Hausarbeit B Thema: Brand Communities als neues Konzept des eMarketing Ökonomische Relevanz und Erfolgsfaktoren neuer Markenwelten im Web 2.0 Referent: Prof. Christoph Ewert Eingereicht von: Katharina Fischer Karlsruhe, den 14.11.2010 ii Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS.......................................................................................................... II ABBILDUNGSVERZEICHNIS ............................................................................................... IV ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ............................................................................................... V 1 EINFÜHRUNG.................................................................................................................. 1 1.1 Brand Communities als neue Herausforderungen für Unternehmen ................................................ 1 1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit....................................................................................................... 1 2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN................................................................................... 2 2.1 Branding .................................................................................................................................................. 2 2.1.1 Definition Branding ............................................................................................................................. 2 2.2 Communities ........................................................................................................................................... 3 2.2.1 Definition, Merkmale und Soziale Strukturen von Communities ...................................................... 3 2.2.2 Community-Orientierung des eMarketing ........................................................................................... 4 2.3 Brand Communities................................................................................................................................ 4 2.3.1 Definition von Brand Communities ..................................................................................................... 4 2.3.2 Entwicklung von Brand Communities in der Online-Welt .................................................................. 5 2.3.3 Einflussgewinnung von Online Brand Communities ........................................................................... 6 2.3.4 Bildung neuer Zielgruppenstrukturen durch Brand Communities ....................................................... 6 2.3.5 Formen der Interaktionen ..................................................................................................................... 7 a. Beziehung Kunde-Marke............................................................................................................ 8 b. Beziehung Kunde-Kunde ........................................................................................................... 8 c. Beziehung Kunde-Community ................................................................................................... 8 2.4 Relationship Marketing .......................................................................................................................... 9 2.5 Markenführung im B2B-Bereich......................................................................................................... 10 3 3.1 BRAND COMMUNITIES ALS NEUES KONZEPT DER ERFOLGREICHEN MARKENFÜHRUNG ...................................................................................................... 10 Brand Communities – modernes Tool des Strategisches Markenmanagements............................. 10 3.2 Ökonomische Relevanz von Brand Communities .............................................................................. 11 3.2.1 Direkte und Indirekte Erfolgswirkung von Brand Communities ....................................................... 11 3.2.2 Markenwert – Erfolgsmaß für effektive Markenführung ................................................................... 13 3.3 Chancen und Risiken von Brand Communities anhand von Praxisbeispielen................................ 14 3.3.1 Chancen von Brand Communities ..................................................................................................... 14 3.3.2 Risiken von Brand Communities ....................................................................................................... 16 3.4 Leitlinien für Unternehmen zum Umgang mit Brand Communities ............................................... 17 3.5 Aufbau und Gestaltungselemente einer eigenen Brand Community zur Steigerung des Unternehmenserfolges .................................................................................................................... 20 iii 4 ZUSAMMENFASSUNG UND ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG VON BRAND COMMUNITIES .............................................................................................................. 25 ANHANG................................................................................................................................... I a. b. c. he j IKEA Family Community .................................................................................................... I My Starbucks Idea ...................................................................................................................... II Nike+ Community .................................................................................................................... III LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................................... IV EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG ...................................................................................... IX iv Abbildungsverzeichnis Abbildung: 1 Abbildung: 2 Abbildung: 3 Abbildung: 4 Abbildung: 5 Abbildung: 6 Abbildung: 7 Abbildung: 8 Merkmale von Communities……………………………………………………………4 Neue Zielgruppenstrukturen durch Brand Communities……………….………………7 Interaktionen innerhalb von Brand Communities………………………………………8 Ökonomische Relevanz von Brand Communities……………………………………..12 Global Brand Value 2010……………………………………………………………...14 Chancen und Risiken von Communities…………………………………………….….17 Strategien zum Umgang mit Brand Communities……………………………………..18 Communication Code……………………………………………...…………………...22 v Abkürzungsverzeichnis B2B bzw. bspw. ca. d.h. et al. etc. ggf. S. u.a. usw. vgl. WWW z.B. z.T. Business-to-Business beziehungsweise beispielsweise Circa das heißt et alii/ et aliae (lat. „und andere“) et cetera (lat. „und so weiter“) gegebenenfalls Seite unter anderem und so weiter Vergleiche World Wide Web zum Beispiel zum Teil 1 1 Einführung 1.1 Brand Communities als neue Herausforderungen für Unternehmen 12.236 Weltumrundungen, eine Strecke von 489.627.624 km, sind Sportbegeisterte der Brand Community von Nike bereits gemeinschaftlich gelaufen.1 Sie alle teilen die gleiche Leidenschaft, das Laufen, und Faszination sowie die Begeisterung für die Marke Nike. Die rasante Verbreitung digitaler Technologien, insbesondere das Web 2.0, ermöglicht eine weltweite Vernetzung von Konsumenten, die das Bedürfnis haben, sich mit anderen Markenbegeisterten auszutauschen und ihr Konsumerlebnis mit Gleichgesinnten zu teilen.2 „Die Verbundenheit zur Marke, gemeinsame Rituale und Traditionen sowie die soziale Verantwortung gegenüber anderen Markenbegeisterten stellen die konstituierenden Merkmale von Markengemeinschaften, sog. Brand Communities, dar.“3 Die soziale Komponente von Marken hat in Zeiten des World Wide Web eine gewisse Eigendynamik entwickelt, was Unternehmen vor neue Herausforderungen stellt und eine bemerkenswerte Neuorientierung des Markenmanagements zur Folge hat.4 Unternehmen interagieren nunmehr nicht nur mit einzelnen Kunden oder Kundengruppen, sondern stehen in enger Verbindung zu komplexen sozialen Netzwerken, die sich um eine Marke herum gebildet haben. Der zentrale Erfolgsfaktor stellt dabei die individuelle Unterstützung der Brand Communities dar, wodurch Unternehmen eine langfristigen Markenbindung und Kundenloyalität erzielen können.5 Die Brand Community ist ein neues Konzept des eMarketing, zur emotionalen Identifikation der Konsumenten mit der Marke und gezielten Imagebildung. Durch die emotionale Bindung zwischen Unternehmen, Kunde und Marke wird das Vertrauen in die Marke gestärkt und eine langfristige Erfolgssicherung des Unternehmens ermöglicht. 1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit Ziel der Arbeit ist es, sich mit folgenden Fragen intensiv auseinanderzusetzen: Was versteht man unter Brand Communities? Welche Bedeutung haben sie für das eMarketing? Welche ökonomische Relevanz haben sie für Unternehmen? Was für Chancen und Risiken sind damit verbunden und was muss das Unternehmen beim Umgang mit Brand Communities beachten? Welche Entwicklungen werden im Online Bereich erwartet und wie sollten Unternehmen daraufhin reagieren? Im Folgenden Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der Brand Communities erläutert, wobei zuerst auf die Begriffe des Branding und der Communities eingegangen wird. Zudem werden die Merkmale und sozialen Strukturen von Communities näher betrachtet, um zum besseren Verständnis für das Konzept der Brand Communities beizutragen. Die strategische Bedeutung von Brand Communities wird mittels der zunehmenden Community-Orientierung des eMarketing zum Ausdruck gebracht. Anschließend wird der Begriff der Brand Community definiert und die dynamische Entwicklung der Brand Communities im Zeitalter des Web 2.0 verdeutlicht. Um das komplexe soziale Netzwerk der Brand Communities erfassen zu können, wird die soziale Interaktion zwischen KundeMarke, Kunde-Kunde, sowie Kunde-Community dargestellt. Darüber hinaus folgt eine kurze Darstellung des Relationship Managements, sowie der strategischen Markenführung im Bereich des Business-to-Business. 1 Vgl. http://nikerunning.nike.com/nikeos/p/nikeplus/de_DE/plus/#//dashboard/ [Abgerufen am 14.11.10] Vgl. Füller et al. 2009, S. 2 3 Vgl. Muniz, A. M./O'Guinn 2001, S. 413 4 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 1 5 Vgl. Schögel et al. 2005, S. 2 2 2 Im Kapitel 4 wird die Bedeutung der Brand Communities als neues Konzept der erfolgreichen Markenführung vertieft und besonders auf die ökonomische Relevanz der Brand Communities für Unternehmen eingegangen. In diesem Zusammenhang werden direkte und indirekte Erfolgsfaktoren, sowie Chancen und Risiken von Brand Communities im Detail betrachtet. Auf diesen Erkenntnissen aufbauend werden Leitlinien für Unternehmen zum Umgang mit Brand Communities abgeleitet, die Voraussetzung für ein erfolgreiches eMarketing sind. Es folgt eine Übersicht der Gestaltungselemente von Brand Communities, welche der erfolgreichen Markenführung und Steigerung des Markenwertes dienen. Im letzten Kapitel werden die Thematik der Brand Communities und wichtige Erkenntnisse zusammengefasst. Abschließend wird die zukünftige Entwicklung von Brand Communities in der Online-Welt aufgezeigt. 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Branding 2.1.1 Definition Branding Das Branding umfasst die Bündelung bestimmter Produkteigenschaften, die anschließend mit einer symbolischen Bedeutung versehen werden.6 Demnach spielt das Branding im Hinblick auf die Symbolkraft von Produkten eine wichtige Rolle. „Sofern eine bestimmte Anzahl von Individuen eine Marke in ähnlicher Weise wahrnimmt und beurteilt, entsteht ein Markenimage (brand image).“7 Das Markenimage ist von besonderer Bedeutung für die Entstehung von Brand Communities, denn es ist mit einem gewissen Lebensstil verbunden und fördert daher die Identifikation der Konsumenten mit der Marke. OGILVY, Gründer der Werbeagentur Ogilvy & Mather, bezeichnet eine Marke als „the consumer’s idea of a product.“8 Folglich werden im Rahmen des Branding die intangiblen, emotionalen Aspekte eines Produktes fokussiert, wobei die tangiblen, physikalischchemischtechnischen Eigenschaften eines Produkts nachrangig sind.9 Durch gezieltes Markenmanagement kann ein Zusatznutzen generiert werden, der den funktionalen Nutzen übersteigt. Mithilfe des Branding können zudem höhere Bedürfnisse der MASLOW’schen Bedürfnispyramide angesprochen werden.10 So kann im Rahmen des Branding ein Teil zur Befriedigung der Bedürfnisse nach Sicherheit, sozialen Kontakten, Wertschätzung und Selbstverwirklichung geleistet werden. Ein Besuch bei Starbucks vermittelt den Kunden eine gewisse Sicherheit, denn der Starbucks Kaffee wird in allen Starbucks Cafés auf die gleiche Art und Weise zubereitet, wodurch der besondere Geschmack und die spezielle Qualität des Kaffees gewährleistet wird. Die Marke Harley Davidson bietet ihren Kunden hingegen ein weltweites Netzwerk an begeisterten Bikern und stärkt somit das Gefühl von Gruppenzugehörigkeit. Durch die Markengemeinschaft können folglich auch soziale Bedürfnisse befriedigt werden. Darüber hinaus kann durch gezieltes Branding das Selbstwertgefühl gesteigert werden, da Marken wie Montblanc oder Porsche mit einem hohen Prestige verbunden sind. Konsumenten können ihrem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung zum Beispiel durch die aktive Teilnahme an Produktweiterentwicklungen, wie bspw. der Open-Source Software nachkommen, die den Konsumenten online zur Verfügung stehen.11 6 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 54 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 54 8 Vgl. Ogilvy in: Blackston, 2000, S. 101 9 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 10 10 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 11 11 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 12 7 3 2.2 Communities 2.2.1 Definition, Merkmale und Soziale Strukturen von Communities Laut FÜLLER ist das Streben nach Gemeinschaft „eines der grundlegendsten Bedürfnisse der Menschheit“.12 Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich Menschen nach Sicherheit und Orientierung sehnen, welche ihnen die Gemeinschaft bietet.13 Communities definieren sich als komplexe soziale Systeme, deren Strukturen, Regeln und Normen sich teilweise über Jahrzehnte entwickelt haben können.14 MUNIZ und O`GUINN (2001) formulierten dabei drei wesentlichen Merkmalen von Communities, welche von ihnen auf das Konzept der Brand Communities übertragen wurde: 15 (1) Consciousness of Kind: Das gemeinsame Bewusstsein, von BENDER 1978 als Wir-Gefühl bezeichnet, stellt das bedeutendste Merkmal der Community dar. Es bezieht sich auf die intrinsische Verbundenheit innerhalb der Gemeinschaft, welche mir einer gleichzeitigen Abgrenzung zu anderen Nicht-Mitgliedern (Wir/Die) einhergeht. (2) Shared Rituals and Traditions: Mithilfe von Ritualen und Traditionen wird das gemeinsame Bewusstsein gestärkt. Rituale betonen die Individualität der Community und dienen dazu sich von anderen Communities abzugrenzen. Traditionen sollen zur Festigung von Werten und Normen beitragen. (3) A Sense of Moral Responsibility: Moralische Verantwortung, sowie Pflichtbewusstsein der Community gegenüber den einzelnen Mitgliedern stärkt den Zusammenhalt der Community. Die folgende Abbildung soll zur Verdeutlichung der Merkmale einer Community und den damit verbundenen sozialen Interaktionen beitragen: Abb. 1 Merkmale von Communities Quelle: Loewenfeld 2006, S.24 12 Vgl. Füller et al. 2009, S. 2 Vgl. Füller et al. 2009, S. 2 14 Vgl. Muniz/O’Guinn 2001, S. 418 f. 15 Vgl. Muniz, A. M./O'Guinn, T. C. 2001, S. 413 f. 13 4 2.2.2 Community-Orientierung des eMarketing „Customers are fundamentally changing the dynamics of the marketplace. The market has become a forum in which consumers play an active role in creating and competing for value.”16 Communities tragen einen bedeutenden Anteil zum Markenerfolg bei, denn sie stärken die Kundenbindung an die Marke und somit an das Unternehmen. Zudem haben Brand Communities einen positiven Einfluss auf die Markenloyalität. „Durchschnittlich 15% der Markenloyalität werden durch die soziale Interaktion in den Gemeinschaften getrieben.“17 Dies macht es für Unternehmen erforderlich, die Konversation der Verbraucher untereinander und deren Communities zu verstehen, um eine Marke erfolgreich zu steuern. Zudem kann durch einen gezielten Umgang mit Brand Communities das Marken- und Unternehmensimage verbessert werden. Folglich gewinnt das Brand Community Management zunehmend an strategischer Bedeutung für das eMarketing. „Trotz dieser Bedeutung fließen heute weit unter 10% der Markenbudgets in die entsprechenden Aktivitäten, um den Austausch zu fördern und entsprechend mitzugestalten.“18 Das Potential von Online Brand Communities ist somit bei Weitem noch nicht ausgeschöpft und sollte als neues Konzept für zukünftige eMarketing Strategien dienen. 2.3 Brand Communities 2.3.1 Definition von Brand Communities Der Begriff der Brand Communities wurde erstmals im Jahr 2001 von Albert M. Muniz Jr. und Thomas O’Guinn im Journal of Consumer Research mit dem Titel „Brand Community“ erwähnt. Nur wenige Monate später wurde ein Beitrag von James H. McAlexander, John W. Schouten und Harold F. Koening im Journal of Marketing mit dem Titel „Building Brand Community“ veröffentlicht.19 Das junge Forschungsfeld beschäftigt sich seither mit dem Modell der Brand Community und versucht neben der begrifflichen Abgrenzung, die Merkmale und Bedeutung dieser Markengemeinschaften für Unternehmen zu erfassen. LOEWENFELD definiert die Brand Community wie folgt: „Eine Brand Community ist eine ortsungebundene, offline und/oder online existierende, interessenbasierte Gemeinschaft, die speziell auf eine bestimmte Marke ausgerichtet ist und dabei durch die Schaffung einer Umgebung mit einem hohen Identifikationspotenzial Anhänger und Bewunderer der Marke, sowie Kunden mit einem generellen Interesse an der Marke interaktiv vereint. Kennzeichnend ist hierbei die Herausbildung eines starken Gemeinschaftsgefühls und einer sozialen Identität. Idealerweise verbinden sich in einer Brand Community traditionelle Community Werte sowohl mit funktionalen als auch mit individuellen Bedürfnissen.“20 Im nächsten Schritt wird die Entwicklung von Brand Communities in Zeiten des Web 2.0 dargestellt. Zudem wird aufgezeigt, wie sich der Einfluss von Unternehmen auf Markenfunktionen verringert und gleichzeitig Markengemeinschaften an Einfluss gewinnen. Überdies werden die sozialen Interaktionen innerhalb der Brand Community im Detail betrachtet. 16 Vgl. Roll 2009, S. 3 Vgl. Füller et al. 2009, S. 2 18 Vgl. Füller et al. 2009, S. 2 19 Vgl. Hellmann 2005, S. 41 20 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 133 17 5 2.3.2 Entwicklung von Brand Communities in der Online-Welt Das Web 2.0 ist geprägt durch den „revolutionären Geist“ der Konsumenten, die selbstagierend im Netz auftreten. Konsumenten beteiligen sich aktiv an Online Communities, liefern umfassende Produktbewertungen sowie Erlebnisberichte und kommunizieren zunehmend mittels Webblogs. Die verstärkten Internetaktivitäten der Konsumenten haben dabei zu einer neuen „Konsumentdemokratie“ geführt, die eine gewisse Machtverlagerung von den Unternehmen zu den Konsumenten mit sich bringt. Der neue „revolutionäre Konsument“ zeichnet sich durch die Eigenschaften: Independent, Informed, Involved und Individualistic aus. Die Unternehmen stehen dabei nicht nur mit einzelnen Kunden, sondern mit ganzen Kundennetzwerken im Kontakt. Das Business-to-Network gewinnt folglich an zunehmender Bedeutung und steht im engen Zusammengang mit der Entstehung von Brand Communities. „Der Diskurs von Marken wird neu definiert, die Markenhoheit verschiebt sich in der Konsumentendemokratie langsam, aber sicher hin zu den Konsumenten.“21 Die Entwicklung von Brand Communities ist von einer starken Dynamik geprägt. So waren im Jahr 2005 schätzungsweise über 80 Millionen Individuen in Brand Communities vernetzt.22 Dieser Wert stieg 2007 bereits auf 90 Millionen an, Tendenz steigend.23 „Community activism is the biggest change in business in 100 years.”24 Die Entstehung von Online Communities hat in der Wissenschaft, sowie Praxis eine stärkere Beachtung gefunden, v.a. da sich Kunden zunehmend aus eigener Initiative an Marken binden.25 Bei der Entstehung von Brand Communities in der Online-Welt ist zwischen den kommerziellen und den nicht-kommerziellen Brand Communities zu unterscheiden. Während kommerzielle Brand Communities von den Unternehmen selbst ins Leben gerufen werden, wie die hej IKEA FAMILY Community, werden nicht-kommerzielle Brand Communities von den Verbrauchern selbst gegründet. Es ist ein Zusammenschluss von Markenbegeisterten, die sich sehr stark mit der Marke identifizieren und über diese Kontakt zu anderen Marken-Fans suchen. Die Mitgliedschaft in der Markengemeinschaft wird dabei nicht direkt vom Unternehmen beeinflusst, weshalb es für die Forschung im Bereich des eMarketing besonders interessant ist, die Motive für diese „freiwillige“ Mitgliedschaft zu ergründen. Die bekannteste kommerzielle Brand Communities ist die Harley Owners Group® mit mehr als 800.000 Mitgliedern weltweit, welche dem Slogan „Express yourself – in the company of others“ folgt.26 Mit der Marke Harley Davidson wird ein besonderer Lebensstil verbunden, der durch die Brand Community Mitglieder auch verkörpert wird. Die Mitgliedschaft bei der Harley Owners Group® kann sich bis zu einem „Life Membership“ erstrecken, wodurch der Customer Lifetime Value in besonderem Maße gesteigert wird. Zudem sind eine Vielzahl von nicht-kommerziellen Brand Communities um die Marke Harley Davidson entstanden, wie zum Beispiel die Community HDTalking oder die HARLEY DAVIDSON Biker Community. „Der gemeinsame Lebensstil ihrer Anhänger hat sich verselbstständigt und zu einer eigenen Subkultur ausgeweitet.“27 Dies verdeutlicht die Dynamik, die mit der Entstehung von Brand Communities in der Online-Welt verbunden ist. In diesem Kapitel wird zuerst der Begriff der Brand Communities definiert und anschließend die Formen der Interaktion zwischen Kunde, Marke und Community erläutert. 21 Vgl. Baumgartner 2007, S. 11 Vgl. Algesheimer et al 2006, S. 933 f. 23 Vgl. Claricini/Scarpi 2007, S.10 24 Vgl. Ahonen/Moore 2005, S.6 25 Vgl. Schögel et al. 2005, S. 2 26 http://www.harley-davidson.com/wcm/Content/Pages/HOG/HOG.jsp [Abgerufen am 29.10.10] 27 Vgl. Geißler 2009 22 6 2.3.3 Einflussgewinnung von Online Brand Communities Mit der Entstehung von Brand Communities wandelte sich auch der Einfluss, den die Unternehmen auf die Markenfunktionen Orientierung, Information, Vertrauen, Prestige und Identität ausüben. Es zeigt sich, dass Communities zunehmend an Einfluss gewinnen, denn die Konsumenten bringen den Mitgliedern einer Community schon heute größeres Vertrauen entgegen als dem Untenehmen selbst. Die Identifikations- und Orientierungsfunktion wird besonders durch den individuellen Austausch und das damit verbundene Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Community geprägt. Aufgrund des schnellen und direkten Zugangs zum Markenwissen der anderen Community Mitglieder, wird die persönliche Identifikation des Konsumenten mit der Marke nachhaltig beeinflusst. Die Prestigefunktion zeigt sich v.a. bei der Interaktion zwischen den Community Mitgliedern, sowie anderen Markengemeinschaften im Netz. Zudem gewinnt die Informationsfunktion durch umfangreiche Produktbewertungen und Erfahrungsberichte innerhalb der Brand Community an Bedeutung. 28 „Die Marke in Nutzerhand ist damit kein kurzfristiges Phänomen sondern ein immer größerer Erfolgstreiber in der strategischen Markenführung.“29 Für Unternehmen ist es daher entscheidend, die Kommunikation der Verbraucher untereinander gezielt zu steuern. Das Entstehen von Brand Communities setzt jedoch eine starke Wettbewerbsposition und ein starkes Markenimage voraus. Für Unternehmen ist es unabdingbar die Eigendynamik dieser sozialen Netzwerke zu erfassen und die veränderten Zielgruppenstrukturen der Brand Community zu verstehen, um eine gezielte eMarketing Strategie verfolgen zu können. 2.3.4 Bildung neuer Zielgruppenstrukturen durch Brand Communities Im Zuge der Entstehung von Brand Communities ist ein Fokuswechsel von Business-to-Customer hin zu Business-to-Network zu beobachten. Diese Entwicklung hat wiederum Einfluss auf die Strukturen von Zielgruppen. Die veränderten Zielgruppenstrukturen sind auf das zunehmende Streben nach Gemeinschaft in Form von Markengemeinschaften und die stärkere Markenidentifikation der Konsumenten zurückzuführen. Das Bedürfnis nach Gruppenzugehörigkeit innerhalb der Brand Communities steht dabei dem „Individualisierungsprozess der Postmoderne“ gegenüber.30 „Brand Communities wirken wie Zellkerne mit Überschneidungen. Sie bilden temporäre Markennetzwerke und ersetzen klassische, separierte Konsumentenzielgruppen.“31 In der Abbildung 2 werden diese Überschneidungen verdeutlicht. Es zeigt ist die teilweise Verschmelzung der iPod Community zusammen mit der Nike Community im Rahmen der Nike+ Community. iPod Community Nike Community Nike+ Community Abb. 2 Neue Zielgruppenstrukturen durch Brand Communities Quelle: Darstellung in enger Anlehnung an Baumgartner 2007, S. 15 28 Vgl. Füller et al. 2009, S.3 Vgl. Füller et al. 2009, S.3 30 Vgl. Baumgartner 2007, S. 15 31 Vgl. Baumgartner 2007, S. 15 29 7 Die Brand Community Nike+ verbindet den Slogan von Nike „Just do it“ mit dem Slogan von Apple „Think different“ und stellt somit eine „einzigartige Partnerschaft zwischen Laufsport und Musikentertainment“ dar.32 Viele Jogger hören beim Laufen Musik. Durch den integrierten Sensor im Nike+ Laufschuh können Lieblingslieder, die auf dem iPod Nano gespeichert sind, mit dem individuellen Lauftempo synchronisiert werden. Zudem werden Informationen über Distanz und Kalorienverbrennung erfasst, die auf der Internetplattform www.nikeplus.com ausgewertet werden können.33 Die Markengemeinschaft Nike+ kann somit als eine Health-and-Fun Community beschrieben werden, die einen besonderen Zusatznutzen für die Konsumenten in Form eines zusätzlichen Lauferlebnisses generiert. „Netzwerkgetriebene Markengemeinschaften zeichnen sich durch eine besondere Offenheit und Neugierde aus, sie sind bereit zu neuen, übergreifenden Mitgliedschaften zum Zwecke ihrer Bedürfniserfüllung.“34 Durch diese Kooperation ist eine neue Markenwelt entstanden, welche die „Apple Markenwelt“ und die „Nike Markenwelt“ miteinander verbindet. Somit können die Konsumenten beider Welten vereint werden. Die Sport- und Lifestylehersteller können dadurch die Brand Community erweitern und neue Wege der Online Kommunikation erschließen. Die Zielgruppen treten nun nicht mehr separat auf, so wie es bei den bisherigen Zielgruppenstrukturen der Fall war, sondern als „markengesteuerte Einheiten“, die sich untereinander ergänzen können. Die sozialen Interaktionen zwischen Kunde, Marke und Unternehmen stehen dabei im Mittelpunkt dieser neuen Markenwelten.35 2.3.5 Formen der Interaktionen Die Stärke einer Brand Community liegt besonders in den sozialen Verknüpfungen innerhalb der Gemeinschaft, welche in der Abbildung 3 dargestellt sind und anschließend im Detail erläutert werden. INTERAKTIONEN Beziehung Kunde-Marke Beziehung Kunde-Kunde Beziehung Kunde-Community Markenidentifikation Gemeinsamkeiten Wir-Gefühl Markenloyalität Markeninvolvement Moralische Verpflichtung Unterstützung Tradition und Rituale Einflussnahme Abb. 3 Interaktionen innerhalb von Brand Communities Quelle: Darstellung in enger Anlehnung an Loewenfeld 2006, S. 146 Bei den Interaktionen innerhalb der Markengemeinschaften wird zwischen den Beziehungen KundeMarke, Kunde-Kunde sowie Kunde-Community unterschieden. Diese können jeweils durch drei wesentliche Merkmale verdeutlicht werden, die prägend für die entsprechende Beziehung im Rahmen der Brand Community sind. Die Interaktionen sind Kern der Brand Community und tragen entscheidend zu einem nachhaltigen Erfolg der Markengemeinschaft bei. 32 Vgl. Baumgartner 2007, S. 132 Vgl. Baumgartner 2007, S. 15 34 Vgl. Baumgartner 2007, S. 131 35 Vgl. Baumgartner 2007, S. 14 33 8 a. Beziehung Kunde-Marke Mitglieder einer Brand Community sind Anhänger und Bewunderer einer Marke, die sich durch eine hohe Markenloyalität auszeichnen.36 Die Marke steht dabei stellvertretend für einen bestimmten Lebensstil und spiegelt eine soziale Identität wieder, die auf die Mitglieder übertragen wird.37 Die Loyalität des Kunden umfasst nach dem kundenbasierten Brand Equity Modell von KELLER (2008) vier Merkmale: Wiederkauf, persönliche Bindung, Zugehörigkeitsgefühl und Markenidentifikation, sowie ein aktives Engagement für die Marke, wie etwa die Bereitschaft Zeit, Energie und Geld in die Marke zu investieren.38 Das dauerhafte Markeninvolvement stärkt die Markenbindung und trägt zur intensiveren Markenerfahrung bei, wodurch die Bedürfnisse des Kunden in besonderem Maße erfüllt werden. „Brands are about relationships, not transactions.“39 Unternehmen können aus diesem Grund nur über die Marke eine langfristige Beziehung zum Kunden aufbauen, mit dem Ziel, dass sich die Kunden nicht nur an die Marke gebunden, sondern mit ihr verbunden fühlen. b. Beziehung Kunde-Kunde „Customers thirst for connections, and this desire is building communities around brands.”40 Es wird deutlich, dass von den Kunden ein intrinsisches Bedürfnis ausgeht, sich mit den Mitgliedern der Brand Community über eigene Markenerfahrungen auszutauschen und vom Wissen der anderen zu profitieren. „Diese gemeinsame Verbindung zur Marke gibt dem Einzelnen das Gefühl, andere Mitglieder auf eine gewisse Art und Weise zu kennen.“41 Die grundlegende Gemeinsamkeit zwischen den Mitgliedern besteht somit in der Begeisterung und Faszination für die Marke. Darüber hinaus ergeben sich oftmals weitere Gemeinsamkeiten, welche in Zusammenhang mit einer gewissen Lebensphilosophie stehen, die durch die Marke verkörpert wird.42 Zudem spielt die moralische Verpflichtung in der Beziehung zwischen Kunde zu Kunde eine besondere Rolle. Die moralische Verpflichtung zeigt sich bei der Integration neuer Mitglieder in die Brand Community und bei der Unterstützung der Mitglieder im Hinblick auf eine „korrekte“ Nutzung der Marke.43 Die Unterstützung besteht vorrangig aus dem Austausch von Informationen in Form von Tipps, Erlebnisberichten, sowie Produktbewertungen, um anderen Mitgliedern u.a. bei Problemlösungen zu helfen.44 c. Beziehung Kunde-Community „Eine Community lebt davon, dass ein Wir-Gefühl im Sinne einer sozialen Identität aufgebaut wird. Das einzelne Mitglied muss das Gefühl haben, zur Community dazu zu gehören. Es muss sich mit der Community identifizieren können.“45 Durch gemeinsame Aktivitäten und Erlebnisse wird die kollektive Identität verstärkt und der Community eine greifbare Bedeutung verliehen. So benutzen Star-Trek-Fans zum Beispiel selbst erfundene Sprachen und Zeichen, um miteinander zu kommunizieren. Diese Rituale und Traditionen können als eine Art Kulturkapital verstanden werden.46 Die Mitglieder der Brand Community können durch eigene Beiträge, in Form von individuell gestalteten Mitgliederprofilen, Blogs, Videos und Produktbewertungen, einen gewissen Einfluss auf die Gestaltung und Handlungen der Community nehmen. Darüber hinaus kann die Community auch Einfluss auf den Einzelnen ausüben, besonders auf die Art und Weise wie die Marke von den Mitgliedern wahrgenommen und empfunden wird. 36 Vgl. Algesheimer 2004; Dholakia et. al 2005 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 33 38 Vgl. Keller 2008, S. 60 f.; Georgson et. al 2008, S. 70 39 Vgl. Hellmann 2005, S. 40 40 Vgl. Michael Kiely (in: Upshaw, Taylor, 2000, S. 33) 41 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 92 42 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 285 43 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 93 44 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 273 45 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 285 46 Vgl. Cova 1997, S. 307; Hills 2002, S. 64 37 9 2.4 Relationship Marketing Dem Relationship Marketing wird im Bezug auf Brand Communities eine große Bedeutung beigemessen. In diesem Zusammenhang betonen MUNIZ und O´GUINN (2001, S. 427): „Developing a strong brand community could be a critical step in truly actualizing the concept of relationship marketing“."47 Die Kundenbindung, Kundenzufriedenheit, Loyalität und das Weiterempfehlungsverhalten stellen die wichtigsten Zielgrößen des Relationship Marketing dar. Diese Erfolgsfaktoren sind dabei eng mit der Profitabilität des Unternehmens im Bereich des eMarketing verknüpft.48 Wie bereits dargestellt, haben Brand Communities einen entscheidenden Einfluss auf diese Erfolgsfaktoren, wodurch die identitätsorientierte Markenführung an strategischer Bedeutung gewinnt. Besonders der steigende internationale Konkurrenzdruck macht es für Unternehmen unerlässlich, neue Wege zu finden, um die Markenloyalität und Markenbindung von Zielkunden dauerhaft zu sichern. Brand Communities können im Rahmen des Relationship Marketing zum angestrebten Markenerfolg beitragen. Dabei wird die kurzfristige transaktionsorientierte Sicht durch eine langfristige beziehungsorientierte Sicht ersetzt. Zudem wird mithilfe von kommerziellen Brand Communities eine systematische Entwicklung, sowie Inszenierung der Marke erreicht.49 „Marken schaffen emotionale Identität, sie wecken Assoziationen und geben Produkten eine unverwechselbare Persönlichkeit. Ein Geheimnis erfolgreicher Markenführung liegt darin, dass die Botschaften, Images und Identifikationsangebote der Marke exakt auf das Profil der anvisierten Zielgruppe abgestimmt sind.“50 Das Relationship Marketing setzt sich u.a. mit folgenden Fragestellungen auseinander:51 - Was symbolisiert die Marke und was assoziiert der Kunde damit? Was sind die Bedürfnisse des Kunden und welche Werte sind ihnen wichtig? Wie können diese erfüllt werden und wie gestaltet sich die Markenkommunikation? Die Sprache stellt dabei eine wichtige Brücke zwischen Marke und Zielkunden dar.52 Durch eine zielgerichtete Markensprache wird die Persönlichkeit der Marke untermauert. Sie ist somit Voraussetzung für die Markenidentität, welche als eine „widerspruchsfreie Gesamtheit von Assoziationen“ aufzufassen ist und den „unverwechselbaren Charakter“ der Marke zum Ausdruck bringt.53 Das Markenimage kann innerhalb der kommerziellen Brand Communities vom Unternehmen geformt werden. Aufgrund der beziehungsorientierten Sichtweise, trägt das Relationship Marketing zur Verbesserung der Kunde-Marken-Beziehung bei. Zudem wird mittels identitätsorientierter Markenführung eine stärkere Kundenbindung erreicht, mit dem Ziel, den Customer Lifetime Value zu maximieren. Im Anschluss wird das Brand Community Management im Business-to-Business Bereich dargestellt und anhand von Praxisbeispielen verdeutlicht. 47 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 215 Vgl. Reichheld et. al 2000 49 Vgl. Loewenfeld 2006, S.270 50 Vgl. Loewenfeld 2006, S.270 51 Vgl. Loewenfeld 2006, S.270 52 Vgl. Petras 2008, S. 107 53 Vgl. Meffert et. al 2002, S.47 48 10 2.5 Markenführung im B2B-Bereich Das Phänomen der Brand Community im B2B-Bereich wurde erstmals im Jahr 2005 von ANDERSON untersucht. Untersuchungsgegenstand der Studie war das Unternehmen Coloplast aus dem Health Care Sektor, welches gezielt Brand Communities als Online-Plattformen nutzt, um eine enge Beziehung zwischen den Nutzern des Produktes, in diesem Fall Krankenschwestern, und Patienten, aufzubauen. Die Plattform dient neben der Bereitstellung von Informationen, auch zum Austausch der Anwender bezüglich bestehender Produktprobleme, neuer Produktideen, sowie der Teilnahme an Events, wie beispielsweise Konferenzen.54 Ein weiteres Beispiel für B2B Brand Communities ist die Wella Professionals Community, eine Online-Plattform für Friseure. Die Mitglieder können sich dabei von neuen Trends inspirieren lassen, sich über Wella Produkte austauschen und eigene Styling-Ideen mitteilen. Zudem können Salonbesitzer das „Wella Salon Marketing“ nutzen, um neue Kunden zu gewinnen, langfristig zu binden und Umsatzsteigerungen zu erzielen.55 Um jedoch zu klären inwieweit das Markenmanagement im B2B-Bereich zum Unternehmenserfolg beiträgt, wurden in den Jahren 2008 und 2009 von HOMBURG und SCHMITT zwei empirische Studien durchgeführt. Dazu wurden Marketing- und Vertriebsleiter aus über 300 Unternehmen verschiedenster Branchen befragt und zum Vergleich ebenso viele Einkäufer leitender Positionen. Es zeigte sich, dass ein starkes Markenimage und eine große Bekanntheit der Marke einen entscheidenden Einfluss auf die Kaufentscheidung professioneller Einkäufer haben.56 „Warum beeinflusst eine Marke die Kaufentscheidung? Dafür gibt es im B2B-Bereich vier Gründe: Eine starke Marke kann zum Beispiel als Signal für Produktqualität wirken. Der zweite Grund ist die Reduktion der Informationskosten durch eine bekannte Marke. Der dritte Grund ist der symbolische Nutzen und der vierte der emotionale Nutzen.“57 Dies verdeutlicht, dass Brand Communities im B2B-Bereich an zunehmender Bedeutung gewinnen, denn es ermöglicht Unternehmen den symbolischen und emotionalen Wert ihrer Marke zu steigern und die Kaufentscheidung positiv zu beeinflussen. 3 Brand Communities als neues Konzept der erfolgreichen Markenführung 3.1 Brand Communities – modernes Tool des Strategisches Markenmanagements „In a world of limitless choice the value of a brand that consumers trust is inestimable.” Da Unternehmen im Kommunikationswettbewerb um die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen stehen, ist es notwendig neue Konzepte im Bereich des eMarketing zu entwickeln.58 Eine strategische Positionierung im Web 2.0 kann dabei über Brand Communities erfolgen. Ziel des Brand Community Managements ist es, die Zuneigung und das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, um die eigene Wettbewerbsposition dauerhaft zu sichern und sich gegenüber Konkurrenten im Kampf um die Kunden zu differenzieren.59 Brand Communities dürfen allerdings nicht nur als reine eMarketing Strategie verstanden werden. „For a brand community to yield maximum benefit, it must be framed as a high-level strategy supporting businesswide goals.”60 54 Vgl. Andersen 2005, S. 288 ff. Vgl. http://www.wella.com/de-DE/home-pro.aspx [Abgerufen am 29.10.10] 56 Vgl. Homburg/Schmitt 2010, S. 6 ff. 57 Vgl. Homburg/Schmitt 2010, S. 7 58 Vgl. Hermanns et al. 2008, S. 114 59 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 115 60 Vgl. Fournier/Lee 2009 55 11 3.2 Ökonomische Relevanz von Brand Communities 3.2.1 Direkte und Indirekte Erfolgswirkung von Brand Communities Um die Frage zu beantworten, inwieweit Brand Communities für Untenehmen ökonomisch lohnenswert sind, werden im Folgenden die direkten und indirekten Erfolgswirkungen von Brand Communities betrachtet. Die Abbildung 4 gibt dabei einen Überblick über die ökonomische Relevanz von Brand Communities. ÖKONOMISCHER ERFOLG Direkte Erfolgswirkung Erlösseite Kostenseite - Wiederkauf - Kauffrequenzsteigerung - Cross-Selling Potentiale - Höhere Preisbereitschaft - Erfahrungskurveneffekt - Effizienzsteigerung bei der Leistungserstellung - geringere Marktforschungskosten Indirekte Erfolgswirkung - Word-of-Mouth - Markenbekanntheit - Verringerung des Produktinnovationsrisikos Abb. 4 Ökonomische Relevanz von Brand Communities Quelle: Darstellung in Anlehnung an Algesheimer 2008, S. 8 Ein direkter Erfolgsfaktor ist die größere Preisbereitschaft der Brand Community Mitglieder, welcher von WENSKE (2008) erkannt wurde.61 Der Zusammenhang zwischen Kunde-Marke-Beziehung und Cross-Buying-Intention wurden u.a. von GEORGI (2000) nachgewiesen. Die Cross-Buying-Intention kann dabei als das Vorhaben bezeichnet werden, Zusatzkäufe der Marke vorzunehmen.62 Als Praxisbeispiel lässt sich hierbei die Brand Community von Sony Playstation www.playstation.de anführen. „In einer Untersuchung mit 2.500 Teilnehmern wurden Loyalität, Weiterempfehlungsverhalten und Spielekäufe gemessen, und zwar getrennt für Mitglieder der Community und Nichtmitglieder. Das Ergebnis ist eindeutig: Trotz sehr hoher Ausgangswerte für Nichtmitglieder sind Mitglieder loyaler (+5 Prozent) und empfehlen die Marke häufiger weiter (+4 Prozent). Am wichtigsten jedoch: Sie kaufen deutlich mehr Spiele (+17 Prozent).“63 Direkte Kostensenkungspotenziale ergeben sich zudem durch die Verringerung der Kosten im Bereich der Marktforschung.64 Bei der Brand Community My Starbucks Idea wird beispielsweise jeden Tag die „Question of the Day“ an Community Mitglieder gerichtet, welche intern über ihre Kaffeevorlieben abstimmen können. Darüber hinaus können Mitglieder selbst Ideen und Vorschläge einbringen. Unter „Got an Idea?“ wird den My Starbucks Idea Mitgliedern die Möglichkeit gegeben „Product Ideas“ (Coffe & Espresso Drinks, Starbucks Card, etc.), „Experience Ideas“ (Ordering, Payment, Location & Atmosphere, etc.) und „Involvement Ideas“ (Building Community, Social Responsibility, etc.) einzubringen.65 Unternehmen können daher Brand Communities nutzen, um herauszufiltern, welche Wünsche, Probleme und Ideen Brand Community Mitglieder bezüglich des Produktes und der Marke haben.66 Ein besonderer Anreiz entsteht für die Mitglieder, wenn ihre 61 Vgl. Wenske 2008, S. 132 f. Vgl. Hadwich 2003, S. 46; Georgi 2000 63 Vgl. Perrey et. al 2006, S. 11 64 Vgl. Hartleb 2009, S. 34 65 Vgl. http://mystarbucksidea.force.com/ [Abgerufen am 29.10.10] 66 Vgl. Hartleb 2009, S. 34 62 12 eigenen Ideen eine große Zustimmung innerhalb der Brand Community finden und von anderen kommentiert werden. Bei My Starbucks Idea gibt es dafür eine Liste, die „Top All-Time“, in der die beliebtesten Produktideen aufgelistet sind. Dadurch wird das Markeninvolvement verstärkt und die Identifikation mit der Marke erhöht. Die Brand Community My Starbucks Idea zeichnet sich v.a. dadurch aus, dass die besten Ideen auch realisiert werden, wodurch den Mitgliedern eine besondere Wertschätzung entgegengebracht wird. Die Mitglieder können unter „Ideas in Action“ verfolgen, wie Ideen der Community und ggf. ihre eigenen vom Unternehmen umgesetzt werden.67 Zudem wird mithilfe von Brand Communities wird eine indirekte Erlöswirkung erzielt, denn aufgrund der Interaktion zwischen Kunde und Unternehmen wird die Beziehungsqualität verbessert und somit die Markenloyalität verstärkt.68 Die Markenloyalität ist besonders im Hinblick auf den Unternehmenserfolg von großem Interesse.69 „Während die Markenloyalität die Kundenbindung sichert, ermöglichen Weiterempfehlungen die Gewinnung von Neukunden. Dadurch sind erhebliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen möglich.“70 Brand Communities nehmen einen positiven Einfluss auf die dauerhafte Kundenbindung, welche die Profitabilität eines Unternehmens in hohem Maße steigert.71 „[E]inen neuen Kunden zu akquirieren, kostet etwa fünf- bis siebenmal mehr, als einen bestehenden Kunden zu halten. Starke Marken verfügen über solche treuen Kunden. So trinken in Deutschland 52 % der Coca-Cola-Konsumenten ausschließlich Coca-Cola, während bei PepsiKonsumenten nur 10 % ausschließlich Pepsi trinken. Nicht umsonst ist Coca-Cola seit Jahren die wertvollste Marke der Welt.“72 BHOTE (1996) kommt zu dem Ergebnis, dass eine Steigerung der Kundenbindung um 2 %, einer Reduktion der operativen Kosten um 10 % entspricht.73 Überdies kann durch die Einbeziehung der Community Mitglieder das Risiko beim Umsetzten neuer Produktinnovationen gesenkt werden. Die Community Mitglieder können sich im Rahmen von Brand Communities am Innovationsprozess beteiligen und ihre eigenen Wünsche und Ideen zum Ausdruck bringen. Das Unternehmen hat die Möglichkeit im Vorfeld das Feedback der Community Mitglieder bezüglich neuer Produktinnovationen einzuholen, die sich ein umfassendes Wissen zu Produkt und Marke angeeignet haben.74 Dies ermöglicht eine Kosteneinsparung im Bereich der Online Marktforschung. Eine weitere indirekte Erfolgswirkung ist das Phänomen des Word-of-Mouth, das bedeutend zum Produkterfolg beträgt.75 „Kunden tauschen sich über Erfahrungen mit Marken und Produkten aus und empfehlen diese ggf. weiter. Im Gegensatz zu der Kommunikation durch Unternehmen wird den Aussagen der Kunden eine höhere Glaubwürdigkeit und Authentizität beigemessen.“76 Dadurch kann die Kaufentscheidung positiv beeinflusst werden. Aufgrund zahlreicher Erfolgswirkungen auf der direkten, sowie indirekten Erfolgsseite kann somit die ökonomische Relevanz der Brand Communities für Unternehmen begründet werden. Um jedoch den Erfolg der strategischen Markenführung messen zu können, bietet sich der Markenwert eines Unternehmens als Erfolgsmaß an. 67 Vgl. http://blogs.starbucks.com/blogs/Customer/default.aspx [Abgerufen am 29.10.10] Vgl. Hartleb 2009, S. 34 f. 69 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 228 70 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 228 71 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 3; Bhote, 1996 72 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 3; Markentreue-Barometer 2001 der Bauer Media KG und Axel Springer Verlag AG 73 Vgl. Galbreath, 2002, S. 119 74 Vgl. Hartleb 2009, S. 34; Algesheimer 2004, S. 12 75 Vgl. Bruhn 2008, S. 4; Godes/Mayzlin 2004, S. 545 76 Vgl. Bansal./Voyer 2000, S. 166; Meyer 2004, S. 54; Murray 1991, S. 11 68 13 3.2.2 Markenwert – Erfolgsmaß für effektive Markenführung Bereits im Jahr 1922 wurde der bedeutende Stellenwert von Marken innerhalb von Unternehmen von STUART, Präsident und Sohn des Gründers der Quaker Oats Company, erkannt: „If this business were to be split up, I would be glad to take the brands, trademarks and goodwill, and you could have all the bricks and mortar – and I would do far better than you.”77 Der Markenwert bietet sich als geeignetes Erfolgsmaß an, um die Effektivität einer Markenstrategie beurteilen zu können.78 Bei dem Begriff des Markenwerts wird zwischen der verhaltenswissenschaftlichen („Brand Equity“) und der finanzorientierten Sichtweise („Brand Value“) unterschieden. Der Markenwert wird demnach als „Summe aller psychischen, einstellungsbasierten direkten Effekte im Sinne von Assoziationen bei den Zielgruppen“ verstanden. Unternehmen verfolgen das Ziel, einen positiven Markenwert zu schaffen, der entscheidend zum Unternehmenserfolg beiträgt.79 In der Abbildung 5 sind die Unternehmen aufgelistet, die im Jahr 2010 den weltweit größten Markenwert besitzen. GLOBAL BRAND VALUE 2010 Rang Brand Land Sektor Brand Value Änderung Auswahl an Brand Communities 1 USA Beverages 70,453 +2% Coka-colaconversations.com, Cokefridge.de Ibm.com/community, Ibmcommunity.ing.com Microsoft.com/community, Msdynamics.de Googlecommunity.com, Earth-community.de 2 USA Business Services 64,727 +7% 3 USA Computer Services 60,895 +7% 4 USA Internet Service 43,557 + 36 % 5 USA Diversified 42,808 - 10 % 6 USA Restaurants 33,578 +4% fanpop.com/spots/mcdonalds 7 USA Electronics 32,015 +4% 8 Finnland Electronics 29,495 - 15% 9 USA Media 28,731 + 1% 10 USA Electronics 26,867 + 12 % Communities.intel.com Winboard.org Forum.nokia.com/community, Conversations.nokia.com disneymagic.ca, family.go.com/community Communities.hp.com/online Abb. 5 Global Brand Value 2010 Quelle: Darstellung in enger Anlehnung an Interbrand Best Global Brands 2010 (http://www.interbrand.com/de/best-global-brands/best-global-brands-2008/best-global-brands-2010.aspx) Eine starke Marke schafft aus Sicht des Anbieters einen preispolitischen Spielraum. Dieser Spielraum ist umso größer, je stärker sich das Unternehmen vom Angebot der Konkurrenz differenzieren kann.80 Dies gelingt durch eine starke Markenpositionierung, wobei die eigene Marke für etwas „Einzigartiges“ stehen sollte. Die strategische Markenführung ist somit von zentraler Bedeutung, um den „Brand Value“ und zugleich den Unternehmenswert steigern zu können. Der Aufbau von Brand Communities ist somit von strategischer Bedeutung. Die Tabelle zeigt auf, dass auch die weltweiten Markenführer von der Existenz der Brand Communities profitieren und z. T. eigene Brand Communities aufgebaut haben. 77 Vgl. Marquette 1967, S. 265 Vgl. Hermanns et al. 2008, S. 340 79 Vgl. Lassar et. al 1995, S. 12. 80 Vgl. Kaul et. al 2010, S. 35 78 14 3.3 Chancen und Risiken von Brand Communities anhand von Praxisbeispielen 3.3.1 Chancen von Brand Communities Intensivierung der Markenerfahrung: Die Mitgliedschaft in einer Brand Community intensiviert das Kundenerlebnis, durch spezielle Angebote, Nutzungsmöglichkeiten und Leistungen, die nur Mitgliedern zur Verfügung stehen. Mitglieder der Brand Community Nike+ haben zum Beispiel die Möglichkeit einen virtuellen „Nike+ Coach“ zu nutzen, um sich bestmöglich für bspw. einen Marathon vorzubereiten. Zudem kann ein „Strecken-Tool“ genutzt werden, um Laufstrecken in der ganzen Welt zu finden. So müssen die Nike+ Mitglieder lediglich den Namen der Stadt eingeben, in der sie sich gerade befinden und erhalten anschließend eine Auswahl an geeigneten Laufstrecken in der Umgebung. Zudem können die eigenen Läufe gespeichert und bewertet werden, um den eigenen Leistungsfortschritt messen zu können. Die Synchronisation mit iTunes sorgt für ein zusätzliches Lauferlebnis.81 „Communities können das Erlebnis eines Kunden auch dadurch verstärken, indem sie ihm neue Nutzungsmöglichkeiten vermitteln. Beispielsweise ist es das erklärte Ziel der Mac User Communities den kostenlosen Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern zu fördern.“82 So wird neuen Mitgliedern erklärt wie man Videofilme digital bearbeitet oder Internetseiten programmiert.83 Dauerhafte Kundenbindung: Wie bereits in Kapitel 3 erwähnt zeichnen sich die Mitglieder einer Markengemeinschaft besonders durch ihre Loyalität und Verbundenheit zur Marke aus. Je intensiver die Beziehung zur Marke, den anderen Mitgliedern und der Community als Ganzes ist, desto stärker ist die Kundenbindung.84 Brand Communities zeichnen sich durch ihr Gemeinschaftsgefühl und gegenseitige Unterstützung aus. In der hej-IKEA FAMILY Community kann sich jedes Mitglied ein eigenes Zimmer einrichten und somit Teil der Community werden. Unter „So wohnen deine Nachbarn“ kann man die Zimmer der anderen besichtigen, kommentieren und sich zudem inspirieren lassen. Die soziale Interaktion innerhalb der Gemeinschaft wird dabei ganz bewusst, durch die Rubrik „Freunde – kennenlernen, treffen, austauschen“, gefördert und zur Befriedigung der sozialen Bedürfnisse eingesetzt.85 Communities als Markenbotschafter und Meinungsführer: Brand Communities weisen eine hohe Kommunikationsbereitschaft auf und werden oftmals von ihrem sozialen Umfeld als „Meinungsführer und Experten in Bezug auf das jeweilige Produkt“ angesehen.86 Oftmals sind es sog. Lead User, die sich aktiv in die Brand Community einbringen und eine wichtige Rolle beim Gedankenaustausch zur Verbesserung oder Neuentwicklung eines Produktes spielen.87 Brand Communities gelten dabei als Markenbotschafter und versuchen, andere für die Marke zu begeistern. „Diese Art der PeerPropaganda kann sehr effektiv sein.“88 Moderatoren innerhalb einer Community nehmen die Funktion ein, die interne Kommunikation aktiv zu steuern. Die hej-IKEA FAMILY Community hat für ihre Markengemeinschaft in Deutschland 26 Moderatoren, die für bestimmte Themen, wie „Was gibt’s Neues“, „Wohnkultur & Lebensstile“ und „Die erste Wohnung“ verantwortlich sind.89 Die Brand Community nimmt somit Einfluss auf das Markenimage und steht für die Marke ein. 81 Vgl. http://nikerunning.nike.com/nikeos/p/nikeplus/de_DE/plus/#//dashboard/ [Abgerufen am 29.10.10] Vgl. Schögel et al 2009., S. 3 83 Vgl. Schögel et al 2009., S. 3 84 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 268; McAlexander et. al 2002, S. 38 85 Vgl. http://www.hej-community.de/#/?ct=v01&r=v79 [Abgerufen am 29.10.10] 86 Vgl. Schögel et al 2009., S. 3 87 Vgl. Hippel 2006, S. 19; Pitta/Fowler 2005, S. 284 88 Vgl. Meyer 2004, S. 226 89 Vgl. http://www.hej-community.de/#/?ct=v01&r=v79 [Abgerufen am 29.10.10] 82 15 Ausweitung der Markenbekanntheit: Die Bekanntheit der Marke wird vor allem durch das Veranstalten von Events ausgeweitet. Eines der populärsten Brand Community Events ist der Red Bull Air Race world championship, welcher innerhalb der letzten acht Jahre, auf fünf Kontinenten insgesamt 50 Mal veranstaltet wurde.90 Die Markenbekanntheit ist dabei Voraussetzung für die Entstehung von Brand Communities. Das Werben neuer Mitglieder wird besonders innerhalb der Brand Community gefördert, da sie auch auf neue Mitglieder angewiesen sind. Bei Nike+ können Community Mitglieder ganz gezielt nach Freunden im Netzwerk suchen und neue Freunde per E-Mail zur Mitgliedschaft einladen. Zudem ist eine Verknüpfung der eigenen Aktivitäten mit Facebook und Twitter möglich, wodurch die Markenbekanntheit indirekt gefördert wird. Plattform für Kundenverhalten und -bedürfnisse: „Communities bieten einem Unternehmen einen bisher unmöglichen Zugang zu Informationen über Kundenverhalten und Kundenbedürfnisse.“91 Mitglieder haben die Möglichkeit innerhalb der Brand Community ihre eigenen Wünsche, Ideen und Meinungen zum Ausdruck zu bringen. Dies erfolgt primär über Beiträge in internen Foren und durch die Bewertung der Produkte und Vorschläge von anderen Community Mitgliedern. Nike+ bietet dazu das individuelle Leistungsprodukt „NikeiD“ an, bei dem ganz nach dem Motto „Lauf, Wie Du Lebst“ der eigene Laufschuh personalisiert werden kann. Die Marke Nike steht dabei für einen gewissen Lifestyle, Design und Individualität mit dem Ziel, optimal auf die Bedürfnisse ihrer Kunden einzugehen. Consumer Generated Contend: „Gemäß der GfK lag die Rate der gescheiterten Produktneueinführungen 2006 bei 70 %, da viele Innovationen an den Bedürfnissen der Kunden vorbei konzipiert wurden.“92 Innerhalb der Brand Communities können Unternehmen neue Produktinnovationen testen und somit Risiken mindern. Über das Feedback hinaus können neue Ideen und reale Verbesserungsmöglichkeiten aufgedeckt und eine Leistungsgestaltung ermöglicht werden, die sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Communities orientiert.93 In diesem Zusammenhang spielt die Produktivität der Brand Community Mitglieder, der sog. „Consumer-Generated Content“, eine besondere Rolle. Unter „Consumer-Generated Content“ wird der von den Online-Nutzern produzierte Inhalt verstanden, welcher gleichzeitig das Potential der Community Mitglieder im Hinblick auf Neuproduktentwicklung und Produktinnovationen verkörpert. Besonders Markenanhänger können hoch innovativ sein und entscheidend zum Produktentwicklungsprozess beitragen.94 Red Bull veranstaltet sogar einen eigenen Red Bull Best Ad Contest, bei dem „WerbeGenies“ aktiv werden können. Jeder hat bis Dezember 2010 die Möglichkeit „frische, freche und originelle Ideen“ für einen 15 Sekunden langen Werbe und TV Spot einzusenden. Bislang sind dazu aus Deutschland, Brasilien, Mexiko, Russland, Japan, Kolumbien und den Niederlanden über 13.000 Ideen eingegangen.95 Um eine umfassende Einschätzung geben zu können, welchen Bedeutung Brand Communities für das eMarketing haben, werden die Brand Communities anschließend kritisch betrachtet und mögliche Risiken aufgezeigt. 90 Vgl. http://www.redbullairrace.com/ [Abgerufen am 29.10.10] Vgl. Schögel 2002, S. 515 92 Vgl. Becker 2009, S. 19 93 Vgl. Schouten/ McAlexander 1995, S. 57 94 Vgl. Blazevic/Lievens 2008; Füller et al. 2006; Hippel 2006; Maria/Finotto 2008; Nambisan, S. 2002; Pitta./Fowler 2005 95 Vgl http://www.redbull.de/cs/Satellite/de_DE/Music-and-Entertainment/Best-Ad-Contest/ [Abgerufen am 29.10.10] 91 16 3.3.2 Risiken von Brand Communities Multiplikation negativer viraler Effekte: Innerhalb der Brand Communities entstehen gruppendynamische Effekte, welche sich für Unternehmen auch ins Negative wenden können. Die Community Mitglieder beanspruchen aufgrund ihres hohen Markeninvolvements oftmals ein gewisses Mitspracherecht, wenn es um neue Produktentwicklungen geht. Sie haben dabei eigene Vorstellungen von einer „richtigen“ Markenpolitik entwickelt, welche auch im Gegensatz zu den Vorstellungen des Unternehmens stehen kann. „Dadurch können sich Communities zu echten Konsumentenlobbys entwickeln. Als Beispiel lässt sich das Unternehmen Coca-Cola anführen, das sich 1985 entschied, die klassische Rezeptur des Getränks zu ändern, aber aufgrund massiver Konsumentenproteste diese Änderung schon nach wenigen Monaten wieder rückgängig machen musste.“96 Einflussstärke der Communities: Unternehmen sollten die Macht, die eine Community entwickeln kann, nicht unterschätzen. Unternehmen sind daher angehalten, ein netzwerkorientiertes Management zu implementieren, um die Beziehung zu den Communities pflegen zu können. Es gilt dabei Entwicklungen, die negative Auswirkungen auf das Unternehmen haben könnten, rechtzeitig zu erkennen und entsprechend gegenzusteuern.97 Autonomie nicht-kommerzieller Communities: Nicht-kommerzielle Communities existieren im Gegenteil zu kommerziellen Communities unabhängig vom Unternehmen. Diese Autonomie birgt jedoch Risiken, denn die Communities lassen sich nicht so einfach an- oder abschalten.98 So können Online-Communities auch zur Plattform von Kundenbeschwerden werden, wie zum Beispiel das Online-Portal Buzzmaschine.com, welche Qualitätsmängel und Serviceprobleme von Dell aufdeckt.99 In der folgenden Abbildung werden die Chancen und Risiken von Brand Communities nochmals gegenübergestellt. Es ist ersichtlich, dass die positiven Erfolgsfaktoren überwiegen. CHANCEN - Intensivierung der Markenerfahrung - Dauerhafte Kundenbindung - Ausweitung der Markenbekanntheit - Plattform für Kundenverhalten und Kundenbedürfnisse - Consumer Generated Contend Nutzung der Chancen durch Unterstützung der Brand Communities RISIKEN - Multiplikation negativer viraler Effekte - Einflussstärke der Communities - Autonomie nicht-kommerzieller Communities Kontrolle der Risiken durch Beobachtung der Brand Communities Abb. 6 Chancen und Risiken von Communities Quelle: Darstellung in enger Anlehnung an Schögel et. al 2009, S.4 Auf diesen Erkenntnissen aufbauend werden im Anschluss Leitlinien erarbeitet, die Unternehmen beim Umgang mit Brand Communities beachten sollten, um im Bereich des eMarketing langfristig erfolgreich zu sein. 96 Vgl. Schögel et al. 2009, S. 4 Vgl. Hartleb 2009, S. 64 98 Vgl. Hellmann 2005, S. 44 99 Vgl. http://www.buzzmachines.com/ [Abgerufen am 29.10.10] 97 17 3.4 Leitlinien für Unternehmen zum Umgang mit Brand Communities Nachdem sowohl die Chancen, als auch die Risiken von Brand Communities dargestellt wurden, sollte es für Unternehmen eindeutig sein, dass Brand Communities einer gewissen Führung bedürfen, um einen Markenerfolg erzielen zu können.100 „Listening and Monitoring is the cornerstone of any community and social media initiative.”101 Eine der wichtigsten Leitlinien beim Umgang mit Brand Communities ist demnach das aktive Zuhören und die gleichzeitige Kontrolle der Community Aktivitäten. Es ist zugleich die Voraussetzung, um die Potentiale der Markengemeinschaft ausschöpfen und Imageschäden vermeiden zu können. Aufgrund der Eigendynamik des Internets, welche eine schnelle Verbreitung von positiven, wie negativen Nachrichten und Erfahrungen mit sich bringt, sollten Unternehmen kontinuierlich Foren, User Groups, Weblogs und andere Plattformen aktiv verfolgen, um negativen Entwicklungen frühzeitig entgegenwirken zu können. Besonders die Beschwerden und Kritik von Community Mitgliedern, sollten ernst genommen werden. Unternehmen sollten sich selbstkritisch an den Diskussionen beteiligen und schnellstmöglich Verbesserungen vornehmen, die wiederum publik gemacht werden müssen.102 Unternehmen können dadurch Imageschäden verhindern und zudem signalisieren, dass sie ihre Kunden ernst nehmen und ihnen „zuhören“.103 Davon ausgehend wurde von der Unternehmensberatung McKinsey eine dreistufige Brand Community Strategie abgeleitet. Die Strategie zielt darauf ab, kritische Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, mit nicht-kommerziellen, positiv eingestellten Communities zu kooperieren und schließlich eine eigene Markenplattform aufzubauen.104 MARKENERFOLG Stufe B Stufe C AUFBAU einer eigenen Brand Community Stufe A KOOPERATION KRISENMANAGEMENT mit positiv ausgerichteten Brand Communities Von negative ausgerichteten Brand Communities Handlungsoptionen - gezielte Auswertung von Community Beiträgen - Zusammenarbeit mit den Community Verantwortlichen - Beteiligung ans Diskussionen - Bekanntgabe von Produktanpassungen - Zusammenarbeit mit den Community Verantwortlichen - Beteiligung ans Diskussionen - Unterstützung bei der Organisation von Community Events - Angebot exklusiver Services - Nutzung für Marktforschungszwecke - Gezielter Aufbau der eigenen Marke - Nutzung für Marktforschungszwecke und zur Entwicklung neuer Produktideen - Vertrieb eigener Produkte Abb. 7 Strategien zum Umgang mit Brand Communities Quelle: McKinsey Für die Stufen A, B und C wurden im Rahmen der eMarketing Strategie jeweils optimale Handlungsoptionen für Unternehmen erarbeitet. 100 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 128 Vgl. Community eBook radian6 08.03.2010 102 Vgl. Perrey et al. 2006, S. 12 103 Vgl. Perrey et al. 2006, S. 13 104 Vgl. Perrey et al. 2006, S. 12 101 18 Die Stufe A befasst sich dabei mit einem geeigneten Krisenmanagement in Bezug auf nichtkommerzielle Brand Communities, die einen negativen Einfluss aus Unternehmenssicht ausüben können. Als Beispiel ist in diesem Zusammenhang die iPod-Batterie-Klage zu nennen. „[A]ls 2003 in vielen inoffiziellen Apple Communities die kurze Haltbarkeit der iPod-Akkus bemängelt wurde, bedurfte es erst einer Sammelklage, bis Apple aktiv wurde.“105 Dies zeigt, welches Ausmaß negative virale Effekte innerhalb einer Community annehmen können. Zudem sind die verschiedenen nichtkommerziellen Communities, die sich aus eigener Initiative um eine Marke herum gebildet haben, auch untereinander vernetzt, wodurch die Negativ-Wirkung nochmals verstärkt wird. Aus diesem Grund müssen Unternehmen die folgenden Leitlinien beachten: (1) (2) (3) (4) Eine gezielte Auswertung der Communities vornehmen Mit Lead Usern der Communities zusammenarbeiten Aktiv und selbstkritisch an Diskussionen teilnehmen Produktverbesserungen umgehen kommunizieren Wie bereits erwähnt wurde sollten die Aktivitäten der nicht-kommerziellen Communities beobachtet werden. Durch die Teilnahme an Diskussionen kann das Unternehmen eine lenkende Funktion einnehmen. Es ist besonders von Vorteil, wenn ein intensiver Kontakt zu den Lead Usern innerhalb der Markengemeinschaft gepflegt wird. Lead User können als Markenbegeisterte beschrieben werden, die sich mit viel Engagement in die Community einbringen und somit eine meinungsbildende Positionen einnehmen. Ist die Kritik begründet, sollten möglichst zeitnah Verbesserungen am Produkt vorgenommen werden, die anschließend in der Brand Community mitgeteilt werden. Dadurch wird den Mitgliedern eine gewisse Wertschätzung entgegengebracht, welche die Kunde-Marke-Beziehung positiv beeinflusst. Die Stufe B nimmt Bezug auf die Kooperation mit nicht-kommerziellen Communities, die im Sinne des Unternehmens auftreten. Idealerweise sollten Unternehmen die Brand Communities in ihrer individuellen Entwicklung unterstützen. Diese Unterstützung wird als sog. Enabling bezeichnet. „Da Communities ihre positive Wirkung gerade aufgrund ihrer Autonomie entfalten, sollte diese weitestgehend bewahrt werden.“106 Das Unternehmen Apple äußert sich zu diesem Thema wie folgt: “Apple promotes and supports user groups, but the company does not own, manage or direct them.”107 Bezüglich des Enablings kann wieder eine Auswahl an Leitlinien aufgestellt werden: (1) (2) (3) (4) (5) Mit Lead Usern der Communities zusammenarbeiten Aktiv und selbstkritisch an Diskussionen teilnehmen Community-Events unterstützen Speziellen Service nur für Mitglieder anbieten Community Mitglieder in Marktforschung einbeziehen Bezüglich der Diskussionsteilnahme und der Kontaktpflege zu Lead Usern lassen sich Parallelen zur Stufe A erkennen. Dadurch wird die große Bedeutung der Interaktion zwischen Unternehmen, Kunde und Community nochmals zum Ausdruck gebracht. Durch das gezielte Auswerten der Beträge in den themenbezogenen Foren können zudem Marketingerkenntnisse gesammelt werden. Brand Community können auch direkt in die Online Marktforschung einbezogen werden, indem individuelle Fragebögen erstellt oder spezielle Online-Plattform für neue Produktideen der Mitglieder eingerichtet werden. Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der gezielten und individuellen Unterstützung der Communities. In 105 Vgl. Perrey et al. 2006, S. 12 Vgl. Schögel et al. 2009, S. 4 107 Vgl. Schögel et al. 2009, S. 4 106 19 diesem Zusammenhang kann das Unternehmen die autonomen Brand Communities bei der Organisation von Veranstaltungen unterstützen und sogar spezielle Club-Kleidung sponsern.108 So wirbt das Unternehmen Nike in der eigenen Lauf-Community für Frauen, dem „Club der Töchter“, mit der Aktion „Erlauf dir dein Club Shirt“. Durch das Sponsoring der Brand Community wird das Public Relations mit einer weiteren Kundenbindungsmaßnahme verbunden. Durch spezielle ClubKleidung wird das Gemeinschaftsgefühl verstärkt und nach Außen getragen. So hat das Fan T-Shirt von Intel, auch „Ajay Bhatt T-Shirt“ genannt, im Jahr 2009 eine besondere Welle der Begeisterung im Netz ausgelöst. Ausgangspunkt war der populäre Intel Werbespot „Rockstar Yourself“, bei dem Ajay Bhatt, Intel Chief Client Platform Architect und „Co Inventor of the USB“, als Rockstar gefeiert wird. Es folgte die Online Fan-Aktion „Ajay Bhatt T-Shirt Give-a-Away“, bei der man ein Ajay Bhatt TShirt gewinnen konnte. Die eMarketing Aktion wurde vom 24. September 2009 bis 7. Oktober 2009 in Verbindung mit Twitter durchgeführt. Da die Auflage auf nur 100 T-Shirts limitiert war, wurde der Anreiz für die Markenfans verstärkt ein solches T-Shirt zu gewinnen.109 Der Werbespot „Rockstar Yourself“ wurde allein auf YouTube über 130.000mal aufgerufen.110 Zudem konnten die Gewinner ein Foto auf dem Facebook Profil von Ajay Bhatt hochladen. Es zeigt sich, dass Markenbegeisterte über die Brand Community hinaus auch in anderen Online Plattformen des Web 2.0 aktiv werden können. Dieses Online Netzwerk sollten sich Unternehmen für eMarketing Strategien zu nutze machen. Die Stufe C bezieht sich auf den Aufbau einer kommerziellen Brand Community. „Kommerzielle Brand Communities haben gegenüber nicht-kommerziellen Brand Communities den Vorteil, dass sie von Markenunternehmen gestaltet und in die gewünschte Richtung gesteuert werden können. Somit stellen kommerzielle Brand Communities einen potenziellen Hebel zur Erreichung bestimmter Ziele der Markenführung wie eine Erhöhung der Markenloyalität oder des Weiterempfehlungsverhaltens dar.“111 Beim Aufbau einer eigenen Markengemeinschaft, sollte das Unternehmen folgende Punke beachten: (1) Eine Marke gezielt aufbauen (2) Eine Brand Community für Marktforschung und Produktentwicklung nutzen (3) Eigene Produkte über die Brand Community vertreiben Voraussetzung für das Entstehen von Brand Communities sind „starke“ Marken. Unternehmen sollten aus diesem Grund gezielt in die Steigerung des Markenwertes investieren. Markenbekanntheit und Markenimage spielen dabei eine entscheidende Rolle. Kommerzielle Brand Communities stellen geeignete Plattformen dar, um eigene Produkte zu präsentieren und mit sozialen Strukturen in Verbindung zu bringen. Sie tragen somit entscheidend zu Verbesserung der Kunde-Marke-Beziehung bei und können überdies für Marktforschungszwecke genutzt werden. Im nächsten Kapitel werden diese drei Leitlinien im Detail betrachtet und folgenden Fragen analysiert: Was muss beim Aufbau einer eigenen Brand Community beachtet werden? Wie können Brand Communities gestaltet werden, um einen maximalen Markenerfolg zu erzielen? 108 Vgl. Hartleb 2009, S. 203 Vgl. http://scoop.intel.com/2009/06/ajay-bhatt-t-shirt-give-a-away.php 110 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=q-8GVi2Fdi4 111 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 128 109 20 3.5 Aufbau und Gestaltungselemente einer eigenen Brand Community zur Steigerung des Unternehmenserfolges Entscheidet sich das Unternehmen eine eigene Brand Community aufzubauen, müssen neben den soeben dargestellten Leitlinien auch die kritischen Erfolgsfaktoren von Brand Communities beachtet werden. Es bedarf hierbei einer strukturierten Vorgehensweise, wobei im ersten Schritt die Community-Eignung der Marke überprüft werden sollte. Anschließend muss das Unternehmen die Vision und die dazugehörigen Ziele definieren, welche mit dem Aufbau einer eigenen Brand Community verfolgt werden. Bei der Gestaltung der Brand Community werden die maßgeblichen Erfolgsfaktoren berücksichtigt. Auch dem Haftungsausschluss und den internen Datenschutzbedingungen sollte Beachtung geschenkt werden. Zudem wird aufgezeigt, wie Zielgruppen mit Hilfe der Brand Community angesprochen und für Mitgliedschaft begeistert werden. (1) Community-Eignung der Marke prüfen Zuerst muss festgestellt werden, ob eine Community-Eignung der Marke besteht. Wie gut sich eine Marke für den Aufbau einer Brand Community eignet, kann laut PERREY anhand von fünf Kriterien überprüft werden: 112 1. 2. 3. 4. 5. Kann die Marke ein dauerhaftes Interesse generieren? Ist sie im Alltag wichtig? Kann man sich mit ihr identifizieren? Spricht sie den Kunden emotional an? Hat die Marke eine interaktive Komponente und kann sie für Unterhaltung sorgen? Erst wenn vier oder mehr Kriterien erfüllt werden, ist es sinnvoll mit der Planung einer eigenen Brand Community zu beginnen. So konnte sich aufgrund der Community-Eignung der Marke Nike, die dazugehörige Brand Community Nike+ weltweit etablieren. (2) Vision und Ziele definieren Im nächsten Schritt muss deutlich gemacht werden, warum die Brand Community vom Unternehmen ins Leben gerufen wird. Die Marke sollte zum einzigartigen Erlebnis für den Kunden werden. Aus diesem Grund muss das Konzept der Brand Community nach den Bedürfnissen, Wünschen und Interessen der Zielkunden ausgerichtet sein. Die Vision, die mit dieser Brand Community verknüpft ist, sollte intern vorab festgelegt werden. Danach müssen die strategischen Ziele abgeleitet und auch an die Außenwelt kommuniziert werden. In diesen Zusammenhang müssen sich Unternehmen mit folgenden Fragen auseinandersetzen:113 1. Warum möchten Sie eine Brand Community aufbauen? Was sind Ihre Ziele? 2. Was macht ihre Brand Community einzigartig? Warum werden sich der Community Menschen anschließen? 3. Welche internen Ressourcen stehen Ihnen für den Aufbau und Unterhalt der Brand Community zur Verfügung? Wie groß ist das Budget und wie viel Personal ist verfügbar? 4. Wie messen Sie den Erfolg? Sind Sie bereit Ihre Strategie aufgrund neuer Erkenntnisse anzupassen? 5. Welche Hilfsmittel, Technik und IT-Infrastruktur benötigen Sie für den Aufbau der Brand Community? 112 113 Vgl. Perrey et al. 2006, S. 14 Vgl. Community eBook radian6 08.03.2010 21 (3) Communication Code festlegen Voraussetzung für die Bildung von Brand Communities ist die Existenz substantieller Berührungspunkte zwischen den Bedürfnissen und Wertvorstellungen der Konsumenten und den Werten, für die eine Marke steht. Die Community Ansprache ist erst dann erfolgreich, wenn der Zusatznutzen, der durch eine Mitgliedschaft in der eigenen Markengemeinschaft erzeugt wird, den Konsumenten offen, einheitlich und verständlich kommuniziert wird. Hierbei bedarf es einer nachhaltigen Kommunikation von Markenbotschaften. Die Autoren CARBONARO und VOTAVA betonen in diesem Zusammenhang, dass Unternehmen bei der Formulierung von individuellen Markenbotschaften auf „Mehrwert statt Nutzwert“, „Sinngebung statt Sinnlichkeit“ und „Sein statt Schein“ achten sollten.114 Die Kommunikation innerhalb der Brand Communities muss „Glaubwürdigkeit, Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit“ zum Ausdruck bringen.115 Ziel ist es, die subjektive Markenwahrnehmung der Konsumenten positiv zu beeinflussen und die Markenloyalität zu intensivieren. Besonders das Vertrauen der Konsumenten in die Marke ist von großer Bedeutung und sollte durch eine gezielte Markenkommunikation gestärkt werden. 116 Die Abbildung 8 zeigt die Identifikationsfläche zwischen Kunden- und Markenwerten auf, welche als Grundlage für den Aufbau und Gestaltung der eigenen kommerziellen Brand Community dient. Unternehmen müssen diese Identifikationsfläche erkennen und analysieren und zudem das Bewusstsein für die eigene Unternehmensidentität schärfen, um eine erfolgreiche Markenpolitik im Web 2.0 verfolgen zu können. Die Brand Community wird somit zur „Identitätsplattform“, die Unternehmens-, Produkt-, Marken- und Communitywelt verbindet.117 Ein zielgerichteter Communication Code ermöglicht es Unternehmen „auf Wertevorstellungen und Lebensinhalte der Konsumenten eine sinnstiftende bzw. substantielle, relevante Antwort finden“.118 Der Communication Code nimmt somit indirekt Einfluss auf den langfristigen Erfolg der eigenen Brand Community. Konsument Marke bildet: sucht nach sinnstiftenden Mustern - Werte Haltung Normen Lifestyles Identitätsfläche Abb. 8 Communication Code Quelle: Darstellung in enger Anlehnung an Baumgartner 2007, S. 53 (4) Community Guidelines aufstellen, Moderatoren einsetzen und Netiquette einführen Anschließend müssen vom Unternehmen sog. Community Guidelines aufgestellt werden, welche als Grundlage für Partizipation und Interaktion dienen. Sie fördern die einheitliche und konstruktive Kommunikation innerhalb der Brand Community und verhindern Äußerungen, die der Community 114 Vgl. Baumgartner 2007, S. 27 Vgl. Baumgartner 2007, S. 53 116 Vgl. Baumgartner 2007, S. 23 117 Vgl. Baumgartner 2007, S. 60 f. 118 Vgl. Baumgartner 2007, S. 33 115 22 Schaden zufügen könnten, wie zum Beispiel Schimpfwörter, Beleidigungen, Obszönitäten, falsche Tatsachenbehauptungen oder üble Nachrede. Unternehmen müssen dabei sicherstellen, dass die Community Guidelines für jeden zugänglich und ersichtlich sind.119 Zudem sollten die Community Guidelines kurz, prägnant und eindeutig sein. Der Kommunikationsgrundsatz von dem Unternehmen BestBuy lautet wie folgt: „Be smart. Be respectful. Be human. Best Buy® Social Media Policy.”120 Überdies sollten Moderatoren eingesetzt werden, welche für bestimmte Foren und Themenbereiche zuständig sind. Moderatoren haben die Aufgabe, die Community interne Kommunikation aktiv zu verfolgen und die Einhaltung der Community Guidelines sicherzustellen. Moderatoren nehmen einen beratende Funktion ein und haben einen Einfluss auf die individuelle Entwicklung der Foren, Blogs etc. Somit sind sie für Unternehmen unerlässlich, da mithilfe der Moderatoren ein gewisser Überblick über den Kommunikationsprozess bewahrt werden kann. Als Moderatoren können eigene Mitarbeiter, sowie engagierte Community Mitglieder auftreten. Zudem empfiehlt sich eine Netiquette einzuführen – denn auch in der Online-Welt gilt: „Der Ton macht die Musik“.121 Es hat zum Ziel, den kultivierten und freundlichen Umgang untereinander zu fördern und hebt die Bedeutung von guten Umgangsformen innerhalb der Community hervor. So werden den Mitgliedern der hej IKEA FAMILY Community bspw. Tipps geben, wie sie die verschiedenen Foren erfolgreich nutzen können. Der Hinweis „Erst lesen, dann schreiben“ ist simpel, aber doch essentiell. Aktives Zuhören und überlegtes Antworten spielt besonders bei der Interaktion mit anderen Community Mitgliedern in Foren, Blogs etc. eine große Rolle. Zurechtweisungen anderer Mitglieder oder auch Sarkasmus sind dabei unangebracht. Auch ein Fair Play bei Community Gewinnspielen wird von Mitgliedern erwartet. Verstöße sollten konsequent verfolgt werden und bis hin zum Ausschluss aus der Community führen. (5) Haftungsausschluss definieren In diesem Zusammenhang sollte das Unternehmen über einen Haftungsausschluss nachdenken. Das Unternehmen IKEA äußert sich zu diesem Thema auf den Seiten der hej IKEA FAMILY Community wie folgt: „IKEA haftet nicht für die Richtigkeit und Vollständigkeit der von IKEA in die Community eingestellten Inhalte. Daneben übernimmt IKEA keinerlei Haftung für die von den Nutzern in die Community eingestellten Inhalte.“122 Das Unternehmen sollte sich somit rechtlich absichern, da die Kommentare etc. oftmals nicht selbst verfasst sind, sondern von den Mitgliedern. Dies birgt Fehlerpotenzial, weshalb sich Unternehmen stets davon rechtlich abgrenzen sollten. (6) Datenschutzbestimmungen kommunizieren Der persönliche Datenschutz ist gerade in Zeiten des World Wide Web von großer Bedeutung. Es ist Grundlage für das gegenseitige Vertrauen und sollte folglich offen kommuniziert werden und für die Konsumenten transparent und verständlich gestaltet sein. Das Unternehmen IKEA formuliert dabei ihre Datenschutzleitlinie sehr treffend: „Was du mit IKEA teilst, bleibt bei IKEA.“123 Weiterhin wird betont, dass die Community Mitglieder der Datenverwendung zu Werbe-, Meinungsund Markforschungszwecken jederzeit widersprechen können.124 Dies stärkt das Vertrauen in das Unternehmen, die Marke und somit in die Community als Ganzes. 119 Community eBook radian6 08.03.2010 Community eBook radian6 08.03.2010 121 http://www.hej-community.de/#/?ctl=v05 [Abgerufen am 29.10.10] 122 http://www.hej-community.de/#/?ctl=v05 [Abgerufen am 29.10.10] 123 http://www.hej-community.de/#/?ctl=v05 [Abgerufen am 29.10.10] 124 Vgl. http://www.hej-community.de/#/?ctl=v05 [Abgerufen am 29.10.10] 120 23 (7) Erfolgsfaktoren beachten Im Kapitel 4 wurden die Chancen und Risiken von Brand Communities bereits analysiert. Im Hinblick auf die Gestaltung der Brand Community gilt es nun, diese zu beachten und die Erfolgsfaktoren in die Konzeption der Brand Community mit einzubeziehen. Brand Communities zeichnen sich durch die intensive Interaktion zwischen Kunde, Marke und Community aus. Es ist eine Plattform für Informationsaustausch zwischen Mitgliedern und Unternehmen. Aus diesem Grund müssen verschiedene themenbezogen Foren eingerichtet werden, um den Austausch von Markenwissen zu erleichtern. Zudem sollte die Brand Community als Plattform für Produktverbesserungen und Ideen für neue Produkte dienen. Daher muss das Unternehmen den Mitgliedern die Möglichkeit einräumen, Produktbewertungen vorzunehmen und Verbesserungsvorschläge bezüglich des Produktes oder auch der Community zu äußern. Der Aufbau sozialer Beziehungen, bis hin zu Freundschaften, lässt die Community „real“ werden. Bei der Gestaltung der Community muss somit beachtet werden, dass man auch nach Freunden suchen und neue Freunde in die Community einladen kann. Zudem sollte jedes Mitglied ein eigenes Postfach haben, um individuelle Nachrichten an andere Mitglieder verschicken zu können. Das Hochladen von eigenen Fotos und Videos bietet den Mitgliedern die Chance, individuell in der Community aufzutreten und ermöglicht einen emotionalen Bezug zur Community. Dies wird durch eigene Mitgliederprofile verstärkt und wirkt sich positiv auf die sozialen Bedürfnisse, Prestige und Selbstverwirklichung aus. Als Beispiel kann erneut die hej IKEA FAMILY Community angeführt werden, da die soeben aufgeführten Gestaltungselemente schon umfassend umgesetzt wurden. Jedes Mitglied der IKEA Brand Community kann ein eigens IKEA Zimmer einrichten und auch die Zimmer der Nachbarn stehen für Besichtigungen offen. Zu Beginn der Mitgliedschaft kann jeder ein eigenes Profilfoto hochgeladen und sogar ein Bilderbuch anlegen. Zudem können Mitlieder den persönlichen Briefkasten nutzen, um Post an Nachbarn und Freunde zu verschicken. Durch die Verknüpfung mit Facebook können Freunde in die IKEA Brand Community eingeladen werden. Den Mitgliedern steht eine Vielzahl an Foren zu Verfügung, in denen sie sich mit anderen über Wohntrends etc austauschen können. Die „Merkliste“ hilf ihnen dabei, die spannendsten Themen herauszufiltern und gezielt verfolgen zu können.125 Die eigene Brand Community sollte darüber hinaus als Plattform genutzt werden, um auf die Wünsche der Kunden einzugehen. Aufgrund des „persönlichen“ Umfeldes der Brand Community sind Konsumenten eher bereit, ihr Vorstellungen, Ideen und Wünsche zu äußern. Das Unternehmen NIVEA macht sich dies zum Beispiel bei ihrer eignen Brand Community NIVEA FÜR MICH zu nutze. Hier können die NIVEA Kundinnen ihre Wünsche bei der „Wunschinsel“ zum Ausdruck bringen. Der Hinweis „Ihre Wünsche sind uns wichtig!“ führt v.a. dazu, dass sich die Kundinnen verstanden und ernst genommen fühlen. Somit wird indirekt die emotionale Bindung an die Marke verstärkt. Dies wird vom Unternehmen NIVEA in besonderem Maße betont: „Wir hoffen, dass Sie sich bei NIVEA FÜR MICH so richtig wohl fühlen. Und falls Ihnen etwas einfällt, das es bei NIVEA FÜR MICH noch geben sollte, so teilen Sie uns Ihren Wunsch bitte unbedingt mit. Wir kümmern uns gerne darum.“ 126 (8) Zielkunden für eine Mitgliedschaft begeistern und dauerhaft binden Im nächsten Schritt gilt es, das Interesse der Zielkunden für die Brand Community zu wecken und sie für eine Mitgliedschaft zu begeistern. Es ist dabei zu beachten, dass erst eine gewisse Anzahl an Mitgliedern nötig ist, um die Brand Community für ein breites Zielpublikum interessant zu machen. 125 126 Vgl. http://www.hej-community.de/#/Forenuebersicht/?ct=v07&navl=v47&sort=v70&c=1 [Abgerufen am 29.10.10] Vgl. http://www.nivea.de/ext/de-DE/NIVEA%20fuer%20mich [Abgerufen am 29.10.10] 24 „Virales Marketing, intelligent gestaltete Preisausschreiben oder die exklusive Vorstellung eines neuen, geheimnisvollen Produkts in der Community können neben anderen Aktivitäten helfen, die kritische Masse schnell zu erreichen.“127 Das Unternehmen muss folglich spezielle Anreize schaffen, damit sich Kunden der eigenen Brand Community anschließen. NIVEA lockt neuen Community Mitglieder beispielsweise mit einem „exklusiven Willkommensgeschenk“ und wirbt mit den Vorteilen, die man durch eine Mitgliedschaft bei der Community NIVEA FÜR MICH genießt. Diese Vorteile umfassen „gratis Produktproben“, „wertvolle Rabatt-Coupons“, „individuelle Beratung“ und eine „kostenloses NIVEA Magazin“. Im Gegensatz dazu versucht das Unternehmen Coca Cola neue Mitglieder der CokeFridge Community mittels attraktiver Gewinnspiele zu locken. Den Mitgliedern winkt neben zahlreichen Preisen ein täglicher Tagespreis, der sich von den restlichen Preisen abhebt und bspw. einen Städteurlaub von Jochen Schweizer beinhaltet. Bei der Online-Registrierung erhält man zudem 3 Coins gratis dazu, die Voraussetzung für eine Gewinnteilnahme sind oder auch gegen Musikdownloads eingetauscht werden können.128 Um die neuen Mitglieder jedoch dauerhaft binden zu können, sollte die eigene Brand Community eine Plattform für einzigartige Markenerlebnisse sein. Durch einen speziellen Service, der nur Mitgliedern zur Verfügung steht wird die Markenerfahrung intensiviert. Durch den Online Coach von Nike+ kann nicht nur die eigene Laufleistung überwacht und ausgewertet werden, sondern es wird auch eine dauerhafte Kundenbindung erreicht. Das Training ist ein fortwährender Prozess, mit dem Ziel der stetigen Verbesserung. Daran knüpft Nike+ an und begleitet die Mitglieder beim individuellen Training, das sich über einen längeren Zeitraum erstrecken kann. Durch das Veranstalten von Community Events wird der Zusammenhalt der Markengemeinschaft verstärkt. Besonders der virtuelle Lauf der Nike+ Community um den Erdball stärkt das Gemeinschaftsgefühl. (9) Kreativität der Mitglieder nutzen Die eigene Brand Community sollte so gestaltet sein, dass sie eine Plattform für Produkt- und Werbeideen bietet. Zudem können die Mitglieder zielgerichtet in die Marktforschung mit einbezogen werden. „Um die Hebelwirkung einer Community optimal zu nutzen, müssen die Maßnahmen auf die interessantesten 20 Prozent der Mitglieder ausgerichtet sein: Es geht um diejenigen, die Trends initiieren, als Markentreiber wirken und wertvolle Anregungen für Produktverbesserungen oder innovationen liefern.“129 In diesem Zusammenhang gewinnt der im Kapitel 4.3 beschriebene Consumer Generated Contend an Bedeutung. (10) Vernetzung der Brand Community fördern Die Online Vernetzung der eigenen Brand Community spielt hinsichtlich der Markenbekanntheit eine große Rolle und zieht zudem neue Mitglieder an. Das Unternehmen Microsoft kann bezüglich der existierenden Microsoft Brand Communities eine beispiellose Vernetzung vorweisen. Kunden können einen „Community Guide“ nutzen, um aus der Vielzahl an Communities die passende zu finden. Es wird hierbei zwischen den „Windows Communities“, „Developer Communities“, „Office Communities“ etc. unterschieden und zudem täglich die „Community des Tages“ gekürt. Es zeigt sich, dass der Kreativität bei der Schaffung einer eigenen Brand Community keine Grenzen gesetzt sind. Es sollte stets eine individuelle Markenbotschaft vermittelt werden und keine anderen Communities 1:1 kopiert werden. 127 Vgl. Perrey et al. 2006, S. 14 f. Vgl. http://www.cokefridge.de/ [Abgerufen am 29.10.10] 129 Vgl. Perrey et al. 2006, S. 15 128 25 4 Zusammenfassung und zukünftige Entwicklung von Brand Communities Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Brand Communities in Zeiten des Web 2.0 im Bereich des eMarketing an zunehmender strategischer Bedeutung gewinnen. Es wurde gezeigt, dass Brand Communities die Kunden-Marken Beziehung in hohem Maße verbessern und somit die Markenidentifikation und Loyalität der Kunden nachhaltig beeinflussen. Unternehmen können mittels identitätsorientierter Markenführung im Rahmen eigener Brand Communities den Markenwert steigern und den Markenerfolg langfristig sichern. Das Brand Community Management ist ein neues Konzept des eMarketing, mit dem eine systematische Entwicklung und Inszenierung der eigenen Marke in der Online-Welt erreicht werden kann.130 Ziel ist es, die Markenloyalität und die Kundenbindung zu verstärken und durch den gezielten Umgang mit Brand Communities das Markenund Unternehmensimage positiv zu beeinflussen. Zudem wurde auf die Frage nach der ökonomische Relevanz von Brand Communities eingegangen. Unternehmen können von den direkten und indirekten Erfolgswirkungen, die von einer Brand Community ausgehen, profitieren. Besonders die höhere Preisbereitschaft, Kauffrequenz und das Weiterempfehlungsverhalten der Community Mitglieder sind von unternehmerischer Bedeutung. Brand Community Mitglieder sind Bewunderer und Anhänger einer Marke, die sich durch eine hohe Markenloyalität und Identifikation mit der Marke auszeichnen.131 Überdies sind Brand Communities Plattformen für die Wünsche, Bedürfnisse und Produktideen der Konsumenten. Unternehmen können sich dies zu Nutze machen und dadurch eigene Marktforschungskosten im Online Bereich senken. Durch die Einbeziehung der Community Mitglieder in den Innovationsprozess, kann das Risiko neuer Produktinnovationen verringert werden. Des Weiteren wurden die Chancen und Risiken von Brand Communities im Detail betrachtet. Unternehmen haben durch den Aufbau einer eigenen Brand Community die Chance, die Markenerfahrung der Konsumenten zu intensivieren, indem zusätzliche Angebote, Nutzungsmöglichkeiten und Leistungen geboten werden. Durch die intensive Kunden-Marken Beziehung wird die emotionale Identifikation mit der Marke verstärkt und ein Zusatznutzen generiert, der den funktionalen Nutzen des Produktes übersteigt. Unternehmen können durch gezieltes Brand Community Management entscheidenden Einfluss auf die dauerhafte Kundenbindung nehmen und somit die Zuneigung und das Vertrauen der Konsumenten gewinnen. Die dynamische Entwicklung von Brand Communities birgt jedoch auch Risiken, denn Brand Communities gewinnen zunehmend an Einfluss, der zu einem Kontrollverlust seitens der Unternehmen führen kann. Besonders die Autonomie nicht-kommerzieller Brand Communities sollte von Unternehmen nicht unterschätzt werden. Aus diesem Grund wurden Leitlinien zum Umgang mit Brand Communities erstellt, die u.a. neben der gezielten Kontrolle und Auswertung der Community Aktivitäten, eine aktive Zusammenarbeit mit der Brand Community zum Inhalt haben. „Listening“ und „Monitoring“ werden hierbei zur zentralen Voraussetzung für ein erfolgreiches Brand Community Management, das eine gezielte Unterstützung der Brand Communities in ihrer individuellen Entwicklung anstreben sollte. 130 131 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 270 Vgl. Loewenfeld 2006, S. 133 26 Dass die neuen Markenwelten auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden, zeigt sich an der zunehmenden Online-Vernetzung der Konsumenten in sozialen Netzwerken weltweit. Mit Hilfe des globalwebindex lässt sich das „Social Web Involvement“ international vergleichen. Während in Deutschland über 13 Millionen Menschen in sozialen Netzwerken aktiv sind, gibt es in den USA bereits über 92 Millionen Internetnutzer, die sich in Online-Netzwerken angemeldet haben. In Russland sind es über 15 Millionen, in China über 53 Millionen und in Indien mehr als 20 Millionen Internetnutzer, die ein eigenes Profil in sozialen Netzwerken verwalten.132 Dies verdeutlicht das globale Streben nach Gemeinschaft, was es für Unternehmen unabdinglich macht, in ausgewählten Online-Netzwerken mit einem eigenen Profil präsent zu sein. Brand Communities werden somit im Kommunikationswettbewerb von strategischer Bedeutung sein, um sich von Wettbewerbern differenzieren zu können. Im Zuge des Web 2.0 hat sich zudem das neue Berufsbild des „Community Managers“ herausgebildet. So sind in den Jobportalen www.stepstone.de und www.monster.de weit über 100 Stellen als „Community Manager“ ausgeschrieben.133 Unternehmen reagieren somit auf die steigende Anforderung und Komplexität des Brand Community Managements, wobei das Potential der neuen Markengemeinschaften bei Weitem noch nicht ausgeschöpft ist. 132 133 Vgl. http://www.globalwebindex.com/data [Abgerufen am 13.11.10] Vgl. http://www.stepstone.de/ , http://www.monster.de/ [Abgerufen am 13.11.10] I Anhang Der Anhang soll zu Verdeutlichung der Online-Präsenz von Brand Communities der Marken IKEA, Starbucks und Nike dienen. Dabei wird auf den theoretischen sowie praktischen Teil der Arbeit Bezug genommen, welcher nun anhand von Screenshots veranschaulicht wird. Ziel ist es, ein besseres Verständnis für Aufbau, Inhalt und Gestaltung von Brand Communities zu entwickeln und die Vielfalt und Individualität der neuen Markenwelten im Web 2.0 zum Ausdruck zu bringen. a. he j IKEA Family Community Die hej IKEA Family Community, welche online unter http://www.hej-community.de aufgerufen werden kann, zeichnet sich durch den betont familiären Onlineauftritt aus und bietet den Community Mitgliedern die Möglichkeit, Teil der IKEA Family zu werden. Durch diese individuelle Ansprache kann die Beziehung zwischen den Kunden und der Marke IKEA nachhaltig beeinflusst werden. Die Mitglieder können sich ein eigenes virtuelles Zimmer in der Community einrichten, was die Markenidentifikation erhöht Durch das Hochladen von Bildern können Mitglieder die Gestaltung der Community individuell beeinflussen IKEA betont den Zusatznutzen einer Mitgliedschaft IKEA wirbt mit einer kostenlosen Mitgliedschaft In vielseitigen Foren können sich Mitglieder untereinander austauschen und inspirieren lassen Mitglieder können die Zimmer der virtuellen Nachbarn besichtigen, bewerten und sich Tipps holen, wodurch das Gemeinschaftsgefühl steigt Gewinnspiele sollen neue Mitglieder anlocken II b. My Starbucks Idea Das Unternehmen Starbucks ermöglicht es den Mitgliedern der Brand Community My Starbucks Idea selbst aktiv zu werden und eigene Ideen zum Produkt, den Starbucks Cafés und zur eigenen Community einzubringen. Fans der Marke Starbucks können sich unter http://mystarbucksidea.force.com anmelden und in die Brand Community eintreten. Mitglieder können eigene Ideen einbringen sowie Ideen anderer Mitglieder einsehen und bewerten Durch das Erstellen eigener Profile und das Versenden von Nachrichten steigt das Gruppenzugehörigkeitsgefühl Die Auflistung aller Ideen zeigt Umfang des Consumer Generated Content innerhalb der Community weltweite Vernetzung Hier können die neusten Ideen gesichtet werden Starbucks nutzt die Brand Community auch für die Online Marktforschung Hier werden Lead User aufgeführt, die maßgebliche n Einfluss auf die Brand Community ausüben Mitglieder können die Ideenumsetzung verfolgen, was Wertschätzung symbolisiert und Erhöhung der Markenidentifikation beiträgt III c. Nike+ Community Die Nike+ Community vereint die „Nike Welt“ mit der „Apple Welt“ und verstärkt somit das individuelle Markenerlebnis ihrer Kunden. Zudem können Nike+ Mitglieder von zusätzlichen Features wie Laufcoach und Strecken-Tool sowie speziellen Laufforen profitieren, die online unter http://nikerunning.nike.com/nikeos/p/nikeplus/de_DE/plus/#//goals verfügbar sind. Die Höhe des Nike+ Levels zeigt an, wie intensiv sich Mitglieder in die Community einbringen. Lead User identifiziert man dabei am höchsten Nike+ Level Durch die Verbindung zum Online Shop kann Nike die höhere Wiederverkaufsfrequenz der Mitglieder ausnutzen Der Zusatznutzen einer Mitgliedschaft liegt in der Möglichkeit seine Laufleistung kontrolliert steigern zu können Die Ausweitung der Nike+ Community erfolgt aktiv durch eigene Mitglieder, die Freund und Bekannte in die Community einladen können. Die Verbindung zu Twitter und Facebook ermöglicht eine schnellere Vernetzung weltweit Mitglieder können ein eigenes Profil gestalten und somit einen Platz in der Community finden Mitgliedern stehen ständig neue Features zu Verfügung, wodurch das Markenerlebnis gesteigert wird IV Literaturverzeichnis Bücher Algesheimer, R. (2004): Brand Communities - Begriff, Grundmodell und Implikationen, 1. Aufl., Deutscher Universitäts-Verlag, Bamberg, 2004. Algesheimer, R./Herrmann, A. (2005): Brand Communities - Grundidee, Konzept und empirische Befunde, in: Esch, F.-R. (Hrsg.): Moderne Markenführung: Grundlagen, innovative Ansätze, praktische Umsetzungen, 4.vollst. überarb. und erw. Aufl., Gabler Verlag, Wiesbaden, 2005, S. 747763. Andersen, P. H. (2005): Relationship Marketing and Brand Involvement of Professionals through Web-enhanced Brand Communities: The Case of Coloplast, in: Industrial Marketing Management, 3. Aufl., Drydan Press, 2005, S. 285-297. Baumgartner, E. 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Alle Textstellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichen Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegen. ………………………………………. , den …………………………....... …………………………………………………………………..................