Physikalische Technik | Technologiebeschreibung Phasenanaloger Wegsensor Abstract An der Hochschule Mannheim wurde ein phasenanaloges Verfahren zur Weg- und Positionsmessung entwickelt. Der phasenanaloge Sensor ermöglicht neue Anwendungen in der Automatisierungstechnik und bei Kraftfahrzeugen. Weitere innovative Applikationen sind in den Bereichen Medizin und Umwelt gegeben. Die Sensorik wird mit kostengünstiger Leiterplattentechnologie gefertigt und verhält sich robust gegenüber Störeinflüssen. Leitung mit parallelen Widerständen, Superposition von Stromquellen Eine andere Ausführung eines Feldgebers besteht aus zwei parallelen Leitern, zwischen denen Widerstände angeordnet sind (Abb. 2). Die Phase der felderzeugenden Ströme wird hier durch Speisung mit zwei Wechselstromquellen bewirkt, wobei die zweite Stromquelle eine feste Phasenverschiebung gegenüber der ersten aufweist. Weg x Messprinzip Beim phasenanalogen Messprinzip erzeugt ein Netzwerk aus passiven Bauelementen über einer Wegstrecke ein magnetisches oder elektrisches Wechselfeld, dessen Phase entlang der Wegstrecke variiert. Über die Messung der Phase erfolgt die Bestimmung der Position. B1 mit Phase Null I(x) B(x) mit Phase (x) I2 Uind(x) RC-Netzwerk als Magnetfeldgeber Weg x B1 mit Phase Null I(x) B(x) mit Phase (x) B2 mit Phase 2 I1 RC-Netzwerk Uind(x) Empfangsspule Abb. 1 RC-Verzögerungsnetzwerk als Magnetfeldgeber Die Wechselströme in den Widerständen haben eine wegabhängige Phase, da durch die einzelnen RC-Glieder eine Verzögerung der Ausbreitung der Wechselströme entlang des RC-Verzögerungsnetzwerkes erfolgt. Am Ende der Strecke wird die maximale Phasenverschiebung erreicht. Die magnetische Flussdichte entlang der Strecke ist proportional der Ströme im Netzwerk. In der Empfangsspule wird bei der Position x eine Spannung induziert, die ebenfalls proportional zur magnetischen Flussdichte und der erzeugenden Ströme ist. Damit weist die induzierte Spannung das gleiche Phasenverhalten auf wie die Ströme im Netzwerk. Im Sinne des phasenanalogen Verfahrens wird nur die Phase α(x) der Wechselfelder ausgewertet und nicht deren Amplitude. Mit Leitungsabschluss ist die Phase α(x) eine exakte lineare Funktion des Weges x. Copyright © 2014 TLB - X2c - Empfangsspule Abb. 2 Widerstandsnetzwerk als Magnetfeldgeber Die auf die Empfangsspule wirkende magnetische Flussdichte B wird durch die oberen und unteren Längsleiter erzeugt. Infolge der Stromableitung durch die Widerstände R nimmt die Wirkung der Stromquelle I1 (Phase Null) von links nach rechts ab und die Wirkung der Stromquelle I2 (Phase alpha2) nimmt von links nach rechts zu. Infolge von Superposition der Wirkung der beiden Längsleiterströme bildet sich der kontinuierliche Übergang der Phase in die Induktionsspannung der Sensorspule ab. Die Weginformation liegt in der Phase der Induktionsspannung. Die Amplitude ist von untergeordneter Bedeutung. Obwohl in vertikaler Richtung die Feldamplitude über dem Leiternetzwerk schnell abnimmt, verändert sich die Phase der Wechselfelder nicht. Dieses Merkmal ist die grundsätzliche Ursache für die Robustheit des Sensors in Bezug auf den Abstand zum Feldgeber. So kann die Spule bei einer Sensorlänge von beispielsweise 1 m die Weginformation noch bis in eine vertikale Höhe von 5 cm über dem Leiternetzwerk detektieren. Abb. 3 Leiternetzwerk und Spule 1/3 2 I1 Widerstandsnetzwerk Phasenanaloge Feldgeber gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Direkt einer Leitung nachempfunden ist das RC-Verzögerungsnetzwerk wie in Abb.1 gezeigt. Am Anfang der Strecke erfolgt die Speisung durch eine Wechselstromquelle. B2 mit Phase Messtechnik | Technologiebeschreibung Phasenanaloger Wegsensor Diese Spannung erzeugt ein elektrisches Wechselfeld zwischen der Widerstandsserienschaltung und dem Massebezug. Eine elektrische Feldsonde detektiert darin die Sondenspannung. Obwohl die elektrische Feldstärke nur geringe Werte in der Größenordnung von V/cm aufweist und hochohmig detektiert werden muss, ist der Einfluss von Störungen dennoch bemerkenswert gering. B1 t 2 B2 Praktische Ausführung Der Sensor kann in annähernd beliebigen Längen gebaut werden, zum Beispiel von wenigen Zentimetern bis hin zu mehreren zehn Metern oder noch länger. Außerdem kann die Wegstrecke auch gekrümmt sein und insbesondere auch als Winkelmesser fungieren. Die Ströme im Leiternetzwerk der magnetischen Feldgeber haben Amplituden in der Größenordnung von 20 mA und eine Frequenz von 32768 Hz. Die Induktionsspannung an der Spule erreicht Werte von 1 mV bis 10 mV und steht niederohmig zur Verfügung. Die maximale Phasenverschiebung beträgt typisch zehn Grad. Bei einem genügend großen Spulendurchmesser des Sensors, etwa in der Größe der Leiterelemente, ist in der Auswertung keine Stufung zu erkennen. Das Ausgangssignal liefert ein kontinuierliches, lineares Wegsignal. Der Fehler im Wegsignal liegt unter 0,2 %. t 2 B(x) t Uind t Abb. 4 Signale bei induktiven Feldgebern 10° Elektrischer Feldgeber mit Widerstandsserienschaltung 5° Das phasenanaloge Sensorprinzip ist auch über eine Messung des elektrischen Feldes realisierbar, siehe Abb. 5. Dazu ist eine Serienschaltung von Widerständen zwischen zwei Spannungsquellen angeordnet. Die zweite Spannungsquelle hat eine feste Phasenverschiebung gegenüber der ersten Spannungsquelle. Weg x E1 mit Phase Null R-Serienschaltung U1 U E E2 mit Phase E(x) 2 U2 US(x) Feldsonde Abb. 5 Widerstandsserienschaltung als elektrischer Feldgeber Infolge von Superposition der beiden eingespeisten Spannungen erhält man wieder eine kontinuierlich über die Wegstrecke variierende Phase und die Spannung zwischen den Widerständen beträgt U(x) = U0(x) ⋅ cos(2π ⋅ f ⋅ t − α(x)) . 2/3 Copyright © 2014 TLB 0 0,5m 1m Abb. 6 Phase als Funktion des Weges Elektronik E(x) mit Phase (x) Massebezug x 0° - X2c - Das phasenanaloge Wegmessprinzip hat prinzipiell eine unendliche hohe Auflösung. Die Sinussignale werden mit Hilfe von Komparatoren in zeitanaloge Signale gewandelt. Die phasenanalogen Pulsbreiten ergeben über Mittelwertbildung oder schnelle Direktintegration eine Gleichspannung. Die weitgehend analoge Schaltung basiert auf herkömmlichen Bauelementen. Eine ratiometrische Messkette setzt die Messphase zur Streckengesamtphase ins Verhältnis. Damit ist das Ergebnis weitgehend unabhängig von Toleranzen der analogen Bauelemente. Temperatur und Langzeitdrift haben keinen Einfluss. Ein Sensorabgleich ist nicht erforderlich. Der Gesamtfehler liegt unter 0,2 %. Messtechnik | Technologiebeschreibung Phasenanaloger Wegsensor Kostengünstige Fertigung Anwendungsgebiete Der Fertigungsaufwand für die Platine der elektronischen Auswertung ist vergleichbar mit dem Aufwand für die kostengünstige Herstellung von Low-Cost-Multimetern im Bereich von wenigen Euro. Wegmessung ist in sehr vielen Bereichen wichtig und wertsteigernd für das Gesamtprodukt. Weil die Technologie sehr einfach und kostengünstig ist, wird das phasenanaloge Verfahren eine präzise Wegmessung auch in völlig neuen Low-Cost-Anwendungsbereichen ermöglichen. Ein wesentliches Anwendungsgebiet ist der große Bereich der Automatisierungstechnik und hier insbesondere natürlich die Hydraulik. Bei Kraftfahrzeugen sind Motorsteuerung und Getriebe sowie die Wegdetektion bei Türen, Fenstern und Sitzen als Beispiele zu nennen. Viele spezielle Anwendungen können sich ergeben in kritischen Umweltbereichen mit einem hohen Feuchte- und Schmutzanteil. In der Medizintechnik bietet sich die Positionsmessung im Klinik- und Operationsbereich an. Patentsituation Abb. 7 Platine der elektronischen Auswertung Bei großen Längen besteht das Leiternetzwerk aus Drähten mit aufgelöteten Bauelementen. Kurze Sensoren bestehen aus kostengünstigen FR4-Platinen mit SMDBestückung. Es wurden für diese Technologie international mehrere Patente angemeldet. Ein deutsches Patent DE 10 2006 012952 B4 ist erteilt und ein europäisches Patent EP 1 996 900 B1 wurde erteilt und ist in Deutschland, Frankreich und Großbritannien in Kraft. Ein europäisches Patent EP 2 428 773 B1 wurde erteilt und ist in Deutschland, Frankreich und Großbritannien in Kraft. Die Patentanmeldung EP 12 007 289.7 ist anhängig. Technologietransfer Die Technologie-Lizenz-Büro GmbH ist von der Hochschule Mannheim mit der Verwertung beauftragt und bietet Unternehmen die Möglichkeit der Lizenznahme an. Kontakt Abb. 8 Leiternetzwerk als FR4-Platine mit SMD-Bestückung, Sensorspule Umweltverträglichkeit Insbesondere die robusten magnetisch-induktiven Sensorvarianten benötigen keine spezielle Gehäusetechnik oder Schirmung. Sie funktionieren auch in problematischer Umgebung mit Wasser und Öl. Lediglich die elektrischkapazitive Variante ist auf trockene Umgebungen beschränkt. 3/3 Copyright © 2014 TLB - X2c - Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Herrn Dr.-Ing. Michael Ott unter E-Mail: [email protected] Technologie-Lizenz-Büro (TLB) der Baden-Württembergischen Hochschulen GmbH Ettlinger Straße 25, 76137 Karlsruhe, Germany Tel. ++49 / (0)721 / 79004-0 Fax ++49 / (0)721 / 79004-79 www.tlb.de oder Herrn Prof. Dr. Burkhard Voigt unter E-Mail: [email protected] Hochschule Mannheim Institut für Analogtechnik und Sensorik Paul-Wittsack-Straße 10, 68163 Mannheim, Germany Tel. ++49 / (0)621 / 292 6559