Petersberg Landkreis - Landesamt für Umweltschutz Sachsen

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Petersberg
Saalekreis (SK)
VO Landrat Saalkreis v. 20.11.1997 (Saalkreis Kurier. - 6(1998)1 v.
29.1.1998)
2 169 ha
LSG0036SK_
Landkreis:
Verordnung:
Größe:
Codierung:
Im LSG liegen die Gebiete:
Code
EU-Nr.
Name
Anteil (%)
FFH0116
DE 4437 305
Bergholz nördlich Halle
100,00
FFH0117
DE 4437 301
Blonsberg nördlich Halle
99,99
NSG0114___
Bergholz
100,00
NSG0177___
Blonsberg
100,00
Gebietsbeschreibung
Das Landschaftsschutzgebiet liegt ungefähr 10 km nördlich von Halle in der Landschaftseinheit
Hallesches Ackerland. sich Als relativ schmales Gebiet erstreckt es sich von Brachstedt im Osten bis
nach Krosigk im Westen.
Der Petersberg ist mit 250 m über NN die markanteste und höchste Erhebung und überragt sein
hügeliges Vorland beträchtlich. Die Klosterruine der im 12. Jahrhundert errichteten Pfeilerbasilika, die
St.-Peters-Kirche und der Funkturm sind bei gutem Wetter weithin sichtbare Landmarken.
Einzelne Porphyrdurchragungen wie der Abatassinenberg bei Brachstedt, der Hallesche Hügel bei
Kütten, der Blonsberg bei Frößnitz oder der Windmühlenberg bei Krosigk heben sich deutlich aus der
landwirtschaftlich intensiv genutzten Umgebung heraus. Gehölzbestanden und durch die zahlreichen
kleinen historischen Porphyrsteinbrüche gekennzeichnet, bereichern sie das Landschaftsbild im
nördlichen Saalkreis. Der Petersbergkomplex wird durch einen gegenüber dem Umland
vergleichsweise hohen Anteil an Wald- und Gehölzflächen bestimmt.
Für die Agrarlandschaft zwischen Brachstedt, Kütten, Frößnitz, Krosigk, Löbejün und Mösthinsdorf
sind der Petersberg und seine Vorländer die prägenden Strukturen. Die Ackerflächen selbst sind meist
sehr ausgeräumt.
Entscheidend für das Landschaftsbild des nördlichen Saalkreises ist die Gestaltung der Ortsränder.
Als harmonisch sind Übergänge von der Siedlung zur Umgebung bei Vorhandensein von Obst- und
Bauerngärten einzuschätzen.
Landschafts- und Nutzungsgeschichte
Im Zentrum des LSG steht der Petersberg. Die ältesten Spuren seiner Besiedlung reichen in die
mittlere Altsteinzeit und somit in die Zeit vor über 60 000 Jahren zurück. Von der Höhe aus war es
dem Neandertaler möglich, die Landschaft rund um den Petersberg zu überblicken; hier fertigte er
auch seine Werkzeuge an. Auch der jungpaläolithische Jäger suchte vor 14 000 Jahren die Anhöhe
auf, um die Wanderbewegungen der Rentier-und Wildpferdherden zu verfolgen.
Während der Jungsteinzeit blieb die Anhöhe des Petersberges unbesiedelt. Unterhalb war der Ort
Petersberg seit Beginn der Jungsteinzeit bewohnt. Weitere Siedlungen der Linienbandkeramikkultur
befanden sich bei Wallwitz, Krosigk und Brachstedt. Während der Baalberger und
Schnurkeramikkultur dagegen wurden auf dem hohen Petersberg Grabhügel für die Toten errichtet. In
einem Hügel fand man eine Steinkiste der Schnurkeramikkultur aus Porphyrplatten, in der eine Tote
lag, die ein mit 300 Perlmutterscheibchen benähtes Gewand und eine Kette aus Kupferspiralen,
durchlochten Schweinszähnen und zahnartig zugespitzten Perlmuttblättchen trug.
Erst in der Bronzezeit sowie während des frühen Mittelalters nutzte der Mensch die beherrschende
strategische Lage des Berges für die Anlage von Befestigungen.
Der Petersberg genoß darüber hinaus kultische Verehrung und war der Sitz von Gottheiten. So führte
er noch im 19. Jahrhundert die Bezeichnung des Lauter- oder Lutterberg, die sich von einer Gottheit
ableiten könnte. Um dem heidnischen Glauben Einhalt zu gebieten, wurde ein steinerner Kirchenbau
errichtet, der in seinem Patrozinium mit Petrus als Apostelfürst und erster Bischof Roms einen der
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mächtigsten Heiligen des Christentums führt. Bei dem Teufel, der vom Berge vertrieben wurde,
handelt es sich um einen slawischen Gott, der innerhalb der Wallanlage kultische Verehrung genoß.
Der zentralen Bedeutung des Petersberges ist es zu verdanken, daß sich um seinen Fuß eine Kette
von befestigten Siedlungen und Bestattungesplätzen legte. So befinden sich nordöstlich von Nehlitz
allein vier Befestigungen, die sich u.a. der frühen Eisenzeit und der Kaiserzeit zuordnen lassen. Bei
Petersberg befand sich eine Befestigung und bei Wallwitz eine wohl umwehrte Höhensiedlung der
Jungsteinzeit. Bei Brachstedt, Petersberg, Drobitz und Krosigk bestanden Erdwerke der Bronzezeit.
Darüber hinaus sind weitere Grabenwerke aus vorgeschichtlicher Zeit bei Krosigk, Frößnitz und
Brachstedt bezeugt.
Grabhügel der Baalberger und der Schnurkeramikkultur sind bei Brachstedt, Kütten, Frößnitz und
Krosigk nachgewiesen, wobei ein Grabhügel bei Brachstedt mit einer Menhirstele bekrönt war. Eine
zweite Stele stand einst bei Krosigk. Sie spielten im Ahnenkult eine Rolle. Grabanlagen dieser Zeit
befanden sich zudem bei Nehlitz.
Ein Spiegelbild geschichtlicher Siedlungsvorgänge bieten auch die ursprünglichen Grundrißformen der
Dörfer. Ein Haufendorf der vorslawisch-germanischen Abschnitte der Siedlungsgeschichte ist
beispielsweise Brachstedt. Als Rundlinge, Platz- und Gassendörfer der slawischen Siedlungsperiode
seien die Orte Plößnitz, Kütten und Drobitz genannt.
Haufen- und Straßendörfer charakterisieren die nachslawisch-germanische Siedlungsentwicklung.
Für das 10. Jahrhundert wird nach historischen Quellen die folgende ungefähre flächenhafte
Ausdehnung der Wälder im nördlichen Saalkreis angenommen: Um die Ortschaften Löbejün, Krosigk,
Kaltenmark sowie im Gebiet begrenzt vom Petersberg-Bergholz-Kütten bis nach Gutenberg-Tornau
und Brachstedt waren Wälder vorhanden.
Bereits zur diesem Zeitpunkt begann eine weitgehende Dezimierung der Waldbedeckung, die sich in
der Folgezeit fortsetzte. Um 1800 existierten größere zusammenhängende Waldgebiete nur noch am
Petersberg, westlich Ostrau und im Bereich des Abatassinenberges. Als einziger größerer Wald blieb
bis in die Gegenwart der Bereich des Bergholzes zwischen Petersberg und Kütten erhalten.
Bis in das 18./19. Jahrhundert hinein zählten neben dem hauptsächlich betriebenen Ackerbau auf den
fruchtbaren Lößstandorten der Obstbau und auf den Porphyrkuppen die Wanderschäferei zu den
Haupterwerbsquellen der Bevölkerung. Selbst Wein wurde in Krosigk angebaut.
In zahlreichen kleineren und einigen großen Steinbrüchen wurde Porphyr abgebaut. Derzeit besteht
im LSG nur noch ein großer aktiver Porphyrabbau auf der Südseite des Berges zwischen den Orten
Petersberg und Frößnitz.
Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima
Während des Rotliegenden intrudierten im Halleschen Vulkanitkomplex unter anderem zwei
unterschiedliche Porphyre in die Sedimente, die als stark gestörtes Zwischensediment zwischen
Wallwitz und Blonsberg erbohrt wurden, aber nicht aufgeschlossen sind. Ein Tuff des
Unterrotliegenden findet sich im Mühlgraben unterhalb der Wassermühle von Krosigk. Am östlichen
Ortsrand von Wallwitz bildet der Untere (großkristalline) Halle-Porphyr unbedeutende Erhebungen,
zwischen Kaltenmark und dem westlich gelegenen Haltberg kann er in kleinen Flächen oberhalb der
Talanfänge gefunden werden. Die übrige Fläche des LSG liegt über dem Oberen (kleinkristallinen)
Halle-Porphyr, der vor allem am Petersberg und bei Brachstedt am Abatassinenberg großflächig
ansteht. Der Petersberg ist ein Härtling des Oberen Halle-Porphyrs und stellt als markante
morphologische Erhebung (Nunatake) ein weithin sichbares Zeugnis des Molassestockwerkes dar.
Auf der Geschiebemergelhochfläche haben sich großflächig Reste eines Eem-warmzeitlichen Bodens
erhalten, die an basalen Kalkanreicherungen und hangender Verlehmung zu erkennen sind. Während
der Weichselkaltzeit wurde im Ostteil des LSG der Staub abgeweht, und er setzte sich im Westteil als
über 2 m mächtiger Löß ab. Im Ausblasungsgebiet blieb eine Steinsohle mit Windkantern zurück, auf
die sich während des Rückzugs der Gletscher geringmächtiger Sandlöß legte, der unterschiedlich
vollständig in die holozäne Bodenbildung einbezogen wurde.
Das LSG umfaßt zwei Bodenlandschaften: das Lettewitzer Löß-Plateau und das östlich
anschließende, zum Teil deutlich tiefer gelegene Brachwitzer Löß-Hügelland. An der Grenze zwischen
den beiden Bodenlandschaften finden sich flächenhaft Fahlerden.
Im LSG kommen mehrere Porphyrkuppen vor, um die sich kreisförmig in Abhängigkeit von der LößMächtigkeit unterschiedliche Bodenformen gruppieren. Das sind von den Porphyrkuppen aus gesehen
insbesondere: Ranker aus Bergsandlöß über Gestein, Fahlerden aus Bergsandlöß über Gestein,
Fahlerden aus Löß über Geschiebelehm, Pararendzinen aus Löß, teilsweise von Geschiebelehm
unterlagert, Tschernosem aus Löß, teils von Geschiebelehm unterlagert und PseudogleyTschernosem im Brachwitzer Löß-Hügelland.
Dominierende Bodenformen sind Tschernoseme und Pararendzinen. Es sind Steppenböden, die
während ihrer Bildung keine geschlossene Waldbedeckung getragen haben. Die Pararendzinen
haben gegenüber den Tschernosemen einen A-Horizont von weniger als 0,4 m. Sie finden sich in
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Abtragungspositionen und haben so einen Teil des A-Horizontes verloren. Das abgetragene Material
findet sich im Kolluvium der Bachtäler wieder. Lößböden unter einer geschlossenen Walddecke
degradieren zu Fahlerden, was im NSG „Bergholz“ deutlich zu sehen ist.
Dort, wo Geschiebemergel oder andere tonige Substrate relativ dicht unter der Oberfläche anstehen,
ist Stauvernässung möglich. Unter solchen Bedingungen entstehen Pseudogleye.
Abgesehen von den mit Oberflächenwasser gefüllten Steinbrüchen sind im unmittelbaren
Petersberggebiet keine stehenden Gewässer und Quellen vorhanden. Quellbäche entspringen erst
bei Drobitz und Krosigk. Die artesisch gespannte Quelle im Ziemer bei Krosigk - ein eisenreicher
Säuerling - wurde Anfang des Jahrhunderts sogar mehrere Jahre als Mineralwasser abgefüllt.
Regionalklimatisch wird das Petersberggebiet durch die Lage im Lee des Harzes bestimmt. Der
Petersberg beeinflußt aufgrund seiner Höhe aber bereits das lokale Niederschlagsgeschehen. Mit
seinen durchschnittlichen Niederschlagssummen von 500 mm und weniger sowie hohen
Verdunstungsleistungen - im Jahr sind es im Mittel zirka 460 mm - gehört der Raum zum östlichen
Randbereich des mitteldeutschen Trockengebietes. Auf dem Petersberg selbst fallen bereits etwa 530
o
mm Niederschlag pro Jahr. Das Jahresmittel der Lufttemperatur liegt bei 8,6 bis 9,0 C. Inmitten des
Halleschen Ackerlandes nimmt der Petersberg auch bezüglich der Temperaturverhältnisse eine
Inselstellung ein. Eine Differenzierung zu den umgebenen Ackerflächen ergibt sich aus den mittleren
Lufttemperaturen im Januar (-1,0 bis -0,6oC) sowie im Juli (17,1 bis 17,5oC), die unter denen der
Umgebung liegen.
Pflanzen- und Tierwelt
Im Bergholz stockt ein winterlindereicher Traubeneichen-Hainbuchenwald, der der potentiell
natürlichen Vegetation noch weitgehend entspricht. Die Baumschicht wird von Trauben-Eiche und
Winter-Linde neben vereinzelten Hainbuchen, Hänge-Birken, Stiel-Eichen und in einigen Bereichen
durch künstlich eingebrachte Rot-Buchen bestimmt. In der Strauchschicht dominieren Winter-Linde
und Hasel neben Berg-Ahorn in der Gehölzverjüngung. In der Feldschicht kennzeichnen BuschWindröschen und Maiglöckchen den Frühjahrsaspekt. Im Sommer beherrschen Gräser wie das WaldReitgras, Verschiedenblättriger Schwingel, Wald-Zwenke und Nickendes Perlgras sowie WaldLabkraut, Knoten-Braunwurz, Wald-Flattergras und Waldmeister die Bodenvegetation. Im Norden sind
Ausbildungen mit Feld-Ulme und eine Konzentration des Vorkommens der Türkenbund-Lilie neben
dem Auftreten von Zwerg-Lerchensporn, Süßer Wolfsmilch, Moschuskraut vorhanden. Hier sind auch
aufgrund der Reliefdifferenzierung bodenfeuchte Untergesellschaften des TraubeneichenHainbuchenwaldes mit Berg-Ahorn und Esche in der Baumschicht anzutreffen. Das Bergholz zeichnet
sich durch einen geschlossenen Waldmantel aus Schlehen, Rosen, Weißdorn, Pfaffenhütchen und
anderen Arten aus.
Extensiv bewirtschaftete Hangkomplexe der Porphyrhügel tragen eine artenreiche und vielgestaltige
Xerothermvegetation. Neben der reliefbedingten Variationsbreite der Pflanzengesellschaften spielt die
geologische Vielfalt der Standorte eine Rolle. Die Lößdecke dünnt besonders in den steilen
Hangbereichen aus und bedingt so ein kleinflächiges Standortmosaik, in dem neben Löß das
anstehende Festgestein die Vegetationszusammensetzung beeinflußt.
Die lößbedeckten Unterhänge werden meist von wüchsigen kontinentalen Halbtrockenrasen des
Festuco-Brachypodietum pinnatii besiedelt. Da heute kaum noch eine traditionelle Nutzung dieser
Standorte durch Schafhutung stattfindet, breitet sich die Fieder-Zwenke auf Kosten der anderen Arten
dieser Gesellschaft stark aus. In den bereits länger ungenutzten Rasen leiten Kratzbeere und
verschiedene Wildrosen-Arten die Verbuschung ein. Wesentlich geringer von Sukzessionsvorgängen
betroffen sind die auf steileren, lößbedeckten Südhängen auftretenden Federgras-Rasen, in denen
neben dem Pfriemengras der Walliser Schwingel bestandsbildend auftritt. Die lößfreien basenarmen
Porphyrverwitterungsböden werden von unterschiedlichen Halbtrockenrasen-Typen besiedelt. Auf
tiefgründigen Böden wächst der Mädesüß-Wiesenhafer-Rasen, unter anderem mit Kleinem Mädesüß,
Großblütiger Braunelle, Ährigem Blauweiderich und Gemeinem Kreuzblümchen. Rot-Straußgrasfluren
bedecken flachgründige, aber noch relativ gut wasserversorgte Standorte. Besonders in diesen
niedrigwüchsigen Rasen kommen an wenigen Stellen im LSG noch große Populationen des Kleinen
Knabenkrautes vor. Blauschwingel-Rasen besiedeln die flachgründigsten Porphyr-Felsstandorte.
Neben den namengebenden Arten Sand-Thymian und Blau-Schwingel kommen hier Ausdauernder
Knäuel, Felsen-Fetthenne, Ohrlöffel-Leimkraut sowie vereinzelt Echte Kuhschelle und FelsenGoldstern vor.
Allein im Bergholz konnten zwischen 1974 und 1996 über 80 Vogelarten nachgewiesen werden,
davon sind über 60 Arten aktuelle Brutvögel. Nach über 100jähriger Abwesenheit brütet der Kolkrabe
seit 1980 wieder im LSG, zur Zeit mit zwei Brutpaaren. Die letzte Wanderfalken-Baumbrut ist für die
Jahre 1952/1953 im Bergholz belegt. Die letzten Hinweise auf eine Brut des Sperbers gibt es 1974.
Dafür bietet das LSG den Greifvogelarten Rot- und Schwarzmilan, Mäusebussard und Habicht gute
Brut- und Nahrungsmöglichkeiten. Nicht alljährlich horstet der Wespenbussard am Petersberg. In
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aufgelassenen Steinbrüchen nisten Turmfalken. Alljährliche Getreidebruten der Rohrweihe sind
wahrscheinlich, eine erfolgreiche Wiesenweihenbrut ist für 1998 bei Brachstedt dokumentiert. Bis auf
den Grauspecht, der nur gelegentlich im Winterhalbjahr beobachtet wurde, sind alle in Sachsen-Anhalt
lebenden Spechtarten Brutvögel, am seltensten der Mittelspecht mit jährlich ein bis zwei Paaren.
Bemerkenswert ist ein isoliertes Vorkommen des Ortolans im LSG „Petersberg“. An den Waldrändern
des Bergholzes und einiger Feldgehölze singen in manchen Jahren bis zu 10 Männchen. Auf den
stark verbuschten Halbtrockenrasen wie zum Beispiel auf dem Abatassinenberg und am Blonsberg ist
der Neuntöter nicht selten, auch die Sperbergrasmücke hat hier regelmäßige Vorkommen.
Gezielte Untersuchungen zur Amphibien- und Reptilienfauna des LSG liegen derzeit nicht vor. Für das
Bergholz und den Petersberg wurden mit Blindschleiche und Zauneidechse lediglich zwei
Reptilienarten nachgewiesen.
Die langjährige extensive Nutzung einiger Teilbereiche bietet einer für Trockenbiotope typischen
Fauna Lebensräume, so am Südhang des Petersberges, am Abatassinenberg, am Blonsberg und auf
den ostexponierten Halbtrockenrasen um Krosigk und Kaltenmark. Gut untersucht und dokumentiert
sind die Artengruppen Heuschrecken, Laufkäfer, Wildbienen und Schmetterlinge.
Entwicklungsziele
Der Petersberg bildet eine weithin sichtbare Landmarke. Das Gebiet wird vorrangig unter dem Aspekt
der naturverbundenen Naherholung entwickelt. Eine weitere Ansiedlung von technischen Anlagen auf
dem Gipfelplateau sollte nicht stattfinden.
Im Rahmen des Biotopverbundes nimmt der Petersberg eine wichtige Stellung ein. Die vorhandenen
Waldflächen weisen einen naturnahen Charakter auf.
Im Umfeld des Petersberges werden die Ackerflächen durch artenreiche Wiesen und Hecken
gegliedert. Ackerrandstreifen tragen zur Erhaltung der Ackerwildkrautflora und zur Belebung des
Landschaftsbildes bei. Derartig gestaltete Bereiche erstrecken sich bis zum Bergholz und Blonsberg.
Durch landschaftspflegerische Maßnahmen werden die ehemaligen Steinbruchbereiche in die
Umgebung eingebunden. Sie dienen dem Arten- und Biotopschutz. Hier sollen sich kleine, sehr
saubere Standgewässer, die beispielsweise wichtige Reproduktionsräume für die Amphibien
darstellen, entwickeln und langfristig erhalten bleiben.
Die kleineren Porphyrkuppen mit ihren Felsfluren, Trocken-, Halbtrocken- und Steppenrasen werden
durch extensive Schafhutung erhalten.
Exkursionsvorschläge
Wanderung auf den Petersberg
Der 250 m hohe Petersberg bietet dem Besucher bei günstigem Wetter weite Fernsichten zu den
Kupferschieferhalden des Mansfelder Landes, nach Halle, Bernburg oder Köthen und selten sogar bis
zum Brocken. Während im Nordosten von der Fuhneaue aus ein steilerer Anstieg auf den Berg führt,
ist aus südlicher Richtung ein leichterer Aufstieg möglich. Insgesamt ist das Gebiet durch mehrere
markierte Wanderwege gut erschlossen. Im Ort Petersberg laden ein kleiner Heimattiergarten, das
Museum Petersberg und im Sommer ein Felsenbad und mehrere gastronomische Einrichtungen zum
Besuch ein.
Verschiedenes
Kapelle auf dem Petersberg
Die um 1000 n.Chr. erbaute hölzerne Kapelle wurde durch einen steinernen Rundbau ersetzt, an dem
später Anbauten erfolgten. Um 1130 begann der Bau der Klosterkirche als Pfeilerbasilika. Blitzschlag
und Auflösung des einst sehr reichen Klosters im Zuge der Reformation zerstörten den imposanten
Kirchenbau, der ab 1853 fast originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Nachdem Schinkel die mächtige
Anlage hatte restaurien lassen, wurde St. Peter neu eingeweiht.
Von welcher Seite man sich auch dem Petersberg nähert, weithin sichtbar überragt er mit der
romanischen Kirche die umgebende Landschaft. Malerisch strahlt das Westwerk des Turmes weit ins
Land hinein und lädt zu Stille und Besinnung ein. In der Grablage der berühmten Stiftskirche ruht
unter anderem Markgraf Konrad. Mit ihm beginnt der Fürstenzug der Wettiner. Die lange Ahnenreihe
prägte nicht nur Sachsens Geschichte, sondern auch die Deutschlands.
Seit dem Frühjahr 1999 werden die Kirche und das Brüderhaus durch Mönche der Communität der
Christusbrüderschaft Selbitz wieder mit neuem Leben erfüllt. Auf der landeshistorisch interessanten
Straße „Straße der Romanik“ zählt die Kirchenanlage heute zu den überregionalen Berühmtheiten.
Krosigk
Krosigk entstand im 7. Jahrundert. 927 legt Heinrich I. eine Reihe Burgen an, unter denen sich auch
ein "castrum Crozuk" befindet. Der fast 30 m hohe Bergfried der Wasserburg ist das erste steinerne
Bauwerk im weiten Umkreis. 1052 wird erstmals eine Kapelle auf der Wasserburg erwähnt. 1152
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begann der Bau der romanischen Dorfkirche auf einer Anhöhe über dem Ort. 1353 wurde eine Glocke
geweiht, die noch heute in Gebrauch ist. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Krosigk erst
durch die Truppen Wallensteins geplündert (1625) und dann schließlich 1644 durch schwedische
Truppen zerstört. 1703 wurde die neue Gutskapelle geweiht, der berühmte Taubenturm wurde 1729
errichtet.
Zu Krosigk gehörten ehemals mehrere Wasser- und Windmühlen. In Anlehnung an diese Tradition
wurde 1995 eine aus Landsberg-Gollma stammende restaurierte Bockwindmühle aufgestellt und als
funktionsfähiges technisches Denkmal hergerichtet. Sie steht am Windmühlenberg hoch über dem
Ort.
Abatassinenberg
Mager- und Trockenrasen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen der Natur- und historischen
Kulturlandschaften Mitteleuropas. Im Saalkreis wachsen sie oft auf Porphyrkuppen und lößreichen
Anhöhen. Durch Aufforstungen seit den 1950er Jahren und durch Überdüngung gingen diese
Pflanzengesellschaften drastisch zurück. So veränderten sich auch die Magerrasen des
Abatassinenberges, es verblieben nur geringe, empfindliche Restvorkommen. Durch ein Forschungsund Naturschutzprojekt, finanziert durch einen Betrieb der Steine- und Erdenindustrie, wird am
Südhang die beispielhafte Wiederherstellung teilaufgeforsteter und gedüngter Trockenrasenstandorte
erprobt. Am knapp 150 m über NN hohen Abatassinenberg wurden im Jahre 1996 umfangreiche
vegetationskundliche und faunistische Untersuchungen begonnen. Von Februar bis April 1997
erfolgten auf einer zirka 3 ha großen Fläche Erst-Pflegemaßnahmen, das heißt die Rodung aller auf
Anpflanzungen zurückgehenden Gehölze samt Wurzelballen, die teilweise Beseitigung von
Oberboden in ruderalisierten Bereichen und die Einbringung der Früchte von 20 Pflanzenarten aus
benachbarten Arealen. Ziel ist seitdem, durch Erhaltungspflege wie laufende Beseitigung
aufkommender Gehölzschößlinge aus Wurzelresten, ergänzende Einsaaten, Mahd oder Beweidung
die wiederentstehenden standorttypischen und artenreichen Trockenrasen zu fördern.
Wird damit eine weitgehend stabile Konsolidierungsphase erreicht, kann diese Fläche in die extensive
Nutzung abgegeben werden. Andere Trockenrasen auf Porphyrkuppen des Saalkreises könnten dann
nach diesem Vorbild des Südhanges am Abatassinenberges bei Brachstedt renaturiert und gepflegt
werden.
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