten.
Wie lange dauerte die Montage
der Fassadenelemente?
Die Montage der einzelnen Fassadenelemente ging recht flott. Allerdings mussten
wir aus technischen Gründen mit dem 6-geschossigen Gebäude im Spätherbst beginnen und wurden dann von einem frühen
Wintereinbruch ausgebremst. Die Temperaturen waren oft zu tief und das Wetter
zu schlecht, was immer wieder zu Pausen
zwang und zu erheblichen Verzögerungen
im Bauablauf führte. So dauerte die Sanierung der Hülle des 6-Geschossers letztlich
über vier Monate, die anschließende Sanierung des 3-Geschossers daneben nur zweieinhalb Wochen.
4
Wie hoch ist der Aufwand
in der Wohnung?
Zunächst muss da jeweils das alte Fenster
ausgebaut werden. Danach wird gleich das
neue Fassadenelement mit eingebauten
neuen Fenstern montiert. Das geht auch bei
großen Elementen ziemlich zügig. Die bis
zu 11 m langen Teile können problemlos in
die Lücke zwischen Gerüst und Gebäude eingefahren werden. Der größte Zeitaufwand –
und die größte Belästigung der Bewohner
– ist die Nacharbeit an der Fensterlaibung.
Das ist viel Handwerk und Feinarbeit.
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TES Fassadensanierung
7
5
Warum Holz als Fassade?
Wir wollten das Holz zeigen
und nicht verstecken. Und unter dem Gesichtspunkt „Nachhaltigkeit“ ist Holz anderen
Materialien deutlich überlegen.
Selbst wenn das Holz vielleicht
nicht ganz so lange halten würde, ist seine Ökobilanz – das Verhältnis von Energie-Input bzw.
CO2-Output und Nutzungsdauer
– doch klar besser. Aber auch
Holzfassaden können lange halten, wenn sie richtig geplant
und alle Details blitzsauber ausgeführt sind. Das Wasser muss
überall schnell ablaufen können. Und auch die senkrechte
Faserrichtung der Oberflächen
beschleunigt den Abfluss.
Foto: Günther Hartmann
6
Wie lief das ab mit der Genehmigung? Holzfassaden
sind ja brandschutztechnisch
noch eine Herausforderung …
Es gibt ja einige Lösungen, für
die schon vor Jahren in Brandschutzversuchen nachgewiesen
wurde, dass sie die Anforderungen erfüllen. Die sind nur noch
nicht in Gesetze gegossen, weil
so ein Gesetzgebungsverfahren
ziemlich lange dauert. Durch
einen Antrag mit Hinweis auf
entsprechende Referenzen und
wissenschaftlich abgesicherte
Erkenntnisse bekamen wir aber
die Sondergenehmigung für die
Holzfassade recht problemlos.
www.lignardo.de
Wie sieht Ihre Brandschutzlösung aus?
Zwei bauliche Sicherheitsmaßnahmen
gibt es. Als erste Maßnahme haben wir als
geschossweise Schottung ein horizontales
Stahlblech eingebaut. Das ist eine naheliegende Lösung, weil die Fassadenelemente
aus herstellungs‑, transport- und montagetechnischen Gründen ein Geschoss hoch
sind. Wir haben also in jedem Geschoss einen Fassadenstoß. Das Stahlblech sorgt dafür, dass sich ein Brand in der Bekleidungsebene der Fassade nicht so leicht nach oben
ausbreiten kann, gleichzeitig aber auch
für einen Schutz des Hirnholzes vor Regen
und eine optische Gliederung des Gebäudes, für eine Betonung der Horizontalität
und für eine angenehme Maßstäblichkeit.
Die zweite Maßnahme sind nichtbrennbare
Gipsfaserplatten in den HolzrahmenbauElementen selbst. Sie verhindern, dass ein
Brand schnell von außen nach innen dringen kann.
8
Die Holzschalung erhielt einen
Farbanstrich. Warum?
Farbe ist für mich ein Gestaltungsmaterial,
sozusagen ein Baustoff für die Oberfläche.
Das hat zu tun mit Wahrnehmung, mit der
Größe und der Maßstäblichkeit der Gebäude. Der weiße Silikatfarbanstrich in der
Grüntenstraße verleiht dem Gebäude eine
unaufdringliche Leichtigkeit und Eleganz
und passt sich in den städtischen Kontext
ein. Zudem heizen sich helle Oberflächen
im Sommer weniger auf.
9
Ist die Methode, Fassaden
mit vorgefertigten Holz­
elementen energetisch zu sanieren, denn wettbewerbsfähig?
Für den Wohnungsbau ist die
Methode noch grenzwertig.
Wirtschaftlichkeit ist ein zentraler Aspekt der Wohnungswirtschaft, vor allem im Massenwohnungsbau. Wirtschaftlich
sinnvoll wird die Methode dann,
wenn es nicht nur um Fassadensanierung geht, sondern ein
zusätzlicher Mehrwert entsteht:
eine Erweiterung des Wohnraums, eine Integration von
Photovoltaikmodulen,
Solarkollektoren oder anderer Haustechnikelemente, eine Aufstockung des Gebäudes und damit
Schaffung neuer Wohnungen.
Gerade bei alter Bausubstanz
ohne statische Reserven bietet
es sich an, die Last über die neue
vorgestellte Fassade nach unten
auf die neuen Fundamente abzuleiten.
Dipl.-Ing. Frank Lattke, geb. 1968,
studierte nach seiner Tischlerlehre
Architektur an der TU München und in
Madrid. Seit 2002 arbeitet er am
Lehrstuhl Prof. Kaufmann und gründete
2003 sein eigenes Büro in Augsburg.
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