Harbke-Allertal - Landesamt für Umweltschutz Sachsen

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Harbke-Allertal
Bördekreis (BK)
Bördekreis (BK)
LSG0012BOE
LSG0012OK_
Verordnung des Landkreises Bördekreis über das Landschaftsschutzgebiet
"Harbke - Allertal" vom 30.11.2006 (Amtsblatt für den Bördekreis. 10(2006)22 vom 08.12.2006, S. 2)
12 713 ha
LSG0012___
Landkreis:
Verordnung:
Größe:
Codierung:
Im LSG liegen die Gebiete:
Code
EU-Nr.
Name
Anteil (%)
FFH0023
DE 3633 301
Speetze und Krummbek im Ohre-AllerHügelland
FFH0028
DE 3732 301
Lappwald südwestlich Walbeck
FFH0041
DE 3732 302
Bartenslebener Forst im Aller-Hügelland
100,00
FFH0208
DE 3732 304
Zisterne Weferlingen
100,00
FFH0286
DE 3732 305
Marienborn
99,76
FFH0287
DE 3733 301
Wälder am Flechtinger Höhenzug
39,13
3,35
99,62
NSG0011___
Rehm
100,00
NSG0012___
Bartenslebener Forst
100,00
NSG0158___
Bachtäler des Lappwaldes
99,62
Gebietsbeschreibung
Das LSG liegt am westlichen Rand des Ohrekreises und im nordwestlichen Bördekreis. Große Teile
gehören zur Landschaftseinheit Ohre-Aller-Hügelland, der Rest zur Landschaftseinheit BördeHügelland. Von Everingen im Norden bis Sommersdorf im Süden erstreckt sich das LSG auf 24 km
Länge in Nord-Süd-Richtung. Die Ausdehnung in Ost-West-Richtung beträgt 4-7 km. Die westliche
und nördliche Begrenzung des LSG ist mit der Landesgrenze zu Niedersachsen weitgehend identisch.
Im Nordosten grenzt es an das LSG „Flechtinger Höhenzug“.
Durch die tektonische ”Allertalstörung” entstand der in Süd-Nord-Richtung verlaufender Grabenbruch
des Allertals, der den bewaldeten Höhenzug des Lappwaldes im Westen von der sowohl ackerbaulich
als auch forstlich geprägten Weferlinger Triasplatte im Osten trennt. Das stark bewegte Hügelland
wurde im Bereich seiner höchsten Erhebungen bei Harbke in früheren Zeiten auch als ”Magdeburger
Schweiz” bezeichnet.
Das LSG wird von der Bundesautobahn A2 zwischen Morsleben und Marienborn in west-östlicher
Richtung durchzogen. Südlich dieser Verkehrstrasse liegt das Teilgebiet Harbke mit den großflächigen
Buchenwäldern des Harbker Forstes. Hier liegen auch mit dem Rodenberg und dem Heidberg die mit
207 m über NN beziehungsweise 211 m über NN höchsten Erhebungen des LSG. Im Süden tritt die
Aller, von Osten kommend, in das Gebiet ein und verläuft in dem reizvoll gewundenen, schmalen
Allertal nach Norden. Erst bei Weferlingen weitet sich das Tal zu einer gering reliefierten Ebene.
Die Wälder des Lappwaldes werden als Nadel- und Laub-Nadelmischforsten genutzt. Es bestehen
größere Laubwälder im Bischofswald bei Weferlingen, im Streitholz bei Schwanefeld und im Harbker
Forst. Östlich der Aller sind Hagholz, Rehm und Bartenslebener Forst größere naturnahe
Laubmischwälder.
Größere ackerbaulich genutzte Flächen bestehen zwischen Sommersdorf und Marienborn, östlich
Bartensleben und Walbeck sowie nördlich Weferlingen. Die Niederung der Aller wurde traditionell als
Grünland genutzt. Nach Meliorationen entstanden auch hier größere Ackerflächen.
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An den Osthängen des Allertals erstrecken sich auf flachgründigen Kalksteinverwitterungsböden
extensiv beweidete, magere Hutungen, die sich teilweise in Sukzession zu Trockengebüschen
befinden.
Das Gebiet wird von zahlreichen kleinen Fließgewässern durchzogen. Die im Bereich der Waldflächen
verlaufenden Gewässer, wie Wirbkebach, Mühlenbach und Riole, sind naturnah erhalten. Im Bereich
der landwirtschaftlichen Flächen sind die Aller und ihre Zuflüsse mehr oder minder stark begradigt und
verbaut.
Bei Weferlingen wird die Landschaft durch großflächigen Gesteinsabbau beeinträchtigt. Am Ortsrand
von Morsleben stellen die Gebäude des atomaren Endlagers optische Störfaktoren dar. Südlich
Morsleben ist die breite Trasse der Bundesautobahn A2 eine die Landschaft zerschneidende Linie mit
optischer und akustischer Störwirkung.
Landschafts- und Nutzungsgeschichte
Während der Jungsteinzeit lag der Schwerpunkt der Besiedlung zwischen Sommersdorf und
Bartensleben, doch auch von Siestedt sind Fundstellen bekannt. Dabei wies die Hochfläche zwischen
Marienborn und Harbke bevorzugt Grabanlagen, das heißt Grabhügel und Großsteingräber, auf.
Während der Bronzezeit und Eisenzeit verlagerten sich die Siedlungsaktivitäten stärker auf die
Gegend um Beendorf und Hödingen. Die Siedlungsnachweise der römischen Kaiser- und
Völkerwanderungszeit beschränken sich demgegenüber auf die unmittelbare Umgebung der
Ortschaften Weferlingen, Morsleben und Sommersdorf.
Die Linienbandkeramikkultur als das älteste Volk von Ackerbauern ist im Allertal mit nur einer
Fundstelle bei Marienborn belegt. Danach schien die Besiedlung in der frühen Jungsteinzeit
abzubrechen. Sie setzte erst in der mittleren Jungsteinzeit wieder mit der Tiefstichkeramikkultur ein.
Dieser folgten dann die Kugelamphoren- und die Schönfelder Kultur. Die Bevölkerung der
Tiefstichkeramikkultur errichtete den Toten mächtige Grabhügel mit steinernen Grabkammern, wobei
sich bei Harbke noch vier, bei Marienborn fünf Großsteingräber erhalten haben. Eine Siedlung dieser
Kultur bestand in Beendorf. Der 0,8-1,0 m tief liegende jungsteinzeitlichen Siedlungshorizont bildete
noch während der späten Bronzezeit die gewachsene Oberfläche, als sich an dieser Stelle Siedler
niederließen, die ihre Toten in Steinkisten beisetzten. Das Gräberfeld blieb bis in die frühe Eisenzeit
hinein bestehen. Auch ein Grab der Glockenbecherkultur ist von dort bekannt. Grabhügel der Bronzeund Früheisenzeit haben sich bei Harbke erhalten. Sie besitzen einen Durchmesser von 11 m und
eine Höhe von 2 m und werden von Steinkränzen umschlossen. Die Grabhügelfelder bei Marienborn
befinden sich über den steil abfallenden Talhängen der Aller und stellen mit mehr als 100 Grabhügeln
einen der größten Bestattungsplätze dieser Art in Mitteldeutschland dar. Aus Hödingen stammt ein
Hortfund der Bronzezeit, der ein Hängebecken und damit ein Meisterwerk nordischer Gießerkunst
aufweist. Der Hort umfaßt neben Schmuckstücken auch Gußrückstände und ist damit als Gießerdepot
zu interpretieren. Dies läßt eine Werkstatt in der Umgebung vermuten und, verbunden mit einem
zweiten Bronzehortfund bei Weferlingen, auf die Bedeutung des Allertales während der Bronzezeit
schließen.
Während der Früheisenzeit siedelte im Allertal die Hausurnenkultur.
Die Nutzungsgeschichte wird aufgrund des hohen Waldanteils im LSG seit langem von der
Forstwirtschaft und anderen Nutzungen dieser Wälder geprägt. Bereits im Mittelalter entstanden auf
den fruchtbareren Böden Rodungen zur Anlage von Ackerflächen. Noch im 18. Jahrhundert wurden in
einer letzten Rodungsphase Wälder bei Weferlingen, bei Bartensleben und im Allertal in Äcker
umgewandelt. Andere ehemalige Ackerflächen wurden wieder aufgeforstet. So bezeugen Wölbäcker
im Hagholz bei Weferlingen die ehemalige Ackernutzung.
Die grundwassernahen Böden des Allertals befanden sich traditionell in Grünlandnutzung. Die
Melioration ermöglichte die Umwandlung von Grünland in Ackerflächen. Noch im Jahre 1990 wurden
im Raum Schwanefeld und Morsleben größere Grünländer umgebrochen.
Die flachgründigen Rendzinen auf Kalkstein am Osthang des Allertals konnten ackerbaulich nicht
genutzt werden. Vielerorts entstanden durch extensive Schafhutung artenreiche Halbtrockenrasen, die
heute von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung sind.
In diesem Jahrhundert wurde die Landschaft vor allem durch Abbau von Hartgesteinen, Sand,
Eisenerz und Kalisalz geprägt. Bei Weferlingen entstanden im Rahmen des Kalkstein- und
Quarzsandabbaus große Tagebaue. Bei Walbeck wurden in der Alleraue kleine Tonvorkommen
ausgebeutet. Südlich Sommerschenburg wurde bis in das Jahr 1954 Eisenerz gewonnen. Ein
Restloch dieses Abbaues wurde in späteren Jahren als Badeanstalt genutzt. Westlich Harbke
entstanden außerhalb des LSG riesige Braunkohlentagebaue.
Bei Morsleben wurden die im Bereich der Allertalstörung nach oben getriebenen Zechsteinsalze zum
Abbau von Kalisalzen genutzt. In den letzten Jahrzehnten fand die Umwandlung der alten Salzstöcke
in ein Endlager für radioaktiv schwach und mittel belastete Abfälle statt. Es ist derzeit das einzige
Endlager auf dem Gebiet der Bundesrepublik.
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Die Wälder um Harbke waren in früheren Zeiten ein beliebtes Ausflugsziel der Bürger von Magdeburg
und Helmstedt. Bedingt durch die grenznahe Lage konnte das Gebiet nach dem II. Weltkrieg von
beiden Seiten nicht mehr erreicht werden. Durch die Lage im ehemaligen Grenzgebiet erfolgte die
forstliche Nutzung der Wälder westlich des Allertals nur in geringer Intensität. Es konnten sich ruhige
und naturnahe Lebensräume entwickeln.
Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima
Die 1 bis 2 km breite tektonische Struktur der Allertalzone quert das LSG von Alleringersleben bis
südwestlich von Weferlingen. Die Begrenzung der Struktur erfolgt durch herzynisch streichende
Tiefenstörungszonen, die das LSG in drei unterschiedliche geologische Einheiten zerlegen. Die
Allertal-Struktur wird von der sich nordöstlich anschließenden Weferlingen-Schönebecker Trias-Platte
durch eine Störungszone begrenzt, die über Groß Bartensleben, Schwanefeld und Walbeck verläuft
und vom steilen Ostufer der Aller markiert ist. Mittels einer anderen Störungszone im Südwesten, die
entlang der Linie Morsleben-Beendorf und westlich Walbeck im Relief kaum auffällt, grenzt sich die
Allertal-Struktur gegen die Lappwald-Mulde ab.
Der geologische Bau des Gebietes wird von Formationen des Tafeldeckgebirges geprägt, die sich ab
oberem Perm vor etwa 250 Millionen Jahren bildeten. Die ältesten Gesteine, die Zechstein-Gruppe,
treten nirgends zutage. Im Untergrund der Weferlingen--Schönebecker Trias-Platte sind sie als
Mergelschiefer und Anhydrite, in der Nähe der Allertal-Struktur mit Resten der Salzeinlagerungen
erhalten geblieben. Auch in der Lappwald-Mulde sind die Mächtigkeiten des Zechsteins erheblich
reduziert worden. Der Grund dafür ist die Abwanderung der Stein- und Kalisalze zur Allertal-Struktur,
wo sie sich bis Ende der Unterkreide vor zirka 110 Millionen Jahren mit großer Mächtigkeit in einem
langgestreckten, die gesamte Struktur ausfüllenden Salzstock (Spaltendiapir) angestaut haben. In der
Zeit von 1897-1969 wurden die Salze unter Tage in Morsleben und Bartensleben abgebaut. Am
Nordostrand der einer extremen Zerrung und Erweiterung ausgesetzten Struktur sind die Gesteine
des Muschelkalks und des Keupers einbezogen worden. Heute treten sie als Schollen teilweise hart
an das Ostufer der Aller heran. Das sind zum Beispiel langgestreckte, nach Westen sich steil
heraushebende Wellenkalkzüge zwischen Weferlingen und Walbeck, bei Schwanefeld sowie
zwischen Groß Bartensleben und Alleringersleben. Innerhalb der Allertal-Struktur gibt es sowohl
Schollen aus Sandsteinen/Mergelsteinen des Keupers als auch aus Jura-Tonen. Sie sind
wahrscheinlich in einem Scheitelgraben, der sich nach der Jura-Zeit durch die Zerrung und/oder
Auslaugung über dem durchgebrochenen Salzstock gebildet hat, eingesunken. Als Schollen kommen
die Jura-Tone auch entlang der südwestlichen Begrenzung der Allertal-Struktur vor. Auslaugung der
Salze im oberen Bereich führte zur Bildung des Gipshutes, der heute von maximal 300 m mächtigen
Ablagerungen der Kreide, des Tertiärs und des Quartärs bedeckt ist. Aufgrund der örtlich weiter
anhaltenden Bewegungen der Deckschichten können einzelne geologische Einheiten fehlen, andere
dafür sehr mächtig werden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß zum Beispiel quartäre Bildungen im
Bereich der jungen Subrosion stratigraphisch nahezu vollständig mit über 100 m Mächtigkeit
vorhanden sind und direkt dem Caprock aufliegen. Bis an die Oberfläche reichen die tertiären
Quarzsande, die bei Walbeck für die Glasproduktion abgebaut werden. Der tektonischen Struktur
folgend, formte die Aller ein breites Tal aus, das mit weichselkaltzeitlichen und holozänen fluviatilen
Sanden und Auenlehmen, manchmal Torfen und Anmooren, gefüllt ist.
Die Lagerung der Gesteine im Bereich der Weferlingen-Schönebecker Trias-Platte ist relativ ruhig. Die
flach zur Allertal-Struktur geneigten Schichten wurden nur in unmittelbarer Nähe zum Strukturrand in
die Randsenkenbildung einbezogen. Teile einer Einmuldung stellen zum Beispiel MuschelkalkPlateaus nordöstlich Walbeck, die hier zur Splittherstellung abgebaut werden, und bei Alleringersleben
dar. Die Täler der kleinen Bäche folgen dem allgemeinen Südwest-Fallen der Schichten. Hier können
weitere, nach Nordosten immer ältere Gesteine der Trias-Abfolge beobachtet werden. Nördlich
Bartensleben stehen rote Ton- und Schluffsteine (Letten) des Oberen Buntsandsteins (Röt) an, die
Einschaltungen von Gips enthalten. Die Gipse sind im Ausstrichbereich meist ausgelaugt. Die
Subrosion wird im Gelände durch eine parallel dem Schichtstreichen von Nordwest nach Südost
verlaufende Zone von Erdfällen und Geländeeinsenkungen nachgezeichnet. Viele der Erdfälle im
Bartenslebener Forst sind mit Wasser und Schlamm ausgefüllt. Südlich des Schäferberges bilden sich
in einem kleinen Bach durch austretendes Wasser rezente Kalktuffe. Die Schöllecke, die das LSG im
Nordwesten begrenzt, folgt zum Teil den Störungszonen von Südost nach Nordwest und durchfließt
mit relativ steilen Hängen die Schichten des unteren Buntsandsteins bei Hörsingen und des mittleren
bei Eschenrode. Zwischen Hödingen und Siestedt folgt sie einer durch Auslaugung von Gips und Salz
an der Basis des Röts entstandenen Senke. Die Trias-Schichten sind gelegentlich von
geringmächtigen oligozänen Tonen, saalekaltzeitlichen Schmelzwassersanden und
Geschiebemergeln sowie von weichselkaltzeitlichen Fließerden (insbesondere auf Röttonen) und in
flachen Mulden von Löß überlagert.
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Der Südwesten des LSG gehört zur Lappwald-Mulde, einer primären Randsenke. Sie wird meist durch
nordwestlich gerichtete, langgestreckte Höhenzüge aus Keuper (Rhät)-Sandstein/Schieferton und
durch flach in die dunklen Jura-Tone eingesenkte Depressionen gegliedert. In vielen kleinen
Steinbrüchen westlich Walbeck und südlich Beendorf sind die Rhät-Sandsteine für Bauzwecke
abgebaut worden. Der höchste Berg bei Marienborn (Rodenberg, 207 m über NN) besteht aus
eisenhaltigen Kalksandsteinen des Jura (Arietenlias), die oolithische Eisensteine enthalten und
zwischen Sommerschenburg und Badeleben der Eisengewinnung dienten. Sowohl
Quellwasseraustritte als auch tiefe, quer zum Streichen der Festgesteinsschichten eingeschnittene
Täler sind im Lappwald meist an tektonische Störungen gebunden. Die Riole enthält zum Beispiel bei
Walbeck vermoorte Quelltöpfe und durch Hangdruckwasser bedingte Quellbereiche. Solche Moore
und Quellwasser werden in Bad Helmstedt für Heilzwecke genutzt. Die Keuper- und Jura-Schichten
des Lappwaldes werden gelegentlich von Löß, wie beispielsweise südlich Beendorf und von
Geschiebemergel, südlich Morsleben, überlagert.
Das Gebiet zwischen Helmstedt, Harbke, Marienborn und Sommersdorf befindet sich bereits im
Bereich des Tertiärbeckens des Oscherslebener Sattels. Hier sind Kuppen aus kohleführendem
Eozän, örtlich aus marinem Oligozän, zu beobachten, die oft von Löß und Geschiebemergel umhüllt
sind. Die tertiäre Kohle wurde bis vor kurzem noch im Tagebau bei Harbke abgebaut.
Das LSG liegt fast vollständig in der Bodenlandschaft Nördliches Bördevorland. Im Norden wird die
Etinger Geschiebelehmplatte erfaßt und im äußersten Südwesten bei Harbke reicht das LSG in das
Ostbraunschweigische Löß-Hügelland hinein.
Das Allertal selbst enthält durchgehend Gley-Tschernitzen und randlich Gley-Kolluvisole aus
umgelagertem Löß, durchgehend tiefhumose, dunkle Auenböden mit ersten Wassermerkmalen
zwischen 0,4–0,8 m unter Flur. Die bodenkundlichen Verhältnisse außerhalb des Allertals werden
durch die sehr wechselhaften geologischen Verhältnisse bestimmt. Im südlichen bis mittleren Teil
(etwa südlich Marienborn bis Groß Barthensleben) finden sich in weiter Verbreitung Parabraunerden
aus Löß, zum Teil von Geschiebemergel unterlagert. Dort, wo karbonathaltige Gesteine
oberflächennah anstehen, finden sich unterschiedliche Pararendzinen aus skeletthaltigem Löß und
Sandlöß über Lehmfließerden beziehungsweise Pararendzinen aus skeletthaltigem Löss über schlufftonigem Gesteinszersatz.
Über Sand und Sandsteinen treten überwiegend Braunerden auf, so als Braunerden aus sandiglehmigem Geschiebedecksand über Schmelzwassersand als Braunerden aus skelettführendem,
lehmigen Sand über Keupersandstein bzw. dessen Zersatz.
Im Buntsandstein-Verbreitungsgebiet können aus den Braunerden durch tonigen Untergrund und
stauende Nässe Pseudogley-Braunerden werden.
Im nördlichen Abschnitt auf der Etinger Geschiebelehmplatte dominieren Pseudogley-Braunerden bis
Pseudogley-Fahlerden aus lehmigem Geschiebedecksand über Geschiebemergel.
Das Gebiet entwässert über die Aller in nördliche Richtung. Der Aller fließen von Osten und Westen
verschiedene kleinere Bäche zu, zum Beispiel die Riole, der Salzbach, bei Harbke der Wirbkebach
und der Mühlenbach. Natürliche Stillgewässer sind nur in Form von Erdfällen im Gips des
Bartenslebener Forstes vertreten. Künstliche Stillgewässer entstanden durch Festgesteinsabbau bei
Weferlingen, durch Tonabbau bei Walbeck, durch Eisenerzabbau bei
Sommersdorf/Sommerschenburg oder Stau von Bächen, zum Beispiel Schwarzkuhlenteich am
Harbker Schloß.
Das Grundwasser ist im Festgestein vorwiegend an Kluft- und Karstgrundwasser gebunden und liegt
in Tiefen zwischen 90 m (im Kalkgestein) und 10 m vor. Nur in den Bachauen steigt es auf wenige
Meter Tiefe oder kleinflächig bis an die Bodenoberfläche an.
Die Niederschläge liegen im langjährigen Mittel im Lappwald bei 550 bis 600 mm. In den östlichen
Teilen des LSG gehen sie leicht auf 525 bis 550 mm zurück. Die Jahresmitteltemperatur wird mit
8,5°C angegeben, wobei das Julimittel bei 18°C und das Januarmittel bei -1°C liegt.
Pflanzen- und Tierwelt
Die potentiell natürliche Vegetation des LSG wird auf Buntsandstein überwiegend von bodensauren
bis mäßig bodensauren Buchenwäldern vom Typ des Flattergras-Buchenwaldes gebildet. Staunasse
Standorte auf Keuper tragen einen Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald. Reichere Standorte auf
Muschelkalk und auf dem Röt des Oberen Buntsandstein sind mit Platterbsen-Buchenwald bestanden,
wie er im Naturschutzgebiet „Rehm“ und am Kleppersberg anzutreffen ist. Auf Parabraunerden im
Süden des Gebietes ist ein Mullbuchenwald vom Typ des Waldmeister-Buchenwaldes entwickelt.
Schmale Bachtälchen tragen einen Winkelseggen-Eschenwald und an ihrem Unterlauf auch
Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald und Erlenbruchwald. Im Bereich der lößbeeinflußten Tälchen im
Süden des Gebietes ist auch ein reicher Waldziest-Eichen-Hainbuchenwald zu erwarten.
Die aktuelle Vegetation entspricht auf Teilflächen, so im Harbker Forst, in den Naturschutzgebieten
„Rehm“, „Bartenslebener Forst“ und „Bachtäler des Lappwaldes“ sowie am Kleppersberg noch
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weitgehend der potentiell natürlichen. Im Rehm ist ein reicher Platterbsen-Buchenwald ausgebildet. In
der Baumschicht dominiert die Rot-Buche, vereinzelt treten Trauben- und Stiel-Eiche, Hainbuche und
auf trockenen Kuppen Feld-Ahorn und Elsbeere auf. In der Strauchschicht sind Pfaffenhütchen und
Seidelbast typische Arten. Die Krautschicht wird von einer reichen Geophytenflora mit Leberblümchen
u.a. geprägt. Daneben sind Frühlings-Platterbse, Einblütiges Perlgras, Waldgerste, Wald-Zwenke,
Violette Sitter und Erdbeer-Fingerkraut typische Arten. Feuchtere, staunasse Mulden tragen BergAhorn und Esche sowie Ausdauerndes Bingelkraut und Giersch.
Im Bartenslebener Forst spiegeln die unterschiedlichen Waldtypen die differenzierte geologische
Situation wieder. Auf den mäßig armen Standorten ist ein Flattergras-Buchenwald mit Rot-Buche und
Trauben-Eiche ausgebildet. Die Krautschicht wird von Wald-Flattergras, Schattenblümchen und
Maiglöckchen geprägt. Ärmere Standorte tragen einen bodensauren Buchenwald mit Draht-Schmiele,
Heidelbeere, Heidekraut und Pillen-Segge. Grundwassernahe Standorte tragen einen SternmierenEichen-Hainbuchenwald, dessen Krautschicht aus Roter Heckenkirsche, Feld-Ahorn, Hasel und
Hartriegel gebildet wird während Wald-Primel, Erdbeer-Fingerkraut, Rasen-Schmiele und SumpfPippau die Krautschicht kennzeichnen. In den durch Auslaugungsvorgänge des Gipses entstandenen
Erdfällen sind teilweise Kleingewässer, Flach- und Zwischenmoore entwickelt. Zwischenmoorstadien
weisen Igel-Segge, Fieberklee, Scheidiges Wollgras, Rundblättrigen Sonentau und Moosbeere auf.
Der Kleppersberg bei Schwanefeld trägt artenreiche Kalkbuchenwälder vom Typ des PlatterbsenBuchenwaldes auf den Muschelkalkstandorten. Der Bärlauch tritt hier in großen Beständen auf. Die
Baumschicht wird fast vollständig von der Rot-Buche beherrscht. Frischere Standorte tragen
Hainbuche, Berg-Ahorn, Spitz-Ahorn und in der Strauchschicht Pfaffenhütchen, Roten Hartriegel und
Hasel. In der Krautschicht treten Gelbes Buschwindröschen und Hohler Lerchensporn auf. Die tonigen
Böden des Keupers tragen buchenreiche Eichen-Hainbuchenwälder mit Echter Sternmiere, WaldLabkraut, Wald-Flattergras und Sauerklee in der Krautschicht. Auf nährstoffärmeren Sanden sind auch
am Kleppersberg bodensaure Buchenwälder ausgebildet.
Im Harbker Forst finden sich Vorkommen verschiedener Orchideenarten wie Nestwurz, Braunrote und
Breitblättrige Sitter, Bleiches und Rotes Waldvöglein und Großes Zweiblatt.
Im Lappwald haben sich in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Grenze weitgehend ungestörte
Bachtäler erhalten, die mit naturnahen Vegetationstypen bestanden sind. Einige von ihnen sind im
Naturschutzgebiet „Bachtäler des Lappwaldes“ geschützt. Auf den Röt-Sandsteinen sind bodensaure
Buchenwälder entwickelt. Wo der Sandstein unmittelbar ansteht, ist die Krautschicht von Heidelbeere,
Draht-Schmiele und Schattenblümchen geprägt. Staunasse Standorte in den Bachtälern tragen
Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald. Unmittelbar an den Bachläufen stocken WinkelseggenEschenwälder und kleinflächige Erlenbruchwälder. Wo der Bachlauf der Riole in das Allertal eintritt,
sind feuchte Standorte in Bachnähe mit Schlankseggen-Ried, Engelwurz-Waldsimsenwiese, SchilfRöhricht und Grauweidengebüsch bestanden. Individuenreiche Vorkommen des Breitblättrigen
Knabenkrautes und kleine Flachmoorgesellschaften mit Fieberklee unterstreichen die
Schutzwürdigkeit dieser Bereiche.
Die kleinen Bäche, wie die Riole, sind Lebensraum von Bachforelle und Elritze. In den Quellgebieten
kommen Bergmolch, Feuersalamander und Springfrosch vor. Die Wälder im Bereich des Lappwaldes
sind reich an Totholz und weisen zahlreiche Spechthöhlen auf. Schwarz-, Mittel- und Kleinspecht
kommen vor.
Die Talränder des Allertals werden von Weideflächen eingenommen, auf denen zum Teil
Trockengebüsche mit Weißdorn und Schlehe stocken. Neuntöter, Sperbergrasmücke und
Gartengrasmücke sind hier charakteristische Vogelarten.
Entwicklungsziele
Nach Ende der deutschen Teilung wurde das LSG als Erholungsgebiet wiederentdeckt. Daneben
sollten aber auch die zwischenzeitlich entstandenen, ungestörten Lebensräume in Grenznähe
geschützt und von Störungen freigehalten werden.
Für die Waldflächen ist die Umwandlung der naturfernen Nadelholzforsten in standortgerechte
Laubmischwälder anzustreben. Die im Randbereich des Hartgesteinsabbaus bei Weferlingen
geschädigten Wälder sind zu sanieren. Daneben ist auch eine Vergrößerung der Waldflächen zur
Herstellung größerer zusammenhängender Wälder möglich. Die Bachtälchen und Quellbereiche,
insbesondere die Gewässerränder, sind von einer Bewirtschaftung auszunehmen.
In der Alleraue sind grundwassernahe Standorte zum Schutz des Bodens und des Grundwassers als
Grünland zu bewirtschaften. Die in den letzten Jahren umgebrochenen Flächen sind wieder zu
Grünland zu entwickeln. Die feuchtesten Flächen sollten nur extensiv bewirtschaftet werden. Die
Fließgewässerschonstreifen sind generell nur extensiv zu bewirtschaften oder von Nutzung
freizuhalten.
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Die Ackerlandschaft sollte durch Anlage von Feldgehölzen und Hecken stärker gegliedert sowie
ökologisch und landschaftsästhetisch aufgewertet werden. Ein durchgehender Verbund aus
Gehölzstrukturen zwischen dem Kleppersberg und dem Bartenslebener Forst ist zu entwickeln.
Aufgelassene Bergbaufolgelandschaften sind zu rekultivieren, mit geeigneten Holzarten aufzuforsten
oder der Sukzession zu überlassen.
Im Lappwald bietet sich die Anlage eines Wanderweges im Bereich des ehemaligen Grenzstreifens
an. Sensible Bereiche wie die Quellen der Waldbäche sind dabei jedoch zu umgehen. Die
kulturgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten des Allertals sind durch die ”Straße der Romanik”
erschlossen.
Exkursionsvorschläge
Harbke-Marienborn
Die hügelige Landschaft zwischen Marienborn und Harbke ist zu jeder Jahreszeiten ein reizvolles
Ausflugsziel. Über die Bundesautobahn A2 oder auch per Eisenbahn und den Bahnhof Marienborn ist
das Gebiet von östlicher oder westlicher Richtung gut zu erreichen. Die ausgedehnten Buchenwälder
laden zu langen Wanderungen ein. Anschließend kann in Sommerschenburg das Schloß des
Generalfeldmarschalles von Gneisenau besichtigt werden.
Botanisch Interessierte werden den Landschaftspark in Harbke mit seinen zahlreichen Baumarten
aufsuchen.
Bartenslebener Forst
Der Bartenslebener Forst bildet mit dem außerhalb des LSG gelegenen Erxlebener Forst ein
zusammenhängendes Waldgebiet von mehr als 10 Quadratkilometer Fläche. Er lädt zu ausgedehnten
Spaziergängen ein. Im Naturschutzgebiet „Bartenslebener Forst“ sind die naturnahen Buchen- und
Eichen-Hainbuchenwälder von besonderer landschaftlicher Schönheit. Sehenswerte Zeugen der
Erdgeschichte sind hier die großen Erdfälle, die durch Auslaugungen des unterliegenden Gips
entstanden.
Walbeck und Rehm
Ein Besuch des LSG darf nicht ohne Besuch der Ruine der ottonischen Stiftskirche zu Walbeck
beendet werden. Das Gebäude aus dem 10. Jahrhundert zählt zu den wertvollsten architektonischen
Kostbarkeiten im Land. Der Burgberg bietet einen schönen Blick über das Allertal. Unweit von
Walbeck liegt auf der östlich angrenzenden Hochfläche das Naturschutzgebiet „Rehm“. Hier kann auf
einem Spaziergang ein Einblick in die artenreichen, naturnahen Kalkbuchenwälder gewonnen werden.
Das Naturschutzgebiet kann auch mit der Bundesbahn über die Nebenlinie Haldensleben-Weferlingen
angefahren werden. Ein Haltepunkt befindet sich unmittelbar am Rande des NSG.
Verschiedenes
Das LSG ist reich an baulichen Zeugen der Kulturgeschichte. Die sachsen-anhaltische ”Straße der
Romanik” durchquert das Allertal von Morsleben bis Seggerde. In Walbeck steht auf einem steil über
dem Allertal aufragenden Burgberg die Ruine der ehemaligen Stiftskirche der Benediktiner. Graf
Lothar II. von Walbeck hatte in seiner Burg das Stift bereits im Jahre 964 einrichten lassen.
Wesentliche Teile dieses Baus sind in der Ruine noch erhalten, die zu den wenigen Zeugnissen
ottonischer Architektur in Sachsen-Anhalt zählt. Eine besondere Kostbarkeit ist auch die
sarkophagförmige Grabplatte von dem Grab des im Jahre 964 gestorbenen Stifters. Sie ist in der
Dorfkirche von Walbeck aufbewahrt.
In Weferlingen besteht mit dem ”Grauen Hermann” noch der aus dem 13. Jahrhundert stammende
Bergfried einer ansonsten zur Ruine gewordenen Burg. Prinz Friedrich von Hessen-Homburg lebte
hier im 17. Jahrhundert und hatte die Anlage restaurieren lassen. Am südlichen Schiff der Dorfkapelle
zu Weferlingen befindet sich die Grabkapelle des Markgrafen Friedrich Christian von Brandenburg aus
dem Jahre 1766.
In Seggerde am Nordrand des LSG besteht in der feuchten Allerniederung ein weitläufiger, wenig
gepflegter Park. Die ehemaligen Wiesenflächen wurden zum Teil mit Pappeln aufgeforstet. Auch in
Groß Bartensleben gibt es einen Landschaftspark, der aus einer barocken Anlage entstanden ist. Die
historischen Raumstrukturen sind durch unterlassene Pflege beeinträchtigt. Im zeitigen Frühjahr bietet
die Blüte des Winterlings hier einen optischen Reiz.
Ganz im Süden des LSG steht in Sommerschenburg eine alte Burganlage, die bereits seit dem 11.
Jahrhundert bekannt ist. Im Jahre 1814 wurde sie von König Friedrich Wilhelm III. dem
Generalfeldmarschall von Gneisenau für seine Verdienste in den Befreiungskriegen geschenkt. Die
Gneisenaus ließen die alten Befestigungen abtragen und ein Wohnschloß erbauen. Vom Turm der
Burg bietet sich ein weiter Rundblick auf das im Norden anschließende Allertal, den Höhenzug des
Elm zwischen Königslutter und Schöningen im Westen, die Vorberge des Harzes und den Harz im
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Süden. Neben der Burg wurde ein englischer Park eingerichtet, der in den letzten Jahrzehnten
mangels Pflege seinen ursprünglichen Charakter weitgehend verloren hat. Im Jahre 1841 wurde von
der preußischen Armee ein Mausoleum für den verstorbenen Generalfeldmarschall errichtet, wo
dieser bis heute bestattet liegt.
In Harbke wurde die Burg im 18. Jahrhundert von Baumeister Martin Peltier aus Braunschweig
erneuert und mit herrlichen Renaissanceportalen versehen. Ebenfalls in dieser Zeit wurde ein
Landschaftspark angelegt, der für seinen artenreichen Baumbestand weithin berühmt war. Sogar
Goethe soll hier im Jahre 1805 botanisiert haben. Bedingt durch die nahe Grenzlage sowie die
Ausbeutung und Verfeuerung der Braunkohle aus den nahen Lagerstätten sind Schloß und Park in
den letzten Jahrzehnten einem starken Verfall ausgesetzt gewesen. Gleiches gilt für den Ort Harbke,
der mehrere Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert wie zum Beispiel den Gasthof ”Zum
Goldenen Pudel” und den ”Grauen Hof”, besitzt.
Marienborn geht auf eine Quelle zurück, deren Umkreis als Heiliger Hain schon zu heidnischen Zeiten
ein Ort der Verehrung war. Nach der Christianisierung wurde von dem Ort eine Marien-Erscheinung
berichtet, die Ende des 12. Jahrhunderts die Errichtung einer Kapelle nach sich zog. Daneben
entstand ein Hospital und im 13. Jahrhundert ein Augustinerstift. Von letzterem bestehen heute noch
zwei spätgotische Flügel der Klausur. Die Stiftskirche St. Marien, ursprünglich ein gotischer Bau,
wurde 1885 nach Plänen von Carl August Stüler umfangreich verändert. Original ist noch die
spätromanische Priesterpforte in der Nordwand des Turms.
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
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