Universität Augsburg Lehrstuhl für Soziologie Übung: Grundkurs Soziologie Dozent: Sasa Bosancic, M.A. Sebastian Schmidt, Marion Röder, Hanna Heß Sozialisation und Identität Inhaltsverzeichnis • • • • • • • • Biographie Zeichen, Gesten und signifikante Symbole Rollenübernahme Identität play und game I und me Würdigung und Kritik Identität und Anpassung Biographie – – – – George Herbert Mead 1863 in den USA geboren 1887 Einschreibung am Department of Philosophy in Harvard Ende der 1880er Besuch in Deutschland Ab 1884 in Chicago, wo er bis zu seinem Tod 1931 unterrichtet Zeichen, Gesten und signifikante Symbole Zeichen: Sinnesreize, die Instinktive Reaktionen auslösen Gesten: • Verhalten und Handeln • Bringen bestimmten Sinn (meaning) zum Ausdruck • Sinn = Verbindung von Geste und Handlung • Lösen bestimmte Reaktion aus Gesten erfüllen die Funktion, „Reaktionen der anderen hervorzurufen, die selbst wiederum Reize für eine neuerliche Anpassung werden, bis schließlich die endgültige gesellschaftliche Handlung zustande kommt.“ Zeichen, Gesten und signifikante Symbole Signifikantes Symbol: • • • Symbol oder Geste rufen beim Individuum gleiche Vorstellung über dahinterliegende Bedeutung hervor wie im Erzeuger gleiche Reaktion Geste Sprache signifikantes Symbol Denken nur durch signifikante Symbole möglich Rollenübernahme - Sprache – Verstehen - Kommunikation Verwendung der gleichen Symbole in der Sprache =>Fähigkeit des Hineinversetzen in den anderen ⇒ Verhalten auf beiden Seiten antizipierbar - In Kommunikation Symbole Stellvertreter für Interpretationsweisen und Handlungsabsichten - Denken von der Position des anderen aus - Rollenübernahme : Ego versetzt sich in die Rolle alters => Vorhersehbarkeit des Handelns – Strategische Vorteile => Handelnde verschränken sich in Haltungen & Perspektiven Rollenübernahme - Wechselseitige Rollenübernahme = > kommunikatives Verständigung über Perspektiven & Rollen möglich => Wechselseitiges Interpretieren der Handlungen findet statt => Vorraussetzung für gemeinsames Handeln - Kommunikation auch innerhalb des Individuums ⇒ Hereinnehmen-in-unsere-Erfahrung macht Denken aus - Denken auch um sich selbst zu verstehen => Individuum wird eigener Handlung gewahr => Signifikante Geste bzw. signifikantes Symbol = Ursprung des Selbstbewusstseins Identität sich selbst mit den Augen der anderen sehen - Im Denken kommt Geist zum Ausdruck ⇒ Geist: Situation in ideellen Rahmen bringen - Idee: Sinn der Situation beigelegt wird ⇒ Geist in dem Moment wo Individuum Symbole verwendet und sich möglichen Bedingungen und Konsequenzen seines eigenen und des Verhaltens des anderen bewusst wird - Geist: Auftreten signifikanter Symbole im Verhalten Hereinnahme des gesellschaftlichen Prozesses der Kommunikation in den Einzelnen Fähigkeit eigener Identität Reaktion aufzuzeigen, die eigen Geste für andere aufzeigt und Reaktion selbst in diesem Rahmen zu kontrollieren => Geist setzt Rollenübernahme voraus Identität sich selbst mit den Augen der anderen sehen - Rollenübernahme impliziert Identität => Bewusstmachen der Standpunkte des anderen auch in mir selbst => „Umweg“ – Vorraussetzung für die Gewinnung von Identität - Umweg in spezifischen menschlichen Kommunikation - Spiel der wechselseitigen Übernahme der Rolle anderer und daraus ergebenden Handlungen => menschliche Kommunikation ⇒ Rollen bekommen erst in Interaktion Kontur - Kommunikation grundsätzlich auch an sich gerichtet => Für Identität notwendig => soziales Verhalten schafft Bedingungen für Verhalten in dem Identität auftritt ⇒ Einzelne reagiert auf sich selbst bei Kommunikation - Erst durch Bezug auf andere – Vorstellung von mir selbst => Selbstbewusstsein Identität sich selbst mit den Augen der anderen sehen - Identität und Interaktion spielen ständig ineinander - Selbstbewusstsein: Prozess in dem sich Individuum selbst zum Objekt seiner Wahrnehmung macht - 2 soziale Phasen in der Entwicklung der Identität => Verdeutlichung an der Tätigkeit des Spielens play und game play: • Rollenspiel des Kindes • Das Kind übernimmt Rollen von Bezugspersonen/ „signifikanten Anderen“ • Es findet immer im sozialen Nahbereich statt • Das Kind führt einen Dialog zwischen der Rolle des signifikanten Anderen und der eigenen Rolle – es spielt Reaktionen auf gewisse Verhaltenweisen durch • Durch dieses Spiel bildet das Kind seine Identität aus – diese ist immer vom signifikanten Anderen geprägt play und game game: • das Kind verfügt über Rollen anderer • hier gilt es eine ganze Reihe von Rollen zu beachten und zu koordinieren • das Kind muss die Rollen aller beteiligten in sich haben, • das Handeln anderer voraussehen und sein Handeln daran anpassen • Zusammenschluss der jeweiligen Haltungen aller beteiligten Personen: • der „generalisierte Andere“ • Der generalisierte Andere: Summe der generellen Erwartungen aller, bzw Normen und Werte play und game Phasen, in denen - ein Kind soziale Kontrolle erfährt - wesentliche Schritte zur Erlangung von Selbstbewusstsein stattfinden I und Me Impulsives Ich und reflektiertes Ich I: • das impulsive Ich • es ist vorsozial und unbewusst • sinnliche und körperliche Bedürfnisse kommen spontan in ihm zum Ausdruck • es ist nie vollständig sozialisierbar • Tendenz zur Aufhebung der sozialen Selbstdisziplinierung • Nur in Einzahl I und Me Impulsives Ich und reflektiertes Ich Me: • das reflektierte Ich • es ist eine zugewiesene Identität • es spiegelt das Bild wider, dass sich andere wahrscheinlich von mir gemacht haben • es ist eine Konstruktion • es ist das, was das Subjekt in der Rollenübernahme über sich erfahren hat I und Me Impulsives Ich und reflektiertes Ich I und Me: • durch die Differenz von I und me entwickelt sich ein reflexives Bewusstsein • wenn beide Seiten des Ichs in einer gleichwertigen Spannung zueinander stehen: • gelungene Identität (self) Würdigung und Kritik Würdigung: - Vergleich zu Parsons Strukturfunktionalismus Meads Theorie um Parsons zu kritisieren - Prozessualer Ansatz zur Erklärung des Verhältnisses zwischen Individuum und Gesellschaft - Widerständiges impulsives Ich - Mead gibt Individuum Freiheit - Mead: Individuum ständig an Ordnung beteiligt und mitgestalterisch => Rollenübernahme stärkt Freiheit Kritik: - Analyse nicht in konkreten historischen, ökonomischen und sozialen Verhältnissen verortet - Stellenwert der signifikanten Symbole fraglich - Mead wollte unabhängig von Zeit und Raum sein Identität und Anpassung • Identität und Anpassung – – – – – Zugehörigkeit zu einer Gruppe bringt Verpflichtungen und Bindung mit sich Organisation = Ort an dem Annahmen über Identität der Beteiligten gehegt wird Beteiligung an Aktivität bedeutet, dass der Betreffende akzeptiert in einem bestimmten Milieu zu Hause zu sein Primäre Anpassung an die Organisation = Mitglied bekommt das, was für ihn vorgesehen ist und nimmt dies vorbehaltslos hin Sekundäre Anpassung = Verhalten, bei dem das Mitglied unerlaubte Mittel/ Ziele verwendet um die Erwartungen der Organisation zu umgehen