Der Online-Wahlkampf der Parteien

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 1
Hans Mathias Kepplinger
Nicole Podschuweit
Der Online-Wahlkampf der Parteien
Alternative oder Ergänzung?
Prolog
Folgt
man
einigen
angesehenen
Leitmedien,
dann
hat
Barack
Obama
im
Präsidentschaftswahlkampf 2008 durch die Nutzung des Internets die Tür zu einem neuen
Zeitalter der politischen Kommunikation aufgestoßen. Nach einem Bericht in Time hatte
Obamas Team 13 Millionen E-Mail-Anschriften gespeichert, mehr als drei Millionen
Amerikaner hatten ihm Spenden überwiesen, seine Anhänger hatten auf seiner Website
MyBarackObama.com über zwei Millionen Personenprofile erstellt, mehr als eine Million
freiwillige Helfer unterstützten ihn, 20.000 davon wurden vor Ort für ihre Einsätze geschult.
Nach seinem Wahlsieg blieben ihm Millionen seiner Anhänger über E-Mail-Kontakte und
Facebook verbunden, so dass sie ihn jederzeit bei seinen politischen Vorhaben im Kapitol
durch Druck auf Kongressabgeordnete in ihrer Heimat unterstützen konnten.1 In der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung bekannte Jordan Mejias vor der Wahlentscheidung, er sei
einer der 2.215.848 auf Facebook registrierten Befürworter Obamas, deren Anzahl sich
ständig erhöhe und aus denen danach Fans würden.2 Und an gleicher Stelle berichteten James
Davis und Miriam Meckel, Obama habe die zielgerichtete Mobilisierung eines potentiellen
Wählers per SMS durchschnittlich nur 1,56 Dollar gekostet.3 In eigentümlichem Kontrast
dazu berichtete das Handelsblatt, Obama habe kurz vor der Präsidentschaftswahl für mehr als
drei Millionen Dollar zur besten Sendezeit 30 Minuten lang im amerikanischen Fernsehen für
seine Sache geworben. Zwar habe er „nicht viel Neues zu bieten“ gehabt, aber dafür habe er
das Gefühl vermittelt, „bei einem Präsidenten Barack Obama bestens aufgehoben zu sein“.4
Warum hatte Obama kurz vor der Wahl Millionen für einen Fernsehauftritt ausgegeben?
Hatten nicht Studien gezeigt „dass das Fernsehen als politische Informationsquelle seit der
Wahl 2004 nochmals leicht an Bedeutung verloren“, das Internet aber stark zugelegt hat?5
War er schlecht beraten?
2
Nach seiner Amtsübernahme mutierte Obama in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
in Anspielung auf das Web 2.0 zum „Präsident[en] 2.0“, der „seinen Wählern in ‚InternetKamingesprächen‘ seine Politik erläutert“ sowie „zielgenau und kostengünstig“ präzise
definierte Bevölkerungskreise ansprechen kann.6 Einige Zeit später schwappte die
Begeisterung für Obamas Erfolgsmittel auf die Berichterstattung über Internetaktivitäten der
hiesigen Parteien im Wahlkampf über. „Mehr Internet, weniger Marktplatz“ hieß es in einem
Bericht über den Wahlkampf der Grünen.7 Weil Obama es vorgemacht habe, nutzten „im
Wahljahr auch erstaunlich viele deutsche Politiker den Internetdienst Twitter“8 und weil er für
seinen „Wahlkampf Internet Communitys aufgebaut“ hatte, würden jetzt auch die deutschen
Parteien „ihre Netze“ auswerfen.9 Diese und ähnliche Berichte legten die Folgerung nahe,
dass die Internetaktivitäten der Parteien eine erfolgversprechende Alternative für die
traditionellen Wahlkampfaktivitäten der Parteien und Kandidaten seien, die zudem eine aktive
Beteiligung der Wähler an der politischen Kommunikation ermöglichten. Sie könnten sich
nicht nur an der Planung und Durchführung von Wahlkämpfen beteiligen, sondern via
Internet auch an der Programmdiskussion der Parteien und der Durchsetzung ihrer Pläne
mitwirken.
Bei einer Analyse der Möglichkeiten der Wahlkampführung im Internet müssen drei
Sachverhalte unterschieden werden – die Einwerbung von Spenden, die Mobilisierung von
Helfern und die direkte Wähleransprache durch die Parteien sowie wahlkampfrelevante
Aktivitäten außerhalb der Parteienplattformen. In der folgenden Untersuchung geht es
ausschließlich um die direkte Wähleransprache. Die Darstellung beginnt bei den weitgehend
einseitig von den Parteien an die Wähler gerichteten Informationen und führt schrittweise zu
den Diskussionen auf den von Parteien dafür eingerichteten Plattformen. Die Grundlagen der
Untersuchung wurden in einem von den Verfassern geleiteten Seminar im Sommersemester
2009 gemeinsam mit Studierenden des Instituts für Publizistik der Universität Mainz
erarbeitet.10
Reichweiten der Websites der Parteien
Methodenprobleme
Haben die Internet-Auftritte der Parteien im Bundestagswahlkampf 2009 eine realistische
Alternative zur Wähleransprache bei Wahlveranstaltungen in Hallen und auf Plätzen sowie zu
3
ihrer Präsenz in den traditionellen Massenmedien geboten? Zur exakten Beantwortung dieser
Frage müsste man die Wirkungen verschiedener Formen der Wähleransprache miteinander
vergleichen. Entsprechende Daten liegen nicht vor und können auch nicht ermittelt werden.
Stattdessen wird untersucht, wie viele Menschen die Parteien mit ihren verschiedenen
Aktivitäten erreicht haben. Eine Voraussetzung zur Beurteilung der Reichweite der
Internetauftritte der Parteien sind Vergleiche mit der Reichweite anderer Aktivitäten. Dies
geschieht, indem die Reichweite der Internetauftritte der Parteien mit den Reichweiten
traditioneller Medien verglichen wird. Zusätzlich werden aus zwei Gründen Vergleiche mit
der Anzahl der Parteimitglieder angestellt. Zum einen muss man davon ausgehen, dass die
großen Parteien schon aufgrund ihrer größeren Mitgliederzahl mehr Menschen erreicht haben
als die kleinen. Zum anderen liefert die Anzahl der Mitglieder Hinweise darauf, ob die
Parteien mit ihren Internetauftritten das Potential ihrer Anhänger im engeren Sinn
ausgeschöpft haben.
Eine Grundlage für Vergleiche der Reichweite der Internetauftritte der Parteien mit
ihrer Präsenz in den traditionellen Medien liefern Ergebnisse der Mediaforschung. Die
Messeinheit in der Mediaforschung ist der Kontakt der Nutzer eines Mediums innerhalb einer
Zeiteinheit, die sich in der Regel aus dem Erscheinungsintervall des Mediums ergibt. Man
spricht deshalb von den „Lesern pro Nummer“ bzw. den „regelmäßigen Lesern“, den
„regelmäßigen Zuschauern“ oder den „Sehern pro Tag“. Die Nutzung des Fernsehens wird
auch durch sekundengenaue, technische Messungen ermittelt. Darauf aufbauend wird die Zahl
der Zuschauer, bzw. der Anteil der Zuschauer einer Sendung an allen Zuschauern
(Marktanteil) berechnet. Bei diesen Messungen geht es immer um Personen – die Zahl oder
den Anteil der Nutzer. Vergleichbare Informationen liegen für die Online-Medien aus zwei
Gründen nicht vor. Zum einen gibt es bei den Online-Angeboten keine festliegenden
Erscheinungsintervalle, weil sie in unregelmäßigen Zeitabständen aktualisiert werden. Die
ausgewiesenen Daten beziehen sich deshalb weder auf einzelne „Ausgaben“, noch liegen
ihnen gleiche Zeitintervalle zugrunde. Zudem fehlen in der Regel Angaben über die Nutzung
von Personen. „Page impressions“ und „visits“ geben Auskunft über den Abruf einzelner
Seiten einer Website, bzw. die zusammenhängende Nutzung mehrerer Seiten, nicht aber über
die Anzahl der Personen, die die Angebote genutzt haben. Sie lassen sich deshalb nicht mit
den Daten der traditionellen Mediaforschung vergleichen. Wollte man die Nutzung von
Zeitungen analog zur Nutzung der Online-Angebote durch page impressions erfassen, müsste
man das Blättern von Zeitungsseiten ausweisen, wollte man sie analog zu den visits der
4
Online-Medien messen, müsste man die Nutzung der redaktionellen Teile, etwa des
Feuilletons erfassen. Solche Daten werden gelegentlich mit Hilfe von Copy-Tests erhoben,
gelten aber nicht als generelle Basis für vergleichende Analysen. Für die Fernsehnutzung
müsste man analog dazu, was technisch leicht möglich wäre, jedes kurze Hineinzappen etwa
in eine Nachrichtensendung ausweisen. Die erwähnten Verfahren würden zu teilweise absurd
hohen und sachlich kaum aussagekräftigen Werten führen, weil sich die Nutzer an die
dadurch gewonnenen Eindrücke schon nach wenigen Sekunden nicht mehr erinnern können.
Am ehesten vergleichbar mit den Nutzungsdaten der traditionellen Mediaforschung
sind in der Online-Forschung Daten über die „Unique User“, die Rückschlüsse darauf
ermöglichen sollen, wie viele eindeutige Nutzer ein Webangebot innerhalb eines bestimmten
Zeitraums hatte. Bestimmt werden sie im Wesentlichen auf Basis von technischen
Messungen, die Auskunft über die Anzahl der Rechner (Unique Clients) geben, von denen aus
auf ein Internetangebot zugegriffen wurde. Technische Messungen allein sagen allerdings
noch nichts über die Anzahl der Nutzer aus. So kann es sein, dass Zugriffe von einem
Rechner aus durch verschiedene Nutzer erfolgen („Multi User“) oder aber, dass eine Person
von verschiedenen Rechnern darauf zugreift („Multi Clients“). Um sagen zu können, wie
viele Menschen sich hinter den Rechnern verbergen und welche Merkmale sie aufweisen,
werden die technischen Daten mit Befragungsdaten gekoppelt.11 Dass dies nicht einwandfrei
funktioniert, lassen zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen Unique User-Zahlen
vermuten, die verschiedene Anbieter ausweisen.12 Um die Nutzung der Internet-Angebote mit
der Nutzung traditioneller Medien vergleichen zu können, wird trotzdem auf „Unique User“Daten zurückgegriffen. Sie vermitteln zumindest einen Eindruck von der Reichweite z.B. der
Websites der Parteien. Aus den genannten Gründen beziehen sich diese Daten allerdings nicht
auf die in der traditionellen Mediaforschung üblichen Zeiträume, sondern auf längere
Zeiträume mit zuweilen unterschiedlicher Dauer (etwa auf ein Quartal in der Studie „internet
facts“ der AGOF). Deshalb muss man, um die Nutung der Online- mit der der Offline-Medien
vergleichen zu können, die Zahl der Unique User auf die Zahl der Nutzer in kürzeren
Zeitintervallen, z. B. Tagen, umrechnen. Dies wäre exakt möglich, wenn man wüsste, wie
häufig die Unique Users innerhalb der ausgewiesenen Zeiträume die Quellen genutzt haben.
Diese Daten liegen jedoch nicht vor. Deshalb können die Daten nur auf der Grundlage von
plausiblen Annahmen umgerechnet werden, die an den entsprechenden Stellen diskutiert
werden.
5
Geschätzte Reichweiten
Die Websites von fünf im Bundestag vertretenen Parteien13 haben kurz vor der Wahl, im
August 2009, 70.000 bis 120.000 Personen (Unique User) genutzt.14 Da sich die Zahlen auf
den gesamten Monat beziehen, muss man sie, um die Reichweiten der Websites z.B. mit
jenen von Tageszeitungen zu vergleichen, nach unten korrigieren. Allerdings muss man auch
Mehrfachkontakte in Rechnung stellen, da vermutlich zahlreiche Personen die Websites nicht
nur einmal im Monat, sondern mehrmals genutzt haben. Informationen über die Anzahl der
Nutzungsvorgänge (visits) wie sie für Online-Massenmedien von der IVW quartalsweise
öffentlich zugänglich gemacht werden, und die sich zur Anzahl der Unique User in Bezug
setzen ließen, liegen für die Internetangebote der Parteien nicht vor. Deshalb kann die
durchschnittliche Anzahl der täglichen Nutzer nur geschätzt werden. Nimmt man an, dass
jeder monatliche Nutzer die Websites der Parteien nur einmal aufgesucht hat und dividiert
ihre Anzahl durch die Anzahl der Tage im August, dann haben durchschnittlich 3.871
Personen pro Tag die Website der SPD genutzt. Nimmt man an, dass die Nutzer die Website
der SPD im Durchschnitt zehnmal aufgesucht haben – ein Wert der angesichts der Anzahl der
durchschnittlichen Nutzungsvorgänge populärer Online-Medien hoch gegriffen ist,15 dann
waren es 38.710 Personen pro Tag. Damit war die SPD etwas erfolgreicher als die CDU und
deutlich erfolgreicher als die drei kleinen Parteien.
Bezieht man die geschätzte Zahl der täglichen Nutzer auf die Anzahl der Mitglieder
der Parteien und geht von der unrealistischen Annahme aus, dass alle Nutzer Parteimitglieder
waren, dann haben täglich zwischen 1 und 8 Prozent der Mitglieder der SPD und der CDU die
Websites ihrer Parteien aufgesucht. Bei den kleinen Parteien liegen die Werte wesentlich
höher. So haben die Grünen, wenn man von der maximalen Reichweite ausgeht, täglich 57
Prozent ihrer Mitglieder erreicht. Auch wenn diese Vergleiche rein theoretisch sind und keine
genauen Aussagen über die praktische Reichweite der Websites unter ihren Mitgliedern
zulassen, zeigen sie zweierlei. Zum einen haben alle Parteien mit ihren Websites täglich nur
wenige Menschen erreicht. Zum anderen ist der relative Nutzen der Websites für die kleinen
Parteien deutlich größer gewesen als für die großen. Sie haben mit ihren Websites entweder
einen größeren Anteil ihrer Parteimitglieder erreicht oder es ist ihnen besser gelungen, über
ihre Parteimitglieder hinaus andere Personen zu erreichen (Tabelle 1).
6
Tabelle 1: Anzahl der Nutzer (Unique Users) der Parteien-Websites (August 2009)
Anzahl
Linke
Grüne
SPD
FDP
CDU
Anzahl der
Parteimitglieder*
77.645
48.163
512.520
72.116
522.944
Pro Monat**
84.000
85.000
120.000
70.000
110.000
Niedriger
Schätzwert
pro Tag
Ø 2.710
Ø 2.742
Ø 3.871
Ø 2.258
Ø 3.548
Hoher
Schätzwert
pro Tag
Ø 27.100
Ø 27.420
Ø 38.710
Ø 22.580
Ø 35.480
Nutzer der Websites
*Quelle: www.statistica.com; Stand: November 2009; **Quelle: MEEDIA; Datenquelle: Google Ad Planner
Berechnet man im Vergleich die Nutzung der Online-Angebote von drei populären
traditionellen Medien, ergeben sich Werte von 1.752.000 Nutzern pro Tag für RTL.de, von
3.564.000 Nutzern pro Tag für BILD.de und von 3.578.000 Nutzern pro Tag für Spiegel
Online.16 Spiegel Online hatte demnach über die hundertfache Reichweite der Reichweite, die
die Parteienwebsites pro Tag im Durchschnitt erzielten, wenn man die hohen Schätzwerte
zugrunde legt.17 Bei der Interpretation dieser Daten ist zu berücksichtigen, dass die OnlineAngebote der traditionellen Medien im Vergleich zu den Websites der Parteien vermutlich
nicht in erster Linie Menschen mit einer bestimmten Parteibindung erreichen. Dies ist zur
optimalen Ausschöpfung des Wählerpotentials unerlässlich. Zudem liefern die OnlineAngebote der traditionellen Medien täglich neue Nachrichten und werden von ungebundenen
Wählern, die für die hiesigen Parteien wahlentscheidend sein können, wahrscheinlich für
vertrauenswürdiger gehalten werden als die Websites der Parteien. Das Wirkungspotential der
Online-Angebote der traditionellen Medien war deshalb vermutlich nicht nur mindestens
hundertmal so groß wie das Wirkungspotential der Websites der Parteien, sondern lag noch
erheblich darüber.
Die Offline-Angebote der traditionellen Medien wurden bisher vernachlässigt, weil für
sie genaue zeit- und personenbezogene Daten vorliegen, die keine Umrechnungen erfordern.18
Ihre Reichweite soll anhand von einem Beispiel verdeutlicht werden. Die Tagesschau hat 2009
7
jeden Tag durchschnittlich 8.860.000 Zuschauer erreicht. Das sind fast 300mal mehr als die
Parteien im Durchschnitt mit ihren Websites erreicht haben. Nicht in diese Berechnung
einbezogen sind die Zuschauer, die zwar nicht die Tagesschau aber andere Nachrichten der
ARD genutzt haben, etwa die Tagesschau um Fünf, die Tagesthemen oder die Spätnachrichten.
Würde man auch diese Zuschauer in die Berechnung einbeziehen, käme man vermutlich zu
dem Ergebnis, dass die ARD mit ihren Nachrichten vor der Bundestagswahl täglich mindestens
500mal mehr Menschen erreicht hat als die Parteien mit ihren Websites. Zudem ist bei der
Interpretation dieser Daten zu berücksichtigen, dass die traditionellen Offline-Medien
wahrscheinlich nicht nur mehr Menschen erreichen, sondern auch noch ein höheres
Wirkungspotential besitzen. Dies gilt vor allem für das Fernsehen – aus den genannten
Gründen und weil es als einziges Medium in großer Zahl auch diejenigen erreicht, die sich
nicht für Politik interessieren, relativ leicht beeinflussbar sind, zumindest gelegentlich zur Wahl
gehen und deshalb wahlentscheidend sein können. Schaubild 1 zeigt die durchschnittliche
Reichweite der Parteienwebsites im Vergleich zu den Reichweiten ausgewählter traditioneller
Massenmedien.
Schaubild 1: Anzahl der Nutzer der Parteien-Websites im Vergleich
- Basis: Maximal-Schätzungen der Online-Auftritte -
10.000.000
9.000.000
9.290.000
8.860.000
8.000.000
7.000.000
6.000.000
5.000.000
4.000.000
3.564.000
3.000.000
3.578.000
2.000.000
1.752.000
1.000.000
30.258
1.154.000
0
Ø Parteien Süddeutsche
Zeitung
RTL.de
BILD.de
SPIEGEL Tagesschau Bild-Zeitung
ONLINE (alle Sender)
Quellen: Parteien-Websites: MEEDIA, Datenquelle: Google Ad Planner; Online-Medien: internet facts 2009/III (Unique
8
Users; durchschnittlicher Monat des Quartals) sowie IVW-Daten (visits; Durchschnitt Juli/August/September); OfflineMedien: Tageszeitungen: AWA 2009 (LpN/Reichweite), Tagesschau: GfK (Durchschnittswert Hauptausgabe 2009)
Als Zwischenbilanz kann man festhalten, dass die Websites der Parteien bei Weitem
nicht so viele Menschen erreichten wie die traditionellen Medien, die zudem noch eine höhere
Glaubwürdigkeit und damit ein insgesamt weit höheres Wirkungspotential besitzen. Unter den
traditionellen Medien besitzt das Fernsehen aus mehreren Gründen eine Schlüsselposition. Dies
zeigt sich auch dann, wenn man die Nutzung des Fernsehens als Quelle von wahlrelevanten
Informationen mit der Nutzung aller entsprechenden Internetangebote – also nicht nur den
Auftritten der Parteien – vergleicht. Zwar ist der Anteil der Menschen, die sich „über den
Wahlkampf….hauptsächlich“ aus dem Fernsehen informieren, von 2002 bis 2009 um 7 auf 49
Prozent gesunken, und der Anteil der Personen, die dafür „hauptsächlich“ das Internet nutzen,
um 5 auf 8 Prozent gestiegen. Trotzdem haben sich 2009 mehr als achtmal mehr Menschen aus
dem Fernsehen als aus dem Internet über die die anstehende Wahl informiert.19
Reichweite der Parteipräsenz auf Videoportalen
Auf Internet-Videoportalen wie Youtube, Clipfish und MyVideo können die Nutzer Film- und
Fernsehausschnitte sowie selbst gedrehte Filme einstellen, ansehen, bewerten und
kommentieren. Marktführer ist Youtube, wo die FDP und die Grünen seit 2006 mit Kanal
liberal und Kanal Grün präsent sind, später kamen SPDvision (2007), linksfraktion (2008)
und CDU.TV (2008) hinzu. Die Kanäle bieten den Parteien die Möglichkeit, ihre Botschaften
und Informationen direkt ihren Wählern anzubieten. Präsentiert werden u. a. wöchentliche
VideoPodcasts
von
(Spitzen-)Politiker
zu
aktuellen
Themen,
Ausschnitte
aus
Bundestagsdebatten, Politikerporträts und Wahlwerbespots. Ein Vorteil besteht aus Sicht der
Parteien darin, dass sie ihre Botschaften unabhängig von journalistischer Selektion und
Bearbeitung darstellen können. Aufgrund der hohen Popularität der Videoplattform können
die Parteikanäle theoretisch viele potenzielle Wähler erreichen. Auskunft über die Anzahl der
Seitenaufrufe geben sogenannte „Channel Views“, die in den Profilen der Kanäle
ausgewiesen sind. Angaben über die Anzahl der Personen, die die Angebote nutzen, finden
sich dort nicht. Die Zahl der Channel Views vermittelt bei der flüchtigen Lektüre den
Eindruck, dass die Parteien mit ihren Auftritten auf Youtube vor der Bundestagwahl 2009 sehr
9
erfolgreich waren. SPDvision wurde bis September 2009 fast 700.000mal aufgerufen, Kanal
Grün immerhin fast 110.000mal. Die Zahl der Views hängt auch von der Dauer der Präsenz
der Parteien bei Youtube ab. Berücksichtigt man diesen Sachverhalt, erscheinen die Zahlen
weniger eindrucksvoll. Bei dieser Betrachtungsweise wurde CDU.TV im Durchschnitt nur
734mal täglich, Kanal Grün sogar nur 93mal aufgerufen. Stellt man Mehrfachkontakte in
Rechnung und veranschlagt pro Nutzer zwei Kontakte in diesem Zeitraum, hat die CDU mit
ihren Filmen täglich sogar nur 367 Menschen erreicht, die Grünen nur 47. Die Reichweiten
der Auftritte der anderen Parteien lagen dazwischen.
Das gelegentliche Ansehen und Anhören z. B. eines Podcasts von Spitzenpolitikern
auf Youtube besitzt vermutlich keine messbare Auswirkung auf die politischen Präferenzen
oder das Wahlverhalten. Damit kann allenfalls dann gerechnet werden, wenn die potenziellen
Wähler die Angebote der Parteien regelmäßig, jedenfalls aber mehrfach verfolgen. Dies kann
man am ehesten bei jenen Nutzern vermuten, die sich als „Abonnenten“ der Angebote
registrieren lassen und deshalb automatisch auf neue Filme hingewiesen werden. Die Linke
hatte mit fast 2.000 Abonnenten die meisten „Stammgäste“, die Grünen mit etwa 1.300 die
wenigsten. Die Werte für die anderen Parteien lagen dazwischen. Diese Daten deuten darauf
hin, dass die Podcasts der Parteien nur von einer verschwindenden Minderheit einigermaßen
regelmäßig verfolgt wurden. Noch deutlicher wird dieser Sachverhalt anhand der Zahl der
Abonnenten, die die Parteien im Durchschnitt an einem Tag hinzugewonnen haben. Je nach
Partei waren dies zwischen einer und drei Personen. Eine Vorstellung von der Bedeutung
dieser Kontakte geben Vergleiche zwischen der Zahl der Abonnenten und der Zahl der
Parteimitglieder. Nimmt man an, dass es sich bei allen Abonnenten um Parteimitglieder
gehandelt hat, wird deutlich, dass keine der Parteien vor der Bundestagswahl mit ihren
Filmangeboten auf Youtube einen bemerkenswerten Teil ihres Anhangs erreicht hat.
Allerdings waren die kleinen Parteien dabei erfolgreicher als die großen. Nimmt man an, dass
keiner der Abonnenten Mitglied der jeweiligen Partei war, zeigt sich, dass die Parteikanäle die
Reichweiten ihrer Botschaften nur geringfügig über ihren Anhang im engeren Sinn hinaus
erweitert haben, wobei auch bei dieser Betrachtung die kleinen Parteien besser abgeschnitten
haben als die großen (Tabelle 2).
Tabelle 2: Nutzung der Parteichannels auf Youtube
10
„linksfraktion“
„Kanal
Grün“
„SPD
Vision“
„Kanal
liberal“
„CDU.TV“
05.01.08
25.05.06
17.10.07
15.02.06
05.08.08
616
1.177
696
1.306
403
271.192
109.335
319.692
690.633
295.684
Views / Tag**
Ø 440
Ø 93
Ø 459
Ø 529
Ø 734
Abonnenten**
1.977
1.291
1.540
1.701
1.432
Abonnenten /
Tag**
3,21
1,10
2,21
1,30
3,55
Anteil der
Abonnenten
an den Parteimitgliedern
2,5 %
2,7 %
0,3 %
2,4 %
0,3 %
Online seit…
Laufzeit in
Tagen*
Views**
*Bezogen auf Stichtag (11.09.2009); **Basis: Laufzeit der Parteichannels
Als Zwischenbilanz kann man festhalten, dass die Parteien durch ihre Kanäle bei
Youtube bei Weitem nicht so viele Menschen (regelmäßig) erreichten wie durch ihre Präsenz
in den traditionellen Medien. Dies gilt auch dann, wenn man annimmt, dass sich viele
regelmäßige Nutzer nicht als Abonnenten registrieren ließen. Geht man von der vermutlich
weit übertriebenen Annahme aus, dass auf einen Abonnenten 10 regelmäßige Nutzer
kommen, die sich nicht registrieren lassen, waren dies im günstigsten Fall etwa 20.000
Personen. Das sind weniger als 3 Prozent der Leser von großen Regionalzeitungen. Selbst im
Vergleich mit der Zahl ihrer Mitglieder ist die Reichweite derartiger Auftritte, auch wenn die
kleinen Parteien etwas besser abschneiden, nahezu irrelevant. Hinzu kommt, dass die Parteien
eher den Medientenor aufgreifen als setzen. Für diese Vermutung spricht, dass die Themen
der Podcasts von Angela Merkel den Themen von vier Qualitätszeitungen erst im Abstand
von einer Woche gefolgt sind, und dass die Themen, die in den Podcasts selbst gesetzt
wurden, von den traditionellen Medien nahezu nicht aufgegriffen wurden.20
11
Resonanz der Parteien und Kandidaten in Sozialen Netzwerken
In Sozialen Netzwerken können die Mitglieder ihr persönliches Profil erstellen, sich zu
Freundschaften oder Bekanntschaften mit anderen Mitgliedern bekennen und sich auf diesem
Weg über Neuigkeiten in ihrem Umfeld auf dem Laufenden halten. Integrierte Plattformen
wie Facebook, studiVZ oder Wer-kennt-wen bieten außerdem die Möglichkeit, Nachrichten
und multimediale Inhalte und mit anderen Mitgliedern auszutauschen, Diskussionen zu starten
oder sich daran zu beteiligen, anderen seine aktuelle Stimmung mitzuteilen, Spiele und andere
Anwendungen auszuführen usw. Marktführer ist Facebook, besondere Beachtung fanden
jedoch im Bundestagswahlkampf 2009 die VZ-Netzwerke (studiVZ, meinVZ und schülerVZ),
wo 2009 nach Angaben der Betreiber 70 Prozent aller Erst- und Jungwähler in der
Bundesrepublik, vernetzt waren.21 Ende April 2009 erhielten die fünf Bundestagsparteien die
Möglichkeit, für sich und ihre Spitzenkandidaten kostenlos „Edelprofile“ bei den VZNetzwerken
anzulegen
und
nach
ihren
Vorstellungen
zu
gestalten,
Text-
oder
Videobotschaften dort einzustellen und sich mit den Mitgliedern auszutauschen. Alle Parteien
machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Relevant für die Parteien waren vor allem studiVZ
und meinVZ, deren Mitglieder Studenten bzw. junge Menschen im wahlfähigen Alter sind.
Beide Netzwerke sind durch eine Schnittstelle miteinander verbunden, d.h. auf Profile kann
mit Erlaubnis der Mitglieder von beiden Seiten zugegriffen werden. Der Einfachheit halber
wird im Folgenden nur von studiVZ die Rede sein, gemeint ist aber immer auch meinVZ.
Die Mitglieder im studiVZ konnten sich im Vorfeld der Wahl zu den Parteien und
Spitzenpolitikern bekennen, indem sie angaben, sie „gut zu finden“ bzw. sie zu ihren
„Freunden“ hinzufügten. Angaben darüber, wie viele Mitglieder sich auf diese Weise zu einer
Partei oder einem Kandidaten bekannt haben, waren auf den jeweiligen Edelprofilen
ausgewiesen. Die Profile der einzelnen Mitglieder gaben Auskunft darüber, welche Partei sie
„gut fanden“ bzw. mit welchem Politiker sie „befreundet“ waren. Dies geschah in
Abhängigkeit von den Profileinstellungen nur innerhalb des (digitalen) Freundeskreises oder
innerhalb der gesamten Nutzerschaft des studiVZ. Über die Qualität dieser Selbsteinstufung
liegen keine verallgemeinerbaren Daten vor. Man wird aber damit rechnen müssen, dass ein
Teil der Mitglieder von studiVZ den Verweis auf ihre Anhängerschaft zur ironischen
Selbstdarstellung benutzte, die über ihre tatsächliche Meinung nichts aussagte. Dies dürfte vor
allem bei Bekenntnissen zu exponierten Personen der Fall gewiesen sein. Ob und wie häufig
dies geschehen ist, kann nicht geprüft werden, muss aber bei der Interpretation der Daten
12
bedacht werden. Theoretisch ist es darüber hinaus denkbar, dass ein Teil der registrierten
Anhänger schnell das Interesse verlor und die Angebote der Parteien und Politiker nicht lange
verfolgt hat. Einen Teil der registrierten Anhänger wird man deshalb als Karteileichen
betrachten müssen, die sachlich nicht zählen. Dies muss bei der Interpretation der Daten
ebenfalls bedacht werden.
Die meisten „Anhänger“ hatte im September 2009 mit über 23.000 die CDU, die
geringste Anhängerschaft verzeichnete mit etwas über 13.000 die Linke. Absolut betrachtet
hatten damit alle Parteien bei studiVZ nur wenige Anhänger. Auch hier bieten sich zur
Einschätzung der Bedeutung Vergleiche mit der Größe der Parteien an. Weil sich studiVZ
gezielt an Jüngere wendet, werden ihnen nicht alle Parteimitglieder, sondern nur die unter 30
Jahren zugrundegelegt. Hier zeigen sich einige bemerkenswerte Ergebnisse. So ging die Zahl
der Anhänger der drei kleinen Parteien in studiVZ weit über die Zahl ihrer jungen Mitglieder
hinaus. Die Zahl der Anhänger der Grünen auf studiVZ war etwa dreieinhalb Mal so groß wie
die Zahl ihrer Mitglieder in der erwähnten Altersgruppe. Ähnlich gute Werte erreichten die
Linke und die FDP. Die Resonanz der kleinen Parteien in studiVZ erstreckte sich damit weit
über ihre Mitglieder hinaus. Auch die beiden großen Parteien besaßen mit ihren Auftritten bei
studiVZ noch bemerkenswerte Erfolge bei den Jungen. Bei der Bewertung dieser Daten ist zu
beachten, dass nicht bekannt ist, wie oft die Anhänger tatsächlich die Angebote der Parteien
genutzt haben.
Soziale Netzwerke wie studiVZ repräsentieren und verbinden vor allem Personen.
Deshalb verdient die Anhängerschaft der Spitzenkandidaten besondere Aufmerksamkeit. Hier
war Angela Merkel mit Abstand am erfolgreichsten. Sie hatte fast 70.000 Anhänger und damit
etwa dreimal so viele wie Guido Westerwelle und sogar viermal so viele wie Frank-Walter
Steinmeier. Die Spitzenkandidaten der Grünen und der Linken waren im Vergleich zu ihnen
nahezu bedeutungslos. Allerdings relativieren sich diese Eindrücke wieder, wenn man die
Zahl der Parteimitglieder unter 30 Jahren beachtet. So war die Zahl der Anhänger von Guido
Westerwelle auf studiVZ fast dreimal so groß wie die Zahl der jungen FDP-Mitglieder und die
Zahl der Anhänger von Angela Merkel auf studiVZ war immerhin noch doppelt so groß wie
die Zahl der jungen CDU-Mitglieder. Frank-Walter Steinmeier und Jürgen Trittin konnten
immerhin etwa halb so viele junge Anhänger wie Parteimitglieder gewinnen. Damit waren die
Auftritte der Parteien und ihrer Spitzenkandidaten auf studiVZ, auch wenn man den
unverbindlichen Charakter der Bekenntnisse berücksichtigt, sehr erfolgreich. Ob sich dies in
13
irgendeiner Weise positiv auf ihre Wahlchancen ausgewirkt hat, muss offenbleiben.
Allerdings waren immerhin die Voraussetzungen hierfür gegeben (Tabelle 3)
Tabelle 3: Anhängerschaft im studiVZ
Linke
Grüne
SPD
FDP
CDU
Anzahl
Parteimitglieder
Unter-30-Jährige*
4.562
6.191
34.905
7.938
32.267
Anhänger Partei
studiVZ
13.313
21.778
21.043
22.934
23.147
Anteil an
Parteimitgliedern
(Unter 30 Jahre)
292%
352%
60%
289%
72%
Anhänger
Spitzenkandidaten**
1.216
3.494
18.153
22.661
69.192
Anteil an
Parteimitgliedern
(Unter 30 Jahre)
27%
56%
52%
285%
214%
* Berechnet auf der Basis des Anteils der Unter-30-Jährigen. Vgl. Oskar Niedermayer: Parteimitgliedschaften im
Jahre 2008. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 2/2009, S. 373, 377. Für die Linke lagen nur Daten bis 2007 vor.
Für 2008 wurden daher die Anteilswerte aus diesem Jahr ausgewiesen. **Linke: Lothar Bisky; SPD: FrankWalter Steinmeier; Grüne: Jürgen Trittin; FDP: Guido Westerwelle; CDU: Angela Merkel; Stichtag: 11.09.09
Als Zwischenbilanz kann man festhalten, dass die Parteien durch ihre Präsenz in
einem Sozialen Netzwerk wie studiVZ absolut betrachtet nur wenige Anhänger gewinnen
konnten. Interpretiert man die Daten jedoch vor dem Hintergrund der Zahl der jungen
Parteimitglieder, zeigt sich, dass es allen Parteien mehr oder weniger gut gelungen ist, durch
ihre Auftritte bei studiVZ den Kreis ihrer Mitglieder auszuschöpfen und teilweise weit darüber
hinauszugehen. Zudem gehören die Angesprochenen zu einem Personenkreis, den die
traditionellen Medien immer schlechter erreichen. Diese Befunde sind auch dann noch
politisch relevant, wenn man annimmt, dass ein Teil der Bekenntnisse zu den Parteien und
Kandidaten nicht auf einem ernstzunehmenden Interesse beruht und dass das Interesse an
ihren Botschaften vielfach schnell erlahmte. Damit kann man feststellen, dass die
zielgruppenspezifische Wähleransprache der Parteien erfolgversprechend war.
14
Diskussionsqualität in Internetforen
Nach Meinung einiger Theoretiker bietet das Internet eine einzigartige Chance, die Prinzipien
des politischen Diskurses in der klassischen Polis in großen, modernen Flächenstaaten zu
verwirklichen.22 Ihnen steht eine Reihe von Theoretikern gegenüber, die das bezweifeln.23 Bei
der Diskussion dieser Thematik kommt es nicht nur darauf an, wie viele Menschen durch das
Internet für den politischen Diskurs gewonnen werden können,24 sondern auch darauf, ob man
die Meinungsäußerungen in Online-Foren als politische Diskurse im engeren Sinn betrachten
kann. Legt man die in Demokratietheorien formulierten Prinzipien zugrunde, müssen
politische Diskurse mindestens fünf Merkmale erfüllen, damit man sie als Grundlage von
rationalen politischen Meinungen und Entscheidungen betrachten kann.25 An den Diskursen
sollen sich möglichst viele Menschen beteiligen (Quantität),26 die Teilnehmer sollen
unterschiedliche Sichtweisen artikulieren (Heterogenität),27 die Urheber der Äußerungen
sollen erkennbar sein (Identifizierbarkeit),28 die Themen sollen relevant und die Argumente
sachbezogen sein (Qualität)29 und die Teilnehmer sollen kontroverse Meinungen ungehindert
äußern können (Liberalität).30 Ob und inwieweit die politischen Diskurse im Internet vor der
Bundestagswahl 2009 diesen Kriterien gerecht wurden, wird anhand der Foren der Parteien
untersucht, da der Austausch von Meinungen bei ihnen im Unterschied zu anderen
Internetangeboten wie Blogs oder Sozialen Netzwerken eindeutig im Vordergrund steht.
Quantität der Beteiligung
Die Foren der Parteien konnte vor der Bundestagswahl 2009 aktiv nutzen, wer sich in der
Community einer Partei (Linke, SPD, FDP) oder direkt im Forum (Grüne, CDU) angemeldet
hatte. Im ersten Fall waren die Foren in die parteieigenen Communities (linksaktiv,
meineSPD, myFDP) integriert und stellten eines von verschiedenen Angeboten dar. Ähnlich
wie in einem Sozialen Netzwerk konnten die Mitglieder der Communities darüber hinaus ihr
eigenes Profil erstellen, Fotos und Videos hochladen, Nachrichten an andere Nutzer schicken
etc. Die Foren waren nicht alle gleich gut erreichbar. Dies betrifft zum einen ihre
Auffindbarkeit: Während die Foren der anderen Parteien auf der Startseite ihrer Websites
verlinkt und dort für die Nutzer durch entsprechende Symbole gut sichtbar waren, wurde das
15
SPD-Forum erst sichtbar, nachdem man sich bei meineSPD registriert hatte. Zum anderen
bestand in den Foren von CDU und FDP die Möglichkeit, Beiträge ohne Anmeldung im
Forum bzw. in der Community zumindest zu lesen, während bei den anderen drei Parteien
auch hierfür eine Registrierung erforderlich war. Nach Aussagen der Partei ist das Offene
Forum der Grünen ein Angebot an alle gewesen, die politisch diskutieren wollten.31 Nach
Aussagen der FDP stand es zwar prinzipiell jedem frei, sich an Diskussionen im parteieigenen
Forum zu beteiligen, man war sich jedoch der Tatsache bewusst, dass in erster Linie eigene
Anhänger erreicht wurden.32 Ähnliches gilt für die CDU.33 Die Foren der Linken und der SPD
haben sich den Parteien zufolge explizit an Sympathisanten und Anhänger gerichtet.34 Im
Falle der SPD konnten neue Themen (threads) sogar nur von Parteimitgliedern angelegt
werden.35
Bei den ca. 29.000 Mitgliedern der SPD-Community handelte es sich nach Auskunft
der Partei zu etwa drei Vierteln um Parteimitglieder,36 das entspricht etwa 4 Prozent der rund
513.000 Parteimitglieder. Wie viele Mitglieder aus der SPD-Community das Forum nutzten,
ist nicht bekannt. Ausgehend davon, dass die Anzahl der Forennutzer bei anderen Parteien
deutlich unter der Anzahl der Community-Mitglieder lag37, ist allerdings anzunehmen, dass
auch im Fall der SPD nur ein Teil der Community-Mitglieder das parteieigene Forum nutzte.
Entsprechend geringer dürfte die Anzahl der Parteimitglieder unter den Forennutzern gewesen
sein. Für die anderen Parteien liegen keine Angaben über die Parteizugehörigkeit der
Community- bzw. Forennutzer vor. Nimmt man unrealistischer Weise an, dass alle Nutzer des
Forums der CDU Mitglieder der Partei waren, dann handelt es sich um 0,2 Prozent der
Parteimitglieder. Für das Forum der FDP hatten sich etwa 9.000 Personen registrieren lassen,
von denen sich aber nur ca. 1.800 aktiv an den Diskussionen beteiligten38. Für die anderen
Parteien fehlen entsprechende Angaben. Geht man auch bei ihnen von der unrealistischen
Annahme aus, dass alle registrierten Nutzer Parteimitglieder waren, dann handelt es sich bei
der FDP um etwa 14 Prozent, etwa 2,5 Prozent nahmen aktiv an Diskussionen teil. Bei den
Grünen entsprach der Anteil der Forennutzer an den Parteimitgliedern etwa 11 Prozent, bei
der Linken etwa 3 Prozent. Tatsächlich dürfte der Anteil der Parteimitglieder unter den
registrierten Nutzern der Parteiforen jedoch deutlich geringer gewesen sein. Die Foren der
Parteien haben damit weder für die Diskurse der Parteimitglieder, noch für die darüber
hinausreichenden Diskurse mit Sympathisanten und anderen Wählern eine nennenswerte
Rolle gespielt (Tabelle 4).
16
Tabelle 4: Anzahl der Diskussionsteilnehmer in Foren der Parteien
Linke
Grüne
SPD
FDP
CDU
2.556
5.407
max. 29.000*
ca. 9.000
ca. 1.200
-
-
-
ca. 1.800
-
Registrierte
Nutzer
Aktive Nutzer
*Anzahl der angemeldeten Nutzer in der Community; nicht bekannt ist, wie viele davon tatsächlich das Forum
nutzen
Quelle Auskünfte der Parteien39
Qualität der Themen
Ein Indikator der Bedeutung der Diskussionsthemen in den Foren ist die Zahl der Beiträge,
die dazu verfasst wurde. Die folgende Darstellung beruht auf der Analyse der wichtigsten
Themen (threads) im September 2009. Tabelle 3 gibt einen Überblick über die drei Themen,
zu denen kurz vor der Bundestagswahl (1. bis 26. September 2009) die meisten Beiträge
eingingen. Die weitaus größte Resonanz hatte die Diskussion um Fragen der Religion im
Forum der CDU, bei der es u. a. um das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen ging.
Das wichtigste Thema überhaupt war die Diskussion des Afghanistan-Krieges, der vor allem
in den Foren der FDP, der Grünen und der Linkspartei eine mehr oder weniger große Rolle
gespielt hat. Weitere wichtige Diskussionsthemen waren der Mindestlohn, bzw. das
Grundeinkommen in den Foren der FDP und der SPD, die Kernenergie in den Foren der CDU
und der Grünen sowie die möglichen Koalitionen nach der Bundestagswahl in den Foren der
Linken und der Grünen.
Verallgemeinernd kann man feststellen, dass sich die Teilnehmer an den Diskussionen
vorwiegend zu seriösen, politisch bedeutsamen Themen geäußert haben. Inhaltlich sind die
Forenbeiträge überwiegend sachlich, gut formuliert und fundiert gewesen. Dies zeigt eine
Analyse der Beiträge zu den in der Endphase des Wahlkampfs am intensivsten diskutierten
Themen, die hier aus Platzgründen nicht näher dokumentiert werden kann. Bei der
Interpretation der Befunde ist zu beachten, dass sich die Foren der meisten Parteien an alle
Wähler in Deutschland gerichtet haben. Deshalb wäre es denkbar gewesen, dass
17
Zehntausende von Stellungnahmen zu kontroversen Themen wie dem Afghanistan-Krieges
oder der Kernenergie eingehen würden. Dies war jedoch keineswegs der Fall. Im günstigsten
Fall haben sich bundesweit einige Hundert Personen an den Diskussionen beteiligt. Die Zahl
der Diskussionsteilnehmer an den Internet-Foren blieb damit vermutlich weit hinter der Zahl
der Diskussionsteilnehmer bei regionalen Parteiveranstaltungen zurück (Tabelle 5).
Tabelle 5: Top-Themen* in den Partei-Foren
Wichtigstes
Thema
Zweitwichtigstes
Thema
Linksaktiv.de
Offenes
Forum der
Grünen
meineSPD.de
myFDP.de
CDU.de
Welche Partei
ist […] dazu
geeignet, eine
Koalition mit
der Linken zu
führen?“
(224 Beiträge)
„Zum Thema
Koalition“
Warum mögen
wir Deutsche
uns nicht?“
„Luftangriffe
in Afghanistan
richtig“
„Heiliger
Geist“
(101 Beiträge)
(151 Beiträge)
(529 Beiträge)
(826 Beiträge)
„Afghanistan
und die
Kriegsteilnahme der
Bundeswehr“
(41 Beiträge)
„Diskussion
um ein
bedingungsloses Grundeinkommen
(88 Beiträge)
„Liberale
Protestwähler“
„Der Mythos
von der bösen
Atomenergie“
(317 Beiträge)
(296 Beiträge)
„50 Jahre
Atom – 50
Jahre Lug und
Trug“
„Vom
Hamburger
Programm
zum
Regierungsprogramm“
„Mindestlohn
bedeutet: mehr
Geld bei den
Arbeitnehmer
n, […] “
„Die
Verbrechen
des Gregor
Gysi“
(35 Beiträge)
(13 Beiträge)
(292 Beiträge)
(267 Beiträge)
„Löschung
von AFA“
(73 Beiträge)
Drittwichtigstes
Thema
„Was haben
wir bisher
erreicht? Soll
die
Bundeswehr
raus aus
Afghanistan“
(18 Beiträge)
* Die 3 Themen, zu denen in der heißen Wahlkampfphase (1.-26.09.09) die meisten Beiträge im jeweiligen
Parteiforum verfasst wurden
Intensität der Diskurse
Weiteren Aufschluss über den Charakter der Diskussionen gibt ein Vergleich der Anzahl der
Beiträge, die zu den wichtigsten Themen in der Endphase des Wahlkampfs (1. bis 26.
18
September 2009) verfasst wurden, mit den Beiträgen, die seit Beginn der Diskussion
eingegangen sind. Für die folgende Darstellung wurde die Zahl der Beträge zu den fünf
wichtigsten Themen in allen Foren der Parteien ermittelt. Die weitaus meisten Beiträge sind
in den Wochen vor der Wahl in den Foren der FDP und der CDU eingegangen. Berücksichtigt
man den Untersuchungszeitraum, hat es sich aber auch dort nur um ca. 60 Beiträge gehandelt.
Die tägliche Beteiligung an den Diskussionen der wichtigsten fünf Themen in den Foren der
anderen Parteien ist trotz der Brisanz vieler Themen noch deutlich geringer gewesen (Tabelle
6). Der geringe Anteil an Beiträgen, der zu den Top-Themen der SPD in den letzten
Wahlkampfwochen verfasst wurde, ist vermutlich mit darauf zurückzuführen, dass die Partei
weniger als die anderen Parteien auf die Aktualität der threads bedacht gewesen ist. Während
andere Parteien Themen bereits wenige Wochen, nachdem kein neuer Beitrag mehr dazu
erschien, gelöscht haben, ist für die SPD nicht bekannt, ob und in welchen zeitlichen
Abständen die Forenthemen aktualisiert worden sind.
Tabelle 6: Teilnahme an Diskussion der 5-Topthemen
Linksaktiv.de
Offenes
Forum der
Grünen
meineSPD.de
myFDP.de
CDU.de
Zahl Beiträge
heiße Phase*
335
206
254
1.569
1.549
Anteil an allen
Beiträgen
45 %
26 %
5%
100 %
38 %
Ø Zahl Beiträge
pro Tag
13
8
10
60
60
* Die 5 Themen, zu denen in der heißen Wahlkampfphase (1.-26.09.09) die meisten Beiträge im jeweiligen
Parteiforum verfasst wurden
Identifizierbarkeit der Teilnehmer
Ein wesentliches Charakteristikum eines politischen Diskurses – etwa in einer Versammlung
– und ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Akklamation – etwa einer Volksmasse –
besteht darin, dass die Teilnehmer erkennbar für ihre Position eintreten. In der griechischen
Polis war dies durch die persönliche Anwesenheit und allgemeine Bekanntheit der Teilnehmer
19
gegeben. Dies trifft in ähnlicher Weise auf die germanischen Versammlungen und die
Versammlungen der Ständegesellschaften zu. Der entscheidende Grund hierfür besteht darin,
dass das Mitspracherecht auf der persönlichen Betroffenheit der Teilnehmer beruhte, die für
ihre Argumente und Entscheidungen die Verantwortung übernahmen. Dieser grundlegende
Sachverhalt trat durch die Einführung der geheimen Wahl, mit der die Wähler vor
Einflussnahmen geschützt werden sollen, in den Hintergrund, ist jedoch nach wie vor ein
Wesensmerkmal des politischen Diskurses bei Bürgerversammlungen, in den Gremien der
Parteien und in den Parlamenten. Dies wirft die Frage auf, ob die Diskussionsteilnehmer in
den Foren der Parteien mit ihrer Person für ihre Meinungen einstehen oder ob es sich um
Sprecher handelt, die sich hinter Decknamen verstecken und aus dem Verborgenen heraus
Stimmung machen, für deren mögliche Folgen sie nicht einstehen. Eine nicht
verallgemeinerbare Analyse zahlreicher Stellungnahmen deutet darauf hin, dass ein
bemerkenswerter Teil der Diskussionsteilnehmer Pseudonyme wie z.B. „Katzenveit“ oder
„Ananas“ benutzt. Vielfach dürfte es sich dabei um den Ausdruck eines spielerischen
Umgangs mit politischen Themen handeln. Dies ändert jedoch nichts daran, dass die
Meinungsbildung in solchen Foren oft nicht den Kriterien eines politischen Diskurses
genügte, obwohl es sich vielfach um die Meinungsbildung zu bedeutsamen Sachverhalten
ging, wie dem Krieg in Afghanistan und die Zukunft der Kernenergie.
Liberalität der Diskurse
Die Liberalität der Diskurse in den Foren wurde in zwei Schritten untersucht. Im ersten
Schritt wurden die von den Parteien veröffentlichten Moderationsregeln analysiert. Dazu
wurden alle Hinweise auf Verbote, die Möglichkeit und die Praxis des Löschens sowie auf die
juristische Ahndung von Verstößen inhaltlich klassifiziert und gezählt. Verbote oder
Sanktionen betreffen z.B. Beiträge, die verleumderische Bosheiten gegenüber Funktions- und
Mandatsträgern einer Partei enthalten oder zur Wahl anderer Parteien aufrufen. Die schärfsten
Sanktionen enthielten die Moderationsregeln der Foren der CDU (juristische Sanktionen), die
meisten Hinweise enthielten die Moderationsregeln der SPD (42), die wenigsten Hinweise
enthielten die Moderationsregeln FDP (13) und der Grünen (8). Alle Parteien kündigten an,
dass Beiträge, die nicht den Regeln entsprechen, gelöscht werden. Am häufigsten fanden sich
solche Hinweise bei der CDU (18), seltener bei der Linken, FD und Grünen (8-10). Am
20
zurückhaltendsten war damit die SPD (1). Vorschriften der Parteien enthielten damit ein
qualitativ und quantitativ sehr unterschiedliches Drohpotential.
Im zweiten Schritt wurde der Umgang der Parteien mit abweichenden Meinungen
getestet.40 Dazu wurden jeweils eine sachliche und eine unsachliche Kritik an den
Spitzenkandidaten sowie jeweils eine sachliche und eine unsachliche Kritik an politischen
Positionen der Parteien verfasst und in mehreren Vorstudien getestet. Bei der Linken betraf
die Kritik Oskar Lafontaine und das Wirtschaftskonzept der Linken, bei den Grünen betraf sie
Renate Künast und Jürgen Trittin sowie die Wirtschaftspolitik, bei der SPD Frank-Walter
Steinmeier und Hartz IV, bei der FDP Guido Westerwelle und die Steuersenkungspläne der
Partei, bei der CDU Angela Merkel sowie die angeblich fehlende einheitliche Linie der CDU
in der Wirtschaftspolitik. Alle Texte waren ähnlich lang, entsprachen sich in der Schärfe des
Tones und waren in einer Sprache verfasst, wie man sie in einem Forum erwarten kann.
Schaubild 2 dokumentiert zur Illustration zwei der Texte.
Schaubild 2: Sachliche und unsachliche Kritik im Forum der CDU
1. Sachliche Kritik
„Wenn man sich die Wirtschaftspolitik der CDU anschaut fragt man sich im Moment
wirklich wo das ganze hinführen soll. Anstatt eine einheitlich gemeinsame Linie zu fahren
sprechen die Einen von Steuersenkungen, die Anderen von Steuererhöhungen. Wer soll denn
da noch durchblicken? Und das neue Wahlprogramm ist da auch keine große Hilfe, hier
stehen zwar jetzt Steuersenkungen drin, laut einer Forsa-Umfrage glauben aber 93% der
Wähler nicht an die Einlösung dieses Versprechens, vermutlich zu Recht. Wenn die CDU
nicht schon wieder ein Wahldebakel erleben will, sollte sie schleunigst ein einheitliches und
vor allem realistisches Wirtschaftskonzept verfolgen.“
2. Unsachliche Kritik
„Wer soll bei diesem heillosen Durcheinander überhaupt noch Durchblicken, Steuern hoch
Steuern runter. Die konzeptloseste Partei Deutschlands hat wieder zugeschlagen. Ohnehin
weiß man bzw. Wähler schon lange nicht mehr was diese Partei überhaupt will. Erst will
man ökologisch sein wie die Grünen und macht einen auf Hohepriester des Klimaschutzes,
dann will man auf einmal sozialdemokratisch sein und rettet Opel und wer sich noch so alles
retten lässt. Jetzt will man liberal sein und die Steuern senken, oder doch nicht Herr
Oettinger? Die Wahltaktik sieht offenbar so aus: wir verwirren den Wähler so lange bis er
nicht mehr weiß wer jetzt überhaupt für was steht. Am Ende entscheidet er sich dann für
Angela, die ist immer so nett und außerdem die neue beste Freundin vom coolen Obama!
Inhalte? Nebensache!“
Die sachlichen Texte wurden gleichzeitig am 20. Juli 2009, die unsachlichen Texte zwei Tage
danach unter denselben threads von unterschiedlichen Nutzern gepostet, die sich längere Zeit
21
vorher registriert hatten. Die Reaktionen der Moderatoren wurden an den folgenden fünf
Tagen alle zwei Stunden überprüft. Im Gegensatz zu der zurückhaltenden Formulierung ihrer
Moderationsregeln reagierten die Grünen am schärfsten. Kurz nach Veröffentlichung der
unsachlichen Kritik an den Spitzenkandidaten und der Partei am 22. Juli 2009 um 10 Uhr
wurden die Beiträge gelöscht, darüber hinaus wurden die Nutzerprofile gesperrt, die für die
Veröffentlichung der Beiträge angelegt worden waren. Die unsachliche Kritik an den
Spitzenkandidaten wurde um 10:54 Uhr in Verbindung mit dem Hinweis gelöscht: „Trolle
sind hier unerwünscht, bitte beachten Sie die Forenbestimmungen. Beitrag gelöscht, User
gesperrt.“ Gut sechs Stunden später sperrte die Online-Redaktion der Grünen den gesamten
thread, der in diesem Fall eigens zur Veröffentlichung der Beiträge angelegt worden war. Die
Grünen begründeten ihr Vorgehen folgendermaßen: „Dieses Forum bietet Raum für
Diskussionen über die Arbeit der grünen Bundestagsfraktion und politische Themen. Die
Diskussion über Personen, besonders in diesem Thread, ist unerwünscht. Bitte beachten Sie
die Forenbestimmungen. Thread geschlossen.“ Die Grünen waren die einzige Partei, die zu
ihrem Vorgehen Stellung nahm. Die FDP, deren Moderationsregeln ebenfalls recht liberal
waren, reagierte auf die Veröffentlichung der beiden unsachlichen Beiträge ebenfalls zeitnah
mit deren Löschung. Die CDU ließ die unsachliche Kritik an Angela Merkel stehen, löschte
aber die sachliche kurz nach Einstellung des Beitrags. Die SPD und die Linke ließen alle
Beiträge stehen. Ob dies der Unachtsamkeit der Moderatoren oder ihrer Liberalität
zuzuschreiben ist, muss offenbleiben. Festhalten kann man jedoch, dass zwischen der Zahl der
Regelhinweise und der Schärfe der angedrohten Sanktionen einerseits und dem praktischen
Vorgehen nicht der erwartbare Zusammenhang bestand. Die Ergebnisse deuten vielmehr eher
darauf hin, dass diejenigen, die sich besonders liberal gegeben haben, besonders restriktiv
vorgegangen sind. Einschränkend muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass man die
Ergebnisse des Experimentes nicht ohne Weiteres verallgemeinern kann.
Heterogenität der Meinungen
Politische Diskurse leben von der Heterogenität der Meinungen. Dies erfordert zweierlei.
Zum einen müssen alle Meinungen, die nicht gegen strafrechtliche Bestimmungen verstoßen,
geduldet werden. Ob und in welchem Maße dies vor der Bundestagswahl 2009 in den Foren
der Parteien der Fall war, wurde oben an vier Beispieltexten dargestellt. Zum anderen müssen
22
abweichende Meinungen in hinreichender Zahl geäußert werden. Ist dies nicht so, handelt es
sich eher um eine Selbstbestätigung von Gleichgesinnten als um einen Diskurs unter
Menschen mit unterschiedlichen Ansichten. Dabei geht es nicht nur darum, eine Einsicht zu
gewinnen oder einen Konsens herzustellen, sondern auch darum, die vorhandenen Einsichten
und den existierenden Konsens gegen abweichende Meinungen zu verteidigen. Ein Indikator
für die Heterogenität der Meinungen, die in den Foren der Parteien vertreten wurden, sind die
Reaktionen anderer Teilnehmer auf die oben skizzierte Kritik an den Spitzenkandidaten und
Sachprogrammen der jeweiligen Partei. Bei der Interpretation der folgenden Daten ist zu
beachten, dass die Grünen und die FDP zwei und die CDU eine der vier kritischen
Stellungnahmen gelöscht haben. Deshalb konnten sich andere Teilnehmer zwar zu vier
Kritiken an der Linken und der SPD, jedoch nur zu drei Kritiken an der CDU und sogar nur
zu zwei Kritiken an der FDP und den Grünen äußern. Umso erstaunlicher sind die ermittelten
Reaktionen.
Die meisten Stellungnahmen wurden zu den Kritiken an jenen Parteien gepostet, die
einen Teil der kritischen Texte bereits nach kurzer Zeit gelöscht hatten. Dies galt vor allem
für die Reaktionen auf die Kritik an Person und Sachprogramm der FDP. In den Foren aller
Parteien mit Ausnahme der SPD wurde die gepostete Kritik überwiegend abgelehnt.
Besonders extrem waren die Reaktionen im Forum der FDP, in dem sich nur ablehnende
Stellungnahmen fanden. Damit kann man verallgemeinernd feststellen, dass die gepostete
Kritik an Spitzenkandidaten und an zentralen Programmpunkten der Parteien in ihren Foren in
der Regel keinen intensiven Diskurs ausgelöst hat, der sich in einem heterogenen
Meinungsbild niederschlug. Sie dienten nach den vorliegenden Daten eher der
Selbstvergewisserung unter den einigen Anhängern der Parteien als der Auseinandersetzung
mit anderen Meinungen (Tabelle 7).41
Tabelle 7: Reaktionen der Nutzer
Linksaktiv.de
Offenes
Forum der
Grünen
meineSPD.de
myFDP.de
CDU.de
Zustimmung
-
3
4
-
3
Ablehnung
3
5
2
18
6
23
Unklar
1
1
2
Reaktionen
insgesamt (nach
max. 5 Tagen)
4
9*
8
2
18*
11*
*Beiträge z.T. vorzeitig entfernt
Als Zwischenbilanz kann man festhalten, dass die Foren der Parteien die theoretisch
begründeten Anforderungen an politische Diskurse allenfalls rudimentär erfüllt haben. Die
Zahl der Teilnehmer (Quantität) war gering. Die Qualität der diskutierten Themen war
dagegen hoch. Die Identifizierbarkeit der Teilnehmer war nur teilweise gegeben. Die
Liberalität der Diskussion war in einigen Fällen nicht gegeben und eine Heterogenität der
Meinungen bestand nur ansatzweise. Kontroverse Diskussionen über das Führungspersonal
und zentrale Programmpunkte wurde teilweise von den Moderatoren abgewürgt, fanden aber
auch dort kaum statt, wo die kritischen Stellungnahmen nicht gelöscht worden waren.
Folgerungen
Legt man die Reichweiten der Angebote zugrunde, dann besaßen die Internetangebote der
Parteien vermutlich kaum eine messbare Wirkung auf die Entscheidung für oder gegen die
Wahlteilnahme und für oder gegen eine der Parteien. Die Resonanz in den Sozialen
Netzwerken und in den Foren wurde allenfalls ansatzweise den Kriterien gerecht, die man an
einen politischen Diskurs anlegen muss. Effektiv war die direkte Wähleransprache der
Parteien nur dort, wo sie sich an eine relativ klar definierte Zielgruppe wandte, etwa via
Youtube. Ein Bespiel hierfür ist auch der Erfolg der Piratenpartei in einem kleinen
Wählersegment. Allerdings erreichten die Parteien mit ihren Internetauftritten absolut
betrachtet immer nur wenige tausend potentielle Wähler. Aus Sicht der Parteien ist das
Internet deshalb kein Massenmedium und keine ernstzunehmende Alternative zu ihren
Offline- und Online-Auftritten bei den etablierten Massenmedien. Ein wesentlicher Grund
hierfür besteht darin, dass sich die Masse derjenigen, die sich nicht für Politik interessiert, den
24
politischen Informationen im Internet noch leichter entziehen kann als in den traditionellen
Medien. Die Angebote der Parteien im Internet kann man deshalb am ehesten mit den
auflagenschwachen Parteizeitungen des frühen neunzehnten Jahrhundert vergleichen, die sich
ebenfalls an einen kleinen Kreis von interessierten und meinungsstarken Adressaten richteten.
Daraus folgt nicht, dass die direkte Ansprache der Wähler über das Internet durch die Parteien
völlig überflüssig wäre. Für den Kontakt zu kleinen Ziel- und Interessengruppen ist sie
sinnvoll, für die Ansprache der Masse der Wähler aber weitgehend nutzlos.
Epilog
Wie passen diese Befunde und Folgerungen zu den Eindrücken, die der Wahlkampf von
Barack Obama vermittelt hat? Ist in den USA alles anders? Obama konnte mit Hilfe des
Internets sehr viele Kleinspenden einwerben, was wichtig ist, weil amerikanische
Wahlkämpfe in hohem Maße von bezahlten Beratungsunternehmen durchgeführt werden. Die
deutschen Parteien sind mit ähnlichen Versuchen auch deshalb weitgehend gescheitert, weil
die Deutschen ihre Parteien traditionell nicht durch Spenden, sondern durch Mitgliedsbeiträge
unterstützen. Obama konnte mit Hilfe des Internets sehr viele freiwillige Helfer gewinnen und
koordinieren, was wichtig ist, weil amerikanische Parteien keine Mitglieder haben, auf die sie
im Wahlkampf zurückgreifen können. Die deutschen Parteien koordinieren aus den
Mitgliedern rekrutierte Helfer seit zehn Jahren völlig unspektakulär auch über ihr Intranet.
Obama hat die Masse der Wähler erreicht, weil die wichtigen Fernsehsender ihn
quantitativ und qualitativ massiv unterstützt haben. Die drei wichtigsten Networks, ABC, CBS
und NBC, haben in den sechs Wochen vor der Wahl jeden Tag im Schnitt 9 wahlrelevante
Beiträge mit einer Dauer von 22 Minuten ausgestrahlt, alles in allem 682 Beiträge mit einer
Gesamtdauer von fast 27 Stunden. Darin haben unabhängige Quellen McCain in einem Drittel
der Beiträge, Obama in mehr als zwei Dritteln der Beiträge positiv charakterisiert. Selbst die
als extrem rechts geltenden Fox News stellten Obama nahezu genau so positiv dar wie
McCain.42 Die Abendnachrichten auf NBC und ABC haben in der Woche vor der
Präsidentschaftswahl im Schnitt jeweils über 9 Millionen erreicht.43 Die Late-Night-Shows
von Jay Leno, David Letterman, Arsenio Hall und anderen haben auf Kosten von McCain
mehr als dreimal so viele Witze gemacht wie auf Kosten von Obama44 und damit jeweils über
25
6 Millionen erreicht, bei Obama’s Auftritt in der David Letterman Show waren es über 7
Millionen.45 Das dritte TV-Duell, als dessen Sieger Obama wahrgenommen wurde, haben
sich sogar 54 Millionen Amerikaner angesehen.46 Im Vergleich zu dieser Meinungsmacht
vermittelten gelegentliche E-Mails an 13 Millionen Wähler und Bekenntnisse von 2,2
Millionen Befürwortern auf Facebook Obama allenfalls einen angenehmen Rückenwind,
zumal die 13 Millionen Empfänger von E-Mails nur etwa 4 Prozent der Wahlberechtigten
entsprochen haben. Und die eingangs erwähnte 30minütige Fernsehwerbung für drei
Millionen Dollar war, wenn sie nur zwei Millionen Wähler erreicht hat, geradezu ein
Schnäppchen. Legt man die von den FAZ-Autoren genannten Kosten zugrunde, hätte Obama
für eine 140-Zeichen-Meldung an gleich viele Empfänger etwa genauso viel bezahlen müssen
wie für seine ungleich gewichtigere, dreißigminütige Präsenz im Fernsehen. Auch ein
abschließender Blick auf die Zeit nach der Amtsübernahme Obamas belegt das bei weitem
größere Wirkungspotential der traditionellen Medien: Als die meinungsbildenden Medien
kritischer wurden, verfiel sein Image trotz seiner E-Mail- und SMS-Adressen und FacebookBefürworter genau so schnell wie das Image von George W. Bush.47
26
1
Vgl. Michael Scherer: The Permanent Campaign. In: Time, 26. Januar 2009.
Jordan Mejias: Danke für die Frage, du Depp. In. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Oktober 2008.
3
James Davis / Miriam Meckel: Gefangen in der Echo-Kammer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Januar
2010.
4
Markus Ziener: 30 Minuten für ein gutes Gefühl. In: Handelsblatt, 31. Oktober, 2. November 2008. Der Spot
„American
Stories,
American
Solutions“
ist
online
abrufbar
unter:
http://www.youtube.com/watch?v=GtREqAmLsoA [Stand: 30.03.2010].
5
Stefan Tomik: Präsident 2.0. Das Internet bietet ‚Barack Obama zum Mitmachen‘. In: Frankfurter Allgemeine
Zeitung, 20. Januar 2009.
6
Stefan Tomik: Präsident 2.0. Das Internet bietet ‚Barack Obama zum Mitmachen‘. In: Frankfurter Allgemeine
Zeitung, 20. Januar 2009.
7
Stephan Löwenstein: Kein magischer Bus im grünen Wahlkampf. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.
Februar 2009.
8
Harald Staun: 140 Zeichen heiße Luft. Weil es Obama vorgemacht hat, nutzen im Wahljahr auch erstaunlich
viele deutsche Politiker den Internetdienst Twitter. Wenn Sie nur wüssten, wozu“ In: Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung, 17. Mai 2009. Siehe hierzu auch K. Behrend / S. Billhardt / T. Wiegold / S. Zistl: Zwitschern
für den Sieg. In: Focus 28, 2009.
9
Vgl. Stefan Tomik: Die Parteien werfen ihre Netze aus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. August 2009.
10
. Ergänzt wurden die quantitativen Analysen durch Gespräche mit Dr. Stefan Hennewig, Leiter Internes
Management der CDU; Sebastian Reichel, Bereichsleiter Online-Wahlkampf der SPD; Thomas Scheffler,
Referent des Bundesgeschäftsführers der FDP und Helmut Metzner, Abteilungsleiter Strategie und Kampagnen
der FDP; Lars Kreiseler, Büroleiter der Politischen Bundesgeschäftsführerin und Wahlkampfleiterin der Grünen;
Horst Kahrs, Leiter des Bereichs Politik & Strategie der Linkspartei und Mark Seibert, Verantwortlicher für den
Schwerpunkt Online-Wahlkampf der Linkspartei vom 8. bis 10. Juli 2009 in Berlin.
11
Wie die AGOF die Unique User ermittelt, die die Grundlage der in der Studie „internet facts“ ausgewiesenen
Reichweiten bilden, dokumentiert sie auf ihrer Homepage: http://www.agof.de/methode.585.html [Stand:
01.04.2010].
12
Vgl. hierzu Benedikt Köhler: Google AdPlanner: Das Ende der Mediaplanung? Online abrufbar unter:
http://blog.metaroll.de/2008/08/25/google-adplanner-das-ende-der-online-mediaplanung/ [Stand: 20.03.2010].
13
Für die CSU liegen meist keine vergleichbaren Daten vor. Sie wird deshalb hier vernachlässigt.
14
Vgl. Jens Schröder: Web-Wahlkampf: Piraten vor SPD und CDU. Die Zugriffszahlen der Parteien-Websites.
Online abrufbar unter: http://meedia.de/nc/details-topstory/article/netz-wahlkampf--piraten-vor-spd-undcdu_100023421.html [Stand: 20.03.2010]. Datenquelle ist der Google Ad Planner, einem für die Mediaplanung
entwickelten Planungstool. Aus den im Text genannten Gründen ist die Ermittlung der Unique User nicht
unproblematisch. Hierfür sprechen z.T. erhebliche Diskrepanzen zwischen den Daten, die der Google Ad
Planner für bestimmte Medien ausweist und den Daten der internet facts der AGOF (vgl. hierzu Benedikt
Köhler:
Google
AdPlanner:
Das
Ende
der
Mediaplanung?
Online
abrufbar
unter:
http://blog.metaroll.de/2008/08/25/google-adplanner-das-ende-der-online-mediaplanung/ [Stand: 20.03.2010].
Um einen Eindruck von den Nutzerzahlen der Partei-Websites zu bekommen, wurde dennoch auf die einzigen
öffentlich zugänglichen Daten zurückgegriffen. Sie sind lediglich als Näherungswerte zu verstehen.
15
Ausgehend von Daten der AGOF über die Unique User (3. Quartal 2009) und den Daten der IVW über die
visits lässt sich berechnen, dass Nutzer von Spiegel Online bzw. Bild.de in einem durchschnittlichen Monat 19
bzw. 17 Mal auf das jeweilige Angebot zugriffen.
16
In ihrem Fall lässt sich die Anzahl der durchschnittlichen Nutzer pro Tag ausgehend von den Daten der AGOF
und der IVW, die die Anzahl der Unique User bzw. die Nutzungsvorgänge auf Monatsbasis ausweisen,
berechnen.
17
Grundlage der Berechnungen sind die mit dem Google Ad Planner erhobenen Zahlen der Unique User der
Parteien-Websites im August 2009 (vgl. Endnote 11) sowie die Annahme, dass ein durchschnittlicher Nutzer
zehnmal im Monat auf die Seiten zugegriffen hat (Maximalschätzung).
18
Als Quelle für die Reichweiten der Printmedien wurde die AWA 2009 herangezogen (Leser pro Nummer), als
Quelle für die Reichweite der Tagesschau Daten der GfK (durchschnittliche Reichweite der Hauptausgabe auf
alle Sendern im Jahr 2009).
19
Vgl. Stefan Geese, Camille Zubayr, Heinz Gerhard: Berichterstattung zur Bundestagswahl 2009 aus Sicht der
Zuschauer. In: Media Perspektiven, Heft 12 (2009), S. 637-650.
2
27
20
Vgl. Stefan Geiß: Ist Podcasting ein geeignetes Instrument des Agenda Building? Bringt „Angela Merkel – die
Kanzlerin direkt“ Themen auf die Medienagenda? Online abrufbar unter: http://dfpk.de/2010/wpcontent/uploads/06_geiß.pdf [Stand: 23.03.2010].
21
Vgl. Sebastian Gievert: Wahlkampf auf studiVZ: Gruscheln mit Guido. Online abrufbar unter: http://politikdigital.de/studiVZ-politik-parteiprofile [Stand: 23.03.2010].
22
Vgl. z.B. Ian Budge: The New Challenge of Direct Democracy. Cambridge 1996; Roman Winkler:
Deliberation on the Internet. In: Medien Journal 3/2002, S. 33-50; Jeffrey Wimmer: Gegenöffentlichkeit 2.0:
Formen, Nutzung und Wirkung kritischer Öffentlichkeit im Social Web. In: Ansgar Zerfaß / Martin Welker / Jan
Schmidt (Hrsg.): Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web. Band 2: Strategien und
Anwendungen: Perspektiven für Wirtschaft, Politik und Publizistik. Köln 2008, S. 210- 230.
23
Vgl. z.B. Claus Leggewie: Demokratie auf der Datenautobahn. In: Claus Leggewie / Christa Maar (Hrsg.):
Internet & Politik. Von der Zuschauer- zur Beteiligungsdemokratie? Köln 1998, S. 15-54; Urs Dahinden:
Demokratisierung dank Internet? Zum Austauschverhältnis zwischen neuen elektronischen und massenmedialen
Öffentlichkeiten. In: Otfried Jarren / Kurt Imhof / Roger Blum (Hrsg.): Zerfall der Öffentlichkeit. Wiesbaden
2000, S. 240-253.
24
Vgl. hierzu Martin Emmer / Gerhard Vowe: Mobilisierung durch das Internet? Ergebnisse einer empirischen
Längsschnittuntersuchung zum Einfluss des Internets auf die politische Kommunikation der Bürger. In:
Politische Vierteljahresschrift 45 (2004), S. 191-212; Magdalena Wojcieszak: „Carrying Online Participation
Offline“ – Mobilization by Radical Online Groups and Politicalls Dissimilar Offline Ties. In: Journal of
Communication 59 (2009), S. 564-587.
25
Vgl. hierzu Manfred G. Schmidt: Demokratietheorien. Eine Einführung. Wiesbaden 32006, S. 251-306; Tobias
Bevc: Politische Theorie. Konstanz 2007, S. 265-305; Andreas Beierwaltes: Demokratie und Medien. Der
Begriff der Öffentlichkeit und seine Bedeutung für die Demokratie in Europa. Baden-Baden 22002, passim.
26
Die Vorstellungen davon, wie viele Menschen sich an politischen Diskursen beteiligen, gehen weit
auseinander. Vgl. hierzu Hans Mathias Kepplinger: Empirische Grundlagen von Theorien der politischen
Kommunikation. In: Carsten Reinemann / Rudolf Stöber (Hrsg.): Wer die Vergangenheit kennt, hat eine
Zukunft. Festschrift für Jürgen Wilke. Köln 2010, S. 79-103.
27
Vgl. Jürgen Habermas: Political Communication in Media Society: Does Democracy Still Enjoy an Epistemic
Dimension? The Impact of Normative Theory on Empirical Research. In: Communication Theory, 16, 2006, S.
411-426.
28
Dies unterscheidet die Argumentation in einem politischen Diskurs u. a. von einer Zu- oder Abstimmung in
einer Massenveranstaltung.
29
Vgl. Jürgen Habermas, a.a.O.; Wilhelm Hennis: Meinungsforschung und repräsentative Demokratie. Recht
und Staat Heft 200/201.
30
Vgl. Jürgen Habermas: Drei normative Modelle der Demokratie: Zum Begriff deliberativer Politik. In:
Herfried Münckler (Hrsg.): Die Chancen der Freiheit. Grundprobleme der Demokratie. München/Zürich 1992, S.
11-24.
31
Dies geht aus einer E-Mail von Niels Münzberg, Online-Redakteur des Offenen Forums der Grünen, vom
4.08.2009 hervor.
32
Auskunft von Thomas Scheffler, Referent des Bundesgeschäftsführers der FDP, am 9.07.2009 in Berlin.
33
Auskunft von Stefan Hennewig, Bereichsleiter Internes Management der CDU, am 8.07.2009 in Berlin
34
Auskunft von Mark Seibert, Leiter des Online-Wahlkampfs, am 10.07.2009 in Berlin, im Fall der SPD ist dies
dem Fragenkatalog im Forum (FAQ) zu entnehmen (URL: http://www.meinespd.net/faq [Stand: 3.08.09, 17:09].
35
Inhalt einer E-Mail von Thorsten Matolat aus der Abteilung „Kampagnen/Kommunikation“ der SPD vom
20.05.2009 hervor.
36
Dies geht aus einer E-Mail von Thorsten Matolat aus der Abteilung „Kampagnen/Kommunikation“ der SPD
vom 20.05.2009 hervor.
37
In der „mitmacharena“, der Community der FDP, lag die Anzahl der Mitglieder im August 2009 mit etwas
über 30.000 etwas über der Anzahl der Mitglieder der SPD-Community. Die Anzahl der Mitglieder im Forum
der FDP lag im selben Monat allerdings nur bei ca. 9.000.
38
Dies geht aus einer E-Mail von Petra Horstick, Mitarbeiterin der Online-Redaktion der FDP beim Universum
Verlag, vom 06.05.2009 hervor.
39
Linke: Mark Seibert, Leiter Online-Wahlkampf; SPD: Thorsten Matolat, Abteilung „Kampagnen/
Kommunikation“; Grüne: Niels Münzberg, Online-Redaktion Offenes Forum; FDP: Petra Horstick, Online
Redaktion Universum Verlag; CDU: Stefan Hennewig, Bereichsleiter Internes Management
40
Das Experiment wurde auf Anregung und in Absprache mit den beiden Verfassern in einem von ihnen
geleiteten Seminar durchgeführt.
28
41
Vgl. hierzu auch R. Kelly Garrett: Politically Motivated Reinforcement Seeking: Reframing the Selective
Exposure Debate. In: Journal of Communication 59 (2009), S. 676-699; Magdalena E. Wojcieszak / Diana C.
Mutz: Online Groups and political Discourse: Do Online Discussion Spaces Facilitate Exposure to Political
Disagreement? In: Journal of Communication 59 (2009), S. 40-56.
42
Vgl. Media Monitor. Vol. XXIII, No 1, Winter 2009. Siehe hierzu auch das Project for Excellence in
Journalisms: Winning the Media Campaign: How the Press Reported in the 2008 Presidential General Election.
Online abrufbar unter: http://www.journalism.org/node/13307 [Stand: 24.03.2010].
43
Die Reichweiten der amerikanischen Nachrichtensendungen sind wöchentlich online abrufbar unter:
http://www.mediabistro.com/tvnewser/evening_news_ratings/evening_news_ratings_week_of_nov_3_100282.as
p [Stand: 24.03.2010].
44
Vgl. Media Monitor XXII, Nr. 3, Winter 2008.
45
Vgl. Bill Carter: Obama Leads Letterman to Ratings Win. In: New York Times, 22. September 2008. Online
abrufbar unter: http://www.nytimes.com/2009/09/23/business/media/23ratings.html [Stand: 24.03.2010].
46
Vgl. AFP: TV-Duell: Obama kommt bei Zuschauern deutlich besser an. Online abrufbar unter:
http://afp.google.com/article/ALeqM5hAaX6B2cFXwSaZpEEmKUQZ12YQ9w [Stand: 24.03.2010].
47
Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Januar 2010. Siehe auch AP-GfK Poll. http://www.ap-gfkpoll.com
vom 20.1.2010.
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