Der Bahnhof in Wannweil - das neue Domizil der Ortsgruppe Der Bahnhof Wannweil war ein „richtiger Bahnhof“ mit Richtungsgleisen. Im Bahnhof befand sich ein mechanisches Kurbelstellwerk. Die Verbindung zu den Hauptsignalen (Höhe Schreinerei Ott und Firsthalde) geschah mit Hilfe von Drahtzügen. Im Kurbelstellwerk wurde auch die Weiche für das Abstellgleis entriegelt und bei Bedarf von Hand umgelegt. Das Empfangsgebäude, 1903 in der Länderbahnzeit erbaut, gehört in die Eisenbahn-Geschichtsepoche I. In Vergessenheit geraten ist die Existenz der beiden über 2 Meter hohen Abläutewerke, die auf dem Bahnsteig standen. Für Züge von Reutlingen ertönte das Läutesignal 1x, von Richtung Tübingen 2x. Das Abläutesignal wurde mit Hilfe einer Induktionskurbel bei Abfahrt der Züge von den Nachbar Bahnhöfen (Betzingen/Kirchentellinsfurt) von den Fahrdienstleitern ausgelöst. Auf dem Bahnhof Wannweil waren 4 – 5 Mann im Schichtdienst beschäftigt. Besetzt war der Bahnhof von 04:00 Uhr bis 01:00 Uhr nachts. Tagsüber war der Bahnhof stets mit 2 Mann besetzt, einem Fahrdienstleiter und einem Weichenwärter. Letzterer war verantwortlich für das Stellwerk sowie die Wartung der Petroleumlampen. In den 1960 er Jahren wurden sie durch Gaslampen ersetzt, die ständig brannten. In den 1950 er Jahren fuhren jeden Tag Hunderte von Wannweiler nach Reutlingen zur Arbeit und in die Schulen. Entsprechend groß war der Andrang an der Bahnsteigsperre. Aus Sicherheitsgründen gab es keinen freien Zugang zu den Gleisen. Man musste viel an der Schranke warten, bis die Unterführung um 1960 gebaut wurde. Sozialgeschichtlich ist folgendes interessant: Die Mittagspause nutzten etwa ein Dutzend Arbeiter zur Heimfahrt nach Wannweil. Sie nahmen im Wartesaal eine Mahlzeit zu sich, die ihnen von Familienangehörigen gebracht wurde. Zum “Heimgehen” hätte die Mittagspause nicht gereicht. Mit dem nächsten Zug fuhren sie zurück zur Arbeit. Heute kommen nur noch wenige Menschen im Vergleich zu früher auf den Bahnhof. Heutzutage scheint die Gesellschaft nicht mehr fähig sich an Fahrpläne zu halten, fast jeder besitzt ein Auto. Fahrkarten werden schon lange nicht mehr am Schalter ausgegeben, bis 2011 stand an jedem Gleis ein Fahrkartenautomat, mittlerweile wurde jedoch auf nur ein Gerät reduziert, welches sich in der Unterführung befindet. Im Zuge der Bahnreform wurden sämtliche nicht für die Funktion der Bahn genutzten Immobilien abgestoßen, so dass die Gemeinde Wannweil das für den Bahnbetrieb überflüssige Empfangsgebäude erworben hat. Nach Recherchen von Botho Walldorf zur Ausstellung Bahnges- chichte 2004, Rathaus Nachdem die Gemeinde das Bahnhofsgebäude gekauft hatte und die DLRG Ortsgruppe bereits seit den 80er Jahren einen eigenen Vereinsraum beantragt hat, bestand nun die Möglichkeit das Bahnhofsgebäude zur Nutzung zu bekommen. Der Zustand des Gebäudes war äußerst schlecht und das Geld wie immer knapp, so dass die Auflage der Gemeinde gestellt wurde, dass der Bahnhof in Eigenleistung renoviert wird. Material, welches für die Renovierung des Gebäudes benötigt wurde, wurde weitestgehend von der Gemeinde gestellt. Somit wurde nach langem hin und her 2002 der Mietvertrag unterzeichnet und viele aktive Mitglieder machten sich ans Werk den Bahnhof in mühsamer Kleinarbeit wieder herzurichten und auf die Bedürfnisse eines Vereinsheims umzubauen. Das ehemalige Vordach des Eingangsbereichs wurde erweitert und ausgemauert, somit entstand ein einladender Eingangsbereich. Im Inneren wurde das komplette Gebäude entkernt und die Infrastruktur (Fenster, Türen, Gas, Wasser, Strom) komplett neu angelegt. Die Wände wurden, soweit möglich, begradigt. Der Wartesaal wurde mit den Funktionsräumen mittels eines großen Durchbruchs verbunden. Es wurden die kompletten Böden neu gemacht, und sanitäre Einrichtungen eingerichtet. Diese im Innenraum ablaufenden Arbeiten wurden vornehmlich in der kälteren Jahreszeit durchgeführt. Wenn es die Witterung zu lies wurde an der Fassade gearbeitet. Das alte Holz musste teilweise ersetzt werden, soweit es die Substanz zu lies. Das Gebäude komplett abgeschliffen und frisch gestrichen. Im Herbst 2004 wurde der Bereich zum Bahnsteig hin eingefriedet und im Frühjahr/Sommer 2005 wurde der Hof gepflastert. Ab diesem Zeitpunkt war das Vereinsheim soweit bezugsfertig und in ordentlicher Benutzung. Im Nachgang wurde 2007 zu guter Letzt das Dach gerichtet, die Unterkonstruktion renoviert, isoliert und neu eingedeckt. Somit konnten wir 2008 den Bahnhof mit einem Festakt ordentlich einweihen. Seit der Renovierung wurde das Vereinsheim gut genutzt, sei es zu Zwecken der Ausbildung, der Jugendarbeit, als auch für Veranstaltungen geselliger Art. Der Zahn der Zeit nagt wieder an dem neuen Glanz, so dass die nächste Renovierungswelle in Bezug auf die Fassade wieder ansteht. Wie heißt es doch so schön: Bist du einmal durch, fängst du vorne wieder an. Einen herzlichen Dank auch an dieser Stelle nochmals den Zahlreichen Helfern und folgenden Firmen für materielle sowie fachliche Hilfe: Richard Walker, Maler; Jürgen Gebhard, Raumaustattung; Horst Siller, Holzbau/Dachdeckungen; Thomas Gutbrod, Elktro; Jakob Malthaner, Heizung/Sanitär; Jürgen Haupt, Fliesenleger; Walter Ott, Schreiner; Kirschbaum, Fenster und Türen; Heinrich, Maler Nicht zu vergessen, auch bei der Gemeinde Wannweil möchten wir uns für die Ermöglichung und die Unterstützung herzlich bedanken.