Fachinformation 31 Labor Diagnostik Hepatitis E In den letzten 10 Jahren kam es in Deutschland jedoch zu einem stetigen und deutlichen Anstieg der an das RKI gemeldeten Hepatitis-E-Erkrankungen; waren es 2001 nur 34 gemeldete Hepatitis-E-Fälle, so lagen im Jahr 2011 bereits 237 gemeldete Hepatitis-EInfektionen vor. (1) Das RKI geht davon aus, dass die wahren Fallzahlen die gemeldeten Fälle deutlich überschreiten dürften, da zu selten an eine gezielte Testung auf Hepatitis-E gedacht wird. Indikation: Infektiöse Hepatitis Übertragung: fäkal-oral Diagnostik: Serologischer Antikörpernachweis mittels EIA (IgG und IgM) Untersuchungsmaterial: Serum So konnten, was diese Vermutung unterstützt, in einzelnen Industrieländern Seroprävalenzen von HEV-IgG-Antikörpern von über 10% bei der Bevölkerung nachgewiesen werden (2). Deshalb sollte bei Hepatitiden unklarer Genese differentialdiagnostisch - nach Ausschluss der häufigeren infektiösen Ursachen (v. a. von Hepatitis A, B und C) - eine Hepatitis-E-Infektion in Erwägung gezogen werden. Meldepflicht: Auffallend ist auch, dass es sich nach §6 und §7 Infektionsschutzgesetz mittlerweile sehr oft um in Deutschland erworbene autochthone Hinweise zur Abrechnung: Infektionen handelt. In einer vom Ausnahmekennziffer: 32006 EBM: HEV-IgG, -IgM, jeweils 32641 RKI durchgeführten Fall-KontrollGOÄ: HEV-IgG, -IgM, jeweils 4405 Studie (2006-2007) wurden 68% der Infektionen als autochthone Eine Untersuchung auf HepatitisInfektionen eingestuft; bei Sequenzierungen der Viren E-IgG- und IgM-Antikörper ist mittels EIA (Enzymimfand sich dabei fast nur Genotyp 3. Im Gegensatz dazu munoassay) labordiagnostisch möglich. wurde bei den importierten Infektionen/Reiseinfektionen fast ausschließlich der Genotyp 1 identifiziert. Da es sich um eine meldepflichtige Erkrankung handelt kann die Labor-Anforderung bei kliDurch den Nachweis von Hepatitis-E-Viren bei nischem Verdacht auf eine infektiöse Hepatitis Schweinen/Wildschweinen und Hirschen (typischerunter der Ausnahmekennziffer 32006 erfolgen. weise Genotyp 3) geht man heute davon aus, dass Literatur es sich bei den autochthon erworbenen Infektionen (1) Quelle: RKI Jahrbücher 2001, 2009,2010; Epidemiologisch Bulletin in unserer Region um eine Zoonose handelt, welche Nr. 15, 16.04.2012 hauptsächlich durch den Verzehr von Fleisch(2) Quelle: www.rki.de, Hepatitis-E in Deutschland: eine lebensmittelprodukten auf den Menschen übertragen wird. bedingte Zoonose ? (02/2009) M V Z für Laboratoriumsmedizin Koblenz – Mittelrhein Dr. med. Dipl.-Chem. Rüdiger Walscheid • Axel Thuy • Dr. med. Martin Kirsch • Dr. med. Thomas Mertes Laboratoriumsmedizin • Humangenetik • Mikrobiologie • Infektionsepidemiologie • Bluttransfusionswesen Viktoriastraße 39 • 56068 Koblenz • Tel: 0261 / 30 40 50 • Fax: 0261 / 30 40 5 -944 • www.labor-koblenz.com Deutscher Akkreditierungs Rat DAR DAC-ML-0126-01-10 Akkreditiert nach DIN EN ISO 15189 MVZ Koblenz-Mittelrhein | 1. Auflage | Stand: April 2012 Die Übertragung erfolgt fäkal-oral, wobei der Erreger vor allem in vielen tropischen Regionen endemisch vorkommt und dort in der Regel über kontaminiertes Trinkwasser oder Nahrungsmittel übertragen wird. Als typische Endemiegebiete gelten Südost- und Zentralasien, der Nahe Osten, Zentral- und Westafrika sowie Mittelamerika (Mexiko). In den Industrieländern wurde die Infektion in der Vergangenheit nur selten nachgewiesen und insgesamt vor allem als reisebedingte Erkrankung eingestuft. Klinisch ist die akute Infektion nicht von anderen Hepatitiden abzugrenzen. Die Infektion verläuft in der Regel eher leicht und selbstlimitierend; hauptsächlich bei Kindern sind subklinische Verläufe möglich. Selten kann es auch zu fulminanten Verläufen kommen; vor allem gefährdet sind ältere Personen und Schwangere, bei welchen eine Letalität von z. T. über 10% beschrieben wird. Zudem wurde in der jüngeren Vergangenheit vereinzelt über chronisch verlaufende Infektionen bei Organ-transplantierten Patienten berichtet. © Die Hepatitis E ist eine üblicherweise selbst limitierende Erkrankung, ausgelöst durch das Hepatitis-E-Virus, ein unbehülltes Einzelstrang-RNA-Virus. Bekannt sind 4 Genotypen mit unterschiedlicher regionaler Verteilung.