Aga-Elster-Tal und Zeitzer Forst

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Aga-Elster-Tal und Zeitzer Forst
Burgenlandkreis (BLK)
VO Landrat Burgenlandkr. v. 31.7.1998 (Wochenspiegel : Offiz.
Mitteilungsbl. d. Burgenlandkr. - (1998)32 v. 5.8.1998)
5 100 ha
LSG0043BLK
Landkreis:
Verordnung:
Größe:
Codierung:
Im LSG liegen die Gebiete:
Code
EU-Nr.
Name
Anteil (%)
SPA0031
DE 5038 301
Zeitzer Forst
99,69
FFH0156
DE 5038 301
Zeitzer Forst
99,69
Gebietsbeschreibung
Das LSG liegt im äußersten Süden des Landes Sachsen-Anhalt an der Grenze zu Thüringen. Es
gehört zu den beiden Landschaftseinheiten Zeitzer Buntsandsteinplateu und Weiße-Elster-Tal.
Charakteristisch für das Gebiet ist eine ausgesprochene Hügellandschaft, deren höchste Erhebung
die Grabeholzhöhe mit 299 m ü. NN ist. Höhenunterschiede von bis zu 140 m treten auf. Das LSG
umfaßt die tiefeingeschnittenen Täler der Weißen Elster und der Aga sowie die angrenzenden
Hochflächen, die teilweise bewaldet sind, so daß ein großer Reichtum an verschiedenartigen
Landschaftsbildern vorherrscht.
Landschafts- und Nutzungsgeschichte
Die Landschaft wurde sehr früh besiedelt und im Zuge der Besiedlung auch entwaldet. Lediglich im
zum LSG gehörenden Teil südlich von Zeitz blieben einige Wälder im Elster- und Agatal erhalten. Aus
dem 11. Jahrhundert stammt vermutlich die Haynsburg als deutsche Burgsiedlung, die sich seit dem
13. Jahrhundert im Besitz der Zeitz-Naumburger Bischöfe befand. In Droyßig befindet sich eine im 13.
Jahrhundert erbaute Niederungsburg mit einer Parkanlage.
Während die Landschaft um Zeitz im Zuge der allgemeinen Industrialisierung in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts durch den verstärkt im Tagebau betriebenen Braunkohlenbergbau stark beeinflußt
wurde, blieben die eingeschnittenen Täler der Weißen Elster und der Aga davon verschont. Die
Energie des fließenden Wassers wurde seit langem an beiden Flüssen zum Antrieb von
Wassermühlen genutzt, unter anderem Lonziger Wassermühle, Johannismühle, Neumühle
Sautzschen.
Auch die auf der Ebene immer intensiver betriebene Landwirtschaft beeinträchtigte die Landschaft
und ihre Lebensgemeinschaften, so daß die bewaldeten Täler ein Rückzugsgebiet für Tier- und
Pflanzenarten bildeten. Jedoch wurden auch diese Wälder durch die forstliche Nutzung beeinflußt,
insbesondere durch das Einbringen standortfremder Baumarten.
Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima
Der Untergrund im LSG wird zum größten Teil aus Gesteinen des Unteren, im Südosten auch des
Mittleren Bundsandsteins aufgebaut. Der Buntsandstein wird in mehreren Aufschlüssen sichtbar, so
bei Haynsburg, zwischen Droßdorf und Ossig sowie ganz besonders in den aufgelassenen
Steinbrüchen bei Droyßig und am linken Elsterhang oberhalb des Bahnhofs Haynsburg. Nur bei
Wetterzeube tritt ein isoliertes Vorkommen von Plattendolomit des unterlagernden Zechsteins zutage.
Auf den Hochflächen wird der Buntsandstein durch tertiäre Kiese, Sande und Tone bedeckt. Als
Relikte ehemaliger Tertiärbedeckung finden sich stellenweise Tertiärquarzite, die als erdgeschichtliche
Zeugen Naturdenkmale darstellen und dementsprechend geschützt sind, wie zwischen Droyßig und
Wetterzeube oder bei Staudenhain. Die Elster- und die Saalekaltzeit hinterließen Geschiebemergel
und Schmelzwassersande und -kiese, die jedoch nur noch auf kleinen Flächen von der Abtragung
verschont blieben. Nahezu durchgehend ist dagegen auf den Hochflächen der weichselkaltzeitliche
Löß verbreitet. Die jüngsten Ablagerungen sind sandig-kiesige und schluffige Bildungen des Holozäns
in der Elsteraue und ihren seitlichen kleinen Tälern.
Entsprechend der bodenlandschaftlichen Gliederung lassen sich zwei Gebiete unterscheiden: das
Elstertal mit Auenschluff-Vega und die Hochflächen zu beiden Seiten der Elster. Hier dominieren
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Böden aus Löß: Parabraunerden und Böden mit Stauvernässung (Braunerde-Pseudogleye). Die
Seitentäler der Elster enthalten Abschlämmmassen von den umgebenden Hochflächen und
Talhängen, auf denen Kolluvialböden ausgebildet sind. Auf den Hängen sind über unterem
Buntsandstein Parabraunerden und seltener Braunerde-Pseudogleye aus skeletthaltigem Löß über
tonigen Fließerden entwickelt, die zum lößbeeinflußten Ostthüringer Buntsandstein-Hügelland
überleiten.
Größtes Fließgewässer im LSG ist die Weiße Elster, die hier der alten tertiären Landabdachung von
Südwest nach Nordost folgt und ab Schleckweda in einer nur 100 m breiten Taleinengung, der
”Thüringer Pforte”, fließt. Die Aga und weitere Nebengewässer der Weißen Elster, wie der
Dielzschenbach, weisen eine starke Strömung infolge des großen Gefälles zum Elstertal auf.
Stehende Gewässer sind ein Stauweiher im Wald sowie ein Teich bei Ossig neben einer Reihe
kleinerer Tümpel, die zum Teil periodisch austrocknen, sowie das Elsteraltwasser bei Wetterzeube.
Das Klima im LSG ist wärmebegünstigt und relativ niederschlagsarm. Im langjährigen Mittel wurden in
Zeitz 575 mm Niederschlag und 8,6 °C Jahresmitteltemperatur gemessen, wobei die Niederschläge
nach Südosten geringfügig auf etwa 630 mm ansteigen. Das etwas feuchtere und kühlere Klima des
Elstertales hebt sich von dem wärmeren und trockeneren Klima der Hochebene ab. Das Tal gewinnt
dadurch an Bedeutung als Lebensraum für feuchtigkeitsliebende Arten.
Pflanzen- und Tierwelt
Die ehemals natürlichen Laubwälder sind in Resten als Eichen-Hainbuchenwälder im Grabeholz und
an den Forsträndern, als Eichen-Birken-Wälder auf den gebleichten Waldböden des Ratsches, des
Guteborntales und des Zeitzer Forstes sowie als wärmeliebende Hügellandausbildung des
Traubeneichen-Winterlinden-Hainbuchenwaldes an den südlichen Hängen des Kalten Grundes und
des Probsteiholzes vorhanden. Bei durchgeführten Aufforstungen wurden teilweise standortfremde
Baumarten, besonders Nadelhölzer wie Fichte, Kiefer und Lärche, angepflanzt. Der Zeitzer Forst stellt
das größte, relativ gering erschlossene Waldgebiet im Süden Sachsen-Anhalts dar. An den Hängen
der Taleinschnitte stocken Eschen-Ahorn-Schluchtwälder, im Agatal findet sich Erlen-Eschenwald. In
der Elsteraue sind noch Reste der ursprünglichen Weichholzaue als Pappel-Weiden-Auengehölze
erhalten.
Größere Flächen des LSG sind waldfrei. Mit Feldgehölzen und Hangrestwäldern sind die
landwirtschaftlich genutzten Feldfluren strukturiert. Grünland ist nur in der Elsteraue als artenarmes
Wirtschaftsgrünland vorhanden.
In den noch erhaltenen naturnahen Eichen-Hainbuchenwäldern der Hochebene kommen neben den
bestandsprägenden Baumarten Stiel-Eiche und Hainbuche auch Gemeine Esche, Winter-Linde und
Hasel vor, während in der Feldschicht Echte Sternmiere, Scharbockskraut, Busch-Windröschen,
Wald-Veilchen, Wald-Ziest und Rasen-Schmiele dominieren. Die Hänge der Taleinschnitte sind von
Eschen-Ahorn-Schluchtwäldern bestanden (Gemeine Esche, Berg-Ahorn). Im tiefeingeschnittenen
Agatal stockt ein Erlen-Eschenwald, in dem neben Großer Brennessel, Kleb-Labkraut und RasenSchmiele teilweise auch eine anspruchsvolle Bodenflora mit Hohlem Lerchensporn, Märzenbecher,
Aronstab, Einbeere, Türkenbund-Lilie und Echtem Lungenkraut vorkommt. Daneben sind auch
Vorkommen von Rippenfarn, Siebenstern, Eichen-Lattich, Keulen-Bärlapp, Wald-Geißbart, WinterSchachtelhalm, Christophskraut, Bleichem Waldvöglein, Fransen-Enzian und Knolligem Rispengras
bekannt. Auf den Wirtschaftswiesen im Agatal findet sich, allerdings in stark rückgängiger Zahl, die
Herbstzeitlose.
Die stark gegliederte Landschaft des LSG bietet ein differenziertes Lebensraumangebot für eine
artenreiche Fauna. In den Wäldern kommen die allgemein verbreiteten jagdbaren Säugetierarten, wie
Wildschwein, Reh, Rotfuchs, Dachs, Iltis, Baum- und Steinmarder vor. Wie anderswo ist auch hier der
Bestand des Feldhasen stark rückgängig. Neben Igel und Maulwurf sind als Vertreter der
Kleinsäugerfauna Haus- und Gartenspitzmaus sowie Haselmaus ebenso nachgewiesen wie Mopsund Fransenfledermaus sowie Großes Mausohr.
In den Wäldern und Gehölzen des LSG brüten die Greifvögel Mäusebussard, Rot- und Schwarzmilan,
Habicht und Turmfalke, aber auch die typischen Vertreter der Spechte, wie Schwarz-, Bunt-, Grauund Grünspecht sowie Wendehals. Von Süden reicht das Areal des Sperlingskauzes bis in das
Gebiet. In der Elsteraue wurden neben Stockenten auch Bleß- und Teichrallen sowie Zwergtaucher
und als Durchzügler der Flußuferläufer nachgewiesen. Außer der verbreiteten Bachstelze und der im
Grünland der Aue vorkommenden Schafstelze finden sich an der Aga auch die Gebirgsstelze und
vereinzelt der Eisvogel.
In einigen feuchten Hang- und Schluchtwäldern des LSG wird der im Gebiet stark gefährdete
Feuersalamander gefunden. Von den weiteren Lurcharten sind Gras-, Moor- und Teichfrosch,
Erdkröte sowie Berg- und Kammolch zu nennen. Die Kriechtiere sind besonders durch Waldeidechse
und Blindschleiche vertreten, jedoch werden auch Ringel- und Glattnatter sowie ganz selten die
Kreuzotter beobachtet.
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
Nach der eingetretenen Verbesserung der Wassergüte leben in der Weißen Elster auch wieder
anspruchsvolle Fischarten wie Döbel, Hasel und Gründling. Insgesamt werden 27 Fischarten für das
Einzugsgebiet der Weißen Elster genannt, die im Zeitraum nach 1992 nachgewiesen worden sind. In
der Aga, einem Mittelgebirgsbach, sind von der ursprünglichen Fischfauna nur noch Schmerle und
Dreistachliger Stichling vorhanden, während Bachforelle, Bachneunauge, Groppe und Ellritze infolge
der Gewässerbelastung durch die Landwirtschaft verschwunden sind.
Entwicklungsziele
Das vorrangige Entwicklungsziel besteht in der Erhaltung bzw. Verbesserung der Auenlandschaft an
der Weißen Elster sowie des tiefeingeschnittenen Kerbtales der Aga und der Wälder mit ihren
unterschiedlichen natürlichen Waldgesellschaften.
Das bedeutet insbesondere die Vermeidung jeglichen direkten oder indirekten Einleitens von Schadund Nährstoffen in die Weiße Elster und die Aga. Sämtliche Abwassereinleitungen, auch außerhalb
des LSG, dürfen nur nach vollständiger Reinigung erfolgen. Das Grünland der Aue sollte extensiv
bewirtschaftet werden, um einerseits ein Nährstoffeindringen in die Gewässer zu vermeiden und
andererseits wieder einer artenreiche Wiesenvegetation Regenerationsmöglichkeiten zu geben.
In den Wäldern sind schrittweise die standortfremden Baumarten zu entnehmen und durch Baumarten
zu ersetzen, die der potentiell natürlichen Vegetation entsprechen. Insbesondere auf der Hochfläche
sind die forstlich beeinträchtigten Eichen-Hainbuchenwälder wieder in einen naturnahen Zustand
zurückzuführen. In der Elsteraue ist die Entwicklung der Weichholzaue zu fördern, ohne den
Offenlandcharakter weiter Teile der Aue zu verändern.
Exkursionsvorschläge
Im LSG gibt es eine Vielzahl von Wanderrouten unterschiedlicher Ausdehnung, die das Gebiet
erschließen und die unterschiedlichen Landschaftsräume berühren. Sie werden in älteren und
neueren Broschüren ausführlich beschrieben.
Zeitz war seit 967 Bischofssitz. Als dieser 1028 nach Naumburg verlegt wurde, verblieb auf dem
Domhügel, ursprünglich wohl eine königliche Burg, ein Kollegialstift. Allerdings residierten die
Naumburger Bischöfe seit dem späten 13. Jahrhundert zeitweilig auch wieder in Zeitz. Die Stadt war
im Hoch- und Spätmittelalter ein wichtiger Handelsplatz am Übergang über die Weiße Elster. Zeitz
scheint eine der ältesten deutschen Städte zu sein, denn die schon 1147 Civitas genannte Oberstadt
mit der Marktkirche St. Michael, 1229 erweitert durch einen Neumarkt, ist offenbar jünger als die
unterhalb der Bischofsburg bestehende Unterstadt mit ihrem ältesten Markt.
Anstelle des von Städten wie Naumburg und vor allem Leipzig angezogenen Fernhandels fand die
Stadt schon im späten 18. Jahrhundert mit der Textilfabrikation ein neues Auskommen, ein
Jahrhundert später waren es unter anderem die Kinderwagenherstellung und die chemische Industrie,
die der Stadt zu neuer Blüte verhalfen.
Als kulturhistorische Sehenswürdigkeiten sind unbedingt das Schloß und der Park in Droyßig zu
nennen. Diese im 13. Jahrhundert errichtete ehemalige Niederungsburg wurde im 16., 17. sowie im
19. Jahrhundert umgebaut, so daß man Zeugen der verschiedenen Baustile, wie Renaissance, Barock
oder Neugotik, am Schloß findet. Im Dachgebälk dieses Schlosses befand sich lange Zeit eines der
größten Sommerquartiere des Mausohrs in Mitteldeutschland, einer stark gefährdeten Fledermausart.
Der 3,8 ha große Park weist einen sehr alten Bestand seltener Bäume auf.
Eine weitere Burgsiedlung, die Haynsburg mit einem 35 m hohen Bergfried, südlich von Zeitz gelegen,
stammt vermutlich aus dem 11. Jahrhundert. Diese Burg befand sich seit 1295 im Besitz der Bischöfe
von Zeitz-Naumburg. Auch sie wurde mehrfach überbaut, so wurden im Südflügel ein Mauerwehrgang
und an der Ostseite ein Renaissancegiebel aus gestaffelten Rundbogen geschaffen.
Aber auch die kleineren Ortschaften im LSG sollten bei Wanderungen oder Rundfahrten Beachtung
finden, weisen sie doch fast alle schöne Dorfkirchen und Fachwerkbauten auf und sind hervorragend
der Hügellandschaft des Gebietes angepaßt.
Im LSG befinden sich folgende sehenswerten Geotope, die alle als Naturdenkmale (ND) geschützt
sind:
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Ehemaliger Steinbruch westlich Wetterzeube: Aufschluß im Zechstein mit Plattendolomit
Ehemaliger Steinbruch Topschall ca. 1 km westlich Haynsburg: Aufschluß in der Trias
(Mittlerer Buntsandstein)
Ehemaliger Steinbruch nordwestlich der Straße Droßdorf-Ossig: Aufschluß in der Trias
(Mittlerer Buntsandstein)
Katersdobersdorf: Erosionsrinne mit Bachkaskade des Katerborns im Trias-Sandstein
(Mittlerer Buntsandstein)
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
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Quarzitblöcke (Blockfeld) südlich Droyßig: sog. Tempelwacken, Tertiärquarzit
(Gesteinsausbildung) im Hüllstockwerk
Ehemalige Ziegeleigrube südwestlich Grana: Lößwand, Löß mit Bodenbildung aus dem
Quartär (Weichselvereisung)
Findling in Grana, im Grundstück Dorfstr. 16a: Granit (Wiborg-Rapakiwi), Quartär (Elstervereisung)
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