Physik Praktikum I : WS 2005/06 Protokoll 10. GV: Gleichstrom Protokollanten Jörg Mönnich - Anton Friesen Betreuer Holger Baumanns Versuchstag Dienstag, 29.11.05 Gleichstrom Einleitung Unter dem Begriff der Elektrizität versteht man im Allgemeinen das Phänomen von Teilchen Elementarladungen zu besitzen. So kann ein Teilchen wie z.B. das Elektron negativ und ein Teilchen wie das Proton positiv geladen sein. Eine gerichtete Bewegung dieser Ladungsträger wird als elektrischer Strom bezeichnet. In der Physik ist die Fließrichtung negativ geladener Ladungsträger vom Minus-Pol zum Plus-Pol definiert. Dabei kommt es zu einem elektrischen Strom, wenn der Überschuss der Elektronen am Minus-Pol und der Elektronenmangel am Plus-Pol ausgeglichen werden, sobald der Stromkreis geschlossen wird. Je nach dem in welche Richtung der Strom fließt, wird zwischen Gleichstrom und Wechselstrom unterschieden. Dabei ändert der Gleichstrom, im Gegensatz zu dem Wechselstrom, der sowohl seine Stärke als auch seine Richtung periodisch ändert, seine Fließrichtung nicht. Die Spannung, die den Strom bedingt erklärt sich über die Verteilung der geladenen Teilchen. Sobald diese Teilchen nicht mehr in Bewegung sind entsteht ein so genanntes elektrostatisches Feld mit einem gewissen Potenzial. Je nach dem wie ungleich die jeweiligen Teilchen verteilt sind, kann das Potential höher oder niedriger sein. Die Spannung ist dabei, die Potentialdifferenz zwischen zwei Punkten dieses Feldes und wird in Volt angegeben. Die bei einem geschlossenen Stromkreis vorherrschenden Gesetzmäßigkeiten werden mit Hilfe des Ohm’schen Gesetzes beschrieben. Das Ohm’sche Gesetzt besagt, dass sie Spannung U proportional zu der Stromstärke I ist. Die Proportionalitätskonstante wird dabei als elektrischer Widerstand R des Bauteils angegeben. Daraus erhält man das folgende Gesetz: R= U I (1.1) Im Normalfall hängt der Widerstand von Strom und Spannung ab. Bei metallischen Leitern z.B. ist R, bei konstanter Temperatur, jedoch eine Konstante. Hier gilt: -1- R=ρ l A (1.2) ρ ist dabei der spezifische Widerstand des Materials, l die Länge und A die Querschnittsfläche des Leiters. An einem Knotenpunkt eines Stromkreises kommt die 1. Kirchhoff´sche Regel, die so genannte Knotenregel, zum Tragen. Diese besagt, dass die Summe aller hinein fließenden Ströme gleich de Summe aller hinaus fließenden Ströme ist: n ∑I i =1 =0 i (1.3) Ebenso addieren sich die Summen aller Spannung und Spannungsabfälle in einer geschlossenen Leiterschleife zu Null (2. Kirchhoff´sche Regel): n ∑U i =1 i =0 (1.4) Ein darüber hinaus sehr wichtiger Faktor ist der Innenwiderstand Ri . Jede Quelle besitzt einen endlichen Innenwiderstand und liefert somit nicht die idealerweise angenommene Leerlaufspannung U 0 , sondern: U = U 0 − Ri I (1.5) Durchführung Versuch A: Spannungsmessung Zur Messung der Spannung in einem Stromkreis benötigt man entweder ein Voltmeter oder ein Multimeter. Bei Multimetern kann der Messbereich durch zuschaltbare Reihen- oder Parallelwiderstände variiert werden. A.1 Bestimmung des Innenwiderstands und der Messgenauigkeit Anhand der ausliegenden Datenblätter wurden die Messgenauigkeit, sowie der Innenwiderstand der Messgeräte bestimmt. -2- Für den analogen Multimeter MA 1H war eine Messungenauigkeit von 3 % angegeben. Das Voltmeter hatte eine Ungenauigkeit von 2 %, wobei der Innenwiderstand Ri 150 kΩ betrug. Die Ungenauigkeit und der Innenwiderstand des Multimessgerätes Master 20K sind aus Tabelle 1 zu entnehmen. Tab. 1: Herstellerangaben zur Messgenauigkeit und dem Innenwiderstand des Master 20K Messgenauigkeit: 1,5 % bei Gleichstrom / 2 % bei Wechselstrom Innenwiderstände in dem jeweiligen Messbereich: Messbereich Ri Messbereich Ri 3A 1,1 Ω 30 V 600 kΩ 1A 1,5 Ω 10 V 200 kΩ 300 mA 2,5 Ω 3V 60 kΩ 100 mA 5,8 Ω 1V 20 kΩ 30 mA 17,6 Ω 10 mA 51 Ω 3 mA 164 Ω 1 mA 483 Ω A.2 Bestimmung der Spannung der ausliegenden Batterien Mit Hilfe des Voltmeters wurden die Spannungen der ausliegenden Batterien bestimmt. Die bestimmten Werte sind in der Tabelle 2 aufgeführt. Tab. 2: Mit einem Voltmeter gemessene Spannungen der jeweiligen Batterien Batteriespannung (angegeben) 1. Messung 2. Messung 3. Messung Mittelwert 9V 8,5 V 8,5 V 8,5 V 8,5 V 9V 7,5 V 7,5 V 7,5 V 7,5 V 4,5 V 3,5 V 4,5 V 4,5 V 4,16 V 4,5 V 4V 4,5 V 4,5 V 4, 3 V 1,5 V 1,3 V 1,3 V 1,4 V 1,3 V 1,5 V 0,75 V 0,75 V 0,75 V 0,75 V A.3 Messungen mit dem Multimeter Die vorherigen Messungen wurden mit dem Multimeter wiederholt, wobei zwei verschiedene Messbereiche verwendet wurden. Die ermittelten Werte sind Tabelle 3 zu entnehmen. -3- Tab. 3: Mit einem Multimeter gemessene Spannungen der jeweiligen Batterien Batteriespannung (angegeben) Messbereich 15 V Messbereich 50 V Messbereich 5 V 9V 9,2 V 9V - 9V 8,8 V 9,5 V - 4,5 V 4,8 V - 4,7 V 4,5 V 4,3 V - 4,45 V 1,5 V - - 1,3 V 1,5 V - - 0,9 V A.4 Diskussion Anhand der erhobenen Daten lässt sich nun eine Aussage darüber machen, welches Messinstrument das geeignetere ist und in wie fern die Wahl des Messbereichs die Genauigkeit der Messung beeinflusst. Vergleicht man die mit dem Voltmeter und dem Multimeter gemessenen Werte für die jeweiligen Batterien miteinander, so stellt man fest, dass die mit dem Multimeter bestimmten Spannungen der Batterien den Herstellertypischen Spannungen meistens bis auf +/- 0,2 V sehr nah kommen. Die mit dem Voltmeter gemessenen Spannungen haben eine durchweg erheblichere Abweichung von den angegebenen Batteriespannungen. Dabei wurden sogar Abweichungen von bis zu 1,5 V gemessen. Hier scheint der Multimeter das eindeutig geeignetere Messinstrument zu sein, da hierbei die Möglichkeit gegeben ist, die Messbereiche entsprechend den jeweiligen Spannungen so einzustellen, dass der Ablesefehler so gering wie möglich gehalten werden kann. Versuch B: Ohm’sches Gesetz Bei der Bestimmung von Widerständen sind zwei verschiedene Anordnungen möglich, die je nach Größe der Innenwiderstände der Messgeräte gewählt werden sollten. Hierbei ist das relative Verhältnis der Innenwiderstände zum Widerstand ausschlaggebend. Die Schaltung wurde entsprechend dem Versuchsskript (s. S. 69) aufgebaut. Die Messgeräte und Messbereiche wurden dabei so gewählt, dass eine möglichst hohe Genauigkeit erreicht wird, d.h. es wurde ein möglichst kleiner Messbereich eingestellt. Mit dem in der Schaltung enthaltenen Schiebewiderstand wurden 3 verschiedene Strom- Spannungskennlinien für die jeweiligen Längen l der Schleifereinstellungen 25 cm, 50 cm und 75 cm -4- aufgenommen. Dabei wurden sowohl die Spannung U0 am Netzgerät, als auch die Spannung U und der Strom I gemessen. Die entsprechenden Werte sind den Tabelle 4, 5 und 6 zu entnehmen. Der Widerstand errechnet sich aus (1.1). Der Fehler des berechneten Widerstandes errechnet sich aus ∆R = 1 U ∆U + 2 ∆I . I I Die Fehler von U und I ergeben sich jeweils zu 1,5% des gemessenen Wertes. Tabelle 4: Eingangsspannung U0, Spannung U, Strom I, Widerstand R und die jew. Fehler bei der Länge l von 25 cm U0 in V 0 0,5 1,0 1,5 2,0 3,0 U in V 0 0,139 0,239 0,335 0,44 0,645 ∆U in V 0,002 0,003 0,005 0,007 0,010 I in A 0,095 0,21 0,335 0,475 0,629 0,91 ∆I in A 0,001 0,003 0,005 0,007 0,009 0,014 R Mittelwert R errechnet in Ω 0,66 0,71 0,70 0,70 0,71 ≈ 0,70 ∆R in Ω 0,019 0,022 0,021 0,021 0,022 0,021 Tabelle 5: Eingangsspannung U0, Spannung U, Strom I, Widerstand R und die jew. Fehler bei der Länge l von 50 cm U0 in V 0 0,5 1,0 1,5 2,0 3,0 U in V 0,079 0,289 0,444 0,645 0,862 1,39 ∆U in V 0,001 0,004 0,007 0,010 0,013 0,021 I in A 0,075 0,231 0,354 0,53 0,62 0,9 ∆I in A 0,001 0,003 0,005 0,008 0,009 0,013 R Mittelwert R errechnet in Ω 1,05 1,25 1,25 1,22 1,39 1,54 ≈ 1,28 ∆R in Ω 0,027 0,033 0,037 0,037 0,041 0,045 0,036 Tabelle 6: Eingangsspannung U0, Spannung U, Strom I, Widerstand R und die jew. Fehler bei der Länge l von 75 cm U0 in V 0 0,5 1,0 1,5 2,0 3,0 U in V 0,112 0,4 0,675 0,96 1,27 1,85 ∆U in V 0,002 0,006 0,010 0,014 0,019 0,028 I in A 0,099 0,22 0,367 0,495 0,61 0,9 ∆I in A 0,001 0,003 0,005 0,007 0,009 0,013 R Mittelwert R errechnet in Ω 1,13 1,81 1,83 1,94 2,08 2,05 ≈ 1,81 ∆R in Ω 0,032 0,052 0,052 0,056 0,062 0,060 0,052 Trägt man die Messwerte in gegen einander auf und zeichnet die Ausgleichskurve ein, so ergeben sich die im Folgenden dargestellten Diagramme: -5- Spannung U in mV Diagramm 1: Auftragung der Spannung (in mV) gegen die Stromstärke (mA) bei den Schleiferstellungen 25 cm 700 Ausgleichsgerade 600 500 400 y = 0,7641x - 38,308 R2 = 0,9916 300 200 100 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Strom I in mA Spannung U in mV Diagramm 2: Auftragung der Spannung (in mV) gegen die Stromstärke (mA) bei den Schleiferstellungen 50 cm 1600 1400 Ausgleichsgerade 1200 1000 800 y = 1,5655x - 88,927 R2 = 0,9837 600 400 200 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Strom I in mA Spannung U in mV Diagramm 3: Auftragung der Spannung (in mV) gegen die Stromstärke (mA) bei den Schleiferstellungen 75 cm 2000 1800 Ausgleichsgerade 1600 1400 1200 y = 2,1773x - 98,705 R2 = 0,9984 1000 800 600 400 200 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Strom I in mA -6- Bei Betrachtung der drei Graphen wird klar, dass ein linearer Zusammenhang zwischen Strom und Spannung besteht, dessen Proportionalitätskonstante der hier konstante ohmsche Widerstand ist. Damit gilt das ohmsche Gesetz wie in (1.1) bereits beschrieben. Aus der Steigung der Geraden lässt sich mit R = m . Ω der Ohm’sche Widerstand bestimmen. Versuch C: Kirchhoff’sche Gesetze In diesem Versuchsteil sollen die Gesetzmäßigkeiten der Kirchhoff’schen Gesetze wie in der Einleitung bereits beschrieben - experimentell überprüft werden. Hierfür wurde die im Skript (s. S. 70 oben) dargestellte Schaltung mit den Widerständen R1 = 1 kΩ und R2 = 10 kΩ aufgebaut. Bei einer Betriebsspannung U0 = 10 V sollten der Strom I und die beiden Spannungen U1 und U2 bestimmt werden. Die Ergebnisse sollten mit den berechneten Werten für ideale Messinstrumente verglichen werden. Bei einer Verwendung idealer Messinstrumente würden sich die Werte für die beiden Spannungen und den entsprechenden Strom wie folgt berechnen lassen: U0 = 10 V R1 = 1 kΩ U1 = U 0 − U 2 = 0,909V U2 = U0 R2 = 10 kΩ R2 = 9, 091V R1 + R2 I= U1 = 0,909mA R1 Die im Folgenden dargestellten Daten, zeigen die unter Verwendung realer Messinstrumente gemessenen Werte für die Spannungen und den entsprechenden Strom, bei demselben Stromkreis. Die Widerstände R1 und R2 wurden beibehalten. Spannung U1 in V Spannung U2 in V Stromstärke in mA Betriebsspannung U0 in V 1, 675 ± 0,025 8,2 ± 0,123 1, 75 ± 0,026 10 Vergleicht man die jeweiligen Werte miteinander, so stellt man fest, dass die real ermittelten Werte den Idealwerten zwar recht nah kommen, jedoch nie deckungsgleich mit ihnen sind. An dieser Stelle müssen sowohl kleine Ablesefehler, als auch die herstellertypischen Ungenauigkeitsangaben (s. hierzu Fehlerrechnung bei Versuch B) berücksichtigt werden. Außerdem stellen viele im Stromkreis -7- integrierte Elemente wie z.B. Kabel usw. kleine Widerstände dar, wodurch die Messdaten ebenfalls verfälscht werden könnten. Addiert man die beiden Spannungen U1 und U2 miteinander, so erhält man nicht die erwartete Betriebsspannung von 10 V, sondern ein Wert von 9,875 V. Es scheint, dass ein Teil der Spannung verloren gegangen ist. Dies lässt sich damit erklären, dass am Amperemeter die Spannung abfällt und somit nicht die angelegte Betriebsspannung von 10 V gemessen werden kann. Berücksichtigt man jedoch den berechneten Fehlerbereich, so scheint es rein rechnerisch möglich sogar über die gegebene Betriebsspannung zu kommen. Dies deutet auf einen Ablesefehler hin, da aufgrund der eben beschriebenen Erscheinung die Summe der beiden Spannungen hätte niedriger als die eigentliche Betriebsspannung ausfallen müssen. Versuch D: Wheatstone’sche Brücke Die Wheatstone’sche Brücke dient zur Messung von Widerständen. Im vorliegenden Versuch sollen unbekannte Ohm’sche Widerstände, die in elektrischen Schaltungen verwendet werden, ausgemessen werden. Hierfür wurde die im Skript (s. S. 71) dargestellte Schaltung mit den Widerständen Ru und Rb aufgebaut. Dabei soll der unbekannte Widerstand Ru mit Hilfe der Verschiebung der Schieferstellung (womit sich die Widerstände R1 und R2 berechnen lassen) bestimmt werden. Der bekannte Widerstand Rb betrug 1 kΩ. Dabei wird die Brücke durch Verschieben des Schiebewiderstands soweit abgeglichen, bis kein Strom mehr fließt. Hier gilt die Gleichung: Ru R1 = Rb R2 (1.6) Im abgeglichenen Zustand wurden folgende Werte ermittelt: Schleiferlänge l1 = 42 cm Schleiferlänge l2 = 58 cm Rb = 1 kΩ Aus der Beziehung (1.6) ergibt sich durch einsetzen von R1 = l1 Rges L und -8- (1.7) R2 = l2 Rges L (1.8) l1 l2 (1.9) Daraus folgt für den Widerstand Ru: Ru = Rb Mit Hilfe der nun hergeleitet Beziehung lässt sich der unbekannte Widerstand Ru berechnen. Wir erhalten somit einen Widerstand von etwa 724 Ω. Die Berechnung der Messunsicherheit folgt aus der Berechnung des unbekannten Widerstand ∆Ru. Eine weitere Fehlerquelle ist der Ablesefehler ∆l1 = ∆l2, der mit 0,55 cm geschätzt wurde. Durch Ableiten von (1.9) nach Ru erhalten wir folgende Formel für ∆Ru ∆Ru = ( Rb Rl R l ∆l1 )2 + ( b2 1 ∆l2 )2 = b ∆l12 + ( 1 ∆l2 ) 2 l2 l2 l2 l2 Daraus errechnet sich für ∆Ru eine Messunsicherheit von 11, 71 Ω. Aus dem Farbcode des Widerstands (s. Skript S. 107) geht hervor, dass der unbekannte Widerstand RU = 750 Ω ± 2 % ist. Aufgrund dieser Unsicherheit und dem zuvor berechneten Fehler von 11,71 Ω liegt der gemessene Wert von 724 Ω knapp im erwarteten Bereich. Quellen Udo Werner, Praktikumsskript, 2005 Gerthsen, Physik, 1995 -9-