Aufgabe 4.2: RC-Netzwerk mit zugeschalteterWechselspannungsquelle (Musterlösung aus Skript zu ETII: Einschwingvorgänge) t=0 Anderes Netzwerk uR(t) i(t) R Gleichspannung U0 C uC(t) Fig. 1: Einschalten des RC Netzwerks an eine Gleichspannung zum Zeitpunkt t = 0. Der Einfluss des anderen Netzwerks auf die Vorgänge zu Zeiten t > 0 wird vollständig durch die Randbedingung uC(0-) = uC(0+) erfasst. Variante 2: Einschalten einer sinusförmigen Wechselspannung Bei der Schaltung in Fig. 1 soll nun zum Zeitpunkt t = 0 eine sinusförmige Wechselspannung eingeschaltet werden. Wie wir bereits wissen, wird der Einfluss zu früheren Zeiten (t < 0) vollständig durch die Anfangsbedingung beschrieben. Daher verzichten wir auf die Angabe der Anregungsfunktion für t < 0 sondern merken uns vor, dass die Spannung uC(0+) als Anfangsbedingung gegeben ist und gleich dem Wert zur Zeit t = 0– sein muss: Anregung: u 0 (t ) Uˆ 0 cos(t ) für t > 0 (1.1) Anfangsbedingung: uC (0) uC (0) (1.2) Für die sinusförmige Anregung haben wir eine Amplitude Û 0 , eine Kreisfrequenz und eine Phasenlage gewählt (vorerst noch unbestimmt). Für die partikuläre Lösung können wir als „educated guess“ von sinusförmigen Signalen für alle Ströme und Spannungen ausgehen. Alle Signale werden dabei die gleiche Frequenz aber unterschiedliche Amplituden und Phasen aufweisen. Wir könnten jetzt entsprechende sinusförmige Signale für die Spannungen und den Strom ansetzen und durch Auswerten der Maschenregel die unbekannten Phasen und Amplituden ermitteln. Dies erfordert die umständliche Verwendung von trigonometrischen Beziehungen für die sinusförmigen Signale. Da der partikulare Ansatz den stationären Verhältnissen bei Anregung mit sinusförmigen Signalen entspricht, können wir stattdessen wesentlich effizienter die bereits bekannten Methoden der komplexen Rechnung verwenden. Wir setzen also beispielsweise für die Spannung an C ˆ j C jt ˆ u C , p (t ) U C , p cos(t C , p ) Re U C , p e e Re U C , p e jt U C, p (1.3) an, Analoges gilt für die anderen Signale, insbesondere kann die Anregungsspannung durch den Zeiger U 0 Uˆ 0 exp( j ) dargestellt werden. Die Information über Amplitude und Phase ist in dem komplexen Zeiger U C , p (analog für die anderen Größen) enthalten1. Die komplexen Zeiger kennzeichnen wir dabei durch Unterstreichung, der Zusatzindex „p“ erinnert uns daran, dass wir hier die partikuläre Lösung (für t > 0) betrachten. Im Komplexen erhalten wir durch die Maschengleichung U 0 U R, p U C , p I p R I p 1 jC (1.4) und daher Ip U0 (1.5) 1 R jC bzw. für die Spannung an C U C, p Ip jC U0 . jCR 1 (1.6) Zurückübersetzt in den Zeitbereich gemäß (1.3) erhalten wir als partikuläre Lösung für uC u C , p (t ) Uˆ C , p cos(t C , p ) Uˆ C , p C, p Uˆ 0 1 2 R 2C 2 arg(1 jRC ) arctan RC (1.7) (Rechnen Sie dies zur Übung nach.) Für die allgemeine Lösung erhalten wir durch Kombination von Lösung der homogenen Gleichung mit der partikulären Lösung uC (t ) uC ,h (t ) uC , p (t ) ke t / Uˆ C , p cos(t C , p ) . Die Berücksichtigung der Anfangsbedingung (1.2) ergibt die Konstante k uC (0 ) k Uˆ C , p cos( C , p ) (1.8) k uC (0) Uˆ C , p cos( C , p ) Fig. 2 zeigt den Verlauf von u C (t ) für den Fall uC (0) Uˆ 0 / 2, RC 10 und 0 . Die Kondensatorspannung startet bei Uˆ / 2 und pendelt sich nach einigen Perioden auf einen 0 sinusförmigen Verlauf, der gegenüber der Anregungsspannung um fast 90° nacheilt, ein. Dieses Nacheilen entspricht der Phasenlage, wie sie in der partikulären Lösung beschrieben wird. Das Einschwingen wird durch den von der Lösung der homogenen Gleichung herrührenden Anteil bewirkt. Die Zeitkonstante RC des Einschwingvorganges entspricht in unserem Beispiel RC 10 / 10T / 2 1,6 T (T ist die Periodendauer der Schwingung In der komplexen Rechnung wird die Zeigeramplitude vielfach noch durch 2 dividiert, so dass der Betrag der komplexen Zeiger gleich dem Effektivwert statt dem Spitzenwert entspricht. Wir verzichten an dieser Stelle darauf, da wir nicht an den Effektivwerten interessiert sind. 1 1 uc(t) u0(t) uc(t)/Û0, u0(t)/Û0 0.5 0 -0.5 -1 0 2 4 t/T 6 8 10 Fig. 2: Einschalten einer cosinusförmigen Spannung an ein RC-Glied, Verlauf der Spannung am Kondensator und der Anregungsspannung. Die Achsen sind auf den Scheitelwert der Anregungsspannung bzw. auf die Periodendauer T = 2/ normiert.