Prospekt_01_09_2010 01.09.2010 10:57 Uhr Seite 1 쑽 Wir freuen uns auf Ihren Besuch: Warum ein Bioenergiedorf ? Bioenergiedorf Jühnde eG Koppelweg 1, 37127 Jühnde [email protected], Tel.: (0 55 02) 99 83 84 www.bioenergiedorf.de Die Ausgangslage: Förderverein Bioenergiedorf Jühnde e.V. [email protected] www.foerderverein-bioenergiedorf.de CNE – Centrum Neue Energien GmbH Koppelweg 1, 37127 Jühnde Tel.: (0 55 02) 91 19 73, Fax: (0 55 02) 91 19 74 [email protected] · www.bioenergiedorf-cne.de Ortsheimatpfleger Hubertus Menke, Dorfstraße 13, 37127 Jühnde [email protected], Tel.: (0 55 02) 27 98 www.heinrich-sohnrey.de Fossile Energieträger, wie Kohle, Erdöl und Erdgas, werden in einer Art und Weise verbraucht, die auf Dauer nicht tragfähig ist. Jährlich wird z. B. so viel Öl verbraucht, wie in einer Million Jahre gebildet wurde; die weltweiten Erdölvorräte reichen noch für max. 80 Jahre. Das in den fossilen Energieträgern gebundene Treibhausgas CO2 wird in kurzer Zeit freigesetzt und führt zur globalen Erwärmung und Klimaänderung mit mehr extremen Klimaereignissen. Elemente, die zur Energiegewinnung benötigt werden, wie z. B. Uran für Atomenergie, sind nur sehr begrenzt vorhanden. Wenn z. B. 1% der weltweit benötigten Energie durch Atomkraft erzeugt würde, wären die Uranvorräte nach 10 Jahren erschöpft. Anfahrt: Alternative Energiequellen, wie z. B. Solarenergie und Windkraft, können das Konzept ergänzen. Der Projektansatz: 1. Die auf den Feldern wachsende Biomasse speichert die einstrahlende Sonnenenergie und macht sie dauerhaft verfügbar. gefördert durch: 01092010 Projektförderung durch Erträge aus LANDKREIS GÖTTINGEN 2. Globale Probleme, wie der Klimaschutz und die Umstellung auf alternative Energiequellen wegen der Knappheit fossiler Brennstoffe, können kaum zentral gelöst werden. Daher suchte im Jahr 2001 das Interdisziplinäre Zentrum für Nachhaltige Entwicklung der Universität Göttingen (IZNE) ein Dorf, mit dem es seine Projektidee des Bioenergiedorfes umsetzen konnte: „Das Bioenergiedorf – Voraussetzungen und Folgen einer eigenständigen Wärmeund Stromversorgung durch Biomasse für Landwirtschaft, Ökologie und Lebenskultur im ländlichen Raum.“ Energie Bio Die Ziele: Ressourcen- und Klimaschutz durch CO2-neutrale Strom- und Wärmeerzeugung Boden- und Wasserschutz durch weniger Nitrat und Pflanzenschutzmittel Artenvielfalt durch Anbau von Mischkulturen Stärkung der Region durch Schaffung von neuen Arbeitsplätzen Lebensgefühl und Lebenskultur durch Stärkung der Dorfgemeinschaft Wie motiviert man ein Dorf ? Das ganze Projekt hat bis zu seiner Fertigstellung gut fünf Jahre in Anspruch genommen. Um das Dorf über einen so langen Zeitraum für das Projekt zu motivieren, sind unserer Meinung nach drei Punkte wichtig und entscheidend: 1. Eine kompromisslose Informationspolitik in Form von Dorfversammlungen und Infobriefen, bei denen auch von den Problemen bei der Projektdurchführung transparent berichtet wurde. 2. Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an den Planungswerkstätten und Initiativgruppen. 3. Ansprechpartner im Dorf, die bei allen Fragen und Problemen bezüglich des Projektes Auskunft gaben. Bioenergiedorf Jühnde Entstehung und Ziele des ersten Bioenergiedorfes in Deutschland Eigenständige Wärme- und Stromversorgung durch Biomasse Prospekt_01_09_2010 01.09.2010 10:57 Uhr Seite 2 Bioenergieanlage in Jühnde Jühnde (Südniedersachsen) ist deutschlandweit das erste Dorf, in dem die gesamte Wärme- und Stromversorgung durch den nachwachsenden und CO2-neutralen Energieträger Biomasse (hier: Energiepflanzen in Form von Silage und Holzhackschnitzeln) erfolgt. Die Biomasse kann durch ihre Lagerfähigkeit und ständige Verfügbarkeit in gleichbleibender Qualität, entsprechend dem Strom- und Wärmebedarf flexibel eingesetzt werden. NaWaRo Die Bioenergieanlage in Jühnde besteht aus drei wesentlichen Komponenten: 1. Biogasanlage mit Blockheizkraftwerk (BHKW) 2. Holzhackschnitzelheizwerk / Spitzenlastkessel 3. Nahwärmenetz Biogasanlage mit BHKW: In dem Fermenter wird Silage zusammen mit Gülle vergoren. In einem vierstufigen biologischen Prozess entsteht ein Biogas, welches als „Treibstoff“ für das BHKW (einem Motor mit angeschlossenem Generator zur Stromerzeugung) dient. Der erzeugte Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Die bei der Verbrennung des Gases durch den Motor erzeugte Abwärme dient der Wärme- und Warmwasserversorgung der angeschlossenen Haushalte. Technische Daten: 3 Befüllung des Fermenters pro Jahr: ca. 6.600 m Gülle, ca. 11.000 t nachwachsende Rohstoffe, z. B. Weizen, Roggen, Triticale, Mais, Gras etc. (Anbaufläche ca. 300 ha) Stromeinspeisung pro Jahr: ca. 5.000.000 kWh Wärmeeinspeisung pro Jahr: ca. 4.500.000 kWh Wärmenutzung ca. 3.500.000 kWh/a Spitzenlastkessel: Für den Fall, dass die gesamte Anlage ausfällt, und für die wenigen sehr kalten Tage im Jahr, kann zusätzlich ein Spitzenlastkessel (ca. 1,6 MWth) das Dorf mit Wärme versorgen. Nahwärmenetz: Im gesamten Dorf wurde ein Nahwärmenetz verlegt: Wärmeeinspeisung von ca. 4.500.00 kWh pro Jahr mit ca. 80 °C heißem Wasser bei einem Druck von max. 4 bar Technik: Technik: BHKW mit 716 kWel Fermenter ca. 3.000 m3, Höhe: 8 m, Ø: 24 m Zwischenlager ca. 4.800 m3, Höhe: 6 m, Ø: 34 m Vorgrube ca. 280 m3 Siloanlage ca. 7.500 m3 Ca. 5.500 m Leitung, davon ca. 3.500 m Hauptleitung Anschluss von 144 Haushalten Holzhackschnitzelheizwerk: In den Wintermonaten wird die Wärmeversorgung der Haushalte durch das Holzhackschnitzelheizwerk unterstützt. Es besteht aus einem Ofen mit Treppenrostfeuerung, in dem die Holzhackschnitzel verbrannt werden. Fazit: Bei dem Betrieb der Bioenergieanlage wird eine CO2 Einsparung in Höhe von ca. 3.500 t pro Jahr erreicht. (Alle angegebenen Werte sind Näherungswerte) Wärmeeinspeisung pro Jahr: ca. 850.000 kWh für die Monate Oktober bis April, entspricht ca. 20% des jährlichen Energiebedarfs Historie des Projektes »Bioenergiedorf« 1992: Umweltkonferenz in Rio (Brasilien). Viele Menschen werden nachdenklich bezüglich Energiequellen und -verbrauch. 1998: In der Uni Göttingen entsteht die Idee erneuerbare Energie in einem Dorf zu nutzen. 2000: Das Forschungsprojekt „Bioenergiedorf“ vom IZNE (Interdisziplinäres Zentrum für Nachhaltige Entwicklung) der Uni Göttingen wird bewilligt. Technik: Holzofen mit ca. 550 kWth Holzhackschnitzellager: ca. 900 srm Holz 2003: Bewilligung zur Projektplanung der Bioenergieanlage durch die FNR (Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe) vom BMVEL (Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft). 2004: Fördermittelzusage der FNR für die geplanten Baumaßnahmen. Spatenstich mit Ministerin Renate Künast und Minister Jürgen Trittin. 2005: Strom- und Wärmelieferung ab September. 2009: Gründung des Centrum Neue Energien. Interessantes aus Jühnde Jühnder Fachwerk- und Geschichtslehrpfad Technische Daten: Bestückung des Ofens pro Jahr: ca. 1.400 srm (Schüttraummeter) Gründung der Bioenergiedorf Jühnde GbR Vorverträge für das Nahwärmenetz werden abgeschlossen (70% aller Haushalte). 2001: Das IZNE sucht ein Dorf im Landkreis Göttingen, welches die idealen Voraussetzungen für dieses Projekt erbringt. Aus 21 Dörfern hat sich Jühnde als „das Bioenergiedorf“ qualifiziert. 2002: Gründung der Arbeitsgruppen und damit Einbeziehung des ganzen Dorfes in das Projekt. Startpunkt bei der Infotafel unterhalb der Kirche. Führungen nach telefonischer Vereinbarung mit dem Ortsheimatpfleger. Zu einer Führung gehört auch das sonst nicht zugängliche Gutsgelände mit dem Schloss sowie ein Gang zur Gedächtnisstätte und durch das Heinrich-Sohnrey-Archiv. Es ist ein Faltplan zum Lehrpfad erhältlich, anhand dessen sich vieles auf eigene Faust erkunden und verstehen lässt. Sohnrey-Archiv und Gedächtnisstätte Mautturm, Jühnder Schloss, Öffnungszeiten nach telefonischer Vereinbarung. Das Heinrich-Sohnrey-Archiv und die Gedächtnisstätte werden von der Heinrich-Sohnrey-Gesellschaft betreut. Sie beinhalten u. a. eine umfangreiche Sammlung der Werke des Schriftstellers und Sozialreformers.