Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI Blatt 1 von 16 Versuch 2 Version 1.1 vom 23.03.2001 Versuchsumdruck Schaltungsvarianten des Operationsverstärkers Inhalt 0 Verwendete Geräte und Zubehör................................................................................... 2 1 Einleitung....................................................................................................................... 2 2 Theoretische Grundlagen............................................................................................... 3 2.1 Schaltungsarten des Operationsverstärkers............................................................. 3 2.1.1 Invertierender Verstärker................................................................................. 3 2.1.2 Nicht-Invertierender Verstärker ....................................................................... 5 2.1.3 Summierender Verstärker ............................................................................... 6 2.1.4 Integrierender Verstärker ................................................................................ 7 2.2 Frequenzgang - Korrektur ........................................................................................ 9 2.2.1 Lag-Korrektur, Lead-Korrektur........................................................................12 3 Übersicht über die Aufgabenstellung ............................................................................14 4 Messaufbau und Versuchsdurchführung.......................................................................14 5 Auswertung...................................................................................................................16 6 Literaturhinweise...........................................................................................................16 Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI Blatt 2 von 16 Versuch 2 0 Verwendete Geräte und Zubehör: 1 Netzgerät HP E3631 1 Funktionsgenerator HP 33120A 1 Oszilloskop Hameg HM407 1 Multimeter HP 34401A 1 Steckbrett Operationsverstärker µA741 Widerstände, Kondensatoren 1 Einleitung In diesem Versuch sollen typische Anwendungsschaltungen des Operationsverstärkers untersucht werden. Ein OP ist ein mehrstufiger Gleichspannungsverstärker, der als integrierte Schaltung hergestellt wird. Im Grunde besteht kein Unterschied zwischen einem aus Einzelbausteinen aufgebauten Verstärker und einem Operationsverstärker. Beide dienen dazu, Spannungen bzw. Ströme zu verstärken. Während die Eigenschaften eines normalen Verstärkers jedoch durch seinen inneren Aufbau vorgegeben sind, ist ein Operationsverstärker so beschaffen, dass seine Wirkungsweise überwiegend durch eine äußere Gegenkopplungsbeschaltung bestimmt werden kann. Um dies zu ermöglichen werden Operationsverstärker als gleichspannungsgekoppelte Verstärker mit hoher Verstärkung ausgeführt. Operationsverstärker sind in großer Vielfalt als monolithisch integrierte Schaltungen erhältlich und sie unterscheiden sich in Größe und Preis kaum von einem Einzeltransistor. Die Stärke des klassischen OP’s ist seine hohe Genauigkeit bei niedrigen Frequenzen. Er ist jedoch auch für viele Anwendungen zu langsam. Aus diesem Grund wurden Varianten entwickelt, die aufgrund einer modifizierten Architektur gute Hochfrquenzeigenschaften besitzen. Hochschule Aschaffenburg 2 STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI Blatt 3 von 16 Versuch 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Schaltungsarten des Operationsverstärkers Mit einem OP soll ein Verstärker mit genau definierten Übertragungseigenschaften realisiert werden. Dazu ist ein OP ohne Gegenkopplung nicht geeignet. Die Kenndaten sind aus Datenblättern oft nur näherungsweise oder als Maximal- bzw. Minimalwerte zu entnehmen. Die Leerlaufverstärkung ist so groß, dass schon bei extrem kleinen Ansteuerungen der OP übersteuert wird, sie muss wesentlich herabgesetzt werden. Wird ein OP gegengekoppelt, so lassen sich seine Verstärkerdaten festlegen. Man unterscheidet zwei Möglichkeiten der Ansteuerung: Die Ansteuerung wird auf den P-Eingang gegeben, das ist der Nichtinvertierende-Verstärker, bzw. die Ansteuerung wird auf den N-Eingang gegeben, das ist der Invertierende-Verstärker. Das Gegenkopplungsnetzwerk geht jeweils auf den N-Eingang. 2.2.1 Invertierender Verstärker Das Bild 1 zeigt eine gegengekoppelte invertierende Verstärkerschaltung. Sie ist durch den Widerstand R1 am Eingang ergänzt, mit Hilfe dieses Widerstandes wird der Stromeingang zu einem Spannungseingang gemacht. R0 R1 o i0 i1 − o uD = uN U1 o Bild 1: Invertierender Verstärker + • Ua o Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI R0 i0 R1 i1 o U1 Blatt 4 von 16 Versuch 2 ie o Ze UN − v0 ⋅ U N o Ua o Bild 2: Ersatzschaltbild des invertierenden Verstärkers i1 + i 0 − i e = 0 U1 − U N U a − U N U N + − =0 R1 R0 Ze Durch Einsetzen von UN = -Ua / v0 und Multiplikation mit R0 erhält man für Ua: U a = − U1 ⋅ R0 ⋅ R1 v=− Fehlerglied: 1 1 1+ v0 R R 1 + 0 + 0 R1 Z e Ua R =− 0 U1 R1 1 v0 (1) (2) R R 1 + 0 + 0 R1 Z e Das Fehlerglied wird Null, wenn v0 ⇒ ∞ geht. Den Einfluss von Ze kann man zeigen, wenn Gleichung (1) umgestellt wird. − U1 1 R1 = + U a v0 R0 R1 1 ⋅ 1 + + v0 v 0 ⋅ Z e 1 424 3 = 1 für v0 〉〉 1 − 1 U1 1 1 = + R1 ⋅ + U a v0 v0 ⋅ Z e 0 1R4 4244 3 Ausdruck für Parallelschar von Widerständ en − U1 R1 1 = + U a v0 R0 || v0 ⋅ Z e (3) Ze erscheint als Ersatzwiderstand parallel zu R0 im Rückkopplungszweig mit dem Wert v0 . Ze Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI Blatt 5 von 16 Versuch 2 Die Wirkungsweise der Gegenkopplung läßt sich wie folgt beschreiben: Innerhalb seines linearen Arbeitsbereichs sorgt der OP dafür, dass sich eine solche Ausgangsspannung einstellt, dass UN ≈ 0 wird. Der N-Eingang verhält sich also wie ein Masseanschluss, obwohl keine niederohmige passive Masseverbindung besteht. Er wird deshalb auch als virtuelle Masse oder Summationspunkt bezeichnet. Im Unterschied zum nichtinvertierenden Verstärker tritt hier keine Gleichtaktaussteuerung auf. Die Ausgangsspannung ist in Gegenphase zur Eingangsspannung. Aus der Gleichung (2) v = R0 / R1 ist zu erkennen, dass die Verstärkung beim invertierenden Verstärker fast nur von der externen Beschaltung des OP’s abhängt. 2.2.2 Nicht – Invertierender Verstärker Wenn man als Gegenkopplungsnetzwerk einen einfachen Spannungsteiler verwendet und die Subtraktion mit den Differenzeingängen des OP’s durchführt, erhält man den in Bild 3 dargestellten nichtinvertierenden Verstärker. o + UD o R0 − U1 Ua • R1 UN o o • Bild 3: Nichtinvertierender Operationsverstärker Vernachlässigt man Eingangs- und Ausgangswiderstand des OP’s, so gilt: UD = UN = R1 R0 + R1 ⋅ Ua (4) UD = Ua = U1 − U N v0 (5) Ua R1 = U1 − ⋅ Ua v0 R0 + R1 (6) Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI v= Ua = U1 1 1 v0 { Blatt 6 von 16 Versuch 2 (7) R1 + R0 + R1 v0 ⇒ ∞ ; 1 / v0 ⇒ 0 v =1+ R0 R1 (8) (9) U a = y ⋅ U1 Auch beim nichtinvertierenden Verstärker hängt die Verstärkung nur von den äußeren Beschaltungselementen ab. Da die Ansteuerung auf den positiven Eingang erfolgt, tritt zwischen Ausgangs- und Eingangsspannung keine Phasenverschiebung auf. 2.2.3 Summierender Verstärker Der Summierverstärker ist eine spezielle Anwendung des invertierenden OP’s. Jede der n (hier also 3) Eingangsspannungen liefert einen Stromanteil. Im sogenannten Summierpunkt S fließen die Ströme zusammen und erzeugen an R1 den Spannungsabfall: (10) U R1 = ( I 1 + I 2 + I 3 ) ⋅ R1 = − U a I1+I2+I3 R2 I1 R1 o I2 R3 INP≈0 o Ue1 - S Ue2 o I3 R4 UD =0 o + Ue3 -Ua R5 o o Bild 4: Summierverstärker I1 = U e1 ; R2 I2 = U e2 ; R3 Man erhält damit folgende Ausgangsspannung: I3 = U e3 R4 Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI U U U U a = − U R1 = − e1 + e 2 + e 3 ⋅ R1 R3 R4 R2 Blatt 7 von 16 Versuch 2 (11) Wählt man für die Widerstände R1=R2=R3=R4, so ergibt sich: U a = − ( U e1 + U e 2 + U e 3 ) (12) Zum Ausgleich des Stromoffsets kann R5 gewählt werden zu: 1 1 1 1 1 = + + + R5 R1 R2 R3 R4 (13) Der Summierverstärker bildet eine Ausgangsspannung, die gleich der Summe der Eingangsspannungen mit negativem Vorzeichen ist. 2.2.4 Integrierender Verstärker Für zahlreiche Anwendungsfälle benötigt man eine linear ansteigende Spannung (z. B. Sägezahngenerator). Diese kann mit einem Integrierverstärker realisiert werden. Der Integrierverstärker kann ebenso als I- oder PI- Regler in der Regelungstechnik verwendet werden. Dieser Verstärker findet auch noch im Analogrechner als mathematischer Integrator Anwendung. UC ≈ I1 C R0 I1 R1 o − o + Ue Ua R1 // R0 o o Bild 5: Integrierverstärker Der Widerstand R0 ist für den Integrator nicht nötig. Ganz im Gegenteil wirkt er sich für ihn eher schädlich aus. Man wird ihn aber meistens einsetzen, um die Gleich-SpannungsVerstärkung so weit herabzusetzen, dass die Offsetspannung am Ausgang keine Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI Blatt 8 von 16 Versuch 2 unzulässigen Fehlerspannungen erzeugt. Ein hochwertiger Integrator setzt also einen OP mit extrem kleiner Offsetspannung und Temperaturdrift voraus. Die Eingangsspannung Ue hat den Strom I1 = Ue/R1 zur Folge. Mit diesem Strom wird der Kondensator geladen. 1. Fall: Ue ist eine konstante Gleichspannung und erzeugt den konstanten Gleichstrom Ie. Vernachlässigt man R0, dann entsteht die Kondensatorspannung: UC = Q I0 ⋅ t = C C (14) Es gilt –Ua ≈ UC, dann entsteht die Ausgangsspannung: Ua ≈ − I0 ⋅ t U ⋅t = − e C R1 ⋅ C (15) Das Produkt R1 . C wird Integrationskonstante τi genannt: (16) τ i = R1 ⋅ C Bei konstanter Eingangsspannung steigt die Ausgangsspannung mit umgekehrten Vorzeichen linear an. Nach τ i = R1 ⋅ C hat die Ausgangsspannung den Wert der Eingangsspannung erreicht. Eine konstante Spannung am Eingang führt dazu, dass Ua bis zum Erreichen der Aussteuergrenze ansteigt und dann konstant bleibt. 2. Fall: Ue ist eine beliebige Wechselspannung: I1 + I 0 = 0 (17) U1 dU a + C0 =0 R1 dt (18) 1 ⋅ U 1 dt R1 ⋅ C (19) dU a = − Der Integrator führt die Integration nach folgender Gleichung durch: ua ( t ) = − 1 τi ⋅ ∫ u e (t ) ⋅ dt + ua (t = 0) (20) Ua zum Zeitpunkt t=0 bezeichnet man als den Anfangswert, bei dem die Integration beginnt. Es ist die Ausgangsspannung zum Zeitpunkt Null. Bild 6 zeigt für verschiedene Eingangsspannungen die jeweils entstehenden Ausgangsspannungen. Für Gleichspannungseinspeisung reduziert sich Gleichung (20) zu folgendem Ausdruck: ua = u a ( t = 0) − 1 ⋅ u1 ⋅ t R1 ⋅ C (21) Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI U Blatt 9 von 16 Versuch 2 U t t Rechteck → Dreieck Sinus → Cosinus U t Dreieck → Parabelbögen Bild 6: Eingangs- und Ausgangssignale bei Wechselspannung 2.3 Frequenzgang – Korrektur Aufgrund der parasitären Kapazitäten und des mehrstufigen Aufbaus verhält sich ein Operationsverstärker wie ein Tiefpaß höherer Ordnung. Ohne eine Korrektur – Kapazität ergibt sich ein in Bild 8 dargestellter Verlauf der Verstärkung und der Phase des rückgekoppelten Verstärkers über der Frequenz. ie ia Ra1 Ra 2 Ra 3 o UD o Ze o Bild 7: Realer Operationsverstärker C a1 Ca2 C a3 Ua o Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI Blatt 10 von 16 Versuch 2 Mit A = Verstärkung v Bild 8: Typisches Bode-Diagramm der Differenzverstärkung eines OP mit Gegenkopplung Oberhalb der Frequenz f1 bestimmt das RC-Glied mit der niedrigsten Grenzfrequenz den Frequenzgang. Die Verstärkung nimmt mit 20dB/Dekade ab, und die Phasenverschiebung zwischen UD und Ua beträgt ϕ = - 90°. Die Ausgangsspannung eilt der Eingangsspannungsdifferenz also um 90° nach. Oberhalb von f2 wird zusätzlich ein zweiter Tiefpaß wirksam, die Verstärkung nimmt jetzt mit 40dB/Dekade ab, und die Phasenverschiebung zwischen UD und Ua beträgt ϕ = - 180°. Das bedeutet, dass sich die Rollen von P- und N-Eingang vertauschen. Die Gegenkopplung, die ja immer vom Ausgang zum invertierenden Eingang führt, wirkt also in diesem Frequenzbereich als Mitkopplung. Diese Phasenverschiebung kann bei Gegenkopplung Instabilität hervorrufen, wenn sie –180° erreicht und gleichzeitig der Betrag der Schleifenverstärkung | g | = | k . v | ≥ 1 ist (Amplitudenbedingung). Dabei ist k die Abschwächung des Rückkopplungsnetzwerks. Sie beträgt beim invertierenden- und nichtinvertierenden Verstärker: k = R1 R1 + R N (22) Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI RN Blatt 11 von 16 Versuch 2 + R1 UD o − − o UD + RN Ua Ua R1 o o Bild 9: Rückkopplungsfaktor beim invertierenden- und nichtinvertierenden Verstärker Für den Zusammenhang zwischen v und k gilt: 1 k ≈ v bzw. beim nichtinvertierenden Verstärker 1 k ≈ 1-v (23) beim invertierenden Verstärker Man definiert eine kritische Frequenz fk. Das ist diejenige Frequenz, bei der | g | = 1 wird. Dann betrachtet man die Phasenverschiebung der Schleifenverstärkung bei dieser Frequenz fk. Beträgt sie –180°, so liegt gerade der Fall der ungedämpften Schwingung vor. Ist sie kleiner als 180°, ergibt sich eine gedämpfte Schwingung. In diesem Fall wird eine Phasenverschiebung von –180° erst bei höheren Frequenzen erreicht, das führt aber nicht mehr zu ungedämpften Schwingungen, denn durch das Tiefpaßverhalten des OP’s nimmt die Verstärkung zu höheren Frequenzen hin weiter ab, so dass | g | < 1 ist. Ein Maß für die Dämpfung läßt sich in Form des Phasenrands αk angeben (auch: Phasenspielraum, Phasenreserve oder phase margin). Das ist der Winkel, der zu den kritischen –180° fehlt: αK = 180° − ϕ ( f K ) (24) Der Einschwingvorgang bei einem Rechtecksprung am Eingang ist in Bild 10 für verschiedene Werte von α aufgezeichnet. Hochschule Aschaffenburg Ua Ue STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI Blatt 12 von 16 Versuch 2 α = 45° α = 65° 1 0,5 α = 90° 0,5 1,0 1,5 t Bild 10: Sprungantwort eines gegengekoppelten OP’s bei verschiedenen Phasenreserven Bei α = 90° ergibt sich ein aperiodisch gedämpfter Einschwingvorgang, bei α = 65° ein Überschwingen von 4%. Bei diesem Wert erhält man einen maximal flachen Frequenzgang von |v|, der häufig verwendet wird. Bei kleineren Werten von α ist die Sprungantwort schwächer gedämpft, bei α = 0 ist der Fall der ungedämpften Dauerschwingung. Damit ist man in der Lage, aus dem Bodediagramm abzulesen, welche Dämpfung sich bei dem gegengekoppelten Verstärker für einen gegebenen Wert von k ergibt. 2.3.1 Lag - Korrektur, Lead – Korrektur Wenn ein Verstärker universell eingesetzt werden soll, muss seine Phasenverschiebung im ganzen Bereich, in dem |v| > 1 ist, kleiner als 120° sein. Dann ergibt sich für jede ohmsche Gegenkopplung 0 ≤ k ≤ 1 eine Phasenreserve von 60°. Diese Bedingung läßt sich z. B. so erfüllen, dass man den Frequenzgang der Differenzverstärkerstufe so korrigiert, dass er im Bereich |vD| > 1 wie bei einem Tiefpaß erster Ordnung verläuft (Lag – Kompensation). Die Tiefpässe höherer Ordnung spielen dann keine Rolle mehr (siehe auch Bild 12). Allerdings kann bei ftLag ( |v| = 1 ) wieder bei geeigneter Phasendrehung die Schwingbedingung erfüllt sein. Man kann dann im Gegenkopplungszweig einen weiteren Kondensator parallel zum Rückkopplungswiderstand schalten, der die Phase dreht (Lead – Kompensation). Bild 11 zeigt den OP mit den Kondensatoren für die Lag- bzw. Lead-Kompensation. Lag-Kompensation: Durch Einfügen eines Verzögerungsgliedes (Lag) wird |vD| so verringert, dass |k . v| < 1 ist bei der kritischen Frequenz fk. Der Nachteil hierbei ist die starke Erniedrigung der oberen Grenzfrequenz. Lead-Kompensation: Durch Einfügen eines Vorhalts (differenzierendes Verhalten) z. B. im Rückkopplungszweig wird Phasenvoreilung (Lead) erreicht, so dass ϕges < 180° ist bei der durch die Lag-Kompensation neu entstandenen Transitfrequenz fTlag. Nachteil: Bei anderen k (anderes fTlag) muss ein anderer Kompensationskondensator gewählt werden. Oft werden Lag- und Lead-Kompensation gemeinsam angewendet. Mit der LagKompensation ist noch eine schwache Instabilität vorhanden, aber auch eine höhere obere Grenzfrequenz, mit der Lead-Kompensation wird dann für Stabilität gesorgt. Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI RK Lag o + o − R1 R2 Lead Bild 11: OP mit Lag- und Lead-Kompensation Bild 12: Bode-Diagramm der Verstärkung| ohne und mit Frequenzgangkorrektur Blatt 13 von 16 Versuch 2 Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI 3 Übersicht über die Aufgabenstellung - Messung der Differenzverstärkung beim invertierenden Verstärker Summierverstärker Verstärkung beim nicht-invertierenden Verstärker Ankopplung über einen Kondensator Integrierverstärker 4 Messaufbau und Versuchsdurchführung Blatt 14 von 16 Versuch 2 Im Versuch soll der Operationsverstärker µA741 untersucht werden. Aus dem Datenblatt im Anhang (Datei: LM741.PDF) können Sie das Anschlußschema und die Grenzdaten ermitteln. Verwenden Sie als Versorgungsspannung ±15V und stellen Sie eine Strombegrenzung von je 20mA ein. Bauen Sie zu erst sämtliche Schaltungen auf. Jeder aus der Gruppe sollte ein bis zwei Schaltungen übernehmen. Anschließend führen Sie die Messungen zusammen durch. 4.1 Ein invertierender Verstärker nach Bild 1 mit v = 10 (Rückkoppelwiderstand R0=100kΩ) soll aufgebaut werden. a) Kontrollieren Sie |v| und ϕ bei 1 kHz und bei 1 MHz mit einem Sinussignal ueSS = 500mV. b) Mit dem Umkehrverstärker ist eine symmetrische Rechteckspannung mit der Frequenz von f = 50kHz und uss = 500mV zu verstärken. 4.2 Der Summierverstärker nach Bild 4 ist für 2 zu summierende Spannungen aufzubauen. Dabei soll folgende Rechenoperation durchgeführt werden: y = 10a + b (Verstärkung Eingang a=10, b=1) Speisen Sie am Eingang a ein Sinussignal mit der Frequenz 10kHz und einer Amplitude von 500mVpp ein. Benutzen Sie den Eingang b zur Einstellung eines positiven DC- Offset an der Ausgangsspannung. Verwenden Sie den Rückkoppelwiderstand R0 aus 4.1. 4.3 Es ist der nichtinvertierende Operationsverstärker nach Bild 3 mit einer Verstärkung von v = 11 und R1 = 1kΩ aufzubauen. Mit einer symmetrischen Sinusspannung mit der Frequenz von f = 10kHz und uss = 500mV, ist die Verstärkung zu überprüfen. Hochschule Aschaffenburg STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI Blatt 15 von 16 Versuch 2 4.4 Der Funktionsgenerator ist über einen Kondensator C = 22nF an den nichtinvertierenden Eingang der Schaltung nach 4.3 (Bild 3) anzukoppeln. Eine sinusförmige Wechselspannung mit f = 1kHz und positivem Offset ist möglichst verzerrungsfrei zu verstärken. Empfohlener Wert der Eingangsspannung: UeSS= 1 V Hinweis: Als Ergänzung muss in der Schaltung nach Bild 3 ein Widerstand von 1MOhm zwischen Masse und den nichtinvertierenden Eingang gelegt werden. 4.5 Es ist ein ruhestromkompensierter Integrator nach Bild 13 aufzubauen: R1 C i0 − i1 UN U1 + Ua R0 C1 Bild 13: Integratorschaltung Vorbereitung: Die Widerstände R1 und R0 betragen 100kΩ. Die Kapazität C habe den Wert 2µF (C1=1µF). Es soll eine Rechteckspannung U1 mit 5Vpp und einer Frequenz von 10 Hz verstärkt werden. Mit dem Oszilloskop sind die Spannungen zu überprüfen. Beschreiben Sie die sich ergebende Ausgangsspannung. Hochschule Aschaffenburg 5 STUDIENGANG Wirtschaftsingenieurwesen Prof. Dr.-Ing. U. Bochtler, Armin Huth Praktikum Schaltungstechnik WI Auswertung Diskussion aller Versuchsergebnisse 6 Literaturhinweise: U. Tietze, Ch. Schenk: Halbleiter-Schaltungstechnik Springer-Verlag K. Beuth: Elektronik 2, Bauelemente Vogel –Verlag, Elektronik Grundwissen K. Beuth,W. Schmusch: Elektronik 3, Grundschaltungen Vogel-Verlag, Elektronik Grundwissen M. Herpy: Analoge integrierte Schaltungen Franzis-Verlag U. Bochtler: Vorlesungsskript “Schaltungstechnik” FH Aschaffenburg HPI – Fachbuchreihe ELEKTRONIK / MIKROELEKTRONIK: Elektronik II, Bauelemente Pflaum-Verlag Blatt 16 von 16 Versuch 2