Umgang mit Schüler*innen mit emotionalem und sozialem

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Fred Ziebarth
Grobskizzierung der Thematik von Schülerinnen und Schülern mit dem
sonderpädagogischen Förderbedarf
„Emotionale und soziale Entwicklung“
(Verhaltensauffälligkeiten – Verhaltensstörungen
Psychische Auffälligkeiten – psychische Störungen)
Definition:
Die Definition dieses Förderschwerpunktes ist weitestgehend tautologisch.
Es gibt keine eindeutig abgegrenzten Kriterien.
Diagnose:
Erfolgt durch Sonderpädagogen auf Grundlage von
Anamnese, Beobachtung und Gesprächen (Kind-Umfeld-Analyse).
Subjektive Einschätzung – normativ orientiert.
Testverfahren werden eher selten eingesetzt. Wenn, dann meistens zur
Intelligenzdiagnose.
Ätiologie (verkürzt):
Wichtigste Aspekte für den Umgang in der Pädagogik sind vor allem:
- Dramatische Lebensumstände (prä- peri- postnatal)
- Traumatisierungen
- Bindungsschwierigkeiten – Bindungsstörungen
Die für das Kind daraus entstehenden Ängste und Verzweiflungsgefühle
werden durch verschiedene Handlungsstrategien abgewehrt oder zu
kontrollieren versucht.
Diese Handlungsstrategien nennen wir dann Verhaltensauffälligkeiten oder
psychische Störungen:
Aggressionen, Autoaggressionen, Lernstörungen und Lernverweigerungen,
Depressionen, Zwänge, AD(H)S, Drogen, Delinquenz, etc.
Diese Symptome gehören neben Grenzüberschreitungen im sozialen Umgang
(Ausgrenzung, Mobbing), zu den Hauptbelastungen innerhalb von Schule.
Bewältigung innerhalb von Schule:
-
-
Haltgebende (entlastende) Strukturen
Haltgebende Personen (wenig mitagierende Persönlichkeiten)
Therapeutische Angebote für die betroffenen Schüler (seltener
Schülerinnen)
Elternberatung
Supervision für die beteiligten Pädagogen (Verbesserung von
Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung, Rückbau von unbewussten
Identifikationen, Verallgemeinerungen und (Ab-)Wertungen sowie
anderer symptomverstärkender Verhaltensweisen. Professioneller
Umgang mit Eltern betroffener Kinder, sowie mit Mobbing und mit dem
„Wirbelsturm“.
Kooperation mit außerschulischen Diensten und Einrichtungen
Fred Ziebarth
„Inklusion bei emotional-sozialem Förderbedarf“
Ätiologie der Entstehung emotional-sozialer Auffälligkeiten wird durch Aufstellung bildhaft
skizziert. Wie entsteht eine psychische Störung beim Kind?
Genetik wird parallel dazu aufgestellt. Als Wissen des Organismus um das „Wie“ der Umsetzung
(Transformation) einer Störung in eine Symptomatik, nicht als Ursache der Symptome.
Unterschiedliche Bedeutungen der Berufsbezeichnungen im therapeutischen Feld eines
emotional-sozial entwicklungsgestörten Kindes werden geklärt:
Medizinisches Feld
-Kinder- u. Jugendlichenpsychiater
-Kinderarzt
manchmal steht auch:
„Psychotherapie“ auf dem Praxisschild,
ohne dass es sich
um einen Psychotherapeuten handelt.
In aller Regel erhalten die Kinder hier keine
Psychotherapie.
Psychotherapeutisches Feld
Kinder- u. Jugendlichenpsychotherapeut
Hier erhält das Kind eine
psychotherapeutische Behandlung in der
jeweiligen Ausrichtung:
„Tiefenpsychologisch fundiert,
Verhaltenstherapie, Psychoanalyse“.
Ein „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“ (selten) hat beide Qualifikationen.
Hier handelt es sich um einen ärztlichen Psychotherapeuten und es könnte sein, dass das Kind
auch wirklich Psychotherapie erhält und nicht ausschließlich medizinisch und pharmakologisch
behandelt wird.
Psychotherapie ist nicht durch einen Arzt verschreibungspflichtig.
Ein Kind erhält Psychotherapie, in dem die Eltern sich zur Beratung bei der Kammer für
Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten melden und dort
Beratung und Adressen erhalten.
Oder die Eltern nehmen direkt mit ihrer Krankenkasse Kontakt auf und lassen sich dort
Adressen geben.
Ausnahme: Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst im Bezirk/Kreis. Hier wird
vorgeklärt, ob auch staatlich finanzierte Therapie in Frage kommt (wegen der Sparpolitik
eher selten).
Eine gute Möglichkeit zur Beratung sind auch die Erziehungs- und Familienberatungsstellen
in den Bezirken/Kreisen.
Der umgangssprachliche Begriff: „Kinderpsychologe“ ist irreführend und hat zum Teil fatale
Folgen für die Behandlung von therapiebedürftigen Kindern. Ein Psychologe hat Psychologie
studiert und zunächst einmal keine Heilbehandlungberechtigung erworben. Wenn er eine
mehrjährige anerkannte psychotherapeutische Qualifikation hat, nennt er sich „Psychologischer
Psychotherapeut“.
Für Pädagoginnen und Pädagogen ist die Kenntnis der verschiedenen Berufsbezeichnungen
äußerst wichtig, weil in der Alltagspraxis abwechselnd von „Psychologen“ „Kinderpsychologen“
(die es überhaupt nicht gibt), Psychiatern und Psychotherapeuten gesprochen wird. Meisten
werden die Eltern zu Ärzten geschickt, landen damit im medizinischen Feld, in dem eine
psychotherapeutische Behandlung kaum erwogen wird. Medizinische und medikamentöse
Behandlung (begleitet manchmal von Ergotherapie) sind hier das Mittel der Wahl.
Somit tragen Pädagogen aus Unkenntnis zu der extrem ansteigenden Verschreibung von
Psychopharmaka bei, obwohl sie eigentlich einen psychotherapeutisch wirksamen Eingriff in
seelisch bedeutsame Prozesse inklusive der familiendynamischen Strukturen wünschen.
Mobbingkonzept
Täter
Opfer
Stark
Schwach
Mehrere
Einzelne
Schuld
Unschuld
Dieses Betrachtungs- und Bewertungskonzept ist im pädagogischen Rahmen untauglich, da es
zu undifferenziert ist, also der eigentlichen Komplexität nicht gerecht wird.
Geeigneter scheint ein systemisches Interpretationskonzept, das davon ausgeht, dass es:
„Beteiligte in einem System der Angst“
sind, wenn in einer Gruppe Ausgrenzungen geschehen.
Die Beteiligten sind:
1. Die scheinbar Ahnungslosen, die (auch vor sich selbst) nichts mitbekommen (dürfen)
damit sie sich nicht verhalten (müssen).
2. Die Gaffer und heimlichen Applaudierer, die Angst haben, dass sie selbst attackiert
werden, vor allem, wenn sie helfend eingreifen.
3. Die, die durch
Abwertungen
Beschämung
Übergriffe, Demütigungen und
Vorwürfe
aktiv sind.
4. Diejenigen, die das Ziel der Abwertungen sind. Sie leiden, erscheinen moralisch
integerer. Ihre Anteile sind am kompliziertesten zu erfassen, Sie werden von den
Pädagogen in der Regel öffentlich beschützt und teilweise unterschwellig auch abgelehnt,
was zur Verfestigung und Verschlimmerung der Gruppensymptomatik beiträgt.
Die Quelle der Ängste aller Beteiligten liegt im negativen Selbstbild der verschiedenen
Rollenanteilnehmer mit den abgespaltenen eigentlichen Mechanismen, die den
diskriminierenden Handlungen zu Grunde liegen:
Selbstabwertungen
Scham
Erlebte Übergriffe und Demütigungen
Selbstvorwürfe
Diese Persönlichkeitsanteile müssen gesehen und bearbeitet werden. Dabei geht es um
Verbesserung der Wahrnehmung und der Selbstwahrnehmung und letztlich um
Selbstvergebung.
Erst in einem solchen Verständnis der Gruppendynamik als einem System der Angst
kann hilfreich und lindernd gewirkt werden.
Fortbildung: Fred Ziebarth
Der Wirbelsturm im Zusammenhang mit Kindern mit
Verhaltensstörungen
Vater
die Grundspannung
In der Regel
Lehrerin
Mutter
Kind
Vorwürfe
kommuniziert
Abwertungen
mit allen
Spannungen
Symptom
des Kindes
Recht haben wollen
Besser sein wollen
Arzt
Erzieherin
beliebig viele Spannungen zwischen den verschiedensten
Beteiligten eines gestörten Systems
Therapeut
Erlebt und ausagiert werden:
Abgespalten (unterdrückt) werden:
Sekundäre Gefühle u. Wünsche
Primäre Gefühle
Ärger
Hilflosigkeit, Angst
Wut
Scham, Verzweiflung
Gereiztheit
Trauer
Diffuse Schuldgefühle (Befürchtungen, inkompetent zu wirken)
Weg wollen - Loswerden wollen
Fortbildung: Fred Ziebarth
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