I N T E N DA N T S T E FA N T I L C H SPIELPLAN 15/16 Stand 17. Dezember 2014 DER SPIELPLAN 2015/16 IM ÜBERBLICK EIN SOMMERNACHTSTRAUM - WIEDERAUFNAHME Komödie von William Shakespeare WIENER BLUT Operette von Johann Strauß PENSION SCHÖLLER Komödie von Wilhelm Jacoby & Carl Laufs KISS ME, KATE Musical von Cole Porter XERXES Barockoper von Georg Friedrich Händel PIPPI LANGSTRUMPF Schauspiel für Kinder von Astrid Lindgren LA STRANIERA Oper von Vincenzo Bellini BAAL Schauspiel von Bertolt Brecht DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL Singspiel von Wolfgang Amadeus Mozart FRÖHLICHE GEISTER Komödie von Noël Coward WAISEN Schauspiel von Dennis Kelly TRISTAN UND ISOLDE Musikdrama von Richard Wagner DAS FEST Schauspiel von Thomas Vinterberg & Mogens Rukov AIDA - BURGENFESTSPIELE Oper von Giuseppe Verdi MUSICAL - BURGENFESTSPIELE Musical von N.N. William Shakespeare Komödie Ein Sommernachtstraum Wiederaufnahme Hermia liebt nicht den für sie ausersehenen Demetrius, sondern Lysander. Ihre Freundin Helena dagegen liebt wiederum Demetrius, wird aber von jenem abgewiesen. Da sich Hermia der Heirat mit Demetrius also widersetzt, kann sie mit dem Tode bestraft werden. Sie flüchtet in einen Wald, gefolgt von ihrem vorbestimmten Ehemann Demetrius. Auch Helena und Lysander finden sich dort ein. Um die Liebespaare herum webt ein zauberhafter Reigen von Waldgeistern und Elfen. Ihr König Oberon lässt den schlafenden Verliebten durch seinen Diener Puck einen Zaubersaft in die Augen träufeln, der alles auf den Kopf stellt. Nun lieben Lysander und Demetrius Helena, während Hermia leer ausgeht. Dazu wird ein Handwerker in einen Esel verwandelt, dem sich die Elfenkönigin hingibt. Doch damit haben die Tollheiten dieser Sommernacht im Zauberwald gerade erst begonnen… Anlässlich der Hochzeit des Schatzmeisters von Königin Elisabeth soll William Shakespeare dieses Lustspiel 1594 geschrieben haben. Als Vorlage dienten ihm dabei Ausschnitte aus Ovids Metamorphosen, wobei seine Kombination aus höfischem Lustspiel, zauberhafter Romanze und volkstümlicher Farce einzigartig ist. Mit Ein Sommernachtstraum zeigt das Landestheater zu den Burgenfestspielen 2015 einen ganz großen Klassiker des Freilicht-Theaters, der starke Bezüge zu den Bräuchen rund um die Mai-Feste hat, zu denen nachts in den Wäldern ausgelassen gefeiert wurde. Dabei verkörpert der Wald als Ort der Magie, der Träume und ungelebten Sehnsüchte eine Gegenwelt zu der vernünftigen Ordnung der Realität. Johann Strauß Operette WIENER BLUT Nach 27 Jahren wieder am Landestheater Niederbayern Auf dem Wiener Kongress ist es bekanntlich hoch hergegangen. Mehr noch als der politischen Neuordnung nach den napoleonischen Kriegen widmeten sich die Diplomaten dem Champagner und den Frauen. Eine rauschende Ballnacht jagte die nächste: „Der Kongress tanzt“ wurde zum geflügelten Wort. Bösere Zungen formulierten es so: „Der König von Württemberg frisst für alle, der König von Bayern säuft für alle und der Zar von Russland liebt für alle!“ An diesem Punkt setzt die Handlung der Operette Wiener Blut an. Aus dem mitteldeutschen Kleinstaat Reuß-Schleiz-Greiz reist Graf Balduin von Zedlau in die Donaumetropole. Viel schwieriger als die Neuordnung Europas gestaltet sich für ihn die Koordination seiner Liebschaften. Im Grunde gelingt es dem charmanten Lebemann ganz gut, die Schäferstündchen mit der Tänzerin Franziska und der Probiermamsell Pepi zu disponieren. Wenn da nicht noch seine Gattin Gabriele wäre…Als nämlich sein Chef, der Premierminister Fürst Ypsheim-Grindelbach, unerwartet aufkreuzt, hält der die Ehefrau für die Geliebte und so nehmen die Verwicklungen munter ihren Lauf. In einem musikalischen „Pasticcio“ werden gemeinhin die besten und erlesensten Zutaten eines Komponisten vermengt. Es sei doch schade, wenn der Walzerkönig keine Operette mehr schreibe, dachten sich viele, als Johann Strauß nach dem Erfolg des Zigeunerbarons sich endlich zur Ruhe setzen wollte. Warum also nicht seine beliebtesten Melodien nehmen und mit einem neuen Textbuch versehen? Der Kapellmeister Adolf Müller und der mittlerweile 74jährige Johann Strauß machten sich an die Arbeit und wählten die schönsten Tanzkompositionen aus und verpflichteten die operettenversierten Librettisten Victor Léon und Leo Stein (Die Lustige Witwe) daraus eine Operette zu machen. Die erdachten eine Verwechslungskomödie par excellence, sprudelnd vor Esprit und Lebensfreude, die so berühmte Melodien wie „Zuckertäuberl mein“, „Wein, Weib und Gesang“, und „Geschichten aus dem Wiener Wald“ vereint. Bei so viel Dreivierteltakt wird selbstredend nach Kräften Walzer getanzt und die wechselnden Paare drehen sich auf dem Parkett. Und was hat es auf sich mit dem mysteriösen Wiener Blut, das schuld ist an allen Irrungen und Wirrungen? Nun, das lässt sich nicht erklären, es ist ein ganz eigner Saft, voller Kraft, voller Glut! Carl Laufs / Wilhelm Jacoby Komödie Pension Schöller Nach 15 Jahren wieder auf dem Spielplan Es ist ein schon sehr schräges Unterfangen, wenn man zum eigenen Vergnügen das Innenleben einer Irrenanstalt kennenlernen möchte. Aber genau das ist der sehnlichste Wunsch Philipp Klapproths, der extra dafür aus der Provinz nach Berlin reist. Seinem Neffen Alfred winkt eine kräftige Finanzspritze, wenn er ihm genau das bieten kann. Was also tun? Da kommt die rettende Idee, den Onkel in die Pension Schöller zu führen, dessen Gäste zwar keine Psychiatrieinsassen sind, jedoch so exzentrisch, dass man sie dafür halten könnte. Philipp amüsiert sich prächtig zwischen den vermeintlich Irren und verspricht ihnen das Blaue vom Himmel. Doch als Philipp wieder zurück auf seinem Landgut ist, werden die „Geisteskranken“ bei ihm zu Hause vorstellig. Der herbeigerufene „Anstaltsdirektor“ Schöller weiß dann aber gar nicht so recht, wer da gerade der eigentlich Verrückte ist. Eine turbulente Verwicklungskomödie nimmt ihren Lauf…. Mit Recht kann man behaupten, dass es sich bei Pension Schöller um einen der größten LustspielKlassiker deutscher Sprache handelt. Kein Wunder, dass dieser Geniestreich, uraufgeführt 1890 in Berlin, das Ergebnis zweiter Autoren war, die zusammen im „Mainzer Carneval-Verein“ tätig waren. Während Wilhelm Jacoby die Idee zu dieser turbulenten Komödie gab, war Carls Laufs der eigentliche Texter. Wie in der fünften Jahreszeit die eigentliche Ordnung mal nicht so genau genommen wird, so kommen auch hier durch permanente Missverständnisse und Verwechselungen die Dinge ganz schön durcheinander. Wer weiß da schon noch genau, ob die Normalen verrückt geworden sind oder die Verrückten normal? Cole Porter / Samuel & Bella Spewack Musical Kiss Me, Kate Nach 48 Jahren wieder am Landestheater Niederbayern Der Klassiker des großen Broadway- und Hollywood-Musicals nach fast einem halben Jahrhundert wieder auf den Bühnen des Landestheaters Niederbayern! Liebes- und Lebenswirren auf und hinter der Bühne eines amerikanischen Theaters. Auf dem Spielplan steht die Premiere von Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung, mit Fred Graham in der Rolle des Petruchio und seiner Ex-Frau Lilli Vanessi als Katharina. Obwohl die beiden mittlerweile getrennte Wege gehen, regen sich doch wieder Gefühle zwischen ihnen. Fred hat allerdings mehrere Eisen im Feuer und interessiert sich auch sehr für die junge Lois Lane, die die Rolle der Bianca spielt, was Lilli nicht nur hinter der Bühne zur Weißglut bringt. Die Vorstellung droht zu platzen. Zu allem Überfluß tauchen auch noch zwei Gangster auf und wollen Geld eintreiben, das Fred ihnen angeblich schuldet. Fred sitzt zwischen allen Stühlen und weiß nur eines: „The Show Must Go On!“ Cole Porters Musical-Klassiker von 1948 strotzt nur so vor Evergreens: „Wunderbar!“, „So In Love“, „Viel zu heiß!“ oder „Schlag nach bei Shakespeare“ sind nur einige der fantastischen Songs, die „Kiss Me, Kate“ unsterblich gemacht haben. Gleich nach der Uraufführung am Broadway gewann das Musical fünf der begehrten Tony-Awards, unter anderem als bestes Musical des Jahres. 1953 wurde es von Hollywood verfilmt – in 3D! Unter der Regie und der musikalischen Leitung der niederbayerischen Musical-Geheimwaffen Stefan Tilch und Basil H. E. Coleman verspricht Kiss Me, Kate ein weiteres Highlight im Reigen der Landshuter Musical-Produktionen zu werden. Georg Friedrich Händel Barockoper Xerxes Nach 26 Jahren wieder am Landestheater Niederbayern Was macht ein Herrscher, der über ein riesiges ausdehnbares Reich und ein schlagkräftiges Heer gebietet, eigentlich in seiner Freizeit? „Ombra mai fu“ – Er freut sich an der Schönheit eines Baumes! Doch die Ruhe dieser heilsamen Meditation hält leider nicht lange an. Kurz darauf verliebt sich nämlich der Baumanbeter, besser bekannt als Perserkönig Xerxes, in Romilda, die Auserwählte seines Bruders Arsamenes, wenngleich er eigentlich schon eine Verlobte hat, die davon verständlicherweise wenig angetan ist. Obschon weniger mächtig, ist sein Bruder heißbegehrt, denn noch eine andere Dame hat ein Auge auf ihn geworden. Sieben Charaktere verheddern sich auf schönste Weise in einem intriganten Liebesgeflecht aus Machtspielen, fehlgeleiteten Briefen und falschen Versprechungen. Die erhitzten Gemüter entladen sich in leidenschaftlichen Streitgesprächen. Der exzentrische Xerxes will dabei unter allen Umständen seinen Willen durchsetzen – schließlich ist er König! Doch keine noch so große Befehlsgewalt vermag Gefühle zu steuern. Und so kommt es anders, als er denkt. Die Zuneigung des historischen Königs zu einer Platane ist durch Herodot verbürgt. Ebenso sein Plan, nach Griechenland vorzustoßen und zu diesem Zweck eine Brücke über den Hellespont zu bauen. Der Rest dieser ziemlich schrägen Geschichte entspringt künstlerischer Kreativität. Die Barockoper hat einen festen Platz im Spielplan des Landestheater Niederbayern. Nach Händels Alcina kommt in dieser Spielzeit seine späte Oper Xerxes, ein amouröses Intrigenspiel auf den Spielplan. Virtuos changiert Händels Musik in diesem hochbarocken Wunderwerk zwischen Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Immer wieder wird die Tragik der zartbitteren Geschichte durch komödiantische Einlagen gebrochen. Das Werk nimmt in Händels Schaffen eine Sonderstellung ein: statt ausgedehnter Dacapo-Arien herrschen knappe und knackige Arien, Duette und Terzette vor, Rezitativ und Arie verschmelzen ebenso wie Seria und Buffa. Astrid Lindgren Schauspiel für Kinder Pippi Langstrumpf Zum ersten Mal am Landestheater Niederbayern Wer kennt sie nicht? Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf ist das stärkste Mädchen der Welt. Ihre Mutter ist tot und ihr Vater ist ein gefährlicher Seeräuber oder König auf einer Südsee-Insel. So genau weiß sie das nicht. Sie zieht mit ihrem Äffchen Herr Nilsson und ihrem Pferd Kleiner Onkel in die Villa Kunterbunt ein und erregt sofort Aufsehen. Ein Kind, das ganz allein in einem großen Haus lebt? Das geht doch nicht! Aber natürlich geht das! Denn Pippi kann wunderbar auf sich selbst aufpassen. Sie schlägt Einbrecher in die Flucht und Frau Prysselius vom städtischen Waisenrat gleich mit. Die Geschwister Tommy und Annika sind schwer beeindruckt von ihrer neuen Nachbarin und lassen sich nur zu gerne in Pippis Abenteuer verwickeln. Astrid Lindgren erfand die Figur der Pippi Langstrumpf 1941 für ihre Tochter. 1945 erschienen Pippis Abenteuer zum ersten Mal in Buchform und machten die Autorin sofort weltberühmt. Pippi Langstrumpf ist auch 70 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen immer noch Astrid Lindgrens bekannteste und beliebteste Figur. Das unangepasste, selbstbewusste Kind, das mutig und fröhlich seinen eigenen Weg geht, ist auch in all ihren anderen Werken wie Karlsson vom Dach, Madita, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter oder Wir Kinder aus Bullerbü das Ideal von Astrid Lindgren, die bis zu ihrem Tod 2002 immer für die Rechte von Kindern eintrat. Vincenzo Bellini Oper La Straniera Zum ersten Mal am Landestheater Niederbayern Die Bellini-Reihe am Landestheater Niederbayern wird nach den großen Erfolgen der vergangenen Jahre mit einer Belcanto-Rarität fortgesetzt, die 1829 ihre triumphale Uraufführung an der Mailänder Scala erlebte. Die schaurig-schöne Oper dreht sich um die Identität einer geheimnisvollen Fremden (La Straniera). Richard Wagner, ein bekennender „Bellinianer“, schätzte dieses tiefromantische Werk ganz besonders. Graf Arturo verlässt am Vortag der Hochzeit seine Braut, weil er sich unwiderstehlich zu einer unbekannten Dame hingezogen fühlt. Es handelt sich hierbei um die Königin von Frankreich, die im Exil lebt, sich in einem Dorf in den Wäldern versteckt hält und von den Einheimischen mit Argwohn betrachtet wird. Die Handlung scheint einem romantischen Schauer- oder Abenteuerroman entnommen: Ein Schloss, eine Hütte im Wald am See sind die Schauplätze des poetischen Librettos von Felice Romani. Fremd und wie aus der Zeit gefallen, zwischen romantischer Weltflucht und Todessehnsucht, wirken die Protagonisten. Vincenzo Bellinis hochexpressive Tonsprache beruht auf schier endlosen Kantilenen von großer Eindringlichkeit und hohem melodischen Reiz. Das Ausdrucksspektrum reicht von gehauchten bis zu expressiv dramatischen Tönen. In La Straniera verzichtet Bellini wie in keiner anderen Oper auf schmückendes Beiwerk, sondern setzt auf eine ungewöhnliche Nacktheit und Schlankheit des Tons, welche die teilweise spukhafte Atmosphäre der Oper verstärken. Bertolt Brecht Schauspiel Baal Zum ersten Mal am Landestheater Niederbayern Baal ist ein großer Schriftsteller und wird zunächst von allen bewundert. Er verfasst nicht nur wüste Gedichte, sondern auch sein Lebensstil ist von einem ungeheuren Verschleiß an Schnaps und Frauen geprägt. Wird er der Damen überdrüssig, wirft er sie achtlos von sich. Mit seinem Freund Ekart zieht er durchs Land, verführt weiter Frauen, begeht Betrug für eine Flasche Schnaps und muss wegen Vertragsbruch flüchten. Aus Eifersucht ersticht er Ekart, weil dieser sich mit einer Kellnerin vergnügt hat. Völlig vereinsamt verkommt er im Lager der Holzfäller – ein Monster, das in sich selbst verlischt. Brecht Erstlingswerk, an dem er von 1918 bis 1926 arbeitete, ist stark vom Expressionismus beeinflusst. Insgesamt entstanden drei Fassungen, in denen er das Monstrum Baal in den Mittelpunkt stellt, einen Typ des Unmäßigen, der sich einerseits viehisch austobt und hemmungslos zwischen Liebe und Mord schwankt, andererseits aber auch das absolute Genie verkörpert. Brecht selbst gestand später einmal, dass es dem Stück an Weisheit fehle. Im Gegensatz zu seinen späteren Lehrstücken, denen zuletzt immer eine pädagogische Funktion zukommt, strotzt es dafür jedoch vor einer ungebändigten Kraft, die sich anarchisch über jede gesellschaftliche Konvention hinwegsetzt und das individuelle, unzerstörbare Glücksverlangen des Menschen betont. Dieser Gedanke ist es, der fortan allen Figuren in Brechts Werk innewohnt und auch heute noch ein starkes Plädoyer darstellt. Wolfgang Amadeus Mozart Singspiel Die Entführung aus dem Serail Nach 18 Jahren wieder am Landestheater Niederbayern Türkenoper, Aufklärungsoper, Multikultioper, erste deutsche Oper, Mozarts erstes Meisterwerk auf der Opernbühne – Die Entführung aus dem Serail hat im Laufe ihrer Rezeptionsgeschichte viele widersprüchliche Etiketten aufgeklebt bekommen. Das berühmte Diktum ihres Auftraggebers, sie sei „zu schön für unsere Ohren“ und enthalte „gewaltig viel Noten, lieber Mozart“ zeigt an, dass selbst der geübte Hörer Ende des 18. Jahrhunderts ein so reichhaltiges Werk nicht gewohnt war. Es war Kaiser Joseph II., der Mozart den Auftrag gegeben hatte, eine deutschsprachige Oper für sein Nationalsingspiel zu schreiben, das der italienischen Oper in Wien die Vorherrschaft streitig machen sollte. Gemäß dem Fürstenspiegel wollte sich Joseph II zuallererst selbst in dem aufgeklärten, gnadenreicher Herrscher, als der sich Bassa Selim entpuppt, erkennen. Mozart befand sich gerade in einer schwierigen Situation, weshalb ihm der Auftrag gerade recht kam. Gleich zweifach hatte er den Zorn seines Vaters auf sich gezogen – durch seinen Rauswurf in Salzburg und durch die geplante Heirat mit Contanze Weber, der er in der weiblichen Hauptfigur der Oper ein Denkmal setzte. Den Herzschlag des verliebten und nun quasi freischaffenden Komponisten findet man im ängstlich pochenden Herz des Liebhabers Belmonte wieder. Jener ist ein spanischer Edelmann, der seine bei einem Piratenangriff geraubte und an den Bassa Selim verkaufte Geliebte Konstanze zu befreien versucht, die samt treuer Dienerschaft im Mohrenland gefangen ist. Der Entführungsversuch scheitert an der überschätzten Wirksamkeit zypriotischen Weins – der Aufseher Osmin verträgt den Alkohol besser als erhofft… Türkenstücke mit Lokalkolorit waren in Wien damals groß in Mode. Mozart bediente die zeitgenössischen Erwartungen an orientalisches Flair, das die Oper in Janitscharenmusik verströmt. Die Kulturen sind einander jedoch weniger fremd, als es auf den ersten Blick scheint. Das soziale Gefälle aus einem Diener (Pedrillo/Osmin) und seinem Herrn (Belmonte/Bassa Selim) erweist sich als erstaunlich austauschbar. Und obwohl es in seiner Macht stünde, will Bassa Selim Konstanze eigentlich nicht zur Liebe zwingen. Es wäre ihm lieber, sie würde sich aus freien Stücken dazu entscheiden. Die stolze Behauptung ihrer koloraturenreichen Ansprache, nicht einmal „Martern aller Arten“ würden sie untreu werden lassen, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Konstanze von dem kultivierten Herrscher angezogen fühlt. Mozart bringt seine Figuren gehörig durcheinander und erschüttert sie in ihren Gewissheiten. Seine Partitur ist wie stets eine Oase der Menschlichkeit, die den polternden Muselmann Osmin, den trickreichen Diener Pedrillo und das emanzipierte Blondchen mit atemberaubend schöner Musik bedenkt. Noel Coward Komödie Fröhliche Geister Zum ersten Mal am Landestheater Niederbayern Eine charmante, im wahrsten Sinne des Wortes „geistreiche“ Komödie vom Großmeister des intelligenten Humors. Da es in seinem neuesten Buch um Spiritismus geht, kommt der Schriftsteller Charles Condomine auf die Idee, bei sich zu Hause zu Forschungszwecken eine Séance zu veranstalten. Passenderweise lebt gleich in der Nähe von Charles‘ Landhaus Madame Arcati, die behauptet, mediale Fähigkeiten zu haben. Die Séance verläuft wie erwartet: niemand glaubt wirklich, dass Madame Arcati mit der Geisterwelt in Verbindung steht. Doch als die Gäste gegangen sind, fällt Charles aus allen Wolken, denn ihm „steht“ der Geist seiner verstorbenen ersten Frau Elvira gegenüber und weigert sich, wieder zu verschwinden. Charles kommt in Teufels Küche, denn Elvira nimmt es ihm ausgesprochen übel, dass er nach ihrem Tod wieder geheiratet hat und unternimmt alles, um Ruth, die neue Frau an seiner Seite, los zu werden. Da nur Charles den Geist sehen kann, zweifelt Ruth schnell an seinem Geisteszustand. In seiner Verzweiflung bittet dieser Madame Arcati, Elvira zu exorzieren. Doch die lässt sich nicht einfach wieder ins Jenseits abschieben und besteht auf ihren älteren Rechten. Charles steht zwischen seinen beiden Frauen, der lebendigen und der toten, und bemüht sich verzweifelt, den Überblick und die Nerven zu behalten. Noel Coward (1899-1973) kennt in Großbritannien jedes Kind. Das Multitalent machte früh Karriere als Schauspieler, Bühnenautor und Komponist und schrieb fast vierzig Theaterstücke, Musicals und Revuen. Fröhliche Geister wurde 1941 uraufgeführt und erfreut sich im englischen Sprachraum nach wie vor großer Beliebtheit. Nun wird es Zeit, sein komisches Genie auch in Deutschland zu entdecken. Dennis Kelly Schauspiel Waisen Zum ersten Mal am Landestheater Niederbayern Eigentlich sollte es ein schöner Abend mit einem romantischen Candle-Light-Dinner von Helen und ihrem Freund Danny werden. Doch dann steht auf einmal Helens Bruder Liam blutüberströmt in der Tür. Er gibt vor, einem verletzten Jungen auf der Straße geholfen zu haben. Doch bei Helens genaueren Nachfragen verstrickt sich Liam in Widersprüche. Danny will die Polizei rufen, doch Helen kann ihn davon abhalten. Sie will Liam, der bereits vorbestraft ist, schützen, denn schließlich fühlt sie sich nach dem Tod ihrer Eltern für ihren jüngeren Bruder besonders verantwortlich. Die beiden Waisen halten zusammen, auch dann als Liam beginnt, die Wahrheit zu erzählen... Der 1968 geborene, britische Dramatiker Dennis Kelly verließ bereits mit 16 Jahren die Schule, arbeitete in Supermärkten und fand durch eine theaterbegeisterte Jugendgruppe den Weg zur Bühne. Dann studierte er Drama und Theater am Londoner Goldsmiths College. Sein erstes Stück Schutt schrieb er erst mit über 30 Jahren. Waisen, das 2009 beim Edinburgh Festival uraufgeführt wurde, wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Im gleichen Jahr wurde Kelly auch von der Zeitschrift Theater heute zum besten ausländischen Dramatiker des Jahres gewählt. Waisen thematisiert eine brüchige Familiensituation nach innen und die Abgrenzung zum Fremden nach außen. Heraus kommt ein Psychothriller, in dem Migranten zur Zielscheibe bürgerlichen Hasses werden. Allerdings wird die heraufbeschworene Gewalt zurückgeworfen und trifft eigene private Strukturen. Richard Wagner Musikdrama Tristan und Isolde Zum ersten Mal am Landestheater Niederbayern Oper handelt von Liebe. Kaum eine kommt ohne eine Liebesgeschichte aus – einige enden glücklich, die meisten jedoch tragisch. Wenn es eine Oper gibt, die dem übermächtigen Gefühl in seiner ganzen Ungreifbarkeit nahe kommt, dann ist es Tristan und Isolde. Die Sehnsucht nach einem Menschen, die Angst und der Kummer, die die Liebe bringt, ebenso wie die euphorischen Zustände in der sinnlichen Erfüllung werden durch den Sog der Musik zum Ausdruck gebracht, der Kunstform, die dem Phänomen vielleicht am ehesten zu entsprechen vermag. Es gab wohl mehrere Auslöser für die Beschäftigung Richard Wagners mit dem Tristan-Mythos. Seine damalige Situation war deprimierend: Er hatte Geldsorgen, Liebeskummer und steckte in einer künstlerischen Schaffenskrise. Zugleich übte die weltverneinende Philosophie Arthur Schopenhauers eine große Faszination auf ihn aus. Die Liebesgeschichte von Tristan und Isolde geht auf einen alten keltischen Mythos zurück. Wagner entnahm die Grundidee den mittelalterlichen Quellen wie Gottfried von Straßburgs Epos. Indem er alles Beiwerk reduziert, das vom Wesenskern ablenkt, erfährt die Handlung eine Ausweitung nach innen und dringt die Musik in die Tiefen des Unterbewusstseins vor. Tristan sträubt sich gegen diese Liebe, er will sie nicht wahrhaben, für ihn ist die Liebe ein Verhängnis, entsprechend Wagners Auffassung, dass die Liebe eine Qual sei. Isoldes Rache schlägt um in Liebe. Doch kann keine Sehnsucht erfüllt werden. Tristan und Isolde ist ein epochales Werk, ein Vorbote der Moderne. Hier kündigt sich die Musik des 20. Jahrhunderts an. Der musikalische Stil ist durch eine permanente unauflösbare Spannung geprägt, jenes „unstillbare, ewig neu sich gebärende Verlangen, Dürsten und Schmachten“, wie es in Wagners programmatischer Erklärung des Tristan-Vorspiels heißt. Thomas Vinterberg / Mogens Rukov Schauspiel Das Fest Zum ersten Mal am Landestheater Niederbayern Es ist der 60. Geburtstag des wohlhabenden Hoteliers Helge Klingenfeldt-Hansen. Familie, Freunde und Kollegen reisen an, um in einem Landhotel den Festtag zu begehen. Schon bevor die Feier beginnt, zeigt sich das Bild dieser Familie als zerrüttet: die unausgesprochene Trauer über den Suizid der jüngsten Tochter Helges, Linda, vor 20 Jahren, hängt wie ein Trauerschleier über dem Fest. Doch dann beginnt die große Party: wie es die Tradition verlangt, hält Christian als ältester Sohn die erste Tischrede und lässt eine Bombe platzen. Vor der versammelten Gesellschaft erklärt er, warum Linda sich das Leben genommen hat. Es ist der Tag der Abrechnung mit seinem Vater! Das Fest gerät zunehmend aus den Fugen, eine Hetzjagd setzt ein, die auch vor völlig Unbeteiligten keinen Halt mehr macht. 1995 schlossen sich mehrere Filmemacher zusammen und verfassten das sogenannte „Dogma‘ 95“. Dabei handelte es sich um eine Verpflichtung zu einer bestimmten Filmästhetik, die durch Einfachheit in der technischen Realisation gekennzeichnet ist. So durfte beispielsweise kein künstliches Licht verwendet und keine Filmmusik eingespielt werden. Es wurde mit einfachen Handkameras gedreht und auf jegliche Tricks verzichtet. Thomas Vinterberg, der 1969 in Kopenhagen geboren wurde und zu den Mitbegründern der „Dogma“Gruppe gehört, brachte seinen ersten, den neuen Regeln verpflichteten Film 1997 mit Das Fest heraus. Er bedeutete für ihn den Durchbruch im internationalen Filmgeschäft. Dabei beeindruckte sowohl die neue Ästhetik als auch die Wucht und Erbarmungslosigkeit der Handlung. 1998 erhielt Vinterberg dafür den Jury-Preis der Filmfestspiele in Cannes. Bereits drei Jahre später erschien eine Theateradaption basierend auf dem Originaldrehbuch von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov, die bis heute an allen großen Bühnen gespielt wird. Giuseppe Verdi Oper Aida Burgenfestspiele Niederbayern Zum ersten Mal am Landestheater Niederbayern Der Khedive von Kairo wünschte sich 1869 zur Eröffnung des Suez-Kanals und des neuen Opernhauses von Kairo, dem ersten auf afrikanischem Boden, eine westliche Oper über ein ägyptisches Thema. Das Werk sollte von einem der bedeutendsten Komponisten der Zeit geschrieben werden (zur Auswahl standen Gounod, Wagner und Verdi) und Schauplatz das alte Ägypten sein. Die äthiopische Gefangene Aida, eigentlich eine Prinzessin, befindet sich in dem operntypischen Zwiespalt zwischen Pflicht und Neigung: Sie ist in Liebe zu Radamès, dem ehrgeizigen Befehlshaber der ägyptischen Armee entbrannt. Weil sie den Feind liebt, muss sie seinen Sieg über ihr eigenes Vaterland wünschen. Radamès erwidert ihre Liebe und verzichtet seinerseits auf die Hochzeit mit der Königstochter Amneris und damit auf eine vielversprechende Karriere. Stattdessen nimmt er das schreckliche Todesurteil entgegen: wegen Vaterlandverrats wird er lebendig begraben. Vereint sind die Liebenden nur im Tode: Aida hat sich unbemerkt in die Grabkammer geschlichen und gemeinsam hauchen sie in einem herzergreifenden Duett ihr Leben aus. Es ist eine von Beginn an aussichtslose Liebesgeschichte, weil das Glück des einzelnen in unauflösbarem Widerspruch mit den Interessen des Staates steht. Aida ist viel mehr als der berühmte Triumphmarsch. Verdis Meisterwerk vereint prunkvolle Massenszenen und kammerspielartige Momente der Liebestragödie. Italienisches Melodramma, französische Grand opéra, deutsches Musikdrama und exotische Volksweisen erfahren in klanggewaltigen Tableaus eine einzigartige Verbindung. Die 1871 uraufgeführte Oper gehört zu den imposantesten Werken des Opernrepertoires. N.N. Musical Musical Zum ersten Mal am Landestheater Niederbayern Zum Ende der Spielzeit 2015/16 steht noch ein absolutes Kult-Musical auf dem Spielplan des niederbayerischen Landestheaters. Wie schon bei der West Side Story in der laufenden Saison darf auch hier aus verlagsrechtlichen Gründen der Titel noch nicht bekannt gegeben werden. Wir bitten um etwas Geduld! In einigen Wochen wird der Titel enthüllt. Bis dahin können wir Ihnen allerdings schon versprechen, dass Sie sich auf ein absolutes Highlight freuen dürfen! Ratefüchse sind wieder herzlich eingeladen mit zu knobeln, um was für ein Musical es sich handeln könnte!