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Die frühgeschichtliche Vergangenheit eines Orts
wird häufig nur durch einen glücklichen Zufall
entdeckt. Eventuell durch Funde auf Äckern,
durch Luftaufnahmen oder bei Grabungen verschiedener Anlässe.
Meist sind es Geldfragen, die ein öffentliches
Interesse an archäologischen Ausgrabungen
bewerten. In unserer Rottendorfer Gemarkung
sind einige frühgeschichtliche Fundorte registriert, die mehr auf private Initiativen hin aufgedeckt wurden.
Die Siedlungsspuren liegen oft metertief unter der
Oberfläche, von fruchtbarem Lehmlössboden überdeckt. Da für deren systematischen Aufschluss
keine Mittel bereitgestellt werden konnten, fielen
die betroffenen Flächen der landwirtschaftlichen
Nutzung zu.
In der Flur "Kronstadter Boden" fand man aus der
Zeit von vor 7.000 Jahren bis zur Merowingerzeit
(ca. 700 n.Chr.) Siedlungsreste vieler Epochen.
Leider sieht man bei der Wanderung keine
Die Reste der Römerbrücke sind heute noch vorhanden
und lassen die einstige Trassenführung erkennen.
Spuren, die eine frühgeschichtliche Ansiedlung
vermuten lassen.
Der Rundwanderweg "Kronstadter Boden"
soll das Interesse des Wanderers an den
Siedlungsvorläufern Rottendorfs wecken. Er
ist ca. 12,9 km lang und erschließt den südlichen Teil der Gemarkung Rottendorf. Der Weg
beginnt und endet "Am Marienheim". Dort und
in der Nähe stehen Parkplätze zur Verfügung.
Dieses Faltblatt versucht auf einige für die
Rottendorfer Geschichte beachtenswerte
Stellen hinzuweisen.
A Abkürzung des Wanderweges
Die im Plan gepunktet dargestellte Wegführung verkürzt den Rundwanderweg um
ca. 1,1 km. Sie beginnt am mit Punkt 5
bezeichneten Moritzenberg und führt zur
Straßenunterführung nördlich des Käferholzes.
1 Parkplatz am Marienheim
Start- und Endpunkt des Rundwanderwegs.
Über die Bedeutung des Marienheims gibt ein
Hinweisschild Auskunft, das an der Südseite
des Gebäudes neben dem Eingang an die
Wand montiert wurde.
2 Brunnenhaus im Landleitengrund
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Flurlage "Kronstadter Boden"
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts versorgte
sich die Rottendorfer Bevölkerung mit dem notwendigen Wasser aus dem Dorfbrunnen an der
Weeth (= ehem. Dorfteich am Standort des heutigen Kriegerdenkmals) und aus 60 so genannten
Hausbrunnen, deren Wasserqualität bemängelnswert war, weil das Brunnenwasser durch versickernde Jauche aus benachbarten Mistlagerstellen
beeinträchtigt wurde. Nach einer längeren Trokkenzeit versiegten 12 Brunnen. Deshalb beschloss
der Gemeinderat im Anfang des 20. Jh. die Einrichtung einer öffentlichen Wasserversorgungsanlage, mit ihr den Baubeginn von Kanalleitungen
und den Anschluss an das Versorgungsnetz des
Fränkischen Überlandwerks.
Im Landleitengrund wurde ein ca. 85 m tiefer
Brunnen ausgebaut. Die Reste des Wasserwerks,
die nach Fertigstellung der vierstreifigen B 8
verblieben sind, decken heute noch landwirtschaftlichen Wasserbedarf. Neben dem Pumpenhaus sind die Plungerpumpen aufgestellt, die
das Grundwasser in das örtliche Leitungsnetz förderten.
3 Römerbrücke
Ca. 1765 wurde vom Hochstift Würzburg eine
Chaussee von Würzburg über den Galgenberg
nach Kitzingen angelegt, die als Teil der Fernstraße
nach Nürnberg diente. Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim ließ über den Landleitenbach
eine Bogenbrücke bauen. Sie sollte zum Einen die
steile Roßsteige abflachen und zum Anderen die
Durchquerung des Bachs ersetzen.
Die Konstruktion der so genannten Römerbrücke
hielt den Belastungen jedoch nicht stand. Es
musste daher eine andere Trassierung gefunden werden. Die neue Chaussee wurde südlich
an Rottendorf vorbeigeführt. Südöstlich des
Orts wurde zur Überquerung der Landleite ein
Brückenbau notwendig. Diese Brücke war für den
damaligen Verkehr ausreichend. Sie besteht heute
noch im Gewerbegebiet "Alte Landstraße", siehe
hierzu Ziffer 9.
4 Blick zum Gut Wöllriederhof
Wenn wir den Wanderweg weiter gehen, erreichen wir nach ca. 300 m einen schönen
Aussichtspunkt, mit Blick nach Norden hin
zum Wöllriederhof und nach Osten auf Rottendorf. Der Gutshof Wöllried ist denkmalgeschützt
und um 1230 erstmals urkundlich erwähnt.
Wöllried lässt sich aus der mittelhochdeutschen
Bezeichnung "Welderied" (= ein Feld mit Ried und
Sumpfpflanzen) ableiten. Eine Ansiedlung muss
schon längere Zeit bestanden haben.
Die ältesten Gebäude (heute „Burg“ genannt) auf
dem ehemals schlecht zugänglichen Gelände dienten als Wohnungen für Leprakranke. In dieser isolierten Umgebung mussten die von der Krankheit
Befallenen ihre restliche Lebenszeit verbringen.
Diese Seuche wurde vornehmlich durch die
Heimkehrer der Kreuzzüge eingeschleppt.
1342 übernahm das Würzburger Bürgerspital
den Wöllrieder Hof. Ab diesem Zeitpunkt
wurden alle Lepraerkrankten in Würzburger
Siechenhäusern untergebracht. Bis 1979 der
Gutshof in den Besitz der Stadt Würzburg kam,
wechselten die Besitzer des Anwesens häufig. In
der Mitte des 18. Jh. wurde von dem damaligen
Besitzer Professor Adam Ullrich der Kartoffelanbau und der Anbau von Klee als Zwischenfrucht
im unterfränkischen Raum eingeführt.
5 Moritzenberg
Bis zum Bauernkrieg 1525 stand hier auf einem
Acker neben der alten Heerstraße eine Kapelle, die
dem Heiligen Mauritius geweiht war. Mauritius war
der Legende nach ein Anführer der so genannten
Thebäischen Legion. Als Verweigerer der Christenverfolgung starb er um 300 n. Chr. den Märtyrertod. Er ist der Schutzpatron (Namenstag der 22.
September) der Infanterie.
Die Kapelle wurde im Bauernkrieg zerstört und
nicht wieder aufgebaut. Die Fundamente verschwanden im Laufe der Jahre und der Standort
wurde überackert. Hier am Moritzenberg zweigt
vom Wanderweg, bergab auf der Asphaltstraße,
die Wanderwegabkürzung ab.
Wandern
rund um
ROTTENDORF
Modell eines Hauses aus
der Jungsteinzeit – im
Mainfränkischen Museum Würzburg
Kronstadter Boden
6 kronstadter Boden
Auf der Fläche zwischen dem Käferholz und
der Bundesstraße 8 befanden sich Siedlungsanlagen verschiedener frühgeschichtlicher
Kulturen. Bei Grabungen in der Neuzeit wurden
Siedlungsreste aus vielen Epochen
gefunden, die aber nicht in archäologischer Weise restlos ausgegraben
werden konnten. Die ehemals besiedelten Flächen werden heute überackert. Die Siedlungen wurden wahrscheinlich infolge Wassermangels
aufgegeben. Für die unten angegebenen Zeiträume wurden hier folgende
Funde gemacht:
5.500 bis 1.800 v. Chr.:
Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit
– Neolithikum
1.200 bis 750 v. Chr.:
Siedlungsreste aus der Urnenfelderzeit. Die
Urnenfelderkultur ist eine spätbronzezeitliche
Kulturgruppe, die über ganz Europa verbreitet
war. Diese Kulturgruppe wurde nach der charakteristischen Bestattung des Leichenbrands
in Urnen bezeichnet, zuvor fanden die Bestattungen in Hügelgräbern statt. Als kulturelle Großtaten der Urnenfelderkultur sind die
Einführung des Pfluges und des vierrädrigen
Wagens mit Speichenrädern zu nennen.
450 v. Chr. bis Chr. Geburt:
Siedlungsreste aus der La-Tène-Zeit. Die LaTène-Zeit im keltischen Kulturbereich ist die
7 rastPLatz an der BrünnLeinsWiesenBach-
9 Brücke üBer die LandLeiteim zuge der „aLten Landstrasse“
Im Zuge des Ausbaus der vierstreifigen Bundesstraße 8 wurde durch die Agenda 21 in Rottendorf
die Quelle des Brünnleinswiesenbachs gefasst und
mit einer Quellfassung versehen.
Der hier am Rad- und Wanderweg erstellte
Pavillon lädt zur Rast ein.
Westlich der Quellfassung liegt das Biotop
"Brünnleinswiese". Östlich der Quellfassung liegt
das Wäldchen "Gespert" (mundartlich: Spreth).
Am Nordosteck der Waldung war in den beiden
letzten vorchristlichen Jahrhunderten, in der LaTène-Zeit, eine spätkeltische Kultstätte in Form
einer Viereckschanze angelegt worden. Das
Wall-Graben-System der ca. 100 x 100 m großen
Viereckschanze wurde im Laufe der Jahrhunderte
durch Beackerung eingeebnet.
Um ca. 1770 wurde die Brücke über die Landleite
durch Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim
erbaut. Sie war ein Teil der Fernverbindung Würzburg – Nürnberg und Ersatz für die an der Rosssteige, siehe Ziffer 3, misslungene Landleitenüberquerung. Anno 2006 wurde sie durch die Gemeinde Rottendorf restauriert und ihre Tragfähigkeit erhöht, so dass sie jetzt dem Verkehr des
Gewerbegebiets "Alte Landstraße" genügen kann.
Die Brücke ist auf jeder Seite über dem Schlussstein mit je einem Wappenschild ausgestattet.
Ein Wappenschild zeigt das Wappen des Fürstbischofs von Seinsheim, das andere seine Initialen.
QueLLe
jüngere Stufe der Eisenzeit und sie löste die
Hallstattzeit ab. Im Zeitraum der La-Tène-Zeit
bildete sich eine neue Adelsschicht und es
wurden die damals bekannten Eisenerzlager
gezielter ausgebeutet.
Im 7. Jahrhundert:
Siedlungsreste (Gehöft) und Gräber aus der
späten Merowingerzeit. Die Merowinger waren
ein Königsgeschlecht der salischen Franken,
die das Fränkische Reich zur führenden Macht
im Abendland erhoben. Zeitgleich lebten in
Würzburg die Hedaniden-Herzöge und fand
das Martyrium der Frankenapostel statt.
Bis ca. 900:
Früh- bis hochmittelalterliche Siedlung mit
Namen Grünstatt. Die frühkarolingische Siedlung war urkundlich um 1000 als Wüstung,
also als verlassene Ortslage, erwähnt.
Es ist denkbar, dass das Verlassen der
Ansiedlung Grünstatt und die Anfänge
der Ortschaft Rottendorf in Zusammenhang stehen, aber diesbezügliche
Fakten sind nicht nachweisbar.
Die Flurbezeichnung "Kronstadter
Boden" ist noch auf die Wüstung
Grünstatt zurückzuführen.
Der Wanderweg verläuft neben der Landleite zum
Bahndurchlass, den wir gemeinsam mit dem Bach
durchqueren, um auf der Nordseite der Bahn wieder zum Ausgangspunkt zu gelangen.
8 BLick auf rottendorf
Der Ausblick auf den Ort Rottendorf
erfolgt vom Hasenberg aus, der
eine Höhe von rund 300 m über NN
hat. Über den Betonweg geht die
Wanderung zum Gewerbegebiet und
durch den s.Oliver-Kreisel zur Brücke
über die Landleite.
r
g
An den mit "R" bezeichneten Stellen sind Bänke zum Rasten
vorhanden, teilweise überdachte Rastplätze mit Tischen.
Gaststätte
Wegmarkierung
Herausgeber: Gemeinde Rottendorf, Text und Zusammemstellung:
Agenda 21, Fotos: mit freundlicher Erlaubnis des Mainfränkischen Museums,
Würzburg, Wfl GmbH, Rottendorf, Ernst Weckert, Karte, Bay. Landesvermessungsamt, München,
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