NEWS UND TRENDS MUM Februar 2017 81 Prozent der Kunden finden die gewünschten Angebote nicht Im Rahmen einer Umfrage hat Blue Yonder die Kaufgewohnheiten der Verbraucher im Internet, Supermarkt und bei Discountern untersucht. Dabei zeigte sich, dass Wahrnehmung und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. So sind etwa 91 Prozent der Lebensmittelhändler der Meinung, dass sie die Erwartung der Kunden an die Verfügbarkeit erfüllen. Allerdings geben mehr als acht von zehn Verbrauchern (81 Prozent) an, dass sie beim Einkauf nicht die gewünschte Ware vorfinden. In Deutschland beklagen diesen Umstand 64 Prozent im Online-Handel, 86 Prozent in Supermärkten und 87 Prozent in Discountern. 35 Prozent der Kunden haben dieses Problem mindestens einmal pro Woche. Diese Umfrageergebnisse weisen laut Blue Yonder nicht nur auf Mängel bei der Warendisposition hin, sondern ziehen auch Umsatzeinbußen nach sich: 30 Prozent der Kunden beenden den Einkauf, wenn sie die gewünschten Waren nicht erhalten. Zudem kehren 20 Prozent der Käufer dem Einzelhändler dauerhaft oder zumindest über einen bestimmten Zeitraum den Rücken, wenn die gesuchten Artikel nicht vorhanden sind. Im Online-Handel liegt dieser Wert sogar bei 31 Prozent. „Das durch den omnipräsenten Online-Handel anspruchsvoller gewordene Kaufverhalten fordert vom Lebensmittelhandel sehr viel mehr Flexibilität bei der Befriedigung der Nachfrage. Gleichzeitig erhöhen die für den Lebensmittelhandel wichtigen Faktoren – Vertrauen, Frische, Auswahl und natürlich Qualität – die Komplexität der Entscheidungen bei der Nachschubplanung“, erläutert Blue-Yonder-Gründer Prof. Dr. Michael Feindt die Schwierigkeiten der Händler. Die Notwendigkeit moderner Prozesse haben aber immer noch nicht alle Entscheider erkannt. „In einer bereits veröffentlichten Befragung von 750 Lebensmitteleinzelhändlern haben wir ermittelt, dass 46 Prozent der Geschäftsführer ihre Entscheidungen für die Warendisposition immer noch nach dem Bauchgefühl treffen“, erklärt Feindt. Wirtschaftswachstum: Studie zeigt den Wert der Werbung Trends für 2017: Künstliche Intelligenz und Virtual Reality Landor, Spezialist für strategisches Branding und Design, hat sich mit den Trends im Konsumentenverhalten für das Jahr 2017 befasst. Demnach erwarten Verbraucher, dass Marken ihnen die Vorzüge der physischen und virtuellen Welt ebenso bieten, wie die Vorteile der Vergangenheit und Zukunft. Durch künstliche Intelligenz (KI), Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) erhält die Interaktion mit Kunden neue Dimensionen, sowohl im B2C- als auch im B2BMarkt. Landor erwartet, dass vor allem Marken die auch das Bedürfnis nach Einfachheit berücksichtigen, im aktuellen Jahr erfolgreich sein werden. Das Unternehmen prognostiziert die folgenden Entwicklungen für 2017: „kidulting“ – die guten, alten Zeiten Millennials diskutieren oft über das Erwachsensein und rebellieren zunehmend gegen etablierte Vorstellungen. Die junge Generation reißt sich von Verantwortlichkeiten der Erwachsenenwelt los und sucht nach Kindheitserlebnissen („kidulting“). Als Beispiele nennt Landor etwa das Sommercamp „Camp Grounded“, das Erwachsene schöne Kindheitserinnerungen erneut durchleben lässt. Zum „kidulting“-Trend passen auch die Neuauflage von Nintendos klassischer NES-Spielekonsole sowie die Rückkehr von kultigen TV-Shows wie Full House oder Gilmore Girls auf Netflix. AR und VR verändern Möbel- und Modemarkt Grafik: valueadvertising.org Laut Landor überwinden die Trendtechnologien AR und VR die Grenzen zwischen digitaler und physischer Welt. Apps integrierten virtuelle Dinge in die reale Welt. Die Experten erwarten, dass besonders Home-, Möbelund Modemarken auf diese Weise Kunden einen Eindruck vermitteln werden, wie die Produkte in der heimischen Umgebung aussehen. Ein Beispiel ist die App „Lowe’s Vision“, die Heimtextilien, Armaturen und Fußböden vor Ort beim Kunden darstellt und so erste Einschätzungen ermöglicht. Die Studie „Value of Advertising“, die von Deloitte im Auftrag der World Federation of Advertisers (WFA) und der Organisation Werbungstreibende im Markenverband (OWM) sowie weiteren Partnern durchgeführt wurde, befasst sich mit dem Wert der Werbung für die Gesellschaft. Sie liefert den wissenschaftlichen Nachweis, dass jeder für Werbung ausgegebene Euro rund die siebenfache Summe für das Bruttoinlandsprodukt bringt. Zudem wird der Wettbewerb angekurbelt, indem Verbraucher mit Produktund Dienstleistungsinformationen versorgt werden und damit ihre Auswahl wächst. Die Studie sieht Werbung auch als Innovationstreiber, da sie einen stetigen Anreiz zur Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen bietet. Allein in Deutschland stellt die Werbebranche rund 847.000 Arbeitsplätze bereit, in der gesamten EU sind es knapp sechs Millionen Jobs. Die Studie kommt zudem zum Ergebnis, dass Werbung ganz oder teilweise Medien finanziert. Würde diese Finanzierungssäule wegfallen, würde das die Medienvielfalt deutlich einschränken und zu steigenden Nutzungskosten führen. Gleiches gilt beispielsweise für den Profisport oder kulturelle Events. Außerdem finanziert Werbung im Online-Bereich in großem Umfang allgemein genutzte Dienste wie etwa E-Mail, Suchmaschinen und Social-Media-Plattformen. Seite 15 VR auf dem Vormarsch Virtual Reality wird Landor zufolge nicht nur die Konsumgüterwirtschaft prägen, sondern auch Bereiche wie Gesundheitswesen, Produktion, Bildung und sogar die Justiz verändern. So können Hersteller beispielsweise per VR ihre Fabrikhallen virtuell durchstreifen und ihre Versorgungskette besser verstehen, indem neuralgische Punkte der Produktion visualisiert werden. Die Spezialisten erwarten unter anderem, dass traditionelle B2B-Marken ihre Aktivitäten rund um interaktive Medien ausweiten. Chatbots revolutionieren Kommunikation Über alle Branchen hinweg werden Messaging-Plattformen, Chatbots und immer leistungsstärkte KIs zum Einsatz kommen, um die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine zu ermöglichen. Statt Logo und Website werden laut Landor künftig Tonalität und Persönlichkeit von Chatbots das Markenerlebnis prägen. Diese werden auch in der internen Kommunikation zum Einsatz kommen, etwa um Mitarbeiter zu Gesundheitsversorgung und Ruhestandsplänen zu befragen. Mit „Kai“ hat beispielsweise MasterCard bereits einen Chatbot für Banken im Einsatz. Stimmungsmarketing im Einzelhandel Im Jahr 2017 werden Marken und Einzelhändler für Verbraucher maßgeschneiderte POS-Erlebnisse kreieren. Diese können aus Elementen wie etwa Musik, Duft oder digitaler Signatur bestehen. Als Beispiel nennt Landor Abercrombie & Fitch, die vor Kurzem Musik und Beleuchtung änderten sowie den Duft reduzierten, um Kundenwünsche zu erfüllen. Dieses Stimmungsmarketing wird den Experten zufolge zu einer Kunstform, die positive Gefühle und Reaktionen auslöst und einzigartige Einkaufserlebnisse schafft. Packaging: Weniger ist mehr In Sachen Verpackung werden auch große Marken verstärkt auf das Motto „Weniger ist mehr“ setzen. Das gilt für das Verpackungsmaterial, aber auch für Farben, Grafiken oder Logos. In einer chaotischen, zunehmend komplexen Welt sollen prägnante und leicht zu findende Produktverpackungen für klare Botschaften in Sachen Kaufentscheidung sorgen. Kunden würden im Zeitalter übervoller Regale und der allgemeinen Reizüberflutung minimalistische Ansätze regelrecht als Wohltat empfinden. In der Food-Branche erwartet Landor zudem eine verstärkte Bedeutung des Themas „Gleichgewicht“: Verbraucher gönnen sich gelegentlich genussreiche Schwächen, achten aber auf eine gesunde Basisernährung. So etikettiert Mars bereits einige seiner Artikel mit dem Hinweis „Nur für gelegentlichen Konsum geeignet“. MUM