Der Global Risks Report 2016: Zusammenfassung In seiner nunmehr 11

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Der Global Risks Report 2016: Zusammenfassung
In seiner nunmehr 11. Auflage lenkt der Global Risks Report 2016 die Aufmerksamkeit darauf, wie
sich globale Risiken über die nächsten zehn Jahre entwickeln und einander beeinflussen könnten.
Das Jahr 2016 stellt dabei eine deutliche Abweichung von bisherigen Ergebnissen dar, da die
Risiken, vor denen der Bericht in den letzten zehn Jahren gewarnt hat, langsam – auf zum Teil
unerwartete Weise – offenbar werden und Menschenleben, Institutionen und Volkswirtschaften
beeinträchtigen. Durch die globale Erwärmung wird die Jahresdurchschnittstemperatur 2016
voraussichtlich 1 °C über dem vorindustriellen Niveau liegen. 60 Millionen Menschen (das
entspricht dem 24.-größten Land der Welt) sind auf der Flucht, so viele wie nie zuvor.
Internetkriminalität kostet die Weltwirtschaft geschätzt etwa 445 Milliarden US-Dollar, das ist mehr
als das Volkseinkommen vieler Länder. Vor diesem Hintergrund fordert der Bericht Maßnahmen
zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit („resilience imperative“) und zeigt praktische Beispiele
auf, wie sich dieses Ziel erreichen lässt.
Für die Befragten des Global Risks Perception Survey sind geopolitische Schwierigkeiten schon
das zweite Jahr in Folge ein dominierender Faktor. Der Bericht befasst sich daher mit der
internationalen Sicherheitslandschaft, betrachtet die Triebkräfte dieser Entwicklung und untersucht
insbesondere, welchen Einfluss Industrie 4.0 und Klimawandel darauf haben könnten. Es ergeben
sich drei mögliche Zukunftsszenarien, die wiederum neue Möglichkeiten aufzeigen, die
Widerstandsfähigkeit gegen Sicherheitsbedrohungen durch öffentlich-private Kooperationen zu
steigern.
Der Bericht widmet sich auch der Frage, wie sich aufkommende globale Risiken und wesentliche
Entwicklungen wie Klimawandel, zunehmende Abhängigkeit vom Internet und Einkommensschere
auf ohnehin schon unter Druck stehende Gesellschaften auswirken. Dazu stellt der Bericht drei
Risikogruppen als Schwerpunktrisiken in den Mittelpunkt. Da die Analyse globaler Risiken aus
Sicht konkreter Interessengruppen dazu beiträgt, Widerstandsfähigkeit aufzubauen, untersucht der
Bericht außerdem die Bedeutung globaler Risiken für die Geschäftswelt auf Region- und
Länderebene.
Definition: globale Risiken und globale Trends
Ein globales Risiko ist ein ungewisses Ereignis bzw. ein ungewisser Zustand, dessen Eintritt
erhebliche negative Auswirkungen auf mehrere Länder oder Branchen innerhalb der nächsten
zehn Jahre hervorrufen kann.
Ein globaler Trend ist ein langfristiges Muster, das sich zum Zeitpunkt der Betrachtung zeigt und
das globale Risiken verstärken und/oder das Verhältnis zwischen ihnen beeinflussen könnte.
Der Global Risks Perception Survey
Fast 750 Fachleute und Entscheidungsträger aus den Multistakeholder-Gemeinschaften des
Weltwirtschaftsforums haben sich an der Befragung des diesjährigen Global Risks Perception
Survey beteiligt. Die Befragten kommen aus Wirtschaft, Gesellschaft, öffentlichem Sektor und
Hochschulen und repräsentieren verschiedenste Fachgebiete, Regionalbezüge und Altersgruppen.
Die Befragten sollten 29 globale Risiken aus den Kategorien Gesellschaft, Technologie, Wirtschaft,
Umwelt und Geopolitik über einen Zehnjahreszeitraum hinweg durchdenken und bewerten, für wie
wahrscheinlich sie ihr jeweiliges Eintreten halten und welche Konsequenzen es hätte.
Das Scheitern der Maßnahmen für den Klimaschutz und die Anpassung an den
Klimawandel, schon seit drei Jahren unter den fünf folgenschwersten Risiken, steht dieses Jahr
an der Spitze der Rangliste und wird 2016 als folgenschwerstes Risiko für die kommenden Jahre
wahrgenommen, gefolgt von Massenvernichtungswaffen (2.) und Wassernotstand (3.).
Unfreiwillige Migration in großem Maßstab und ein massiver Anstieg oder Sturz bei den
Energiepreisen wurden ebenfalls unter die fünf folgenschwersten Risiken gewählt.
Als Risiko mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit wurde unfreiwillige Migration in großem
Maßstab eingestuft, während der Ranglistenerste des letzten Jahres – zwischenstaatliche
Konflikte mit regionalen Auswirkungen – von den Umweltrisiken Wetterextreme und Scheitern
der Maßnahmen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel verdrängt
wurde, gefolgt von großen Naturkatastrophen.
Zu den globalen Risiken, die weiterhin ebenso folgenschwer wie wahrscheinlich sind, gehören
wirtschaftliche Risiken wie Haushaltskrisen in wichtigen Volkswirtschaften und hohe
strukturelle Arbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung. Dazu kommen Cyberangriffe und
massive soziale Instabilität. Diese Einschätzung zeigt, welche gravierenden Auswirkungen auf
Wirtschaft und Gesellschaft die vierte industrielle Revolution haben könnte, und macht deutlich,
wie wichtig es ist, ihre Vorteile für die Zukunft zu sichern.
Die Befragten sollten außerdem angeben, zwischen welchen Risiken ein Zusammenhang besteht,
der eine Kettenreaktion auslösen könnte. Dabei hoben sich drei Risiken deutlich hervor: Der
Klimawandel könnte den Wassernotstand verschärfen und dadurch unter anderem Konflikte
und stärkere unfreiwillige Migration auslösen. Hier wäre eine bessere Wasserbewirtschaftung zur
Anpassung an den Klimawandel, zur Versorgung einer wachsenden Bevölkerung und zur
wirtschaftlichen Entwicklung nötig. Als zweiten Zusammenhang nannten die Befragten den
Umgang mit der globalen Flüchtlingskrise – hier sei nicht nur die Bewältigung der akuten Krise
wichtig, sondern auch ein Handeln zum Aufbau der Widerstandsfähigkeit. Als Drittes genannt
wurde auch das Risiko durch mangelndes Verständnis für die Risiken von Industrie 4.0 und die
Auswirkungen auf Länder, Volkswirtschaften und Menschen in einer Zeit des anhaltend trägen
Wirtschaftswachstums.
Schwerpunktrisiken
Die wichtigste Grundlage für den Aufbau von Widerstandsfähigkeit ist die Stabilität der
Gesellschaft. Das erste Schwerpunktrisiko („Risk in Focus“) befasst sich mit der komplexen
gesellschaftlichen Dynamik im Zeitalter der Digitalisierung und betrachtet das Phänomen des eroder entmächtigten Bürgers, das durch das Zusammenspiel verschiedener Dynamiken entsteht.
Technologien geben Bürgern die Möglichkeit, Informationen zu sammeln, sich mit anderen zu
vernetzen und sich zu organisieren. Gleichzeitig fühlen sich diese Bürger von fernen Eliten
entmündigt. Dieser Risikoschwerpunkt beleuchtet die Entstehung von sozialer Instabilität durch
Unterdrückungshandlungen oder Tatenlosigkeit von Staat und Wirtschaft, die unsicher sind, wie
sie mit einer informierten, vernetzten und anspruchsvollen Bürgerschaft umgehen sollen; dies
könnte zu einer eskalierenden Abwärtsspirale von Vertrauensverlust und immer schärferen
Reaktionen auf beiden Seiten führen. Gleichzeitig befasst sich dieses Kapitel aber auch mit den
Vorteilen, die Staat und Wirtschaft erzielen können, wenn sie aktiv nach Möglichkeiten suchen,
sich auf die Bürger und ihre Anliegen einzulassen und mit ihnen in Dialog zu treten.
Risiken der Nahrungsmittelsicherheit vor dem Hintergrund des Klimawandels sind das
zweite Schwerpunktrisiko. Aufbauend auf dem Zusammenhang zwischen Klima und Trinkwasser,
der in Teil 1 besprochen wurde, untersucht dieses Kapitel, wie Klima- und Wetterveränderungen
die Agrarproduktion und die Nahrungsmittelsicherheit länderübergreifend beeinträchtigen könnten.
Oft sind es die klimaanfälligsten Länder, die zur Sicherung von Wirtschaftswachstum und
Entwicklung auf eine produktive Landwirtschaft angewiesen sind. Wie die vergangenen Jahre
gezeigt haben, sind aber auch G20-Staaten wie Indien, Russland, die USA – die Kornkammer der
Welt – sowie andere große industrielle Produzenten von Agrargütern anfällig gegenüber
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Klimaveränderungen. Dieses Kapitel behandelt die Frage, wie klimawandelresistente Feldfrüchte
und Lieferkettennetzwerke sowie Finanz- und Versicherungsmechanismen dazu beitragen können,
den sozialen, wirtschaftlichen und umwelttechnischen Aspekten der klimawandelbezogenen
Risiken für die Nahrungsmittelsicherheit zu begegnen.
Das dritte Schwerpunktrisiko zieht Lehren aus der Ebola-Krise und beleuchtet globale Epidemien.
Bevölkerungswachstum, schnelle Verstädterung und zunehmende länderübergreifende Waren-,
Personen- und Tierströme verschärfen das Risiko, dass sich ansteckende Krankheiten großflächig
ausbreiten, und verringern gleichzeitig die Reaktionsfähigkeit – und das in einer Zeit, in der
Mikroorganismen immer resistenter gegen die wirksamsten vorhandenen Medikamente werden.
Die erörterten Vorbereitungs- und Reaktionsmaßnahmen reichen von Verhaltensregeln (z. B.
faktenbasierte Kommunikations- und Aufklärungskampagnen) über den Investitionsbedarf für die
Erforschung und Entwicklung von Diagnoseverfahren, Medikamenten und Impfstoffen bis hin zu
einem unterstützenden Umfeld, vor allem bei der Förderung der rechtlichen Rahmenbedingungen.
Dieses Kapitel unterstreicht die Notwendigkeit von öffentlich-privaten Kooperationen in Bereichen
wie Datenverfügbarkeit und -analyse sowie von gemeinsamer Forschungsplanung, rechtlichen
Rahmenbedingungen, langfristiger Finanzierung und einem verantwortungsbewussten
Medieneinsatz in der effektiven Krisenkommunikation.
Für jedes Schwerpunktrisiko werden beispielhaft drei praktische Mechanismen vorgestellt, mit
denen eine Widerstandsfähigkeit gegen die ermittelten Bedrohungen aufgebaut werden kann.
Risiken für Unternehmen
Für den Executive Opinion Survey des Weltwirtschaftsforums wurden Befragte aus der
Privatwirtschaft gebeten, die in ihren Augen gravierendsten Risiken für die Geschäftstätigkeit in
den nächsten zehn Jahren anzugeben. In den Antworten aus 140 Volkswirtschaften zeigen sich
diesbezüglich bestimmte Muster auf Region- und Länderebene, die wichtige Aufschlüsse für
Initiativen zur Einbindung der Privatwirtschaft in den Aufbau der Widerstandsfähigkeit gegenüber
globalen Risiken ausüben können.
Auf globaler Ebene werden bei der Hälfte der 140 Volkswirtschaften zwei wirtschaftliche Aspekte –
Arbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung sowie ein massiver Anstieg oder Sturz bei den
Energiepreisen – als gravierendste Risiken für die Geschäftstätigkeit genannt, gefolgt von einem
Zusammenbruch der staatlichen Führungsgewalt, Haushaltskrisen, Preisblasen und
Cyberangriffen.
In den Antworten aus Europa dominieren wirtschaftliche Risiken wie Haushaltskrisen,
Arbeitslosigkeit, Preisblasen und Energiepreise – letzteres wird auch in Kanada als gravierendstes
Risiko eingeschätzt. Führungskräften in den USA wiederum machen Cyberrisiken und -angriffe die
größten Sorgen. Befragte aus Russland und Zentralasien sorgen sich am meisten um
Haushaltskrisen und Arbeitslosigkeit sowie um unkontrollierbare Inflation und zwischenstaatliche
Konflikte. Für Entscheidungsträger in Ostasien und dem pazifischen Raum sind Umweltrisiken
sowie Energiepreise und Preisblasen die gravierendsten Risiken.
Auch in Südasien gibt es Bedenken in Bezug auf Energiepreise, ebenso wie in Bezug auf
Haushaltskrisen, Arbeitslosigkeit und einen Zusammenbruch der staatlichen Führungsgewalt –
was in Lateinamerika und der Karibik als gravierendstes Risiko gesehen wird –, gefolgt von
extremen Energiepreisschwankungen und Arbeitslosigkeit. Führungskräfte in Nahost und
Nordafrika sind ebenfalls besorgt über Energiepreise, außerdem über Arbeitslosigkeit,
Terroranschläge und zwischenstaatliche Konflikte. In Subsahara-Afrika sorgt man sich in der
Wirtschaft vor allem um Arbeitslosigkeit, Energiepreise, eine gescheiterte Städteplanung und einen
Zusammenbruch kritischer Infrastruktur.
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