Schwerpunkt Erfolgreiche KMU-Übernahme: ein Jahr danach Wenn Verbände zu klein sind, um eine eigene Geschäftsstelle zu betreiben, kommt die A.M.S. Jasper & Co. ins Spiel. Das Unternehmen unterstützt Vereine, Verbände und Stiftungen, die für die Erfüllung ihrer Aufgaben professionelle Lösungen benötigen. Musste sich erst an den Rollenwechsel von der Mitarbeiterin zur Chefin gewöhnen: Sonja Jasper an ihrem Arbeitsplatz. VON BEATRICE AEBI* (INTERVIEW) UND THOMAS BERNER Die A.M.S. Jasper & Co. übernimmt für die Auftraggeber Geschäftsführung, Organisation, Sitzungsadministration, Rechnungswesen, Marketing, Mitgliederadministration usw. – also alle Aufgaben, die in einem Verein anfallen. Seit 1. Januar 2012 ist Sonja Jasper die Inhaberin des Unternehmens. Die diplomierte NPO-/Verbandsmanagerin stiess 1991 als Mitarbeiterin zur Firma, wurde 1998 Partnerin und übernahm das Unternehmen schliesslich von der Firmengründerin Ursula Silberschmidt. Sonja Jasper ist verheiratet und hat zwei schulpflichtige Kinder. Nach einem Jahr zieht sie eine erste Bilanz. Frau Jasper, unter welchen Umständen sind Sie zu A.M.S. gestossen? Sonja Jasper: Mich reizte die Aussicht, in einem Kleinbetrieb sehr selbstständig zu arbeiten. Ich hatte grossen Tatendrang und wollte etwas bewegen. Was motivierte Sie dazu, als Partnerin einzusteigen und die Firma schliesslich zu übernehmen? Seitens der Gründerin Ursula Silberschmidt bedeutete dieses Angebot ein Zeichen grosser Wertschätzung und einen Vertrauensbeweis. Nicht zuletzt ging es aber auch darum, mich als Mitarbeiterin ans Unternehmen zu binden. Ich meinerseits identifizierte mich mit dem Betrieb, und es war deshalb nur konsequent, dass ich mich daran beteiligte und (mehr) Verantwortung dafür übernahm. War die Nachfolge als Inhaberin schon eine Option beim Einstieg als Partnerin? Jein, eine sehr weit entfernte Option. Ich war 1998 für die Nachfolge noch zu jung und unerfahren und traute mir den Schritt zur Inhaberin noch nicht zu. Eine ernsthafte Auseinandersetzung damit begann etwa ab 2006/07. Meine Vorgängerin wollte ihre Nachfolge klären und bot sie mir an. Ich wollte zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig einsteigen, weil meine familiäre Belastung erheblich war. Auch schien mir mein Netzwerk für die Akquisition neuer Kunden zu klein. Gleichzeitig wurde damals auch eine Fusion mit einem Mitbewerber geprüft, dessen Vorstellungen zur betrieblichen Zukunft sich aber nicht mit denjenigen meiner Vorgängerin deckten. Sind aus heutiger Perspektive die damaligen Vorbehalte begründet? Ja, meine Intuition war richtig: noch nicht. Der damalige Prozess, auch die Mediation, war zur Entscheidungsfindung notwendig, bis ich bereit dazu war, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Vorher war meine Risikobereitschaft noch zu klein. Der Faktor Zeit scheint mir bei einem solchen Vorhaben wesentlich. Beide Seiten sind an einem mehrjährigen Prozess beteiligt: Wer übergeben will, wer übernehmen will. Man muss sich frühzeitig mit diesem Thema auseinandersetzen. Unser Kleinbetrieb mit Inhaberin und zwei Mitarbei* Beatrice Aebi ist dipl. Arch. ETH/Raumplanerin ETH/NDS und ist als Mitglied des VSI.ASAI eine Kundin von A.M.S. Jasper & Co. ORGANISATOR Seite 18/19 Ausgabe 10/13–11. Oktober 2013 terinnen benötigte sieben Jahre. Ich gehe davon aus, dass inhabergeführte Firmen, also auch Familienunternehmen, einen vergleichbaren Prozess durchmachen, der zwischen fünf und zehn Jahren dauert. Unternehmen mit anderer Eigentümerstruktur sind vielleicht schneller. Was lief bei Ihrer Übergabe gut? Dass die benötigte Zeit zur Verfügung stand bzw. ich sie mir nehmen konnte. Was lief weniger gut? Der Grundsatzentscheid zwischen meiner Vorgängerin und mir war schnell klar. Was hingegen extrem zeitaufwendig war, war der administrative Aufwand: Diskussionen mit der Bank, dem Vermieter, den Steuerbehörden machten uns das Leben schwer. Diese Schwierigkeiten bzw. den Aufwand unterschätzte ich. Was war die wichtigste Herausforderung, die Sie zu meistern hatten? Der Rollenwechsel zwischen meiner Vorgängerin und mir: Die ehemalige Chefin war plötzlich meine Mitarbeiterin. Das war für beide Seiten eine Herausforderung, die aber in diesem Kontext passte: Wir hatten lange Jahre zusammengearbeitet und kannten uns gut. Bei anderen, grösseren Betrieben würde ich ein solches Risiko nicht eingehen wollen: Der Seniorchef sollte sich bei der Übergabe aus dem strategischen und operativen Geschäft definitiv zurückziehen. Ansonsten besteht ein erhebliches Konfliktrisiko einerseits zwischen den Inhaber-Generationen, aber auch zwischen Inhaberin und Mitarbeitenden. Der/die Patron/ne sollte sich höchstens auf KOMPETENZ IM VERBANDSMANAGEMENT A.M.S. Jasper & Co. führt u.a. die Geschäftsstelle für die Vereinigung Schweizer Innenarchitektinnen und Innenarchitekten VSI. ASAI (Berufsverband), Metropole Schweiz (Interessengemeinschaft), Kommission Frau und SIA (Netzwerk innerhalb eines Berufsverbands). Das Unternehmen kann sich auf langjährige Fachkompetenz im Verbandsmanagement und auf mehr als zwanzig Jahre Erfahrung in der Geschäftsführung von Non-Profit-Organisationen berufen. Die Dienstleistung ist interessant für kleine und mittlere Verbände, die wachsen und die administrative Arbeit nicht mehr selber leisten können. Sie profitieren von 100% Präsenz trotz tieferem Auftragsvolumen. Die besondere Herausforderung der täglichen Arbeit liegt darin, dass Vorstände von NPOs ehrenamtlich arbeiten. Die Form der Zusammenarbeit ist deshalb anders als mit Wirtschaftsbetrieben. So ist etwa der Aufwand für die Beschaffung von Grundlagen grösser als bei Unternehmen. Anfrage als Senior Consultant zur Verfügung stellen. In Familienbetrieben kann es vorkommen, dass diesbezüglich die jüngere Generation ein Ultimatum stellen muss. Was war sonst noch von Bedeutung? Mir hat sehr geholfen, mich mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern auszutauschen, die ebenfalls eine Firma übernommen hatten (Familienbetriebe, langjährige Geschäftsführung, Management Buy-out). Es tat gut, sie fragen zu können, ihnen zuzuhören und zu erfahren, wie sie diesen Prozess gehandhabt hatten. Es war beruhigend zu sehen, dass alle Mut brauchten bzw. Ängste ausstanden. Unser Kleinbe- trieb ist sehr personenabhängig; die Kundenbeziehung steht und fällt mit der persönlichen Beziehung. Nicht zuletzt darum haben wir die Kunden in den Übernahmeentscheid mit einbezogen, und das Echo von allen Seiten war positiv. Wie akquirieren Sie Neukunden? Das funktioniert hauptsächlich über Empfehlungen. Auch über Publikationen haben wir schon neue Aufträge generiert. Was motiviert Sie, diese Arbeit weiterhin zu machen? Es macht Spass, mit engagierten Leuten zusammenzuarbeiten, die sich in ihrer Freizeit freiwillig für eine Sache einsetzen. Es ist ein breites und vielfältiges inhaltliches Spektrum, mit dem wir es zu tun haben, und durch die bunte Palette von Kunden erhalten wir Einsicht in viele Branchen. Man muss offen für Veränderungen und interessiert sein: Die Präsidien und Vorstände ändern, auch meine Mitarbeitenden müssen sich immer wieder auf neue Partner einlassen. Die Mitglieder der Verbände sollen uns wahrnehmen, als ob wir ausschliesslich für sie arbeiten. Es gab auch schon Mitarbeitende, die damit Mühe hatten und uns nach kurzer Zeit verliessen. Für mich sind die tägliche Vielfalt an Inhalten und Menschen und die Möglichkeit, Einblicke in verschiedenste Branchen zu haben, die treibende Kraft hinter meinem Engagement. Und nicht zuletzt die Wertschätzung, die mein Team und ich von unseren Auftraggebern erhalten. ANZEIGE Schumacher PrintSolutions Widerspruchslos. 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