Autorenkorrektur Universität Passau: Neuer Ausbildungsgang Zertifizierter Finanzberater Glaubwürdige Signale durch zertifizierte Finanzberatung ◆ von Jürgen Steiner Die Menschen in Deutschland wissen: Wer sich auf den vorsorgenden Staat verlässt, der ist verlassen. Bei einer mit über 11.200 Haushalten durchgeführten, repräsentativen Erhebung des IFP Institut für Private Finanzplanung der Universität Passau und der Marktforschungsgesellschaft Icon Added Value, Nürnberg, gaben 56 Prozent der Befragten an, die private Vorsorge in den nächsten Jahren aufstocken zu müssen. Zunächst überrascht allerdings die Tatsache, dass nur 25 Prozent angaben, zeitnah Finanzprodukte zur Deckung des Vorsorgebedarfs abzuschließen. A uf der Suche nach einer Erklärung für diesen vermeintlichen Widerspruch wird man in der neuen Institutionenökonomie schnell fündig. Überkomplexe Rahmenbedingungen Die Rahmenbedingungen der privaten Finanzplanung sind viel zu komplex, als dass sie von einem privaten Haushalt auch nur annähernd beherrschbar wären. Zu denken ist hier etwa an die Flut von Einflussgrößen, die allein bei der Planung der Altersvorsorge zu berücksichtigen ist: Steuern vor Renteneintritt, Steuern nach Renteneintritt, Sozialabgaben, Inflation oder Rendite - um nur die wichtigsten zu nennen. Bei drei Beratern erhält der Privatkunde drei unterschiedliche, durchaus begründete Analysen und Empfehlungen zur „besten Lösung“ seiner finanziellen Probleme. Was tatsächlich richtig oder falsch ist, kann der Kunde nicht sinnvoll beurteilen. ◆ Abbildung 1: Bedarfs- und Kompetenzfelder 36 AMC Magazin 6/07 Autorenkorrektur effizient in Finanzanalysen und praktikablen Lösungen umsetzen kann. Gerade die Prozessbeherrschung stellt ein wesentliches Manko der Finanzberater dar und gilt als Erklärung für die mäßigen Ergebnisse der Branche bei Mystery Shoppings. ◆ Abbildung 2: Der Standardprozess des Beratens und Verkaufens Am realen Beratungsalltag orientiert Die Dienstleistung der Finanzberatung ist im Sinne der neuen Institutionenökonomie also ein Vertrauensgut. Diese sind typischer Weise dadurch gekennzeichnet, dass Verbraucher nach unabhängigen, externen Signalen suchen, die sie in ihrer Kaufentscheidung bestätigen. Fehlen derartige Signale, wird der Verbraucher das Angebot nicht in Anspruch nehmen. Als besonders starkes, positives Signal gelten Zertifikate, mit denen die Güte der Dienstleistung glaubwürdig bestätigt wird. Gestützt wird die theoretisch abgeleitete Notwendigkeit zur Zertifizierung durch die zuvor bereits erwähnte empirische Erhebung. Dabei hielten es 82 Prozent der Befragten für wichtig oder sehr wichtig, dass Finanzberater einen Qualifikationsnachweis über ein Zertifikat liefern. Zertifikate = glaubwürdige Signale Gemäß der Philosophie des IFP Institut für Finanzplanung besteht die Grundanforderung der Aus- und Weiterbildung von Finanzberatern darin, deren Tagesgeschäft – also die Beratungs- und Verkaufsprozesse der Praxis – so real wie möglich in der Qualifikation widerzuspiegeln. Um dieser Grundanforderung Rechnung zu tragen, werden die Qualifizierungsanforderungen direkt aus dem Tagesgeschäft der Berater nach dem Bottom-up-Prinzip wie folgt abgeleitet: ◆ Den Mittelpunkt der Qualifikation stellen die Kompetenzfelder des Finanzberaters dar (siehe Abbildung 1). Mit dem so definierten Tätigkeitsprofil bleiben die Ausbildungsinhalte festzulegen, die für das Beherrschen der Kompetenzfelder erforderlich sind. ◆ Das erforderliche Wissen zu jedem Kompetenzfeld wird den einzelnen Phasen des Beratungs- und Verkaufsprozesses zugeordnet (siehe Abbildung 2) Die Glaubwürdigkeit der Zertifizierung bedingt, dass der Markt die zertifizierende Institution als un-abhängiger Experte in Fragen der privaten Finanzplanung wahrnimmt. Davon ist bei Universitäten auszugehen. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern eine solche Zertifizierung anbieten, schärfen damit nicht nur ihr Profil als Qualitätsanbieter beim Kunden, sondern signalisieren auch auf dem Arbeitsmarkt den hohen Stellenwert, den Aus- und Weiterbildung im Unternehmen genießt. Durch die Zertifizierung profitiert ein Finanzdienstleister somit in zweierlei Hinsicht: Zum einen fördert ein Zertifikat die Akquisition und dauerhafte Bindung von Kunden und zum anderen wird die Anwerbung neuer, motivierter Berater erleichtert. Das IFP unterstützt seine Kooperationspartner durch individuell abgestimmte Trainingseinheiten und bietet seit 2005 zudem die Qualifizierung zum ZFB Zertifizierter Finanzberater (Universität Passau) im Rahmen eines institutionalisierten Ausbildungsprogramms an. Vor allem Teilnehmer mit anderweitigen Abschlüssen bestätigten, dass die in den Trainings vermittelte Methodik der bedarfsorientierten und prozessorientierten Beratung wichtige Impulse für Ihre Beratungstätigkeit gegeben habe. „Jetzt weiß ich endlich, warum ich das alles gelernt habe und fühle mich beim Beraten und Verkaufen deutlich sicherer“, so ein Teilnehmer. Dem Bedarf an einer unabhängigen Zertifizierung trägt das IFP Institut für Private Finanzplanung der Universität Passau Rechnung und bietet in enger Kooperation mit Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche die Zertifizierung zum „ZFB Zertifizierter Finanzberater (Univ. Passau)“ an. Mit dem Erwerb dieses Zertifikats weisen Finanzberater nach, dass sie über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, um Privatkunden bedarfsorientiert und ganzheitlich zu den Themenbereichen Liquidität, Vorsorge und Vermögen zu beraten. Das Zertifikat erhält, wer über das zu den Beratungs- und Kompetenzfeldern [siehe Abbildung 1] gehörende Fachwissen einschließlich der kompetenzfeldübergreifenden Wissensgebiete BWL, VWL, Recht & Steuern sowie Finanzmathematik verfügt und nachweist, dass er den Prozess des Beratens und Verkaufens beherrscht. Kurzum, sein Fachwissen systematisch und Die eingangs zitierte Studie „Bedarfsanalyse im Bereich Private Finanzplanung (2005)“ kann über die Hompage des IFP Institut für Private Finanzplanung angefordert werden. Auch Interessenten für das Weiterbildungsangebot erhalten hier weiterführende Informationen: www.ifp.uni-passau.de/ AMC Magazin 6/07 ◆ Autor und Institut Prof. Dr. Jürgen Steiner Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre, Universität Passau [email protected] 37