1 Hans Mathias Kepplinger Nicole Podschuweit Der Online-Wahlkampf der Parteien Alternative oder Ergänzung? Prolog Folgt man einigen angesehenen Leitmedien, dann hat Barack Obama im Präsidentschaftswahlkampf 2008 durch die Nutzung des Internets die Tür zu einem neuen Zeitalter der politischen Kommunikation aufgestoßen. Nach einem Bericht in Time hatte Obamas Team 13 Millionen E-Mail-Anschriften gespeichert, mehr als drei Millionen Amerikaner hatten ihm Spenden überwiesen, seine Anhänger hatten auf seiner Website MyBarackObama.com über zwei Millionen Personenprofile erstellt, mehr als eine Million freiwillige Helfer unterstützten ihn, 20.000 davon wurden vor Ort für ihre Einsätze geschult. Nach seinem Wahlsieg blieben ihm Millionen seiner Anhänger über E-Mail-Kontakte und Facebook verbunden, so dass sie ihn jederzeit bei seinen politischen Vorhaben im Kapitol durch Druck auf Kongressabgeordnete in ihrer Heimat unterstützen konnten.1 In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bekannte Jordan Mejias vor der Wahlentscheidung, er sei einer der 2.215.848 auf Facebook registrierten Befürworter Obamas, deren Anzahl sich ständig erhöhe und aus denen danach Fans würden.2 Und an gleicher Stelle berichteten James Davis und Miriam Meckel, Obama habe die zielgerichtete Mobilisierung eines potentiellen Wählers per SMS durchschnittlich nur 1,56 Dollar gekostet.3 In eigentümlichem Kontrast dazu berichtete das Handelsblatt, Obama habe kurz vor der Präsidentschaftswahl für mehr als drei Millionen Dollar zur besten Sendezeit 30 Minuten lang im amerikanischen Fernsehen für seine Sache geworben. Zwar habe er „nicht viel Neues zu bieten“ gehabt, aber dafür habe er das Gefühl vermittelt, „bei einem Präsidenten Barack Obama bestens aufgehoben zu sein“.4 Warum hatte Obama kurz vor der Wahl Millionen für einen Fernsehauftritt ausgegeben? Hatten nicht Studien gezeigt „dass das Fernsehen als politische Informationsquelle seit der Wahl 2004 nochmals leicht an Bedeutung verloren“, das Internet aber stark zugelegt hat?5 War er schlecht beraten? 2 Nach seiner Amtsübernahme mutierte Obama in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Anspielung auf das Web 2.0 zum „Präsident[en] 2.0“, der „seinen Wählern in ‚InternetKamingesprächen‘ seine Politik erläutert“ sowie „zielgenau und kostengünstig“ präzise definierte Bevölkerungskreise ansprechen kann.6 Einige Zeit später schwappte die Begeisterung für Obamas Erfolgsmittel auf die Berichterstattung über Internetaktivitäten der hiesigen Parteien im Wahlkampf über. „Mehr Internet, weniger Marktplatz“ hieß es in einem Bericht über den Wahlkampf der Grünen.7 Weil Obama es vorgemacht habe, nutzten „im Wahljahr auch erstaunlich viele deutsche Politiker den Internetdienst Twitter“8 und weil er für seinen „Wahlkampf Internet Communitys aufgebaut“ hatte, würden jetzt auch die deutschen Parteien „ihre Netze“ auswerfen.9 Diese und ähnliche Berichte legten die Folgerung nahe, dass die Internetaktivitäten der Parteien eine erfolgversprechende Alternative für die traditionellen Wahlkampfaktivitäten der Parteien und Kandidaten seien, die zudem eine aktive Beteiligung der Wähler an der politischen Kommunikation ermöglichten. Sie könnten sich nicht nur an der Planung und Durchführung von Wahlkämpfen beteiligen, sondern via Internet auch an der Programmdiskussion der Parteien und der Durchsetzung ihrer Pläne mitwirken. Bei einer Analyse der Möglichkeiten der Wahlkampführung im Internet müssen drei Sachverhalte unterschieden werden – die Einwerbung von Spenden, die Mobilisierung von Helfern und die direkte Wähleransprache durch die Parteien sowie wahlkampfrelevante Aktivitäten außerhalb der Parteienplattformen. In der folgenden Untersuchung geht es ausschließlich um die direkte Wähleransprache. Die Darstellung beginnt bei den weitgehend einseitig von den Parteien an die Wähler gerichteten Informationen und führt schrittweise zu den Diskussionen auf den von Parteien dafür eingerichteten Plattformen. Die Grundlagen der Untersuchung wurden in einem von den Verfassern geleiteten Seminar im Sommersemester 2009 gemeinsam mit Studierenden des Instituts für Publizistik der Universität Mainz erarbeitet.10 Reichweiten der Websites der Parteien Methodenprobleme Haben die Internet-Auftritte der Parteien im Bundestagswahlkampf 2009 eine realistische Alternative zur Wähleransprache bei Wahlveranstaltungen in Hallen und auf Plätzen sowie zu 3 ihrer Präsenz in den traditionellen Massenmedien geboten? Zur exakten Beantwortung dieser Frage müsste man die Wirkungen verschiedener Formen der Wähleransprache miteinander vergleichen. Entsprechende Daten liegen nicht vor und können auch nicht ermittelt werden. Stattdessen wird untersucht, wie viele Menschen die Parteien mit ihren verschiedenen Aktivitäten erreicht haben. Eine Voraussetzung zur Beurteilung der Reichweite der Internetauftritte der Parteien sind Vergleiche mit der Reichweite anderer Aktivitäten. Dies geschieht, indem die Reichweite der Internetauftritte der Parteien mit den Reichweiten traditioneller Medien verglichen wird. Zusätzlich werden aus zwei Gründen Vergleiche mit der Anzahl der Parteimitglieder angestellt. Zum einen muss man davon ausgehen, dass die großen Parteien schon aufgrund ihrer größeren Mitgliederzahl mehr Menschen erreicht haben als die kleinen. Zum anderen liefert die Anzahl der Mitglieder Hinweise darauf, ob die Parteien mit ihren Internetauftritten das Potential ihrer Anhänger im engeren Sinn ausgeschöpft haben. Eine Grundlage für Vergleiche der Reichweite der Internetauftritte der Parteien mit ihrer Präsenz in den traditionellen Medien liefern Ergebnisse der Mediaforschung. Die Messeinheit in der Mediaforschung ist der Kontakt der Nutzer eines Mediums innerhalb einer Zeiteinheit, die sich in der Regel aus dem Erscheinungsintervall des Mediums ergibt. Man spricht deshalb von den „Lesern pro Nummer“ bzw. den „regelmäßigen Lesern“, den „regelmäßigen Zuschauern“ oder den „Sehern pro Tag“. Die Nutzung des Fernsehens wird auch durch sekundengenaue, technische Messungen ermittelt. Darauf aufbauend wird die Zahl der Zuschauer, bzw. der Anteil der Zuschauer einer Sendung an allen Zuschauern (Marktanteil) berechnet. Bei diesen Messungen geht es immer um Personen – die Zahl oder den Anteil der Nutzer. Vergleichbare Informationen liegen für die Online-Medien aus zwei Gründen nicht vor. Zum einen gibt es bei den Online-Angeboten keine festliegenden Erscheinungsintervalle, weil sie in unregelmäßigen Zeitabständen aktualisiert werden. Die ausgewiesenen Daten beziehen sich deshalb weder auf einzelne „Ausgaben“, noch liegen ihnen gleiche Zeitintervalle zugrunde. Zudem fehlen in der Regel Angaben über die Nutzung von Personen. „Page impressions“ und „visits“ geben Auskunft über den Abruf einzelner Seiten einer Website, bzw. die zusammenhängende Nutzung mehrerer Seiten, nicht aber über die Anzahl der Personen, die die Angebote genutzt haben. Sie lassen sich deshalb nicht mit den Daten der traditionellen Mediaforschung vergleichen. Wollte man die Nutzung von Zeitungen analog zur Nutzung der Online-Angebote durch page impressions erfassen, müsste man das Blättern von Zeitungsseiten ausweisen, wollte man sie analog zu den visits der 4 Online-Medien messen, müsste man die Nutzung der redaktionellen Teile, etwa des Feuilletons erfassen. Solche Daten werden gelegentlich mit Hilfe von Copy-Tests erhoben, gelten aber nicht als generelle Basis für vergleichende Analysen. Für die Fernsehnutzung müsste man analog dazu, was technisch leicht möglich wäre, jedes kurze Hineinzappen etwa in eine Nachrichtensendung ausweisen. Die erwähnten Verfahren würden zu teilweise absurd hohen und sachlich kaum aussagekräftigen Werten führen, weil sich die Nutzer an die dadurch gewonnenen Eindrücke schon nach wenigen Sekunden nicht mehr erinnern können. Am ehesten vergleichbar mit den Nutzungsdaten der traditionellen Mediaforschung sind in der Online-Forschung Daten über die „Unique User“, die Rückschlüsse darauf ermöglichen sollen, wie viele eindeutige Nutzer ein Webangebot innerhalb eines bestimmten Zeitraums hatte. Bestimmt werden sie im Wesentlichen auf Basis von technischen Messungen, die Auskunft über die Anzahl der Rechner (Unique Clients) geben, von denen aus auf ein Internetangebot zugegriffen wurde. Technische Messungen allein sagen allerdings noch nichts über die Anzahl der Nutzer aus. So kann es sein, dass Zugriffe von einem Rechner aus durch verschiedene Nutzer erfolgen („Multi User“) oder aber, dass eine Person von verschiedenen Rechnern darauf zugreift („Multi Clients“). Um sagen zu können, wie viele Menschen sich hinter den Rechnern verbergen und welche Merkmale sie aufweisen, werden die technischen Daten mit Befragungsdaten gekoppelt.11 Dass dies nicht einwandfrei funktioniert, lassen zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen Unique User-Zahlen vermuten, die verschiedene Anbieter ausweisen.12 Um die Nutzung der Internet-Angebote mit der Nutzung traditioneller Medien vergleichen zu können, wird trotzdem auf „Unique User“Daten zurückgegriffen. Sie vermitteln zumindest einen Eindruck von der Reichweite z.B. der Websites der Parteien. Aus den genannten Gründen beziehen sich diese Daten allerdings nicht auf die in der traditionellen Mediaforschung üblichen Zeiträume, sondern auf längere Zeiträume mit zuweilen unterschiedlicher Dauer (etwa auf ein Quartal in der Studie „internet facts“ der AGOF). Deshalb muss man, um die Nutung der Online- mit der der Offline-Medien vergleichen zu können, die Zahl der Unique User auf die Zahl der Nutzer in kürzeren Zeitintervallen, z. B. Tagen, umrechnen. Dies wäre exakt möglich, wenn man wüsste, wie häufig die Unique Users innerhalb der ausgewiesenen Zeiträume die Quellen genutzt haben. Diese Daten liegen jedoch nicht vor. Deshalb können die Daten nur auf der Grundlage von plausiblen Annahmen umgerechnet werden, die an den entsprechenden Stellen diskutiert werden. 5 Geschätzte Reichweiten Die Websites von fünf im Bundestag vertretenen Parteien13 haben kurz vor der Wahl, im August 2009, 70.000 bis 120.000 Personen (Unique User) genutzt.14 Da sich die Zahlen auf den gesamten Monat beziehen, muss man sie, um die Reichweiten der Websites z.B. mit jenen von Tageszeitungen zu vergleichen, nach unten korrigieren. Allerdings muss man auch Mehrfachkontakte in Rechnung stellen, da vermutlich zahlreiche Personen die Websites nicht nur einmal im Monat, sondern mehrmals genutzt haben. Informationen über die Anzahl der Nutzungsvorgänge (visits) wie sie für Online-Massenmedien von der IVW quartalsweise öffentlich zugänglich gemacht werden, und die sich zur Anzahl der Unique User in Bezug setzen ließen, liegen für die Internetangebote der Parteien nicht vor. Deshalb kann die durchschnittliche Anzahl der täglichen Nutzer nur geschätzt werden. Nimmt man an, dass jeder monatliche Nutzer die Websites der Parteien nur einmal aufgesucht hat und dividiert ihre Anzahl durch die Anzahl der Tage im August, dann haben durchschnittlich 3.871 Personen pro Tag die Website der SPD genutzt. Nimmt man an, dass die Nutzer die Website der SPD im Durchschnitt zehnmal aufgesucht haben – ein Wert der angesichts der Anzahl der durchschnittlichen Nutzungsvorgänge populärer Online-Medien hoch gegriffen ist,15 dann waren es 38.710 Personen pro Tag. Damit war die SPD etwas erfolgreicher als die CDU und deutlich erfolgreicher als die drei kleinen Parteien. Bezieht man die geschätzte Zahl der täglichen Nutzer auf die Anzahl der Mitglieder der Parteien und geht von der unrealistischen Annahme aus, dass alle Nutzer Parteimitglieder waren, dann haben täglich zwischen 1 und 8 Prozent der Mitglieder der SPD und der CDU die Websites ihrer Parteien aufgesucht. Bei den kleinen Parteien liegen die Werte wesentlich höher. So haben die Grünen, wenn man von der maximalen Reichweite ausgeht, täglich 57 Prozent ihrer Mitglieder erreicht. Auch wenn diese Vergleiche rein theoretisch sind und keine genauen Aussagen über die praktische Reichweite der Websites unter ihren Mitgliedern zulassen, zeigen sie zweierlei. Zum einen haben alle Parteien mit ihren Websites täglich nur wenige Menschen erreicht. Zum anderen ist der relative Nutzen der Websites für die kleinen Parteien deutlich größer gewesen als für die großen. Sie haben mit ihren Websites entweder einen größeren Anteil ihrer Parteimitglieder erreicht oder es ist ihnen besser gelungen, über ihre Parteimitglieder hinaus andere Personen zu erreichen (Tabelle 1). 6 Tabelle 1: Anzahl der Nutzer (Unique Users) der Parteien-Websites (August 2009) Anzahl Linke Grüne SPD FDP CDU Anzahl der Parteimitglieder* 77.645 48.163 512.520 72.116 522.944 Pro Monat** 84.000 85.000 120.000 70.000 110.000 Niedriger Schätzwert pro Tag Ø 2.710 Ø 2.742 Ø 3.871 Ø 2.258 Ø 3.548 Hoher Schätzwert pro Tag Ø 27.100 Ø 27.420 Ø 38.710 Ø 22.580 Ø 35.480 Nutzer der Websites *Quelle: www.statistica.com; Stand: November 2009; **Quelle: MEEDIA; Datenquelle: Google Ad Planner Berechnet man im Vergleich die Nutzung der Online-Angebote von drei populären traditionellen Medien, ergeben sich Werte von 1.752.000 Nutzern pro Tag für RTL.de, von 3.564.000 Nutzern pro Tag für BILD.de und von 3.578.000 Nutzern pro Tag für Spiegel Online.16 Spiegel Online hatte demnach über die hundertfache Reichweite der Reichweite, die die Parteienwebsites pro Tag im Durchschnitt erzielten, wenn man die hohen Schätzwerte zugrunde legt.17 Bei der Interpretation dieser Daten ist zu berücksichtigen, dass die OnlineAngebote der traditionellen Medien im Vergleich zu den Websites der Parteien vermutlich nicht in erster Linie Menschen mit einer bestimmten Parteibindung erreichen. Dies ist zur optimalen Ausschöpfung des Wählerpotentials unerlässlich. Zudem liefern die OnlineAngebote der traditionellen Medien täglich neue Nachrichten und werden von ungebundenen Wählern, die für die hiesigen Parteien wahlentscheidend sein können, wahrscheinlich für vertrauenswürdiger gehalten werden als die Websites der Parteien. Das Wirkungspotential der Online-Angebote der traditionellen Medien war deshalb vermutlich nicht nur mindestens hundertmal so groß wie das Wirkungspotential der Websites der Parteien, sondern lag noch erheblich darüber. Die Offline-Angebote der traditionellen Medien wurden bisher vernachlässigt, weil für sie genaue zeit- und personenbezogene Daten vorliegen, die keine Umrechnungen erfordern.18 Ihre Reichweite soll anhand von einem Beispiel verdeutlicht werden. Die Tagesschau hat 2009 7 jeden Tag durchschnittlich 8.860.000 Zuschauer erreicht. Das sind fast 300mal mehr als die Parteien im Durchschnitt mit ihren Websites erreicht haben. Nicht in diese Berechnung einbezogen sind die Zuschauer, die zwar nicht die Tagesschau aber andere Nachrichten der ARD genutzt haben, etwa die Tagesschau um Fünf, die Tagesthemen oder die Spätnachrichten. Würde man auch diese Zuschauer in die Berechnung einbeziehen, käme man vermutlich zu dem Ergebnis, dass die ARD mit ihren Nachrichten vor der Bundestagswahl täglich mindestens 500mal mehr Menschen erreicht hat als die Parteien mit ihren Websites. Zudem ist bei der Interpretation dieser Daten zu berücksichtigen, dass die traditionellen Offline-Medien wahrscheinlich nicht nur mehr Menschen erreichen, sondern auch noch ein höheres Wirkungspotential besitzen. Dies gilt vor allem für das Fernsehen – aus den genannten Gründen und weil es als einziges Medium in großer Zahl auch diejenigen erreicht, die sich nicht für Politik interessieren, relativ leicht beeinflussbar sind, zumindest gelegentlich zur Wahl gehen und deshalb wahlentscheidend sein können. Schaubild 1 zeigt die durchschnittliche Reichweite der Parteienwebsites im Vergleich zu den Reichweiten ausgewählter traditioneller Massenmedien. Schaubild 1: Anzahl der Nutzer der Parteien-Websites im Vergleich - Basis: Maximal-Schätzungen der Online-Auftritte - 10.000.000 9.000.000 9.290.000 8.860.000 8.000.000 7.000.000 6.000.000 5.000.000 4.000.000 3.564.000 3.000.000 3.578.000 2.000.000 1.752.000 1.000.000 30.258 1.154.000 0 Ø Parteien Süddeutsche Zeitung RTL.de BILD.de SPIEGEL Tagesschau Bild-Zeitung ONLINE (alle Sender) Quellen: Parteien-Websites: MEEDIA, Datenquelle: Google Ad Planner; Online-Medien: internet facts 2009/III (Unique 8 Users; durchschnittlicher Monat des Quartals) sowie IVW-Daten (visits; Durchschnitt Juli/August/September); OfflineMedien: Tageszeitungen: AWA 2009 (LpN/Reichweite), Tagesschau: GfK (Durchschnittswert Hauptausgabe 2009) Als Zwischenbilanz kann man festhalten, dass die Websites der Parteien bei Weitem nicht so viele Menschen erreichten wie die traditionellen Medien, die zudem noch eine höhere Glaubwürdigkeit und damit ein insgesamt weit höheres Wirkungspotential besitzen. Unter den traditionellen Medien besitzt das Fernsehen aus mehreren Gründen eine Schlüsselposition. Dies zeigt sich auch dann, wenn man die Nutzung des Fernsehens als Quelle von wahlrelevanten Informationen mit der Nutzung aller entsprechenden Internetangebote – also nicht nur den Auftritten der Parteien – vergleicht. Zwar ist der Anteil der Menschen, die sich „über den Wahlkampf….hauptsächlich“ aus dem Fernsehen informieren, von 2002 bis 2009 um 7 auf 49 Prozent gesunken, und der Anteil der Personen, die dafür „hauptsächlich“ das Internet nutzen, um 5 auf 8 Prozent gestiegen. Trotzdem haben sich 2009 mehr als achtmal mehr Menschen aus dem Fernsehen als aus dem Internet über die die anstehende Wahl informiert.19 Reichweite der Parteipräsenz auf Videoportalen Auf Internet-Videoportalen wie Youtube, Clipfish und MyVideo können die Nutzer Film- und Fernsehausschnitte sowie selbst gedrehte Filme einstellen, ansehen, bewerten und kommentieren. Marktführer ist Youtube, wo die FDP und die Grünen seit 2006 mit Kanal liberal und Kanal Grün präsent sind, später kamen SPDvision (2007), linksfraktion (2008) und CDU.TV (2008) hinzu. Die Kanäle bieten den Parteien die Möglichkeit, ihre Botschaften und Informationen direkt ihren Wählern anzubieten. Präsentiert werden u. a. wöchentliche VideoPodcasts von (Spitzen-)Politiker zu aktuellen Themen, Ausschnitte aus Bundestagsdebatten, Politikerporträts und Wahlwerbespots. Ein Vorteil besteht aus Sicht der Parteien darin, dass sie ihre Botschaften unabhängig von journalistischer Selektion und Bearbeitung darstellen können. Aufgrund der hohen Popularität der Videoplattform können die Parteikanäle theoretisch viele potenzielle Wähler erreichen. Auskunft über die Anzahl der Seitenaufrufe geben sogenannte „Channel Views“, die in den Profilen der Kanäle ausgewiesen sind. Angaben über die Anzahl der Personen, die die Angebote nutzen, finden sich dort nicht. Die Zahl der Channel Views vermittelt bei der flüchtigen Lektüre den Eindruck, dass die Parteien mit ihren Auftritten auf Youtube vor der Bundestagwahl 2009 sehr 9 erfolgreich waren. SPDvision wurde bis September 2009 fast 700.000mal aufgerufen, Kanal Grün immerhin fast 110.000mal. Die Zahl der Views hängt auch von der Dauer der Präsenz der Parteien bei Youtube ab. Berücksichtigt man diesen Sachverhalt, erscheinen die Zahlen weniger eindrucksvoll. Bei dieser Betrachtungsweise wurde CDU.TV im Durchschnitt nur 734mal täglich, Kanal Grün sogar nur 93mal aufgerufen. Stellt man Mehrfachkontakte in Rechnung und veranschlagt pro Nutzer zwei Kontakte in diesem Zeitraum, hat die CDU mit ihren Filmen täglich sogar nur 367 Menschen erreicht, die Grünen nur 47. Die Reichweiten der Auftritte der anderen Parteien lagen dazwischen. Das gelegentliche Ansehen und Anhören z. B. eines Podcasts von Spitzenpolitikern auf Youtube besitzt vermutlich keine messbare Auswirkung auf die politischen Präferenzen oder das Wahlverhalten. Damit kann allenfalls dann gerechnet werden, wenn die potenziellen Wähler die Angebote der Parteien regelmäßig, jedenfalls aber mehrfach verfolgen. Dies kann man am ehesten bei jenen Nutzern vermuten, die sich als „Abonnenten“ der Angebote registrieren lassen und deshalb automatisch auf neue Filme hingewiesen werden. Die Linke hatte mit fast 2.000 Abonnenten die meisten „Stammgäste“, die Grünen mit etwa 1.300 die wenigsten. Die Werte für die anderen Parteien lagen dazwischen. Diese Daten deuten darauf hin, dass die Podcasts der Parteien nur von einer verschwindenden Minderheit einigermaßen regelmäßig verfolgt wurden. Noch deutlicher wird dieser Sachverhalt anhand der Zahl der Abonnenten, die die Parteien im Durchschnitt an einem Tag hinzugewonnen haben. Je nach Partei waren dies zwischen einer und drei Personen. Eine Vorstellung von der Bedeutung dieser Kontakte geben Vergleiche zwischen der Zahl der Abonnenten und der Zahl der Parteimitglieder. Nimmt man an, dass es sich bei allen Abonnenten um Parteimitglieder gehandelt hat, wird deutlich, dass keine der Parteien vor der Bundestagswahl mit ihren Filmangeboten auf Youtube einen bemerkenswerten Teil ihres Anhangs erreicht hat. Allerdings waren die kleinen Parteien dabei erfolgreicher als die großen. Nimmt man an, dass keiner der Abonnenten Mitglied der jeweiligen Partei war, zeigt sich, dass die Parteikanäle die Reichweiten ihrer Botschaften nur geringfügig über ihren Anhang im engeren Sinn hinaus erweitert haben, wobei auch bei dieser Betrachtung die kleinen Parteien besser abgeschnitten haben als die großen (Tabelle 2). Tabelle 2: Nutzung der Parteichannels auf Youtube 10 „linksfraktion“ „Kanal Grün“ „SPD Vision“ „Kanal liberal“ „CDU.TV“ 05.01.08 25.05.06 17.10.07 15.02.06 05.08.08 616 1.177 696 1.306 403 271.192 109.335 319.692 690.633 295.684 Views / Tag** Ø 440 Ø 93 Ø 459 Ø 529 Ø 734 Abonnenten** 1.977 1.291 1.540 1.701 1.432 Abonnenten / Tag** 3,21 1,10 2,21 1,30 3,55 Anteil der Abonnenten an den Parteimitgliedern 2,5 % 2,7 % 0,3 % 2,4 % 0,3 % Online seit… Laufzeit in Tagen* Views** *Bezogen auf Stichtag (11.09.2009); **Basis: Laufzeit der Parteichannels Als Zwischenbilanz kann man festhalten, dass die Parteien durch ihre Kanäle bei Youtube bei Weitem nicht so viele Menschen (regelmäßig) erreichten wie durch ihre Präsenz in den traditionellen Medien. Dies gilt auch dann, wenn man annimmt, dass sich viele regelmäßige Nutzer nicht als Abonnenten registrieren ließen. Geht man von der vermutlich weit übertriebenen Annahme aus, dass auf einen Abonnenten 10 regelmäßige Nutzer kommen, die sich nicht registrieren lassen, waren dies im günstigsten Fall etwa 20.000 Personen. Das sind weniger als 3 Prozent der Leser von großen Regionalzeitungen. Selbst im Vergleich mit der Zahl ihrer Mitglieder ist die Reichweite derartiger Auftritte, auch wenn die kleinen Parteien etwas besser abschneiden, nahezu irrelevant. Hinzu kommt, dass die Parteien eher den Medientenor aufgreifen als setzen. Für diese Vermutung spricht, dass die Themen der Podcasts von Angela Merkel den Themen von vier Qualitätszeitungen erst im Abstand von einer Woche gefolgt sind, und dass die Themen, die in den Podcasts selbst gesetzt wurden, von den traditionellen Medien nahezu nicht aufgegriffen wurden.20 11 Resonanz der Parteien und Kandidaten in Sozialen Netzwerken In Sozialen Netzwerken können die Mitglieder ihr persönliches Profil erstellen, sich zu Freundschaften oder Bekanntschaften mit anderen Mitgliedern bekennen und sich auf diesem Weg über Neuigkeiten in ihrem Umfeld auf dem Laufenden halten. Integrierte Plattformen wie Facebook, studiVZ oder Wer-kennt-wen bieten außerdem die Möglichkeit, Nachrichten und multimediale Inhalte und mit anderen Mitgliedern auszutauschen, Diskussionen zu starten oder sich daran zu beteiligen, anderen seine aktuelle Stimmung mitzuteilen, Spiele und andere Anwendungen auszuführen usw. Marktführer ist Facebook, besondere Beachtung fanden jedoch im Bundestagswahlkampf 2009 die VZ-Netzwerke (studiVZ, meinVZ und schülerVZ), wo 2009 nach Angaben der Betreiber 70 Prozent aller Erst- und Jungwähler in der Bundesrepublik, vernetzt waren.21 Ende April 2009 erhielten die fünf Bundestagsparteien die Möglichkeit, für sich und ihre Spitzenkandidaten kostenlos „Edelprofile“ bei den VZNetzwerken anzulegen und nach ihren Vorstellungen zu gestalten, Text- oder Videobotschaften dort einzustellen und sich mit den Mitgliedern auszutauschen. Alle Parteien machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Relevant für die Parteien waren vor allem studiVZ und meinVZ, deren Mitglieder Studenten bzw. junge Menschen im wahlfähigen Alter sind. Beide Netzwerke sind durch eine Schnittstelle miteinander verbunden, d.h. auf Profile kann mit Erlaubnis der Mitglieder von beiden Seiten zugegriffen werden. Der Einfachheit halber wird im Folgenden nur von studiVZ die Rede sein, gemeint ist aber immer auch meinVZ. Die Mitglieder im studiVZ konnten sich im Vorfeld der Wahl zu den Parteien und Spitzenpolitikern bekennen, indem sie angaben, sie „gut zu finden“ bzw. sie zu ihren „Freunden“ hinzufügten. Angaben darüber, wie viele Mitglieder sich auf diese Weise zu einer Partei oder einem Kandidaten bekannt haben, waren auf den jeweiligen Edelprofilen ausgewiesen. Die Profile der einzelnen Mitglieder gaben Auskunft darüber, welche Partei sie „gut fanden“ bzw. mit welchem Politiker sie „befreundet“ waren. Dies geschah in Abhängigkeit von den Profileinstellungen nur innerhalb des (digitalen) Freundeskreises oder innerhalb der gesamten Nutzerschaft des studiVZ. Über die Qualität dieser Selbsteinstufung liegen keine verallgemeinerbaren Daten vor. Man wird aber damit rechnen müssen, dass ein Teil der Mitglieder von studiVZ den Verweis auf ihre Anhängerschaft zur ironischen Selbstdarstellung benutzte, die über ihre tatsächliche Meinung nichts aussagte. Dies dürfte vor allem bei Bekenntnissen zu exponierten Personen der Fall gewiesen sein. Ob und wie häufig dies geschehen ist, kann nicht geprüft werden, muss aber bei der Interpretation der Daten 12 bedacht werden. Theoretisch ist es darüber hinaus denkbar, dass ein Teil der registrierten Anhänger schnell das Interesse verlor und die Angebote der Parteien und Politiker nicht lange verfolgt hat. Einen Teil der registrierten Anhänger wird man deshalb als Karteileichen betrachten müssen, die sachlich nicht zählen. Dies muss bei der Interpretation der Daten ebenfalls bedacht werden. Die meisten „Anhänger“ hatte im September 2009 mit über 23.000 die CDU, die geringste Anhängerschaft verzeichnete mit etwas über 13.000 die Linke. Absolut betrachtet hatten damit alle Parteien bei studiVZ nur wenige Anhänger. Auch hier bieten sich zur Einschätzung der Bedeutung Vergleiche mit der Größe der Parteien an. Weil sich studiVZ gezielt an Jüngere wendet, werden ihnen nicht alle Parteimitglieder, sondern nur die unter 30 Jahren zugrundegelegt. Hier zeigen sich einige bemerkenswerte Ergebnisse. So ging die Zahl der Anhänger der drei kleinen Parteien in studiVZ weit über die Zahl ihrer jungen Mitglieder hinaus. Die Zahl der Anhänger der Grünen auf studiVZ war etwa dreieinhalb Mal so groß wie die Zahl ihrer Mitglieder in der erwähnten Altersgruppe. Ähnlich gute Werte erreichten die Linke und die FDP. Die Resonanz der kleinen Parteien in studiVZ erstreckte sich damit weit über ihre Mitglieder hinaus. Auch die beiden großen Parteien besaßen mit ihren Auftritten bei studiVZ noch bemerkenswerte Erfolge bei den Jungen. Bei der Bewertung dieser Daten ist zu beachten, dass nicht bekannt ist, wie oft die Anhänger tatsächlich die Angebote der Parteien genutzt haben. Soziale Netzwerke wie studiVZ repräsentieren und verbinden vor allem Personen. Deshalb verdient die Anhängerschaft der Spitzenkandidaten besondere Aufmerksamkeit. Hier war Angela Merkel mit Abstand am erfolgreichsten. Sie hatte fast 70.000 Anhänger und damit etwa dreimal so viele wie Guido Westerwelle und sogar viermal so viele wie Frank-Walter Steinmeier. Die Spitzenkandidaten der Grünen und der Linken waren im Vergleich zu ihnen nahezu bedeutungslos. Allerdings relativieren sich diese Eindrücke wieder, wenn man die Zahl der Parteimitglieder unter 30 Jahren beachtet. So war die Zahl der Anhänger von Guido Westerwelle auf studiVZ fast dreimal so groß wie die Zahl der jungen FDP-Mitglieder und die Zahl der Anhänger von Angela Merkel auf studiVZ war immerhin noch doppelt so groß wie die Zahl der jungen CDU-Mitglieder. Frank-Walter Steinmeier und Jürgen Trittin konnten immerhin etwa halb so viele junge Anhänger wie Parteimitglieder gewinnen. Damit waren die Auftritte der Parteien und ihrer Spitzenkandidaten auf studiVZ, auch wenn man den unverbindlichen Charakter der Bekenntnisse berücksichtigt, sehr erfolgreich. Ob sich dies in 13 irgendeiner Weise positiv auf ihre Wahlchancen ausgewirkt hat, muss offenbleiben. Allerdings waren immerhin die Voraussetzungen hierfür gegeben (Tabelle 3) Tabelle 3: Anhängerschaft im studiVZ Linke Grüne SPD FDP CDU Anzahl Parteimitglieder Unter-30-Jährige* 4.562 6.191 34.905 7.938 32.267 Anhänger Partei studiVZ 13.313 21.778 21.043 22.934 23.147 Anteil an Parteimitgliedern (Unter 30 Jahre) 292% 352% 60% 289% 72% Anhänger Spitzenkandidaten** 1.216 3.494 18.153 22.661 69.192 Anteil an Parteimitgliedern (Unter 30 Jahre) 27% 56% 52% 285% 214% * Berechnet auf der Basis des Anteils der Unter-30-Jährigen. Vgl. Oskar Niedermayer: Parteimitgliedschaften im Jahre 2008. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 2/2009, S. 373, 377. Für die Linke lagen nur Daten bis 2007 vor. Für 2008 wurden daher die Anteilswerte aus diesem Jahr ausgewiesen. **Linke: Lothar Bisky; SPD: FrankWalter Steinmeier; Grüne: Jürgen Trittin; FDP: Guido Westerwelle; CDU: Angela Merkel; Stichtag: 11.09.09 Als Zwischenbilanz kann man festhalten, dass die Parteien durch ihre Präsenz in einem Sozialen Netzwerk wie studiVZ absolut betrachtet nur wenige Anhänger gewinnen konnten. Interpretiert man die Daten jedoch vor dem Hintergrund der Zahl der jungen Parteimitglieder, zeigt sich, dass es allen Parteien mehr oder weniger gut gelungen ist, durch ihre Auftritte bei studiVZ den Kreis ihrer Mitglieder auszuschöpfen und teilweise weit darüber hinauszugehen. Zudem gehören die Angesprochenen zu einem Personenkreis, den die traditionellen Medien immer schlechter erreichen. Diese Befunde sind auch dann noch politisch relevant, wenn man annimmt, dass ein Teil der Bekenntnisse zu den Parteien und Kandidaten nicht auf einem ernstzunehmenden Interesse beruht und dass das Interesse an ihren Botschaften vielfach schnell erlahmte. Damit kann man feststellen, dass die zielgruppenspezifische Wähleransprache der Parteien erfolgversprechend war. 14 Diskussionsqualität in Internetforen Nach Meinung einiger Theoretiker bietet das Internet eine einzigartige Chance, die Prinzipien des politischen Diskurses in der klassischen Polis in großen, modernen Flächenstaaten zu verwirklichen.22 Ihnen steht eine Reihe von Theoretikern gegenüber, die das bezweifeln.23 Bei der Diskussion dieser Thematik kommt es nicht nur darauf an, wie viele Menschen durch das Internet für den politischen Diskurs gewonnen werden können,24 sondern auch darauf, ob man die Meinungsäußerungen in Online-Foren als politische Diskurse im engeren Sinn betrachten kann. Legt man die in Demokratietheorien formulierten Prinzipien zugrunde, müssen politische Diskurse mindestens fünf Merkmale erfüllen, damit man sie als Grundlage von rationalen politischen Meinungen und Entscheidungen betrachten kann.25 An den Diskursen sollen sich möglichst viele Menschen beteiligen (Quantität),26 die Teilnehmer sollen unterschiedliche Sichtweisen artikulieren (Heterogenität),27 die Urheber der Äußerungen sollen erkennbar sein (Identifizierbarkeit),28 die Themen sollen relevant und die Argumente sachbezogen sein (Qualität)29 und die Teilnehmer sollen kontroverse Meinungen ungehindert äußern können (Liberalität).30 Ob und inwieweit die politischen Diskurse im Internet vor der Bundestagswahl 2009 diesen Kriterien gerecht wurden, wird anhand der Foren der Parteien untersucht, da der Austausch von Meinungen bei ihnen im Unterschied zu anderen Internetangeboten wie Blogs oder Sozialen Netzwerken eindeutig im Vordergrund steht. Quantität der Beteiligung Die Foren der Parteien konnte vor der Bundestagswahl 2009 aktiv nutzen, wer sich in der Community einer Partei (Linke, SPD, FDP) oder direkt im Forum (Grüne, CDU) angemeldet hatte. Im ersten Fall waren die Foren in die parteieigenen Communities (linksaktiv, meineSPD, myFDP) integriert und stellten eines von verschiedenen Angeboten dar. Ähnlich wie in einem Sozialen Netzwerk konnten die Mitglieder der Communities darüber hinaus ihr eigenes Profil erstellen, Fotos und Videos hochladen, Nachrichten an andere Nutzer schicken etc. Die Foren waren nicht alle gleich gut erreichbar. Dies betrifft zum einen ihre Auffindbarkeit: Während die Foren der anderen Parteien auf der Startseite ihrer Websites verlinkt und dort für die Nutzer durch entsprechende Symbole gut sichtbar waren, wurde das 15 SPD-Forum erst sichtbar, nachdem man sich bei meineSPD registriert hatte. Zum anderen bestand in den Foren von CDU und FDP die Möglichkeit, Beiträge ohne Anmeldung im Forum bzw. in der Community zumindest zu lesen, während bei den anderen drei Parteien auch hierfür eine Registrierung erforderlich war. Nach Aussagen der Partei ist das Offene Forum der Grünen ein Angebot an alle gewesen, die politisch diskutieren wollten.31 Nach Aussagen der FDP stand es zwar prinzipiell jedem frei, sich an Diskussionen im parteieigenen Forum zu beteiligen, man war sich jedoch der Tatsache bewusst, dass in erster Linie eigene Anhänger erreicht wurden.32 Ähnliches gilt für die CDU.33 Die Foren der Linken und der SPD haben sich den Parteien zufolge explizit an Sympathisanten und Anhänger gerichtet.34 Im Falle der SPD konnten neue Themen (threads) sogar nur von Parteimitgliedern angelegt werden.35 Bei den ca. 29.000 Mitgliedern der SPD-Community handelte es sich nach Auskunft der Partei zu etwa drei Vierteln um Parteimitglieder,36 das entspricht etwa 4 Prozent der rund 513.000 Parteimitglieder. Wie viele Mitglieder aus der SPD-Community das Forum nutzten, ist nicht bekannt. Ausgehend davon, dass die Anzahl der Forennutzer bei anderen Parteien deutlich unter der Anzahl der Community-Mitglieder lag37, ist allerdings anzunehmen, dass auch im Fall der SPD nur ein Teil der Community-Mitglieder das parteieigene Forum nutzte. Entsprechend geringer dürfte die Anzahl der Parteimitglieder unter den Forennutzern gewesen sein. Für die anderen Parteien liegen keine Angaben über die Parteizugehörigkeit der Community- bzw. Forennutzer vor. Nimmt man unrealistischer Weise an, dass alle Nutzer des Forums der CDU Mitglieder der Partei waren, dann handelt es sich um 0,2 Prozent der Parteimitglieder. Für das Forum der FDP hatten sich etwa 9.000 Personen registrieren lassen, von denen sich aber nur ca. 1.800 aktiv an den Diskussionen beteiligten38. Für die anderen Parteien fehlen entsprechende Angaben. Geht man auch bei ihnen von der unrealistischen Annahme aus, dass alle registrierten Nutzer Parteimitglieder waren, dann handelt es sich bei der FDP um etwa 14 Prozent, etwa 2,5 Prozent nahmen aktiv an Diskussionen teil. Bei den Grünen entsprach der Anteil der Forennutzer an den Parteimitgliedern etwa 11 Prozent, bei der Linken etwa 3 Prozent. Tatsächlich dürfte der Anteil der Parteimitglieder unter den registrierten Nutzern der Parteiforen jedoch deutlich geringer gewesen sein. Die Foren der Parteien haben damit weder für die Diskurse der Parteimitglieder, noch für die darüber hinausreichenden Diskurse mit Sympathisanten und anderen Wählern eine nennenswerte Rolle gespielt (Tabelle 4). 16 Tabelle 4: Anzahl der Diskussionsteilnehmer in Foren der Parteien Linke Grüne SPD FDP CDU 2.556 5.407 max. 29.000* ca. 9.000 ca. 1.200 - - - ca. 1.800 - Registrierte Nutzer Aktive Nutzer *Anzahl der angemeldeten Nutzer in der Community; nicht bekannt ist, wie viele davon tatsächlich das Forum nutzen Quelle Auskünfte der Parteien39 Qualität der Themen Ein Indikator der Bedeutung der Diskussionsthemen in den Foren ist die Zahl der Beiträge, die dazu verfasst wurde. Die folgende Darstellung beruht auf der Analyse der wichtigsten Themen (threads) im September 2009. Tabelle 3 gibt einen Überblick über die drei Themen, zu denen kurz vor der Bundestagswahl (1. bis 26. September 2009) die meisten Beiträge eingingen. Die weitaus größte Resonanz hatte die Diskussion um Fragen der Religion im Forum der CDU, bei der es u. a. um das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen ging. Das wichtigste Thema überhaupt war die Diskussion des Afghanistan-Krieges, der vor allem in den Foren der FDP, der Grünen und der Linkspartei eine mehr oder weniger große Rolle gespielt hat. Weitere wichtige Diskussionsthemen waren der Mindestlohn, bzw. das Grundeinkommen in den Foren der FDP und der SPD, die Kernenergie in den Foren der CDU und der Grünen sowie die möglichen Koalitionen nach der Bundestagswahl in den Foren der Linken und der Grünen. Verallgemeinernd kann man feststellen, dass sich die Teilnehmer an den Diskussionen vorwiegend zu seriösen, politisch bedeutsamen Themen geäußert haben. Inhaltlich sind die Forenbeiträge überwiegend sachlich, gut formuliert und fundiert gewesen. Dies zeigt eine Analyse der Beiträge zu den in der Endphase des Wahlkampfs am intensivsten diskutierten Themen, die hier aus Platzgründen nicht näher dokumentiert werden kann. Bei der Interpretation der Befunde ist zu beachten, dass sich die Foren der meisten Parteien an alle Wähler in Deutschland gerichtet haben. Deshalb wäre es denkbar gewesen, dass 17 Zehntausende von Stellungnahmen zu kontroversen Themen wie dem Afghanistan-Krieges oder der Kernenergie eingehen würden. Dies war jedoch keineswegs der Fall. Im günstigsten Fall haben sich bundesweit einige Hundert Personen an den Diskussionen beteiligt. Die Zahl der Diskussionsteilnehmer an den Internet-Foren blieb damit vermutlich weit hinter der Zahl der Diskussionsteilnehmer bei regionalen Parteiveranstaltungen zurück (Tabelle 5). Tabelle 5: Top-Themen* in den Partei-Foren Wichtigstes Thema Zweitwichtigstes Thema Linksaktiv.de Offenes Forum der Grünen meineSPD.de myFDP.de CDU.de Welche Partei ist […] dazu geeignet, eine Koalition mit der Linken zu führen?“ (224 Beiträge) „Zum Thema Koalition“ Warum mögen wir Deutsche uns nicht?“ „Luftangriffe in Afghanistan richtig“ „Heiliger Geist“ (101 Beiträge) (151 Beiträge) (529 Beiträge) (826 Beiträge) „Afghanistan und die Kriegsteilnahme der Bundeswehr“ (41 Beiträge) „Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen (88 Beiträge) „Liberale Protestwähler“ „Der Mythos von der bösen Atomenergie“ (317 Beiträge) (296 Beiträge) „50 Jahre Atom – 50 Jahre Lug und Trug“ „Vom Hamburger Programm zum Regierungsprogramm“ „Mindestlohn bedeutet: mehr Geld bei den Arbeitnehmer n, […] “ „Die Verbrechen des Gregor Gysi“ (35 Beiträge) (13 Beiträge) (292 Beiträge) (267 Beiträge) „Löschung von AFA“ (73 Beiträge) Drittwichtigstes Thema „Was haben wir bisher erreicht? Soll die Bundeswehr raus aus Afghanistan“ (18 Beiträge) * Die 3 Themen, zu denen in der heißen Wahlkampfphase (1.-26.09.09) die meisten Beiträge im jeweiligen Parteiforum verfasst wurden Intensität der Diskurse Weiteren Aufschluss über den Charakter der Diskussionen gibt ein Vergleich der Anzahl der Beiträge, die zu den wichtigsten Themen in der Endphase des Wahlkampfs (1. bis 26. 18 September 2009) verfasst wurden, mit den Beiträgen, die seit Beginn der Diskussion eingegangen sind. Für die folgende Darstellung wurde die Zahl der Beträge zu den fünf wichtigsten Themen in allen Foren der Parteien ermittelt. Die weitaus meisten Beiträge sind in den Wochen vor der Wahl in den Foren der FDP und der CDU eingegangen. Berücksichtigt man den Untersuchungszeitraum, hat es sich aber auch dort nur um ca. 60 Beiträge gehandelt. Die tägliche Beteiligung an den Diskussionen der wichtigsten fünf Themen in den Foren der anderen Parteien ist trotz der Brisanz vieler Themen noch deutlich geringer gewesen (Tabelle 6). Der geringe Anteil an Beiträgen, der zu den Top-Themen der SPD in den letzten Wahlkampfwochen verfasst wurde, ist vermutlich mit darauf zurückzuführen, dass die Partei weniger als die anderen Parteien auf die Aktualität der threads bedacht gewesen ist. Während andere Parteien Themen bereits wenige Wochen, nachdem kein neuer Beitrag mehr dazu erschien, gelöscht haben, ist für die SPD nicht bekannt, ob und in welchen zeitlichen Abständen die Forenthemen aktualisiert worden sind. Tabelle 6: Teilnahme an Diskussion der 5-Topthemen Linksaktiv.de Offenes Forum der Grünen meineSPD.de myFDP.de CDU.de Zahl Beiträge heiße Phase* 335 206 254 1.569 1.549 Anteil an allen Beiträgen 45 % 26 % 5% 100 % 38 % Ø Zahl Beiträge pro Tag 13 8 10 60 60 * Die 5 Themen, zu denen in der heißen Wahlkampfphase (1.-26.09.09) die meisten Beiträge im jeweiligen Parteiforum verfasst wurden Identifizierbarkeit der Teilnehmer Ein wesentliches Charakteristikum eines politischen Diskurses – etwa in einer Versammlung – und ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Akklamation – etwa einer Volksmasse – besteht darin, dass die Teilnehmer erkennbar für ihre Position eintreten. In der griechischen Polis war dies durch die persönliche Anwesenheit und allgemeine Bekanntheit der Teilnehmer 19 gegeben. Dies trifft in ähnlicher Weise auf die germanischen Versammlungen und die Versammlungen der Ständegesellschaften zu. Der entscheidende Grund hierfür besteht darin, dass das Mitspracherecht auf der persönlichen Betroffenheit der Teilnehmer beruhte, die für ihre Argumente und Entscheidungen die Verantwortung übernahmen. Dieser grundlegende Sachverhalt trat durch die Einführung der geheimen Wahl, mit der die Wähler vor Einflussnahmen geschützt werden sollen, in den Hintergrund, ist jedoch nach wie vor ein Wesensmerkmal des politischen Diskurses bei Bürgerversammlungen, in den Gremien der Parteien und in den Parlamenten. Dies wirft die Frage auf, ob die Diskussionsteilnehmer in den Foren der Parteien mit ihrer Person für ihre Meinungen einstehen oder ob es sich um Sprecher handelt, die sich hinter Decknamen verstecken und aus dem Verborgenen heraus Stimmung machen, für deren mögliche Folgen sie nicht einstehen. Eine nicht verallgemeinerbare Analyse zahlreicher Stellungnahmen deutet darauf hin, dass ein bemerkenswerter Teil der Diskussionsteilnehmer Pseudonyme wie z.B. „Katzenveit“ oder „Ananas“ benutzt. Vielfach dürfte es sich dabei um den Ausdruck eines spielerischen Umgangs mit politischen Themen handeln. Dies ändert jedoch nichts daran, dass die Meinungsbildung in solchen Foren oft nicht den Kriterien eines politischen Diskurses genügte, obwohl es sich vielfach um die Meinungsbildung zu bedeutsamen Sachverhalten ging, wie dem Krieg in Afghanistan und die Zukunft der Kernenergie. Liberalität der Diskurse Die Liberalität der Diskurse in den Foren wurde in zwei Schritten untersucht. Im ersten Schritt wurden die von den Parteien veröffentlichten Moderationsregeln analysiert. Dazu wurden alle Hinweise auf Verbote, die Möglichkeit und die Praxis des Löschens sowie auf die juristische Ahndung von Verstößen inhaltlich klassifiziert und gezählt. Verbote oder Sanktionen betreffen z.B. Beiträge, die verleumderische Bosheiten gegenüber Funktions- und Mandatsträgern einer Partei enthalten oder zur Wahl anderer Parteien aufrufen. Die schärfsten Sanktionen enthielten die Moderationsregeln der Foren der CDU (juristische Sanktionen), die meisten Hinweise enthielten die Moderationsregeln der SPD (42), die wenigsten Hinweise enthielten die Moderationsregeln FDP (13) und der Grünen (8). Alle Parteien kündigten an, dass Beiträge, die nicht den Regeln entsprechen, gelöscht werden. Am häufigsten fanden sich solche Hinweise bei der CDU (18), seltener bei der Linken, FD und Grünen (8-10). Am 20 zurückhaltendsten war damit die SPD (1). Vorschriften der Parteien enthielten damit ein qualitativ und quantitativ sehr unterschiedliches Drohpotential. Im zweiten Schritt wurde der Umgang der Parteien mit abweichenden Meinungen getestet.40 Dazu wurden jeweils eine sachliche und eine unsachliche Kritik an den Spitzenkandidaten sowie jeweils eine sachliche und eine unsachliche Kritik an politischen Positionen der Parteien verfasst und in mehreren Vorstudien getestet. Bei der Linken betraf die Kritik Oskar Lafontaine und das Wirtschaftskonzept der Linken, bei den Grünen betraf sie Renate Künast und Jürgen Trittin sowie die Wirtschaftspolitik, bei der SPD Frank-Walter Steinmeier und Hartz IV, bei der FDP Guido Westerwelle und die Steuersenkungspläne der Partei, bei der CDU Angela Merkel sowie die angeblich fehlende einheitliche Linie der CDU in der Wirtschaftspolitik. Alle Texte waren ähnlich lang, entsprachen sich in der Schärfe des Tones und waren in einer Sprache verfasst, wie man sie in einem Forum erwarten kann. Schaubild 2 dokumentiert zur Illustration zwei der Texte. Schaubild 2: Sachliche und unsachliche Kritik im Forum der CDU 1. Sachliche Kritik „Wenn man sich die Wirtschaftspolitik der CDU anschaut fragt man sich im Moment wirklich wo das ganze hinführen soll. Anstatt eine einheitlich gemeinsame Linie zu fahren sprechen die Einen von Steuersenkungen, die Anderen von Steuererhöhungen. Wer soll denn da noch durchblicken? Und das neue Wahlprogramm ist da auch keine große Hilfe, hier stehen zwar jetzt Steuersenkungen drin, laut einer Forsa-Umfrage glauben aber 93% der Wähler nicht an die Einlösung dieses Versprechens, vermutlich zu Recht. Wenn die CDU nicht schon wieder ein Wahldebakel erleben will, sollte sie schleunigst ein einheitliches und vor allem realistisches Wirtschaftskonzept verfolgen.“ 2. Unsachliche Kritik „Wer soll bei diesem heillosen Durcheinander überhaupt noch Durchblicken, Steuern hoch Steuern runter. Die konzeptloseste Partei Deutschlands hat wieder zugeschlagen. Ohnehin weiß man bzw. Wähler schon lange nicht mehr was diese Partei überhaupt will. Erst will man ökologisch sein wie die Grünen und macht einen auf Hohepriester des Klimaschutzes, dann will man auf einmal sozialdemokratisch sein und rettet Opel und wer sich noch so alles retten lässt. Jetzt will man liberal sein und die Steuern senken, oder doch nicht Herr Oettinger? Die Wahltaktik sieht offenbar so aus: wir verwirren den Wähler so lange bis er nicht mehr weiß wer jetzt überhaupt für was steht. Am Ende entscheidet er sich dann für Angela, die ist immer so nett und außerdem die neue beste Freundin vom coolen Obama! Inhalte? Nebensache!“ Die sachlichen Texte wurden gleichzeitig am 20. Juli 2009, die unsachlichen Texte zwei Tage danach unter denselben threads von unterschiedlichen Nutzern gepostet, die sich längere Zeit 21 vorher registriert hatten. Die Reaktionen der Moderatoren wurden an den folgenden fünf Tagen alle zwei Stunden überprüft. Im Gegensatz zu der zurückhaltenden Formulierung ihrer Moderationsregeln reagierten die Grünen am schärfsten. Kurz nach Veröffentlichung der unsachlichen Kritik an den Spitzenkandidaten und der Partei am 22. Juli 2009 um 10 Uhr wurden die Beiträge gelöscht, darüber hinaus wurden die Nutzerprofile gesperrt, die für die Veröffentlichung der Beiträge angelegt worden waren. Die unsachliche Kritik an den Spitzenkandidaten wurde um 10:54 Uhr in Verbindung mit dem Hinweis gelöscht: „Trolle sind hier unerwünscht, bitte beachten Sie die Forenbestimmungen. Beitrag gelöscht, User gesperrt.“ Gut sechs Stunden später sperrte die Online-Redaktion der Grünen den gesamten thread, der in diesem Fall eigens zur Veröffentlichung der Beiträge angelegt worden war. Die Grünen begründeten ihr Vorgehen folgendermaßen: „Dieses Forum bietet Raum für Diskussionen über die Arbeit der grünen Bundestagsfraktion und politische Themen. Die Diskussion über Personen, besonders in diesem Thread, ist unerwünscht. Bitte beachten Sie die Forenbestimmungen. Thread geschlossen.“ Die Grünen waren die einzige Partei, die zu ihrem Vorgehen Stellung nahm. Die FDP, deren Moderationsregeln ebenfalls recht liberal waren, reagierte auf die Veröffentlichung der beiden unsachlichen Beiträge ebenfalls zeitnah mit deren Löschung. Die CDU ließ die unsachliche Kritik an Angela Merkel stehen, löschte aber die sachliche kurz nach Einstellung des Beitrags. Die SPD und die Linke ließen alle Beiträge stehen. Ob dies der Unachtsamkeit der Moderatoren oder ihrer Liberalität zuzuschreiben ist, muss offenbleiben. Festhalten kann man jedoch, dass zwischen der Zahl der Regelhinweise und der Schärfe der angedrohten Sanktionen einerseits und dem praktischen Vorgehen nicht der erwartbare Zusammenhang bestand. Die Ergebnisse deuten vielmehr eher darauf hin, dass diejenigen, die sich besonders liberal gegeben haben, besonders restriktiv vorgegangen sind. Einschränkend muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass man die Ergebnisse des Experimentes nicht ohne Weiteres verallgemeinern kann. Heterogenität der Meinungen Politische Diskurse leben von der Heterogenität der Meinungen. Dies erfordert zweierlei. Zum einen müssen alle Meinungen, die nicht gegen strafrechtliche Bestimmungen verstoßen, geduldet werden. Ob und in welchem Maße dies vor der Bundestagswahl 2009 in den Foren der Parteien der Fall war, wurde oben an vier Beispieltexten dargestellt. Zum anderen müssen 22 abweichende Meinungen in hinreichender Zahl geäußert werden. Ist dies nicht so, handelt es sich eher um eine Selbstbestätigung von Gleichgesinnten als um einen Diskurs unter Menschen mit unterschiedlichen Ansichten. Dabei geht es nicht nur darum, eine Einsicht zu gewinnen oder einen Konsens herzustellen, sondern auch darum, die vorhandenen Einsichten und den existierenden Konsens gegen abweichende Meinungen zu verteidigen. Ein Indikator für die Heterogenität der Meinungen, die in den Foren der Parteien vertreten wurden, sind die Reaktionen anderer Teilnehmer auf die oben skizzierte Kritik an den Spitzenkandidaten und Sachprogrammen der jeweiligen Partei. Bei der Interpretation der folgenden Daten ist zu beachten, dass die Grünen und die FDP zwei und die CDU eine der vier kritischen Stellungnahmen gelöscht haben. Deshalb konnten sich andere Teilnehmer zwar zu vier Kritiken an der Linken und der SPD, jedoch nur zu drei Kritiken an der CDU und sogar nur zu zwei Kritiken an der FDP und den Grünen äußern. Umso erstaunlicher sind die ermittelten Reaktionen. Die meisten Stellungnahmen wurden zu den Kritiken an jenen Parteien gepostet, die einen Teil der kritischen Texte bereits nach kurzer Zeit gelöscht hatten. Dies galt vor allem für die Reaktionen auf die Kritik an Person und Sachprogramm der FDP. In den Foren aller Parteien mit Ausnahme der SPD wurde die gepostete Kritik überwiegend abgelehnt. Besonders extrem waren die Reaktionen im Forum der FDP, in dem sich nur ablehnende Stellungnahmen fanden. Damit kann man verallgemeinernd feststellen, dass die gepostete Kritik an Spitzenkandidaten und an zentralen Programmpunkten der Parteien in ihren Foren in der Regel keinen intensiven Diskurs ausgelöst hat, der sich in einem heterogenen Meinungsbild niederschlug. Sie dienten nach den vorliegenden Daten eher der Selbstvergewisserung unter den einigen Anhängern der Parteien als der Auseinandersetzung mit anderen Meinungen (Tabelle 7).41 Tabelle 7: Reaktionen der Nutzer Linksaktiv.de Offenes Forum der Grünen meineSPD.de myFDP.de CDU.de Zustimmung - 3 4 - 3 Ablehnung 3 5 2 18 6 23 Unklar 1 1 2 Reaktionen insgesamt (nach max. 5 Tagen) 4 9* 8 2 18* 11* *Beiträge z.T. vorzeitig entfernt Als Zwischenbilanz kann man festhalten, dass die Foren der Parteien die theoretisch begründeten Anforderungen an politische Diskurse allenfalls rudimentär erfüllt haben. Die Zahl der Teilnehmer (Quantität) war gering. Die Qualität der diskutierten Themen war dagegen hoch. Die Identifizierbarkeit der Teilnehmer war nur teilweise gegeben. Die Liberalität der Diskussion war in einigen Fällen nicht gegeben und eine Heterogenität der Meinungen bestand nur ansatzweise. Kontroverse Diskussionen über das Führungspersonal und zentrale Programmpunkte wurde teilweise von den Moderatoren abgewürgt, fanden aber auch dort kaum statt, wo die kritischen Stellungnahmen nicht gelöscht worden waren. Folgerungen Legt man die Reichweiten der Angebote zugrunde, dann besaßen die Internetangebote der Parteien vermutlich kaum eine messbare Wirkung auf die Entscheidung für oder gegen die Wahlteilnahme und für oder gegen eine der Parteien. Die Resonanz in den Sozialen Netzwerken und in den Foren wurde allenfalls ansatzweise den Kriterien gerecht, die man an einen politischen Diskurs anlegen muss. Effektiv war die direkte Wähleransprache der Parteien nur dort, wo sie sich an eine relativ klar definierte Zielgruppe wandte, etwa via Youtube. Ein Bespiel hierfür ist auch der Erfolg der Piratenpartei in einem kleinen Wählersegment. Allerdings erreichten die Parteien mit ihren Internetauftritten absolut betrachtet immer nur wenige tausend potentielle Wähler. Aus Sicht der Parteien ist das Internet deshalb kein Massenmedium und keine ernstzunehmende Alternative zu ihren Offline- und Online-Auftritten bei den etablierten Massenmedien. Ein wesentlicher Grund hierfür besteht darin, dass sich die Masse derjenigen, die sich nicht für Politik interessiert, den 24 politischen Informationen im Internet noch leichter entziehen kann als in den traditionellen Medien. Die Angebote der Parteien im Internet kann man deshalb am ehesten mit den auflagenschwachen Parteizeitungen des frühen neunzehnten Jahrhundert vergleichen, die sich ebenfalls an einen kleinen Kreis von interessierten und meinungsstarken Adressaten richteten. Daraus folgt nicht, dass die direkte Ansprache der Wähler über das Internet durch die Parteien völlig überflüssig wäre. Für den Kontakt zu kleinen Ziel- und Interessengruppen ist sie sinnvoll, für die Ansprache der Masse der Wähler aber weitgehend nutzlos. Epilog Wie passen diese Befunde und Folgerungen zu den Eindrücken, die der Wahlkampf von Barack Obama vermittelt hat? Ist in den USA alles anders? Obama konnte mit Hilfe des Internets sehr viele Kleinspenden einwerben, was wichtig ist, weil amerikanische Wahlkämpfe in hohem Maße von bezahlten Beratungsunternehmen durchgeführt werden. Die deutschen Parteien sind mit ähnlichen Versuchen auch deshalb weitgehend gescheitert, weil die Deutschen ihre Parteien traditionell nicht durch Spenden, sondern durch Mitgliedsbeiträge unterstützen. Obama konnte mit Hilfe des Internets sehr viele freiwillige Helfer gewinnen und koordinieren, was wichtig ist, weil amerikanische Parteien keine Mitglieder haben, auf die sie im Wahlkampf zurückgreifen können. Die deutschen Parteien koordinieren aus den Mitgliedern rekrutierte Helfer seit zehn Jahren völlig unspektakulär auch über ihr Intranet. Obama hat die Masse der Wähler erreicht, weil die wichtigen Fernsehsender ihn quantitativ und qualitativ massiv unterstützt haben. Die drei wichtigsten Networks, ABC, CBS und NBC, haben in den sechs Wochen vor der Wahl jeden Tag im Schnitt 9 wahlrelevante Beiträge mit einer Dauer von 22 Minuten ausgestrahlt, alles in allem 682 Beiträge mit einer Gesamtdauer von fast 27 Stunden. Darin haben unabhängige Quellen McCain in einem Drittel der Beiträge, Obama in mehr als zwei Dritteln der Beiträge positiv charakterisiert. Selbst die als extrem rechts geltenden Fox News stellten Obama nahezu genau so positiv dar wie McCain.42 Die Abendnachrichten auf NBC und ABC haben in der Woche vor der Präsidentschaftswahl im Schnitt jeweils über 9 Millionen erreicht.43 Die Late-Night-Shows von Jay Leno, David Letterman, Arsenio Hall und anderen haben auf Kosten von McCain mehr als dreimal so viele Witze gemacht wie auf Kosten von Obama44 und damit jeweils über 25 6 Millionen erreicht, bei Obama’s Auftritt in der David Letterman Show waren es über 7 Millionen.45 Das dritte TV-Duell, als dessen Sieger Obama wahrgenommen wurde, haben sich sogar 54 Millionen Amerikaner angesehen.46 Im Vergleich zu dieser Meinungsmacht vermittelten gelegentliche E-Mails an 13 Millionen Wähler und Bekenntnisse von 2,2 Millionen Befürwortern auf Facebook Obama allenfalls einen angenehmen Rückenwind, zumal die 13 Millionen Empfänger von E-Mails nur etwa 4 Prozent der Wahlberechtigten entsprochen haben. Und die eingangs erwähnte 30minütige Fernsehwerbung für drei Millionen Dollar war, wenn sie nur zwei Millionen Wähler erreicht hat, geradezu ein Schnäppchen. Legt man die von den FAZ-Autoren genannten Kosten zugrunde, hätte Obama für eine 140-Zeichen-Meldung an gleich viele Empfänger etwa genauso viel bezahlen müssen wie für seine ungleich gewichtigere, dreißigminütige Präsenz im Fernsehen. Auch ein abschließender Blick auf die Zeit nach der Amtsübernahme Obamas belegt das bei weitem größere Wirkungspotential der traditionellen Medien: Als die meinungsbildenden Medien kritischer wurden, verfiel sein Image trotz seiner E-Mail- und SMS-Adressen und FacebookBefürworter genau so schnell wie das Image von George W. Bush.47 26 1 Vgl. Michael Scherer: The Permanent Campaign. In: Time, 26. Januar 2009. Jordan Mejias: Danke für die Frage, du Depp. In. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Oktober 2008. 3 James Davis / Miriam Meckel: Gefangen in der Echo-Kammer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Januar 2010. 4 Markus Ziener: 30 Minuten für ein gutes Gefühl. In: Handelsblatt, 31. Oktober, 2. November 2008. Der Spot „American Stories, American Solutions“ ist online abrufbar unter: http://www.youtube.com/watch?v=GtREqAmLsoA [Stand: 30.03.2010]. 5 Stefan Tomik: Präsident 2.0. Das Internet bietet ‚Barack Obama zum Mitmachen‘. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Januar 2009. 6 Stefan Tomik: Präsident 2.0. Das Internet bietet ‚Barack Obama zum Mitmachen‘. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Januar 2009. 7 Stephan Löwenstein: Kein magischer Bus im grünen Wahlkampf. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. Februar 2009. 8 Harald Staun: 140 Zeichen heiße Luft. Weil es Obama vorgemacht hat, nutzen im Wahljahr auch erstaunlich viele deutsche Politiker den Internetdienst Twitter. Wenn Sie nur wüssten, wozu“ In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17. Mai 2009. Siehe hierzu auch K. Behrend / S. Billhardt / T. Wiegold / S. Zistl: Zwitschern für den Sieg. In: Focus 28, 2009. 9 Vgl. Stefan Tomik: Die Parteien werfen ihre Netze aus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. August 2009. 10 . Ergänzt wurden die quantitativen Analysen durch Gespräche mit Dr. Stefan Hennewig, Leiter Internes Management der CDU; Sebastian Reichel, Bereichsleiter Online-Wahlkampf der SPD; Thomas Scheffler, Referent des Bundesgeschäftsführers der FDP und Helmut Metzner, Abteilungsleiter Strategie und Kampagnen der FDP; Lars Kreiseler, Büroleiter der Politischen Bundesgeschäftsführerin und Wahlkampfleiterin der Grünen; Horst Kahrs, Leiter des Bereichs Politik & Strategie der Linkspartei und Mark Seibert, Verantwortlicher für den Schwerpunkt Online-Wahlkampf der Linkspartei vom 8. bis 10. Juli 2009 in Berlin. 11 Wie die AGOF die Unique User ermittelt, die die Grundlage der in der Studie „internet facts“ ausgewiesenen Reichweiten bilden, dokumentiert sie auf ihrer Homepage: http://www.agof.de/methode.585.html [Stand: 01.04.2010]. 12 Vgl. hierzu Benedikt Köhler: Google AdPlanner: Das Ende der Mediaplanung? Online abrufbar unter: http://blog.metaroll.de/2008/08/25/google-adplanner-das-ende-der-online-mediaplanung/ [Stand: 20.03.2010]. 13 Für die CSU liegen meist keine vergleichbaren Daten vor. Sie wird deshalb hier vernachlässigt. 14 Vgl. Jens Schröder: Web-Wahlkampf: Piraten vor SPD und CDU. Die Zugriffszahlen der Parteien-Websites. Online abrufbar unter: http://meedia.de/nc/details-topstory/article/netz-wahlkampf--piraten-vor-spd-undcdu_100023421.html [Stand: 20.03.2010]. Datenquelle ist der Google Ad Planner, einem für die Mediaplanung entwickelten Planungstool. Aus den im Text genannten Gründen ist die Ermittlung der Unique User nicht unproblematisch. Hierfür sprechen z.T. erhebliche Diskrepanzen zwischen den Daten, die der Google Ad Planner für bestimmte Medien ausweist und den Daten der internet facts der AGOF (vgl. hierzu Benedikt Köhler: Google AdPlanner: Das Ende der Mediaplanung? Online abrufbar unter: http://blog.metaroll.de/2008/08/25/google-adplanner-das-ende-der-online-mediaplanung/ [Stand: 20.03.2010]. Um einen Eindruck von den Nutzerzahlen der Partei-Websites zu bekommen, wurde dennoch auf die einzigen öffentlich zugänglichen Daten zurückgegriffen. Sie sind lediglich als Näherungswerte zu verstehen. 15 Ausgehend von Daten der AGOF über die Unique User (3. Quartal 2009) und den Daten der IVW über die visits lässt sich berechnen, dass Nutzer von Spiegel Online bzw. Bild.de in einem durchschnittlichen Monat 19 bzw. 17 Mal auf das jeweilige Angebot zugriffen. 16 In ihrem Fall lässt sich die Anzahl der durchschnittlichen Nutzer pro Tag ausgehend von den Daten der AGOF und der IVW, die die Anzahl der Unique User bzw. die Nutzungsvorgänge auf Monatsbasis ausweisen, berechnen. 17 Grundlage der Berechnungen sind die mit dem Google Ad Planner erhobenen Zahlen der Unique User der Parteien-Websites im August 2009 (vgl. Endnote 11) sowie die Annahme, dass ein durchschnittlicher Nutzer zehnmal im Monat auf die Seiten zugegriffen hat (Maximalschätzung). 18 Als Quelle für die Reichweiten der Printmedien wurde die AWA 2009 herangezogen (Leser pro Nummer), als Quelle für die Reichweite der Tagesschau Daten der GfK (durchschnittliche Reichweite der Hauptausgabe auf alle Sendern im Jahr 2009). 19 Vgl. Stefan Geese, Camille Zubayr, Heinz Gerhard: Berichterstattung zur Bundestagswahl 2009 aus Sicht der Zuschauer. In: Media Perspektiven, Heft 12 (2009), S. 637-650. 2 27 20 Vgl. Stefan Geiß: Ist Podcasting ein geeignetes Instrument des Agenda Building? Bringt „Angela Merkel – die Kanzlerin direkt“ Themen auf die Medienagenda? Online abrufbar unter: http://dfpk.de/2010/wpcontent/uploads/06_geiß.pdf [Stand: 23.03.2010]. 21 Vgl. Sebastian Gievert: Wahlkampf auf studiVZ: Gruscheln mit Guido. Online abrufbar unter: http://politikdigital.de/studiVZ-politik-parteiprofile [Stand: 23.03.2010]. 22 Vgl. z.B. Ian Budge: The New Challenge of Direct Democracy. Cambridge 1996; Roman Winkler: Deliberation on the Internet. In: Medien Journal 3/2002, S. 33-50; Jeffrey Wimmer: Gegenöffentlichkeit 2.0: Formen, Nutzung und Wirkung kritischer Öffentlichkeit im Social Web. In: Ansgar Zerfaß / Martin Welker / Jan Schmidt (Hrsg.): Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web. Band 2: Strategien und Anwendungen: Perspektiven für Wirtschaft, Politik und Publizistik. Köln 2008, S. 210- 230. 23 Vgl. z.B. Claus Leggewie: Demokratie auf der Datenautobahn. In: Claus Leggewie / Christa Maar (Hrsg.): Internet & Politik. Von der Zuschauer- zur Beteiligungsdemokratie? Köln 1998, S. 15-54; Urs Dahinden: Demokratisierung dank Internet? Zum Austauschverhältnis zwischen neuen elektronischen und massenmedialen Öffentlichkeiten. In: Otfried Jarren / Kurt Imhof / Roger Blum (Hrsg.): Zerfall der Öffentlichkeit. Wiesbaden 2000, S. 240-253. 24 Vgl. hierzu Martin Emmer / Gerhard Vowe: Mobilisierung durch das Internet? Ergebnisse einer empirischen Längsschnittuntersuchung zum Einfluss des Internets auf die politische Kommunikation der Bürger. In: Politische Vierteljahresschrift 45 (2004), S. 191-212; Magdalena Wojcieszak: „Carrying Online Participation Offline“ – Mobilization by Radical Online Groups and Politicalls Dissimilar Offline Ties. In: Journal of Communication 59 (2009), S. 564-587. 25 Vgl. hierzu Manfred G. Schmidt: Demokratietheorien. Eine Einführung. Wiesbaden 32006, S. 251-306; Tobias Bevc: Politische Theorie. Konstanz 2007, S. 265-305; Andreas Beierwaltes: Demokratie und Medien. Der Begriff der Öffentlichkeit und seine Bedeutung für die Demokratie in Europa. Baden-Baden 22002, passim. 26 Die Vorstellungen davon, wie viele Menschen sich an politischen Diskursen beteiligen, gehen weit auseinander. Vgl. hierzu Hans Mathias Kepplinger: Empirische Grundlagen von Theorien der politischen Kommunikation. In: Carsten Reinemann / Rudolf Stöber (Hrsg.): Wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft. Festschrift für Jürgen Wilke. Köln 2010, S. 79-103. 27 Vgl. Jürgen Habermas: Political Communication in Media Society: Does Democracy Still Enjoy an Epistemic Dimension? The Impact of Normative Theory on Empirical Research. In: Communication Theory, 16, 2006, S. 411-426. 28 Dies unterscheidet die Argumentation in einem politischen Diskurs u. a. von einer Zu- oder Abstimmung in einer Massenveranstaltung. 29 Vgl. Jürgen Habermas, a.a.O.; Wilhelm Hennis: Meinungsforschung und repräsentative Demokratie. Recht und Staat Heft 200/201. 30 Vgl. Jürgen Habermas: Drei normative Modelle der Demokratie: Zum Begriff deliberativer Politik. In: Herfried Münckler (Hrsg.): Die Chancen der Freiheit. Grundprobleme der Demokratie. München/Zürich 1992, S. 11-24. 31 Dies geht aus einer E-Mail von Niels Münzberg, Online-Redakteur des Offenen Forums der Grünen, vom 4.08.2009 hervor. 32 Auskunft von Thomas Scheffler, Referent des Bundesgeschäftsführers der FDP, am 9.07.2009 in Berlin. 33 Auskunft von Stefan Hennewig, Bereichsleiter Internes Management der CDU, am 8.07.2009 in Berlin 34 Auskunft von Mark Seibert, Leiter des Online-Wahlkampfs, am 10.07.2009 in Berlin, im Fall der SPD ist dies dem Fragenkatalog im Forum (FAQ) zu entnehmen (URL: http://www.meinespd.net/faq [Stand: 3.08.09, 17:09]. 35 Inhalt einer E-Mail von Thorsten Matolat aus der Abteilung „Kampagnen/Kommunikation“ der SPD vom 20.05.2009 hervor. 36 Dies geht aus einer E-Mail von Thorsten Matolat aus der Abteilung „Kampagnen/Kommunikation“ der SPD vom 20.05.2009 hervor. 37 In der „mitmacharena“, der Community der FDP, lag die Anzahl der Mitglieder im August 2009 mit etwas über 30.000 etwas über der Anzahl der Mitglieder der SPD-Community. Die Anzahl der Mitglieder im Forum der FDP lag im selben Monat allerdings nur bei ca. 9.000. 38 Dies geht aus einer E-Mail von Petra Horstick, Mitarbeiterin der Online-Redaktion der FDP beim Universum Verlag, vom 06.05.2009 hervor. 39 Linke: Mark Seibert, Leiter Online-Wahlkampf; SPD: Thorsten Matolat, Abteilung „Kampagnen/ Kommunikation“; Grüne: Niels Münzberg, Online-Redaktion Offenes Forum; FDP: Petra Horstick, Online Redaktion Universum Verlag; CDU: Stefan Hennewig, Bereichsleiter Internes Management 40 Das Experiment wurde auf Anregung und in Absprache mit den beiden Verfassern in einem von ihnen geleiteten Seminar durchgeführt. 28 41 Vgl. hierzu auch R. Kelly Garrett: Politically Motivated Reinforcement Seeking: Reframing the Selective Exposure Debate. In: Journal of Communication 59 (2009), S. 676-699; Magdalena E. Wojcieszak / Diana C. Mutz: Online Groups and political Discourse: Do Online Discussion Spaces Facilitate Exposure to Political Disagreement? In: Journal of Communication 59 (2009), S. 40-56. 42 Vgl. Media Monitor. Vol. XXIII, No 1, Winter 2009. Siehe hierzu auch das Project for Excellence in Journalisms: Winning the Media Campaign: How the Press Reported in the 2008 Presidential General Election. Online abrufbar unter: http://www.journalism.org/node/13307 [Stand: 24.03.2010]. 43 Die Reichweiten der amerikanischen Nachrichtensendungen sind wöchentlich online abrufbar unter: http://www.mediabistro.com/tvnewser/evening_news_ratings/evening_news_ratings_week_of_nov_3_100282.as p [Stand: 24.03.2010]. 44 Vgl. Media Monitor XXII, Nr. 3, Winter 2008. 45 Vgl. Bill Carter: Obama Leads Letterman to Ratings Win. In: New York Times, 22. September 2008. Online abrufbar unter: http://www.nytimes.com/2009/09/23/business/media/23ratings.html [Stand: 24.03.2010]. 46 Vgl. AFP: TV-Duell: Obama kommt bei Zuschauern deutlich besser an. Online abrufbar unter: http://afp.google.com/article/ALeqM5hAaX6B2cFXwSaZpEEmKUQZ12YQ9w [Stand: 24.03.2010]. 47 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Januar 2010. Siehe auch AP-GfK Poll. http://www.ap-gfkpoll.com vom 20.1.2010.