Von der Quantenmechanik zur Terahertzwelle

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Berichte zu den Praktika 2013
»Gemeinsam für nachhaltige Entwicklung – The Future We Want«
Eine Initiative des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung
Peter Stürmer
Von der Quantenmechanik zur Terahertzwelle
Der Startrek Tricorder muss keine Fiction bleiben
Was ist THz?
Der Terahertz(THz)-Bereich befindet sich im elektromagnetischen Spektrum zwischen
infrarotem Licht und Mikrowellenstrahlung und liegt im Bereich von 100 GHz bis 30 THz (siehe
Abbildung 1). Das THz-Spektrum ist schon seit Langem interessant für Forschung in diversen
Bereichen, jedoch erst seit Kurzem technologisch zugänglich. Es gibt unzählige nachhaltige
Anwendungsbereiche von THz-Strahlung in Gebieten wie Biologie und Medizinwissenschaft
(Zhang, C. H. et al., 2012), zerstörungsfreier Untersuchung (www.ctr.at), Qualitätskontrolle
von Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Erzeugnissen (Yan, Zanke et al.) oder der
globalen Umweltüberwachung (global environmental monitoring) (Tonouchi, Masayoshi et al.,
2007). In letzter Zeit gab es etliche Durchbrüche in diesem Bereich, wie zum Beispiel
bildgebende Verfahren (THz-imaging) (Darmo, Juraj et al., 2004), die konventionellen
Methoden in vielerlei Hinsicht überlegen sind. Außerdem wurden viele innovative THz-Geräte,
unter anderem der THz QCL (Terahertz Quantum Cascade Laser) (Köhler, Rüdiger et al.,
2002), also der Terahertz-Quantenkaskadenlaser entwickelt, der eine kompakte, kohärente
Quelle
für
THzLaserstrahlung ist.
Dieser
Bericht
soll
nachhaltige
Anwendungsbereiche von
THz-Strahlung
verdeutlichen und meinen
Praktikumsverlauf
schildern.
Abbildung 1: THz-Strahlung befindet sich zwischen dem Mikrowellenund Infrarotbereich
Warum THz?
Verschiedene Materialien sind für THz-Strahlung transparent, welche für normales Licht mit
der Wellenlänge von 780 nm-380 nm, also der Frequenz 384 THz – 789 THz, nicht transparent
sind, d.h. man kann diese durchleuchten. Im Gegensatz zu Röntgenstrahlung sind THz-Wellen
nicht ionisierend, d.h. ungefährlich für den Menschen. Da verschiedene Moleküle
charakteristische Absorptionslinien im THz-Bereich aufweisen, können diese so exakt
identifiziert werden. Zum Beispiel hat Ammoniak (NH3) eine Absorptionslinie bei 1,8THz.
Nun werden die einzelnen Anwendungsbereiche von THz-Strahlung erläutert:
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THz-imaging
Wie bereits erwähnt können THz-Wellen viele Materialien, die
normales Licht blocken, durchdringen. Da THz-Wellen eine
kürzere Wellenlänge haben als Mikrowellen, welche ähnliche
Eigenschafe aufweisen, kann mit THz-Strahlung bei
bildgebenden Verfahren (imaging) eine höhere Auflösung
erzielt werden, welche wellenlängenabhängig ist. Strahlen
können mit Spiegeln oder Linsen fokussiert werden und durch
das Scannen des Strahls erhält man ein Bild. Eigenheiten von THz-Strahlung wie die starke
Absorption von Wassermolekülen können zum Beispiel dazu verwendet werden, zusätzliche,
ortsaufgelöste, materialspezifische Informationen zu erhalten, um Nahrungsmittel zu
kontrollieren, um Schäden zu evaluieren oder den Wasseranteil zu bestimmen, um fettes von
magerem Fleisch zu unterscheiden.
Earth Environmental Monitoring
THz-Technologie ist heutzutage im Bereich der globalen Umweltüberwachung sehr wichtig.
Das Erd-Beobachtungs-System Microwave Limb Sounder (EOS-MLS) an Bord des AuraSatelliten der NASA, der im Juli 2004 startete, beobachtet atmosphärisch-chemische Stoffe.
Außerdem können Wolken und Eis aufgespürt und Temperatur- und andere Messungen
vorgenommen werden (Waters, J.W. et al., 2006). Das System misst thermische Emission im
THz-Bereich und kann somit Informationen über die Ozonschicht erlangen, um die globale
Erwärmung und die Frage, wie die atmosphärische Zusammensetzung das Klima beeinflusst,
besser zu verstehen.
Sicherheit
Jede Chemikalie hat ein eindeutiges Kennzeichen in ihrem THz-Transmissionsspektrum.
Dadurch bieten sich sehr viele Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der sozialen
Nachhaltigkeit an. Zum Beispiel kann man dadurch illegale Drogen und Sprengstoffe von
harmlosen Stoffen unterscheiden. Dadurch können zum Beispiel Flughafenkontrollen schneller
durchgeführt und die Privatsphäre von Individuen geschont werden.
Problem und Lösung
Um THz-Strahlung zu generieren, braucht man Quellen. Diese sollten kohärent, zuverlässig
und kompakt sein. Das Problem ist jedoch, dass es wenige solche Quellen gibt. Als eine
Lösungsmöglichkeit kann der QCL (Quantum Cascade Laser) angesehen werden. Der erste
funktionsfähige THz-QCL wurde im Jahr 2001 demonstriert (Köhler, Rüdiger et al., 2002).
Derzeit erreicht man Laser-Frequenzen von 1,2THz bis 5THz (Walther, Christoph et al., 2007)
(Chan, Chun Wang I. et al., 2012).
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Die Vorteile von QCLs bestehen darin,
dass sie elektrisch betrieben werden
können, klein und robust sind, ein
schmalbandiges Spektrum haben und
eine
vergleichbar
hohe
Leistung
erzielen. Der größte Vorteil von QCLs ist
die
durch
quantenmechanische
Methoden
beliebig
einstellbare
Frequenz, wodurch mit diesem Konzept
ein sehr umfangreiches Spektrum
zugänglich wird. Natürlich gibt es
keinen Vorteil ohne Nachteil. Dieses
Abbildung 2: Unser THz-QCL im Rasterelektronenmikroskop. Das Licht wird von den Facetten emittiert.
Prinzip gilt auch für den THz-QCL, denn
den vielen Vorteilen steht eine niedrige maximale Operationstemperatur gegenüber, welche
zusätzliche Kühlung notwendig macht.
Die derzeitigen Ziele von THz-QCLs sind, den Schwellenstrom und die erreichbaren Frequenzen
zu reduzieren und die Betriebstemperatur und die Reichweite der einstellbaren Frequenzen zu
erhöhen.
Praktikum
Im Zuge meines Praktikums durfte ich beim Entwicklungsprozess eines Hochleistungs-THzQCL (Leistung: 470 mW) von der Entwicklung im Reinraum bis zur Messung im Labor
mitwirken, wobei ich tiefe Einblicke in die Halbleiterphysik bekam.
Der Startrek-Tricorder ist keine Fiktion mehr
Aus der Fernsehserie Startrek kennt man den sogenannten Tricorder, mit dem die
Protagonisten verschiedene Analysen vornehmen können, wie zum Beispiel die Bestimmung
der Anwesenheit von Personen in der näheren Umgebung oder das Vorliegen von Substanzen.
Abbildung 3 zeigt eine schematische Darstellung eines solchen Geräts. Ein Tricorder muss
keine Fiktion bleiben, da mit der Erschließung des THz-Bereiches weitere Frequenzen
zugänglich sind und so das nutzbare elektromagnetische Spektrum immens erweitert wurde.
Als Lichtquelle könnte man aufgrund der vielen einstellbaren Frequenzen einen QCL
verwenden, der Photonen in Richtung des Objektes sendet. Ein Detektor, der sich auch im
Tricorder befindet, misst das reflektierte Licht des Objektes. Danach kann die Substanz
aufgrund des charakteristischen Absorptionsspektrums bestimmt werden.
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Eine Initiative des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung
Mit dem Tricorder hätte man ein
Gerät, mit dem man unterschiedliche
Messungen
in
verschiedenen
Anwendungsbereichen
durchführen
kann. Zum Beispiel könnte man ihn in
Abbildung 3: Schematische Funktionsweise eines
Tricorder: Im Tricorder integriert sind ein QCL und ein
Detektor.
der
Medizin
als Diagnosegerät
verwenden oder in der Wissenschaft
diverse
Stoffanalysen
mit
ihm
vornehmen. Durch die Kompaktheit des QCL eignet sich dieser hervorragend als Lichtquelle in
einem Tricorder, da dieser handlich und robust sein soll.
Literaturverzeichnis
Chan, Chun Wang I. et al., 2012: Ground state terahertz quantum cascade lasers. Appl.
Phys. Lett. 101, 2012.
Darmo, Juraj et al., 2004: Imaging with a Terahertz quantum cascade laser. Optics Express,
Vol. 12, 2004.
Köhler, Rüdiger et al., 2002: Terahertz semiconductor heterostructure laser. Nature 417,
2002.
Tonouchi, Masayoshi et al., 2007: Cutting-edge terahertz technology“, Nature photonics,
Vol. 1, 2007.
Walther, Christoph et al., 2007: Quantum cascade lasers operating from 1.2 to 1.6 THz.
Appl. Phys. Lett. 91, 2007.
Waters, J.W. et al., 2006: The earth observing system microwave limb sounder (EOS MLS)
on the aura Satellite. IEEE Trans. Geosci. Remote Sensing 44, 1075-1092, 2006.
www.ctr.at, 2013: www.ctr.at/en/r-d-technologies/terahertz.html, 25.7.2013.
Yan, Zanke et al.: Research progress of terahertz wave technology in food inspection. Proc.
of SPIE, Vol. 6373 63730R.
Zhang, C. H. et al, 2012: Terahertz Imaging on Subcutaneous Tissues and Liver Inflamed by
Liver Cancer Cells. Terahertz Science and Technology, Vol. 5, No. 3, 2012.
Bericht zum Praktikum von Peter Stürmer
Betreuung: Prof. Dr. Karl Unterrainer; Technische
Universität Wien, Institut für Photonik
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