Raumskulptur zur "Judenbuche“ Angelica Böhm schuf ein außergewöhnliches Kunstwerk zum Droste-Jahr Von Horst-D. Krus Am 24. August 1997 wurde in Bellersen mit In dem szenischen Environment kämen das "Durch einem ein Bedrückende der Atmosphäre, das Psychologisch-Verwobene gewährt, kleinen Festakt außergewöhnliches Öffentlichkeit Böhm Kunstwerk übergeben: stellte ihre und das Dramatische der Handlung zum enge Angelica Raumskulptur einen zur durch Welt lassen, Ausdruck. Nach dem Vortrag Prof. Soylers trugen Lockerungen, ein vorübergehendes Domizil gefunden hat. Hans Ein Axel Ort dafür ist kaum Hermann Wolf der nicht so- und sprünge, Janson Verdichtungen Vor durch und und Rück- Überschneidungen, unterschiedlich starke von Annette doch um das "Dorf B." der bekannten der Vertonung Novelle von Annette von Droste-Hülshoff mit vor. wichtigen Böhm das Wort. Sie nutzte vor allem Glattheiten und Rauhigkeiten, durch die Bezügen zu der Dichterin Der Lebenslauf allerdings bis der vor die Künstlerin kurzem wies noch von Anschließend Gelegenheit, danken, gar Droste-Hülshoff die empfinden vorstellbar, handelt es sich bei Bellersen und den historischen Begebenheiten. von die Novelle durch "Mondesaufgang" durch den Raummaße, der durch "Judenbuche" vor, die im alten Spritzenhaus passenderer Grundriß, drostetypische fort den Blick auf den ganzen Raum als zur die Förderung Walter Steffens und frei-plastisch, durch bewußten Einsatz ergriff Angelica von kleinen und großen Formen, durch um in in Ausmodeliierungen zwischen reliefhaftflach allen denen irgendeiner ihres zu Lichtführung, durch den nichtrechtwinkligen, Weise abgerundeten Anschluß von Decke und Vorhabens bei- Boden, durch die Verzerrung der Elemente, keine Bezüge zur "Judenbuche" oder zum getragen hatten. "Dorf B." auf. Angelica Böhm wurde am 31. Anschließend äußerte sie sich zu ihrer Geschehens entstehen lassen, und durch Oktober 1969 in Jena geboren. 1988 und Arbeit und lud die Besucher zum Besuch den AII,'ieli('{{ Böhlll 1989 studierte sie Germanistik an der Martin-Luther-Universität Halle/Saale. 1990 begann sie das Studium der Innenarchitektur an der Fachhochschule Lippe in Detmold, das sie 1997 mit der Diplomprüfung abschloß. sie Von 1992 bis studienbegleitend 1997 das erwarb Handwerk und das Formwissen der Bildhauerei bei Prof. Axel Seyler, Dozent für plastisches Gestalten und Gestaltpsychologie. Er regte die junge Künstlerin an, sich in der ungewöhnlichen Form einer Raumskulptur oder eines "Environments" Meisternovelle der mit Droste der auseinan- derzusetzen, so daß sie ihre Ausbildungs und Begabungszweige Raumkunst und Bildhauerei in einem Projekt vereinigen konnte. Die Vorstellung des Werkes Angelica Böhms war mit einem Rahmenprogramm ungefähr mit hochkarätigen im nicht Kohlköpfen von dekorier- ten Werkhaus in Bellersen verbunden. Nach den Grußworten Backhaus und von Landrat dem Hubertus stellvertretenden Bürgermeister Heinrich Scheid trugen Hans Hermann Jansen Axel Wolf (Gitarre) von Annette der Vertonung als Uraufführung (Gesang) den von und "Blumentod" Droste-Hülshoff von der Walter in Steffens Fassung für Gitarre und Gesang vor. Im Anschluß daran gab Walter Professor für Komposition an der Steffens, die ne für Musik, Einführung in sein Detmold, ei- Konzept der Droste Vertonungen. Walter Steffens, des der Träger Annette-von-Droste-Hülshoff- Preises 1977, hat Judenbuche" 31. Januar geführt die Oper "Die komponiert, die am Dortmund urauf- 1993 wurde. in Angelica Böhm hat die Oper als eine wichtige Grundlage für in ihre ihr der Raumskulptur Werk neben Begegnung verwendet der mit Novelle den und und historischen Schauplätzen einfließen lassen. Axel Seyler berichtete Vortrag über schichte der waren Seyler großer handwerklichem ihr mit welch Zielstrebigkeit Vorhaben im und Angelica unter widrigen Verlauf Monaten ausgeführt Sichtlich Zuhörer, Arbeitseinsatz Bedingungen neun seinem die ausführte, Energie, Böhm in Entstehungsge- Raumskulptur. beeindruckt als die von durchgesetzt und Wegen der hatte. schlichten Größe des Objektes (allein 600 kg Gips hatte eingekauft) der schuf Hochschule. tagsüber Frau sie Um herrschenden es Foyer dem dort Lärm und Zigarettenqualm der entgehen konzentriert zu und können, arbeitete Böhm im Studenten sie zu arbeiten wochen- lang in der Nacht und schlief am Tage. In seinen Ausführungen zum Werk selbst arbeitete Seyler heraus, daß die Künstlerin nicht eine Symbolen, Aneinanderreihung sondern eine von neue, eigenständige Komposition geschaffen hat. Die Raumskulptur mäßigem ist Grundriß über auf starre Fluß des geometrische unregel- der Formen gelenkt und zu einer eigenen von mit Länge Komposition gebracht." einer von gut drei Metern, einer maximalen Breite Was von Verzicht und Grundgestalten habe ich die Aussagekraft der Raumskulptur ein. Hochschule Zusammenhalt zwei und auf Metern sich hier Abstraktes einer Höhe von 2,40 Metern. Da das Wirklichkeit Kunstwerk als enger Innenraum fotografisch dichten, abstrakt schließen die durch anhört läßt, Erläuterung sorgfältige nicht in der Zusammenschau darstellbar ist, erarbeiteten und ist in einer Überlegung Komposition von sei dem Leser zur groben Orientierung eine Symbolen. Indes - so die Künstlerin: "Die profane Beschreibung Raumskulptur "Zelt" mit Höhle aus Gips aber Böhm dazu: ist zugemutet: eine in Spanplatten gestaltete hat es Symbole vorwiegend Stimmung Höhle. in Die Innenraumplastik ist auch ohne Verständnis einem der sich. erlebbar der - Oper sie gibt und Diese Gesamtatmosphäre der Novelle wieder." Angelica die die zeigen Menora (siebenarmiger Leuchter) , als Symbol für das Judentum. Türen schaffen Verbindung.Hebräische Buchstaben der Inschrift der Judenbuche als Fluch der Juden. großformatige Horst-D, Krus Böhm von in zeichnerischer Auseinandersetzung mit den Stätten der historischen Ereignisse. Ein Teil der dabei entstandenen Arbeiten ist hier ebenfalls ausgestellt. Die Moschee deutet Friedrichs Jahre als Sklave in Die der Fremde an. mindestens Zahl der Kirche Gegenteil von dazu Bellersen für die steht Heimkehr Besucher bis besichtigenden Die Fotos Angelica zum der Frühjahr Ausstellung noch zu (Auskunft: im Tel. 05276/7202) war bislang erfreulich in hoch. Sehr wichtig ist, daß auch zahlreiche Bellerser die Raumskulptur die Heimat, in das Dorf B. besichtigten und damit an Löffel sind die Schnitzarbeit Friedrichs nach der Kunst Heimkehr. Kurz vor seinem Tode schnitzt er sie unbedingt für jeden zur AIItagserfahrung entzwei. gehört, herangeführt wurden, die nicht Es bleibt zu hoffen, daß Walter Steffens' Alte Frau mit Reisigbündel (Motiv aus der Oper) als Geleiterin ins Jenseits. optimistische Prognose, in Bellersen könne ein "Zentrum der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst" entstehen, wahr um die Rund Hochzeit; die durch Kohlköpfe dargestellte Gesellschaft staunt und neidet. dem alten Spritzenhaus weitere Exponate Der zu der einheimischen Bevölkerung ist auf sehen. Raumskulptur Die sind Künstlerin in wird! Gekippter Tisch und Stuhl, Taschenuhr und Kohlköpfe, stehen für das wüste Treiben auf der hat hier Vorstudien und Entwürfe zu ihrer Arbeit Eine hier Deutung nicht der versucht Raumplastik werden. Es soll Musische liegt Johannes beinhaltet und Niemand später gespiegelt in der Natur der Sache, daß sie, die wird, Symbol für menschliche Kultur. sie Deelentor als Hinweis auf Westfalen mit eine Deutung anderen letztlich der Mitteln eine "Judenbuche" ist, Deutung wiederum der Novelle wäre. Da das Werk der Droste allgemein bekannt ist, soll die Interpretation jedem selbst überlassen bleiben. Um dabei aber die Schwerpunkte vor Augen zu führen, die Angelica dargestellt Böhm hat, herausgearbeitet seien im und folgenden die wichtigsten der von ihr verwendeten und auf Friedrichs Heimstätte. Taschenuhr mit Pfauenfeder vereint die Hochzeitsszene mit dem Pfau als Symbol der Eitelkeit. Gekippter Tisch und Stuhl, Taschenuhr und Kohlköpfe stehen für das wüste Treiben auf der Hochzeit; die durch Kohlköpfe dargestellte Gesellschaft staunt und neidet. Symbole genannt: Rahmen weitverzweigte Buche Rahmen Brederholz (Geschehen I): (Geschehen II): Holzschuhvioline als Symbol des später abgespaltenen sönlichkeit Teils Friedrichs, der perder Kindlich-Unschuldige und Seelisch- das in Äxte für den Mord an der Natur, den Mord an Menschen und die Zerstörung schlechthin. Drei wesentliche Elemente des Geschehens: Die Bellerser Kirche ist das Symbol für die Heimat, das Dorf B.; die Moschee sthet für die Sklavenzeit. Die hebräischen Buchstaben erinnern an die Tat und den Fluch der Juden. in Ton ausgestellt. Ferner Anfang mit jeden Fall gemacht. positivem Echo bei