73 3.7. RLC-ELEMENTE IN VIERPOLSCHALTUNGEN 3.7 RLC-Elemente in Vierpolschaltungen In der Praxis ist ein Einheitssignal eine Überlagerung vieler Frequenzen. Gewünscht: Weiterverarbeitung des Signals wie z.B. dem Herausfiltern gewisser Frequenzen. Das Filtern ist bereits PSfrag replacements mit einfachen RLC-Kreisen möglich. +Q Grundprinzip: −Q d Z1 Ve (t) Ia = 0 Va (t) Z2 Erde Eingangsspannung: Ve (t) ∼ exp(i ω t) Ausgangsspannung: Va (t) =? Idealisierung: Va (t) wird ”stromfrei” gemessen und dann verstärkt. Berechnung von Va (t): Ve (t) = (Z1 + Z2 ) · I Va (t) = Z2 · I Z2 Va (t) = ⇒ Ve (t) Z1 + Z 2 (3.68) (3.69) (3.70) Die rechte Seite beinhaltet auch Phasenverschiebung. Meist interessiert man sich jedoch nur für den Absolutbetrag. 1. Beispiel: Z1 = R Z2 = 1 iωC PSfrag replacements 74 +Q KAPITEL 3. ELEKTRISCHE SCHALTUNGEN −Q Z1 d Ve (t) Va (t) Z2 r Va i ω1C 1 1 = Ve R + 1 = |i R C ω + 1| = 1 + R2 C 2 ω 2 iωC 1 C2 1 ω2 2 2 R C ω2 ⇒ Va (t) ≈ Ve (t) Va (t) Ve (t) R2 (3.71) (3.72) (3.73) Interpretation: Gezeigte Schaltung ist ein Tiefpassfilter (tiefe Frequenzen werden durchgelassen). Bei hohen Frequenzen ZC → 0 ; d.h. am Kondensator liegt nur eine kleine Spannung an. 2. Beispiel: PSfrag replacements Z1 = +Q 1 iωC Z2 = R −Q Z1 d Ve (t) Z2 Va (t) r Va R R2 C 2 ω 2 = = 1 Ve R + 1 + R2 C 2 ω 2 iωC ⇒ Va ≈ Ve wenn ω 2 R2 C 2 1 Kondensator lässt hohe Frequenzen passieren. ⇒ Va Ve wenn ω 2 R2 C 2 1 Kondensator blockiert hohe Frequenzen. (3.74) 75 3.7. RLC-ELEMENTE IN VIERPOLSCHALTUNGEN 3. Beispiel: PSfrag replacements +Q −Q d Ve (t) Va (t) Die Spule blockiert hohe Frequenzen, der Kondensator die niedrigen. ⇒ ”mittlere” Frequenzen werden passieren Man spricht in diesem Fall von einem ”Bandpass” Quantitativ: Va = Ve = Definiere ω 2 = γ= 1 LC R 1 iωC iωR L 2 −ω + L1C iωL + +R + |· iωR L iω L iω L (3.75) (3.76) Eigenfrequenz d. LC-Kreises R L Va iωγ ⇒ = 2 Ve (ω0 − ω 2 ) + i ω γ 2 Va ω2 γ 2 ⇒ = 2 Ve (ω02 − ω 2 ) + ω 2 γ 2 Nenner ist klein wenn ω 2 ≈ ω02 (vorausgesetzt γ ist klein) (3.77) 76 KAPITEL 3. ELEKTRISCHE SCHALTUNGEN PSfrag replacements +Q −Q 2γ d q ω02 + γ 2 2 Va =1 Ve ω=ω0 Verhältnis des Quadrats fällt auf die Hälfte ab, wenn 2 ωH γ2 1 = 2 2 2 2 (ω02 − ωH ) + ωH γ2 1 = 2 (ω2 −ω2 ) 1 + ω0 2 γH2 |· 1 ω2 γ 2 1 ω2 γ 2 H 2 ⇒ ω02 − ωH 2 2 = ωH γ2 2 = ±ωH γ ω02 − ωH 2 ωH ± γ ωH − ω02 = 0 r γ 2 γ ωH = ± ± ω02 − 2 2 ⇒ γ 2 (3.78) ist Halbwertsbreite 4. Beispiel: PSfrag replacements +Q −Q d Ve (t) Va (t) 77 3.8. SCHALTUNGEN MIT RÜCKKOPPLUNG; OPERATIONSVERSTÄRKER ”Sperrfilter” siehe Hausaufgaben Kompliziertere Filter können u.a. mit Operationsverstärkern realisiert werden. 3.8 Schaltungen mit Rückkopplung; Operations- verstärker Definition eines Operationsverstärkers (OP): PSfrag replacements +Q −Q IOP d Vein Vaus idealer OP: Vaus = λ · Vein λ→∞ (3.79) IOP = 0 (3.80) Innenleben eines OP → siehe E-Technik Einfache Schaltungen spielen eine wichtige Rolle insbesondere in der Regelungstechnik. z.B: PSfrag replacements 78 KAPITEL 3. ELEKTRISCHE SCHALTUNGEN +Q −Q Z2 d V1 I Va (t) Z1 Ve (t) Beschreibung der Schaltung: Vepassiv + Z1 · I + Z2 · I + Va = 0 äußere Masche äußere Masche V 1 + Z2 · I + V a = 0 V −Gleichung V a = λ · V1 (3.81) (3.82) (3.83) Für λ = endlich muss Gleichungssystem explizit gelöst werden. Für λ → ∞ muss Eingangsspannung am OP gleich null sein, also V1 = 0 ⇒I=− ⇒ Vepassiv Va Z2 Va =0 + Z1 · − Z2 Z2 · V passiv Z1 e Z2 = − · Ee Z1 ⇒ Va = (3.84) V pass → −Ee (3.85) Diskussion von Spezialfällen: • Z1 = R 1 ; Z2 = R 2 ⇒ Va = − R2 · Ee R1 (3.86) 79 3.8. SCHALTUNGEN MIT RÜCKKOPPLUNG; OPERATIONSVERSTÄRKER ⇒ Absolutwert der Spannung wird um R2 R1 verstärkt, Phasenverschiebung um 180◦ ⇒ Kombination von idealen OP und Schiebewiderständen ermöglicht eine beliebige Verstärkung einzustellen. Dies kann für sogenannte ”Proportionalverstärker” verwendet werden, z.B. wenn Ve ∼ (Tjetzt − Tsoll ) mit T =Temperatur. • Z1 = 1 ; Z2 = R iωC Va = −i ω C R · Ee d Va (t) = −C R · E(t) dt (3.87) (3.88) Der Vorfaktor −C R hängt nicht von der Frequenz ab. ⇒ Va (t) ∼ Änderung der Spannung E(t) für beliebige Überlagerung von Frequenzen. Dies kann für sogenannte ”Differenzregler” benutzt werden, z.B. Va (t) wird reduziert wenn Temperatur stark ansteigt, selbst wenn die Solltemperatur noch nicht erreicht ist. • Z1 = R ; Z 2 = i ω L Va = −i ω L ·E R (3.89) ist analog zu Punkt 2 • Wenn die Multiplikation mit i ω multiplizieren bedeutet, dann heißt Multiplikation mit 1 iω integrieren. PSfrag replacements +Q −Q Va (t) d Ve (t) Va = − 1 · Ee iωC R (3.90) PSfrag replacements 80 KAPITEL 3. ELEKTRISCHE SCHALTUNGEN +Q ⇒ Integrationsregler. Wenn die Temperatur in der Vergangenheit im Mittel unter der −Q Solltemperatur gelegen hat, dann kann mit einem Integrationsregler die “Heizleistung” V a d erhöht werden. P I D R C L Re Va (t) Ve (t) I P Z2 = Z1 z}|{ R + z }| { D z}|{ 1 +iωL iωC Re Oft kann man sowohl den Proportional- (P), Integrations- (I) und Differenzregler (D) zu einem PID-Regler kombinieren, um eine gewisse (mit der Zeit schwankende) Größe nahe an ihrem Sollwert zu halten. Die Wahl der Parameter bedarf dann eine genaue Analyse des Gesamtsystems, was Gegenstand der Regelungstechnik ist. Prinzipiell können Regler aber schon mit relativ einfachen Prinzipien der verstanden werden.