R. Roth Wo das „Gesetz des Wiedersehens“ herrscht Wo das „Gesetz des Wiedersehens“ herrscht. – Ohne Vertrauensaufbau kein Mediationserfolg Konfliktsituationen gehen in den häufigsten Fällen mit einer Störung des Vertrauensverhältnisses zwischen den Konfliktparteien einher, unabhängig davon, ob sich Kollegen, politische Gruppierungen oder etwa Nationen gegenüberstehen. Vertrauen Vertrauen in die Glaubwürdigkeit und in die Verlässlichkeit anderer Menschen bildet einen der Grundpfeiler ungestörter menschlicher und erfolgreicher geschäftlicher Beziehungen. „Ich traue ihm“ heißt soviel wie: „Ich glaube an seine Aussage, seine Aufrichtigkeit, seine guten Absichten, seine gutgemeinten Handlungen, an das Positive.“; anderseits kann der Satz „ich traue ihm alles zu“ soviel bedeuten wie „Ich rechne mit den Schlimmsten, alles Negative ist möglich.“. „Angst und damit ein Mangel an Vertrauen ist heute eines der Haupthindernisse für einen konstruktiven Dialog zwischen den Menschen“ [1]. Vertrauen bringt unzählige positive Auswirkungen mit sich, wobei es nicht immer einfach ist, konkret und klar zu antworten, welche diese sind. Vertrauen ist gleichzeitig Voraussetzung und Resultat von Handlungen: ■ Rückblickend meint „Vertrauen zu haben“, das Wissen und die Informationen aus der Vergangenheit, die Sicherheit und Gewissheit geben in Bezug auf das künftige Verhalten der anderen Seite. ■ Dieses Wissen nimmt oder verringert die Unsicherheit für zukünftiges Handeln und lässt die Parteien Vorleistungen erbringen sowie Risiken eingehen, was wiederum bei Eintreten der erwarteten Ergebnisse den Grad an Vertrauen erhöht. die Beziehungspartner teilen, und welche getragen ist von der (gegenseitigen) Zuversicht, dass keine Partei die Verwundbarkeit der anderen ausnützen wird“. In diesem Zusammenhang kann als Phänomen festgestellt werden, dass Vertrauen wiederum Vertrauen generieren kann. In einem sich selbst verstärkenden Prozessablauf beeinflussen die Erwartungen und das Hinnehmen von Verwundbarkeit der einen Seite die Bereitschaft der anderen Seite, selbst das Risiko einzugehen und Vertrauen zu bekunden. Umgekehrt kann Misstrauen in einem ähnlich sich verstärkenden Verlauf – in einer Spirale – neues Misstrauen schaffen. Misstrauen wird verstanden als ein Bündel von negativen Erwartungen, welches getragen wird von der Furcht, dass eine Partei die Verwundbarkeit der anderen Seite opportunistisch ausnützen könnte. Vertrauen ist daher die reflektierte Erwartung, dass ein kooperatives Handeln von anderer Seite nicht ausgenutzt wird. Wer in dieser Art und Weise einem anderen Vertrauen schenkt, der weiß um die Gefahren, die ihm drohen, um die Unzuverlässigkeit der Menschen; er ist sich bewusst, dass Menschen sich oft vereinbarungswidrig, egoistisch oder gar verantwortungslos verhalten. Und dennoch ist er bereit, dieses Risiko einzugehen und von der Vertrauenswürdigkeit der anderen Seite auszugehen. Wer vertraut, der Dr. iur. Rolf Roth, Rechtskonsulent und Mediator (BAFM), Binningen (Schweiz) Hubschmid [4] definiert Vertrauen als „eine Palette verallgemeinerter, positiver Erwartungen, welche [email protected] 1/2003 77