Technologie-Zentrum Informatik Maßnahme „Mobile

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Bremen, 18. 2.2003
Technologie-Zentrum Informatik
Zwischenbericht
Maßnahme „Mobile Anwendungen
im Gesundheitswesen“
Ingrid Rügge
Technologie-Zentrum Informatik (TZI),
Universität Bremen
[email protected]
Inhalt
Einleitung....................................................................................................................................... 2
Bestandsaufnahme ....................................................................................................................... 3
Aktuelle Entwicklungstrends ...................................................................................................... 5
Klassifikation von Anwendungsfeldern im Gesundheitswesen und Identifikation von Rollen. 16
Bedarfsanalyse............................................................................................................................ 18
Ermittelte regional relevante Anwendungsszenarien .............................................................. 19
Sicherheitsaspekte im Gesundheitssektor bei der Realisierung mobiler Lösungen ................... 25
Veranstaltungskonzept für die Aktivierungsphase ...................................................................... 31
Dokumentation ............................................................................................................................ 32
Das Projekt wird gefördert im Rahmen der Innovativen Maßnahmen der EFRE.
Fördergeber ist der Senator für Wirtschaft und Häfen, Bremen
Einleitung
Mobile Informations- und Kommunikationstechnologien haben einen Stand erreicht, der ihren
breiten Einsatz ermöglicht und ökonomische Vorteile bieten kann. Diese Tatsache und die große
regionalwirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Gesundheitssektors hat das
Land Bremen frühzeitig erkannt und die Profilierung Bremens in diesem Bereich u.a. durch den
Schwerpunkt „Mobile Cooperative Work“ in der Landesinitiative „Bremen in t.i.m.e.“ sowie
durch die „Mobile Bremen Initiative“ und durch die Ausschreibung „Förderung der
Gesundheitswirtschaft im Land Bremen“ forciert. Um vorhandene Möglichkeiten
auszuschöpfen, müssen die Arbeits- und Geschäftsprozesse in den verschiedenen Bereichen des
Gesundheitswesens auf ihren Gehalt an mobilen Tätigkeiten analysiert und angemessene,
ökonomisch realisierbare informations- und kommunikationstechnische Lösungen entwickelt
werden. Die Maßnahme „Mobile Anwendungen im Gesundheitswesen“ ist ein Schritt in diese
Richtung, bei dem einerseits die Sichtbarmachung des Potenzials mobiler Lösungen für das
Gesundheitswesen steht und andererseits die Initiierung von Projekten in diesem Bereich, die
die regionale Wirtschaft stärken.
Mit der Bezeichnung „mobile Tätigkeiten“ sind nicht vorrangig Aufgaben gemeint, die sich
unterwegs unter Einsatz eines Laptops mit handelsüblichen Softwareprogrammen erledigen
lassen. Derartige Lösungen sind bereits Alltag, auch im Gesundheitswesen. Die zu
entdeckenden Potenziale liegen in Prozessen, die aufgrund der ihnen inhärenten Charakteristika
mit herkömmlichen Computersystemen bisher nicht unterstützt werden konnten. Das sind in
erster Linie Tätigkeiten, die
-
in der Bewegung ausgeübt werden,
-
die an ständig wechselnden Einsatzorten stattfinden, und
-
in denen die primäre Aufgabe der Ausführenden und ihre Aufmerksamkeit in der realen
Welt (und nicht in der virtuellen Welt der elektronischen Informationen) liegt.
Einer der bereits identifizierten Anwendungsbereiche mit einem hohen Anteil an mobilen
Tätigkeiten ist das Gesundheitswesen, z.B. in der Notfallmedizin und in der ambulanten Pflege.
Aber auch bestimmte Prozesse im Krankenhaus sind hochgradig mobil, z.B. einige Aufgaben
der AnästhesistInnen, die Abwicklung der Visite, die Tätigkeit der Ergotherapeuten oder auch
die Instandhaltung und Prüfung der eingesetzten medizinischen Geräte, um nur einige Beispiele
aus dem breiten Spektrum der Möglichkeiten zu nennen. All diesen mobilen Tätigkeiten ist
neben den oben genannten Charakteristika gemeinsam, dass sie in eine informationstechnische
Infrastruktur eingebunden sind und ein Informations- und Kommunikationserfordernis besteht,
das mit herkömmlicher Technologie bisher nicht erfüllt werden konnte. Auch wenn dem
Gesundheitswesen mit seinen vielen Regeln und Vorschriften im Gegensatz zur jungen,
dynamischen IT-Welt eine große Behäbigkeit nachgesagt wird, so muss man doch anerkennen,
dass in der Gesundheitswirtschaft mehr mobile Systeme zu finden sind, als in jedem anderen
Sektor (abgesehen von Notebooks und PDAs mit Büroanwendungen). Des Weiteren ist die
Medizin technologischen Lösungen gegenüber sehr aufgeschlossen und innovativ; bei manchen
informationstechnischen Themen war sie sogar Vorreiter, z.B. bei der Nutzung von Methoden
der Künstlichen Intelligenz.
Im Rahmen der Maßnahme „Mobile Anwendungen im Gesundheitswesen“ werden in einem
zweistufigen Verfahren die regionalen Potenziale zur Einführung und Nutzung mobiler
Informations- und Kommunikationstechnologien ergründet und aktiviert. In der ersten Phase
wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt und ein Konzept für die folgende
Aktivierungsphase entwickelt. Der vorliegende Zwischenbericht dokumentiert das Vorgehen
und die bisher erzielten Ergebnisse, und er beinhaltet ein Konzept für die Aktivierungsphase,
das noch im Dialog mit den Ansprechpersonen beim Senator für Wirtschaft und Häfen, beim
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Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Sport und bei der Bremer
Innovationsagentur (BIA) abgestimmt wird.
Als zentrale Methode zur Ermittlung der regionalen Bedarfe wurde das explorative Interview
gewählt. Die GesprächspartnerInnen aus dem Anwendungsbereich „Gesundheitswesen“ wurden
aus bestehenden persönlichen Kontakten und anhand ihrer Zugehörigkeit zu einer der
beteiligten Berufsgruppen ausgewählt; oder sie wurde auf Empfehlung durch die
Geprächspartner angewiesen. Diese „bottom up“-Auswahlverfahren wurde zum
Schneeballsystem, das hochinteressante Ansprechpersonen und eine Erweiterung des
Anwendungshorizontes brachte.
Durch die Vielzahl von Erstgesprächen, die im Rahmen der Recherchen geführt worden sind,
stellten bereits eine erste Phase der Schaffung von Awareness für das Thema „Mobile
Lösungen“ da. Nach den ersten Worten schon war ein deutliches Interesse wahrzunehmen und
auch eine große Bereitschaft, Auskunft über die eigenen (mobilen) Tätigkeiten zu geben.
Awareness wurde insbesondere in den Interviews erzeugt, denn es kam nicht selten vor, dass die
Interviewpartner sich vor dem Gespräch keine mobile Lösung in ihrem Arbeitsbereich
vorstellen konnten und auch keine Bedarfe sahen. Im Laufe des Interviews bekamen sie jedoch
einen Blick für die mobilen Aspekte ihrer Arbeit, bei denen sich eine genauere Analyse
hinsichtlich des Einsatzes bzw. der Entwicklung mobiler Technologien lohnt.
Die in der im Folgenden dokumentierten Bestandsaufnahme zusammengetragenen Projekte und
Produkte stellen eine unabhängige Stichprobe aus einem größeren Feld da. Mit ihrer
Zusammenstellung wurde eine Diskussionsgrundlage für die Aktivierungsphase geschaffen. Die
Beispiele sollen Impulse geben und einen Eindruck von der Vielfalt der Möglichkeiten sowie
von den bereits eröffneten Perspektiven liefern; die Vermittlung eines umfassende Überblicks
ist mit der Sammlung nicht intendiert.
Bestandsaufnahme
Eine Aufgabe der Bestandsaufnahme war, durch entsprechende Recherchen einen Überblick
über aktuelle Entwicklungstrends – Produkte, Initiativen und Projekte – zusammen zu stellen.
Wegen der Kürze der verfügbaren Zeit wurde hier allerdings kein Anspruch auf Vollständigkeit
erhoben. Ein besonderes Augenmerk lag bei der Recherche auf regionalen Angeboten und
Aktivitäten. Zeitgleich zur Durchführung der Maßnahme fanden Ausschreibungen und
Begutachtungen zur Förderung von innovativen Projekten im Bereich Gesundheitswesen und
bzgl. mobiler Lösungen statt, z.B. das Programm „Förderung der Gesundheitswirtschaft im
Land Bremen“, das Landesprogramm „Arbeit und Technik“ und die Landesinitiative „Bremen
in t.i.m.e.“. Es lässt sich ein sehr dynamisches Anwachsen der Anzahl der Projekte und
Ideenskizzen in dieser Themenkombination feststellen. Da bei Firmen und Institutionen
handfeste wirtschaftliche Interessen berührt werden, muss davon ausgegangen werden, dass
trotz größter Bemühungen nicht einmal die regional aufgesetzten Projekte vollständig erfasst
werden konnten. In die Projektübersicht eingeflossen ist die Erhebung mobiler Projekte, die das
Referat 25 des Senators für Wirtschaft und Häfen Mitte 2002 durchgeführt hat. Auch sind die
relevanten EU-Projekte aufgenommen worden, die im Frühjahr 2002 auf der europäischen
UMTS-Veranstaltung in Bremen vorgestellt wurden. Nicht im Detail erfasst wurden Projekte,
die bereits in einer ähnlichen Sammlung der Projektgruppe „Mobile Computing in der Medizin
(MoCoMed)“ des gemeinnützigen Vereins „Deutschen Gesellschaft für Medizinische
Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) e.V.“ geführt werden. Diese Projekte
werden weiter unten in diesem Zwischenbericht kurz beschrieben; sie können online unter
http://www.mocomed.org eingesehen werden.
Wichtiger als der Studienaspekt war in dieser ersten Phase jedoch, bei den verschiedenen
Zielgruppen – den regionalen Akteuren – Interesse für die Maßnahme zu erzeugen.
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VertreterInnen folgender Akteursgruppen wurden in erster Linie individuell und persönlich
angesprochen:
-
MitarbeiterInnen der unterschiedlichen Sparten im Gesundheitswesen (z.B. ÄrztInnen,
Krankenschwestern, Pflegekräfte, (Medizin)TechnikerInnen, Ausbildungsinstitutionen
und Interessenverbände)
-
Medizintechnikhersteller
Gesundheitswesen.
-
IT-Anbieter und Institutionen, die sich der Erforschung und Entwicklung mobiler I&KLösungen widmen
-
Sicherheitsexperten bzgl. Datenschutz und drahtloser Netzwerktechnologien.
und
Anbieter
von
Softwarelösungen
für
das
PatientInnen – und hier insbesondere die ältere Generation 50+ –, die zukünftig in einigen
Bereichen der Gesundheitswirtschaft die potenziellen NutzerInnen mobiler Technologien sein
werden, wurden nicht explizit mit einbezogen. Ihre Interessen finden vermittelt durch die
ÄrztInnen und Pflegekräfte Eingang in diese Maßnahme.
Im vorgegebenen engen Zeitrahmen konnten nicht alle regionalen Akteure direkt angesprochen
werden. Die Erstellung eines systematischen Überblicks beschränkte sich deshalb in erster Linie
auf das Zusammentragen einer Liste von Firmen, Institutionen und Ansprechpersonen. Diese
Liste wuchs (und wächst) mit jedem persönlichen Kontakt und jedem geführten Gespräch, sie
ist nicht öffentlich. Dieses evolutionäre Vorgehen wird im nächsten Jahr bei der Durchführung
der zweiten Phase der Maßnahme fortgesetzt, so dass am Ende der Maßnahme eine weitgehend
vollständige Liste der regionalen Akteure vorliegen wird. Zu den regional ansässigen Firmen
werden gerade auf Seiten der Anbieter auch national bzw. international agierende Unternehmen
und Institutionen hinzu kommen, da manche Anbieter nicht in Bremen vertreten sind, in
Projekte zur Förderung der Bremer Gesundheitswirtschaft aber mit einbezogen werden sollten
(z.B. ein Hersteller von integrierten Lösungen für den Bereich Zahnmedizin). Ein
Ausgangspunkt bei der Recherche nach den regionalen Akteuren waren die Ausstellerliste der
MEDICA1 und der Bremer Kompetenzverbund „mobile cooperative work (mcw)“, in dem sich
annähernd 60 Bremer Unternehmen zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen
haben. In den ermittelten Unternehmen und Institutionen wurden einzelne Personen
angesprochen. Ziel bei der Auswahl der Unternehmen war es, in kurzer Zeit ein breites
Spektrum von Anwendern und Anbietern zu erreichen, um eine thematische Vielfalt zu erhalten.
Diese direkte Ansprache ist zwar relativ zeitaufwändig, bringt aber qualitativ hochwertige und
nachhaltige Kontakte hervor. In der nächsten Phase der Maßnahme wird dieses Vorgehen
fortgesetzt werden. Um mehr Personen und Gruppen zu erreichen, wird es aber auch eine
anonymere Öffentlichkeitsarbeit über Briefversandt und die Presse geben müssen.
Die potenziellen AnwenderInnen, d.h. die MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen, wurden in
explorativen Interviews zu ihren Aufgaben und zum Anteil mobiler Tätigkeiten darin befragt.
Ausgewählt wurden die InterviewpartnerInnen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einem der
identifizierten Anwendungsfelder (siehe unten). Die Hersteller von Medizintechnik und die
Anbieter branchenspezifischer Softwarelösungen im medizinischen bzw. medizintechnischen
Bereich wurden u.a. in der Datenbank der MEDICA ermittelt. Um die ansässigen IT-Anbieter
mit Schwerpunkt auf mobilen Lösungen zu erreichen, wurde die Maßnahme ausführlich im
Kompetenzverbund mcw vorgestellt und Informationen über das Projekt über diesen Verteiler
an alle Mitglieder der Interessengemeinschaft weitergeleitet. Des Weiteren wurde der TZIInfotag genutzt, um durch einen Informations-Flyer die annähernd 100 Gäste über die
Maßnahme zu informieren. Auf der MEDICA war die Maßnahme virtuell vertreten, da einer der
1
Die MEDICA ist die weltgrößte Medizinmesse. Sie fand im November 2002 in Düsseldorf statt.
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Bremer IT-Partner des Kompetenzverbunds mcw die Flyer bei seinem eigenen Messebesuch in
Düsseldorf mit verteilt hat.
Aktuelle Entwicklungstrends
Im Gesundheitssektor gibt es mittlerweile einige mobile Lösungen, die bereits als Produkte
bzw. Dienstleistungen am Markt platziert sind. So hat z.B. die MEDICA in diesem Jahr für
dieses zukunftsträchtige Thema ein eigenes Anwenderforum eingerichtet. Bei den meisten
angebotenen Lösungen handelt es sich allerdings um Notebook-Versionen vorhandener
Desktop-Applikationen oder um Portierungen solcher auf PDAs (Personal Digital Assistants).
Ein etwas anderer, kommerziell verfügbarer Ansatz, der sich an das Konzept der
Hausnotrufdienste anlehnt, sind mobile patientenorientierte Notruflösungen: Risikogruppen wie
Herzkranken, Bluter, Diabetiker oder BluthochdruckpatientInnen werden mit einem speziellen,
ähnlich wie ein Handy zu bedienenden mobilen Endgerät ausgestattet, das zusätzlich mit einem
Notrufknopf, einem GPS-Empfänger, oder einem mobilen EKG- oder einem anderen VitalwertMessgerät ausgestattet ist. Zentral zum angebotenen Dienst dazu gehört eine mit Fachkräften
besetzte Notrufzentrale, die im Falle des Auslösens eines Notrufs mit der Kundin in Verbindung
tritt oder alle erforderlichen Rettungsmaßnahmen einleitet.
Alle Trends zeichnen sich zurzeit nur als Anhäufung von Ideen, von Forschungs- oder von
Entwicklungsprojekten ab. Besonders wichtig sind hier Machbarkeitsstudien und grundlegende
Forschungen wie z.B. die EU-Projekte xMotion und 6WINIT, in denen grundsätzlich geprüft
wird, inwiefern drahtlose Netze in der Medizin, z.B. UMTS im Notarztwagen oder WLAN im
Krankenhaus einsetzbar sind und wie die erforderliche Sicherheit in den eingesetzten drahtlosen
Netzen realisiert werden kann. Zu beachten sind aber auch alle anderen derzeitig durchgeführten
Projekte, denn sie geben in diesem jungen und dynamischen Produkt- und
Dienstleistungsbereich Hinweise darauf, wohin die Entwicklung geht. Damit jeder, der sich
selbst ein Urteil bilden will, dies auch tun kann, stehen die im Rahmen dieser Maßnahme
recherchierten Projekte – schematisch beschrieben – online2 zur Verfügung und werden ständig
erweitert. Der Focus der Recherchen lag auf mobilen Lösungen im Gesundheitswesen. Nicht
berücksichtigt wurde bei dieser Bestandsaufnahme die breite Palette der Telemedizin-Projekte
(Teledermatologie, -pathologie, -konsil, -radiologie usw.), in denen es momentan in erster Linie
um die elektronische Verarbeitung von Daten und nicht um ihre mobile Nutzung geht. Die
Ergebnisse der in diesen Bereichen jetzt durchgeführten Untersuchungen und Entwicklungen
werden die Grundlage bilden für den mobilen Einsatz, so dass man sie zu den potenziellen
Anwendungsbereichen für mobile Lösungen hinzuzählen kann.
Erprobung der Kommunikationsanforderungen mobiler Funktechnologien in
Notfallsituationen im EU-Projekt xMotion
2
http://www.wearlab.de/Docs/mnahme/
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Um einen Überblick über aktuelle Entwicklungen zu bekommen, wurde eine umfangreiche
Online-Recherche durchführt. Diese Recherche sollte nationale wie auch internationale Projekte
aufdecken, die sich mit mobilen Anwendungen im Gesundheitswesen beschäftigen. Dabei
wurden nicht nur fertige Softwarelösungen betrachtet, sondern auch Forschungsprojekte und
wissenschaftliche Studien aufgenommen, die sich mit neuen Entwicklungstrends in diesem
Sektor befassen. Die gefundenen Beispiele wurden strukturiert in einem Beispielkatalog
gesammelt, der online veröffentlicht wird.
Da es sich bei dieser Bestandsaufnahme um eine Online-Recherche handelt, erfolgte die Suche
nach vorhandenen Projekten über allgemeine Suchmaschinen, Online-Präsentationen von
medizinischen Fachzeitschriften, wie z.B. dem Ärzteblatt, oder Hardware-Hersteller mobiler
Endgeräte. Auf den ersten Blick entstand der Eindruck, als ob bereits eine ganze Palette mobiler
Lösungen für das Gesundheitswesen existiere. Doch in vielen Fällen wurde unter dem Begriff
„mobil“ Telemedizin verstanden, d.h. die elektronische Verfügbarkeit medizinischer Daten über
Inter- oder Intranet. Der von uns verwendete Begriff „mobile Anwendung“ beinhaltet diese
Interpretation nicht, ist aber dennoch relativ breit. Er umfasst den Einsatz von Handys, über die
z.B. die Vitalfunktionen (Blutdruck, Puls) eines Menschen gemessen werden können, die
Untersuchung der Einsatzmöglichkeiten von WLAN und auch Applikationen, die per
Spracheingabe oder Stiftbedienung über Handheld-Computer benutzt werden. Programme, die
von einem DesktopPC einfach auf ein Notebook gebracht wurden, fallen aus unserer Definition
allerdings raus und werden hier nicht näher betrachtet. Dennoch findet sich unter den Beispielen
das eine oder andere Projekt, das dem Mobilitätsmerkmal nicht genügt. Es wurde dann aufgrund
des potentiell mobilen Themas, wegen seiner regionalen Bedeutung oder weil es sich mit der
Schaffung der technologischen Voraussetzungen für die Entwicklung mobiler Lösungen befasst,
aufgenommen.
Bei der Recherche nach Produkten und Projekten zur Ermittlung aktueller Entwicklungstrends
zeigte sich, dass es in Deutschland bereits seit 2 Jahren eine Projektgruppe gibt, die
hauptsächlich aus Medizinern besteht, und die sich mit der Thematik „Mobile Computing in der
Medizin“ beschäftigt. Die gleichnamige Projektgruppe ist sowohl im Fachbereich
„Medizinische Informatik“ der „Gesellschaft für Informatik (GI)“ angesiedelt als auch im
gemeinnützigen Verein „Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und
Epidemiologie (GMDS) e.V.“. Initiator und Leiter ist Dr. A. Koop von der Medizinischen
Fakultät der Universität Köln.
Die Projektgruppe veranstaltet jährlich einen Workshop3 zum Thema und hat eine Homepage
aufgebaut, die ein Forum für den Austausch von Informationen und Erfahrungen sein soll. Unter
anderem sieht die Projektgruppe ihre Aufgabe darin, laufende oder durchgeführte Projekte auf
der Webseite www.mocomed.org in einer Datenbank aufzulisten und somit eine
Informationsmöglichkeit für Interessierte zu schaffen. Allerdings lässt die Aktualität der
bereitgestellten Informationen etwas zu wünschen übrig. Des Weiteren sollen Kontakte
geknüpft werden, um die Zusammenarbeit von entsprechenden Arbeitsgruppen sowie
Kooperationen mit der Industrie zu fördern. Mittlerweile wurden in die Projekte-Datenbank 14
medizinische Projekte eingetragen. Jedes wird von einem Mitglied der Projektgruppe betreut.
Neben dem Titel des Projekts und einer kurzen Projektbeschreibung werden auch die
Ansprechpersonen genannt.
Die Recherchen zu den aktuellen Trends haben gezeigt, dass der Realisierung mobiler Lösungen
im Gesundheitswesen einige strukturelle Eigenschaften des Gesundheitswesens und der
eingesetzten informations- und kommunikationstechnologischen Infrastruktur entgegenstehen.
Ein Hindernis ist die Vielzahl proprietärer fachgebietsbezogener Systeme, die inkompatibel
miteinander sind. Schon 1997 hat der Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im
3
2001 war der Workshop national ausgerichtet, bereits 2002 wurde eine Ausweitung auf Europa vollzogen.
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Gesundheitswesen in einem Sondergutachten folgendes beklagt: „Das Fehlen flächendeckend
akzeptierter Standards und durchgängig kompatibler Kommunikationsprozesse verhindert die
Ausschöpfung großer Rationalisierungspotentiale im Gesundheitswesen.“ Dieser Mangel dauert
auch heute noch an und bedeutet für die Umsetzung fachgebietsübergreifender mobiler Ansätze
einen gravierenden Nachteil. Die in Arbeit befindliche Gesundheitsplattform lässt noch auf sich
warten, da hierüber bisher kein Konsens erzeugt werden konnte. Sie ist jedoch das Mittel, das
bei diesem defizitären Zustand Abhilfe schaffen kann. Ein weiteres Hindernis, nicht nur für
mobile Lösungen, ist der sehr heterogene informations- und kommunikationstechnische
Durchdringungsgrad der verschiedenen Fachgebiete und Berufe im Gesundheitswesen. So
kommt es heute noch immer sehr häufig vor, dass in niedergelassenen Praxen oder in der Pflege
ausschließlich die Abrechnungen elektronisch erfolgen, alle anderen Informationen jedoch in
anderer, nicht-elektronischer Form vorliegen. Sieht man von diesen beiden noch nicht erfüllten
Voraussetzungen ab, öffnet sich der Blick für eine Vielzahl von Anwendungsfeldern im
Gesundheitswesen.
Notfallmedizin
Es gibt bereits mehrere Institutionen, die sich mit der Unterstützung des Einsatzes von
Rettungskräften durch Informations- und Kommunikationstechnik in der Notfallmedizin
befassen. Der Schwerpunkt wird dabei auf den klassischen Notfalleinsatz eines Rettungswagens
mit NotärztIn an Bord gelegt. Als mobile Endgeräte kommen PDAs, neue Eingabedevices wie
der Anoto-Pen, oder ein Wearable Computer der Firma Xybernaut zum Einsatz.
Den meisten dieser Projekte ist gemeinsam, dass die Hauptaufgabe darin besteht, schon
während des Rettungseinsatzes wichtige Daten der PatientIn schnell zu erfassen, um sie ohne
Zeitverlust z.B. an die Rettungszentrale zur weiteren Koordination zu übermitteln. Die
aufnehmende Klinik kann dann frühzeitig vorbereitende Maßnahmen zur Weiterversorgung des
Notfallpatienten treffen. So wird ein Zeit- und Informationsvorsprung erreicht, der u.U. über
Leben und Tod entscheidet.
Erwähnenswert ist in diesem Rahmen auch das EU-Projekt xMotion, an dem mehrere Bremer
Unternehmen und das IKOM der Universität beteiligt sind. Es untersucht die
Kommunikationsanforderungen mobiler Funktechnologien (GPRS, UMTS) bzgl.
sicherheitsrelevanter Belange im Bereich der Logistik. Dabei liegt der Fokus auf den
Anwendungsbeispielen Tele-Ambulanz, Notfallmanagement und Transportüberwachung.
Ebenfalls ein EU-Projekt mit Bremer Partner (TZI, Bereich Digitale Medien und Netze) ist
6WINIT. Es untersucht und testet die Einsatzmöglichkeiten eines neuen Internet-Protokolls in
drahtlosen Netzen. Ziel ist, im Vorfeld der Einführung der Mobilfunknetze der dritten
Generation neue Lösungen für den Einsatz von Internet-Technologien zu entwickeln und zu
demonstrieren. Anwendungsbereiche sind der Einsatz in klinischen Szenarien und in der
Notfallmedizin.
Die NOAH-Vest der Universitätsklinik Regensburg im Einsatz
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Die Spezialanfertigung einer Rettungsweste mit integriertem Wearable Computer entstand in
dem Regensburger Projekt „Notfall-Organisation- und ArbeitsHilfe (NOAH)“, das aus einer
Zusammenarbeit zwischen dem Rettungszentrum Regensburg und der Universität Regensburg
resultierte. Der Lösungsansatz besteht aus einer verbesserten Kommunikationsanbindung des
Notarztes an die Rettungsleitstelle und die Notaufnahmen der Krankenhäuser. Mit NOAH
können für das Einsatzmanagement wichtige Daten und Informationen in Sekundenschnelle
erfasst und optimal weitergegeben werden. Die Qualität der Dokumentation verbessert sich
durch einfache Eingabe und sauberen Ausdruck. Mit dem kommerziell verfügbaren Produkt
Medical PAD lassen sich nicht nur die vom Notarzt erfassten Daten, sondern auch Daten aus
medizinischen Messgeräten auslesen, die ebenfalls zur weiteren Behandlung an die
aufnehmende Klinik übermittelt werden können. Eine der älteren Entwicklungen in der
Notfallmedizin ist das elektronische Notarztprotokoll NAPROT. Hier liegt der Schwerpunkt
ebenfalls auf der schnellen Datenerfassung und Datenübermittlung. Der Zugriff auf die
Patientenakte während des Notfalleinsatzes hat keine Priorität, obwohl Informationen über
Allergien oder Unverträglichkeiten vor Ort wichtig sein könnten. Je nach Art des Notfalls bleibt
bei der Erstversorgung meist aber keine Zeit für die Beachtung der Vorgeschichte der PatientIn.
Einen etwas anderen Schwerpunkt setzen die Frankfurter Rotkreuz-Krankenhäuser. Sie wollen
durch den Einsatz des neuen EKG-Gerätes Cremoni im Notarztwagen die Diagnostik bei
Herzinfarkt-Patienten beschleunigen. Noch im Haus des Patienten legt der Notarzt das MiniEKG an und mit Hilfe der eingebauten Mobilfunktechnik werden die Daten direkt an das
Kompetenzzentrum, zum Beispiel ein Herzkatheterlabor, gesendet. Der erfahrene Kardiologe
kann das EKG in Echtzeit verfolgen und sich mit dem Notarzt dann über die Diagnose und das
weitere Vorgehen verständigen.
Die aufgenommenen und im Folgenden skizzierten Beispiele lassen sich im Wesentlichen in die
genannten Kategorien einordnen. Einige Projekte könnten aber auch aufgrund ihrer breiten
inhaltlichen Ausrichtung in mehreren Kategorien erscheinen.
Patientenmonitoring und Notfalldienste
Ein anderer, häufige „beackerter“ Bereich mobiler Lösungen im Gesundheitswesen, der direkt
an das letztgenannte Beispiel aus der Notfallmedizin anschließt, ist das Patientenmonitoring.
Dieses Anwendungsfeld erstreckt sich von Diagnoseverfahren bis hin zu
Präventionsmaßnahmen bei so genannten Risikogruppen wie Diabetiker oder HerzinfarktPatienten. Das Beobachten bzw. Überwachen zu Diagnose- oder Therapiezwecken war bisher
immer eine kostenintensive Variante, da die PatientIn in einer Klinik untergebracht werden
musste. Durch ein am Körper zu tragendes Geräte kann diese Überwachung jetzt in der
häuslichen Umgebung stattfinden. Diese Möglichkeit erhöht einerseits das Wohlbefinden der
PatientInnen und bietet zudem „realistischere“ Beobachtungsbedingungen als bei einem
Aufenthalt in einem Krankenhaus, und es reduziert darüber hinaus die Kosten der Behandlung
erheblich.
Da das Augenmerk bei diesen Projekten auf die weitgehend uneingeschränkte
Bewegungsfreiheit der Patienten gelegt wurde, könnten diese technologischen Maßnahmen auch
in gewissen Situationen im Krankenhaus oder in Alten- und Pflegeheimen zum Einsatz
kommen. Gemeinsam ist allen Projekten dieser Kategorie die Messung der Vitalfunktionen der
PatientIn, die Überwachung des Normalzustands und die Auslösung einer Aktion bei
Abweichungen der gemessenen Werte von der Norm. Unterschiede lassen sich im eingesetzten
mobilen Endgerät, in den erfassten Vitalwerten und in der zu alarmierenden Instanz erkennen.
Beispielsweise wird beim Dienst von „Vitaphone“ die Erfassung und Übertragung von
medizinischen Daten (z.B. EKG) mit Hilfe von Elektroden auf der Rückseite eines speziellen
Mobiltelefons realisiert. Die Auswertung des EKGs erfolgt in einem CallCenter, das per Handy
gerufen wird. Der Dienst ist ein kommerzielles Angebot an Risikopatienten. Im Projekt „e-ssist“
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des Fraunhofer Instituts in Rostock wird der Entwicklungsschwerpunkt auf die breitbandige
Nahbereichskommunikation (Body Area Network, BAN) gelegt. Beim Einsatz dieser
Technologie entsteht eine drahtlose Kommunikation zwischen am menschlichen Körper
getragenen
elektronischen
Komponenten.
Auch
dieser
Ansatz
dient
der
Gesundheitsüberwachung. An anderer Stelle wird an Kleidungsstücken geforscht, die
Vitalsensoren aufnehmen (Lifeshirt). Ein anderes dieser mobilen Meßsysteme aus dem Projekt
„Dr. Feelgood“ der Universität Heidelberg ermittelt nicht nur die Vitalfunktion der PatientIn
sondern erfasst auch Informationen aus dem unmittelbaren Umfeld ( z.B. körperliche Aktivität,
Umgebungstemperatur), um eine intelligente Auswertung der Sensoren zu erreichen und die
Anzahl der Alarmierungen dadurch zu reduzieren.
Body Area Network, die Vernetzung am Körper
Im Projekt „Multifunktionelle Monitoring Einheit“ beschäftigt sich die Einrichtung „Der
Pflegedienst“ mit der Entwicklung einer multifunktionellen Monitoring-Einheit, mit der es
möglich sein soll, Daten direkt am Patienten zu erfassen, zu speichern und via diverser
Schnittstellen an Serversysteme weiter zu geben. Im Mai 2002 war das Ravensburger Projekt
noch in der Planungs- und Entwicklungsphase eines Prototypen und suchte nach Sponsoren für
die Entwicklung.
Das Projekt „GSM- und GPS-gestütztes Notrufsystem in Verbindung mit einer Einsatzzentrale“
wurde Anfang 2002 ins Leben gerufen. Unter Verwendung eines GMS-Mobiltelefons mit GPSEmpfänger und integrierter Notruftaste der Firma Benefon und Satellitenortung ist eine
optimale Notfallversorgung für Risikopatienten Ziel des Projekts. Bei Notrufauslösung wird
eine SMS mit zuvor via Satellitenempfang gewonnenen Standortinformationen an eine mit
Fachpersonal besetzte Notrufzentrale weitergeleitet. Automatisch wird zusätzlich eine
Telefonverbindung zu dieser Notrufzentrale aufgebaut. Mit Eingang des Notrufs werden den
Fachkräften in der Zentrale direkt am Bildschirm die kundenspezifischen Informationen
(Kunde, Angehörige, Hausarzt, Vorerkrankungen, optional Medikamente) angezeigt. Die
Ortungsinformationen werden in einer digitalisierten Karte visualisiert. Aufgabe der Zentrale ist
es, nach Eingang des Notrufs die notwendige Hilfe zu organisieren. Diese mobile Lösung soll in
erster Linie Herzkranken, Blutern oder Diabetikern zu Gute kommen. Das Projekt wird von der
Malteser Hilfsdienst GmbH aus Köln begleitet und befand sich laut Datenbank-Eintrag im März
2002 im Entwicklungsstadium.
Eine etwas andere Ausrichtung hat das Projekt „Dezentrale Biosignalverarbeitung – Konzeption
und Implementierung einer Java 2 Micro Edition Applikation für Palm Connected Organizer“.
In einer Machbarkeitsstudie hat die Fachhochschule Dortmund im Bereich medizinische
Informatik untersucht, inwieweit sich mobile Kommunikationssysteme wie PDAs unter
Verwendung der Programmiersprache Java für die Biosignalverarbeitung eignen. Es wurde eine
Java Applikation namens „KBiosig“ implementiert, die auf dem Palm und ohne Änderungen
des Quellcodes auf einem DesktopPC lauffähig ist.
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Unterstützung von Arbeitsprozessen im Krankenhaus
Eine weitere Gruppierung von mobilen Lösungsansätzen ist im klinischen Umfeld zu finden.
Hier lassen sich sogar die meisten Projekte einordnen. Das scheint im ersten Moment
verwunderlich, da ein Krankenhaus eine stationäre Einrichtung ist, die infrastrukturell sehr gut
versorgt werden kann. Doch sind gerade unter den Tätigkeiten im alltäglichen
Krankenhausbetrieb viele mobile Aspekte zu finden. Der Schwerpunkt mobiler Lösung für die
Arbeitsprozesse im Krankenhaus liegt bei der dort erforderlichen umfangreichen
Dokumentation.
Da Krankenhäuser in der Regel bereits über ein Krankenhausinformationssystem verfügen,
beschäftigen sich einige Projekte mit einer mobilen Erweiterung der stationär eingesetzten
Desktop-Computing-Software, um dem Krankenhauspersonal ein ortsungebundenen Zugriff auf
die Patientenakten zu ermöglichen. Des Weiteren soll das Personal die erbrachte Leistung gleich
direkt am Ort des Geschehens erfassen, um Fehler durch Vergessen bei der nachträglichen
Dokumentation oder durch Übertragungsfehler von der Papiernotiz in das KIS zu vermeiden
und den administrativen Aufwand zugunsten der eigentlichen Aufgabe zu reduzieren.
Das Institut für angewandte Pflegeforschung (iap) der Universität Bremen befasst sich mit dem
Thema Dokumentation im Krankenhaus mit dem Ziel, eine Struktur zur Erfassung und
Dokumentation von Pflegeprozessen im Sinne einer Topologie zu entwickeln und diese in einer
EDV-Plattform umzusetzen.
Der Leistungsumfang des Produkts MobEMed der amerikanischen Firma Protolex geht über das
Repräsentieren und Erfassen von Daten hinaus und bietet eine mobile Allround-SoftwareLösung an. Es beinhaltet ein medizinisches Nachschlagewerk, aktuelle Nachrichten, Aufnahme
und Verwaltung von Patientendaten mit vielfältigen Unterkategorien, Kalenderfunktion sowie
die Verwaltung von Visiten. Je nach medizinischer Institution kann es dem Bedarf angepasst
werden.
Hauptsächlich werden in Projekten zur Dokumentation von Pflegeprozessen HandheldComputer eingesetzt. Einzige Ausnahme stellt hier das schwedische Projekt LINDA 2 dar, das
als Eingabemedium den Anoto-Pen einsetzt. Dieser digitale Kugelschreiber hat Handhelds
gegenüber den entscheidenden Vorteil, dass sein Einsatz die zz. gültigen Arbeitsabläufe nicht
wesentlich verändert und das Medium Computer fast unsichtbar integriert. Mit Hilfe des Stifts
schreibt die BenutzerIn in gewohnter Weise allerdings auf speziell bedrucktem Papier4. Der
Stift schick die beim Schreiben erfassten Daten per Bluetooth, ausgelöst durch einfaches
Angekreuzen einer Checkbox, an den nächsten PC in unmittelbarer Nähe. Der nimmt die Daten
auf und pflegt sie in das zentrale Krankenhausinformationssystem ein.
Der Anoto-Pen ist wie ein Kugelschreiber auf Papier benutzbar.
4
Das spezielle an dem Papier ist ein aufgedrucktes Muster, das dem Stift dazu dient, seine Position auf dem Papier
eindeutig bestimmen zu können. Für den Menschen kann das Papier mit den bekannten Formularen etc. bedruckt sein,
so dass der Unterschied zu den vorher verwendeten Unterlagen nur bei ganz genauem Hinsehen bemerkt wird.
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Mit einem ganz anderen Thema befasst sich das Projekt „Mobiles Patienteninformationssystem“. Es hat die Visualisierung medizinischer Sachverhalte im zwei- bzw.
dreidimensionalen Raum zum Ziel. Als Einsatzgebiet wird an die stationäre Patientenaufklärung
gedacht, bei der die behandelnde ÄrztIn grafische Darstellungen nutzen kann, um Patienten
schneller und umfangreicher über medizinische Inhalte zu informieren. Dieses Projekt der
Universität Heidelberg arbeitet an der Visualisierung von diagnostischen und therapeutischen
Maßnahmen im Bereich einer kardiologisch-psychosomatischen und gastroenterologischpsychosomatischen Station. Im März 2001 war der Projektstatus, dass das Produkt
weiterentwickelt wird und die Evaluation läuft.
Allen im Folgenden beschriebenen Projekten ist gemeinsam, dass sie als Eingabemedium einen
Handheld-Computer verwenden, dazu gehören z.B. PDAs und TabletPCs. Aufgrund der
Forderungen nach lückenloser Dokumentation jeglicher Arbeitsprozesse im Krankenhaus sind
die genannten mobilen Endgeräte für den täglichen Einsatz eine lohnende Alternative. An
anderer Stelle wird aber auch schon über den Einsatz und die Entwicklung ganz anders gearteter
Devices nachgedacht und insbesondere über Mechanismen, die durch die Verwendung von
Wissensbanken und durch die Erfassung und Auswertung des aktuellen Kontextes den
Interaktionsaufwand für die BenutzerInnen weitestmöglich reduzieren.
Im Projekt „Mobile Voice EPA (Elektronische Patientenakte)“ geht es darum, die
Erfassungsarbeit der ÄrztInnen und des Pflegepersonals zu minimieren. Um dieses Ziel zu
erreichen, werden Handheld-PCs mit Spracheingabe benutzt. Damit soll es möglich sein, auf
eine elektronische Patientenakte zuzugreifen, sich die gewünschten Informationen anzeigen zu
lassen und bei Bedarf diese zu ergänzen oder zu modifizieren. In ihrer Funktion als NetzwerkComputer sind die Handheld-PCs die Schnittstelle zur Patientenakte. Da jedes mobile wie auch
nicht-mobile Endgerät ausschließlich XML- und VoiceXML-Dokumente austauscht, kann die
klinische Dokumentation durch reine Spracheingabe erfolgen. Darüber hinaus kann der
Handheld-Computer als Diktiergerät oder Telefon eingesetzt werden. Durchgeführt wird dieses
Projekt von der Lübecker COMOARAT Software-Entwicklungs-GmbH.
Auf ähnlichem Gebiet bewegte sich die bereits abgeschlossene Simulationsstudie der
Universität Heidelberg. Diese sollte einen Prototypen im klinischen Alltag testen, der aus einem
persönlichen, stiftbasierten, mobilen digitalen Assistenten – als Basis diente prototypisch ein
Apple Newton 2000 - und einem angeschlossenen Handy bestand. Durch diese mobilen Geräte
konnte auf Patientendaten zugegriffen, Diagnosen dokumentiert und elektronische Formulare
für Leistungsanforderungen genutzt werden. Das Testen unter realitätsnahen Bedingungen fand
im Jahre 1997 am Universitätsklinikum Heidelberg statt. Es ist nicht dokumentiert, ob diese
Lösung in ein Produkt überführt worden ist. Es ist aber zu vermuten, dass die Benutzung eines
Mobiltelefons mit GSM ein Ausschlusskriterium war. Das Projekt „Modellhafte
Implementation und Evaluation einer patientenbasierten, EDV-gestützten medizinischen
Dokumentation“, ebenfalls an der Universität Heidelberg, möchte versuchen, neue Formen der
Dokumentation zu schaffen. Primäraufgabe ist die Implementation der papierbasierten
Dokumentationsbögen der Abteilung Innere Medizin in eine EDV-gestützte Dokumentation.
Der Projektstatus war im März 2001 die Planung.
Das Projekt MoPaeTh des Instituts für Medizinische Informatik der RWTH Aachen befasst sich
mit der wissensbasierten Unterstützung von ÄrztInnen bei der Medikation. Es soll ein mobiles
Assistenzsystem zur Unterstützung der Therapieplanung in der Pädiatrie entwickelt werden.
Zuerst war es erforderlich, Repräsentationsformate zu entwickeln, welche die strukturierte
Erfassung des entsprechenden Erfahrungswissens erlauben. Darauf aufbauend sollte ein
entscheidungsunterstützendes System entwickelt werden, welches das Krankenhauspersonal bei
der Medikation in Auswahl des Präparates und Dosierung unterstützt.
Das Projekt „Multimedia Terminal Mobile: Mobile Teleradiology” wird von dem Deutschen
Krebsforschungszentrum und dem Steinbeis-Transferzentrum Medizinische Informatik in
Technologie-Zentrum Informatik
11
Heidelberg durchgeführt. Dabei geht es um die Entwicklung einer mobilen TeleradiologieAnwendung, die es dem Radiologen erlaubt, drahtlos im Haus (per WLAN) oder außer Haus
(per UMTS) Bilder auf seinem Handheld-Computer zu empfangen und auch in der interaktiven
Telekonferenz mit der Klinik zu besprechen und zu bearbeiten.
Ambulante Pflege
Unter den Begriff der ambulanten Pflege fällt eine Vielzahl pflegerischer Tätigkeiten, die von
der Versorgung der Grundbedürfnisse bis hin zu therapeutischen Maßnahmen reichen. In vielen
Situationen fehlen dem Pflegepersonal während ihrer Arbeit Informationen zum Beispiel über
jüngste Erkrankungen des Patienten, da sie während eines Hausbesuches auf sich alleine gestellt
sind. Um diese Probleme zu beseitigen, wird im Projekt „LOTSE“ des Bremer Instituts für
Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft (BIBA) die Entwicklung von PflegeAnwendungen für mobile Geräte auf Basis von „Web Pads“ zur Aufnahme und Einsicht in
patientenbezogenen Daten und zur Ferndiagnose angestrebt. Um die benötigten Informationen
für Pflegekräfte ständig verfügbar zu machen, wird ein kabelloses Netzwerk-System entwickelt,
in dem Notfall-Ärzte, Krankenhäuser und Pflegekräfte ständig untereinander verbunden sind
und Informationen austauschen können. Ebenfalls aus Bremen stammt die Idee vom
„GerriCall“. Im Rahmen einer Diplomarbeit untersuchten Studenten des Studiengang
Informatik der Universität Bremen die Möglichkeit der Datenerfassung mit Hilfe der
Telekommunikation. Gedacht war an den Einsatz des Nokia Communicator 9000/9110.
Ebenfalls in den Bereich der ambulanten Pflege fällt die Betreuung von SeniorInnen. Zu diesem
Thema engagiert sich die Joseph-Stiftung in Bamberg mit dem Projekt „SOPHIA – Soziale
Personenbetreuung“. Die Idee dieses Projekts besteht darin, eine Kommunikation via
Fernsehgerät herzustellen. Hinzu kommt, dass die Wohnung oder das Haus mit verschiedenen
Sensoren ausgestattet wird, die im Haushalt verteilt werden. Diese erkennen z.B. Rauch in der
Küche, überlaufendes Wasser im Bad oder die offene Haustür, und lösen einen Alarm aus. Über
das Fernsehgerät soll bei Bedarf ein Kontakt zwischen der betreuten SeniorIn und der SOPHIAService-Zentrale im oberfränkischen Bamberg hergestellt werden können. Einen ähnlichen
Ansatz verfolgt das Bremerhavener Projekt VITAL, das noch keine mobile Komponente
beinhaltet, jedoch beim Einsatz von Videokonferenztechnologie an die Qualifizierung der
MitarbeiterInnen für den Umgang mit diesem neuen Medium gedacht hat und den Einsatz
mobiler Endgeräte erwägt.
Im Projekt „Palm-OS basiertes Zeit- und Wirtschaftlichkeitscontrolling in der ambulanten
Pflege“ wird es ermöglicht, auf Basis des von der SilverAge GmbH entwickelten
Zeitmanagementmodells (Das Freiburger Zeitmanagementmodell: FZM) und dem Einsatz des
mobilen care-pilot dezidierte Wirtschaftlichkeitsaussagen für die ambulante Pflege zu treffen.
Über Palm-OS-Handhelds erfolgt mit einer Software-Eigenentwicklung „care-pilot©“ eine
kundenorientierte Zeit- und Leistungserfassung bei den Patienten in der ambulanten Pflege vor
Ort. Alle Daten werden zentral durch Synchronisation in eine Datenbank geschrieben. Die
Auswertung und Analyse der Daten erfolgt über eine SQL-Datenbank (z.Zt. MySQL) und SQLSkripts. Dieses Projekt ist mittlerweile in den Routinebetrieb übergegangen.
Die umfangreiche Studie „MediWear“ der Wearable Computing Research Group der University
of Oregon hat verschiedene Szenarien herausgearbeitet, wo und wie Wearable Computing in der
häuslichen Pflege eingesetzt werden kann. Einerseits sollte das Pflegepersonal beispielsweise
anhand der Krankenakte und der aktuellen Behandlungshinweise der behandelnden ÄrztIn mit
aktuellen patientenbezogenen Informationen versorgt werden. Die BenutzerIn soll die
erforderliche Dokumentation direkt vor Ort durchführen, u.U. mit der behandelnden ÄrztIn oder
mit anderen PatientInnen kommunizieren können, ohne eine Vielzahl von Geräten oder
Papieren mit sich tragen zu müssen. Zum anderen kann eine PatientIn, deren Vitalwerte in
regelmäßigen Abständen gemessen werden müssen, mit einem Wearable Computing-System
Technologie-Zentrum Informatik
12
ausgestattet werden, das die erforderlichen Messungen vornimmt, auswertet und der PatientIn
medizinische Instruktionen gibt bzw. die Informationen an das Krankenhaus übermittelt. Bei
RisikopatientInnen kann auch ein manueller oder automatischer Alarm ausgelöst werden. Das
eingesetzte mobile, tragbare Computersystem muss über eine gewisse Intelligenz verfügen, um
diese Funktion zu erfüllen.
Informationstechnische Prothetik zur Steigerung der Lebensqualität
Bei der Recherche nach mobilen Lösungen ist aufgefallen, dass sich bereits viele Institutionen
mit mobilen Anwendungen beschäftigen, die die persönliche Lebensqualität von kranken oder
behinderten Menschen steigern und ihnen das tägliche Leben erleichtern sollen. Meist werden in
diesen Projekten als Hardware-Grundlage Eigenbauten eingesetzt.
Aufgefallen ist z.B. das Projekt PARREHA, das sich mit
der Unterstützung von Parkison-Patienten beschäftigt.
Entwickelt wird es auf der Basis eines Wearable Computers
der Firma Xybernaut, inkl. Head Mounted Display (HMD).
Das Projekt beschäftigt sich mit der Beurteilung der
motorischen Leistung von Parkison-Patienten sowie mit der
Konzeption von therapeutischen Übungen für diese
Patientengruppe. Hierbei sollen Übungen in der virtuellen
Realität, audio-visuelle Rücksprachen zwischen Patient und
behandelndem Arzt sowie Videokonferenzen ermöglicht
werden. Derzeit ist das Projekt lediglich auf Parkison-Patienten ausgelegt, jedoch wäre der
Einsatz mit einigen Modifikationen als Seh- und Hörhilfe durchaus denkbar.
Ausschließlich mit der Unterstützung von Blinden beschäftigt sich das Projekt „The vOICE“.
Gegenstand ist die Konvertierung von Videodaten in Audioinformationen und damit der
Versuch, blinde Menschen mittels ihrer Ohren „sehen“ zu lassen. Der Benutzer wird mit einer
kleinen, versteckten (z.B. in einem Hut oder einer dunklen Brille) Kamera, einem tragbaren
Computer und Kopfhörern ausgestattet. Der Computer wandelt die mit der Kamera
aufgenommenen Bilder (64x64 Pixel, 16 Graustufen) dann im Sekundentakt zu Audiodaten um,
und gibt diese über die Kopfhörer aus. Hoch im Bild positionierte Pixel ergeben einen hohen
Sound, tiefer liegende geben einen tieferen Sound. Je heller ein Pixel, desto lauter wird er
hörbar gemacht und umgekehrt. Mit etwas Übung soll es auf diese Weise möglich gemacht
werden, aus dem Gehörten im Kopf eine Art Bild entstehen zu lassen, welches dem Anwender
mehr Informationen über seine Umgebung bietet, als er normalerweise hören oder ertasten
könnte.
Wearable und Mobile Computing kann die Funktion einer Prothese erfüllen, indem die
technische Wahrnehmung, die von den verschiedensten anschließbaren Sensoren geliefert wird,
in eine von der BenutzerIn wahrnehmbare transformiert wird. Steve Mann, einer der ersten
permanenten Träger eines Wearable Computers, hat bereits in den 80er Jahren eine Weste für
sehbehinderte Menschen vorgeschlagen, die mit Radar Gegenstände in der Umgebung
registriert und deren Position der TrägerIn in Form von Vibrationen zugänglich macht.
Einem weiteren wichtigen Thema, der Unterstützung von körperbehinderten Kindern, widmet
sich das Projekt „Xyberkids“ der Firma Xybernaut. Ergebnis ihrer Entwicklung ist ein kleines
Gerät mit drucksensitiven Flachbildschirm, es kann in einem Rucksack transportiert werden und
ist sehr robust. Er kann sowohl über Icons als auch über Sprach-Kommandos gesteuert werden
und hat eingebaute Lautsprecher, über die z.B. Texte per Sprache ausgegeben werden können.
Behinderte Kinder sollen sich mit Hilfe dieses Gerätes besser verständlich machen, selbst wenn
sie unter einem Sprachdefizit leiden. Sie können zudem zusammen mit ihren Mitschülern
lernen, da sie zum Benutzen eines Rechners nicht an einen Ort gebunden sind.
Technologie-Zentrum Informatik
13
Der robuste und drucksensitiver Flachbildschirm
Xyberkids der Firma Xybernaut
Hausbesuche von ÄrztInnen
Das einzige Projekt in der Datensammlung, das speziell auf die Unterstützung von ÄrztInnen
bei der Durchführung von Hausbesuchen ausgerichtet ist, ist die von der Firma Wenk
entwickelte Software-Lösung Medical PAD Visite. Damit soll dem niedergelassenen Arzt die
Möglichkeit geboten werden, auch bei Hausbesuchen auf sein komplettes Praxissystem
zuzugreifen. Das Produkt soll auch den mobilen Notarztdienste abdecken. Als
Interaktionsmedium wird ein PDA mit WindowsCE mit Stiftbedienung verwendet.
Anamnese-Unterstützung
Anamnese-Unterstützung meint den Technikeinsatz bei speziellen medizinischen
Dokumentationsprozessen. Ein Projektbeispiel ist der „iPAQ als „Fieberthermometer““ der
Universitätsklinik Regensburg. Dort geht es um die Entwicklung einer mobilen FragebogenApplikation zur Unterstützung der psychosomatischen Diagnostik. Um die Persönlichkeit des
Patienten zu erfassen, sind umfangreiche Fragebögen notwendig, die der Patient ausfüllen muss,
bevor der Arzt eine Diagnose stellen kann. Ein elektronischer Fragebogen ermöglicht der
PatientIn eine ortsunabhängige Eingabe der Daten. Die Auswertung erfolgt elektronisch und
kann sofort vom behandelnden Arzt zur Diagnostik eingesetzt werden. Die Auswahl der Fragen,
die jeweils beantwortet werden sollen, kann zuvor vom Computersystem des Arztes aus
erfolgen. Das Programm wird anschließend mit dem iPAQ synchronisiert und dem Patienten
ausgehändigt.
Der umfangreiche digitale Fragebogen wird direkt von der PatientIn eingegeben
Technologie-Zentrum Informatik
14
Fachspezifische Informationsbereitstellung
Die heutige Mobilfunkgeneration bietet mittlerweile über das Wireless Application Protocol
(WAP) eine Basis an, um per Handy auf eine Menge von Informationen zugreifen zu können.
Beispielsweise ist im Projekt MedicDat auf dieser Grundlage ein medizinisches
Informationssystem entstanden, welches über ein Arzneimittelverzeichnis, Tabellen zur
Notfallversorgung von Kindern, länderübergreifende Giftnotrufnummern und vieles mehr
verfügt.
Das
internationale
Projekt
PROMODAS
befasst
sich
ebenfalls
mit
der
Informationsbereitstellung. Ziel ist die Entwicklung von flexiblen Mobil- und Fern-Lösungen,
um die Arbeit von Technikern und Medizinern zu rationalisieren, damit sie Kunden und
Patienten bessere Dienste anbieten können. Kern des Projekts ist die mBusiness-Plattform der
Firma Celesta, das weltweit führende Unternehmen im Bereich der Kommunikatoren und
Smartphones. Deren Produkte sollen adaptiert und verbessert werden, um Netzwerke und
Terminals der nächsten Generation zu unterstützen, damit Techniker und Mediziner jederzeit
und an jedem Ort technische oder medizinische Informationen jeder Art kosteneffizient abrufen
können – so der Werbetext.
Unterstützung klinischer Studien / Patiententagebücher
Im Projekt „Einsatz von mobilen Computern in einer klinischen Studie“, das an der Universität
zu Köln durchgeführt wurde, ging es um die Erprobung neuer Medikamente in einer klinischen
Studie. Dazu wurde jedem Probanden ein PDA mit einem Tagebuchprogramm ausgehändigt,
auf dem nach Verabreichung des Medikaments im Takt von 15 Minuten die aktuellen
Beschwerden registriert werden sollten. Die Studie verlief sehr positiv, die Probanden hatten
keine Probleme mit der Handhabung der mobilen Endgeräte. Im späteren Verlauf der Studie
stellte sich heraus, dass durch den Einsatz von mobilen Geräten eine Erhöhung der
Datenqualität sowie eine zeitliche Beschleunigung erreicht werden konnte. Ein anderes Projekt
mit dem Titel „Realisierung und Evaluation eines elektronischen Schmerztagebuchs für die
Kölner Schmerzambulanz“ nutzte ebenfalls anstelle von üblichen Papier-Tagebüchern
Handheld-Computer. Es wird ein Vergleich zu herkömmlichen Medien angestrebt. Untersucht
wird u.a. die Benutzbarkeit sowie Vorteile für Diagnose und Therapie und die Qualität der
erhaltenen Daten.
Es werden aber nicht nur Handheld-Computer zu dieser speziellen Art der Dokumentation
eingesetzt, sondern auch Eigenentwicklungen wie der „m medicus“ Praxiscomputer. Er wurde
im Stuttgarter Projekt „Dokumentation des Therapieerfolges mit dem elektronischen
Patiententagebuch medicus Praxiscomputer bei Patienten in der nervenärztlichen Praxis“
entwickelt und getestet. Im Bereich der Neurologie und Psychiatrie kommt es zum Einsatz von
innovativen Arzneimitteln mit sehr hohen Tagestherapiekosten. Die Zuverlässigkeit der
regelmäßigen Medikamenteneinnahme ist Voraussetzung für einen schnellen Therapieerfolg.
Durch Förderung der Mitarbeit der PatientInnen an der Therapie wird die Genesung
beschleunigt und somit teure Arzneimittelkosten eingespart. Der „m medicus“ Praxiscomputer
dient der Befindlichkeitsregistrierung sowie als Erinnerung an die Medikamenteneinnahme für
die PatientIn. Das Projekt befindet sich in der Weiterentwicklung und nach Stand September
2001 ist eine Evaluation geplant.
Das Schweizer Projekt MOEIUS (Mobile Extranet Based Integrated User Service) beinhaltet
die Errichtung und Entwicklung eines Netzwerkes für Patienten, Ärzte und dem Center of
Competence (CoC), basierend auf einem Funknetz(GPRS(GSM)). Die MOEBIUS-Plattform
soll zur Durchführung von Studien zu verschiedenen Themen eingesetzt werden. In einer ersten
Pilotstudie wird das System in einem Gewichtsreduktionsprogramm zur mobilen Erhebung von
Biodaten (Blutzucker, Blutdruck) verwendet. Es unterstützt die Kommunikation zwischen
Patienten und betreuenden Ärzten durch ein integriertes Messaging-System. Entstanden ist
Technologie-Zentrum Informatik
15
dieses System in Zusammenarbeit zwischen der Universitätsklinik Kantonspital Basel und der
Medgate AG.
Klassifikation von Anwendungsfeldern im Gesundheitswesen und
Identifikation von Rollen
Die Medizin ist, was den Einsatz neuer Technologien betrifft, schon immer ein Vorreiter
gewesen, auch bei der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien. So
manche Abteilung im Krankenhaus und auch die eine oder andere Praxis ist von Technologie zu
einem hohen Grad durchdrungen und auch die ersten Expertensysteme und Virtual-RealityAnwendungen wurden im Medizinbereich mit tatkräftiger Unterstützung von ÄrztInnen
erforscht und entwickelt. Diese Vorreiterposition gilt für ortsgebundene Lösungen, sie trifft aber
auch auf den Einsatz mobiler Endgeräte zu.
Zu den „mobilen Tätigkeiten“ im Gesundheitswesen gehören alle Arbeitsprozesse und
Tätigkeiten, die in der Bewegung ausgeführt werden, und diejenigen, die an wechselnden
Einsatzorten stattfinden. Das zentrale Charakteristikum mobiler Tätigkeiten ist jedoch, dass die
primäre Aufgabe und die Aufmerksamkeit der ausführenden Person in der realen Welt situiert
ist. Im Gesundheitswesen ist z.B. die häusliche Pflege durch ambulantes Pflegepersonal eine
mobile Tätigkeit, genauso wie der Hausbesuch der ÄrztIn oder der Einsatz einer
Notfallambulanz. Aber auch ÄrztInnen im Krankenhaus haben mobile Aspekte in ihrer Arbeit,
z.B. die AnästhesistIn, die von Bett zu Bett geht und Beratung macht bzw. die Anamnese
durchführt. Und PatientInnen, die zu Hause ein relativ normales Leben führen, deren Körper
aber mit Vitalsensoren überwacht wird, sind in diesem Sinne mobil. Die Recherche nach
entsprechenden mobilen Lösungen hat gezeigt, dass es vielen Möglichkeiten gibt, diese
Tätigkeiten zu unterstützen. Der Stand der genannten Projekte zeigt auch, dass noch viel
Forschungs- und insbesondere Entwicklungsbedarf besteht.
Obwohl die Bestandsaufnahme mehr als 50 Projekte, Dienste und Produkte erbrachte, kann man
noch nicht wirklich von einer Vielfalt an mobilen Lösungen sprechen. Zum einen sind die
meisten Beispiele Prototypen oder Forschungs- bzw. Entwicklungsprojekte. Zum anderen aber
auch, weil als mobile Lösungen häufig die Benutzung eines Notebooks mit DesktopProgrammen oder die Portierung eines Desktop-Programms auf einen HandheldPC bezeichnet
wird. Wirklich innovative Ideen sind eher selten. Ausnahmen sind z.B. das Unterstützungssystem für Parkinson-Kranke und weitere Ansätze zur informationstechnischen
Prothetik zur Verbesserung der individuellen Lebensqualität von Menschen, ein per
Spracheingabe zu bedienendes klinisches Dokumentationssystem oder ein wissensbasiertes
Unterstützungssystem für die Medikamentierung.
Es lassen sich fünf Bereiche identifizieren, in denen sich mobile Lösungsansätze häufen:
•
Pflege- und klinische Dokumentation
•
Patienten-Monitoring
•
Notfallmedizin; Einsatz im Notfallwagen
•
Informationstechnische Prothetik / Verbesserung der individuellen Lebensqualität
•
Klinische Studien / Patiententagebuch
Bremer Ansätze gibt es in den ersten drei Kategorien. Die letzte Kategorie ist für das Bremer
Gesundheitswesen von geringerer Bedeutung, da derartige Anwendungssituationen in erster
Linie in Universitätskliniken vorzufinden sind. Um einen Eindruck von den konkreten Ansätzen
zu bekommen, wird im Folgenden eine kurze Skizze der recherchierten Beispiele gegeben.
Gegliedert ist der Überblick nach dem Ort der Sammlung und nach der Zugehörigkeit zu einer
der identifizierten Kategorien. Dokumentiert werden die Beispiele auf der Homepage der
Technologie-Zentrum Informatik
16
Projektgruppe „Mobile Computing in der Medizin“ und auf den Web-Seiten der Maßnahme.
Als Kategorien wurde folgende (detaillierte) Unterscheidung vorgenommen:
Notfallmedizin; Einsatz im Notfallwagen
7
Ärztliche Hausbesuche
1
Patientenmonitoring
- inkl. angeschlossenem ärztlichen Notrufdienst
- inkl. Kommunikation mit Pflegeeinrichtung
14
Pflegedokumentation und Leistungserfassung
(z.T. inkl. Zugriff auf Patientendaten)
4
Klinische Dokumentation
- inkl. Zugriff auf Patientendaten
- inkl. Verordnung
5
Klinische Studien / Patiententagebuch
4
Anamneseunterstützung
1
Informationstechnische Prothetik / Verbesserung der individuellen
Lebensqualität
7
Patienteninformation / Erklärung med. Sachverhalte durch die ÄrztIn
2
Ortsunabhängiger Zugriff auf Fachinformationen und Nachschlagewerke
3
Wissensbasierte Unterstützung von ExpertInnen
1
Mobile Teleradiologie
1
Eine andere Ebene der Kategorisierung der Anwendungsfelder ist die Fokussierung auf die
Zielgruppen, für die eine mobile Unterstützung bestimmt ist bzw. entwickelt werden soll. Man
kann aber auch nach dem Ort des Einsatzes oder nach der auszuführenden Aufgabe
unterscheiden. Eine Rolle spielt dabei dann der Grad der bereits vorhandenen technologischen
Unterstützung der umgebenden Arbeitsprozesse und die vorhandene Vernetzung der
Umgebung. Doch bei jeder Sichtweise gibt es Überschneidungen. Für das erste Herangehen und
für die Auswahl von AnsprechpartnerInnen für die explorativen Interviews wurde die folgende
Kategorisierung gewählt:
•
•
ÄrztInnen im Krankenhaus
o
Aus verschiedenen Abteilungen / Fachgebieten (Notfallmedizin, Gynäkologie,
Intensivmedizin, Anästhesie, …)
o
In verschiedenen Funktionen(Oberarzt, Facharzt, Assistenzarzt, …)
Niedergelassene ÄrztIn
o
Aus verschiedenen Fachgebieten (Allgemeinmedizin, Augenheilkunde, Zahnmedizin,
PsychiaterIn / Psychologen, …)
o
Mit hohem Anteil an Hausbesuchen
•
Arbeits- und Sozialmedizin (Gesundheitsamt, Berufsgenossenschaft, Med. Gesundheitsdienste,
BetriebsärztIn, …)
•
Krankenschwestern und Pflegekräfte
o
In unterschiedlichen Einsatzbereichen (Einsatz im OP, stationäre Pflegedienstleistungen im
Krankenhaus,, ambulante Kranken- oder Altenpflege im häuslichen Bereich,
Pflegedienstleistungen im Alten- und Pflegeheim, …)
o
In verschiedenen Funktionen und mit verschiedenen Qualifikationen
•
ArzthelferIn
•
ErgotherapeutIn, PhysiotherapeutIn
Technologie-Zentrum Informatik
17
•
Hebamme
•
Sanitäter und Rettungskräfte
•
LaborärztIn/ und -kräfte
•
Wartungstechniker für medizinische Geräte, Haustechniker
•
Angehörige von Risikogruppen
•
Gesundheitsbewusste Menschen
•
Apotheken
•
Pharmaunternehmen
•
…
Sie gibt eine Übersicht über die zukünftigen Nutzergruppen. Der Detaillierungsgrad dieser
Kategorisierung sagt allerdings nichts über die Anzahl und die Unterschiedlichkeit möglicher
mobiler Lösungen aus, denn über die Kategorien hinweg gibt es gemeinsame
Aufgabenstellungen, die gleiche oder ähnliche Lösungen erfordern. Die feine Granularität der
Unterscheidung ist jedoch insofern sinnvoll, dass es zwar übergreifende Lösungen gibt, doch für
eine optimale Unterstützung und für einen nachhaltigen Entwicklungsansatz ist es gut, neben
den Gemeinsamkeiten die Unterschiede im Blick zu behalten, um einen Applikationskern
entwickeln zu können, der mit möglichst wenig Aufwand an andere Aufgabenstellungen
angepasst werden kann. Bisher wurde nur ein Teil der oben genannten Kategorien im Rahmen
der Bedarfsermittlung zur Maßnahme berücksichtigt, doch sind bei der ersten Analyse der
Interviews schon relativ viele interessante Szenarien extrahiert worden. Diese werden in einem
der folgenden Kapitel beschrieben.
Hindernisse
Ein ernstzunehmendes Hemmnis für die Realisierung mobiler Lösungen im Gesundheitswesen
ist die Heterogenität und die Inkompatibilität der vorhandenen, ortsgebundenen Systeme. Für
Entwickler innovativer mobiler Lösungen bedeuten fehlende Standards, dass jede Entwicklung
nur für ein schmales Segment angeboten werden kann und jede Ausweitung weitere
Anpassungsarbeiten erfordert – ökonomisch gesehen rechnet sich so etwas nicht. Diese
Problematik wurde bereits erkannt, an ihrer Überwindung wird gearbeitet, z.B. durch forcierte
Standardisierungsbemühungen oder durch die Entwicklung einer informations- und
kommunikationstechnischen „Gesundheitsplattform“. Geht man davon aus, dass dieses
Handikap in absehbarer Zeit beseitigt ist, wird die Entwicklung mobiler Lösungen für das
Gesundheitswesen auch für die Anbieter interessant.
Marktübersichten über die regionalen Anbieter und Dienstleister
Die Erstellung einer Marktübersicht über die regionalen Anbieter und Dienstleister mit den
Schwerpunkten „Lösungen/Produkte für das Gesundheitswesen“ und „Lösungen mit mobiler
I&K-Technologie“ im Wirtschaftsraum Bremen/Bremerhaven ist ein kontinuierlicher Prozess,
der anhält. Es sind bereits einige Kontakte geknüpft worden, die in naher Zukunft noch
ausgeweitet werden, insbesondere hinsichtlicht der bereits in der Medizintechnik engagierten
Unternehmen. Dem Zwischenbericht liegt eine Adressenlistenliste mit Nennung konkreter
Ansprechpartner bei, die ständig aktualisiert wird und nicht öffentlich zugänglich ist, sondern
nur für den internen Gebrauch innerhalb der Maßnahme genutzt wird.
Bedarfsanalyse
Für eine Priorisierung der regional relevanten Anwendungsthemen wurden in einem ersten
Schritt explorative Interviews5 mit ausgewählten VertreterInnen der identifizierten
5
Gesprächsleitfaden siehe Anhang
Technologie-Zentrum Informatik
18
Nutzergruppen durchgeführt. Parallel dazu wurden Gespräche mit den regionalen Anbietern
geführt, die in ihren eigenen Marktanalysen produktfähige Themen identifiziert haben. Letztere
finden allerdings noch keinen Eingang in diesen Zwischenbericht, da seitens der Firmen zz.
noch ein Geheimhaltungsinteresse besteht. Die Interviews wurden anhand eines zuvor
entwickelten Gesprächsleitfadens geführt und auf digitalem Tonträger aufgezeichnet. Alle
Interviewpartner waren mit dieser Protokollierfunktion einverstanden, baten aber darum, dass
das Gesagte nicht wortwörtlich veröffentlicht wird. Dies wurde ihnen zugesichert. Die
Interviews wurden sehr offen als Gespräche geführt. Den InterviewpartnerInnen, die gern vor
dem Gespräch wissen wollten, worum es konkret gehen soll, wurde der Gesprächsleitfaden in
schriftlicher Form zugesandt. Im Gespräch diente er allerdings nur als Hilfsmittel für die
Interviewerin, um sicherzustellen, dass alle intendierten Themenbereiche angesprochen wurden.
Da es vorrangig darum ging, Ideen zu generieren, bestimmte der aktuelle Fluss des Gesprächs
den jeweiligen Verlauf, so dass die Gespräche in keinster Weise miteinander verglichen werden
können. Ein Interview dauerte durchschnittlich eine Stunde. Sie fanden je nach Wunsch der
InterviewpartnerIn in den Räumen des TZI, am Arbeitsplatz der InterviewpartnerIn oder bei ihr
zu Hause statt. Im Folgenden wird die erste Auswertung in Form von Anwendungsszenarien
beschrieben.
Ermittelte regional relevante Anwendungsszenarien
Die im Folgenden beschriebenen Szenarien sind das erste Ergebnis der Auswertung einiger
durchgeführter Interviews mit AnwenderInnen aus ganz verschiedenen Bereichen des
Gesundheitswesens (Niedergelassener Arzt, Ärztin im Krankenhaus, Leiterin Alten- und
Pflegeheim, Zahnarzthelferin, Leiter Technik im Krankenhaus). Es liegen noch weitere
Interviews als Tondokumente vor, sie wurden allerdings noch nicht ausgewertet. Das wird in
den nächsten Tagen erfolgen. Außerdem stehen noch einige Interviews aus, für die ein Termin
erst nach dem Jahreswechsel gefunden werden konnte. Nachdem die ersten Interviews und auch
die Gespräche mit den Anbietern medizinischer oder mobiler IT-Lösungen sich als reichhaltige
Quelle erwiesen haben, ist zu erwarten, dass auch die folgenden Gespräche noch sehr fruchtbar
sein und weitere interessante Szenarien liefern werden, die in die Ausgestaltung der
Aktivierungsphase einfließen werden.
Reduzierung des erforderlichen Aufwands für die Pflegedokumentation
Im Gesundheitswesen ist die Dokumentation von Prozessen eine Pflicht. In den verschiedenen
Bereichen hat eine Dokumentation unterschiedliche Funktionen:
- Erhebung abrechungsrelevanter Daten
- Erhebung versicherungstechnisch erforderlicher Daten
- Erfassung prozessunterstützender Daten
- Erhebung pflegerischer und behandlungsbezogener Informationen
Die Erhebung der beiden erstgenannten Daten sind für das Personal (seien es nun Ärzte,
Pflegerinnen oder Techniker) zusätzliche Aufgaben, die ihre primäre Aufgabe nicht
unterstützen, und die sie häufig als lästig und überflüssig betrachten.
Für die Pflege z.B. – sei es im Krankenhaus, in Alten- und Pflegeheimen oder in der ambulanten
Pflege – besagt eine Schätzung, dass Pflegekräfte ca. 40 Min. ihrer täglichen Arbeitszeit mit
Dokumentation verbringen, andere Stimmen vermuten sogar noch einen höheren Aufwand, der
u.a. dadurch entsteht, dass die Pflegekraft, um dokumentieren zu können, immer wieder weite
Wege zu einem zentralen Punkt zurücklegen muss, an dem das einzige Exemplar der
Technologie-Zentrum Informatik
19
Patientenakte vorgehalten wird oder an dem ein entsprechendes Eingabeterminal steht. Die
Einführung mobiler Devices, die von der Hardware und vom Benutzungskonzept her an die
BenuterzInnen angepasst sind, könnte die Qualität einer Pflegeeinrichtung erhöhen.
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass eine Lösung nicht allein darin besteht, dass vorhandene
Dokumentationssysteme auf HandheldPCs portiert werden.
Durch eine Digitalisierung der Dokumentation und durch den Einsatz mobiler Engeräte wird
auch die verfügbare Information von überall aus zugänglich, so dass ein wesentlicher Teil der
heute per Telefon notwendigen Kommunikation reduziert wird. Allerdings sollte es nicht Ziel
sein, die Kommunikation zwischen den Pflegekräften zu unterbinden, denn es gibt gerade in der
Pflege von Menschen die Notwendigkeit der zwischenmenschlichen und nicht technisch
vermittelten Kommunikation. Teamereignisse wie die Übergabe zwischen den Schichten
können und dürfen nicht abgelöst werden. In diesen Runden erfolgt zwar eine gegenseitige
Information, doch es werden nicht nur Fakten
und formalisierbare Informationen
kommuniziert. Was allerdings abgeschafft werden könnte, ist der Umstand, dass während dieser
Treffen so gut wie jedes Teammitglied die erhaltenen Informationen aufschreibt. Der
individuelle Zugriff auf gemeinsame Daten, einen gemeinsam genutzten „virtuellen
Informationsraum“ könnte diese Redundanz ablösen. Dieser gemeinsame Interaktionsraum
müsste für jede Pflegekraft ein personalisiertes Erscheinungsbild haben (z.B. bzgl. der Sprache).
Eine zentrale Voraussetzung für die Akzeptanz und für die Nutzung eines solchen Angebots ist,
dass die erforderliche Interaktion mit dem Computer einfach und für Pflegekräfte eingängig
gestaltet ist. Die Beteiligung der zukünftigen BenutzerInnen ist ein guter Weg, um Akzeptanz
zu erlangen. Wenn die BenutzerInnen das Gefühl haben, dass sie maßgeblich an der Gestaltung
mitgewirkt haben, ja dass die Lösungsidee evtl. sogar aus ihren eigenen Reihen stammt, dann
sind sie gern bereit, auch noch nicht ganz ausgereifte Systeme zu nutzen und bei ihrer
Verbesserung mitzuwirken.
Indem sorgfältig und vollständig dokumentiert wird, kann ein Pflegedienst seine Qualität
nachweisen. Doch gibt es hierbei z.B. sprachliche und kulturelle Probleme. Es gibt verschiedene
Arten von Pflege, entsprechend sind die Qualifikationsprofile der Pflegekräfte auch sehr
unterschiedlich. Eine große Anzahl dieses Personenkreises spricht z.B. eine andere Sprache als
deutsch und hat einen anderen kulturellen Hindergrund. Bei der Durchführung der pflegerischen
Tätigkeiten an sich ist das kein großes Problem, allerdings kann es bei der Dokumentation, die
ja sprachorientiert ist, zu solchen führen. Auf der anderen Seite sind diese Personen gute und,
was in dieser Branche ebenfalls eine wesentliche Rolle spielt, günstige Pflegekräfte, auf die
keine Institution verzichten wollen würde. Eine mehrsprachige und personalisierbare Gestaltung
der Benutzungsschnittstelle, die z.B. Eingaben in einer anderen Sprache übersetzt, und ein
Interaktionskonzept, das keinerlei Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit
Computersystemen voraussetzt, wäre hier erforderlich. Durch eine gründliche Analyse der zu
gestaltenden Arbeitsprozesse und der zu füllenden Dokumente sowie durch die Modellierung
einer Intelligenz, die die Menge der erforderlichen Eingaben durch Schlussfolgerungen
reduziert, ließe sich der erforderliche zeitliche und kognitive Aufwand verringern. Diese
Reduzierung würde zwar weniger zu weiteren Einsparungen bei den Personalkosten führen,
würde aber Raum schaffen für mehr Aufmerksamkeit für die zu pflegenden Personen.
Darüber hinaus können z.B. durch die Realisierung eines proaktiven Dokumentations- und
Informationssystems situations- und positionsbezogen patientenspezifische Informationen
angeboten werden, die eine persönliche Ansprache der PatientIn und ein Eingehen auf ihre
spezifischen Vorlieben und Bedürfnisse ermöglicht. Zwar gibt es für jede PatientIn eine
Pflegekraft, die sie besonders gut kennt und die für diese erste AnsprechpartnerIn ist, doch ist
die Pflegekraft natürlich nur innerhalb ihres Dienstes zuständigen. Außerhalb dieser Zeit
übernehmen andere die notwendigen Aufgaben. Wenn auch diese – ohne eine ausführliche
Übergabe – individuell auf die zu versorgende Person eingehen können, dann ist das ein
Technologie-Zentrum Informatik
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enormer Vorteil für die Pflegeeinrichtung, denn gerade solche „Kleinigkeiten“ sind ein
wesentlicher Qualitätsfaktor.
Dokumentation wird von vielen Pflegekräften als lästige zusätzliche Belastung bei ihrer
täglichen Arbeit empfunden, insbesondere die Dokumentation zu Abrechnungszwecken. Hier
muss häufig nur Routinearbeit per Unterschrift abgezeichnet werden. Dafür lassen sich
elektronische Pendants entwickeln. Dagegen ist ein Pflegeplan ein dynamisches Procedere, das
vom aktuellen Zustand der PatientIn und von seiner Veränderung im Laufe der Zeit abhängt.
Der Plan wird verändert, wenn es die Umstände und Gegebenheiten erfordern. Diese
Gegebenheiten werden durch die Beobachtung der PatientInnen durch die Pflegekräfte
festgestellt, und sie wirken sich insbesondere durch die sofortige Dokumentation der
Beobachtungen auf den Pflegeplan aus. Auch hier ist eine zeitnahe Reaktion auf Veränderungen
ein Qualitätsmerkmal.
Pflegeüberleitung
Zukünftig notwendig wird ein hohes Maß an Kompatibilität zwischen verschiedenen
Informationssystemen. Im Rahmen der Einführung der Fallpauschalen werden PatientInnen
wesentlich früher von einer Abteilung, z.B. der Intensivstation in den nächstfolgenden Bereich
verlegt. Die Überleitung erfolgt nicht nur durch die Verlegung der PatientIn in eine andere
Abteilung, in ein Pflegeheim oder in die familiäre Obhut, sondern auch durch die Überleitung
der Patienteninformationen von einer Abteilung in die nächste, und zu einem spätern Zeitpunkt
auch vom stationären Krankenhausaufenthalt in die ambulante Versorgung durch HausärztInnen
und ambulante Pflegeorganisationen oder Familienangehörige. Zu erwarten ist, dass durch den
früheren Wechsel der Informationsaufwand und das Kommunikationsbedürfnis zwischen den
verschiedenen Beteiligten enorm ansteigen und die Datenübergabe zeitkritisch werden wird.
Reduzierung des Zeitaufwands für die Dokumentation in niedergelassenen Praxen
Auch in medizinischen Praxen gibt es eine Arbeitsteilung zwischen den ArzthelferInnen.
Meistens gibt es mehrere ZahnarzthelferInnen, die während der Behandlung assistieren, und
(eine) andere, die vorrangig für die Abrechnung zuständig sind. Die AssistentInnen im
Behandlungszimmer arbeitet zusammen mit der ÄrztIn direkt an der PatientIn. Sie muss
einerseits Anreichungen etc. machen, andererseits ist sie aber auch während der Behandlung für
die Dokumentation der Befundung und der abrechnungsrelevanten Angaben sowie für die
Bereitstellung der benötigten Patientendaten für den Arzt zuständig. Die Dokumentation der
aktuellen Behandlung wird in vielen Praxen noch in einem dreistufigen Verfahren durchgeführt:
•
Die ÄrztIn diktiert ihre Beobachtungen. Sie benötigt für die Untersuchung beide Hände.
•
Die Ergebnisse der Diagnose und die ergriffenen Maßnahmen sowie die durchgeführten
Behandlungen werden von der AssistentIn auf der Karteikarte der PatientIn aufgeschrieben.
•
Später werden diese Aufzeichnungen dann manuell in das vorhandene Computersystem
übertragen.
Häufig gibt es auch noch einen vierten Schritt, nämlich den Vergleich zwischen
Aufzeichnungen auf der Karteikarte und den eingegebenen Daten im Computersystem durch die
für die Abrechnung zuständige MitarbeiterIn. Dem folgt dann immer wieder auch eine
persönliche Rücksprache mit der dokumentierenden AssistentIn.
Wünschenswert wäre für diesen Arbeitsprozess, wenn die ÄrztIn alle Befunde direkt per
Spracheingabe in das Praxis-Computersystem eingeben könnte. Die Spracheingabetechnologie
hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte6 gemacht, so dass eine Studie zur konkreten
6
Auf der MEDICA wurde z.B. ein OP-Tisch vorgestellt, der mit 20 Befehlen vollständig per Spracheingabe gesteuert
werden kann.
Technologie-Zentrum Informatik
21
Leistungsfähigkeit von Spracheingabesystemen und ihre Einbindung in bestehende
Praxissysteme verwertbare Ergebnisse bringen würde. Allerdings wäre für ein solches System
die Entwicklung einer sprachbasierten Benutzungsoberfläche erforderlich, die auf eine visuelle
Kontrolle der Eingaben verzichtet und deshalb eine hundertprozentige Erkennung gewährleisten
müsste. An dieser Stelle besteht noch einiger Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Doch ist
zunächst eine technologisch so anspruchsvolle Lösung nicht unbedingt erforderlich, da die
AssistentIn auch nach Einführung einer vollständig sprachgesteuerten elektronischen
Dokumentation als MitarbeiterIn benötigt wird, die z.B. während der Diagnose verfügbar sein
muss und zwischenzeitlich kaum andere Aufgaben übernehmen kann. Dennoch gibt es weitere
Möglichkeiten, den beschriebenen Aufwand für die Dokumentation zu reduzieren. Z.B. können
statt DesktopPCs TabletPCs eingesetzt werden, mittels derer die Eingabe direkt in den
Computer und nicht vermittelt über die Patientenkarteikarte erfolgen kann. Falls die Karteikarte
für den Arzt oder für den Prozess eine wichtige Rolle als zusätzliche Instanz beibehalten soll, ist
auch eine Variante z.B. mit einem Eingabegerät wie dem Anoto-Pen denkbar, der einerseits wie
ein Kugelschreiber auf Papier zu benutzen ist, mit dem andererseits aber gleichzeitig auch Daten
per Bluetooth an den in der Nähe befindlichen DesktopPC gesendet werden können. Für beide
Varianten ist allerdings jeweils die Entwicklung einer neuen Benutzungsschnittstelle
erforderlich. Im Falle des Einsatzes eines stiftbasierten TabletPCs muss die Interaktion so
gestaltet sein, dass die notwendigen Eingaben auch ohne die vollständige Aufmerksamkeit der
AssistentIn nebenbei erfolgen können. Das gilt natürlich auch für den Einsatz des Anoto-Pen.
Beide Lösungsansätze reduzieren das Fehlerrisiko und den erforderlichen Zeitaufwand. Es ist zu
erwarten, dass eine Analyse ähnlicher Arbeitsprozesse in anderen medizinischen Fachgebieten
eine Übertragung dieses Konzepts ermöglicht.
Standardisierung und semantische Datenintegration
Die Standardisierung von Schnittstellen und die semantische Datenintegration der vorhandenen
Informationsbestände sind mittel- und langfristig Kostenbremsen auf der informations- und
kommunikationstechnischen Seite. Das gilt für den netzgebundenen Informationsaustausch, das
gilt aber in besonderem Maße für eine kostengünstige Realisierung mobiler Lösungen im
Gesundheitswesen. Denn der ortsübergreifende Einsatz von Informationstechnologie setzt
voraus, dass der Zugriff auf die situationsbezogen benötigten Informationen schnell und ohne
großen Interaktionsaufwand erfolgt. Die benötigten Informationen stammen nicht unbedingt aus
einer Datenquelle, sondern müssen aus mehreren Quellen zusammengestellt werden. Die
Integration der verschiedenen Quellen darf nicht von der BenutzerIn erwartet werden, denn ihre
Aufmerksamkeit liegt nicht auf der Benutzung eines Computers, also auch nicht auf dem
Zusammenstellen geeigneter Informationen. Diese Aufgabe muss durch eine Infrastruktur ohne
explizite Interaktion der BenutzerIn erfüllt werden.
Archivierung von Dokumenten
Um Informationen überall und zu jeder Zeit elektronisch verfügbar zu haben, müssen die
Informationen natürlich auch in digitaler Form vorliegen. Im Gesundheitswesen gibt es eine
langjährige Archivierungspflicht für eine Vielzahl von Dokumenten. Diese Dokumente müssen
nicht nur archiviert werden, es kommt immer häufiger vor, dass auf die Informationen in diesem
Archiv auch zugegriffen werden muss. Bei einer physikalischen Archivierung dieser
Materialien kommt es jetzt schon zu einem enormen Platzbedarf in Praxen, Kliniken und
Pflegeheimen. Das Wiederauffinden wird zum „Zeitfresser“, der die sowieso schon knappen
personellen Ressourcen in unzumutbarer Weise belastet. Das Aufsetzen eines digitalen
Zugriffssystems erfordert die Umwandlung aller benutzten Dokumente in elektronisch
verarbeitbare Form.
Technologie-Zentrum Informatik
22
Lokalisierung von Personen
Sowohl im Krankenhaus als auch in niedergelassenen Praxen wird es als eine
Arbeitserleichterung angesehen, wenn der konkrete Aufenthaltsort einzelner Personen (bzw.
Personen mit bestimmten Funktionen) und ihr aktuelles Bewegungsmuster für die anderen
Teammitglieder verfügbar wären.
Beispiel „Lokalisierung von Funktionsträgern in einer niedergelassenen Praxis“
In jeder niedergelassenen Praxis gibt es in der Regel mehrere Behandlungsräume, und in vielen
Fällen gibt es unterschiedliche Funktionsträger, die die Räumlichkeiten gemeinsam nutzen und
z.T. auch patienten- bzw. situationsbezogen miteinander kooperieren und kommunizieren.
Koordiniert wird die Raumnutzung zentral z.B. von der ArzthelferIn am Empfang. Zur
effizienten Ausnutzung der Räume wäre es nun wünschenswert, wenn der Empfang immer
aktuell und genau wüsste, welcher Raum von welcher FunktionsträgerIn im Moment benutzt
wird. Aber auch zur Kommunikation der Funktionsträger untereinander ist es notwendig, dass
jedes Teammitglied den jeweiligen Aufenthaltsort der anderen Gruppenmitglieder ohne
Aufwand und ohne Aufmerksamkeit dafür verwenden zu müssen, erfahren kann. Neben dem
aktuellen Aufenthaltsort der jeweiligen Person ist aber auch die aktuelle Tätigkeit bzw. der Grad
der erforderlichen Aufmerksamkeit für die aktuelle Tätigkeit wichtig, z.B. bei eingehenden
Telefonaten. In dieser Situation wäre es für den Empfang notwenig, einschätzen zu können, ob
das Gespräch durchgestellt werden kann oder nicht. Jede explizite Rückfrage und jedes
„manuelle“ Durchsuchen der Räume ist eine störende Unterbrechung des eigentlichen
Arbeitsprozesses.
Eine Inhouse-Lokalisierungskomponente, der Einsatz von Kontextsensoren, die Entwicklung
eines qualitativen Modells der verfügbaren Aufmerksamkeit, eine räumliche Repräsentation und
ein intuitives Interaktionsmodell mit geeigneten, kleinen mobilen Endgeräten sind ein
Lösungsweg für diese Aufgabenstellung. Die Problematik der Akzeptanz muss diskutiert
werden, wird aber vom Wirkungsgrad der erreichten Arbeitserleichterung abhängen.
Beispiel „Lokalisierung von ausgewählten Funktionsträgern im Krankenhaus“
Auch im Krankenhaus besteht ein ähnliches Informationsbedürfnis über den aktuellen
Aufenthaltsort bestimmter Funktionsträger. Es kommt z.B. häufiger vor, dass ein OP-Team auf
einen Operateur wartet. Für dieses Team wäre es enorm hilfreich, wenn ein
Lokalisierungsdienst ermittelt, ob sich die erwartete Person auf dem Weg bzw. schon in
unmittelbarer Nähe befindet. Auch Assistenzärzte, Hebammen oder Pflegekräfte brauchen des
öfteren eine direkte Kommunikation mit bestimmten Funktionsträgern. Zz wird diese
Problemstellung mittels Pieper, einem dichten Netz an drahtgebundenen Telefonen, und häufig
zurückgelegten weiten Wegen gelöst. Eine mobile Variante im oben geschilderten Sinne könnte
hier neben den zurückgelegten Wegen auch die Belastung durch das permanente Tönen des
Piepers reduzieren.
Patientenmonitoring
Im Krankenhaus werden Patienten in verschiedenen Situationen mit Sensoren versehen, die
verschiedene Vitalwerte überwachen. Diese Sensoren sind jeweils an ein Ausgabegerät
angeschlossen, das die gemessenen Werte auswertet und anzeigt7. Bei Über- oder
Unterschreitung eines Schwellwerts wird ein Alarm ausgelöst. Derartige Systeme sind entweder
an bestimmten Stellen stationär installiert oder mobil einsetzbar. Die Verbindung zwischen
Sensor und Monitor ist jedoch immer drahtgebunden. Falls die entsprechende Abteilung
vernetzt ist, können die Messwerte gleichzeitig auch von anderer Stelle aus beobachtet werden,
z.B. vom Stationszimmer oder auch vom OP aus. In der Intensivmedizin sind solche Sensoren
7
Diese „Anzeige“ kann auf einem Monitor erfolgen oder auf einem Messstreifen; aber auch eine akustische Ausgabe
gehört zum möglichen Spektrum dazu.
Technologie-Zentrum Informatik
23
unverzichtbar, aber auch in der Gynäkologie werden Sensoren genutzt (Wehenschreiber und
Messung der Herztöne des Kindes). In der Gynäkologie gibt es diese Sensoren in Form von
zwei Gürteln, die zu bestimmten Zeiten (während der Wehen) getragen werden müssen. Doch
gerade während der letzten Minuten der Geburt müssen sie getragen werden und dann sind die
Drähte, die zum Aufzeichnungsgerät führen, lästig und behindern sowohl die Gebärende als
auch die Hebamme und die ÄrztIn. Es gibt zwar ein mobiles Gerät zum Messen der Herztöne
des Kindes, doch ist das kein Gürtel, der umgeschnallt wird, das ist ein Instrument, das die
ÄrztIn in der Hand halten und bedienen muss.
Auch in Krankheitsfällen, in denen PatientInnen über einen längeren Zeitraum unter
sensorischer Überwachung stehen, ist eine Reduzierung der drahtgebundenen Verbindungen zu
den Monitoren wünschenswert. Z.B. ließe sich der Aufwand beim Umbetten dieser Patienten
reduzieren. Ein anderes Szenarium, in dem eine drahtlose Verbindung zwischen Sensor und
Monitor von Vorteil wäre, ist beim Transport einer PatientIn z.B. vom der Station in den OP.
Für diese Überführungsphase gelten ähnliche Bedingungen wie in der Notfallmedizin: Die
Gefahr in der Situation ließe sich kalkulierbarer gestalten, wenn die PatientIn sowohl unterwegs
vom Begleitpersonal als auch von der aufnehmenden Instanz aus sensorisch beobachtet wird,
um beim Auftreten von Komplikationen an mehreren Orten sofort angemessen reagieren zu
können. Die „Mobilisierung“ von Vitalsensoren und die Trennung zwischen Sensor und
Monitor unter Beibehaltung der Konnektivität ermöglichen eine lückenlose Beobachtung der
Parameter, auch während der Bewegung. Darüber hinaus können derartige mobile Sensoren
wesentlich flexibler eingesetzt werden.
Prozessbegleitung bei der Visite
Während der Visite geht eine Gruppe von ÄrztInnen zusammen mit der zuständigen
Pflegeleitung von PatientIn zu PatientIn. Die Aufmerksamkeit aller Beteiligten liegt primär bei
den PatientInnen. Die (vollständigen) Patientenakten werden bei diesem Prozess in einem
Wagen mitgeführt. Benutzt wird im Normalfall allerdings nur das aktuelle Krankenblatt, das in
einem gesonderten Buch vorgehalten wird. Alles andere, insbesondere die Dokumente der
Vorgeschichte, werden für einen Rückgriff bereitgehalten, was in dieser Situation allerdings
selten passiert. Während der Visite findet in erster Linie eine direkte Kommunikation zwischen
Arzt und Patient statt. Die PatientIn wird in Augenschein genommen und die Ärzte nehmen
aktuelle Informationen zur Kenntnis. Als Ergebnis wird z.B. etwas verordnet (eine
Laboruntersuchung, eine Medikamentengabe, eine Maßnahme,…). Diese Verordnung erfordert
meistens von der Pflegekraft ein Anstoßen von Workflows8 und Prozessen, deren Vorbereitung
und Durchführung mit einem umfangreichen Kommunikationsaufwand verbunden sind.
Außerdem musst die Verordnung natürlich auch dokumentiert und z.B. in den Pflege- und
Therapieplan aufgenommen werden.
Eine mobile Lösung könnte einerseits das Mitführen des Aktenwagens erübrigen - wenn die
Patientenakten vollständig elektronisch zur Verfügung stehen und mobil auf sie zugegriffen
werden kann. Evtl. würde die Schaffung einer Möglichkeit des unkomplizierten Zugriffs auf die
Vorgeschichte das Heranziehen dieser patientengeschichtlichen Information erhöhen und damit
die Anpassung, d.h. die Individualität der Behandlung, an die jeweilige PatientIn verstärken.
Eine elektronische Führung der Patientenakte hätte den weiteren Vorteil, dass die Akten ohne
zeitliche Verzögerungen z.B. um eingehende Laborbefunde ergänzt werden kann, die der Visite
dann unmittelbar zur Verfügung stehen. Des Weiteren kann mit einer geeigneten mobilen
Lösung neben der Reduzierung des Dokumentationsaufwands eine sofortige Ausführung der
Verordnungen und damit eine Prozessoptimierung erreicht werden. Die flächendeckende
Realisierung der elektronischen Krankenakte ist eine notwendige Voraussetzung für die
8
Vergleichbare Folgeprozesse löst z.B. auch der Besuch einer ÄrztIn im Alten- und Pflegeheim aus.
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24
Umsetzung und für den Erfolg einer mobilen Lösung zur Unterstützung der Visite im
Krankenhaus.
Konsil in der Aufnahme
Während der Aufnahme einer PatientIn ins Krankenhaus ist es häufig notwendig, dass sie von
verschiedenen ÄrztInnen gesehen wird, um eine möglichst gut abgesicherte Diagnose zu stellen.
Dieses Vorgehen ist notwendig, da die medizinischen Fachgebiete in sich so spezialisiert sind,
dass erst die Meinung mehrerer unterschiedlicher SpezialistInnen eine eindeutige Abklärung
bringt. Entsprechend werden u.U. während des Klinikaufenthalts bei einer „fachgebietsübergreifenden“ Erkrankung weitere Konsilien erforderlich. Jedes Fachgebiet benötigt neben
den allgemeinen Informationen über die PatientIn unterschiedliche weitere Informationen und
Daten.
Aus den konkreten Anwendungsszenarien lassen sich übergreifende Schwerpunkte extrahieren,
die einen mobilen Kontext haben und eine thematische Clusterung bedeuten9:
•
Dokumentation
•
Datenaustausch
•
Zugriff auf Informationen
•
Kommunikation
•
Intelligente Arbeitsprozessunterstützung
Darüber hinaus ist aufgefallen, dass bei verschiedenen Gruppen der Wille und manchmal auch
die Kenntnisse zur Benutzung bzw. Bedienung von Computersystemen gering ist. Im ersten Fall
sind Motivationsmaßnahmen erforderlich, im zweiten Fall sind Schulungen angeraten.
Allerdings darf es sich bei diesen Maßnahmen nicht um Computerkurse im herkömmlichen
Sinne handeln, sondern um neue, motivierende Maßnahmen, die auf den Tätigkeitsbereich und
auf den Erfahrungshorizont der TeilnehmerInnen zugeschnitten ist. Zu vermitteln sind
Metaphern und „Bilder“, die den Betroffenen helfen, ein mentales Modell von der
Funktionsweise eines Computersystems zu entwickeln.
Sicherheitsaspekte im Gesundheitssektor bei der
Realisierung mobiler Lösungen
Die Sicherheitsanforderungen in der Telemedizin sind sehr hoch. Grund dafür sind die Datenschutzauflagen auf der einen Seite und die ärztliche Schweigepflicht auf der anderen. Die
besonderen Anforderungen an die Sicherheit bei der drahtgebundenen Datenübertragung in der
Telemedizin werden durch die Übertragung dieser verschärften Anforderungen auf die
Datensicherheit bei der Übertragung von Informationen in drahtlosen Netzen deutlich erhöhen.
Die Realisierung eines umfassenden Konzepts, das Datensicherheit einerseits und Verfügbarkeit
andererseits sicherstellt, ist eine Aufgabe, die bisher noch nicht zufrieden stellend gelöst worden
ist. Die Diskussion zu diesem Thema ist noch nicht abgeschlossen. So steht die jüngste
Forderung der deutschen Datenschützer nach einem separaten drahtgebundenen Datennetz10 im
krassen Gegensatz z.B. zur flächendeckenden WLAN-Abdeckung in den Tiroler
9
Siehe Grafik „Applikationen“ im Anhang
10
Hauke Gerlof: Muß das Gesundheitswesen parallel zum Internet eine eigene Netzstruktur für die Kommunikation
aufbauen? In: Ärzte Zeitung, 11.12.2002. http://www.aerztezeitung.de gesehen am 11.12.02
Technologie-Zentrum Informatik
25
Landeskrankenanstalten11. Forschungs- und Entwicklungsprojekte arbeiten an der Untersuchung
und an der technischen Lösung dieser Problematik, der Ausgang ist noch offen.
Neben dem Schutz der personenbezogenen Daten und der informationellen Selbstbestimmung
spielen beim Einsatz drahtloser Netze noch weitere Sicherheitsaspekte eine wichtige Rolle: die
Interferenz zwischen Funknetzen und medizinischen Geräten und die Gesundheitsgefährung
durch den Betrieb drahtloser Funknetze. Zu diesem Themenkomplex wurde Anforderungen und
Lösungsansätze recherchiert. Allerdings ist bzgl. dieser Thematik noch vieles im Wandel. So
arbeitet z.B. die gmds-Projektgruppe „Mobile Computing in der Medizin“ zz. gerade mit
Hochdruck an der an der Zusammenstellung von Empfehlungen zum Einsatz von drahtlosen
Datenübertragungstechnologien im Gesundheitswesen12. Das im Sommer unter TZI-Beteiligung
gestartete EU-Projekt 6WINIT hat gerade Sicherheit im WLAN mit dem Einsatzbereich
„Krankenhaus“ auf der Agenda, und auch das EU-Projekt xMotion legt seinen Schwerpunkt auf
die Erprobung der Nutzungsmöglichkeiten mobiler Funktechnologien in Notfallsituationen,
wobei Sicherheit eine Rolle spielt. Die Ergebnisse dieser Projekte sind mit Spannung zu
erwarten, den sie werden Lösungen für das Gesundheitswesen liefern. In diesem Abschnitt
werden die Forderungen der Datenschutzbeauftragten aufgelistet, die für Datenübertragung in
mobile Netz genauso gelten wie in drahtlosen. Außerdem werden einige AGs und Dokumente
vorgestellt, die Aussagen zur Datensicherheit im Gesundheitswesen sowie zur
Sicherheitskonzepten im WLAN machen. Daran schließt sich ein Abschnitt zu
Gesundheitsrisiken von Funknetzen an. Die recherchierten Referenzen zum Thema sind in der
Linksammlung auf den Web-Seiten der Maßnahme zu finden.
Forderungen des Bremer Datenschutzbeauftragten
In der Dokumentation der Veranstaltung „Gesundheitstelematik in und für Bremen“ vom 7.
März 2001 hat der Landesbeauftragter für den Datenschutz von Bremen, Herr Linder, die
datenschutzrechtlichen Positionen zur Elektronischen Patientenakte vorgestellt, die im
folgenden noch einmal angeführt werden:
1. Der Schutz der Patientendaten darf sich durch die Digitalisierung / Vernetzung nicht
verschlechtern, vielmehr besteht die Hoffnung, dass der Schutz verbessert wird.
2. Es bestehen Bedenken gegen eine zentrale Datenhaltung außerhalb des in § 73 SGB V
vorgesehen Hausarztmodels, insbesondere durch gewerbliche Dienstanbieter. Die ärztliche
Dokumentation sollte weiter dezentral durch den behandelnden Arzt / durch das
behandelnde Krankenhaus vorgenommen werden.
3. Übermittlung von Patientendaten durch den behandelnden Arzt / durch das behandelnde
Krankenhaus müssen als Durchbrechungen der ärztlichen Schweigepflicht durch die
ärztlichen Berufsordnungen / Landeskrankenhausgesetze zur Mit- oder Nachbehandlung
legitimiert werden.
4. Abrufe aus den anderen Netzteilnehmern zugänglichen ärztlichen Dokumentationen sind
nur zulässig, wenn der Patient zuvor dem Abrufer gegenüber seine Einwilligung erteilt hat
und die Informationen für den konkret anstehenden Behandlungsfall genutzt werden soll, §
140b Abs3 Satz 3, § 140a Abs. 2 Satz 2 8GB v (vorbildliche bundesrechtliche Regelung für
integrierte Versorgung).
5. Abrufer dürfen nur Personen sein, die der ärztlichen Schweigepflicht nach § 203 StGB
unterliegen.
11
Krankenhaus-WLAN in: TELECOM 26.8.2002, http://www.telecom.vienna.at
12
http://www.mocomed.org/Projekt_Empfehlungen-wireless/index.html
Technologie-Zentrum Informatik
26
6. Die Beteiligung der Patienten und die Legitimation der Abrufer ist durch technische
Vorkehrungen zu gewährleisten, etwa durch die Eingabe der Krankenversicherungskarte
bzw. der Gesundheitskarte durch den Patienten bzw. der Health Professsional Card durch
den Arzt. Notfallzugriffe mit besonderer Protokollierung und Überprüfung sind zulässig.
7. Technische Verfahren zur Anonymisierung oder Pseudonymisierung von Patientendaten
sollen, soweit dies möglich ist und ihr Aufwand in einem angemessenen Verhältnis zum
angestrebten Schutzzweck steht, genutzt bzw. entwickelt werden (Grundsatz der
Datensparsamkeit, vgl. § 3a des Entwurfs für ein neues BDSG, einige
Landesdatenschutzgesetze, Entwurf für ein Transparenzgesetz in der GKV).
8. Technische Sicherungsmaßnahmen müssen die Verfügbarkeit, die Authentizität, die
Integrität und die Vertraulichkeit der Patientendaten sichern. Die Daten sind auf dem
Transportweg durch technische Vorkehrungen zu schützen, etwa durch Verschlüsselung, bei
Nutzung des Internets über VPN-Technologie (Tunnelling).
Die Projektgruppe „Datenschutz in Gesundheitsinformationssystemen“13 der „Deutschen
Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (gmds)“ hat eine
Empfehlung14 für Verantwortliche im Management und in Anwendungsbereichen der
Informationstechnologie in Einrichtungen des Gesundheitswesens erarbeitet, die sich von der
Intention her zwar auf Informationssysteme in drahtgebundenen Netzen bezieht, deren
Maßnahmen aber auf die Nutzung von drahtlosen Netzen übertragbar sind. Die zu
„gewährleistenden Dimensionen der Datensicherheit“ für Informationen sind die Integrität, die
Vertraulichkeit, die Verfügbarkeit sowie die Verantwortlichkeit. Des Weiteren wird noch auf die
Verantwortlichkeit für Prozesse (und Informationen) im Sinne der Verlässlichkeit und
Verbindlichkeit hingewiesen.
Integrität von Informationen bedeutet eine sinnvolle Umsetzung der Informationsverarbeitung
in die realen Abläufe, so dass ein problemloser Zugriff auf die Daten möglich ist.
Vertraulichkeit der Informationen spricht Aspekte des Datenschutzes an. Integrität und
Verfügbarkeit soll gewährleisten, dass die aufbereiteten Informationen zur rechten Zeit am
rechten Ort sind. Diese drei letztgenannten Dimensionen sind für mobile Lösungen wesentlich.
Die empfohlenen technischen Maßnahmen und Sicherheitsinfrastrukturen für offene Systeme
sind u.a. verschlüsselte Datenspeicherung und -übermittlung (Datenkommunikation) sowie eine
überprüfbare Zugriffskontrolle aufgrund einer systemweit definierten Zugriffsmatrix bei
dezentraler Verantwortlichkeit für die Zugriffsrechte. Die Verbindlichkeit und die Integrität von
Verordnungen, Leistungsanforderungen, Kommunikation und Dokumentation soll durch eine
elektronische Unterschrift ermöglicht werden und durch die Integration von Rechner- und NetzSicherheitssystemen und einen sicheren Internet-Anschluss über ein Firewall-System. Nach
Meinung der genannten Projektgruppe sind die technischen Vorraussetzungen hierfür bereits
gegeben, sie müssen nur noch in die Systeme eingebettet werden. Neusten Zeitungsmeldungen15
zufolge sehen Datenschützer das anders und fordern eine „physische Abschottung“ der
Datennetze im Gesundheitswesen, in denen Patientendaten ausgetauscht werden sollen, vom
Internet.
13
http://mz98.imsd.uni-mainz.de/AGDatenschutz/
14
http://mz98.imsd.uni-mainz.de/AGDatenschutz/Empfehlungen/fuw.html
15
Ärzte Zeitung (http://www.aerztezeitung.de) vom 11.12.02: „Das Internet ist für elektronische Arztbriefe vorerst noch
tabu“, „Muß das Gesundheitswesen parallel zum Internet eine eigene Netzstruktur für die Kommunikation aufbauen?“
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27
Verfügbarkeit
Verantwortlich:
datenerzeugende
Stelle
Datenintegrität
Erkennen von
Veränderungen
(Übertragungsfehler,
Manipulation)
Authentizität/
Authentifikation
von Geräten und
Gesprächspartnern
Originalität
Erkennung der
Quelle und des
Erstellungszeitpunktes
Pseudonymisierung
zur Reidentifikation
des Patienten
Sicherheitsanforderungen
Adressierte
Vertraulichkeit
nur adressierter
Empfänger
kann Information
erkennen
und benutzen
Nichtabstreitbarkeit
Fragen der
Urheberschaft
des Sendens und
des Empfangs
Anonymität
keine
Patientenstammdaten
Sicherheitsanforderungen in der Telemedizin
Sicherheitskonzepte WLAN
Zur Sicherheit im Wireless Local Areal Network (WLAN), dem drahtlosen Datennetz
beschreibt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in seiner
Veröffentlichung „Sicherheit im Funk-LAN (WLAN, IEEE 802.11)“16 die Sicherheitslücken
des aktuellen Standards IEEE 802.11b (von 1999). In den letzten drei Jahren sind mehrere
Sicherheitslücken bekannt geworden, so dass der Standard nicht mehr als ausreichend sicher
betrachtet werden.Zur Erhöhung der Sicherheit empfiehlt das BSI administrative, technische
und organisatorische Maßnahmen. Die administrativen Maßnahmen beinhalten eine korrekte
Konfigurationen der einzelnen WLAN-Komponenten und deren Schutzmechanismen. Als
technische Maßnahme wird u.a. empfohlen, die einzelnen Systeme im WLAN z.B. mit
Firewalls und VPNs (Virtuell Privat Network) zu schützen. Eine Firewall verhindert den
unbefugten Zugriff auf Netz-Ebene, VPN ist ein virtuelles Netzwerk, das einen verschlüsselten
Datenaustausch zwischen den einzelnen Systemen ermöglicht. Entsprechende Software muss
sowohl auf der Server- als auch auf der Clientseite einmalig installiert und konfiguriert werden.
Mit den organisatorischen Maßnahmen sollen mittels Aufstellung von Sicherheitsrichtlinien und
deren Einhaltung die administrativen und technischen Maßnahmen zusätzlich verstärkt werden.
Vorgeschlagen wird z.B., regelmäßig alle angemeldeten Clients per Software im WLAN auf
ihre Authentizität überprüft werden. Der zukünftige Standard IEEE 802.11i, dessen
Formulierung zz. unter Hochdruck betrieben wird, wird eine robustere Sicherheitsarchitektur für
drahtlose Netze bieten und die vorhandenen Schwachstellen beheben. Es bleibt allerdings
abzuwarten, ob der neue Standard korrekt umgesetzt wird und keine neuen
Angriffsmöglichkeiten entstehen.
Im Dokument des BSI wird darauf hingewiesen, dass WLANs aufgrund ihrer Übertragung der
Informationen mittels elektromagnetischer Funkwellen durch andere technische Systeme, die im
16
http://www.bsi.de/fachthem/funk_lan/wlaninfo.pdf
Technologie-Zentrum Informatik
28
gleichen Frequenzspektrum (Bluetooth-Geräte, medizinische Geräte, etc.) Energie absondern,
gestört werden können. (welches im Extremfall den Betrieb des WLANs verhindert). Des
Weiteren wird auf die Gefahr hingewiesen, das durch das absichtliche Betreiben einer
Störquelle ebenfalls die Verfügbarkeit des WLANs beeinträchtigt sein kann. Zur Einsetzbar
mobiler Kommunikation und zu den Möglichkeiten des neuen WLAN-Standards sind in
absehbarer Zeit aus den EU-Projekten xMotion und 6WINIT insbesondere für das
Gesundheitswesen Ergebnisse zu erwarten.
Gesundheitsrisiken drahtloser Netze
Der Betrieb von Funknetzen unterliegt gesetzlichen Bestimmungen und Grenzwerten. Neben
technischen Richtlinien gibt es Grenzwerte, die dem Schutz der Gesundheit dienen sollen. Diese
basieren auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und geben die Grenze erlaubter Belastungen
an, die nicht überschritten werden darf. Diese Grenzwerte werden von unabhängigen
Organisationen – basierend auf wissenschaftlichen Studien – regelmäßig überwacht und
weiterentwickelt. Dazu gehören u. a. die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK), die das
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in allen Angelegenheiten
des Schutzes vor ionisierenden und nicht-ionisierenden Strahlen berät, und die Internationale
Kommission für den Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung (ICNIRP), die aus unabhängigen
Wissenschaftlern, die an Universitäten oder anderen Forschungseinrichtungen tätig sind,
besteht. Die Bestimmungen und Grenzwerte sind in der 26. Verordnung zum
Bundesimmissionsschutz (26. BImSchV) gesetzlich verankert.
Durch Mobilkommunikation entstehen hochfrequente elektromagnetische Felder, sogenannte
Funkwellen. Diese elektromagnetischen Felder bewirken beim Menschen eine leichte
Erwärmung des Körpergewebes, die nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft keine
gesundheitlichen Beeinträchtigungen für den Menschen bedeutet, solange die gesetzlich
vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten werden. Die Basisgrenzwerte werden als spezifische
Absorptionsrate (SAR) in Watt pro Kilogramm Körpergewicht gemessen. Sie entsprechen damit
der in Körperwärme umgewandelten elektromagnetischen Leistung.
Als Basisgrenzwerte hat die ICNIRP für herkömmliche Handys einen Wert von 4 Watt/kg als
Ganzkörperwert und einen Wert von 2 Watt/kg als Teilkörperwert, z. B. für den Kopfbereich,
festgestellt. Diesem Wert der absorbierten Energie entspricht ein Anstieg der Körpertemperatur
von etwa 1°C innerhalb von 30 Minuten. Unterhalb dieses Schwellwerts treten nach Ansicht der
ICNIRP keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen auf. In GSM-Netzen liegt der Wert für die
durchschnittliche Sendeleistung eines mit 2 Watt ausgelegten Handys max. zwischen 0,8 W/kg
und 1,4 W/kg. Da der Frequenzbereich von UMTS zwischen dem der GSM-Mobilfunknetze
Technologie-Zentrum Informatik
29
und dem der Anwendungen der Mikrowellendiathermie und von Mikrowellenherden liegt,
werden die gesetzlichen Grenzwerte auch mit UMTS-Endgeräten voraussichtlich deutlich
unterschritten werden. Für UMTS ist zu erwarten, dass eine mögliche Beeinflussung noch
geringer ausfällt, da hier im Gegensatz zur GSM-Technik kein gepulstes Signal vorhanden ist.
Diese Grenzwerte dienen ebenfalls der Festlegung von Sicherheitsabständen für Basisstationen.
Die Sicherheitsabstände einer Sendeanlage gewährleisten, dass außerhalb des
Sicherheitsbereiches die zugelassenen Grenzwerte nicht erreicht werden. Für die Genehmigung
von Basisstationen ist die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP)
zuständig. Basis für die Berechnung der Sicherheitsabstände sind immer die größtmögliche
Sendeleistung und die maximale Zahl von Funkkanälen.
In der Praxis werden die maximalen Sendeleistungen meist nicht ausgenutzt, somit ist eine
Gefährdung der Gesundheit durch eine Basisstation selbst bei langfristigem und
ununterbrochenem Betrieb ebenfalls auszuschließen. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation)
hat ein Merkblatt17 herausgegeben, das bestätigt, dass es bis zum heutigen Tag keine
Untersuchungen gibt, die eine gesundheitsgefährdende Wirkung von Handys oder
Basisstationen auf den Menschen bestätigt. Zum gleichen Schluss kommt auch die deutsche
Strahlenschutzkommission (SSK), die im September 2001 die neueren wissenschaftlichen
Studien seit 1998 bewertet hat. Von vielen Wissenschaftlern wird jedoch bezweifelt, dass
thermische Effekte die einzigen biologisch relevanten Effekte nicht-ionisierender
elektromagnetischer Strahlung ist. Trotz vieler Untersuchungen gibt es bisher aber noch keine
wissenschaftlich anerkannten Methoden, die einen Zusammenhang zwischen Funknetzen und
gesundheitlichen Schäden nachweisen.
Das vom Umweltministerium verabschiedete Umweltzeichen „Blauer Engel“ wird von den im
Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM)
organisierten Herstellern von Mobiltelefonen als ungeeignet und unsinnig abgelehnt. Die
Ablehnung erfolgt mit der Begründung, dass der vorgeschlagene Zusatz „Umweltzeichen – weil
strahlungsarm“ dem Verbraucher suggeriere, dass von Handys eine gesundheitsschädliche
Strahlung ausgeht und dass Geräte mit einem nicht vom Ökosiegel akzeptierten SAR-Wert
ungesünder als Geräte mit Siegel seien. Die Mitglieder des BITKOM argumentieren weiter,
dass die Wirkungen von Funkwellen seit Jahrzehnten untersucht werden, und dass die WHO,
die ICNIRP, die Europäische Kommission (EC) und andere national und international agierende
Organisationen den Grenzwert von 2 W/kg für die Funkwellen von Handys festgelegt haben,
um Beeinträchtigungen der Gesundheit auszuschließen. Dieser Grenzwert wird auch unter den
ungünstigsten Bedingungen von allen Handys eingehalten. Dies dokumentiert das CE-Zeichen,
das auf allen Handys zu finden ist.
Bereits unterhalb der Grenzwerte können empfindliche elektronische Geräte auf die gepulste
hochfrequente Strahlung von Mobiltelefonen reagieren. Diese Störungen treten allerdings nur
dann auf, wenn die Geräte schlecht entstört sind oder spezielle Wellenlängenbereiche gezielt
verstärken. Kritisch können indirekte Wirkungen auf die Gesundheit sein, insbesondere wenn
elektronische Körperhilfen wie Herzschrittmacher betroffen sind. GSM-Handys mit einer
Sendeleistung von 2 Watt können in der Tat Herzschrittmacher beeinflussen, sofern ein Abstand
von 25 Zentimetern zwischen Sendeantenne und Herzschrittmacher unterschritten wird. Das
trifft aber nur für Schrittmacher zu, die nicht normgerecht gegen Störungen elektromagnetischer
Felder abgeschirmt sind. Bei medizintechnischen Geräten ist auf ausreichenden Abstand zu
achten, insbesondere in Intensivstationen und Operationssälen. Die Störfeldstärke einiger
medizintechnischer Geräte wird noch im Abstand einiger Meter erreicht. Deshalb gibt es ein
Mobilfunk-Verbot in Krankenhäusern.
17
http://www.who/int/emf
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30
Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hat auf eine Broschüre mit
allgemeinen Informationen rund um den Mobilfunk veröffentlicht. In dieser Broschüre18 wird
drauf hingewiesen, dass Mobilfunktelefone selbst in Abständen im Meterbereich durch deren
elektromagnetische Felder empfindliche (medizinisch-)technische Geräte beinträchtigen
können. Den Krankenhäusern wird empfohlen, in Räumen mit empfindlichen technischen
Geräten den Betrieb von Mobilfunktelefonen zu untersagen. Außerdem wird darauf
hingewiesen, dass nichts gegen die Verwendung von hausinternen Funk-Rufanlagen (sog.
Piepsern) spricht (soweit es sich um reine Empfangsgeräte handelt).
Veranstaltungskonzept für die Aktivierungsphase
Die Erschließung neuer Anwendungsfelder und Schwerpunktthemen ist kein Selbstläufer. Dies
gilt vor allem dort, wo neue Kooperationen zwischen Technik-, Content- und Dienstleistungskompetenz auf der einen Seite und Fachkompetenz auf der anderen Seite aufgebaut
werden müssen. Von besonderer Bedeutung in der Sensibilisierungsphase sind dabei
Workshops, Demonstrations- und Informationsveranstaltungen, die den verschiedenen Informationsbedürfnissen einzelner Akteursgruppen gerecht werden. Um Anwendungsszenarien
zu konkretisieren, Kooperationen zu fördern und Projekte zu initiieren, ist darauf aufbauend die
Aktivierung thematisch ausgerichteter Arbeitskreise und regionaler Netzwerke zur Förderung
einzelner Technologien und Schwerpunktthemen erforderlich. Konzeptionell sind drei
Workshop-Phasen vorgesehen:
- Sensibilisierung: Die verschiedenen Anwendergruppen, aber auch die Anbieter werden in
einer gemeinsamen Veranstaltung über mobile IT-Technologien informiert.
- Initiierung: Zu 3-4 regional relevanten Kernthemen werden Workshops mit ausgewählten
VertreterInnen der drei Akteursgruppen (u.a. auch Entscheider) durchgeführt; die
AnwenderInnen sind die ExpertInnen, die Anbieter die ZuhörerInnen; Ziel: diskursive
Analyse des jeweiligen mobilen Anwendungsszenarios.
- Aktivierung: Durchführung von 3-4 interessengetriebenen Workshops oder Round-TableGesprächen zur Projektfindung und/oder zur Gründung von Arbeitskreisen; die Anbieter
sind die Experten, die AnwenderInnen sind Berater; Ziel: Machbarkeit, wirtschaftliche
Relevanz, Projektdefinition.
Entscheidend für den Erfolg bzw. die Nachhaltigkeit dieser Maßnahme ist in der
Ideenfindungsphase der kontinuierliche Dialog zwischen den Akteuren. Sowohl Technik- und
Dienstleistungskompetenz als auch medizinische Fachexperten sowie AnwenderInnen und
Entscheider müssen über Einsatzmöglichkeiten, neue Entwicklungstrends und Potenziale
informiert werden und darauf aufbauend Chancen, Risiken sowie Hemmnisse diskutieren. Die
Informations- und Diskussionsinhalte müssen sich dabei von allgemeinen Fragestellungen hin
zu konkreten Projektideen entwickeln. Um Kontinuität zu generieren und sicherzustellen, wurde
deshalb dieses mehrstufige Workshop-Konzept entwickelt. Die Konkretisierung der Inhalte hat
sich aus der durchgeführten Bestandsaufnahme ergeben.
Phase
Format
Sensibilisierung
Informationsveranstaltung
mit Überblickcharakter
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Inhalt/Ziel:
- Information über potentielle
Anwendungsfelder, Technologietrends,
Visionen
http://www.umweltministerium.bayern.de/aktuell/download/leitfad/mobilf.pdf
Technologie-Zentrum Informatik
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- Begegnung der Akteure
- Ermittlung von Interessenschwerpunkten
Initiierung
Thematisch ausgerichtete
Workshops, „RundeTisch-Gespräche“
- Thematisch ausgerichtete Diskussion
- Erarbeitung/ Entwicklung/ Identifikation
von Anwendungsszenarien
- Demonstrationen relevanter Lösungen
oder Lösungsideen für Kernthema
- Initiierung von Arbeitskreisen/
Kooperationen durch gezieltes Zusammenbringen von Anwendern und
Anbietern
Aktivierung
Kick-off-Workshops für
Initiativgruppen und
Arbeitskreise
- Gründung von Arbeitskreisen zur
Förderung konkreter Themen und
Technologien im Bereich „Mobile
Gesundheitsdienstleistungen“
- Priorisierung von Anwendungsszenarien
und Erarbeitung konkreter Projektideen
Das konkrete Workshopprogramm ist der Homepage der Maßnahme zu entnehmen (siehe
nächster Abschnitt).
Dokumentation
Parallel zur Bestandsaufnahme und zur Konzeptionierung der Aktivierungsphase wurde eine
Homepage für die Maßnahme eingerichtet: http://www.wearlab.de/DOCS/mnahme/
Auf diesen Web-Seiten wird neben allgemeinen Informationen zur Maßnahme (in deutsch und
englisch) eine kommentierte Linksammlung angelegt sowie eine Sammlung schematischer
Beschreibungen von regionalen und für die Maßnahme relevanten Projekten und Produkten. Die
kommentierte Linksammlung enthält Hinweise auf Anbieter mobiler Lösungen, auf interessante
online-Zeitschriften zum Thema, auf Bremer Projekt und sie enthält Links auf anderweitig
durchgeführte Maßnahmen, Initiativen oder Sammlungen, die eine ähnliche Ausrichtung haben.
In der Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
(GMDS) e.V. gibt es beispielsweise eine Projektgruppe „Mobile Computing in der Medizin“,
die eine kleine Projektsammlung führt. Die dort genannten Projekte werden in der OnlineDokumentation der Bremer Maßnahme nicht noch einmal aufgeführt, auf sie wird nur
verwiesen. Die Linksammlung wird ständig aktualisiert und erweitert.
Die schematischen Beschreibungen von Projekten und Initiativen erfolgt im Stil der bekannten
Studie „Technologische und anwendungsorientierte Potenziale mobiler tragbarer
Computersysteme“. Die Schemata werden auf die gleiche Weise online verfügbar gemacht.
Auch sie werden zur Laufzeit der Maßnahme kontinuierlich erweitert. Zugegriffen werden kann
auf die Beispiele durch eine einfache Registrierung, d.h. durch die Abgaben einer virtuellen
Visitenkarte: http://www.wearlab.de/DOCS/studie/studie.html unter dem Menüpunkt
„Anwendungsbeispiele“, Unterpunkt „Gesundheitswesen“.
Technologie-Zentrum Informatik
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