MUSIK IM RIESEN FESTIVALMAGAZIN 26. — 31. MAI 2015 VORWORT INHALT LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER 3 VORWORT STEFAN ISSER UND THOMAS LARCHER 4 – 5 TASTEN, SAITEN, KLANG JEDES INSTRUMENT HAT SEIN INNENLEBEN … 6 – 10 »ES GEHT IMMER DARUM, MIT DEM PUBLIKUM ETWAS ZU TEILEN« DIE PIANISTEN IGOR LEVIT, RICHARD GOODE, LARS VOGT UND MARC ANDRÉ HAMELIN IM O-TON 11 – 13 SPIEL UND ZEUG DAS KLAVIER IN ZAHLEN, BUCHSTABEN, BRIEFEN 14 – 15 FREIHEIT UND STRUKTUR ÜBER DEN PIANISTEN BRAD MEHLDAU 16 – 20 IMPULSE ZUM HÖREN, SPIELEN, BRÜCKENBAUEN DAS MASTERCLASS-PROGRAMM »IMPULS« 21 RUND UMS KONZERT 22 – 25 AUF DER SUCHE NACH DEM PERFEKTEN KLANG EIN BESUCH BEI STEINWAY IN AUSTRIA 26 – 28 »ICH BIN EINE MODERNE CELLISTIN« SOL GABETTA »ALLES GESCHIEHT IN DER FANTASIE« 29 GLÄNZENDER AUFTRITT 30 – 31 120 JAHRE SWAROVSKI 32 – 33 EINE NEUE EPOCHE DES STAUNENS ERWEITERUNG DER SWAROVSKI KRISTALLWELTEN 38 – 39INFORMATION SAALPLÄNE, KARTENVORVERKAUF, VERANSTALTUNGSORTE Das Belcea Quartet und das Artemis Quartett, die schon früher in den Swarovski Kristallwelten gastiert haben, machen die reiche Klangwelt des Streichquartetts erlebbar. Und zum ersten Mal dürfen wir das von der Cellistin Sol Gabetta gegründete Kammerorchester Cappella Gabetta bei »Musik im Riesen« begrüßen. Es wird, mit Musik aus dem Barock im Originalklang, das Festival um eine neue Facette erweitern. … sagt der Pianist Lars Vogt über die besondere Situation bei Solokonzerten. Ein ganzes Orchester könne im Hintergrund hörbar werden oder nur ein einzelner feiner Flötenton. Vogt gehört mit Igor Levit, Richard Goode, Brad Mehldau und MarcAndré Hamelin zu den Pianisten beim Klavierschwerpunkt von »Musik im Riesen« 2015, die dem Publikum solche fantasievollen und fantastischen Räume eröffnen. Jeder von ihnen tut dies auf seine Weise, indem er kompositorische Ideen zum Vorschein bringt, neue Zugänge zu bekannten Stücken erschließt oder Freiheit und vorgegebene Strukturen in einer stabilen Balance hält. STEFAN ISSER, G E S C H Ä F T S F Ü H R E R D . S W A R O V S K I T O U R I S M S E R V I C E S G M B H THOMAS LARCHER, Ähnliches gilt für die Ensembles, die die über viele Jahre gewachsene Programmlinie der Musik für Streicher fortführen. KÜNSTLERISCHER LEITER »MUSIK IM RIESEN« 3 TASTEN, SAITEN, KL ANG TASTEN, SAITEN, KL ANG JEDES INSTRUMENT HAT SEIN INNENLEBEN, ... … seine konstruktiven Teile, seinen Resonanzraum. Jedes hat seine Wege, auf denen sich ein leichter Fingerdruck, ein Schlag, ein Zupfen, ein Streichen über die Saiten oder der Atem, der durch ein Mundstück geblasen wird, in einzelne Töne, in Akkorde, Melodien, Rhythmen, kurz: in Musik verwandelt. Diese Metamorphosen lassen sich als mechanische Vorgänge beschreiben: Werden die Tasten eines Klaviers niedergedrückt, schlagen die Hämmer die Saiten an. Welche kompositorischen Ideen ein Interpret aus dem Notentext herausliest, wie ein Musikstück klingt und ob es uns im Innersten berührt – darüber wird die Mechanik jedoch nur sehr begrenzt Aufschluss geben können. à 4 Um mehr über das Instrument Klavier und die Musik, die aus ihm klingt, zu erfahren, haben wir beides von verschiedenen Blickpunkten aus betrachtet: Wir haben die Pianisten des Festivals gefragt, wie sie sich Musikstücke erarbeiten und wie sie dieses Wissen an andere weitergeben, haben uns die Technik des Klaviers erläutern lassen und das System der Tasten erforscht. Auf dieser Spurensuche haben wir vieles entdeckt, was das Bild vervollständigt, und zugleich festgestellt, dass Musik letztlich auf wunderbare Weise immer rätselhaft bleibt. 5 DIE PIANISTEN DIE PIANISTEN Wo liegen Ihre musikalischen Wurzeln? »ES GEHT IMMER DARUM, MIT DEM PUBLIKUM ETWAS ZU TEILEN« Bei »Musik im Riesen« 2015 gastieren vier klassische Komponisten, die wie nur wenige andere, die heutige Musikwelt prägen. Jeder von ihnen trägt eine Art »Etikett« – Marc-André Hamelin das des brillanten und hochmusikalischen Virtuosen, Igor Levit das des jungen Superstars, Lars Vogt das des ungemein Vielseitigen und Richard Goode das des unvergleichlich Texttreuen –, umso mehr hat uns interessiert, Genaueres über ihre Ideen, ihre Wurzeln und ihre Herangehensweisen an Musik zu erfahren. DIE PIANISTE N IGOR LE VIT, RIC HARD GOODE , L ARS VOGT UND M ARC - ANDRÉ HA ME LIN IM O -TON à 6 IGOR LEVIT: Ich glaube, viele Wurzeln zu haben. Und es werden irgendwie auch immer mehr. Natürlich liegt die Hauptwurzel in der Familie. Meine Mutter, selbst Pianistin, Schülerin von Berta Marantz, die selbst bei Heinrich Neuhaus studierte, hat mir viel mitgegeben und ist bis heute eine ungeheuer wichtige Vertrauensperson. Jeder einzelne Lehrer war sehr wichtig für mich. Karl-Heinz Kämmerling, Lajos Rovatkay, Bernd Goetzke, meine großartigen Literatur für das Instrument bekannt, vor allem mit der Musik der Romantik, in der er sich am meisten zu Hause fühlte. RICHARD GOODE: Meine Ausbildung war ausschließlich europäisch geprägt: Ich studierte beim gebürtigen Deutschen Claude Frank, dem gebürtigen Polen Mieczysław Horszowski und dem russisch-jüdischen Rudolf Serkin. Dass ich später der erste Amerikaner war, der die kompletten Beethoven-Sonaten aufnahm, darüber habe ich, um ehrlich zu sein, nicht nachgedacht, bis mich jemand was vor allem von meiner Ausbildung herrührt. Vor allem Serkin hat enormen Wert darauf gelegt, den Notentext zu erforschen und sich genau daran zu halten. Ich schaue mir immer jede einzelne Markierung eines Komponisten an. Ich nehme Tempi ernst. Ich nehme die Artikulation ernst. Ich versuche herauszufinden, welche genauen Vorstellungen ein Komponist hatte – nicht unbedingt immer als das letzte, aber immer als das erste Wort. Und um ehrlich zu sein: Das, was sich ein Komponist ausgemalt hat, ist normalerweise verdammt viel kühner als alles, was mir einfallen könnte. IGOR LEVIT: Zuallererst lese ich den Notentext. Wie ein Buch, Seite für Seite, Ton für Ton. Ich will lesen, will sehen, was der Komponist schreibt und frage mich dabei, in welche Richtung das Werk wohl geht, was die Grundidee gewesen sein könnte. Dann, als quasi letzten Schritt, setze ich mich ans Klavier und »spiele«. Wichtig ist alles, auch meine Tagesform, die gegenwärtigen Erlebnisse, einfach alles. Jedoch immer auf Grundlage des Notentextes. Dieser ist heilig! IGOR LEVIT Verbindung zu Andreas Staier und vor allem Matti Raekallio sind und waren für mich von allergrößter Bedeutung. Jedoch will ich betonen, dass auch meine engsten Freunde, die beruflich nichts mit Musik zu tun haben, mich sehr prägen. MARC-ANDRÉ HAMELIN: In den ersten vier Jahren hatte ich einen Privatlehrer, aber auch mein Vater, der auf ausgezeichnetem AmateurNiveau Klavier spielte, hatte auf meine Entwicklung großen Einfluss. Er brachte mir einige Stücke bei, überwachte meine Fortschritte und - wahrscheinlich war dass das Wichtigste - machte mich mit der darauf hingewiesen hat. Seither habe ich das Etikett »amerikanischer Pianist«, was zwar formal richtig ist, aber – wie diese Art von Etiketten im Allgemeinen – nicht wirklich eine Rolle spielt. Können Sie die Charakteristik Ihres Spiels, Ihrer Art, sich Stücke zu erarbeiten, beschreiben? RICHARD GOODE: Ich vermute, beim Spielen ist es ein wenig wie beim Aussehen – es ist etwas, das andere Menschen viel besser beurteilen können als man selbst. Aber es stimmt, dass ich mich sehr genau an den Notentext halte, 7 LARS VOGT: Natürlich ist erst einmal der Text des Komponisten unsere Basis, unsere Bibel. Aber Nikolaus Harnoncourt hat in einem Interview gesagt: Treue in dem Sinne bringt überhaupt nichts, denn wir müssen ja verstehen, was hinter dem Text steht. Der Notentext ist ja nur eine absolut verkürzte Schreibform für eine Idee. Das fand ich einen ganz, ganz spannenden Gedanken, weil es mir immer mehr so geht, dass der Notentext wirklich nur eine annähernde Schreibweise ist. Letztlich geht es immer um die Bedeutung: die Bedeutung eines Rhythmus, die Bedeutung einer Melodie … MARC-ANDRÉ HAMELIN: In der Gegenwart meines Vaters aufzuwachsen, hieß vor allem auch die Pianisten des »Goldenen Zeitalters« kennen DIE PIANISTEN zu lernen, was ich im Nachhinein als unschätzbaren Wert betrachte. Ich muss zugeben, dass ich mir, als ich diesen Pianisten zuhörte und ihrer Art, sehr frei an den Notentext heranzugehen, einen recht sorglosen Umgang mit den gedruckten Noten angewöhnte. Erst viel später, mit ernsthafterem Studium und mithilfe der Komposition, lernte ich das Komponistenhandwerk zu schätzen und nahm daraufhin die Noten viel ernster. Trotzdem ist von der alten Freiheit immer noch etwas übrig und ich denke, dass hinter vielen meiner interpretatorischen Entscheidungen eine Mischung aus beidem steht. Bei »Musik im Riesen« spielen Sie ein Recital. Was zeichnet diese Art zu konzertieren für Sie aus? IGOR LEVIT: Ich kann in Form eines Recitals mein »Ich« so sehr öffnen, wie in kaum einem anderen Konzertformat. LARS VOGT: Ja, Recitals sind sehr persönlich. Man muss sich dafür ganz besonders intensiv, ganz alleine in den Spiegel gucken. Das ist, wie wir wissen, wenn wir morgens im Spiegel angucken, nicht immer nur angenehm. Es ist eine sehr intensive Beschäftigung zwischen zwei Menschen: dem Komponisten und einem selbst. Ich komme erst so langsam an den Punkt, an dem ich diese intensive Bedrängtheit des Recitals aushalte. Das klingt vielleicht seltsam, aber es war immer die Kunstform in meinem Bereich, mit der ich mich am wenigsten befasst habe. MARC-ANDRÉ HAMELIN: Ich bin in allen Bereichen des Musikmachens (Recital, Kammermusik, Konzert) zu Hause und genieße sie alle. Es wäre für mich unmöglich zu sagen, welchen von ihnen ich am liebsten mag. Ich glaube, dass Recitals etwas persönlicher sind als Konzertauftritte (in Bezug auf den Grad der Kommunikation mit dem Publikum), aber das bedeutet nicht, dass ich Konzerte weniger genieße. Es geht immer darum, etwas zu teilen – nicht nur neues und selten gehörtes Repertoire, sondern auch frische, hoffentlich authentischere Zugänge zu bekannten und beliebten Stücken. Ziehen Sie Live-Auftritte oder Aufnahmen im Studio vor? IGOR LEVIT: Ich empfinde beides als enorm reizvoll, jedoch grundverschieden. Ein Konzert ist im Moment des Geschehens das Wichtigste auf der ganzen Welt, jedoch nach seinem Ende DIE PIANISTEN Wissenschaft von Musik, gepaart mit der Fähigkeit, alle seine verfügbaren Mittel – musikalisch, emotional und körperlich – effizient zu nutzen, um solche Musik zum Leben zu erwecken. Wie bei jeder natürlichen Begabung, wie beispielsweise einem Sprachentalent, glaube ich, dass diese Eigenschaften angeboren sind, allerdings versteht es sich von selbst, dass sie durch harte Arbeit entwickelt, kultiviert, geschärft und aufrechterhalten werden sollten. Wie auch immer, die gängige Vorstellung von Virtuosen ist sehr oft die von Interpreten, die die Zurschaustellung ihrer meisterlichen Technik völlig über die Vermittlung des emotionalen Gehalts, der von ihnen KLAVIERRECITALS UND EINFÜHRUNGSGESPRÄCHE Zu einem Großteil der Konzerte bei »Musik im Riesen« gibt es eine Stunde vor Konzertbeginn Einführungsgespräche, die tieferen Einblick in die Programmgestaltung und Arbeitsweise der Musiker geben. Unter anderem finden sich Igor Levit, der von Anselm Cybinski vom Münchener Kammerorchester interviewt wird, und Lars Vogt, der dem Musikwissenschaftler Wolfgang Fink Auskunft gibt, zu Einführungsgesprächen am Konzertort ein. auch wieder … vorbei. Eine Aufnahme hingegen sollte meiner Meinung nach nicht zu etwas verkommen, das man als »Konzert mit zufällig aufgestellten Mikrophonen« bezeichnen könnte. Eine Aufnahme gibt mir die Möglichkeit einer ganz besonders intensiven Fokussierung. Das ist sehr bereichernd! LARS VOGT: Auch das Aufnehmen ist (wie der Live-Auftritt) sehr intensiv, man ist dort alleine, aber es sind auch immer Menschen um einen, das hilft, das motiviert. Man ist in dem Moment nicht ganz so einsam wie auf der Bühne. gespielten Stücke stellen. Ziemlich oft werden sie als bloße Tastaturathleten betrachtet. Das ist im Wesentlichen der Grund dafür, dass ich meine Arbeit nicht mit diesem Etikett versehen wissen will. Ich habe, auch wenn es vielleicht den Anschein erweckt, absolut kein Interesse daran, auf der Bühne technisches Können zu demonstrieren. Der einzige Grund, in der Öffentlichkeit aufzutreten, ist, mit dem Publikum das Wunder der menschlichen Kreativität durch Komposition zu teilen, indem ich alle mir zur Verfügung stehenden Mittel zur Gänze ausschöpfe. Was bedeutet »Virtuosität« für Sie? Was sollte ein Konzertflügel »können«? MARC-ANDRÉ HAMELIN: Unter Virtuosität verstehe ich eine gesteigerte Verfügungsgewalt über und eine natürliche Begabung für alle Aspekte der MARC-ANDRÉ HAMELIN: Er muss eine Erweiterung meiner Gedanken sein und meine Gefühle so unauffällig wie möglich übersetzen. Es gibt solche Instrumente, 8 aber sie sind relativ selten. Darüber hinaus muss ein Flügel alle möglichen Abstufungen dramatischer Ausdruckskraft haben, vom quasi unhörbaren Flüstern bis zum heftigsten Donner. LARS VOGT: Wenn ein Flügel so gut wie möglich mitgeht in alle Richtungen, in die die Fantasie eben ausschlägt, macht das besonderen Spaß. Wenn ich ein Orchester von hundert Leuten imitieren will und der Flügel zieht nicht irgendwo oben eine Decke ein, über die ich nicht hinwegkann, sondern macht das komplett mit, sodass einen die Musik überwältigt wie eine Flutwelle – oder wenn ich andererseits im kleinen Pianissimo bin und nur mehr eine einzelne Flöte als Stimme da ist, wenn der ganz sensible Teil des Fingers die Taste nur noch streichelt, und dann kommt ein ganz feiner, intimer Ton heraus, das sind natürlich tolle Momente. Kann man auch auf einem schlechteren Instrument gut spielen? LARS VOGT: Man kann Erstaunliches. Bei »Rhapsody in School« gehe ich in Schulen und spiele oft auf den klapprigsten Klavieren, wo gerade noch die Tasten hinunterzudrücken sind, und dennoch kann man auch auf solchen Instrumenten künstlerisch etwas bewegen und etwas zeigen: zum Beispiel, dass man diese Klapperkiste in so etwas wie Kunst verwandeln kann, das ist eine besondere Herausforderung. Ob das mit Ohren, Herz, Berührung oder Muskeln erreicht wird oder mit irgendeiner Kombination daraus – ein Pianist muss immer auf alles gefasst sein. IGOR LEVIT: Als ich zwölf Jahre alt war, hat der mittlerweile leider verstorbene Vladimir Krainev mir gesagt: »Weißt du, schlechte Flügel gibt es nicht, nur schlechte Pianisten.« Mit wenigen Ausnahmen gebe ich ihm recht. Wie stellen Sie Ihre Programme zusammen? MARC-ANDRÉ HAMELIN: Im Allgemeinen beginnt es mit einem oder zwei Werken, an denen mir sehr viel liegt, und dann geht es darum, etwas um sie herum zu bauen, das eine Art logische Abfolge hat. Ich versuche das Publikum nicht zu erziehen, deshalb gebe ich eher keinen »historischen Überblick« oder spiele »thematische Konzerte«. Man muss sich über meine Soloprogramme nicht besonders den Kopf zerbrechen (allerdings haben das manche Menschen gelegentlich versucht, mit interessanten und manchmal lustigen Ergebnissen). Können Sie uns zu Ihrem Konzert bei »Musik im Riesen« Genaueres erzählen? LARS VOGT: Die letzten SchubertSonaten sind natürlich absolut geniale Werke, man staunt nur, was Schubert gerade in dem letzten Lebensjahr aussagen konnte, aussagen wollte, aussagen musste. Es scheint so zu sein, dass Menschen in Extremsituationen, wie er in seiner Krankheit, besonders viel vom Leben verstehen. Das ist der Kern des Abends. Wenn die Sonaten für sich stehen, geht das natürlich auch. Aber ich dachte, dass die »Sechs kleinen Stücke« von Schönberg – die für mich ein absoluter Geniestreich sind, ganz kurze, feine, intime Stücke von irrwitzigem Ausdruck nach innen wie nach außen – das Ohr noch ganz anders öffnen für den Charakter der Schubert-Sonaten und dass sie auch die Modernität der Schubert-Sonaten ganz anders (hörbar machen). Wahrscheinich werde ich auch versuchen, die Stücke ohne Applaus ineinander übergehen zu lassen, damit man diese Stimmung mitnimmt und Schubert quasi darauf antworten lässt. IGOR LEVIT: Warten Sie bis zum Konzert. Ich möchte gerne einige Worte an das Publikum richten und in diesem Rahmen dann meine Gedanken teilen. _ DER VORLIEGENDE TEXT IST EINE MONTAGE AUS MEHREREN INTERVIE WS, D I E E S T H E R P I R C H N E R I M H E R B S T 2 014 MIT LARS VOGT TELEFONISCH UND MIT IGOR LEVIT UND MARC-ANDRÉ HAMELIN PER E- MAIL FÜHRTE. DIE VOLLSTÄNDIGEN INTERVIE WS KÖNNEN SIE AUF MARC-ANDRÉ HAMELIN: Wenn man mit einem minderwertigen Instrument konfrontiert ist, ist es an der Zeit, sich auf die Summe seiner Erfahrungen zu stützen. Nach und Nach – wenn man es mit verschiedenen Instrumenten zu tun hat – entwickelt man zwangsläufig eine Art von »Immunsystem« aus verschiedenen »Abwehrmechanismen«, die einem erlauben, die Mängel eines Klaviers – welche auch immer es haben mag – teilweise oder gänzlich zu überwinden. W W W. K R I S TA L LW E LT E N .C O M /M U S I K NACHLESEN. DIE ZITATE VON RICHARD GOODE SIND EINEM INTERVIEW MIT K ATE MOLLESON ENTNOMMEN, D A S E R S T M A L S A M 5 . F E B R U A R 2 0 1 4 I N »THE HER ALD« ERSC HIENEN IST. LARS VOGT 9 DIE PIANISTEN VOM KL AVIER DIE NSTAG, 26 . M AI SWAROVSKI KRISTALLWE LTE N #CD -TIPPS – MUSIK FÜR KLAVIER SOLO IGOR LEVIT, KLAVIER I gor Lev it : Beet hoven, T h e La te P i an o S on a tas, S ony Cl assi cal 2013 I gor Lev i t : Bac h Par ti tas, S ony Cl assi cal 2014 R ic hard G oode : Beet h oven, T h e Compl ete S on a tas, N on esu c h 1993 19 UHR Igor Levit im Gespräch mit Anselm Cybinski (Konzertplaner des Münchener Kammerorchesters) R ic hard G oode : Mozar t, N on esu c h 2005 R ic hard G oode P l ays Brah ms, N on esu c h 2011 Lars Vo g t : S c hu ber t, S on a ta D 960, Drei Kl av i erst ü c ke D 946, Cav i -Mu si c/ D eu t sc h l an d Radi o 2008 20 UHR Igor Levit, Klavier Werke von J. S. Bach, Beethoven, Stevenson und Prokofjew M arc - A ndré H amel i n : G odowsk y, T h e Compl ete S tu di es on Chopi n’s Étu des, Hy per i on UK 2000 M arc - A ndré H amel i n : H ay dn : P i an o S on a tas I , II an d III , Hy per i on UK 2007, 2009 u n d 2012 MIT T WOC H, 27. M AI SWAROVSKI KRISTALLWE LTE N RICHARD GOODE, KLAVIER 20 UHR Richard Goode, Klavier Werke von Mozart, Beethoven, Brahms, Debussy und Schumann SPIEL UND ZEUG DAS KLAVIER IN DONNE RSTAG, 28. M AI SWAROVSKI KRISTALLWE LTE N RICHARD GOODE ZAHLEN, BUCHSTABEN, BRIEFEN LARS VOGT, KLAVIER 19 UHRLars Vogt im Gespräch mit Wolfgang Fink (Musikwissenschaftler) 20 UHR Lars Vogt, Klavier Werke von Schönberg und Schubert SA MSTAG, 3 0. M AI SWAROVSKI BUSINESS BUILDING BR ANDTGUT MARC-ANDRÉ HAMELIN, KLAVIER à 11 UHR Marc-André Hamelin, Klavier Werke von Haydn, Field, Godowsky, Debussy u. a. MARC-ANDRÉ HAMELIN 10 11 VOM KL AVIER DAS LEISELAUT UND DER SCHLÜSSEL Aus dem Französischen, wo clavier für Tastenreihe oder Tastenbrett stand, wurde der Begriff Klavier im 16. Jahrhundert ins Deutsche übernommen, der Ursprung liegt im lateinischen Wort clavis für Schlüssel oder Riegel, dem im Mittelalter auch die Bedeutung Taste zufiel und der sich in vielen deutschen Wörtern wiederfindet. Die Taste, der Schlüssel zur Musik, beschert somit dem Klavier eine weit verzweigte Verwandtschaft: Kloster, Klausur, Klausel, Schleuse und Klosett inklusive. Sein anderer Name, Pianoforte oder Fortepiano, erklärt sich hingegen von selbst. Ihm verdankt das (Hammer-)Klavier seiner besonderen Eigenschaft, anders als Spinett oder Cembalo leise (lat. piano) und laute (lat. forte) Töne von sich zu geben. KONZERTFLÜGEL IN ZAHLEN 88 SCHWARZE UND WEISSE TASTEN umfasst die Klaviatur. Der tiefste Ton heißt Subkontra-A, der höchste C5, der Umfang beträgt insgesamt 7¼ OKTAVEN. Über 12.000 EINZELTEILE ergeben zusammen die Mechanik eines Flügels. Damit birgt eine Flügelspielmechanik doppelt so viele Teile wie ein moderner Pkw. ¥ Ein Flügel hat etwa 230 STAHLSAITEN. In Diskant und Mittellage finden sich jeweils drei Saiten pro Ton (Saitenchor), im Bassbereich gibt es eine, zwei oder auch drei mit Kupferdraht (früher auch Messing- und Eisendraht) umsponnene Saiten pro Ton. INTERNATIONALES INSTRUMENT »Überall auf der Welt heißt Musik Musik, nur auf Tschechisch sagen wir hudba«, klagte der tschechische Bassist Miroslav Vitouš einmal über die doch nicht so internationale Sprache der Musik. Anders beim Klavier oder Piano: Das heißt auch auf Tschechisch, Bosnisch, Dänisch klavír oder klaver, auf Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Polnisch, Bulgarisch, Russisch, Griechisch und sogar auf Finnisch piano, pianino oder fortepianowy. 20 unter Spannung miteinander verleimte HOLZSCHICHTEN ergeben zusammen den Rim oder Rahmen, das Integralgehäuse des Flügels, auf dem der sensible Resonanzboden und die schwere Gusseisenplatte samt Stimmstock aufliegen. Gewaltige 150.000 bis 250.000 NEWTON ZUGKRAFT lasten durch die Saiten auf der Gusseisenplatte, dem tragenden Element im Inneren des Flügels, das entspricht der Gewichtskraft von 15 bis 25 TONNEN. Piano Klavier Nur zarte 10 MM stark ist der nach oben hin gewölbte RESONANZBODEN aus Fichtenholz. 50 JAHRE hält ein Resonanzboden durchschnittlich, bevor er ausgetauscht oder ausgebessert werden muss – wenn er nicht durch zu niedrige Luftfeuchtigkeit schon zuvor »kaputtgeheizt« wird. VOM KL AVIER … itzt gehe ich, ein Klavier zu entlehnen, dann bevor das nicht im Zimmer steht, kann ich nicht darin wohnen dermalen … KLAVIERE, PIANISTEN UND PIANISTINNEN IN DER KUNST #FILME Schießen Sie auf den Pianisten, Regie: François Truffaut, F 1960 Das Piano, Regie: Jane Campion, AUS/NZL/F 1993 Der Pianist, Regie: Roman Polanski, F/UK/D/PL 2002 W O L F G A N G A M A D E U S M O Z A R T , B R I E F E , W I E N , 4 . A U G U S T 17 81 #ROMANE UND ERZÄHLUNGEN George Sand: Ein Winter auf Mallorca, 1842 Herman Bang: Die Sonate, 1909 Sándor Márai: Die Schwester, 1947 Elfriede Jelinek: Die Klavierspielerin, 1983 AUF FINGERDRUCK Ob wir einen Computer bedienen, auf einen Klingelknopf drücken, Klavier oder Orgel spielen – immer ist die Taste das Hilfsmittel, um mechanisch oder elektronisch unsere Gedanken in die Tat umzusetzen. Bereits im Mittelalter halfen Tasten bei der Klangerzeugung, und was sich bei Musikinstrumenten als nützlich erwies, ließ sich auch gut auf andere Bereiche übertragen. So setzen Tasten heute vieles in Bewegung: das Anschlagen oder Zupfen einer Saite, das Öffnen eines Ventils, das Herstellen eines Kontakts oder – im Notfall – die Unterbrechung eines Stromkreises. Erst dann erklingt ein Ton, erscheinen Buchstaben auf dem Bildschirm, setzt sich eine Maschine in Gang oder bleibt wieder stehen. Die Taste aber ist längst wieder in ihre ursprüngliche Position zurückgesprungen, bereit, von Neuem betätigt zu werden. 12 … #GEMÄLDE UND ZEICHNUNGEN James Abbot McNeill Whistler: Am Klavier, 1858/59 Moritz von Schwind: Schubertiade, 1868 Paul Cézanne: Mädchen am Klavier, 1869 Auguste Renoir: Frau am Klavier, 1875/76 Carl Larsson: Brita am Klavier, 1908 … TAS TE N PRO OK TAVE … TONMUSIK … M AL ACHT PR ÄLUDIEN UND FUGEN, WOHLTEMPERIERT … C H O PI N - E TÜ DE N (+ D RE I H I NTE RH E R) … SON N E N BLUME N IN E IN E R VASE (VINC E NT VAN GOGH) … MONATE PRO JAHR … STUNDEN VON MIT TERNACHT BIS MIT TAG … GESCHWORENE (SIDNEY LUMET) … UHR MIT TAGS (FRED ZINNEMANN) … JAHRE »MUSIK IM RIESEN« 12 13 BR AD MEHLDAU BR AD MEHLDAU Larry Grenadier am Bass und Jorge Rossy bzw. Jeff Ballard am Schlagzeug. Beide Bereiche sind geprägt vom Wechsel zwischen selbst komponierten Stücken und der Auseinandersetzung mit Jazzstandards und anderem »gefundenen« Material. Die Formen, von denen er und seine Mitmusiker dabei ausgehen, sind oft einfache Bluesstücke, Popsongs und alte Schlager, und deren simple Strukturen bleiben, während sich die Musiker von ihnen spielerisch entfernen, als Referenzpunkte im Hintergrund. »In der klassischen Musik hat man immer aus anderen Bereichen ›geborgt‹, man hat aus dem Menuett den dritten Satz [das Scherzo] in einigen der großartigsten Symphonien gemacht, man hat Volkslieder genommen und daraus diese schönen Lieder gemacht. Ähnliches gilt für den Jazz: Dizzy Gillespie hat zuerst Anleihen bei der kubanischen und dann bei der klassischen Musik genommen, Art Tatum bei Claude Debussy. Die Jazzmusik hat sich nie davor gescheut, von irgendwoher etwas auszuleihen, es umzugestalten und auf eine andere Ebene zu heben.« Diesen Ansatz, für alles Musikalische offen zu sein, es zu hören, zu übernehmen und in eine eigene Sprache zu transformieren, beschrieb der US-amerikanische Pianist Brad Mehldau 2012 in einem Interview mit Fred Jung für das Online-Magazin »All About Jazz«. Das macht Mehldaus Musik atmosphärisch dicht und überraschend, dabei ist sie immer klar strukturiert und von einer ruhigen Ausstrahlung geprägt. Die Intensität, mit der er seine Konzerte gestaltet, schafft auch eine – beabsichtigte – große Nähe zum Publikum. »Wenn ich mit den Zuhörern in Kontakt trete, fühlt sich das ohne Zweifel sehr lebendig an«, sagt Mehldau, »wenn ich merke, dass ich eine Verbindung mit ihnen aufbaue, nicht weil ich mich anbiedere oder in die Trickkiste greife, sondern weil ich aufrichtig ausdrücke, wer ich bin.« _ »In einer per fek ten Wel t würde ic h alle Au fnahmen live mac hen. Au f meinen Lieblingsalben wie ›Miles Davis a t t he Plugged Nic kel‹ kann man hören, wie die Musiker in einen Raum vordringen, in dem sie sic h ohne E insc hränkung ausdehnen können.« BR AD ME HLDAU FREIHEIT UND STRUKTUR Der US -amerikanische Pianist Brad Mehldau gilt als Erneuerer des Jazz, obwohl oder gerade weil er sich um stilistische Grenzen wenig zu kümmern scheint. Bei »Musik im Riesen« gibt er eines seiner atmosphärisch dichten Solokonzerte. FRE ITAG, 29. M AI SWAROVSKI KRISTALLWE LTE N BRAD MEHLDAU, KLAVIER Zugleich umriss er damit eine der Grundlinien seines eigenen musikalischen Ausdrucks. Er schätzt die Musik von Brahms ebenso wie jene von Oscar Peterson oder Keith Jarrett, hat sich im gleichen Maße mit berühmten Jazzsaxophonisten und -trompetern wie Charlie Parker oder Miles Davis auseinandergesetzt wie mit den Jazzpianisten Thelonious Monk oder Bud Powell. Er weigert sich, Jazz puristisch zu sehen, schwärmt mitunter für Radiohead oder den Singer/Songwriter Scott Weiland, mit dem er in Los Angeles mehrere Konzerte gab. Er liebt die Kontinuität im Zusammenspiel mit anderen, meidet All-Star-Bands, lässt sich aber immer wieder auf neue, reizvolle Projekte ein: mit Jazz-, Pop- und Rockmusikern, mit dem Elektroniker und Schlagzeuger Mark Giuliana, aber auch mit klassischen Sängerinnen wie Renée Fleming und Ann Sofie von Otter. 19 UHRThomas Larcher im Gespräch mit Roland Spiegel (Redakteur des Bayerischen Rundfunks mit dem Schwerpunkt Jazz) 20 UHR Brad Mehldau, Klavier #CD -TIPPS An n S o f ie vo n O t t e r, B ra d Mehl d a u : Love S ongs, N a ive C l as s iqu e 2010 B ra d Me h l d a u l ive in Ma rc ia c , N onesu c h 2011 (+ DVD) B ra d Me h l d a u Tr io : O de, N onesu c h 2012 Me h l ia n a ( B ra d Me h l d a u, Ma r k Giu l ia na ) : Ta min g t h e Dra g o n, N onesu c h 2014 VON ESTHER PIRCHNER à 14 Was das Spiel von Brad Mehldau ausmacht, ist die Spannung zwischen der Freiheit im Denken – wie es für einen Improvisator unerlässlich ist – und dem Interesse an musikalischen Strukturen, daran, den Aufbau eines Stückes zu verstehen, es zu zerlegen und wieder neu zusammenzusetzen. Mehldau spielt häufig solo und in dem seit 1995 bestehenden Brad Mehldau Trio – mit 15 IMPULS IMPULSE ZUM HÖREN, SPIELEN, BRÜCKENBAUEN IMPULS Von allen Veränderungen, denen die Künste in den vergangenen hundert Jahren ausgesetzt waren, ist die technische Reproduzierbarkeit die folgenreichste. Aufmerksame Beobachter, die über den Tellerrand avantgardistischer Manifeste und Moden hinausblickten, haben diesen Einschnitt schon sehr früh registriert. So Walter Benjamin, der mit seiner wohl bekanntesten Schrift »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« den Sachverhalt bereits Ende der 1920erJahre philosophisch durchdacht und beschrieben hat – vor allem an Phänomenen der visuellen Künste. Die Musik kommt in diesem epochalen Essay so gut wie nicht vor – und mir scheint, dass Musiker und Musikwissenschaftler dem Phänomen bis heute nicht die Aufmerksamkeit schenken, die ihm zusteht. Denn das Hören von Musik war bis vor etwa hundert Jahren untrennbar verbunden mit der Gemeinschaft mit Musikern. Musik fand nur dort statt, wo auch Musiker waren, als – wie wir heute sagen würden – Live-Event. Die Möglichkeit der technischen Reproduktion kündigt diese Gemeinschaft auf: Die Musik wird in unheimlicher Weise ortlos – und allgegenwärtig zugleich. VIK TORIA MULLOVA Das Masterclass-Programm »Impuls« bringt im März und Mai 2015 internationale Konzertsolisten – Viktoria Mullova, Matthew Barley, Lars Vogt –, junge Musiker und interessierte Zuhörer zusammen. Wolfgang Fink über eine fast verlorene Verbindung, die bei »Impuls« wieder enger geknüpft wird. à Die Radikalität dieses Wandels kann sich jeder so vor Augen führen, dass überall dort, wo »Musik« gehört wird, auch die Musiker, die die »Ton-Konserven« eingespielt haben, anwesend wären ... die Absurdität dieser Szenerie vermittelt eine Ahnung von der monströsen »Entstellung«, die der Musik durch diesen Einschnitt in unserer Wahrnehmungswelt widerfahren ist. Der Einschnitt hat freilich nicht nur die Qualität des Hörens fundamental verändert, sondern selbstverständlich auch das »Musikmachen« selbst. Der 16 Musiker, zumal der professionelle Interpret, kommuniziert nicht mehr ausschließlich mit seinen Zeitgenossen, sondern virtuell UND real mit einer zahlenmäßig unbegrenzten anonymen Zuhörerschaft und mit einer auf Tonträgern festgehaltenen Interpretationsgeschichte, die inzwischen mehrere Generationen umfasst. dazu geführt hat, Musik differenzierter wahrzunehmen. Im Gegenteil: Je mehr Musik zur beliebigen Verfügung gestellt wird, desto weniger wird dem MusikUnterricht (der ja nicht primär die Fertigkeiten für das aktive Musikmachen vermitteln, sondern das HÖREN lehren sollte) die Beachtung geschenkt, die geboten wäre, um der pausenlosen SA MSTAG, 21. M ÄR Z TIROLE R L ANDESKONSE RVATORIUM Paul-Hofhaimer-Gasse 6, 6020 Innsbruck ÖFFENTLICHE MASTERCLASSES FÜR VIOLINE UND VIOLONCELLO 10 BIS 13 UHR Studenten des Tiroler Landeskonservatoriums mit Viktoria Mullova (Violine) und Matthew Barley (Violoncello) Die technische Reproduktion gebar überdies ein Ideal der Perfektion, das früheren Generationen unvorstellbar war und – damit einhergehend – einen Wettbewerb der Einschüchterung, der auch den Liebhaber erfasst und ihn mehr und mehr zum passiven Konsumenten macht – dies um so mehr, als die Notwendigkeit des eigenen Musizierens scheinbar überflüssig wird. Kurz: Eine Kluft tut sich auf zwischen Interpret und Publikum, aber auch zwischen Komponist und Interpret, der sich zusehends und immer ausschließlicher auf den Wettbewerb mit der eigenen Zunft fokussiert und sich mit den bewährten Vergleichsmaßstäben – den Interpretationen von Kompositionen der Vergangenheit – beschäftigt und so, ohne dass er sich dessen je klar wird, von der eigenen Zeitgenossenschaft suspendiert. Eine paradoxe Situation. Das noch größere Paradoxon besteht jedoch darin, dass diese Allgegenwärtigkeit von Musik keineswegs 17 Beschallung mit musikalischen Signalen nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Noch zugespitzter formuliert: Je mehr das Konsumieren von Musik gleichsam zu unserer zweiten Natur wird, desto mehr scheinen Fragen, die die Musik selbst betreffen (ihre Machart, ihre Wirkung, ihr Stellenwert in unserem Leben), für den Einzelnen irrelevant zu werden. Der Musikbetrieb hat die fundamental neuen Bedingungen des Musikhörens samt ihren Auswirkungen lange vollständig ignoriert und rückt erst in jüngerer Zeit mit sogenannten »education«-Projekten dem musikalischen Analphabetismus zu Leibe. Symptomatisch ist, dass die Begriffe »Erziehung« oder »Pädagogik« zusehends von dem smarten Begriff »education« aufgesogen werden. So übermächtig ist die begriffsprägende bzw. -zerstörende Kulturindustrie geworden, dass wir nur noch Kategorien der Unterhaltung akzeptieren und damit den mächtigsten aller heutigen Gesellschaftsverträge, nämlich den zur IMPULS kollektiven Zerstreuung, unterzeichnen und die »Erziehung zum zerstreuten Hören«, auf die massenmediale Verbreitung von Musik gleich welcher Art, mit in Kauf nehmen. LAUTER KINDEREIEN … … kommen einem bei »Musik im Riesen« zu Ohren. Wir erinnern uns an Stücke wie Thomas Larchers »Poems – 12 Pieces for Pianists and Other Children«, an eine Vielzahl musikalischer Etüden, an »kinderleichte« Spielereien und an technisch anspruchsvolle Werke, deren unbeschwerte Stimmung Erinnerungen an die Kindheit wecken sollen. Neben der Musik bei »Impuls« finden sich im Programm von »Musik im Riesen« 2015 zum Beispiel Claude Debussys »Children’s Corner« (27. Mai 2015, 20 Uhr) und Leopold Godowskys »Fünf Etüden für die linke Hand« (30. Mai 2015, 11 Uhr). So zugespitzt und unvollständig dieser Gedankengang hier nur vorgetragen werden kann: Wir halten eine »Neue Schule des Hörens« für das wichtigste musikalische und kulturpolitische Projekt des 21. Jahrhunderts. Dabei ginge es, kurz gesagt, nicht darum, Musik und Hören-Lernen in Lehrplänen einzusargen, sondern darum: Brücken zu bauen, um die oben beschriebene Kluft zwischen Musikmachen und Musikhören, zwischen Publikum und Interpreten, zwischen Interpreten und Komponisten zu überwinden – oder, bleiben wir bescheiden: Hörer, Spieler und Komponisten wieder einander so nahe zu bringen, wie es dem Wesen der Musik eigentlich entspricht. _ TIPP: Kinder und Jugendliche bis zum 15. Geburtstag zahlen bei »Musik im Riesen« nur EUR 10,– pro Konzert. MIT T WOC H, 27. M AI MUSIKSC HULE WAT TE NS Volderer Weg 22 a, 6112 Wattens ÖFFENTLICHE MASTERCLASS FÜR KLAVIER IMPULS »ES MUSS ALLES AUS DEM GEFÜHLTEN KOMMEN« Am 27. Mai 2015 leitet der Pianist Lars Vogt im Rahmen von »Impuls« eine Masterclass an der Musikschule Wattens. Als Initiator des Vermittlungsprogramms »Rhapsody in School« eröffnet er Kindern erste Zugänge zur klassischen Musik, als Professor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover unterrichtet er angehende Profimusiker. Interview: Esther Pirchner Herr Vogt, wenn Sie sich mit Musikstücken und Komponisten über lange Zeit und immer wieder neu beschäftigen, entdecken Sie dann auch immer wieder Neues? Auf jeden Fall. Oft kommen sie auch mit Stücken, die ich früher gespielt habe, und das ist vielleicht eines der größten Vergnügen des Unterrichtens. Man geht näher ran: Wie ist das Tempo? Wie ist der Charakter? Welche Farbtöne hat es? Oft möchte ich dem Komponisten erst einmal danken, dass er das geschrieben hat. Und ich glaube, auch die Jugendlichen bekommen diese Dimension mit, das Staunen darüber, was wir da vor uns haben. Natürlich. Es geht mir eigentlich jedes Mal so. Wenn ich ein Stück von Brahms spiele und dann tief bewegt bin von der Musik, dann seufze ich oft so vor mich hin: Ach, Johannes! (lacht) Man fühlt sich diesen Komponisten so nah. Was sie geschrieben haben, erreicht mein Herz so sehr, dass ich mich ihnen freundschaftlich verbunden fühle. Sie unterrichten Musikstudenten, aber auch – bei »Rhapsody in School« – Kinder, die die klassische Musik erst entdecken. Müssen Sie mit diesen verschiedenen Gruppen auch unterschiedlich arbeiten? Ist das auch eine Erfahrung, die sie den Kindern und Jugendlichen, die Sie unterrichten, mitgeben wollen? So viel anders ist es eigentlich nicht. Man geht sehr unmittelbar und emotional heran, das ist das Entscheidende. Es muss alles aus dem Gefühlten kommen. Wenn ich in Schulen vorspiele, fragen mich die Kinder, was Musikmachen für mich ausmacht. Ist es das Spielen der Töne, die da sind? Oder geht es für einen Künstler letztlich um das Leben als solches? 15.30 BIS 18.30 UHR Klavierschüler der Musikschule Wattens mit Lars Vogt (Klavier) RHAPSODY IN SCHOOL Mehr als 300 international tätige Konzertsolisten weist die Website von »Rhapsody in School« aus: von Gabriel Adorján bis Tabea Zimmermann. Im Rahmen des von Lars Vogt 2005 initiierten Musikvermittlungsprojekts besuchen sie Grundschulen und höhere Schulen in Deutschland und darüber hinaus, geben Benefizkonzerte und halten Workshops. Diese Begegnungen sind für beide Seiten erfreulich und erhellend: für die Kinder und Jugendlichen ebenso wie für die Künstler, die sich hier ganz unmittelbar mit Musik auseinandersetzen können. Ich hole dann eines der Kinder nach vorne und lasse es einfach einen Ton anschlagen, lasse es ihn langsam lauter und wieder leiser spielen, so leise, wie es nur geht … In diesem Ton ist der ganze Bogen des Lebens: Er wird geboren, steht im Leben, altert, und am Schluss erstirbt er wieder. Das ist das Faszinosum. Wenn ich ein Stück spiele, sitzen die Schulkinder am Ende genauso still da wie die Zuhörer im Konzert. Warum diese Unmittelbarkeit der Musik bei allen Menschen funktioniert, wissen wir Musiker ja auch nicht. Aber wenn ich die Kinder frage, was sie empfunden haben, kommen viele Dinge, viele Bilder, die man nicht erwartet. _ W W W. R H A P S O DY- I N - S C H O O L . D E T H O M A S L A R C H E R B E I » I M P U L S « 2 014 LARS VOGT 18 19 IMPULS RUND UMS KONZERT KUNST KULINARIUM KONZERT MUSIK WE ITE RDE NKE N Beispiele für die Weitergabe musikalischer Gedanken über Generationen: von Lehrer zu Schüler >; von Freund zu Freund < > Wolfgang Amadeus Mozart > Johann Nepomuk Hummel > Carl Czerny > Anton Door > Alexander von Zemlinsky > Arnold Schönberg > Rudolf Serkin > R I C H A R D G O O D E Johannes Brahms und Robert Schumann < > Carl Reinecke > Robert Teichmüller > Anton Rohden > Karl-Heinz Kämmerling > L A R S V O G T und I G O R L E V I T Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven > Friedrich Kalkbrenner > Ambroise Thomas > Theodore Dubois > Maurice Emmanuel > Yvonne Hubert > M A R C - A N D R É H A M E L I N Sich auf die Musik einzustimmen, mit einem Glas Wein anzustoßen und über Kunst zu sprechen, in elegantem Ambiente zu Abend zu essen – all das macht einen Konzertabend noch schöner. Nur gut, dass der Riese als Festival-Gastgeber nicht nur Konzertlocation ist, sondern mit »Kunst – Kulinarium – Konzert« auch Gaumenfreuden, Kunst- und Hörgenuss bietet. Die exklusive Abendveranstaltung beginnt jeweils um 17 Uhr mit einem Aperitif im Daniels. Café & Restaurant in den Swarovski Kristallwelten. Anschließend entdecken Besucher in einem fachkundig geführten Rundgang die Kunstschätze der Wunderkammern, ehe sie im Daniels mit einem exklusiven Dinner verwöhnt werden. Ein Konzert von »Musik im Riesen« beschließt den kunstvollen Abend. 28., 29., 3 0., UND 31. M AI GEWINNSPIEL TA M A R A S T E FA N O V I C H B E I » I M P U L S « 2 014 AUSBLICK »MUSIK IM RIESEN« 2016 Auch im kommenden Jahr öffnet der Riese wieder seine Pforten für Kammermusik in unterschiedlichen Besetzungen. Das 13. Festival »Musik im Riesen« findet vom 24. bis 29. Mai 2016 statt. FMRIESE – FORWARD MUSIC FESTIVAL 27. — 29. NOVEMBE R 2 015 20 SWAROVSKI KRISTALLWELTEN 17 UHR Aperitif im Daniels. Café & Restaurant GEWINNEN SIE Ein CL Pocket Fernglas von SWAROVSKI OPTIK sowie weitere funkelnde Preise. Schicken Sie Ihre Sinne auf Entdeckungsreise! Hören Sie einzigartige Klänge bei »Musik im Riesen« und entdecken Sie das Sehen neu – mit einem Fernglas von SWAROVSKI OPTIK. ANSCHLIESSEND KUNSTFÜHRUNG durch die Swarovski Kristallwelten 18.30 UHR Dinner im Daniels. Café & Restaurant (exkl. Getränke) MACHEN SIE MIT BEI UNSEREM EXKLUSIVEN GEWINNSPIEL 20 UHR Konzertbesuch mit Ticket in Kategorie A Gewinnen Sie ein CL Pocket Fernglas im Wert von EUR 650,– von SWAROVSKI OPTIK, eine von fünf Jahreskarten für die Swarovski Kristallwelten oder eines von drei exklusiven Packages »Kunst — Kulinarium — Konzert« am Donnerstag, 28. Mai 2015. EUR 99,– (ermäßigt EUR 84,–) Buchbar telefonisch unter +43 5224 51080 Bis 30. April 2015 online mitspielen unter www.kristallwelten.com/musik. Viel Glück! Die Gewinnübergabe findet im Rahmen eines »Musik im Riesen«Konzerts Ihrer Wahl im Zeitraum vom 26. bis 31. Mai 2015 statt und setzt die persönliche Anwesenheit voraus. 21 E I N B ES U C H B E I S T E I N WAY I N AU S T R I A AUF DER SUCHE NACH DEM PERFEKTEN KLANG Ein Besuch in der Werkstätte des Steinway-in-Austria-Cheftechnikers Stefan Knüpfer. E I N B ES U C H B E I S T E I N WAY I N AU S T R I A empfängt, am schnellsten weiterleitet, potenziert und schließlich in eine Schwingung des Resonanzbodens transformiert. Eine Formel für die Berechnung des »perfekten« Klangs gebe es allerdings nicht, um einen Klang beurteilen zu können, brauche es Gefühl, Zeit und Ruhe, sagt Knüpfer, Dinge, die in unserer überbeschleunigten Welt viel zu kurz kämen. Samstagfrüh im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Stefan Knüpfer, Cheftechniker von Steinway in Austria, steht vor seiner Werkstatt und wartet auf Studenten, denen er gleich eine Werkstattführung geben wird. Dass das in seiner Freizeit passiert, stört ihn nicht, Knüpfer ist keiner, der Dienst nach Vorschrift macht, die Leidenschaft und die Perfektion für seine Arbeit in der Werkstatt und auf den Konzertpodien der Welt sind längst legendär, sogar einen Film, »Pianomania«, gibt es inzwischen über den »Klavierflüsterer« Stefan Knüpfer. VOM TASTE NANSC HL AG BIS ZUM RESONANZBODE N – DIE KL ANGE R ZE UGUNG IM KL AVIE R Parameter, die den Klang eines Klaviers beeinflussen, gibt es einige – der Weg, bis der Klang im Klavier zustande kommt, ist ungleich komplexer als in anderen Instrumenten. Nicht der Pianist selbst erzeugt unmittelbar den Ton im Klavier, er drückt nur eine VON FRIE DE RIKE GÖSWE INE R à 22 Die Frage, die Knüpfer seinen Besuchern an diesem Vormittag stellt, klingt komplex: »Was ist der beste Flügel der Welt?« Knüpfers Antwort dafür überraschend einfach: Es sei jenes Instrument, das die ursprüngliche Energie, die es vom Pianisten 23 E I N B ES U C H B E I S T E I N WAY I N AU S T R I A DER KONZERTFLÜGEL BEI »MUSIK IM RIESEN« Der Flügel, der bei »Musik im Riesen« zum Einsatz kommt, ist ein D -247, jenes Steinway-Modell, das auf 95 % aller großen Konzertbühnen der Welt steht. Mit 274 cm Länge und 156 cm Breite ist der D -247 der größte Steinway-Flügel und mit 480 kg Gewicht auch der schwerste. Der Swarovski-D-Flügel ist der 571114., den Steinway hergestellt hat, gefertigt wurde er 2000 in der Steinway-Fabrik in Hamburg. Für Thomas Larcher, den künstlerischen Leiter von »Musik im Riesen«, überzeugte der Flügel damals beim Probespielen in Hamburg aufgrund seines außergewöhnlich großen Klangvolumens: »Durch das große Grundvolumen des Klangs boten sich für Stefan Knüpfer optimale Voraussetzungen, um die einzelnen Klangregister auszubalancieren.« Taste der Klaviatur. Sein Anschlag setzt dann die Mechanik in Gang: Ein Hammerkopf berührt die Saite, die Schwingung wird über den Steg an den Resonanzboden weitergegeben – erst der macht den Klang, den wir hören. Das alles geschehe innerhalb von Millisekunden und sei physikalisch erklärbar, sagt Knüpfer, für ihn aber trotzdem fast unbegreiflich, wie ein Wunder: Aus der Berührung einer Taste mit der Kraft von nur einem Finger erzeugt der Flügel einen Klang, den man bis in die letzte Reihe der großen Konzertsäle gut hören kann. Obwohl ein Steinway D -Flügel seit fast hundert Jahren, seit 1918, nahezu identisch gebaut wird, klingt jeder Flügel anders. Natürlich hat das mit dem Menschen zu tun, der das Instrument spielt – jeder Mensch ist anders –, aber auch mit den Materialien, die im Flügel verbaut sind, erklärt Knüpfer. Harte Hölzer brauche es für den Bau eines Flügels, damit die Anfangsenergie auch bis in den Resonanzboden gelangen kann und nicht vorher schon absorbiert wird. Die SteinwayStimmstöcke, auf denen die Stimmwirbel sitzen, werden aus Bubingaholz und Ahorn gefertigt, es seien die besten der Welt, mit herkömmlichen Sägen fast nicht zu schneiden, die Gusseisenplatte, das tragende Element im Inneren des Flügels, sei bei Steinway auch aus purem Grauguss gefertigt, Messing habe darin nichts verloren, und Filze unter Saiten gäbe es bei ihnen auch keine – »sonst könnten Sie den Diskantklang gleich vergessen«. E I N B ES U C H B E I S T E I N WAY I N AU S T R I A STIMMGABE L , STIMMKE IL , STIMMHA MME R , OHR – KL AVIE RSTIMME N »ANALOG« Der Klang eines Klaviers wird letztlich natürlich auch von der Umgebung beeinflusst, in der es steht, und davon, wie pfleglich es behandelt wird. Nur, weil Flügel so viel größer und schwerer seien als eine Geige, hieße das noch lange nicht, sie seien auch robuster oder weniger pflegebedürfig, sagt Knüpfer. Dennoch ließen Kunden ihr Instrument nur ein-, zweimal im Jahr stimmen, »im Grunde völlig unverständlich«, sagt Knüpfer, wenn man bedenkt, dass Geiger ihr Instrument ganz selbstverständlich sogar während eines Konzerts nachstimmen. #FILM -TIPP P ia n o ma n ia – d ie S u c h e n a c h d em p er f ek ten K l a ng, A/D 2009, Re g ie u n d Drehb u c h : Rob er t Cib is, Auf die Frage, wo sein Stimmgerät sei, legt Knüpfer seine Stirn in Falten und schüttelt den Kopf. Natürlich besitze er keines, sagt er, Stimmgabel, Stimmkeil, Stimmhammer und er selbst würden absolut ausreichen, um einen Flügel zu stimmen. Und plötzlich fällt einem auf, wie wenig Elektronik in der Steinway Werkstatt zu sehen ist. Töpfe mit Klebern stehen herum, alle möglichen Werkzeuge hängen an den Wänden, Holzbretter lehnen in den Ecken, in der Mitte Pierre-Laurent Aimards Flügel und dahinter auf einem Tischchen die zweite Mechanik, die Knüpfer für diesen Flügel gebaut hat, um aus dem Flügel einen anderen Klang herauszuholen, aber nirgends ein Computer, ein Modem oder wenigstens ein Telefon. L il ia n Fra n c k , mit : S t ef a n Kn ü p f er, Pier re -La u rent Aim a rd, La n g La n g, Al f re d B re n del, T il l Fel l ner u. a . Auf Elektronik zu verzichten, sich Zeit zu nehmen, Klängen bewusst nachzuspüren, gibt Knüpfer den Studenten dann auch mit auf den Heimweg. »Wir analogisieren uns nicht mehr«, sagt er. Dabei sei das so wichtig, um das Schöne wahrzunehmen, das es gibt in der Welt – wie den Klang eines hervorragenden (Konzert-)Flügels. 24 25 SOL GABE T TA SOL GABE T TA Mit der Cappella Gabetta präsentieren Sie in Wattens ein Programm, das Barock und Frühklassik aus Italien und Deutschland koppelt. Worin liegt der Unterschied? Für mich ist die Musik von Bach und seinen Söhnen sehr viel polyphoner – »großformatiger«. Vivaldi hingegen konstituiert gewissermaßen die Form im »Kleinformat«. Deswegen haben bei Vivaldi die einzelnen Elemente und Figurationen ein ganz anderes Gewicht als bei Bach. Nehmen Sie Vivaldi leichter und tänzerischer? Bleibt bei Bach der Bogen mehr auf der Saite? »ICH BIN EINE MODERNE CELLISTIN« Größere (Streich-)Ensembles wie das Australian Chamber Orchestra, das Asko | Schönberg Ensemble oder – in diesem Jahr – die Cappella Gabetta eröffnen bei »Musik im Riesen« regelmäßig den Blick auf erweiterte Kammermusik, ebenso zentral ist die Einladung von Streichquartetten. Musik für Streicher erklingt 2015 in zwei Konzerten im Rahmen des Kammermusikfestival. Sol Gabetta spricht über Barockmusik, Originalklang und die Cappella Gabetta VON M ARCO FRE I à 26 Das ist sehr interessant, was Sie sagen. Eigentlich gibt es in der Musik von Bach viel mehr Sätze, die nach Tanzcharakteren benannt sind – Menuett, Gigue etc. Bei Vivaldi überwiegen hingegen häufig Satzfolgen wie Allegro – Adagio – Allegro. Was die Artikulation betrifft, führe ich aber trotzdem den Bogen im italienischen Barock leichter – mehr »leggero«. Hat das auch Konsequenzen für den Einsatz des Vibratos? Insofern ist das eine endlose Diskussion. Und es ist auch eine Frage der Konvention: Man darf nicht vergessen, dass Norrington dies vor längerer Zeit entwickelt hat. Damals hatten die Musiker nur geringe Kenntnisse von der historischen Aufführungspraxis. Norrington, Nikolaus Harnoncourt und andere Pioniere hatten jeweils eigene Visionen von einer Klarheit und Reinheit des Klangs, die sie wiederfinden wollten. Norrington ist extrem weit gegangen, aber er wollte vom Dauervibrato befreien, wie es mitunter noch heute Standard ist. Manchmal muss man radikal sein, um etwas zu bewegen. Für seine Zeit war er sehr radikal. Heute aber gilt es, eine Balance zu finden. Ist für Sie als Musikerin der jüngeren Generation die Beschäftigung mit dem Originalklang eine Selbstverständlichkeit? Nein, weil man sich bei der historischen Aufführungspraxis alles intensiv und vertieft erarbeiten muss – oftmals auch dafür kämpfen muss. Ich mag keine Dogmen, brauche aber ein intensives Studium, um eine für mich Je größer das Streichinstrument, desto schwieriger ist es. Man kann nicht einfach die Saiten wechseln. Das Instrument braucht eine Eingewöhnungszeit, eine »Ent-Spannung«. Auch die Stimmung ist anders: Wir spielen den Barock mit 415 Hertz, das moderne Repertoire liegt bei 440 Hertz. Im schnellen Konzertbetrieb ist es kompliziert, zwischen den Programmen zu wechseln. Haben Sie auch deswegen die Cappella Gabetta mit Musikern aus der Originalklang-Szene initiiert, um selbst auf diesem Gebiet zu reifen und routinierter zu werden? Ja. Mit der Cappella Gabetta wollte ich nicht einfach ein neues Ensemble auf den Markt werfen. Es ging mir um meine eigene Entwicklung. Ich wollte davon profitieren, mit Musikern zu spielen, die mehr Erfahrung in der Welt des Originalklangs und des Barocks haben, als ich. Aber im Vergleich zu einem Ensemble wie Il Giardino Armonico, von dem einige Musiker bei uns mitmachen, existieren wir erst seit kurzer Zeit. Seit dreißig Jahren spielen sie sozusagen Tag und Nacht mit ZUR PERSON Welche Epoche ich auch spiele: Für mich ist das Vibrato wie Sahne. Eigentlich ist das sogar etwas Schlechtes, denn je mehr sie es einsetzen, desto dicker wird die Musik. Das Vibrato sollte nur eine Farbe sein – ein Hauch, eine Brise. Es darf auf keinen Fall die Sprache definieren. Eigenständigkeit und außergewöhnliches Talent prägen die junge Cellistin Sol Gabetta (*1981), die – ähnlich wie Lars Vogt – in vielen musikalischen Welten beheimatet ist. Neben ihrer Tätigkeit als Interpretin initiierte sie das Kammermusikfestival SOLsberg, sie unterrichtet und moderiert das Musikmagazin KlickKlack im Bayerischen Fernsehen. 2010 gründete sie zusammen mit ihrem Bruder, dem Violinisten Andrés Gabetta, das Streichensemble Cappella Gabetta zur Aufführung von Musik des Barock und der Frühklassik auf Originalinstrumenten. Manche Dirigenten wie Roger Norrington verzichten ganz auf das Vibrato. Was halten Sie davon? neue musikalische Sprache verstehen zu können. Für mich war es ein großer Schritt, Vivaldi mit Barockcello und Darmsaiten zu spielen – wie jetzt in Wattens. Wenn ein solches Projekt ansteht, ist es jedes Mal eine Umstellung. Eine Geige leidet viel weniger unter einem Wechsel der Saiten als ein Cello. Norrington ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Aber wer die historischen Quellen kennt, weiß, dass auch Mozart nicht das »Non vibrato« propagiert hat. 27 Darmsaiten dieses spezielle Repertoire. In den fünf Jahren, die es uns gibt, kann man das nicht nachholen. Außerdem muss man klar feststellen, dass ich noch immer hauptsächlich eine moderne Cellistin bin, auch wenn sich mein Profil mit der Zeit verändert hat – durch die Cappella Gabetta und die Barockmusik, SOL GABE T TA GL ÄNZENDER AUFTRIT T SA MSTAG, 3 0. M AI SWAROVSKI BUSINESS BUILDING BR ANDTGUT SONNTAG, 31. M AI SWAROVSKI BUSINESS BUILDING BR ANDTGUT B ELCEA QUARTET A RTEMIS QUARTETT, CAPPELLA GABETTA 19 UHR Corina Belcea und Krzysztof Chorzelski (Belcea Quartet) im Gespräch mit Andrew McGregor (BBC) (Gespräch auf Englisch) SWAROVSKI CITRUS: 10 UHR Eckart Runge und Friedemann Weigle (Artemis Quartett) im Gespräch mit Falk Häfner 20 UHRBelcea Quartet Werke von Beethoven, Webern und Brahms 11 UHR Artemis Quartett Werke von Mozart, Vasks, Dvořák 20 UHRCappella Gabetta, Sol Gabetta, Andrés Gabetta Werke von Vivaldi, J. S. Bach, C. P. E. Bach die historischen Instrumente und die Darmsaiten. Es war ein großes Glück, ein solches Top-Ensemble mit meinem Bruder begründen zu können. Birgt es nicht auch emotionalen Zündstoff, mit dem Bruder zu musizieren? Schon mit fünf Jahren habe ich mit ihm musiziert. Probleme gab es eher früher, am Anfang – weil der Bruder älter und damit weiter war als ich. Die kleine Sol konnte nicht so gut spielen wie er, wollte es aber. Deshalb hat sie auch ein größeres, stärkeres Instrument als die Geige des großen Bruders gewählt – nämlich das Cello (lacht). Das klingt nach Konkurrenzdruck. Natürlich war die Konkurrenz anfangs größer, wie es eben bei Kindern ist. Aber das hielt sich in Grenzen. Wir sind eine große Familie mit insgesamt vier Geschwistern. Es ging mehr darum, seinen eigenen Platz zu finden. Mein Bruder hat für sich entschieden, keine solistische Karriere anzustreben. Mit der Cappella Gabetta möchten wir ebenso das Positivste von beiden Seiten zusammenführen. Es gab noch nicht eine große Kollision zwischen uns, sonst würde ich das nicht machen. Werden Sie mit der Cappella Gabetta irgendwann bis in die Romantik vorstoßen, wie es andere Ensembles dieser Art schon längst machen? Das ist eine sehr gute Frage. Nach fünf Jahren und drei CDs ist für mich ein Zeitpunkt gekommen, an dem ich weitergehen will. Was könnten wir sonst noch machen? Klar, das Barockrepertoire ist groß. Wir könnten auch noch Luigi Boccherini einstudieren, und danach? Wie kann man die Cappella Gabetta mit mir zusammen weiterentwickeln? Für mich ist das momentan die zentrale Frage. Ich fange an, mich begrenzt zu fühlen. Deswegen möchte ich früher oder später zu Joseph Haydn gelangen. Generell muss man suchen, es gibt aber genügend Repertoire. Man kann übrigens auch moderne Stahl- mit Darmsaiten mischen, auch dies ist ja historisch verbürgt. Ein französisches Orchester hat mich kürzlich eingeladen, das große DvořákKonzert oder auch Robert Schumann mit Darmsaiten zu spielen. Im Moment bin ich noch nicht bereit dazu und habe abgesagt … … obwohl sich auch das historisch begründen ließe. Hat die klangliche Entschlackung der Romantik nicht erst begonnen? 28 Die Citrus Ohrhänger mit Halskette in trendiger Tropfensilhouette sind von organischen Blattformen inspiriert. Klares Kristall in einem exklusiven Schliff von Swarovski funkelt in einem edlen Palladiumrahmen. Anhänger und Halskette runden Ihren Look perfekt ab. Absolut richtig! Für mich war diese Erkenntnis aber ein Schock. Ich glaube, dass wir heute weit vorangekommen sind, weil viele meiner Kollegen oft beide Instrumente beherrschen – das moderne und das Barockcello. Das öffnet den Geist und den Klang. Wir stecken noch immer in der Romantisierung, das ist das Hauptproblem. Auch in meiner Generation wurde dies noch nicht genug hinterfragt. Allerdings sind es gerade viele Orchester noch nicht gewohnt – ganz zu schweigen von den Hörgewohnheiten des Publikums oder den Sälen, die heute viel zu groß sind für Darmsaiten. Aber ja, eine weitere Öffnung ist ganz klar mein Ziel. Ich muss das für mich in Ruhe entwickeln. _ ANHÄNGER & OHRSTECKER GLÄNZENDER AUFTRITT Ein Konzertbesuch ist ein besonderes Highlight und bietet den perfekten Anlass, um sich schick zu machen und eine elegante Abendrobe zu wählen. Das kleine Schwarze passt immer und glamouröse Schmuckstücke aus dem Hause Swarovski versprechen einen glänzenden Auftritt bei »Musik im Riesen« 2015. Dieses Design spricht Romantiker an! Die rhodinierten Ohrstecker und die Cherie Halskette sind von einer Fülle zauberhafter Miniblüten inspiriert. Die Kreation mit pinkfarbenen Kristallen in femininen Farbabstufungen ist vielseitig tragbar und die Länge der Kette lässt sich bequem verstellen. SWAROVSKI CHERIE: HALSKETTE & OHRSTECKER SWAROVSKI C ARDINAL: OHRSTECKER, HALSKETTE & BROSCHE #CD -TIPPS S o l G a b et ta, Ca p p e lla G a b et ta, A nd rés G a b et ta : Il P ro g et to Vi va ld i 2 und 3, S o ny C las s i ca l 2012 und 2013 Diese opulenten, rhodinierten Ohrstecker, die Halskette und der Cardinal Ring erinnern an einen bunten Blumenstrauß. Die Kristalle in allen Farben des Regenbogens verschmelzen darin zu einem Vintage-Look der Moderne. 29 12 0 J A H R E S WA R O V S K I 12 0 J A H R E S WA R O V S K I DIE WELT VON SWAROVSKI Kristallmaus aus Lusterkomponenten – die erste in einer langen Reihe weltweit beliebter Kristallfigurinen. Die Swarovski Crystal Society, die 1987 gegründet wurde, hat heute 250.000 Mitglieder auf der ganzen Welt. Zum 100 -jährigen Bestehen des Unternehmens eröffnete Swarovski 1995 die Swarovski Kristallwelten in Wattens, die schnell zur beliebtesten Sehenswürdigkeit in ganz Tirol avancierten. Fast eine Million Besucher kommen jedes Jahr und staunen über den größten Kristall der Welt sowie über weitere kristalline Wunder. AURORA BOREALIS die Gründung von Tyrolit 1919, mit Ferngläsern und Teleskopen durch die Gründung von Swarovski Optik 1949 und Produkten für die Verkehrssicherheit mit Swareflex 1950. Seit 120 Jahren haben fünf Generationen des Familienunternehmens Swarovski immer wieder neue Wege gefunden, der Schönheit seiner Produkte durch Partnerschaften mit den ideenreichsten und kreativsten Köpfen ihrer Zeit neuen Ausdruck zu verleihen. Ein Material, das einst mit traditioneller Eleganz und Grandezza assoziiert wurde, ist heute durchzogen von einem spannenden Bilderreichtum und einer Modernität, mit der Swarovski Kristalle in den Schöpfungen großer Modedesigner wie Chanel und Prada, auf der Leinwand in legendären Filmen wie »Der Zauberer von Oz« und »Frühstück bei Tiffany’s« oder auf dem spektakulären Bühnenvorhang der Oscar Verleihung und den Kristalllustern im Schloss Versailles begeistern. Experimentierfreude bestimmte die Geschichte von Swarovski lange bevor sich seine Gründer in Wattens niederließen. Die Wurzeln des Unternehmens liegen an einem anderen Ort, in Georgenthal in Nordböhmen, dem heutigen Tschechien. Hier wurde Daniel Swarovski 1862 geboren. Seine Eltern betrieben eine kleine Werkstatt, Um seine Konkurrenten daran zu hindern, seine Maschine zu kopieren, beschlossen er und sein Geschäftspartner Franz Weis, sich einen neuen Standort zu suchen – die Wahl fiel auf Wattens. Am 2. Oktober 1895 kamen sie nach einer zweitägigen Zugfahrt aus ihrer böhmischen Heimat mit ihren Familien in Wattens an. Vom ersten Augenblick an waren sie gebannt von der Schönheit der Alpen und der Verwunderung der Einwohner darüber, was wohl zwei Kristallschleifer aus der Fremde in ihrer beschaulichen Bauerngemeinde suchten. DANIEL SWAROVSKI in der sie von Hand Glassteine für Hutnadeln und Broschen schliffen. Daniel tüftelte mit Freude an den Produktionsmethoden und 1891 meldete er ein Patent für eine Maschine an, die Glas mit solcher Präzision zu Kristallen schliff, dass diese Diamanten ähnelten. 30 Die renommiertesten Pariser Modehäuser und Schmuckdesigner verlangten bald ausschließlich nach den »Pierres Taillées de Tyrol« (»In Tirol geschliffenen Steinen«) und Swarovski wählte das alpine Edelweiß, eine Blume der Region, als Firmenlogo. Daniel Swarovski brachte seine ihm eigene Leidenschaft für Innovation, Kreativität, soziale Verantwortung und Pioniergeist in das Unternehmen ein. Neue Schliffe, Farben und Effekte wurden entwickelt, ebenso kristalline Borten und Schleifen. Swarovski erschloss neue Produkthorizonte mit Werkzeugen durch Kurz darauf begann die Entwicklung des Unternehmens zu einer Weltmarke, vor allem weil die Kristalle nun nicht mehr über Vertriebshändler, sondern direkt an den Kunden verkauft wurden. Erheblichen Einfluss darauf hatte Christian Dior, der sich davon überzeugen ließ, als erster Modedesigner das neue kristalline Material namens Aurora Borealis zu verwenden – ein Name, den es wegen seiner schillernden und von Polarlichtern inspirierten Regenbogenfarben erhielt. Mit der unübertroffenen Schleifkunst, die das Herz des Unternehmens bildet, ging Swarovski 1965 noch einen Schritt weiter und wandte sie neben der Produktion von Kristall auch der Bearbeitung von echten bzw. ab 1976 von synthetischen Edelsteinen zu. Darüber hinaus brachte Swarovski unter eigenem Namen Produkte auf den Markt. So legte das Unternehmen im Bereich Lichtdesign einen vielversprechenden Start hin und fertigte die Kristalle für die »Sputnik«-Luster, die von der Firma J&L Lobmeyr für die Metropolitan Opera in New York gestaltet wurden. Zehn Jahre später präsentierte Swarovski eine kleine Auch seine traditionellen Verbindungen zur Fashionwelt pflegt Swarovski bis heute. In den frühen 2000er Jahren konnte Swarovski den Designer Alexander McQueen dafür begeistern, in seinem bildgewaltigen Schaffen mit Swarovski Kristallen zu experimentieren. Das Ergebnis war eine Inspiration für andere Modeschöpfer wie Miuccia Prada, Alber Elbaz von Lanvin, Christopher Kane und Viktor & Rolf. Mit ihnen entstand eine kreative Designergeneration, die Kristall nur in Verbindung mit Innovation kennt, ebenso wie deren Kunden und Follower. Ähnliche strategische Einflüsse hatte Swarovski auch auf andere Bereiche, etwa auf Interior-Design und Architektur. Die Unternehmensphilosophie, sich für das Wohl der Menschen einzusetzen, führte zur Gründung der ersten Swarovski Waterschool im österreichischen NIRVANA RING 31 Nationalpark Hohe Tauern. Ziel der Swarovski Waterschool ist es, Kinder vor Ort für die Bedeutung eines nachhaltigen Umgangs mit Trinkwasser zu sensibilisieren. Seitdem hat das Unternehmen bereits Waterschools an einigen der weltweit größten Flüsse in China, Indien, Uganda und Brasilien ins Leben gerufen. Um dem Einsatz für den guten Zweck noch größeren Nachdruck zu verleihen, wurde 2013 die Swarovski Foundation gegründet. Sie widmet sich der Förderung von Kultur, Kreativität, Gesundheit, von Menschenrechten und Umweltschutz. VERSAILLES Alle diese Initiativen entstanden aus jenen Werten, die Daniel Swarovski vor 120 Jahren in das verträumte Tiroler Tal mitbrachte. Er hinterließ der Nachwelt großartige Kristalle, technische Innovation und erstklassige Handwerkskunst und damit etwas ganz und gar Einzigartiges: ein Familienunternehmen mit einem funkelnden Herzen und einem schöpferischen Geist, das für Millionen von Menschen den Alltag außergewöhnlich macht. _ EINE NEUE EPOCHE DES STAUNENS EINE NEUE EPOCHE DES STAUNENS INMITTEN KRISTALLINER NATUR EINE NEUE EPOCHE DES STAUNENS NEUE T YPOLOGIE DES SPIELENS Der neue kristalline Garten ergänzt das bestehende Angebot für Kinder aller Altersstufen durch eine innovative Spiellandschaft im Freien und eine gänzlich neue Gebäudetypologie, konzipiert vom renommierten Architekturbüro Snøhetta. Im Süden des Gartens ermöglicht der Spielturm auf fünf übereinander angeordneten Ebenen verschiedenste Spielerlebnisse und vermittelt unter anderem durch seine Klangfülle eine ganz besondere Raumerfahrung. In der Natur singt und klingt es. Es zirpt und pfeift und klopft und plätschert. Die Komponisten, die solches hören, nehmen es nicht selten als musikalische Anregung. Antonín Dvořák war vom Gesang der Vögel fasziniert und notierte sogleich auf seinen Manschetten eine Melodie, Claude Debussy brachte in »Cildren’s Corner« den Schnee zum Tanzen und ließ sich zu seinen »Images« von Lauten und Bildern aus der Natur inspirieren: vom Rascheln des Laubs, von Reflexionen am Wasser und von goldenen Fischen. Wir kennen das Gurgeln des Flusses in Smetanas »Moldau« und erleben in Richard Strauss’ »Alpensinfonie« einen Sonnenaufgang in den Bergen. Wir hören in Camille Saint-Saëns’ »Danse macabre« den Hahn krähen und die Toten davonstieben und wir lauschen fasziniert den Vögeln im Œuvre Olvier Messiaens. Die Natur kümmert sich um solche Anstrengungen nicht und gibt unbeeindruckt weiteren Anlass zur Vertonung. A SPATIAL TRANSITION Schon immer gab es in den Wunderkammern Klangräume wie »55 Million Crystals« von Brian Eno und Musikeinspielungen wie die Arie »Thy hand, Belinda« aus Purcells »Dido and Aeneas«, gesungen von Jessye Norman. Mit »A Spatial Transition« gestalten Snøhetta (Architektur) und Markus Kronlachner (Sounddesign) für den Eingangskorridor zum Store in den neuen Swarovski Kristallwelten einen Klangraum, in dem sich akustische und optische Eindrücke verdichten, je weiter man in das Innere des Riesen vordringt. Das Zusammenspiel von Licht und Klang schafft so einen Übergang von der alltäglichen zur kristallinen Welt und nimmt Besucher auf eine virtuelle Zeitreise aus Lichtspielen, Geräuschen und Stimmen mit. »MEINE MUSIK HABE ICH VON DEN VÖGELN GELERNT« OLIVIE R MESSIAE N Durch die bisher größte Erweiterung der kristallinen Erlebniswelt fügen sich organische Bauformen harmonisch in das Naturschauspiel rund um die Ikone des Riesen und bilden zusammen eine faszinierende Klangkulisse inmitten der Tiroler Bergwelt. Auch im Inneren des Riesen gilt es eine neue Klangräume zu entdecken. Zum 120. Jubiläum von Swarovski im Jahr 2015 erweitern sich die Swarovski Kristallwelten um zahlreiche Facetten. Die Welt der schillernden Kunst und der Zauber des Inneren werden im Außenbereich fortgeführt. Ein erstaunlicher Garten verbindet Natur, Kristall und Architektur und ergänzt die Schatzkammern des Riesen um nicht weniger als neue Wunder. à 32 LICHTDURCHFLUTETE ARCHITEKTUR Das ebenfalls von Snøhetta geplante Café & Restaurant ist in einem Pavillon untergebracht, der in den Garten eingebettet ist. Der lichtdurchflutete, organisch geformte Betonkörper wird von der umliegenden Landschaft umrahmt und verspricht im Inneren – nicht zuletzt aufgrund der hauseigenen Patisserie – unvergessliche kulinarische Erlebnisse. VON WEISSEN BAUMSTÄMMEN GETRAGEN Von den Generalplanern s_o_s architekten entworfen wurde der Eingangs- und Ausgangsbereich der neuen Swarovski Kristallwelten. Der Plan nimmt die Idee des US - amerikanischfranzösischen Künstlerduos CAO PERROT auf und platziert als Schwelle zum Garten und zum vorgelagerten großen Platz einen weißen Wald. So wird das Dach des neuen Foyers sprichwörtlich in den Birkenwald gesetzt und von den weißen Baumstämmen getragen. WUNDERKAMMERN ZUM STAUNEN Die Wunderkammern in den Swarovski Kristallwelten bieten nach dem historischen Vorbild der Kunst- und Wunderkammer auf Schloss Ambras ein umfassendes Erlebnis – alle Objekte stehen miteinander in Beziehung und entwerfen ein Weltbild, das allen herkömmlichen Erwartungen widerspricht. Im Zuge der Erweiterung werden auch vier Wunderkammern von internationalen Designer-Größen wie Tord Boontje, Lee Bul, Studio Job und Fredrikson Stallard vollständig neu gestaltet. Darüber hinaus wird die traditionsreiche Geschichte von Swarovski durch das Architekturbüro und die Museumsgestalter HG Merz in einem eigenen Raum mit einem neuen narrativen Leitfaden präsentiert. _ SCHWEBENDE KRISTALLE Das Herzstück des neuen Gartens mit circa 600.000 handgesetzten Kristallen von Swarovski bildet die Kristallwolke, entworfen von Andy Cao und Xavier Perrot. Diese Installation schwebt über dem schwarzen Spiegelwasser und lädt die Besucher ein, für einen Moment innezuhalten und sich von dem Anblick inspirieren zu lassen. An diesem Punkt fühlt man sich der Natur ganz nahe und kann in ihre Klangwelt hineinhören. 33 FORWARD MUSIC FESTIVAL MUSIK IM RIESEN – UND KÖNIGLICH GENIESSEN FESTIVAL FÜR ALLE SINNE... Speziell für alle Besucher des Festivals „Musik im Riesen“ bietet das Grand Hotel Europa in Innsbruck folgendes Specialpacket an: 1 Übernachtung im Doppelzimmer „Europa“ für 2 Personen inkl. unserem reichhaltigen Frühstücksbuffet und 2 Konzerttickets der Kategorie „A“ (befindet sich direkt bei der Bühne) zum Preis von 189 € 27. - 29. November 2015 Familie Waltraud & Peter Unterlechner Pillbergstr. 205 A-6136 Pill/Schwaz/Tirol Tel. +43 (0) 52 42/6 32 09 Fax +43 (0) 52 42/6 32 09-99 [email protected] www.grafenast.at www.kristallwelten.com/fmriese musik+ „bestaunen und genießen“ crystal-package „bestaunen“ sie die neuen kristallwelten und „genießen“ sie 2 nächte im parkhotel hall – nur 7 km von den kristallwelten sowie von innsbruck entfernt inkludierte leistungen im package: eintritt in die kristallwelten, 2 nächte mit frühstück, wellness im parkSpa (580m2), glas prosecco zur begrüßung, wertgutschein für massage, 4-gang diner im welzenbacher restaurant, ein schönes geschenk als andenken anfragen unter [email protected] oder +43 (0) 5223 / 53 769 Jetzt buchen: Do. 28.05.2015 Hall, Kurhaus — 20.15 Uhr Liebe und Leid SCHUBERT Christoph Berner Klavier Werner Güra Tenor Do. 11. 06. 2015 Hall, Kurhaus — 20.15 Uhr Les Adieux BEETHOVEN Michael Schöch Klavier Das Musik iM Riesen – Festivalpackage 2015 InklusIvleIstungen: ➜ 2 ÜN mit Frühstück oder HP in der gewünschten Hotelkategorie ➜ Konzertkarte der Kategorie A oder B für eine Aufführung von Musik im Riesen ➜ Eintritt in die neuen Swarovski Kristallwelten ➜ Geführte Nature Watch – Tour im Alpenpark Karwendel ➜ Kristallines Überraschungsgeschenk hotel·restaurant·spa parkhotel hall · thurnfeldgasse 1 · a-6060 hall in tirol · tel. +43 (0) 5223 / 53 769 · www.parkhotel-hall.com Buchbar ab nur EUR 98,– unter www.hall-wattens.at/musikimriesen Tourismusverband region Hall-WaTTens [email protected], www.hall-wattens.at www.musikplus.at musik+, Schmiedgasse 5, 6060 Hall in Tirol, Austria, Tel. +43 (0) 52 23–53 808, [email protected] Über 12.000 Einzelteile machen diesen Flügel zu einem Steinway. Präzision, Perfektion & Feingefühl sind unser Anspruch, um tonangebend zu bleiben. Rudolf Moser, Steinway-Konzerttechniker www.pianomoser.at TLT_MusikimRiesen 2015.indd 1 22.12.14 BTV UND KULTUR 2015 19.03.2015: MARIALY PACHECO TRIO. CUBAN PIANO 20.03.2015: HELGE LIEN TRIO. NORWEGAN SOUND 21.03.2015: VIKTORIA MULLOVA. STRADIVARIUS IN RIO T +43/(0) 5 05 333-1409, www.btv.at/veranstaltungen TON.HALLE, Bank für Tirol und Vorarlberg AG, BTV Stadtforum 1, 6020 Innsbruck EINE NEUE EPOCHE DES STAUNENS TÄGLICH GEÖFFNET VON 9.00 – 18.30 UHR LETZTER EINLASS 17.30 UHR Kristallweltenstraße 1, 6112 Wattens, Austria www.swarovski.com/kristallwelten INFORM ATION SAALPLÄNE VERANSTALTUNGSORTE P Linde SWAROVSKI KRISTALLWE LTE N, FORUM Kristallweltenstraße 1, Wattens nstra ße INFORM ATION Tiroler Straße 2 Salzb BÜHNE urger Inn Straß sb k ruc er Str aß e H e P aße welten e H hofstr traß Straße H Bahn Inns 1 ar Kristall Sw ov sk ist ra Autobahn Auffahrt/Abfahrt Wattens ße A 12 Innstraße EINGANG EINGANG S alz / burg Mün c hen A 12 A 12 KOMBITICKET (EUR 180,– / ermäßigt EUR 135,–) BÜHNE EINGANG KATEGORIE B (EUR 25,– / ermäßigt EUR 15,–) ck 1 S WAROVSKI KRISTALLWELTEN Kristallweltenstraße 1, Wattens SWAROVSKI BUSINESS BUILDING BRANDTGUT Lindenstraße 1, Wattens KATEGORIE A (EUR 40,– / ermäßigt EUR 25,–) Innsbru TAXISERVICE 2 S WAROVSKI BUSINESS BUILDING BRANDTGUT Lindenstraße 1, Wattens WATTENS – INNSBRUCK P KOSTENLOSE PARKMÖGLICHKEITEN Jeweils 15 Minuten nach Ende des Konzerts von Wattens nach Innsbruck (Marktplatz) zum Spezialpreis von EUR 5,– pro Person. KARTENVERKAUF IMPRESSUM Tickets erhältlich bei allen oeticket Vorverkaufsstellen, im oeticket Center Innsbruck, Tel. +43 512 341034 und auf www.oeticket.com Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Offenlegung nach § 25 Mediengesetz/Grundlegende Richtung Fotonachweis: Sasha Gusov, Molina Visuals, Michael Wilson, D. Swarovski Tourism Services GmbH, Kristallweltenstraße 1, und Zweck des Magazins: Information über »Musik im Riesen«; Holger Talinski, Felix Broede, Neda Navaee, Fran Kaufman, Ronald 6112 Wattens, Austria, Tel. +43 5224 51080 3841, Änderungen und Irrtümer bei allen Angaben vorbehalten. Knapp, Nick White, Stefanie Starz, Marco Borggreve [email protected], www.kristallwelten.com/musik Ermäßigung für Studenten und Ö1 Club-Mitglieder mit Ausweis Einführungsgespräche in der Eingangshalle der Swarovski Kristallwelten: freie Platzwahl Publisher: D. Swarovski KG, Corporate Responsibility Department, Konzeption: D. Swarovski Tourism Services GmbH, Esther Pirchner, Mit freundlicher Unterstützung der 6112 Wattens Marktgemeinde Wattens Thomas Larcher; Redaktion: Esther Pirchner; Lektorat: Friederike Gösweiner; für den Inhalt verantwortlich: Art Direction and Graphic Design: D. Swarovski KG, D. Swarovski Tourism Services GmbH; Swarovski Corporate Branding & Communication, Wattens © bei D. Swarovski Tourism Services GmbH und den Autoren Erscheinungsweise: einmal jährlich 38 39 PROGRAMMÜBERSICHT DIE NSTAG, 26 . M AI SWAROVSKI KRISTALLWE LTE N SA MSTAG, 3 0. M AI SWAROVSKI BUSINESS BUILDING BR ANDTGUT IGOR LEVIT, KLAVIER 19 UHR Igor Levit im Gespräch mit Anselm Cybinski (Konzertplaner des Münchener Kammerorchesters) 20 UHR Igor Levit, Klavier Werke von J. S. Bach, Beethoven, Prokofjew u. a. B ELCEA QUARTET 11 UHR Marc-André Hamelin, Klavier Werke von Haydn, Debussy, Liszt u. a. 19 UHRCorina Belcea und Krzysztof Chorzelski (Belcea Quartet) im Gespräch mit Andrew McGregor (BBC) (Gespräch auf Englisch) 20 UHRBelcea Quartet Werke von Beethoven, Brahms, Webern MIT T WOC H, 27. M AI SWAROVSKI KRISTALLWE LTE N RICHARD GOODE, KLAVIER 20 UHR Richard Goode, Klavier Werke von Mozart, Beethoven, Brahms u. a. SONNTAG, 31. M AI SWAROVSKI BUSINESS BUILDING BR ANDTGUT ARTEMIS QUARTETT, CAPPELLA GABETTA DONNE RSTAG, 28. M AI SWAROVSKI KRISTALLWE LTE N LARS VOGT, KLAVIER 19 UHRLars Vogt im Gespräch mit Wolfgang Fink (Musikwissenschaftler) 10 UHREckart Runge und Friedemann Weigle (Artemis Quartett) im Gespräch mit Falk Häfner (Redakteur des Bayerischen Rundfunks) 20 UHR Lars Vogt, Klavier Werke von Schönberg, Schubert 11 UHRArtemis Quartett Werke von Mozart, Dvořák, Vasks FRE ITAG, 29. M AI SWAROVSKI KRISTALLWE LTE N 20 UHRCappella Gabetta Sol Gabetta, Violoncello, Andrés Gabetta, Violine, Leitung Werke von Vivaldi, J. S. Bach, C. P. E. Bach u. a. BRAD MEHLDAU, KLAVIER 19 UHRThomas Larcher im Gespräch mit Roland Spiegel (Redakteur des Bayerischen Rundfunks mit dem Schwerpunkt Jazz) 20 UHR Brad Mehldau, Klavier W W W. K R I S TA L LW E LT E N .C O M /M U S I K