Department Physik Magnetfeldspulen und ein Interferometer für ein Quantengasmikroskop mit Lithiumatomen Magnetic field coils and an interferometer for a quantum gas microscope with lithium atoms Masterarbeit von Michael Hagemann Mai 2016 1. Gutachter: Prof. Dr. Klaus Sengstock 2. Gutachter: Prof. Dr. Henning Moritz Abstract In the ever-expanding field of research of ultracold quantum gases, quantum gas microscopes have established as an effective tool for direct observation of spatial correlations and dynamics of an ultracold many particle system. In the research group of Prof. Klaus Sengstock at the Institute of Laser-Physics (ILP) at the University of Hamburg such a quantum gas microscope is currently built up for bosonic and fermionic lithium atoms. It shall be used to prepare a small number of atoms in a single layer of an optical lattice. In this way molecular orbitals can be simulated and visualized. Also questions of atto second science like dynamics of ionisation in atoms can be analyzed because the time scale of an ultracold quantum gas is much bigger than the time scale of the system to be simulated. In this master’s thesis several projects are described which were performed in the framework of the set-up of this experiment. After putting these projects into the context of the experiment and planning a complete experimental cycle, the projects are presented one by one. To manipulate the interaction strength of lithium atoms, high magnetic fields are required. To realize them, magnetic field coils are designed, characterized and the generated magnetic fields are simulated. Furthermore an interferometer for the characterization of optical elements is built up. This is used to illustrate that the glass cell, used in the experiment, meets the demands of diffraction-limited imaging. For this purpose the recorded pictures are analyzed with two different algorithms. Finally the set-up of the vacuum chamber and the realization of the vacuum are described. Up to the end of this master’s thesis it is assumed that the required ultra high vacuum will be achieved in the near future. Zusammenfassung In dem stetig wachsenden Forschungsgebiet der ultrakalten Quantengase haben sich in den letzten Jahren Quantengasmikroskope als effektives Werkzeug etabliert, um räumliche Korrelationen und Dynamiken eines ultrakalten Vielteilchenensystems direkt beobachten zu können. In der Forschungsgruppe von Prof. Klaus Sengstock am Institut für Laser-Physik (ILP) der Universität Hamburg wird zurzeit ein solches Quantengasmikroskop für bosonische und fermionische Lithiumatome aufgebaut. In diesem soll eine kleine Zahl an Atomen in einer einzelnen Lage eines optischen Gitters präpariert werden, um auf diese Weise Molekülorbitale zu simulieren und sichtbar zu machen. Auch Fragestellungen der Ultrakurzzeitphysik wie Ionisationsdynamiken in Atomen können untersucht werden, da die Zeitskala in einem ultrakalten Quantengas sehr viel größer ist als in dem zu simulierenden System. In dieser Masterarbeit werden mehrere Projekte beschrieben, die im Rahmen des Aufbaus dieses Experiments durchgeführt wurden. Nach der Einordnung dieser Projekte in den Zusammenhang des Experiments und dem Entwurf eines kompletten Experimentzyklus werden die Projekte einzeln vorgestellt. Zur Manipulation der Wechselwirkungsstärke von Lithiumatomen werden hohe Magnetfelder benötigt. Zu deren Realisierung werden Magnetfeldspulen entworfen, charakterisiert und die erzeugten Felder simuliert. Außerdem wird ein Interferometer zur Charakterisierung von optischen Elementen aufgebaut. Mit diesem wird gezeigt, dass die im Experiment verwendete Glaszelle die Anforderungen an eine beugungsbegrenzte Abbildung erfüllt. Die aufgenommenen Interferenzbilder werden zu diesem Zweck mit zwei verschiedenen Algorithmen ausgewertet. Schließlich wird der Aufbau der Vakuumkammer und die Realisierung des Vakuums beschrieben. Zum Zeitpunkt des Abschlusses dieser Masterarbeit kann davon ausgegangen werden, dass das benötigte Ultrahochvakuum in naher Zukunft erreicht werden wird. Inhaltsverzeichnis 1. Ein Quantengasmikroskop für künstliche Atome und Moleküle 1 2. Grundlagen und Aufbau des neuen Quantengasexperiments mit Lithiumatomen 5 2.1. Atome in Laserstrahlen und Magnetfeldern . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.1.1. Laserkühlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.1.2. Atome in externen magnetischen Feldern . . . . . . . . . . . . 10 2.2. Aufbau und Ablauf des Experiments . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.2.1. Aktueller Stand des Experiments . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.2.2. Geplanter Experimentzyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3. Entwurf der Magnetfeldspulen 3.1. Anforderungen an die Spulen 23 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.2. Simulation der Magnetfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.3. Charakterisierung der Spulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.4. Entwurf der Magnetspulen für das Experiment . . . . . . . . . . . . . 28 3.4.1. Äußere Feshbach-Spulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.4.2. Innere Feshbach-Spulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 3.4.3. Auskipp-Spule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3.5. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 4. Interferometrische Charakterisierung der Glaszelle 39 4.1. Das Interferometer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 4.1.1. Anforderungen an die Glaszelle . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 4.1.2. Funktionsweise des Twyman-Green-Interferometers . . . . . . 40 4.1.3. Aufbau und Justage des Interferometers . . . . . . . . . . . . 41 4.2. Auswertung der Interferenzbilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.3. Vermessung und Charakterisierung der Glaszelle . . . . . . . . . . . . 46 4.3.1. Messung der Kohärenzlänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Inhaltsverzeichnis 4.3.2. Auswertung mit Interferenzfit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.3. Phase shifting interferometry und phase unwrapping Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4. Signifikanz der Auswertungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Aufbau des Vakuums 5.1. Aufbau und Funktionsweise der Vakuumkammer 5.2. Realisierung des Vakuums . . . . . . . . . . . . 5.2.1. Bisherige Schritte . . . . . . . . . . . . . 5.2.2. Zukünftige Schritte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 50 52 55 55 57 57 61 6. Fazit und Ausblick 63 A. Wichtige Feshbach-Resonanzen 65 B. Transmissionsspektrum einer Glaszellenwand 67 Abbildungsverzeichnis 69 Tabellenverzeichnis 70 Literaturverzeichnis 71 Danksagung 77 Erklärung 79 Kapitel 1 Ein Quantengasmikroskop für künstliche Atome und Moleküle Das Ziel der Physik ist es, die grundlegenden Phänomene der Natur zu verstehen und durch die Sprache der Mathematik zu beschreiben. Trotz ihrer großen und vielfältigen Erfolge ist es bis heute nicht möglich, für weniger komplexe Systeme wie das Dreikörperproblem in der Mechanik oder das Heliumatom in der Quantenmechanik eine geschlossene mathematische Lösung zu finden. Zwar lassen sich mit Hilfe von Computern für einfache quantenmechanische Systeme numerische Lösungen finden. Jedoch ist diese Möglichkeit auf wenige Teilchen begrenzt, da der Hilbertraum des betrachteten Systems mit linearem Anwachsen der Teilchenzahl exponentiell größer wird. Dies führt dazu, dass mit heutigen Supercomputern nur kleine Teilchensysteme numerisch gelöst werden können, wobei die Hinzunahme von ein oder zwei weiteren Teilchen schon eine neue Generation von Supercomputern erfordert. Es erscheint aussichtslos, auf diese Weise Systeme aus tausenden oder Millionen Teilchen zu berechnen und so die Physik korrelierter Materie, wie sie z.B. in Festkörpern auftritt, zu simulieren. In einem visionären Vortrag aus dem Jahr 1982 [1] schlug Richard P. Feynman vor, sich die Eigenschaften quantenmechanischer Systeme, die zum exponentiellen Anwachsen des Hilbertraums führen, zunutze zu machen, um ebendiese Systeme zu berechnen bzw. zu simulieren. Auf Basis dieses Vortrags entstanden die Begriffe des Quantencomputers und der Quantensimulation, die aus der modernen Physik nicht mehr wegzudenken sind. Die Idee eines Quantencomputers ist, quantenmechanische Bits, so genannte Qubits, anstelle klassischer Bits zu verwenden. Denn aus n Qubits lassen sich durch Verschränkung 2n klassische Bits erzeugen und Probleme mit exponentiell steigendem Rechenaufwand ließen sich somit wieder in nur linear skalierender Zeit lösen. Die 1 1. Künstliche Atome und Moleküle Abbildung 1.1.: Simulation von Molekülen: Durch Überlagerung eines hexagonalen optischen Gitters mit einer Dipolfalle wird ein Fallenpotential für ein künstliches Benzolmolekül geschaffen. Abbildung aus [6]. Versuche, so einen Quantencomputer tatsächlich zu bauen, haben sich zu einem der größten Forschungsfelder der modernen Physik entwickelt [2]. Bei der Quantensimulation geht es darum, ein schwer zugängliches physikalisches System durch ein anderes System, das leichter zu manipulieren und zu beobachten ist, nachzubilden und auf diese Weise etwas über das ursprüngliche System zu lernen. Bose-Einstein-Kondensate aus ultrakalten Atomen waren lange kein hoffnungsvoller Kandidat für einen Quantensimulator, denn allein ihre Realisierung galt viele Jahrzehnte lang als unmöglich. Aber schon bald nach ihrer ersten Realisierung im Jahr 1995 [3–5], über 70 Jahre nach ihrer Vorhersage durch Satyendranath Bose und Albert Einstein, zeigte sich, dass sie ein sehr reines und präzise einstellbares Modellsystem bilden, da sich in einem Bose-Einstein-Kondesat eine makroskopische und optisch detektierbare Anzahl an Atomen in demselben quantenmechanischen Zustand befindet. Mittlerweile haben sich ultrakalte bosonische und fermionische Quantengase zu einem der lebendigsten Zweige der aktuellen physikalischen Forschung entwickelt [7,8]. 2 1. Künstliche Atome und Moleküle Abbildung 1.2.: Simulation von atomaren Prozessen: Vergleich von Elektronen in einem Atom (a) in einem starken elektrischen Feld und Atomen in einer optischen Falle (b) in einem Magnetfeldgradienten. Werden die Atome einem periodisch getriebenen Magnetfeldgradienten ausgesetzt, kann ein Atom aus der Falle entkommen (b), wird beschleunigt (c), kehrt um (d) und kollidiert schließlich mit dem zweiten Atom im ursprünglichen Zustand. Zu den bekanntesten Beispielen gehören die direkte Beobachtung des Phasenübergangs von einem Superfluid zu einem Mott-Isolator, zuerst beobachtet in einem bosonischen [9] und später auch in fermionischen [10,11] Quantengasen, und der Übergang fermionischer Atome vom BEC ins BCS (Bardeen-Cooper-Schrieffer) Regime [12–15]. Eine Entwicklung der jüngeren Vergangenheit war die Realisierung so genannter Quantengasmikroskope, in denen Atome an einzelnen Plätzen eines optischen Gitters aufgelöst werden können. Dadurch werden sonst nur schwer zugängliche Messgrößen wie die räumliche Korrelationsfunktion der Atome direkt zugänglich. Nach zwei sehr erfolgreichen Experimenten mit bosonischem 87 Rb ab dem Jahr 2009 [16, 17] ist es in letzter Zeit mehreren Gruppen gelungen, auch mit Fermionen Quantengasmikroskope zu realisieren [18–22]. Auch die unterschiedlichen Quantenphasen eines fermionischen Vielteilchensystems konnten bereits beobachtet werden [21, 23, 24]. Am Institut für Laserphysik der Universität Hamburg wird in der Forschungsgruppe von Prof. Klaus Sengstock zur Zeit ebenfalls ein Quantengasmikroskop aufgebaut, in dem mit fermionischem 6 Li und bosonischem 7 Li gearbeitet werden soll. Das Besondere an diesem Experiment ist das Ziel, mit einer einstellbaren kleinen Zahl von ca. 10 Teilchen zu arbeiten. Die Teilchenzahl kann durch Auskippen einer optischen Dipolfalle mit einem Magnetfeldgradienten erzeugt werden [25]. Mit dieser kleinen Teilchenzahl können dann z.B. Elektronen in einem Benzolring simuliert und die entstehenden Molekülorbitale sichtbar gemacht werden (vgl. Abbildung 1.1 und [6]). Das Potential der Kohlenstoffatome des Benzolrings wird dabei durch ein hexagonales optisches Gitter simuliert. Eine andere Möglichkeit in diesem Experiment wird die Untersuchung von Ionisationsdynamiken und anderen atomaren Prozessen sein, 3 1. Künstliche Atome und Moleküle da die Dynamik von ultrakalten Atomen in einem optischen Gitter auf einer um viele Größenordnungen langsameren Zeitskala als entsprechende Prozesse in realen Atomen ablaufen und somit sonst nur für Experimente der Ultrakurzzeitphysik zugänglich sind (vgl. Abbildung 1.2 und [26]). In dieser Masterarbeit werden mehrere Projekte durchgeführt, die zum Aufbau des beschriebenen Experiments beitragen. In Kapitel 2 werden zunächst einige physikalische Hintergründe erklärt, die dem Experiment zugrunde liegen, und es wird gezeigt, wie am fertigen Experiment ein kompletter Zyklus aussehen könnte. In Kapitel 3 werden die Entwürfe der Magnetspulen zur Adressierung der breiten FeshbachResonanzen [27] von Lithium vorgestellt und charakterisiert. Das Thema von Kapitel 4 ist die Charakterisierung der Oberflächenstruktur der im Experiment verwendeten Glaszelle mithilfe eines Twyman-Green-Interferometers und zwei Algorithmen zur Auswertung der aufgenommenen Interferenzbilder. In Kapitel 5 wird beschrieben, wie die Vakuumkammer aufgebaut ist und welche Schritte im einzelnen unternommen wurden, um das für Experimente mit ultrakalten Quantengasen benötigte Ultrahochvakuum (UHV) zu realisieren. 4 Kapitel 2 Grundlagen und Aufbau des neuen Quantengasexperiments mit Lithiumatomen In diesem Kapitel wird das im Aufbau befindliche Experiment, an dem diese Masterarbeit durchgeführt wird, näher vorgestellt. Im ersten Abschnitt werden dazu die Mechanismen erklärt, wie Atome mit Laserstrahlen und Magnetfeldern gefangen, gekühlt und manipuliert werden können. Im zweiten Abschnitt wird dann der Aufbau und der aktuelle Stand des Experiments präsentiert und gezeigt, wie ein kompletter Experimentzyklus am fertigen Aufbau aussehen könnte. Da in diesem Experiment zunächst mit fermionischem 6 Li gearbeitet werden soll, wird im Folgenden immer diese Spezies als konkretes Beispiel herangezogen. 2.1 Atome in Laserstrahlen und Magnetfeldern Das Thema dieses Abschnittes sind die physikalischen Mechanismen, die es ermöglichen Atome zu fangen, bis zur Quantenentartung zu kühlen und noch weitergehend zu manipulieren. Dazu gliedert sich der Abschnitt in die Verfahren, die Laserlicht und Magnetfelder zur Adressierung der Atome verwenden. 2.1.1 Laserkühlung Die Kühlung von Lithiumatomen bis zur Quantenentartung erfolgt heutzutage üblicherweise rein optisch und ohne die Verwendung einer Magnetfalle [21, 23, 25]. Auch an diesem Experiment werden die Lithiumatome am Anfang eines jeden Zyklus in drei Stufen optisch gefangen und gekühlt, nämlich mit einer magneto-optischen Falle, 5 2. Grundlagen und Aufbau des neuen Experiments Abbildung 2.1.: Energieschema von 6 Li: Die D2 -Linie wird für die magneto-optische Falle verwendet. Eine graue Melasse kann hingegen nur auf der D1 Linie realisiert werden. einer grauen Melasse und Evaporation in einer optischen Dipolfalle. Die diesen Verfahren zugrunde liegenden physikalischen Mechanismen sollen in diesem Abschnitt kurz vorgestellt werden. Ausführlicher werden sie von Andreas Kerkmann in seiner ebenfalls an diesem Experiment durchgeführten Masterarbeit behandelt [28]. Magneto-optische Falle In einer magneto-optischen Falle (englisch: magneto-optical trap (MOT)) werden Atome sowohl gefangen als auch gekühlt [29]. Die effektive Frequenzverschiebung ωef f , die ein Atom bei Wechselwirkung mit Laserlicht erfährt, ist ωef f = ωL − ωA − ~k · ~v 6 . (2.1) 2.1. Atome in Laserstrahlen und Magnetfeldern Dabei ist ωL die Frequenz des Lasers, ωA die Übergangsfrequenz im Atom und ~k ·~v die durch die Geschwindigkeit des Atoms bedingte Dopplerverschiebung der Frequenz. Ist nun ωL < ωA , wird der Laser als rotverstimmt bezeichnet und die Atome absorbieren immer nur dann ein Photon des Laserlichts, wenn sie sich mit einer bestimmen Geschwindigkeit auf den Laserstrahl zubewegen. Dabei erhalten sie einen Rückstoß ~~kL , der ihrer Bewegungsrichtung entgegengesetzt ist. Beim Emittieren dieses Photons erhalten sie wiederum einen Rückstoß ~~kE in eine beliebige Richtung. In der Summe vieler Streuprozesse gilt für die Impulsänderung eines Atoms p~A dann: ∆~pA = X Abs. ~~kL + X Em. ~~kE = X ~~kL , (2.2) Abs. da die Emission im Mittel isotrop in alle Raumrichtungen erfolgt. In Summe ergibt sich also eine abbremsende Wirkung auf die Atome. Durch diese geschwindigkeitsabhängige Kraft werden die Atome gekühlt. Die niedrigste Temperatur, die mit diesem Doppler-Kühlung genannten Verfahren erreicht werden kann, ist die so genannte Doppler-Temperatur TD : ~Γ , (2.3) TD = 2kB mit der natürlichen Linienbreite von Lithium Γ = 5.87 MHz [30]. Damit liegt die Dopplertemperatur von Lithium bei ca. 140 µK. Eine ortsabhängige Kraft, durch die die Atome zusätzlich auch gefangen werden, entsteht in einer MOT durch das Anlegen eines Quadrupolfeldes, wodurch in jeder Raumrichtung ein Magnetfeldgradient auftritt. Dadurch werden die Energiezustände der Atome durch den anomalen Zeeman-Effekt in verschiedenen Raumrichtungen entgegengesetzt verschoben. Durch Einstrahlen von Laserlicht mit entgegengesetzter Polarisation entsteht eine räumlich selektive Wechselwirkung mit den Atomen und somit eine ortsabhängige Kraft. In Summe wirkt auf die Atome in einer MOT somit eine orts- und geschwindigkeitsabhängige Kraft: F~ = −α~x − β~v . (2.4) Graue Melasse Die bei vielen anderen Atomen erfolgreich angewandte Polarisationsgradientenkühlung funktioniert bei Lithiumatomen nicht, da die Aufspaltung der Hyperfeinstruktur des 22 P3/2 -Zustandes in der Größenordnung der natürlichen Linienbreite von Lithium liegt (vgl. Abbildung 2.1). Als Alternative dazu hat sich in den letzten Jahren die graue Melasse etabliert [31]. Während eine MOT üblicherweise auf der D2 -Linie von 6 Li realisiert wird, die einem Übergang F → F 0 = F + 1 entspricht, wird für 7 2. Grundlagen und Aufbau des neuen Experiments mF' mF -2 -2 -1 0 1 2 -1 0 1 2 Abbildung 2.2.: Hier entsteht durch Einstrahlung von σ+ -polarisiertem Licht in einem Übergang F = 2 → F 0 = 2 einen Dunkelzustand für mF = 2. Für jede Polarisation des Lichtes entsteht ein Dunkelzustand, bei πpolarisiertem Licht z.B. durch Superposition mehrerer mF -Zustände. eine graue Melasse eine Linie mit einem Übergang F → F 0 = F, F − 1 benötigt. Die D1 -Linie von 6 Li entspricht einem solchen Übergang (vgl. Abbildung 2.1). Bei letzteren Übergängen gibt es unabhängig von der Polarisation des Lichtes immer einen Dunkelzustand, in dem die Atome nicht mit dem Laserlicht wechselwirken (vgl. Abbildung 2.2). Die Zustände wiederum, die mit dem Laserlicht wechselwirken, werden abhängig von der Polarisation des Lichtes verschoben. Durch Erzeugung eines Polarisationsgradienten entsteht somit eine ortsabhängige sinusförmige Verschiebung der Energiezustände (vgl. Abbildung 2.3). Die Beimischung des angeregten Zustandes ist auf dem „Berg“ des hellen Zustandes am größten und somit wird dort ein Umpumpen in den Dunkelzustand am wahrscheinlichsten. Aus dem Dunkelzustand gelangen die Atome nur durch Bewegungskopplung wieder in den hellen Zustand. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist umso größer, je schneller die Atome im Dunkelzustand sind und je kleiner der Energieabstand zwischen dunklem und hellem Zustand ist. Am größten wird die Bewegunskopplung deshalb im „Tal“ des hellen Zustandes. Dies führt zu einem Sisyphus-Effekt, durch den die Atome kontinuierlich Energie verlieren. Durch Erweiterung der grauen Melasse um zusätzliche Λ-Systeme können weitere kohärente Dunkelzustände erzeugt und die Effizienz der grauen Melasse noch gesteigert werden [32]. 6 Li wurde auf diese Weise auf bis zu 40 µK gekühlt [33, 34]. Ein fundamentales Limit, das weder mit Polarisationsgradientenkühlung noch mit grauer Melasse unterschritten werden kann, ist die so genannte Rückstoßtemperatur, die der Energie entspricht, die ein Atom bei der Emission eines Photons erhält: TR = ~2 k 2 2mkB Für 6 Li liegt die Rückstoßtemperatur bei 3.5 µK. 8 . (2.5) 2.1. Atome in Laserstrahlen und Magnetfeldern Abbildung 2.3.: Prinzip der grauen Melasse: Am „Berg“ des hellen Zustandes ist ein Umpumpen in den dunklen Zustand am wahrscheinlichsten, im „Tal“ ist die Bewegunskopplung von Atomen im dunklen Zustand an den hellen Zustand am wahrscheinlichsten. Dadurch einsteht ein Sisyphus-Effekt, der die Atome kühlt. Optische Dipolfalle Im Gegensatz zu MOT und grauer Melasse wird in einer optischen Dipolfalle (englisch: optical dipole trap (ODT)) nicht die Spontankraft zum Kühlen und Fangen der Atome verwendet, sondern die namensgebende Dipolkraft [35]. Diese bezeichnet die Wechselwirkung des von einem elektrischen Feld in einem Atom induzierten Dipols mit eben diesem Feld und wird geschrieben als F dip (r) = −∇Udip (r) = 1 Re (α) ∇I (r) 20 c , (2.6) mit dem Realteil der Polarisierbarkeit des Atoms Re(α) und dem Gradienten der Intensität des Laserlichts ∇I (r). Für das Fallenpotential einer Dipolfalle, die aus einem einzigen fokussierten Laserstrahl besteht, gilt: " r U (r, z) ' −Û 1 − 2 w0 2 z − zR 2 # , (2.7) mit der Fallentiefe Û , dem minimalen Strahlradius w0 und der Rayleigh-Länge zR = πw02 /λ. Für Dipolfallen werden Laserstrahlen mit Wellenlängen λ verwendet, die eine große Verstimmung ∆ gegen die atomaren Anregungsfrequenzen haben, da das Dipolfallenpotential mit I/∆ skaliert und die Streurate, die zu einem unerwünsch2 ten Heizen der Atome führt, in der q mit I/∆ . Die Fallenfrequenzen für die Atome q Dipolfalle sind dann ωr = 4Û /mw02 in radialer Richtung und ωz = 2Û /mzR2 in axialer Richtung. Da meistens zR w0 , ist der Einschluss für die Atome in radialer Richtung größer als in axialer Richtung. 9 2. Grundlagen und Aufbau des neuen Experiments In der Dipolfalle können Atome durch optische Evaporation bis zur Quantenentartung gekühlt werden. Dazu wird die Intensität des Laserstrahls, der die Dipolfalle erzeugt, heruntergefahren, so dass sich die Tiefe der Falle verringert. Jedoch dürfen die Atome zum effizienten Umladen in die Dipolfalle nicht zu heiß sein und müssen deswegen zuvor bis unter die Dopplertemperatur gekühlt werden. Dies kann z.B. mit einer MOT mit ultraviolettem Laserlicht [21, 36, 37] oder mit einer grauen Melasse (vgl. Abschnitt 2.1.1) realisiert werden. In [33] wurde gezeigt, dass Kühlung mit grauer Melasse auch in einer Dipolfalle funktioniert, so dass eine graue Melasse so lange betrieben werden kann, bis das Umladen in die Dipolfalle abgeschlossen ist. Ansonsten muss eine Dipolfalle mit sehr hoher Laserleistung verwendet werden. Yann Kiefer hat sich im Rahmen seiner Bachelorarbeit mit den Vor- und Nachteilen von Dipolfallen aus einem einzelnen Strahl bzw. zwei gekreuzten Strahlen beschäftigt und eine dynamische Intensitätskontrolle mit einem rotierbaren λ/2-Plättchen aufgebaut und charakterisiert [38]. 2.1.2 Atome in externen magnetischen Feldern Anomaler Zeeman-Effekt und Paschen-Back-Effekt Ein Elektron, das sich mit dem Drehimplus l auf einer Kreisbahn bewegt, erzeugt aufgrund seiner elektrischen Ladung ein magnetisches Moment pm = − e ·l . 2 me (2.8) e·~ Mithilfe des Bohr’schen Magnetons µB = 2m wird dann das magnetische Moment e des Bahndrehimpulses des Elektrons definiert als µl = − (µB /~) · l . (2.9) Mit dem Spin des Elektrons ist ebenfalls ein magnetisches Moment verknüpft: µs = − (gs µB /~) · s , (2.10) mit dem Elektron-g-Faktor gs ≈ 2, wenn quantenelektrodynamische Korrekturen höherer Ordnung vernachlässigt werden. Die Wechselwirkung des Spins des Elektrons mit dem Magnetfeld, das das Elektron durch seine Kreisbewegung um den geladenen Atomkern erfährt, führt zur Feinstrukturaufspaltung der Energieniveaus. Der 10 2.1. Atome in Laserstrahlen und Magnetfeldern Atomkern hat wiederum einen Kernspin mit dem magnetischen Moment µI = gI µK ·I ~ (2.11) , e·~ und dem Kern-g-Faktor gI , der für jedes Atom mit dem Kernmagneton µK = 2m p unterschiedlich ist. Die Wechselwirkung des magnetischen Kernmoments mit dem von den Elektronen am Ort des Kerns erzeugten Magnetfeld führt zur Hyperfeinstrukturaufspaltung der Energieniveaus. Hier soll das Verhalten von Atomen in externen magnetischen Feldern behandelt werden. Dort kommt es zu einer zusätzlichen Aufspaltung von Feinstruktur und Hyperfeinstruktur. Zunächst wird der Fall der Feinstruktur betrachtet. Ist das angelegte Magnetfeld B schwach im Vergleich zum durch die Bahnbewegung des Elektrons erzeugten Magnetfeld, bleiben Drehimpuls l und Spin s gekoppelt zum Gesamtdrehimpuls J J =l+s , (2.12) mit dem gesamten magnetischen Moment µJ = µl + µs = − µB · (l + gs s) ~ (2.13) . Dieser Bereich wird als Zeeman-Regime bezeichnet. Dort ist die Aufspaltung zwischen zwei benachbarten Zeeman-Zuständen mJ und mJ−1 ∆EmJ ,mJ−1 = gJ · µB · |B| , (2.14) mit dem Landé-Faktor der Feinstruktur gJ = 1 + J(J + 1) + s(s + 1) − l(l + 1) 2J(J + 1) . (2.15) Ist das Magnetfeld stärker als die Spin-Bahn-Kopplung, wird vom Paschen-BackRegime gesprochen. Die Kopplung der magnetischen Momente von Bahndrehimpuls und Spin wird aufgebrochen und sie koppeln jeweils einzeln an das externe Feld. Dann gilt für die Aufspaltung der Energiezustände: ∆E = µB · |B| · (ml + gs ms ) . (2.16) Das Aufbrechen der Spin-Bahn-Kopplung tritt bei 6 Li zwar erst bei Magnetfeldern in der Größenordnung von 10.000 G auf, sollte aber schon bei externen Magnetfeldern über 1000 G berücksichtigt werden [30]. Relevanter für das Experiment ist das Auf11 2. Grundlagen und Aufbau des neuen Experiments spalten der Hyperfeinstruktur in externen Magnetfeldern, wofür eine völlig analoge Betrachtung gilt: Da das Kernmagneton µK = me µB e·~ = · µB ≈ 2 mp mp 1836 (2.17) deutlich kleiner als das Bohr’sche Magneton ist, ist die Spin-Bahn-Kopplung deutlich stärker als die Kopplung an den Kernspin I. Deswegen koppelt der Gesamtdrehimpuls J an den Kernspin zum neuen Gesamtspin F =J +I (2.18) , mit dem gesamten magnetischen Moment µF = µJ + µI = − µB gI µK · (l + gs s) + ·I ~ ~ (2.19) . Wenn jetzt das äußere Magnetfeld wieder schwächer als die Kopplung von J und I ist, lässt sich die Aufspaltung der Zeeman-Zustände schreiben als ∆EmF ,mF −1 = gF · µB · |B| , (2.20) mit dem Landé-Faktor der Hyperfeinstruktur F (F + 1) + J(J + 1) − I(I + 1) 2F (F + 1) ! F (F + 1) + I(I + 1) − J(J + 1) −gI · µK · 2F (F + 1) (2.21) gF = µB · gJ · . (2.22) Dabei ist gJ der Landé-Faktor der Feinstruktur aus Gleichung 2.15. Ist das Magnetfeld nun wieder stärker als die Kopplung der beiden magnetischen Momente, wird diese aufgebrochen und die Energiezustände sind ∆E = (µB · gJ · mJ − µK · gI · mI ) · |B| . (2.23) Mit Gleichung 2.17 gilt dann näherungsweise: ∆E ≈ µB · gJ · mJ · |B| . (2.24) Im 2 2 S1/2 -Zustand befindet sich 6 Li schon bei niedrigen Magnetfeldern im PaschenBack-Regime (vgl. Abbildung 2.4). Außerdem ist im S-Zustand der Drehimpuls l = 0 und somit gJ = gs = 2 und mJ = ms = ±1/2. Dann gilt mit Gleichung 2.24 für die 12 2.1. Atome in Laserstrahlen und Magnetfeldern Abbildung 2.4.: Energie der Zeeman-Unterzustände des elektronischen Grundzustands 2 2 S1/2 von 6 Li in Abhängigkeit vom Magnetfeld. Abbildung aus [39]. Energie von 6 Li: ∆E = ± µB · |B| . (2.25) Li ist im Grundzustand also ein Hochfeldsucher und erfährt deshalb in der Nähe eines Maximums eines Magnetfeldes einen Einschluss und der Nähe eines Minimums einen Anti-Einschluss. 6 Streuung in ultrakalten Quantengasen Da Atome in ultrakalten Quantengasen nur sehr wenig kinetische Energie besitzen, ändert sich beim Stoß zweier Teilchen deren Drehimpuls nicht und es tritt nur die so genannte s-Wellen-Streuung auf [40]. In diesem Fall kann das Streupotential U durch ein Kontaktpotential ersetzt werden, welches mittels einer Delta-Funktion dargestellt wird: U (|~ r1 − r~2 |) = g δ (|~ r1 − r~2 |) , (2.26) mit dem Streuparameter 4π~2 a . (2.27) m Dieser hängt (außer von der Masse der jeweiligen Atome) nur von der Größe a ab, der als Streulänge bezeichnet wird und durch den der Streuprozess charakterisiert werden kann. So ist die Stärke der Wechselwirkung in einem atomaren Gas proportional zur Größe der Streulänge. Neben dem Absolutwert ist auch das Vorzeichen der Streulänge von Bedeutung. Eine negative Streulänge bedeutet attraktive und eine g= 13 2. Grundlagen und Aufbau des neuen Experiments (a) Eine Feshbach-Resonanz entsteht, wenn ein gebundener und ein ungebundener Zustand aneinander koppeln können. (b) Streulänge und Energie des gebundenen Molekülzustandes in Abhängigkeit des Magnetfeldes. Die blaue Kurve wird in der Nähe der Feshbach-Resonanz gekrümmt, da dort die Kopplung von Molekülzustand und ungebundenem Zustand auftritt. Abbildung 2.5.: Darstellung einer Feshbach-Resonanz durch ein vereinfachtes Bild mit zwei Streukanälen. Abbildungen aus [27] positive Streulänge repulsive Wechselwirkung zwischen den Atomen. Feshbach-Resonanzen Feshbach-Resonanzen gehören zu den wichtigsten Werkzeugen in der Physik der ultrakalten Quantengase. Durch ihre Nutzung lässt sich die Wechselwirkung zwischen Atomen über eine große Spannbreite einstellen. Dadurch tragen Sie entscheidend dazu bei, dass ultrakalte Atome als Modellsystem für viele Fragestellungen der modernen Vielteilchenphysik dienen können. Eine Feshbach-Resonanz tritt auf, wenn zwei Atome mit der Gesamtenergie E miteinander stoßen und dabei resonant mit einem gebundenen Molekülzustand werden (vgl. Abbildung 2.5(a) und [27]). Dies führt zur Kopplung zwischen gebundenem und ungebundenem Zustand und zu einer großen Veränderung der Wechselwirkungsstärke der Atome, da sich die Wellenfunktion der stoßenden Atome unter dem Einfluss eines gebundenen Zustandes mehr ändert als bei einem ungebundenen Zustand. Da die kinetische Energie der Atome in ultrakalten Quantengasen sehr klein ist, kommt es in der Regel nicht zur Kopplung zwischen gebundenem und ungebundenem Zustand. Besitzen beide Zustände aber ein unterschiedliches magnetisches Moment, können sie durch Anlegen magnetischer Felder gegeneinander verschoben und in Resonanz gebracht werden. Für die Streulänge a einer magnetisch einstellbaren 14 2.1. Atome in Laserstrahlen und Magnetfeldern Abbildung 2.6.: Streulängen der verschiedenen Wechselwirkungskanäle von 6 Li in Abhängigkeit vom Magnetfeld. Abbildung aus [39] nach den Daten aus [41]. Feshbach-Resonanz gilt dann in der Nähe dieser Resonanz a (B) = abg ∆ 1− B − B0 ! . (2.28) Dabei ist abg die Hintergrundstreulänge, B0 das Magnetfeld, bei dem die FeshbachResonanz auftritt, ∆ ist die Breite der Resonanz und B das angelegte Magnetfeld. Bei der Feshbach-Resonanz divergiert demnach die Streulänge (vgl. Abbildung 2.5(b)). Somit kann durch Anlegen eines Magnetfeldes beinahe jede beliebige Streulänge in einem atomaren Ensemble eingestellt werden, wenn es eine passende FeshbachResonanz gibt. Ob sich eine Feshbach-Resonanz gut adressieren lässt, hängt von ihrer Position B0 und ihrer Breite ∆ ab. Li hat bei einem Magnetfeld von 832.2 G eine Feshbach-Resonanz mit einer vollen Breite von 262 G, deren Position mittlerweile mit einer Genauigkeit von 80 mG bestimmt werden konnte (vgl. Abbildung 2.6 und [41]). Diese sehr breite Resonanz eignet sich besonders gut für Experimente, bei denen die Stoßeigenschaften der Atome variiert werden. Die im Experiment adressierbaren Feshbach-Resonanzen werden in Abschnitt 3.1 diskutiert. Außerdem sind sie im Kapitel A des Anhangs dieser Masterarbeit zu finden. 6 15 2. Grundlagen und Aufbau des neuen Experiments 2.2 Aufbau und Ablauf des Experiments In diesem Abschnitt soll der Aufbau und der aktuelle Stand des Experimentes beschrieben werden. Anschließend wird der geplante Experimentzyklus vorgestellt und es wird gezeigt, welche Vorbereitungen und Entscheidungen zu dessen Umsetzung bereits getroffen wurden und welche Implikationen diese Überlegungen für zukünftige Schritte haben. Außerdem sollen die Projekte, die im Rahmen dieser Masterarbeit durchgeführt wurden und die in den nächsten Kapiteln beschrieben werden, in den Zusammenhang des Experiments eingeordnet werden. 2.2.1 Aktueller Stand des Experiments Vakuumkammer In der Vakuumkammer des Experiments kann durch den Einbau eines Lithiumofens und von zwei Rubidiumdispensern mit fermionischem 6 Li, bosonischem 7 Li, bosonischem 85 Rb und 87 Rb und mit Mischungen der vier Spezies gearbeitet werden. Die überwiegende Anzahl der Quantengasexperimente mit Lithiumatomen verwendet einen Zeeman-Abbremser als erste Stufe des Experimentzyklus. Eine 2D-MOT mit ähnlich guter Laderate wie ein Zeeman-Abbremser wurde für Lithium allerdings auch schon realisiert [42, 43]. In diesem Experiment wird ebenfalls eine 2D-MOT mit anschließender 3D-MOT verwendet werden. Dies ist eine von mehreren Entscheidungen zum Aufbau des Experiments, die letztendlich sehr kurze Zykluszeiten ermöglichen sollen, da die Wahl der 2D-MOT ermöglicht, dass alle weiteren experimentellen Schritte in einer Glaszelle am Ort der 3D-MOT ohne einen weiteren Transport stattfinden können. Da Lithiumatome sich an Oberflächen ablagern und sich wenn überhaupt nur mittels chemischer Reinigung wieder entfernen lassen, kommt für die 2D-MOT eine Glaszelle nicht in Frage. Deswegen wird hier auf jeden Fall eine Vakuumkammer aus nichtmagnetischem Edelstahl benötigt. Für dieses Experiment wurde sie von Marcel Bankau im Rahmen seiner Bachelorarbeit entworfen [44] und von Pfeiffer Vacuum gefertigt. Details zum Aufbau der Vakuumkammer und zur Realisierung des Vakuums werden in Kapitel 5 beschrieben. Glaszelle Die Glaszelle, in der die 3D-MOT und alle weiteren Schritte des Experiments stattfinden, stammt von Cold Quanta. Sie ermöglicht optischen Zugang für mehrere La16 2.2. Aufbau und Ablauf des Experiments Abbildung 2.7.: Das Lasersystem stellt die Strahlen für 2D-MOT, 3D-MOT und graue Melasse bereit. serstrahlen mit verschiedenen Einfallswinkeln aus allen drei Raumrichtungen. Durch eine Außen- und Innenbeschichtung ist eine hohe Transmission bei allen für das Experiment relevanten Wellenlängen gewährleistet. Die Beschichtung führt allerdings auch zu einer erhöhten Reflexion bei anderen Wellenlängen. So kann bei 960 nm das Interferometer betrieben werden, mit dem in dieser Masterarbeit die Verkrümmung der Oberflächen der Glaszellen charakterisiert wird (vergleiche Kapitel 4). Das Transmissionsspektrum der Glaszellen wurde von Andreas Kerkmann in seiner Masterarbeit mit einem Photospektrometer vermessen [28] und wird im Kapitel B des Anhangs gezeigt. Lasersystem Im Rahmen seiner Masterarbeit hat Andreas Kerkmann ein Lasersystem inklusive der Frequenzstabilisierung aufgebaut (vgl. Abbildung 2.7 und [28]). Das Lasersystem stellt Laserlicht bereit für die 2D-MOT, einen zusätzlichen Abbremsstrahl, einen Transferstrahl, die 3D-MOT und die graue Melasse. Es können sowohl 6 Li als auch 7 Li mit diesem Lasersystem gefangen und gekühlt werden, jedoch nicht gleichzeitig. Zum Wechseln zwischen der Kühlung der beiden Isotope muss jeweils die Frequenz, auf die der Laser stabilisiert wird, geändert werden. Da eine MOT nur auf der D2 Linie und eine graue Melasse nur auf der D1 -Linie sicher realisiert werden können und da die beiden Linien ca. 10 GHz auseinander liegen, werden für MOT und graue 17 2. Grundlagen und Aufbau des neuen Experiments 2D-MOT el eg pi -S ° 3D-MOT Abbremsstrahl Transferstrahl Eintrittsfenster 45 Abbremsstrahl oberer Flansch Ofen 2D-MOT (a) 2D-/3D-MOT-Konfiguration (b) Umlenkspiegel für Abbremstrahl Abbildung 2.8.: Anordnung zur Realisierung einer 2D-/3D-MOT für Lithiumatome mit zusätzlichem Abbremstrahl und Transferstrahl von der 2D- in die 3D-MOT. Melasse zwei separat stabilisierte Laser benötigt. 2.2.2 Geplanter Experimentzyklus In diesem Abschnitt wird gezeigt, wie am fertigen Experiment ein kompletter Experimentzyklus aussehen könnte und es wird analysiert, wie diese Überlegungen den weiteren Aufbau des Experiments beeinflussen. 2D-MOT Der für eine Lithium-MOT benötigte Magnetfeldgradient von ca. 50 G/cm wird durch eine Anordnung von Permanentmagneten realisiert [42, 45]. Dazu werden zwei Quadrupolfelder überlagert, deren Ursprung ±40 mm in z-Richtung vom Zentrum entfernt ist. Jedes Quadrupolfeld wird aus 4 Gruppen mit jeweils 11 Dipolmagneten erzeugt. Die Dipolmagneten werden so gehaltert, dass die Anzahl der Magneten pro Gruppe und die Position der Gruppe variiert werden können. Mithilfe eines Testaufbaus wurde das so erzeugte Magnetfeld von Andreas Kerkmann ebenfalls in seiner Masterarbeit charakterisiert [28]. Er konnte zeigen, dass der benötigte Magnetfeldgradient realisiert werden kann. Um die Glaszelle vor Beschichtung durch heiße Lithiumatome zu schützen, ist der Lithiumofen rechtwinklig zur Verbindungsachse von 2D- und 3D-MOT angebracht (vgl. Abbildung 2.8(a)). Zusätzlich zur 2D-MOT soll wie in [45] ein zusätzlicher Ab18 2.2. Aufbau und Ablauf des Experiments bremsstrahl verwendet werden, der stark rotverstimmt und auf die aus dem Lithiumofen austretenden Atome gerichtet ist. Zum Schutz des Fensters vor Beschichtung, durch das der Laserstrahl eintritt, wird auch dieses gewinkelt angebracht (vgl. Abbildung 2.8(b)). Die Lichtstrahlen werden in beiden Achsen der 2D-MOT retroreflektiert, um die Intensität pro MOT-Strahl zu erhöhen. 3D-MOT und graue Melasse Zur Verbesserung des Transports der Atome aus der 2D-MOT in die 3D-MOT wird ein Transferstrahl verwendet werden. In der 3D-MOT wird das Quadrupolfeld durch eines der beiden Spulenpaare in Anti-Helmholtz-Konfiguration realisiert, die auch zur Adressierung der Feshbach-Resonanzen und anderer Schritte verwendet werden (vergleiche Kapitel 3). Im Anschluss an die 3D-MOT folgt eine graue Melasse, in der die Atome bis unter die Dopplertemperatur gekühlt werden können, wodurch ein effizientes Umladen in die optische Dipolfalle erst möglich wird. Das Laserlicht für die 3D-MOT und die graue Melasse wird bereits vor der Einkopplung in die optischen Fasern auf dem Lasertisch überlagert. Zum schnellen Schalten zwischen MOT und grauer Melasse werden zwei akusto-optische Modulatoren (AOMs) verwendet. Dipolfalle Nach der grauen Melasse sollen die Atome am Ort der 3D-MOT in eine gekreuzte optische Dipolfalle umgeladen werden. Mit einer anschließenden optischen Evaporation werden die 6 Li-Atome bis zum entarteten Fermi-Gas heruntergekühlt. Dazu wird die Tiefe der Dipolfalle durch Verringerung der Laserleistung abgesenkt. Zur Steigerung der Effizienz der Evaporation wird bei 6 Li ein homogenes Magnetfeld von ca. 300 G in der Nähe der breiten Feshbach-Resonanz angelegt, um die Streulänge und somit die Wechselwirkung zwischen den Atomen zu verstärken. Außerdem kann ein Magnetfeldgradient hinzugefügt werden, um das Herausfallen der Atome aus der Dipolfalle zu beschleunigen. Präparation eines kleinen Atomensembles in einer 2D Ebene Die Präparation eines ultrakalten Ensembles aus 6 Li-Atomen mit einer kleinen Teilchenzahl soll in der Art des in [25] beschriebenen Experimentes erfolgen. Dort wird aus dem Reservoir aus kalten Atomen in der gekreuzten Dipolfalle zunächst eine Mikrofalle geladen, deren Strahlachse in vertikaler Richtung liegt. Diese besteht aus einem einzelnen fokussierten Laserstrahl, dessen minimaler Strahlradius w0 kleiner als 19 2. Grundlagen und Aufbau des neuen Experiments Abbildung 2.9.: Durch das Auskippen einer Mikrofalle kann deterministisch eine gerade, kleine Teilchenzahl präpariert werden. Abbildung aus [25]. 2 µm ist. Es wird zwar nur ein kleiner Anteil der Atome aus dem Reservoir in die Mikrofalle geladen (∼ 103 ), doch in dieser sind die untersten Zustände so gut wie immer alle besetzt. In der Mikrofalle sind die Atome in radialer Richtung (∼ 15 kHz) deutlich stärker eingeschlossen als in axialer Richtung (∼ 1.5 kHz). Dieses Aspektverhältnis von ungefähr 10 führt dazu, dass bei einer Präparation von maximal 10 Teilchen das System näherungsweise als eindimensional angenommen werden kann. Die deterministische Präparation einer kleinen Teilchenzahl erfolgt nun durch Auskippen der Mikrofalle. Dazu wird ein Magnetfeldgradient in ebenfalls vertikaler Richtung angelegt. Das magnetische Offset-Feld wird zuvor auf den Nulldurchgang der Streulänge von 6 Li bei 523 G eingestellt, um die Wechselwirkung zwischen den Atomen auszuschalten. Nach Einschalten des Magnetfeldgradienten wird durch Herunter- und anschließendes wieder Hochfahren der Laserleistung der Mikrofalle eingestellt, wie viele Zustände in der Mikrofalle gebunden bleiben und wie viele ins Kontinuum übergehen, so dass einige Atome, aus der Mikrofalle herausfallen. Da jedes Energieniveau von zwei verschiedenen Spin-Zuständen besetzt ist, kann auf diese Weise eine definierte gerade kleine Anzahl (2,4,6,8,10) an 6 Li-Atomen in der Mikrofalle präpariert werden (vgl. Abbildung 2.9). In diesem Experiment soll nun die Präparation eines kleinen Ensembles mit der Technik der Einzelplatzauflösung im optischen Gitter kombiniert werden. Eine der großen Herausforderungen bei der Einzelplatzauflösung ist die Realisierung einer einzelnen horizontalen Ebene aus Atomen, auf die das hochauflösende Objektiv dann fokussiert wird. Fluoreszierende Atome in anderen Ebenen stören die Abbildung der gewünschten Ebene. Die Präparation einer horizontalen Ebene könnte z. B. wie in [21] erfolgen: Nach dem Umladen in die Mikrofalle werden zwei Lichtstrahlen hinzugefügt, die in vertikaler Richtung einen vollen Öffnungswinkel von bis zu 40 ◦ zueinander haben und durch ihre Überlagerung am Ort der Atome ein optisches Gitter in vertikaler Richtung erzeugen. Zur sicheren Präparation einer einzelnen horizontalen Ebene wird 20 2.2. Aufbau und Ablauf des Experiments nun ein Magnetfeldgradient angelegt und mittels Radiofrequenz-Übergängen werden alle 6 Li-Atome außer in einer Ebene aus dem |F = 1/2, mF = ±1/2i Zustand in den |F = 3/2, mF = ∓1/2i transferiert, wo sie durch Kollisionen verloren gehen. Nach der Präparation der horizontalen Ebene könnte nun wie zuvor beschrieben eine kleine Atomzahl eingestellt werden. Jedoch können die Spulenpaare, deren Achse in vertikaler Richtung liegt, nur Gradienten entlang dieser Richtung erzeugen. In dieser Richtung herrscht für die Atome aber durch das optische Gitter ein sehr starker Einschluss. Es ist deswegen nur möglich, die Mikrofalle in eine horizontale Richtung auszukippen. Dort ist zwar der stärkere optische Einschluss der Mikrofalle, dieser kann aber durch Absenken der Laserleistung verringert werden. Dadurch wird zwar der vertikale Einschluss der Mikrofalle sehr klein, aber ein vertikaler Einschluss ist eben durch das optische Gitter ausreichend vorhanden. Das Erzeugen eines Gradienten in horizontaler Richtung ist auch noch aus einem anderen Grund relevant: Bis jetzt ist es fünf verschiedenen Experimenten gelungen, Einzelplatzauflösung im optischen Gitter mit Fermionen zu realisieren [18–22]. Von diesen Experimenten ist es bis jetzt dreien gelungen, die Atome in der abzubildenden Ebene so stark zu kühlen, dass ein Band-Isolator [21] bzw. ein Band- und ein MottIsolator beobachtet werden konnten (vgl. [23, 24] und Abbildung 2.10). In allen drei Veröffentlichungen wird explizit erwähnt, dass nach der Präparation der horizontalen Ebene erneut evaporiert wird. In [21] und [23] wird dabei ein Magnetfeldgradient in horizontaler Richtung hinzugefügt, während in [24] rein optisch evaporiert wird. Es ist denkbar, dass durch das Umladen in die Mikrofalle, das Einschalten des z-Gitters und die Präparation der horizontalen Ebene die Atome so weit aufgeheizt werden, dass trotz der vorherigen Evaporation in der Dipolfalle kein quantenentarteter Zustand mehr hergestellt werden kann. Das erneute Evaporieren in der horizontalen Ebene kühlt die Atome dann erneut. In einem zweidimensionalen System wird es allerdings nicht möglich sein, genau wie in dem anfangs beschriebenen eindimensionalen System eine Teilchenzahl zwischen und 0 und 10 zehn deterministisch zu präparieren. Denn in einem zweidimensionalen optischen Potential sind die Energiezustände meistens entartet und können von mehreren Atomen besetzt werden. Außerdem ist nicht klar, ob nach der Präparation der horizontalen Ebene die untersten Zustände in der Mikrofalle nach wie vor alle besetzt sind. Die Klärung der Frage, inwieweit sich eine kleine Teilchenzahl in einer einzelnen horizontale Ebene realisieren lässt, wird zu den zentralen Aufgaben in der Aufbauphase dieses Experiments gehören. Dies ist außerdem eine weitere Motivation für möglichst kurze Zykluszeiten. Denn je präziser es gelingt, eine bestimmte Teilchenzahl einzustellen, und je kürzer die Zykluszeiten sind, umso schneller werden 21 2. Grundlagen und Aufbau des neuen Experiments Abbildung 2.10.: Einzelplatz aufgelöste Bilder verschiedener Zustände von 6 LiAtomen in einem optischen Gitter. Aus dem metallischen Zustand (links) bildet sich im Zentrum zunächst ein Band-Isolator heraus, bei dem jeder Gitterplatz mit zwei Fermionen besetzt ist und dadurch in der Abbildung aufgrund Licht induzierter Verluste als leer erscheint. Mit weiterzunehmender Stärke der Wechselwirkung bildet sich ein Mott-Isolator (rechts) heraus, bei dem jeder Gitterplatz nur noch mit einem Teilchen besetzt ist. Abbildung aus [23]. ausreichend Zyklen mit der gewünschten Teilchenzahl erreicht. Einzelplatz aufgelöste Fluoreszenzabbildung Die zuvor beschrieben Schritte bilden die Vorbereitung für die Realisierung des zu untersuchenden physikalischen Vorgangs. Dazu werden die Atome in der horizontalen Ebene in ein optisches Gitter geladen. Die nun folgenden Schritte hängen natürlich komplett davon ab, welcher physikalische Zusammenhang mit dem Quantengasmikroskop untersucht werden soll. Für die sich daran anschließende Einzelplatz aufgelöste Fluoreszenzabbildung lässt sich aber schon beschreiben, wie diese ablaufen könnte. Dazu wird die Tiefe des Gitters, in dem sich die Atome befinden, stark vergrößert, so dass sie an dem Gitterplatz, an dem sie sich zuletzt befanden, festgehalten werden. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit des Tunnelns zu einem anderen Gitterplatz so gering, dass quasi keine Tunnelprozesse auftreten. Dazu müssen die Atome jedoch während des Abbildungsprozesses zusätzlich gekühlt werden, z. B. mittels RamanSeitenband-Kühlen [19–21], damit sie nicht durch Streuung an den Photonen des Abbildungslichtes so weit aufgeheizt werden, dass sie ihren Gitterplatz wechseln können. 22 Kapitel 3 Entwurf der Magnetfeldspulen In diesem Kapitel werden die Spulen zur Erzeugung der verschiedenen für das Experiment benötigten Magnetfelder vorgestellt. Der kompakte Aufbau des Experiments mit 2D- und 3D-MOT ohne anschließenden Transport soll kurze Zykluszeiten ermöglichen, schränkt aber auch den für die Spulen zur Verfügung stehenden Platz ein. Da in der Glaszelle die 3D-MOT, die graue Melasse und alle weiteren Schritte des Experimentzyklus realisiert werden, darf der optische Zugang für die verschiedenen Laserstrahlen mit unterschiedlichen Eintrittswinkeln nicht durch die Spulen blockiert werden. Zur optischen Auflösung einzelner Gitterplätze müssen außerdem die beiden hochauflösenden Objektive mit den zugehörigen Halterungen und Justagevorrichtungen mit sehr geringem Abstand an der Glaszelle positioniert werden. All dies schränkt den Platz für die zu entwerfenden Magnetspulen ein und erschwert das Erreichen der in diesem Experiment möglichen Feshbach-Resonanzen, die Magnetfelder bis zu 1100 G erfordern. Deswegen ist eine sehr genaue Planung der Spulen unabdingbar. In den folgenden Abschnitten wird nach einigen allgemeinen Überlegungen zu den Anforderungen und der Fertigung der Spulen gezeigt, wie die von konkreten Spulenkonfigurationen erzeugten Magnetfelder simuliert werden können. Anschließend wird die Charakterisierung der Spulen vorgestellt. Danach können die konkreten Entwürfe der Spulen und ihre Eigenschaften präsentiert werden. 3.1 Anforderungen an die Spulen Die Stärke der mit den Spulen zu erzeugenden Magnetfelder ist vorgegeben durch die Feshbach-Resonanzen, die mit diesen Spulen adressiert werden sollen. In diesem Experiment kann prinzipiell mit 6 Li, 7 Li, 85 Rb , 87 Rb und mit Mischungen der vier Spezies gearbeitet werden. Bei Berücksichtigung der Feshbach-Resonanzen aller vier 23 3. Entwurf der Magnetfeldspulen Spezies und der möglichen Mischungen ist die Feshbach-Resonanz mit dem größten Absolutwert die der Mischung von 6 Li und 87 Rb mit 1067 G und einer Breite von 10.6 G [46,47]. Außerdem hat 6 Li bei 832.2 G eine Feshbach-Resonanz mit einer vollen Breite von 262 G (vgl. Abbildung 2.6 und [41]). Um diese Resonanz komplett abfahren zu können, wird also auch ein Magnetfeld von bis zu 1000 G benötigt. Zur Adressierung einer Feshbach-Resonanz soll das Magnetfeld möglichst homogen sein, damit die Streulänge der Atome auf der Größe des Ensembles weitestgehend konstant ist und so eine gleichmäßige und homogene Evaporation ermöglicht wird. Dies ist besonders wichtig bei der Adressierung der Feshbach-Resonanz von 87 Rb bei 1007.4 G, die mit einer Breite von 0.21 G die schmalste der hier betrachteten Resonanzen ist [48–50]. Darüber hinaus ist es bei der Nutzung von optischen Dipolpotentialen erstrebenswert und wichtig, dass das Potential für die Atome nach Möglichkeit rein optisch definiert ist und nicht mit einer Inhomogenität des magnetischen Feldes überlagert wird. Zur Erzeugung von Magnetfeldern dieser Größenordnung werden typischerweise Netzteile mit einer Gesamtleistung von bis zu 6 kW bei einer Spannung von maximal 30 V und einem Strom von maximal 200 A verwendet. Solche hohen Ströme erfordern Drähte mit einer ausreichend großen Querschnittsfläche und eine effiziente Kühlung der Spulen, um thermische Drifts zu vermeiden oder gar eine Beschädigung der Spulen oder des restlichen Experiments zu verhindern. Eine bewährte Lösung hierfür sind Hohlleiter aus Kupfer, durch die zur Kühlung Wasser gepumpt wird. Die hier beschriebenen Spulen werden von Oswald gewickelt. Die zugehörigen Halter werden von der dem Institut für Laserphysik zur Verfügung stehenden FeinmechanikWerkstatt aus Aluminium gefertigt. Der in der Planung dieser Spulen verwendete Draht mit der Artikelnummer 25401 wird ebenfalls von Oswald bereitgestellt. Dieser hat einen quadratischen Querschnitt mit der Seitenlänge 4 mm und in der Mitte ein rundes Loch mit einem Durchmesser von 2.5 mm für den Durchfluss des Kühlwassers. Die vier Außenkanten des Drahtes sind mit einem Radius von 0.5 mm abgerundet. Diese Maße sind die Grundlage für alle folgenden Betrachtungen. 3.2 Simulation der Magnetfelder Die von den Spulen erzeugten Magnetfelder werden mit Wolfram Mathematica 9.0 simuliert. Die Grundlage dabei ist das Biot-Savart-Gesetz [51] zur Beschreibung von Magnetfeldern bewegter Ladungen: Wenn ein Stromleiter mit einer Länge dl, der sich bei r 0 befindet, von einem Strom I durchflossen wird, erzeugt dieser am Ort r die 24 3.3. Charakterisierung der Spulen magnetische Flussdichte dB r − r0 µ0 I dl × dB (r) = 4π |r − r 0 |3 (3.1) . Als vereinfachende Annahme wird von nun an angenommen, dass die zu simulierenden Spulen aus mehreren, unendlich dünnen, kreisförmigen Leiterschleifen bestehen. Die Hin- und Wegführung der Stromanschlüsse und die spiralförmige Wicklung der Spulen werden dabei vernachlässigt. Die magnetische Flussdichte B (r) ergibt sich dann durch Integration entlang des geschlossenen Leiters zu r − r0 µ0 I I dl × B (r) = 4π |r − r 0 |3 . (3.2) . (3.3) Ein kreisförmiger Leiter kann parametrisiert werden als r 0 = {R sin (θ) , R cos (θ) , z} Da der Strom tangential durch den Leiter fließt, gilt für dl dl = {R cos (θ) , −R sin (θ) , 0} . (3.4) Eine fortgesetzte analytische Auswertung des Integrals in Gleichung 3.2 in zylindrischen Koordinaten führt auf jeweils ein elliptisches Integral für jede Komponente des Magnetfeldes. Diese Integrale können nicht analytisch gelöst werden [51]. Mit der eingeführten Parametrisierung von r 0 und dl kann das Integral aber in Mathematica direkt numerisch gelöst werden, so dass letztendlich die magnetische Flussdichte des kreisförmigen Leiters in Abhängigkeit der kartesischen Koordinaten (x, y, z) errechnet wird. Da die Ausdehnung der Leiterschleife bei der Berechnung der magnetischen Flussdichte nicht berücksichtigt wird, muss in der Simulation für jede Windung eine Leiterschleife im Zentrum des Drahtes angenommen werden. 3.3 Charakterisierung der Spulen In diesem Abschnitt wird zunächst gezeigt, wie die Homogenität eines simulierten Magnetfeldes charakterisiert werden kann. Außerdem werden die für die hohen Ströme benötigten Spannungen, die Abgabe von Wärme durch die Spulen und die Effizienz der Kühlung des wasserdurchflossenen Drahtes abgeschätzt. Da in diesem Experiment zunächst mit 6 Li gearbeitet werden soll, wird in den folgenden Überlegungen und auch bei der Beschreibung der konkreten Entwürfe für die Spulen wieder dieses Isotop als 25 3. Entwurf der Magnetfeldspulen Beispiel verwendet, wenn es darum geht, den Einfluss der erzeugten Magnetfelder auf die Atome zu beschreiben. Einschluss der Atome im Magnetfeld In der Nähe eines lokalen Minimums oder Maximums können Potentiale häufig durch einen harmonischen Oszillator angenähert werden. Deswegen kann in der Nähe des Zentrums des Magnetfeldes der Einschluss der Atome durch die Krümmung des hervorgerufenen Potentials charakterisiert werden. Als Maß für die Krümmung wird die Frequenz des entsprechenden harmonischen Oszillators angegeben. Bei Magnetfeldern, die deutlich größer als 30 G sind, befindet sich 6 Li im Hochfeldregime (vgl. Abbildung 2.4). Dies ist für alle Magnetfelder, die zur Adressierung der breiten Feshbach-Resonanz von 6 Li verwendet werden, gut erfüllt. Dann gilt für die Energie von 6 Li im Grundzustand in diesen Magnetfeldern nach Gleichung 2.25: ∆E = ± µB · |B| . (3.5) Li ist nach Abbildung 2.4 im Grundzustand ein Hochfeldsucher und erfährt deshalb in der Nähe eines Maximums einen Einschluss und in der Nähe eines Minimums einen Anti-Einschluss. Gleichsetzen mit der Energie eines quantenmechanischen harmonischen Oszillators ergibt dann 6 E= 1 m6Li ω 2 z 2 = µB · |B| = µB a z 2 2 . (3.6) Der Parameter a kann durch eine parabolische Kurvenanpassung an das errechnete Magnetfeld bestimmt werden und für den Einschluss der Atome durch das Magnetfeld gilt dann s 2 µB a ω= , (3.7) m6Li beziehungsweise 1 · f= 2π s 2 µB a m6Li (3.8) für die typische Angabe des Einschlusses in Hertz. Benötigte Spannung und Leistungsabgabe Die für eine bestimmte Stromstärke mindestens benötigte Spannung ergibt sich mittels I lDraht ρCu U= . (3.9) ADraht 26 3.3. Charakterisierung der Spulen Dabei ist I der erzeugte Strom, lDraht die Länge des Spulendrahtes, ADraht dessen Querschnittsfläche und ρCu der spezifische Widerstand von Kupfer. Dieser beträgt 2 [52]. Die Querschnittsfläche des in Abschnitt 3.1 beschriebenen maximal 0.0175 Ω mm m Drahtes ist ADraht = (4 mm)2 − π · (1.25 mm)2 ≈ 11.1 mm2 . (3.10) Hinzu kommen Kontaktwiderstände und der Abfall der Spannung an IGBTs, die zum Schalten der hohen Ströme benötigt werden. Die obige Formel dient somit vor allem einer Abschätzung der Größenordnung der benötigten Spannung. Daraus lässt sich nun auch direkt die Leistung abschätzen, die von den Spulen in Form von Wärme abgegeben wird: I 2 lDraht ρCu P =UI = . (3.11) ADraht Diese entstehende Wärme muss durch eine effiziente Kühlung aktiv abgeführt werden. Eine praktische Regel ist, dass ab einer Stromdichte von 10 A mm−2 Wasserkühlung verwendet werden muss [53]. Bei einer Querschnittsfläche von 11 mm2 und einem maximalen Strom von 200 A muss also auf jeden Fall Wassserkühlung verwendet werden. Wasserkühlung Der Wasserdurchfluss durch den verwendeten Hohlleiter zur Kühlung der Spulen ist eine laminare stationäre Strömung eines homogenen Newton’schen Fluids durch eine Kapillare. Der Volumenstrom V̇ , also das geflossene Volumen V pro Zeiteinheit t, kann dann beschrieben werden durch das Gesetz von Hagen-Poiseuille [54]: V̇ = 4 dV π rDraht ∆p = dt 8 ηH2 O lDraht . (3.12) Dabei ist rDraht der Radius des Lochs im Zentrum des Drahtes, lDraht die Länge des Spulendrahtes, ∆ p die Druckdifferenz zwischen Anfang und Ende der Kapillare und ηH2 O die temperaturabhängige Viskosität von Wasser. Sie hat bei 20 ◦ C einen Wert von 1.00 × 10−8 bar s [54]. Das Bemerkenswerte am Gesetz von Hagen-Poiseuille ist, dass der Radius der verwendeten Kapillare mit der vierten Potenz in den Volumenstrom eingeht. Das bedeutet z. B., dass eine Verdopplung des Radius der Kapillare zu einer Vergrößerung des Volumenstroms um einen Faktor 16 führt. Ein Loch im Hohlleiter mit einem größeren Radius verbessert also die Effizienz der Wasserkühlung, verringert aber auch die Querschnittsfläche und somit die elektrische Leitfähigkeit. Gleichzeitig sollen die Abmessungen des Hohlleiters aber auch insgesamt nicht zu groß sein, da sich dann auf 27 3. Entwurf der Magnetfeldspulen dem begrenzt zur Verfügung stehenden Platz weniger Windungen platzieren lasssen und nur entsprechend kleinere Magnetfelder realisiert werden können. Der beschriebene Draht ist ein Kompromiss, der sich auch schon in anderen Experimenten bewährt hat [53]. 3.4 Entwurf der Magnetspulen für das Experiment Um alle für das Experiment benötigten Magnetfeldkonfigurationen realisieren zu können, werden zwei Spulenpaare und eine einzelne Spule entworfen. Die beiden Spulenpaare werden zwar in denselben Halter gewickelt, besitzen aber eine voneinander unabhängige Stromversorgung. Sie werden im Folgenden als äußere Feshbach-Spulen und innere Feshbach-Spulen bezeichnet. Die Rotationsachse beider Spulenpaare liegt in vertikaler Richtung und wird entsprechend der in solchen Anordnungen üblichen Nomenklatur z-Achse genannt. Diese Richtung ist auch die Achse des Objektives und der Mikrofalle. Die radiale Ebene in der Mitte zwischen den Spulen entspricht demnach der x-y-Ebene des Koordinatensystems und liegt in horizontaler Richtung. Die eindeutige Benennung der Achsen ist in diesem Fall wichtig, um später die Bedeutung der einzelnen Spule, die von hier an als Auskipp-Spule bezeichnet wird, herausstellen zu können. Ihre Achse entspricht der Richtung der langen Seite der Glaszelle und wird von nun an als x-Achse bezeichnet. Die y-Achse entspricht dann der Richtung der verbleibenden kurzen Seite der Glaszelle. Die y-Achse ist gleichzeitig auch die Achse der optischen Dipolfalle. Die Entwürfe der Spulen, ihre berechneten Eigenschaften und ihre vorgesehenen Funktionen im Experiment werden nun im Einzelnen vorgestellt. 3.4.1 Äußere Feshbach-Spulen Die primäre Aufgabe der äußeren Feshbach-Spulen ist die Erzeugung großer und möglichst homogener Magnetfelder bei Betrieb in Helmholtz-Konfiguration. Die Anordnung von 51 Windungen bei einem inneren Radius von ca. 34 mm, die in Abbildung 3.1 zu sehen ist, wird so gewählt, um bei dem begrenzt zur Verfügung stehenden Platz ein ausreichend großes Magnetfeld erzeugen zu können, welches ein gewisses Maß an Inhomogenität nicht übersteigt. Da bei alleinigem Betrieb der äußeren FeshbachSpulen das homogenste Magnetfeld erzeugt wird, ist es wünschenswert, dass diese allein schon alle in Abschnitt 3.1 benannten Feshbach-Resonanzen adressieren können. Die Auslassung der äußeren drei Windungen in der untersten Lage erfolgt, um für die beiden Laserstrahlen, die durch ihre Überlagerung am Ort der Atome ein optisches Gitter in z-Richtung erzeugen, einen vollen Öffnungswinkel von bis zu 40 ◦ gewährleisten zu können. 28 3.4. Entwurf der Magnetspulen für das Experiment 128 mm (Äußerer Durchmesser: 48 mm + 2 x 40 mm) 40 mm (8 x 5 mm) 48 mm (Innerer Durchmesser) 45 mm (9 x 5 mm) Obere Spule z-Gitter Laserstrahl 20° 20° 38 mm (Spulenabstand) z-Gitter Laserstrahl Untere Spule z x y Abbildung 3.1.: Skizze der inneren (rot) und äußeren (blau) Feshbach-Spulen bei Ansicht auf die Kopfseite der Glaszelle gegenüber der Vakuumkammer. Angedeutet sind außerdem die beiden Objektive und die beiden Laserstrahlen (λ = 1070 nm), die durch ihre Überlagerung am Ort der gefangenen Atome ein optisches Gitter in z-Richtung erzeugen. Die Stromversorgung der äußeren Feshbach-Spulen erfolgt mit einem UCS 200/30 Netzteil von High Finesse mit einer maximalen Spannung von 30 V und einem maximalen Strom von 200 A und somit einer Gesamtleistung von maximal 6 kW. Bei Hinzunahme der Ultra-High Current Stability (UHCS) Option liegt die Stromstabilität dieses Netzteils laut Herstellerangabe bei < 5 × 10−6 (ohne UHCS Option bei < 2.5 × 10−5 ). Das Rauschen des Stroms soll kleiner sein als Imax × 10−5 . Die sehr stabile Stromausgabe dieses Netzteils soll die Adressierung der schmalen FeshbachResonanz von 87 Rb ermöglichen. Die Reaktionszeit des Netzteils kann zwischen 50 µs und 100 ms eingestellt werden. Diese schnelle Reaktionsfähigkeit des Netzteils soll zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden, um schnelle Modulationen der Wechselwirkung zwischen den Atomen durch schnelle Variation des Magnetfeldes zu realisieren, die direkt durch eine entsprechende Variation der Stromausgabe des Netzteils ermöglicht werden können. 29 3. Entwurf der Magnetfeldspulen 1260 15 1240 1220 5 1200 0 1180 -5 1160 |B| [G] z [mm] 10 1140 -10 1120 -15 -15 -10 -5 0 5 10 15 x [mm] Abbildung 3.2.: Homogenes Magnetfeld der äußeren Feshbach-Spulen bei einem Strom von 200 A. Aus Symmetriegründen ist die Fallenfrequenz des √ Anti-Einschlusses für 6 Li-Atome in z-Richtung um einen Faktor 2 größer als der Einschluss in x- und y-Richtung. Die in Abbildung 3.1 gezeigte Anordnung von Windungen erzeugt beim maximalen Strom von 200 A laut Simulation ein Magnetfeld im Zentrum von 1172 G (vgl. Abbildung 3.2) und kann somit alle relevanten Feshbach-Resonanzen adressieren. Bei einer Drahtlänge von 16 m wird dafür eine Spannung von mindestens 5 V benötigt. Auch bei Berücksichtigung von Kontaktwiderständen und Spannungsabfall an IGBTs reicht das beschriebene Netzteil also auf jeden Fall aus, um die Spulen mit dem größten Strom, den das Netzteil zur Verfügung stellen kann, betreiben zu können. Die Leistungsabgabe der Spulen beträgt mindestens 1 kW und bei einem Wasserdruck von 6 bar sollte es einen Wasserdurchfluss von mindestens 2 l/min geben, wodurch eine effiziente Kühlung der Spulen gewährleistet sein sollte [55]. Dies ist nicht überraschend, da aufgrund des kompakten Aufbaus des gesamten Experiments und der Verwendung einer Glaszelle die Spulen im Vergleich mit anderen Experimenten relativ klein und dadurch leichter zu kühlen sind. Bei maximalem Strom beträgt der Einschluss für 6 Li-Atome in radialer Richtung 30 3.4. Entwurf der Magnetspulen für das Experiment ωr ∼ 2 π × 30 Hz und der Anti-Einschluss in axialer Richtung ωz ∼ 2 π × 43 Hz (vgl. Abbildung 3.2). Evaporation von 6 Li in einer optischen Dipolfalle erfolgt oft bei einem Magnetfeld von ca. 300 G [25]. Bei diesem Magnetfeld hat der radiale Einschluss eine Größe von ωr ∼ 2 π × 16 Hz. In Anti-Helmholtz-Konfiguration erzeugen die äußeren Feshbach-Spulen im Zentrum am Ort der Atome einen Gradienten von bis zu 342 G/cm in z-Richtung. Mit einem solchen Gradienten lässt sich eine sehr stark komprimierte MOT erzeugen, aus der sich z. B. durch Fluoreszenzabbildung die Teilchenzahl eines kleinen Ensembles bestimmen lässt [25]. 3.4.2 Innere Feshbach-Spulen Die inneren Feshbach-Spulen erzeugen kleinere Magnetfelder mit größerem radialen Einschluss, da sie nur aus 14 Windungen pro Spule bestehen und einen kleineren Innenradius haben (vgl. Abbildung 3.1). Sie werden voraussichtlich mit einem SM 30-200 Netzteil von Delta Elektronika betrieben werden. Die maximale Leistung ist wie bei dem zuvor beschriebenen Netzteil von High Finesse 6 kW (30 V und 200 A). Die Stromstabilität des Netzteils von Delta Elektronika beträgt zwar nur < 10−4 . Allerdings ist es auch deutlich günstiger als das Netzteil von High Finesse. Da der verwendete Draht und der vorgesehene maximale Strom bei den inneren und äußeren Feshbach-Spulen identisch ist, bei den inneren Spulen die Länge des Drahtes aber deutlich kürzer ist, sollte die Kühlung der inneren Spulen in jedem Fall effizient funktionieren. Es wird darauf verzichtet, bei den inneren Spulen einen dünneren, nicht wasserdurchflossenen Draht zu verwenden, da auch in diesem Fall die entstehende Wärme aktiv abgeführt und somit ein zusätzliches Kühlverfahren implementiert werden müsste. Zudem hat der wasserdurchflossene Draht den Vorteil, dass er mit höheren Strömen betrieben werden kann. Natürlich könnten bei einem kleineren Draht mehr Windungen verwendet werden. Dadurch verlängert sich aber die Drahtlänge, was das Problem der abzuführenden Wärme wieder verstärkt. Die inneren Feshbach-Spulen können ergänzend oder alternativ zu den äußeren Feshbach-Spulen mehrere Funktionen erfüllen. In Anti-Helmholtz-Konfiguration erzeugen sie am Ort der Atome einen Gradienten von bis zu 180 G/cm in z-Richtung. In dieser Konfiguration können sie das für die 3D-MOT benötigte Magnetfeld bereitstellen oder beim Evaporieren in der Dipolfalle einen zum Offset-Feld zusätzlichen Gradienten erzeugen, der die Effizienz des Evaporierens verbessern kann, da die heißesten Atome dann leichter aus der optischen Dipolfalle herausfallen [21, 23]. Ein zu einem Offset-Feld zusätzlicher Gradient kann auch benutzt werden, um die Atome zu levitieren, also mit einem Magnetfeld-Gradienten die Gravitationskraft zu kompen31 3. Entwurf der Magnetfeldspulen sieren. Im Falle von 6 Li gilt für den zum Levitieren benötigten Gradienten E (z) = m6Li g z = µB dB m6Li g G dB z ⇒ = ≈ 1.06 dz dz µB cm . (3.13) Bei Betrieb in Helmholtz-Konfiguration können die inneren Feshbach-Spulen homogene Magnetfelder erzeugen, bei denen der radiale Einschluss größer als bei den äußeren Feshbach-Spulen ist. So erzeugen sie bei dem für die Evaporation von 6 Li typischen Magnetfeld von 300 G einen radialen Einschluss von ωr ∼ 2 π × 30 Hz. Dies kann von Bedeutung sein, wenn für die Dipolfalle nur ein einzelner Laserstrahl und nicht zwei gekreuzte Laserstrahlen verwendet werden, da bei einem Einzelstrahl entlang der Richtung dieses Strahls nur ein vergleichsweise schwacher Einschluss für die Atome vorhanden ist. Zur Erzeugung möglichst homogener Felder ist es auch möglich, sowohl die innneren als auch die äußeren Feshbach-Spulen in Helmholtz-Konfiguration zu betreiben, jedoch mit entgegengesetzter Stromrichtung. Dadurch verringern die inneren Spulen den radialen Einschluss des Feldes der äußeren Spulen und erhöhen somit die Homogenität, aber sie senken dadurch auch den Absolutwert des von den äußeren Spulen erzeugten Feldes ab, da dann die von den beiden Spulenpaaren erzeugten Magnetfelder in entgegengesetzte Richtungen zeigen. Werden beide Spulenpaare hingegen in Helmholtz-Konfiguration mit gleicher Stromrichtung betrieben, können homogene Magnetfelder von bis zu 1534 G erzeugt werden. 3.4.3 Auskipp-Spule In Abschnitt 2.2.2 wurde gezeigt, dass es notwendig ist, nach der Präparation einer einzelnen horizontalen Ebene einen Gradienten entlang einer horizontalen Richtung zu erzeugen, um erneut effektiv evaporieren und eine kleine Teilchenzahl einstellen zu können. In dem Experiment aus [21] wird dies erreicht, indem die Achse des Spulenpaares zur Erzeugung homogener Magnetfelder und Magnetfeldgradienten in horizontaler Richtung liegt. Das Spulenpaar ist also im Vergleich zu dem hier beschriebenen Entwurf um 90 ◦ gedreht. Jedoch findet dort zwischen 3D-MOT und allen weiteren Schritten ein optischer Transport statt. Eine Verkpippung des Spulenpaares um 90 ◦ wäre an unserem Experiment aus Platzgründen sehr ungünstig. Deswegen wurde diese Möglichkeit ausgeschlossen. Eine andere Möglichkeit ist, an der Kopfseite der Glaszelle gegenüber der Vakuumkammer eine zusätzliche einzelne Spule zu platzieren, denn auch das Magnetfeld einer einzelnen Spule erzeugt entlang der Spulenachse einen Gradienten. Während beim Quadrupolfeld eines Spulenpaares in Anti-Helmholtz-Konfiguration das Magnetfeld 32 3.4. Entwurf der Magnetspulen für das Experiment 50 45 40 35 B x [G] 30 25 20 15 10 5 0 -20 0 20 40 60 80 100 120 140 160 x [mm] Abbildung 3.3.: Das Magnetfeld einer einzelnen um 90 ◦ gedrehten Spule mit nur einer Windung und einem Durchmesser von 50 mm bei einem Strom von 200 A in einer Entfernung von 70 mm vom Ort der Atome. Entlang der Spulenachse zeigt das Magnetfeld ausschließlich in die Richtung dieser Achse. im Zentrum des Spulenpaares 0 ist und in alle Richtungen linear ansteigt (aus Symmetriegründen in z-Richtung doppelt so stark wie jeweils in x- und y-Richtung), ist bei einer einzelnen Leiterschleife das Magnetfeld im Zentrum am größten und fällt entlang der Spulenachse symmetrisch in beide Richtungen ab. Wegen der großen inneren und äußeren Feshbach-Spulen, die sich sehr nahe an der Glaszelle befinden, kann diese Auskipp-Spule erst in einem Abstand von 70 mm von den Atomen beginnen. Wie in Abbildung 3.3 zu sehen ist, erzeugt eine Leiterschleife in so großer Entfernung jedoch nur ein kleines Feld und einen kleinen Gradienten am Ort der Atome. Da aber auch beim erneuten Evaporieren in der horizontalen Ebene wie zuvor hohe Offset-Felder und ein Gradient von bis zu 20 G/cm notwendig sein können [21], werden für die Auskipp-Spule entsprechend viele Windungen benötigt. Der Entwurf für die Auskipp-Spule ist in Abbildung 3.4 zu sehen. Er besteht aus 94 Windungen mit einem inneren Durchmesser von 50 mm. Die Drahtlänge ist mit 31 m deutlich größer als bei den äußeren Feshbach-Spulen. Bei der Auskipp-Spule ist die Kühlung also am kritischsten. Die Spule wird wahrscheinlich mit einem weiteren SM 30-200 Netzteil von Delta Elektronika betrieben. Die benötigte Spannung für die maximal möglichen 200 A beträgt mindestens 9.8 V. Die 30 V des Netzteils sollten also 33 3. Entwurf der Magnetfeldspulen 170 mm (Äußerer Durchmesser: 50 mm + 2 x 60 mm) 60 mm (12 x 5 mm) 55 mm (11 x 5 mm) 50 mm (Innerer Durchmesser) x 70 mm (Abstand zu den Atomen) y z Abbildung 3.4.: Skizze der Auskipp-Spule bei Draufsicht auf die Glaszelle. Der Abstand zu den Atomen beträgt 70 mm wegen der Ausdehnung der äußeren Feshbach-Spulen, die hier nicht eingezeichnet sind. auch in diesem Fall sicher ausreichen. Die Spule produziert mindestens 2 kW Wärme und bei einem Druck von 6 bar sollte es einen Wasserdurchfluss von ca. 1 l/min geben. Natürlich wäre ein größerer Wasserdurchfluss wünschenswert, aber erstens kann auch dieser Durchfluss ausreichend für eine effiziente Kühlung sein [55] und zweitens ist es durchaus denkbar, den Wasserdruck auf bis zu 10 bar zu erhöhen. Die Auslassung von 8 Windungen im Zentrum der Spule erfolgt, da diese ein vergleichsweise geringes Magnetfeld erzeugen und die Länge des Drahtes nicht unnötig groß werden soll. Außerdem wird dadurch der optische Zugang in die Glaszelle aus dieser Richtung vergrößert. Bei 200 A erzeugt die Auskipp-Spule am Ort der Atome ein Magnetfeld in xRichtung von Bx = 226 G und vom Ort der Atome in x-Richtung zur Spule hin einen Gradienten von Bx0 = 54.5 G/cm. Auf diese Weise wird zwar ein großer Gradient erreicht, aber das Offset-Feld ist nicht ausreichend stark. Um das Offset-Feld weiter zu vergrößern, könnte ein größerer Strom als 200 A benutzt werden. Dazu wird jedoch 34 3.4. Entwurf der Magnetspulen für das Experiment ein weiteres Netzteil benötigt und das Problem, eine effiziente Kühlung zu realisieren, würde sich vergrößern. Außerdem sind die Stärke von Gradient und Offset-Feld der einzelnen Spule immer aneinander gekoppelt. Eine Entkopplung wird durch Hinzunahme eines homogenen Offset-Feldes der inneren oder äußeren Feshbach-Spulen ermöglicht. Da sowohl das Feld der einzelnen Spule als auch das Feld des Spulenpaares in Helmholtz-Konfiguration entlang der Spulenachse nur in Richtung dieser Achse zeigen und da sich am Ort der Atome näherungsweise die Spulenachsen von Spulenpaar und einzelner Spule schneiden, gilt für den Absolutwert des überlagerten Feldes: |B (x, y, z = 0) | ≈ q |Bx,Auskipp−Spule |2 + |Bz,F eshbach−Spule |2 . (3.14) Entscheidend ist hierbei, dass eine Vergrößerung des Absolutwerts des Feldes am Ort der Atome durch Hinzunahme der Feshbach-Spulen zu einer Verringerung des Gradienten entlang der Spulenachse der Auskipp-Spule führt. Der größte Gradient ensteht also nach wie vor, wenn nur die Auskipp-Spule mit maximalem Strom betrieben wird. Werden aber bei weiterhin maximalem Strom in der Auskipp-Spule die äußeren Feshbach-Spulen in Helmholtz-Konfiguration mit einem Strom von 85 A hinzugenommen, beträgt der Absolutwert des Magnetfeldes 547 G und der Gradient entlang der Spulenachse der Auskipp-Spule 22 G/cm. Es kann also beim Nulldurchgang der breiten Feshbach-Resonanz von 6 Li bei 523 G noch ein Magnetfeldgradient in horizontaler Richtung von über 20 G/cm erzeugt werden. Der Verlauf des Absolutwertes des Magnetfeldes in allen drei Raumrichtungen in der gerade beschriebenen Konfiguration ist in Abbildung 3.5 zu sehen. Während in xRichtung ein Gradient entsteht, herrscht in y-Richtung ein homogenes Magntefeld mit einem vernachlässigbar kleinen Einschlus für Hochfeldsucher. Der in z-Richtung auftretende Gradient von bis zu 30 G/cm dürfte kaum einen Einfluss haben, da durch das optische Gitter in z-Richtung ein deutlich stärkerer Einschluss herrscht. Interessant ist, dass dieser Gradient nicht auftritt, wenn die einzelne Spule oder das Spulenpaar allein betrieben werden, sondern nur beim gleichzeitigen Betrieb beider. Es sollte also möglich sein, mit dieser Konfiguration für die Atome bei variablem Offset-Feld einen Gradienten in x-Richtung zu erzeugen, der dafür sorgt, dass zum einen das Herausfallen der Atome aus der Mikrofalle verstärkt wird und zum anderen eingestellt werden kann, wie viele Atome in der Mikrofalle übrig bleiben. 35 3. Entwurf der Magnetfeldspulen Abbildung 3.5.: Absolutwert des Magnetfeldes entlang aller drei Raumrichtungen, wenn die Auskipp-Spule mit 200 A und die äußeren Feshbach-Spulen in Helmholtz-Konfiguration mit 85 A betrieben werden. 36 3.5. Fazit 3.5 Fazit In diesem Kapitel wurde gezeigt, wie die Magnetspulen für das neue Experiment aussehen werden. Der durch die kompakte Bauweise begrenzte Platz, die für Experimente mit Lithiumatomen benötigten hohen Magnetfelder und die in einem Quantengasmikroskop erforderlichen verschiedenen Magnetfeldkonfigurationen erfordern eine exakte Planung und Ausführungs des Baus der Spulen. Dies zeigt sich besonders deutlich an der Auskipp-Spule, durch die die in vielen Quantengasexperimenten übliche radiale Symmetrie der Magnetfelder aufgebrochen werden kann. Sie ermöglicht die Erzeugung von Gradienten in horizontaler Richtung, mit denen nach der Präparation einer einzelnen horizontalen Ebene erneut effektiv evaporiert werden kann. Aktuelle Veröffentlichungen legen nahe, dass dies zur Realisierung eines quantenentarteten Gases in einer einzelnen Ebene, welches dann mit Einzelplatzauflösung abgebildet werden kann, notwendig ist [21,23]. Darüber hinaus zielt das Design der Auskippspule auf die gezielte Präparation kleiner Teilchenzahlen in einer horziotnalen Ebene und ist somit wichtig für die späteren Ziele des Experiments. Mit den hier präsentierten Entwürfen der Spulen ist eine der Voraussetzungen geschaffen, um der spannenden Frage nachzugehen, inwieweit es möglich ist, Ensembles mit definierter Teilchenzahl in zwei Dimensionen zu präparieren. 37 Kapitel 4 Interferometrische Charakterisierung der Glaszelle In diesem Kapitel werden die interferometrischen Messungen zur Charakterisierung der Oberflächen der drei extern hergestellten Glaszellen, von denen eine im Experiment verwendet werden soll, vorgestellt. Zu diesem Zweck wurde ein Twyman-GreenInterferometer aufgebaut, dessen Funktionsweise und Aufbau im ersten Abschnitt dieses Kapitels vorgestellt werden. Anschließend werden zwei Methoden zur Auswertung der gemessenen Interferenzbilder vorgestellt: ein einfacher Interferenzfit und die vom Rechenaufwand aufwendigere Phasenverschiebungsinterferometrie. Mit diesen beiden Verfahren werden dann alle Oberflächen der drei vorhandenen Glaszellen vermessen und charakterisiert. 4.1 Das Interferometer In diesem Abschnitt wird zuerst gezeigt, welche Anforderungen durch das Experiment an die Glaszelle gestellt werden. Zu diesem Zweck wird anschließend das Twyman-Green-Interferometer vorgestellt, mit dem optische Elemente auf ihre Güte hin überprüft werden können. Es wird darüber hinaus erläutert, wie die Auswahl der passenden Komponenten und der Aufbau des Interferometers im Rahmen dieser Masterarbeit erfolgen. 4.1.1 Anforderungen an die Glaszelle In einem Quantengasmikroskop wird ein ultrakaltes Quantengas in einem optischen Gitter mit so hoher Auflösung abgebildet, dass einzelne Gitterplätze separiert sichtbar werden. Die bestmögliche Auflösung ist gegeben über den minimalen Abstand zweier 39 4. Interferometrische Charakterisierung der Glaszelle Gitterplätze dmin , bei dem diese noch voneinander unterschieden werden können. Nach dem Rayleigh-Kriterium gilt: dmin = 1.22 · λ 2 · NA . (4.1) Die numerische Apertur NA ist definiert als Produkt aus halbem Öffnungswinkel α zwischen Fokus und Objektiv und dem Brechungsindex n des Materials zwischen Objektiv und Fokus: NA = n · sin (α) . (4.2) Für dieses Experiment wurden zwei hochauflösende Objektive von Special Optics mit einer numerischen Apertur von NA = 0.5 gefertigt. Da sich die abzubildenden Atome im Vakuum befinden, ist n = 1 und eine NA von 0.5 entspricht somit einem halben Öffnungswinkel von α = 30 ◦ . Die Abmessungen der Glaszelle ermöglichen einen solchen Öffnungswinkel. Die Wellenlänge λ des Abbildungslichtes ist für Lithium 671 nm und damit ist die bestmögliche Auflösung des Abbildungssystems dmin = 1.22 · 671 nm ≈ 819 nm . 2 · 0.5 (4.3) Eine bekannte Faustregel lautet, dass zum Erreichen des Beugungslimit die Wellenfronten des Abbildungslicht nicht stärker als λ/4 verformt sein dürfen. Das einzige optische Element zwischen dem Fokus der Abbildung und dem Objektiv ist die 5 mm dicke Wand der Glaszelle. Folglich muss die Glaszellenwand weniger als λ/4 verkrümmt sein. 4.1.2 Funktionsweise des Twyman-Green-Interferometers Zur Charakterisierung der Verkrümmung der Oberflächen der Glaszellen, die an unserem Experiment verwendet werden sollen, wird ein Twyman-Green-Interferometer aufgebaut. Das von Frank Twyman und Arthur Green im Jahr 1916 patentierte Interferometer ist ein modifiziertes Michelson-Inteferometer, bei dem ein Spiegel durch das zu untersuchende optische Element ersetzt wird [56]. Sein Aufbau ist schematisch in Abbildung 4.1 gezeigt. Das aus dem Faserkoppler austretende Licht wird durch eine Linse in erster Näherung kollimiert, damit der Strahlengang des Interferometers mit einer möglichst glatten Wellenfront beginnt. Während in der klassischen Version des Twyman-Green-Inteferometers eine Glasplatte verwendet wurde, um das Licht in die beiden Arme des Interferometers aufzuteilen, wird hier ein nicht-polarisierender 50:50-Strahlteilerwürfel verwendet. Der Vorteil ist, dass durch den Strahlteilerwürfel im Gegensatz zur Glasplatte kein Wegunterschied zwischen den beiden Armen des 40 4.1. Das Interferometer Referenzoberfläche 50:50 Strahlteilerwürfel Kollimationslinse Faserkopppler TestOberfläche Abbildungslinse CMOS Kamera Abbildung 4.1.: Schematischer Aufbau des Twyman-Green-Interferometers Interferometers entsteht. In einem Arm wird das Licht an einer Referenzoberfläche reflektiert, von der angenommen werden kann, dass sie im Vergleich zur zu untersuchenden Oberfläche vernachlässigbar gekrümmt ist. In dem anderen Arm wird das Licht an der zu untersuchenden Oberfläche reflektiert. Das Licht in beiden Armen fällt dann wieder auf den Strahlteilerwürfel und interferiert dort. Die eine Hälfte der Leistung geht wegen der Umkehrbarkeit des Lichtweges zurück Richtung Faserkoppler, während die andere Hälfte in die verbleibende vierte Richtung des Strahlteilerwürfels propagiert. Dort trifft es auf eine Linse, die das komplette Interferenzbild in passender Größe auf eine CMOS Kamera abbildet, mit der das Interferenzmuster aufgenommen wird. 4.1.3 Aufbau und Justage des Interferometers In dieser Masterarbeit wird ein Twyman-Green-Interferometer, wie es im vorigen Abschnitt beschrieben wurde, auf ein transportables Breadboard mit den Abmessungen 600 mm × 600 mm aufgebaut, damit es später in verschiedenen Laboren eingesetzt werden kann, um optische Elemente zu testen. Als Lichtquelle für das Interferometer wird eine fasergekoppelte Superlumineszenzdiode vom Typ SLD-481-HP1-DBUTSM-PD von Superlum verwendet. Sie hat eine Wellenlänge von λ = 960 nm bei einer spektralen Breite von ∆λ = 26.4 nm laut Testreport und einer maximalen Ausgangsleistung von P ∼ 10 mW hinter der Faser. Bei dieser Wellenlänge haben die Glaszellen 41 4. Interferometrische Charakterisierung der Glaszelle eine Reflexion von ca. 70 % (vgl. Kapitel B im Anhang). Für die Kohärenzlänge Lc einer Diode mit einem Gaußschen Spektrum gilt dann1 : Lc = 2 · 0.66 · λ2 ≈ 46.1 µm . ∆λ (4.4) Durch den Faktor 2 wird die Kohärenzlänge hier über den tatsächlichen Wegunterschied zwischen den beiden Armen des Interferometers definiert und nicht über die Verschiebung eines Spiegels, wie es in den Datenblättern von Superlum der Fall ist. Diese sehr kurze Kohärenzlänge ist eine besonders nützliche Eigenschaft der Diode, denn dadurch tritt selbst bei kleinsten Wegunterschieden der Lichtstrahlen in den beiden Armen des Interferometers keine Interferenz mehr auf. Dadurch kann unterschieden werden, ob z. B. bei einer der 5 mm dicken Wände der Glaszellen ein Interferenzmuster durch Reflektion an der Vorder- oder Rückseite dieser Wand zustande kommt. Es gibt also keine Vermischung zwischen den Interferenzmustern, die durch Reflektion an verschiedenen Oberflächen entstehen. Der Nachteil ist, dass die Weglänge der beiden Arme des Interferometers sehr genau auf den gleichen Wert justiert werden muss, um überhaupt Interferenz beobachten zu können. Um dies zu realisieren, wird der Referenzspiegel auf einen Verschiebetisch mit einer Mikrometerschraube montiert. Als Kollimationslinse wird eine plan-konvexe Linse mit einer Brennweite von f = 100 mm verwendet. Der Strahl wird leicht fokussiert, um Rückreflexe in die Faser zu vermeiden. Faserkoppler, Kollimationslinse und 50:50-Strahlteilerwürfel sind in ein Käfigsystem eingebaut, in welchem ihre Mittelpunkte automatisch genau auf einer Achse liegen. Als Referenzoberfläche wird ein silberbeschichteter Spiegel verwendet, der eine spezifizierte Oberflächenglattheit von λ/10 bei 633 nm hat2 . Von der Brennweite und der Position der Abbildungslinse hängt ab, in welcher Größe und Entfernung das Interferenzbild scharf auf die Position der Kamera abgebildet wird. Für den Abbildungsmaßstab A gilt A= b B = G g . (4.5) Dabei ist die G Größe des Lichtstrahls auf den beiden reflektierenden Oberflächen, B die Größe des Interferenzmusters auf der Kamera, g die Entfernung der Oberflächen zur Abbildungslinse und b die Entfernung der Abbildungslinse zur Kamera. G soll möglichst groß sein, damit ein großer Bereich auf den Oberflächen der Glaszellen abgebildet wird. Dieser ist limiert durch die Größe des Strahlteilerwürfels auf ca. 1 2 https://www.superlumdiodes.com/pdf/sld_overview.pdf Thorlabs PF10-03-P01: https://www.thorlabs.de/newgrouppage9.cfm?objectgroup_id=903 42 4.2. Auswertung der Interferenzbilder 25 mm. B wiederum ist durch die Größe des Chips der Kamera limitiert. Daraus ergibt sich ein passender Abbildungsmaßstab A. Dieser ist mit der Brennweite der Abbildungslinse über die Abbildungsgleichung verknüpft: 1 1 1 + = b g f . (4.6) Die für f möglichen Werte sind durch die zur Verfügung stehenden Linsen vorgegeben. Dann gilt für g und b A+1 g= ·f , (4.7) A b = (A + 1) · f . (4.8) Zur Abbildung des Interferenzmusters wird eine pco.pixelfly usb von PCO AG verwendet. Der Chip der Kamera hat 1392 × 1040 Pixel mit einer Pixelgröße von 6.45 µm × 6.45 µm. Da das Interferenzbild rund ist, gilt für die maximale Größe von B: B = 1040 Pixel · 6.45 µm ≈ 6.7 mm . Pixel (4.9) Möglich wäre also ein idealer Abbildungsmaßstab von A ≈ 0.26. Im realen Aufbau wird jedoch zur Vermeidung von Rückreflexen auf die Diode der am Auskoppler austretende Lichtstrahl leicht fokussiert, so dass ein Fokus zwischen Strahlteilerwürfel und Kamera entsteht. Auf der Kamera soll aber nicht nur das Interferenzmuster scharf abgebildet werden, sondern der Lichtstrahl soll auch einen ausreichend großen Strahlradius haben. Da die Position von Abbildungslinse und Kamera variabel einstellbar sind, kann iterativ eine Konfiguration gefunden werden, in der das Interferenzbild auf der Kamera ausreichend groß ist und gleichzeitig scharf auf die Kamera abgebildet wird. Der tatsächliche Abbildungsmaßstab kann dann durch Abbildung der Millimeterstriche eines Geodreiecks bestimmt werden zu A ∼ 0.17. Bei den hier durchgeführten Messungen hat das Interferenzbild auf der Kamera eine Größe von ca. 550 Pixeln. Dies entspricht einer Bildgröße von B ∼ 3.5 mm und somit einer Größe des Interferenzbildes von G ∼ 20.8mm. 4.2 Auswertung der Interferenzbilder In diesem Abschnitt werden die beiden Verfahren vorgestellt, mit denen die Interferenzbilder ausgewertet werden. Neben dem theoretischen Hintergrund wird erläutert, welche Messungen für das jeweilige Verfahren durchgeführt werden müssen. 43 4. Interferometrische Charakterisierung der Glaszelle Interferenzfit Seien ER (r) und EG (r) die komplexen Amplituden der elektrischen Felder, die vom Referenzspiegel und von der Glaszelle reflektiert werden und am 50:50-Strahlteilerwürfel interferieren, dann gilt für die Intensität des Interferenzsignals IInt (r) = |ER (r) + EG (r)|2 = |ER (r)|2 + |EG (r)|2 + ER (r)EG∗ (r) + ER∗ (r)EG (r) q q = IR (r) + IG (r) + 2 IR (r) IG (r) cos (2kf (r)) . (4.10) IR (r) und IG (r) sind die Intensitäten der beiden interferierenden Lichtstrahlen und k = 2π/960 nm ist die Wellenzahl des verwendeten Lichtes. In der Funktion f (r) und somit im Interferenzmuster ist die Information darüber enthalten, wie stark die Oberflächen gegeneinander verkippt sind und wie stark die Glaszelle gekrümmt ist, wenn der Referenzspiegel als glatt angenommen wird. Der Faktor 2 im Argument des Cosinus kommt dadurch zustande, dass sich jeder Beitrag zu f (r) durch das Hinund Zurücklaufen der Strahlen doppelt auswirkt [57]. Durch Umformen ergibt sich IInt (r) − IR (r) − IG (r) q q 2 IR (r) IG (r) = cos (2kf (r)) . (4.11) IInt (r), IR (r) und IG (r) können jeweils gemessen werden und k ist bekannt. Deswegen kann durch einen Fit an die rechte Seite von Gleichung 4.11 f (r) bestimmt werden. Dazu werden Bilder des Interferenzsignals und der beiden Arme des Interferometers aufgenommen. Um den Einfluss des Dunkelrauschens zu minimieren, wird von jedem der drei Bilder ein Bild des Hintergrunds abgezogen. Für f (r) wird als Fitfunktion angesetzt: f (r) = ax2 + by 2 + cx + dy + e . (4.12) Die linearen Terme beschreiben die Verkippung zwischen den beiden Oberflächen. Sie bestimmen die Richtung und die Anzahl der sichtbaren Interferenzstreifen. Die quadratischen Terme approximieren die Verkrümmung der Oberflächen der Glaszellen unter der Annahne, dass die Referenzoberfläche glatt ist. Denkbar ist, dass auch Polynome höherer Ordnung zur Charakterisierung der Glaszellenoberflächen nötig sein können. Dazu muss ausprobiert werden, ob ihre Hinzunahme zu f (r) den Fit an die Messdaten verbessert. 44 4.2. Auswertung der Interferenzbilder Phasenverschiebungsinterferometrie Phasenverschiebungsinterferometrie (englisch: phase-shifting interferometry (PSI)) basiert darauf, aus Interferenzbildern mit unterschiedlicher Phasenlage die Phase eines gesamten Bildes zu bestimmen. Dazu werden mehrere Bilder aufgenommen, zwischen denen die relative Phase δφ (t) der beiden Arme des Interferometers variiert wird: I (x, y, t) = a (x, y) + b (x, y) cos (Φ (x, y) + δφ (t)) . (4.13) Es gibt verschiedene technische Lösungen, kontrolliert unterschiedliche Arten von zeitäbhangigen Phasenunterschieden in einem Interferometer zu implementieren. Wenn jedoch, wie in dieser Masterarbeit, ein Algorithmus verwendet wird, für den nur zwei Interferenzbilder mit ausreichend großem Phasenunterschied benötigt werden, reicht leichte Berührung des Breadboards, auf dem das Interferometer aufgebaut ist, schon aus, um den benötigten Phasenunterschied zu erzeugen. Durch eine Punkt-für-Punkt Analyse mit einem entsprechenden Algorithmus kann dann die Phase Φ (x, y) des gesamten Interferogramms bestimmt werden. Jedoch wird bei dieser Auswertung die Phase des Interferogramms nur modulo 2π bestimmt. Um die kontinuierliche Phase des Interferogramms und somit das Höhenprofil der zu vermessenden Oberflächen zu erhalten, muss eine Technik verwendet werden, die im Englischen als phase unwrapping bezeichnet wird, wofür sich schwerlich eine passende deutsche Übersetzung finden lässt. Genau wie phase-shifting interferometry ist phase unwrapping eine weit verbreitete und und etablierte Technik der Interferometrie und es existieren verschiedene Algorithmen zu ihrer Anwendung. Beide Verfahren werden ausführlich z. B. in den Büchern von D. Malacara beschrieben [56, 58]. Die durch phase unwrapping ermittelte Phase Φ (x, y) des Interferograms ist nach Gleichung 4.10 mit dem Profil der zu vermessenden Oberfläche verknüpft: Φ (x, y) = 2kf (r) . (4.14) Somit kann aus der Phase Φ (x, y) direkt das Oberflächenprofil f (r) bestimmt werden. In dieser Masterarbeit wird ein Algorithmus übernommen und angepasst, der von Philipp Christoph im Rahmen seiner Masterarbeit zur Charakterisierung von Faserresonatoren eingesetzt wurde [57]. Das zugehörige Programm wurde in MATLAB geschrieben. Der darin verwendete PSI-Algorithmus wird in [59] beschrieben und ist frei zugänglich als MATLAB Programm erhältlich. Der phase unwrapping Algorithmus wurde von M. Costantini entwickelt und wird beschrieben in [60]. 45 4. Interferometrische Charakterisierung der Glaszelle Neben zwei Interferenzbildern mit unterschiedlicher Phase wird für die Durchführung des Programms noch ein Referenzbild benötigt, bei dem der Arm des Interferometers mit dem Referenzspiegel geblockt ist. Auf diesem Referenzbild muss dann ein Bereich mit bekannter Größe markiert werden. Sie muss im Programm angegeben werden, um den Abbildungsmaßstab so zu bestimmen, dass das errechnete Profil richtig skaliert wird. 4.3 Vermessung und Charakterisierung der Glaszelle Für alle drei erworbenen Glaszellen wurden Messreihen mit ausreichend Bildern aufgenommen, um für jede Oberfläche beide im vorigen Abschnitt beschriebenen Auswertungsmethoden mit verschiedenen Bildern durchführen zu können. Bei drei Glaszellen mit jeweils vier Seiten und Vorder- und Rückseite pro Seite sind das 24 Oberflächen. In diesem Abschnitt wird zunächst zur Charakterisierung des Interferometers die Kohärenzlänge der Diode vermessen und mit den Angaben des Herstellers verglichen. Anschließend wird die Anwendung beider o. g. Auswertungsmethoden am Beispiel einer Oberfläche demonstriert. 4.3.1 Messung der Kohärenzlänge Zur Überprüfung der Eigenschaften des Interferometers wird die Kohärenzlänge vermessen. Dazu werden zwei silberbeschichtete Spiegel mit gleichen Reflexionseigenschaften in den beiden Armen des Interferometers aufgebaut. In möglichst kleinen Schritten, die mit der Mikrometerschraube des Verschiebetisches, auf den die Spiegel jeweils montiert sind, noch zuverlässig eingestellt und abgelesen werden können, wird der Bereich durchgefahren, in dem Interferenz auftritt, und es wird jeweils ein Bild aufgenommen. Außerdem wird ein Referenzbild von jedem Spiegel aufgenommen. Zur Auswertung werden die Daten nach Gleichung 4.11 umgerechnet und ein Interferenzfit durchgeführt, um die Visibilität des Interferenzmusters und somit die Kohärenzfunktion zu bestimmen. An die so gemessene Visibilität des Interferenzmusters in Abhängigkeit vom Wegunterschied zwischen den beiden Armen ∆x kann eine Gauß-Verteilung zur Bestimmung der Kohärenzlänge angepasst werden: 1 1 fc (∆x) = √ exp − 2 σ 2π ∆x − µ σ !2 . (4.15) Da die Kohärenz bei einem Wegunterschied von ∆x = 0 am größten ist, können die Daten so reskaliert werden, dass µ = 0. Zwischen der Halbwertsbreite F W HM , die 46 4.3. Vermessung und Charakterisierung der Glaszelle 1 Amplitude des Interferenzsignals 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 ∆x [µm] Abbildung 4.2.: Gemessene (blau) und gefittete (rot) Kohärenzfunktion der Superlumineszenzdiode hier dann direkt der Kohärenzlänge Lc entspricht, und der Standardabweichung σ einer Gauß-Verteilung besteht der Zusammenhang: q F W HM = 2 2 ln (2) σ ≈ 2.3548 σ . (4.16) Der Fit an die Messdaten (vgl. Abbildung 4.2) ergibt eine Standardabweichung von σ = 14.7 µm (4.17) Lc = 34.6 µm . (4.18) und somit eine Kohärenzlänge von Dieser Wert weicht ziemlich deutlich von dem in Gleichung 4.4 berrechneten Wert von 46.1 µm ab, in dem die spektrale Breite ∆λ = 26.4 nm aus dem Testreport der Superlumineszenzdiode verwendet wurde. Außerdem ist zu beobachten, dass die gemessene Kohärenzfunktion nicht ganz auf das erwartete Maximum von 1 ansteigt. Dies kann mit der endlichen Güte des Strahlteilerwürfels und anderen systematischen Fehlern im Interferometer zusammenhängen, die die Visibilität des Interferenzmusters limitieren. Wird für die Berechnung der Kohärenzlänge aber der im Datenblatt der Diode3 3 https://www.superlumdiodes.com/pdf/48hp.pdf 47 4. Interferometrische Charakterisierung der Glaszelle als typisch angegebene Wert für die spektrale Breite ∆λ = 35 nm verwendet, ist das Ergebnis Lc = 34.8 µm , (4.19) was sehr gut mit dem aus der Messung bestimmten Wert übereinstimmt. 4.3.2 Auswertung mit Interferenzfit Die Auswertung eines Interferenzbildes, das durch Reflexion an der Vorderseite einer Glaszellenwand im Interferometer entstanden ist, wird beispielhaft in Abbildung 4.3 gezeigt. Zunächst werden die Daten nach Gleichung 4.11 umgerechnet, so dass an das resultierende Bild (Abbildung 4.3(a)) die rechte Seite von Gleichung 4.11 angepasst werden kann (Abbildung 4.3(b)) mit dem Ansatz für f (r) aus Gleichung 4.12. Dazu wird ein Bereich ausgewählt, der komplett durch das Interferenzbild ausgefüllt wird. Die Abweichung des Fits vom eigentlichen Bild ist in Abbildung 4.3(d) zu sehen. Die Analyse zeigt, dass zwischen den Koeffizienten c und d aus Gleichung 4.12 und der Anzahl und Richtung der Interferenzstreifen der erwartete Zusammenhang besteht. Denn je größer die Verkippung der Glaszellenoberfläche im Verhältnis zur Referenzoberfläche in x- bzw. y-Richtung ist, desto größer sind die auftretenden Wegunterschiede und desto mehr Maxima und Minima der Interferenz sind auf dem Bild zu sehen. Jedoch sind auch die Koeffizienten a und b, die eigentlich die von der Verkippung unabhängige Verkrümmung der Glaszellenoberfläche approximieren sollen, abhängig davon, wie die Richtung und Anzahl der Streifen des Interferenzbildes aussieht. Darüber hinaus zeigen sich bei der Bildung der punktweisen Differenz von Fit und Daten Artefakte, die abhängig vom Aussehen des ursprünglichen Interferenzbildes sind. Werden trotz dieser Imperfektionen des Interferenzfits die errechneten Werte von a und b benutzt, um die parabolische Verkrümmung der Glaszelle auf der Größe des Interferenzbildes zu berechnen, so ist die sich dabei ergebende Höhendifferenz bei allen Glaszellen kleiner als λ/4. Meistens liegt sie sogar in der Größenordnung von λ/10. Zu beachten ist, dass für diese Auswertung die Wellenlänge λ = 671 nm des später im Experiment verwendeten Abbildungslichtes und nicht die Wellenlänge der im Interferometer verwendeten Diode benutzt werden muss. Die rechnerische Auswertung bestätigt den rein optischen Eindruck des Interferenzbildes auf der Kamera (Abbildung 4.3(c)), nämlich dass die Interferenzstreifen nur sehr gering gekrümmt sind. Da die Koeffizienten der quadratischen Terme in dem Fit für f (r) trotz der guten Qualität des Fits schon keine reproduzierbaren Ergebnisse für verschiedene Interferenzbilder liefern, überrascht es auch nicht, dass durch die Hinzunahme höherer 48 12 10 8 6 4 2 2 4 6 x [mm] 8 10 12 14 -1 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 y [mm] 49 12 10 8 6 4 2 2 4 6 x [mm] 8 10 12 12 10 8 6 4 2 4 6 8 x [mm] 10 12 14 (d) Abweichung des Fits vom Interferenzbild. 2 Abbildung 4.3.: Auswertung eines Interferenzbildes unter Nutzung des Interferenzfits (c) Interferenzbild auf der Kamera y [mm] 14 -1 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 -0.3 -0.2 -0.1 0 0.1 0.2 0.3 0.4 (a) Interferenzbild mit Umrechnung der Daten nach Gleichung 4.11 (b) Fit an das Interferenzbild mit dem Ansatz für f (r) aus Gleichung 4.12 y [mm] 1 4.3. Vermessung und Charakterisierung der Glaszelle 4. Interferometrische Charakterisierung der Glaszelle polynomialer Ordnungen keine weiteren nennenswerten Aussagen getroffen werden können. 4.3.3 Phase shifting interferometry und phase unwrapping Algorithmus Für den phase shifting interferometry und phase unwrapping Algorithmus werden zwei Interferenzbilder mit unterschiedlicher Phasenlage benötigt und ein Bild, bei dem der Strahl, der von dem Referenzspiegel reflektiert wird, blockiert ist. Eines der beiden hier verwendeten Interferenzbilder ist das bereits im vorigen Abschnitt benutzte Bild aus Abbildung 4.3(c). Zur Durchführung des Programms müssen dann zuerst ein Bereich, dessen Größe bekannt ist und aus dem das Programm die Vergrößerung errechnet, und ein Bereich, in dem komplett Interferenzstreifen mit ausreichend großer Visibilität vorhanden sind, ausgewählt werden. Dann errechnet das Programm mittels PSI Algorithmus und anschließendem phase unwrapping das Höhenprofil des Interferenzbildes (Abbildung 4.4(a)). Der dominante Beitrag zum Höhenprofil ist die Verkippung zwischen den beiden reflektierenden Oberflächen. Um diesen abzuziehen, wird ein linearer Fit in x- und y-Richtung an das errechnete Höhenprofil durchgeführt (Abbildung 4.4(b)). Nach Subtraktion von errechnetem Höhenprofil und linearem Fit ist deutlich zu erkennen, dass auch bei diesem Verfahren Artefakte übrig bleiben, die von den verwendeten Interferenzbildern abhängen. Diese Artefakte sind deutlich größer als sonstige erkennbare Verformungen der zu untersuchenden Glaszellenoberfläche. Eine exakte Aussage über das Oberflächenprofil lässt sich also auch mit diesem Verfahren nicht treffen. Auch in [57] wurden derartige Artefakte beobachtet. Dort überdeckten diese jedoch nicht das zu beobachtende Profil, da die Tiefe des Profils der vermessenen Faserresonatoren deutlich größer als eine Wellenlänge des im Interferometer verwendeten Lichtes war. Es wird versucht, durch parabolische Kurvenanpassungen an waagerechte und senkrechte Schnitte durch das Bild der Abweichungen eine Aussage über eine eventuelle Verkrümmung der Oberfläche treffen zu können. Jedoch zeigt sich, dass die Ergebnisse nicht reproduzierbar sind, wenn unterschiedliche Bilder für das Programm verwendet werden oder wenn auch nur die Reihenfolge bei der Auswahl der Bilder für den Algorithmus vertauscht wird. Am Rand des errechneten Höhenprofils stärker auftretende Abweichungen sind nicht auf eine Krümmung der Glaszellenoberfläche zurückzuführen, sondern auf eine nachlassende Qualität des Algorithmus aufgrund von schlechterer Ausleuchtung des 50 51 2 4 8 x [mm] 6 10 12 -1.5 -1 -0.5 0 0.5 2 4 Höhe des Profil des Interferenzbildes [µm] 8 x [mm] 6 12 10 8 6 4 2 4 8 x [mm] 6 10 12 -1.5 -1 -0.5 0 0.5 1 1.5 2 10 12 -0.2 -0.15 -0.1 -0.05 0 0.05 0.1 0.15 0.2 (b) Linearer Fit in x- und y-RIchtung an das errechnete Höhenprofil des Interferenzbildes y [mm] (c) Abweichung des linearen Fits von dem errechneten Höhenprofil 12 10 8 6 4 2 (a) Errechnetes Höhenprofil des Interferenzbildes 12 10 8 6 1 1.5 2 Höhe des linearen Fits [µm] Abbildung 4.4.: Auswertung eines Interferenzbildes mittels phase shifting interferometry und phase unwrapping Algorithmus y [mm] 4 y [mm] 2 Höhe der Abweichungen [µm] 2 4.3. Vermessung und Charakterisierung der Glaszelle 4. Interferometrische Charakterisierung der Glaszelle Interferenzbildes am Rand (vergleiche auch Abbildunge 4.3(c)). Außerdem weist der phase unwrapping Algorithmus am Rand größere Artefakte auf, die in Abbildung 4.4 schon nicht mehr zu sehen sind, da das vom Programm errechnete Höhenprofil vor der weiteren Auswertung zugeschnitten wurde, um den Einfluss der Artefakte zu minimieren. 4.4 Signifikanz der Auswertungsmethoden Die beiden beschriebenen Methoden zur Auswertung der Interferenzbilder unterscheiden sich deutlich in ihrer Komplexität und somit in ihrem Rechenaufwand. Der Interferenzfit ist die denkbar einfachste Art und Weise, an die Auswertung eines Interferenzbildes heranzugehen, und dadurch sehr schnell durchführbar. Die Anwendung von phase shifting interferometry und phase unwrapping Algorithmus erfordert mehr Rechenzeit, verspricht aber auch genauere Ergebnisse. In diesem Fall hat sich herausgestellt, dass beide Methoden es nicht zulassen, eine präzise Aussage über das tatsächliche Profil der Oberflächen der Glaszellen zu treffen. Es ist aber dennoch in beiden Fällen möglich, ein oberes Limit der Verkrümmung festzulegen. Dieses ist bei allen Oberflächen aller Glaszellen kleiner als λ/4 und damit können die Glaszellen im Experiment verwendent werden. Dieses Ergebnis ist sehr gut vereinbar mit dem rein optischen Eindruck, dass auf den Bildern der Kamera sehr gerade Interferenzstreifen zu sehen sind. Die Präzision bei der Bestimmung des Profils der betrachteten Oberflächen ist aber nicht nur durch die Qualität der Auswertung limitiert. Alle anderen im Interferometer benutzten optischen Elemente müssen darüber hinaus eine kleinere Verkrümmung aufweisen als das zu untersuchende Element, damit das Interferometer als ganzes die Verkümmung des untersuchten Elements überhaupt nachweisen kann. Da die Krümmung der verwendeten optischen Komponenten, die beim Aufbau des Interferometers verwendet wurden, meistens auch nur mit < λ/10 angegeben wird, wird es mit dem Interferometer nicht möglich sein, Krümmungen in dieser Größenordnung nachzuweisen. Nach dem Einbau in das Experiment wird die Glaszelle evakuiert, wodurch eine stärkere Verkrümmung der Glaszellenoberflächen zu erwarten ist. Um diese Verkrümmung ausreichend zu unterdrücken, wurden 5 mm als Dicke für die Wände der Glaszellen gewählt. Denn je dicker die Glaswände sind, desto weniger werden sie beim Evakuieren verkrümmt. Nach der Evakuierung der Glaszelle kann dann mit dem in dieser Masterarbeit aufgebauten, transportablen Interferometer die Verkrümmung erneut gemessen werden. 52 4.4. Signifikanz der Auswertungsmethoden Das Interferometer wird zu einem späteren Zeitpunkt noch einen weiteren Zweck erfüllen, nämlich bei der Justage der beiden hochauflösenden Objektive [61]. Wenn die Objektive im Strahlengang des durch sie hindurchgehenden Laserstrahls des Interferometers nicht gerade ausgerichtet sind, rufen sie eine Verzerrung des Interferenzmusters hervor. Dann müssen die Objektive justiert werden, bis die Krümmung der Streifen minimal wird, so dass sie gerade im Strahlengang stehen. 53 Kapitel 5 Aufbau des Vakuums Dieses Kapitel behandelt den Aufbau der Vakuumkammer und die Realisierung des Ultrahochvakuums. Zunächst werden die Vakuumkammer und die verschiedenen technischen Komponenten beschrieben, die an die Kammer angeflanscht werden. Danach wird im Einzelnen geschildert, wie die Kammer, der Vakuumkreislauf und der Vorvakuumkreislauf aufgebaut werden und in welcher Abfolge dann das Vakuum in der Kammer erzeugt wird. 5.1 Aufbau und Funktionsweise der Vakuumkammer Die Vakuumkammer dieses Experiments wurde von von Marcel Bankau im Rahmen seiner Bachelorarbeit entworfen [44]. Eine CAD-Zeichnung der Kammer ist in Abbildung 5.1 zu sehen. Die Kammer ist in zwei Teile gegliedert, die als 2D-MOT Kammer und 3D-MOT Kammer bezeichnet werden können. Sie sind durch eine differentielle Pumpstufe miteinander verbunden. Diese ermöglicht, dass die Drücke in beiden Teilen der Kammer unterschiedlich sein können. Denn in der 2D-MOT Kammer ist der erreichbare Druck durch den Dampfdruck des Lithiums limitiert. In der 3D-MOT Kammer muss aber ein Ultrahochvakuum von bis zu 10−11 mbar realisiert werden. Die differentielle Pumpstufe besteht aus einem Graphitröhrchen, da Graphit ein gutes Gettermaterial für Rubidium ist und somit verhindern soll, dass sich Rubidiumatome an den Sichtfenstern der Vakuumkammer ablagern. In beiden Teilen der Vakuumkammer sind Flansche für jeweils eine Turbopumpe HiPace 80 von Pfeiffer Vacuum und eine Ionengetterpumpe NEXTorr D 500-5 von SAES Group vorgesehen. Die NEXTorr Pumpe ist eine Kombination aus Ionengetterpumpe und einer Pumpe mit einem nicht-verdunstenden Gettermaterial (englisch: non-evaporable getter (NEG)). Dadurch wird keine separate und bis vor kurzer Zeit in solchen Experimenten übliche Titan-Sublimationspumpe benötigt. Zwischen 55 5. Aufbau des Vakuums Abbildung 5.1.: CAD-Zeichnung der Vakuumkammer aus [44]. Jede Nummer ist einem bestimmten Flansch oder einer Gruppe von Flaschen mit jeweils gleicher Funktion zugeordnet: (1) Sichtfenster für Transferstrahl, (2) Blindflansch, (3)/(12) Turbopumpen, (4)/(11) NEXTorr Pumpen, (5) Kaltkathodenmessröhre und Blindflansch, (6) Lithiumofen, (7) Sichtfenster für 2D-MOT-Strahlen, (8) Stromdurchführung für Rubidiumdispenser und Sichtfenster, (9) T-Stück für Abbremsstrahl, (10) Kaltkathodenmessröhre und Sichtfenster, (13) Glaszelle bzw. zunächst Blindflansch. Turbopumpe und Kammer ist jeweils ein Eckventil (Series 541) von VAT und ein Wellschlauch von Pfeiffer Vacuum angebracht. Die Wellschläuche verhindern, dass durch das Abpumpen an zwei verschiedenen Punkten große Spannungen entstehen. Durch die Eckventile kann die Verbindung zwischen Kammer und Turbopumpen geschlossen werden. Zur Messung des Drucks in beiden Kammern wird jeweils eine Kaltkathodenmessröhre vom Typ IKR 070 von Pfeiffer Vacuum angebracht. Als Vorvakuumpumpe wird eine Kolbenpumpe XtraDry 150-2 von Pfeiffer Vacuum verwendet. An sie sind beide Turbopumpen in Parallelschaltung angeschlossen. Die Verbindungen können mit jeweils einem Ventil unterbrochen werden. An den Vorvakuumkreislauf ist auch ein Manometer angeschlossen, mit dem beobachtet werden 56 5.2. Realisierung des Vakuums kann, ob der Druck in der Vakuumkammer durch das Einschalten der Vorpumpe wie erwartet auf die Größenordnung von 1 mbar abfällt. Außerdem ist mit einem Ventil ein Schlauch an den Vorvakuumkreislauf angeschlossen, über den die Vakuumkammer mit Argon geflutet werden kann. Die Halterung aus Aluminium für die Vakuumkammer, die Eckventile und die Turbopumpen wurde von Justus Brüggenjürgen im Rahmen seiner Hiwi-Tätigkeit an diesem Experiment entworfen. 5.2 Realisierung des Vakuums In diesem Abschnitt wird beschrieben, in welchen Schritten der Aufbau der Vakuumkammer und die Realisierung des Vakuums bis zum Abschluss dieser Masterarbeit erfolgt sind. Anschließend wird ein Ausblick auf das weitere Vorgehen bis zum Erreichen des benötigten Vakuums gegeben. 5.2.1 Bisherige Schritte Es wurde entschieden, das Vakuum zuerst mit einem Blindflansch anstelle der Glaszelle zu realisieren, um eine Beschädigung der Glaszelle beim später beschriebenen Ausheizen zu vermeiden. Denn nach dem Anbringen der Glaszelle muss dann vielleicht nicht erneut ausgeheizt werden. Vorbereitung Um Fehlschläge und sehr langwierige Wiederholungen beim Aufbau des Vakuums mit möglichst großer Wahrscheinlichkeit auszuschließen, muss neben einer genauen Planung des Ablaufs eine hohe Sauberkeit bei allem, was mit der Vakuumkammer in Berührung kommt oder in ihrer Nähe ist, gewährleistet sein. Dazu werden zunächst alle Pappkartons und anderen Objekte, die Staub anziehen, aus dem Labor entfernt und anschließend wird im Labor Staub gewischt. Die gesamte Halterung der Vakuumkammer wird mit Isopropanol gereinigt und alle Werkzeuge werden in einem Ultraschallbad gereinigt, das ebenfalls mit Isopropanol gefüllt wird. Außerdem wird der Bereich um die Vakuumkammer herum mit Aluminiumfolie ausgelegt. Zusammenbauen Als erster Schritt nach der Vorbereitung wird die Vakuumkammer in die Halterung gebaut. Die Ausrichtung der Vakuumkammer wird mit einer Laserwasserwaage überprüft. Mit biegsamen Metallstreifen unterschiedlicher Dicke kann getestet werden, an 57 5. Aufbau des Vakuums Abbildung 5.2.: Blick durch ein Sichtfenster der Vakuumkammer auf die beiden Rubidiumdispenser und das Graphitröhrchen welchen Stellen die Kammer tatsächlich auf der vorgesehenen Halterung aufliegt und wo noch ein kleiner Luftschlitz dazwischen liegt. Als nächstes wird der Vorvakuumteil aufgebaut. Dazu wird bei jedem Aufeinandertreffen zweier Verbindungsstücke ein Dichtungsring dazwischen gelegt und alles wird mit einem Spannring fixiert. Daraufhin werden alle Bauteile außer dem Lithiumofen an die Vakuumkammer angeflanscht. Dazu werden Schrauben aus nicht-magnetischem Edelstahl mit Doppelmuttern verwendet, die das Zusammenschrauben sehr erleichtern. Da die Schrauben bis kurz vor ihrer Benutzung noch original verpackt sind, müssen sie nicht erneut gereinigt werden. Allerdings werden alle Schrauben mit Molykote 1000 Paste eingeschmiert, damit sie sich wieder lösen lassen, falls ein Bauteil doch einmal entfernt oder ausgewechselt werden müsste. Zwischen zwei Flansche kommt jeweils ein metallischer Dichtungsring. In der 3DMOT Kammer werden dazu Ringe aus weichgeglühtem Kupfer verwendet. In der 2D-MOT Kammer werden dagegen Ringe aus Nickel verwendet, da das gasförmige Lithium Kupfer stark angreift. In Abbildung 5.2 ist gezeigt, wie durch ein Sichtfenster auf das Graphitröhrchen und die beiden Rubidiumdispenser geblickt werden kann. 58 5.2. Realisierung des Vakuums Abbildung 5.3.: Aufgebaute Vakuumkammer nach dem Einschalten der Vorpumpe. Über die roten Schläuche werden die Turbopumpen ab ihrer Inbetriebnahme wassergekühlt. Die Turbopumpen und Kaltkathodenmessröhren sind hier noch nicht angeschlossen. Vorbereitung des Lithiumofens und Einschalten der Vorpumpe Da Lithium sehr schnell oxidiert, soll der Lithiumofen erst möglich kurz vor dem Einschalten der Pumpen präpariert werden. Da in dem Experiment später mit beiden Lithiumisotopen gearbeitet werden soll, haben wir sowohl normales Lithium mit der natürlichen Häufigkeit von 92.6 % 7 Li und 7.4 % 6 Li als auch auf 95 % angereichertes 6 Li gekauft. Um die schnelle Oxidation von Lithium zu vermeiden, wird entscheiden, von beiden Sorten Lithium jeweils einen großen Block in den Lithiumofen zu tun, um eine möglichst große Masse bei möglichst kleiner Oberfläche zu erzielen. Zum Schutz vor Oxidation wird der Lithiumofen außerdem zuvor mit Argon geflutet. Die Präparation des Ofens läuft dann wie folgt ab: Die beiden Sorten Lithium werden aus ihren Behältern geholt und in einer Schale, die mit Isopropanol gefüllt ist, gereinigt. Dann wird von beiden Sorten jeweils ein Block mit einem Skalpell abgeschnitten und die oxidierten Oberflächen werden entfernt. Dann wird das Lithium möglichst schnell in den mit Argon gefluteten Ofen gelegt und der Ofen wird an 59 5. Aufbau des Vakuums die Vakuumkammer angeflanscht. Danach wird sofort die Vorpumpe eingeschaltet. Anhand des an der Vorpumpe angebrachten Manometers kann überprüft werden, dass der Druck fällt. Nach dem Einschalten der Vorpumpe wurde das in Abbildung 5.3 gezeigte Photo aufgenommen. Inbetriebnahme der Turbopumpen und Drucksonden Wenn das Manometer anzeigt, dass der Druck in der Vakuumkammer gefallen ist, können die Turbopumpen hochgefahren werden, damit sie nicht direkt gegen den Raumdruck pumpen. Der Treiber der Turbopumpen fährt dann bei ausreichend niedrigem Druck ein vorinstalliertes Programm durch, bei dem die Rotoren der Pumpen auf eine Frequenz von 1500 Hz hochgefahren werden. Wenn die Turbopumpen einige Zeit bei ihrer vorgesehenen Frequenz gelaufen sind, können auch die Drucksonden bedenkenlos eingeschaltet werden, denn diese dürfen erst ab einem Druck von maximal 5 × 10−3 mbar aktiviert werden. Wenn keine größeren Lecks vorhanden sind, ist nach Einschalten der Turbopumpen ein rapider Abfall des Drucks in der Kammer zu beobachten. Das Auftreten von Lecks wird getestet, indem Isopropanol auf die Verbindungsstellen der Flansche getropft und dabei beobachtet wird, ob der Druck in der Kammer ansteigt. Auch wenn alle größeren Lecks geschlossen sind, geht der Abfall des Drucks nach einiger Zeit in einen viel langsameren Verlauf über, bei dem der Druck nur noch langsam fällt. Die Ursache sind so genannte virtuelle Lecks, also das Ausgasen verschiedener Stoffe aus dem Stahl der Vakuumkammer in die Kammer hinein. Die Leckrate dieser virtuellen Lecks kann für viele Monate oder auch Jahre in der Größenordnung der Pumpleistung der Turbopumpen bleiben, wenn sie nicht durch Ausheizen weitestgehend beseitigt werden. Durch den Betrieb der Turbopumpen wird an diesem Experiment ein Druck von 1.1 × 10−7 mbar in der 2D-MOT Kammer und von 5.5 × 10−8 mbar in der 3D-MOT Kammer erreicht. Dieser Druck ist niedrig genug, um mit dem Ausheizen beginnen zu können. Ausheizen Die Idee beim Ausheizen ist, die Vakuumkammer so stark zu erhitzen, dass die sich im Stahl der Kammer befindenden Gase, die virtuelle Lecks verursachen, innerhalb weniger Tage mit einer viel größeren Rate als bei Raumtemperatur in die Kammer ausgasen, wo sie dann durch die Turbopumpen abgepumpt werden können. Dazu wird die gesamte Vakuumkammer mit Heizbändern umwickelt, von denen jedes ei60 5.2. Realisierung des Vakuums ne unabhängig einstellbare Spannungsversorgung erhält. Außerdem wird die gesamte Kammer in viele Lagen Aluminiumfolie eingewickelt, um ein langsames thermalisieren und das Auftreten hoher Temperaturgradienten, die die Sichtfenster beschädigen könnten, zu vermeiden. Um die Sichtfenster besonders zu schützen, werden auf sie passende kreisrunde Scheiben aus 2 mm dickem Aluminium gelegt. Zum Ausheizen an diesem Experiment werden 17 Heizbänder mit unabhängig einstellbarer Spannungsversorgung und 16 Temperaturmesspunkte verwendet. Mit den Heizbändern wird die Vakuumkammer innerhalb einiger Stunden vorsichtig so geheizt, dass sich alle Temperaturmesspunke bei einem Wert um die 150 ◦C einpendeln. Dadurch steigt der Druck in der 2D-MOT Kammer auf 7.8 × 10−5 mbar und in der 3D-MOT Kammer auf 1.6 × 10−5 mbar an. Die Turbopumpen bleiben dabei durchgehend in Betrieb. Dadurch fällt der Druck nach einigen Tagen wieder auf 8.0 × 10−8 mbar in der 2D-MOT Kammer und 3.0 × 10−8 mbar in der 3D-MOT Kammer. 5.2.2 Zukünftige Schritte Beim Abkühlen nach dem Ausheizen ist zu erwarten, dass der Druck in der Vakuumkammer um zwei Größenordnungen fällt und dann ca. bei 3 × 10−10 mbar in der 3D-MOT Kammer liegt. Um den finalen Druck zu erreichen, können dann die Ionengetterpumpen eingeschaltet werden. Danach wird die Vakuumkammer nochmal geöffnet, um die Glaszelle anzubringen. Um das Eindringen von Luftfeuchtigkeit und anderen Gasen in die Kammer zu verhindern, wird diese zuvor über den am Vorvakuumkreislauf angebrachten Schlauch mit Argon geflutet. Wenn die Kammer dann durch das Anbringen der Glaszelle wieder geschlossen wird, werden zunächst die Vorpumpe und dann die Turbopumpen wieder in Betrieb genommen. Es ist denkbar, dass dann ohne erneutes Ausheizen wieder ein ausreichend niedriger Druck erreicht wird, um die Ionengetterpumpen in Betrieb nehmen zu können. Erfahrungsgemäß wird der beste Druck letztendlich erreicht, wenn die Eckventile, die die beiden Turbopumpen mit der Vakuumkammer verbinden, geschlossen werden und nur noch die Ionengetterpumpen in der Kammer aktiv sind. Die Turbopumpen können dann ausgeschaltet werden, bleiben aber an der Kammer befestigt, falls sie zu einem späteren Zeitpunkt nochmal gebraucht werden. Der Vorvakuumkreislauf kann dann komplett abgebaut werden. 61 Kapitel 6 Fazit und Ausblick Im Rahmen dieser Masterarbeit wurden mehrere Projekte durchgeführt, die wichtiger Bestandteil des Aufbaus eines neuen Quantengasmikroskops für fermionische und bosonische Lithiumatome sind. Dazu wurde zunächst gezeigt, wie sich diese Projekte in die Entwicklung des gesamten Experiments einfügen und wie ein kompletter Experimentzyklus letztendlich ablaufen könnte. Als erstes Projekt wurden die Magnetfeldspulen für das Experiment entworfen. Für die Adressierung der Feshbach-Resonanzen von Lithiumatomen werden einerseits hohe Magnetfelder benötigt. Andererseits ist der am Experiment vorhandene Platz für Magnetspulen begrenzt durch die Verwendung einer kompakten 2D-/3DMOT-Anordnung ohne weiteren Transport. Der Entwurf für die Spulen besteht aus zwei Spulenpaaren zur Erzeugung verschiedener Kombinationen aus homogenen Magnetfeldern und Magnetfeldgradienten. Eine zusätzliche einzelne Spule ermöglicht darüber hinaus erneutes Evaporieren und die Präparation kleiner Teilchenzahlen in der Abbildungsebene der hochauflösenden Objektive. Die von den Spulen erzeugten Magnetfelder wurden simuliert und die Eigenschaften der Spulen charakterisiert. Die Aluminiumhalter der Spulen werden innerhalb der nächsten Wochen von der dem Institut für Laserphysik zur Verfügung stehenden Feinmechanikwerkstatt gefertigt. Anschließend werden die Spulen von Oswald in diese Halter gewickelt, so dass sie bald für den Einsatz am Experiment zur Verfügung stehen. Außerdem wurde in dieser Masterarbeit ein Twyman-Green-Interferometer zur Charakterisierung von optischen Elementen aufgebaut. Mit diesem wurde das Oberflächenprofil der drei Glaszellen, von denen eine im Experiment verwendet werden soll, vermessen, um zu überprüfen, ob diese den Anforderungen an eine beugungsbegrenzte Abbildung genügen. Durch die Auswertung der Interferenzbilder mit zwei unterschiedlichen Algorithmen konnte gezeigt werden, dass die Verkrümmung der Oberflächen aller Glaszellen klein genug ist, um diese im Experiment verwenden zu 63 6. Fazit und Ausblick können. Darüber hinaus kann das Interferometer zu einem späteren Zeitpunkt benutzt werden, um die Verkrümmung der Glaszellen durch die Evakuierung zu bestimmen und um die Ausrichtung der hochauflösenden Objektive im Strahlengang zu überprüfen. Schließlich wurde während dieser Masterarbeit die Vakuumkammer mit ihrer Halterung aufgebaut und die meisten Schritte auf dem Weg zum Ultrahochvakuum wurden realisiert. Es wurde gezeigt, wie der Aufbau der Kammer und ihrer Komponenten erfolgte und wie die einzelnen Pumpstufen bis zum Erreichen des erforderlichen Drucks ablaufen. Nach jetziger Erkenntnis sind in der Kammer keine störenden Lecks mehr vorhanden und der gewünschte Druck könnte schon in wenigen Tagen realisiert werden. Da die Realisierung des erforderlichen Vakuums bald abgeschlossen sein könnte und da die Magnetfeldspulen in absehbarer Zeit zur Verfügung stehenden werden, wird der nächste Schritt des Experiments die Realisierung einer MOT für fermionisches 6 Li sein. Für dieses Ziel und die weiteren Ziele darüber hinaus sind die folgeden Punkte essentiell: • Planung und Aufbau der Optik an der Vakuumkammer für die 2D-/3D-MOT und die graue Melasse • Planung und Aufbau der Stromversorgung und Wasserkühlung für die Magnetfeldspulen und Integration der Spulen in den Gesamtaufbau des Experiments • Inbetriebnahme des Hochleistungslasers für die optische Dipolfalle und Planung und Aufbau von passender Optik • Planung der Optik, Halterung und Justage der hochauflösenden Objektive für deren Integration in das Experiment 64 Anhang A Wichtige Feshbach-Resonanzen Atom Streukanal B0 [G] ∆ [G] 6 Li ab 832.2 -262.3 6 Li ac 689.7 -166.6 6 Li bc 809.8 -200.2 7 Li aa 736.8 -192.3 87 Rb aa 1007.4 0.21 6 Li 87 Rb aa 1067 10.62 7 Li 87 Rb aa 649 -70 Tabelle A.1.: Auflistung der wichtigsten Feshbach-Resonanzen von einzelnen Spezies und Mischungen zweier Spezies, die mit dem Experiment adressiert werden können. Angegeben sind jeweils der Streukanal, die Position der Resonanz B0 und die Breite ∆. Daten aus [41] und [27]. 65 Anhang B Transmissionsspektrum einer Glaszellenwand 100 0(1) ° 8(1) ° 18(1) ° 28(1) ° 98 94 300 100 400 500 400 500 600 700 800 900 1070 nm 1064 nm 960 nm 813 nm 95 671 nm 96 780 nm 532 nm 97 323 nm Transmission [%] 99 1000 1100 60 600 800 900 1000 1070 nm 960 nm 813 nm 780 nm 700 1064 nm 0 300 671 nm 20 532 nm 40 323 nm Transmission [%] 80 1100 Wellenlänge [nm] Abbildung B.1.: Mit einem Photospektrometer aufgenommene Messkurven zur Transmission an einer einzelnen Glaszellenwand. Der obere Graph zeigt eine Vergrößerung des Transmissionsbereichs zwischen 94 % und 100 %. Die für das Experiment relevanten Wellenlängen sind durch beschriftete Querbalken markiert. Die Abbildung und weitere Informationen dazu sind zu finden in der Masterarbeit von Andreas Kerkmann [28]. 67 Abbildungsverzeichnis 1.1. Simulation von Molekülen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Simulation von atomaren Prozessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1. Energieschema von 6 Li . . . . . . . . . . . . . . 2.2. Entstehung eines Dunkelzustandes . . . . . . . . 2.3. Prinzip der grauen Melasse . . . . . . . . . . . . 2.4. Energie der Zeeman-Unterzustände von 6 Li . . 2.5. Prinzip der Feshbach-Resonanz . . . . . . . . . 2.6. Feshbach-Resonanzen von 6 Li . . . . . . . . . . 2.7. Lasersystem für 2D-3D-MOT und graue Melasse 2.8. Lithiumofen und zusätzlicher Abbremstrahl . . 2.9. Auskippen einer Mikrofalle . . . . . . . . . . . . 2.10. Einzelplatz aufgelöste Bilder von 6 Li . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 8 9 13 14 15 17 18 20 22 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. Skizze Spulenpaare . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Homogenes Magnetfeld der äußeren Feshbach-Spulen . . . . . . . . Magnetfeld einer einzelnen Leiterschleife . . . . . . . . . . . . . . . Skizze Einzelspule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kombiniertes Feld von Auskipp-Spule und äußeren Feshbach-Spulen . . . . . 29 30 33 34 36 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. Twyman-Green-Interferometer . . . . . . . . . . . . . . . Gemessene und angepasste Kohärenzfunktion . . . . . . Auswertung mit dem Interferenzfit . . . . . . . . . . . . Auswertung mit PSI und phase unwrapping Algorithmus . . . . 41 47 49 51 5.1. CAD-Zeichnung der Vakuumkammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2. Blick durch ein Sichtfenster der Vakuukammer . . . . . . . . . . . . . 5.3. Aufgebaute Vakuumkammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 58 59 B.1. Transmissionsspektrum einer Glaszellenwand . . . . . . . . . . . . . . 67 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 3 . . . . . . . . 69 Tabellenverzeichnis A.1. Wichtige Feshbach-Resonanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 65 Literaturverzeichnis [1] R. P. Feynman, “Simulating physics with computers,” International Journal of Theoretical Physics, vol. 21, no. 6-7, pp. 467–488, 1982. [2] T. D. Ladd, F. Jelezko, R. Laflamme, Y. Nakamura, C. Monroe, and J. L. O’Brien, “Quantum computers,” Nature, vol. 464, no. 7285, pp. 45 – 53, 2010. [3] C. C. Bradley, C. A. Sackett, J. J. Tollett, and R. G. Hulet, “Evidence of BoseEinstein Condensation in an Atomic Gas with Attractive Interactions,” Phys. Rev. Lett., vol. 75, pp. 1687–1690, Aug 1995. [4] M. H. Anderson, J. R. Ensher, M. R. Matthews, C. E. Wieman, and E. A. Cornell, “Observation of Bose-Einstein Condensation in a Dilute Atomic Vapor,” Science, vol. 269, no. 5221, pp. 198–201, 1995. [5] K. B. Davis, M. O. Mewes, M. R. Andrews, N. J. van Druten, D. S. Durfee, D. M. Kurn, and W. Ketterle, “Bose-Einstein Condensation in a Gas of Sodium Atoms,” Phys. Rev. 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Auch dafür, dass ich an einer hervorragenden Sommerschule zu ultrakalten Quantengasen in der geschichtsträchtigen École de Physique des Houches und an der Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft teilnehmen durfte, möchte ich mich herzlich bedanken. Bei Prof. Henning Moritz bedanke ich mich für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens. Darüber hinaus möchte ich mich bei allen Dozenten des Instituts für Laserphysik und des Zentrums für optische Quantentechnologien für ihre sehr guten und begeisternden Vorlesungen bedanken, die den Einstieg in das Forschungsgebiet der Quantenoptik und der ultrakalten Quantengase sehr erleichtern. Ein großer Dank gebührt natürlich meinen beiden Betreuern. Zum einen Dr. Christof Weitenberg, der über die bewundernswerte Fähigkeit verfügt, für viele Menschen, die an unterschiedlichen Projekten arbeiten, permanent ansprechbar zu sein und immer sofort alle Details des jeweiligen Projektes parat zu haben. Seine unermüdliche Beharrlichkeit, auch kleinste Unklarheiten zu beseitigen, hat entscheidend zum Gelingen dieser Masterarbeit beigetragen. Zum anderen Dr. Benno Rem, der aufgrund seiner Elternzeit zwar nur einen Teil meiner Masterarbeit begleitet hat, aber dennoch mehrmals entscheidende Impulse geben konnte. Seine Zielstrebigkeit und Geschwindigkeit in allem, was er angeht, ist beeindruckend und es ist jedes Mal eine Herausforderung, dabei nicht abgehängt zu werden. Darüber hinaus gelingt es ihm oft, bei schwierigen physikalischen Fragestellungen einen anderen, intuitiven Blickpunkt zu vermitteln. Ganz herzlich möchte ich mich bei meinem Kollegen Andreas Kerkmann bedanken, der nach seiner Masterarbeit mittlerweile der erste Doktorand des Experiments geworden ist. Er hat mich sehr offen an dem Projekt, an dem er jede Schraube und jeden 77 Danksagung Spiegel kennt, aufgenommen und wir arbeiten seitdem jeden Tag mit viel Schwung und Spaß zusammen an dem Experiment. Seine Ausdauer und Beständigkeit beim Lösen physikalischer und technischer Fragen sind jeden Tag aufs Neue ein Vorbild und auch ansonsten habe ich viele wertvolle Ratschläge von ihm erhalten. An diesem Experiment haben während meiner Masterarbeit einige Bachelorstudenten und Hiwis mitgearbeitet. Für ihre Beiträge und eine schöne gemeinsame Zeit danke ich Niels-Ole Rohweder, Yann Kiefer, Justus Brüggenjürgen, Vivien Sleziona und Cora Braun. Darüber hinaus möchte ich mich bei allen Mitarbeitern von ILP und ZOQ und im Speziellen bei der gesamten Forschungsgruppe Sengstock dafür bedanken, dass ich nach meiner Bachelorarbeit nun schon zum zweiten Mal so freundlich und offen aufgenommen wurde. Dr. Juliette Simonet und Dr. Christoph Becker sind immer ansprechbar und hilfsbereit auch für Mitglieder von Projekten, die sie nicht selber koordinieren. Dr. Ortwin Hellmig hat zweimal entscheidend bei der Realisierung des Vakuums mitgeholfen. Reinhard Mielck ist unersetzbarer Ansprechpartner in allen technischen Fragen. Frank Jonas und Stephan Fleig von der Standortwerkstatt waren sehr freundlich und hilfsbereit bei den vielen Aufträgen, die bei einem im Aufbau befindlichen Experiment anfallen. Den anderen Bachelor- und Masterstudeten der Gruppe danke ich für das gemeinsame Organisieren der Weihnachtsfeier, die sehr gut geklappt und großen Spaß gemacht hat. Außerdem möchte ich an dieser Stelle einmal den vielen Kommilitonen, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Dozenten danken, die das Physikstudium in meiner Geburtsstadt Hamburg zu einer spannenden und lehrreichen Erfahrung gemacht haben und für das ich mich jederzeit wieder entscheiden würde. Zuletzt gilt mein Dank natürlich meiner Familie und meinen Freunden, die mein gesamtes Studium und diese Masterarbeit mit viel Interesse, Unterstützung und Rücksicht begleitet haben. 78 Erklärung Hiermit bestätige ich, dass die vorliegende Arbeit von mir selbständig verfasst wurde und ich keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel - insbesondere keine im Quellenverzeichnis nicht benannten Internet-Quellen - benutzt habe und die Arbeit von mir vorher nicht einem anderen Prüfungsverfahren eingereicht wurde. Die eingereichte schriftliche Fassung entspricht der auf dem elektronischen Speichermedium. Ich bin damit einverstanden, dass die Masterarbeit veröffentlicht wird. Ort Datum Unterschrift 79