Digitale Datenstruktur auf Ausgrabungen und Archivierung digitaler

Werbung
Digitale Datenstruktur auf
Ausgrabungen
g
g und Archivierung
g
digitaler Grabungsdaten:
Praxis und Praxisversuche aus BadenWürttemberg
David Bibby
Regierungspräsidium
g
g p
Stuttgart
g Referat 115,, Landesamt für Denkmalpflege
p g Baden-Württemberg,
g,
VLA Sankelmark 2008
Sehr geehrte Damen und Herren,
Obwohl wir in Baden Württemberg digital Daten auf manchen Grabungen seit über
15 Jahren und inzwischen fast flächendeckend seit rund fünf Jahren erheben,
haben wir, wenn wir ehrlich sind, erst während der letzten knapp drei Jahre, seit der
Gründung einer Arbeitsgruppe „Daten-Strukur“ begonnen, uns damit auseinander
zu setzen – und erst richtig intensiv seit etwas über einem Jahr, seitdem es den
Posten eines Koordinators für diese Problematik, einen „Referenten für digitale
Grabungsdokumentation“ gibt. Dieser ist auch für die Archivierung der Daten und
für das, was ich „das am Leben halten“ oder „das Überleben der Dokumentation“
nenne, verantwortlich – die sogenannte Datenmigration. Darauf, wie wir unsere
D t zumindest
Daten
i d t jjetzt
t t und
d iin nächster
ä h t Z
Zeit
it erhalten,
h lt
kkomme iich
h später
ät zu sprechen.
h
Man kann aber das Archivieren der Grabungsdaten nicht unabhängig von deren
Erzeugung im Gelände betrachten. Das Ganze ist als ein fortlaufender Prozess zu
verstehen Eine Art Kurve bei der die X
verstehen.
X-Achse
Achse – Vorbereiten,
Vorbereiten Sammeln
Sammeln,
Strukturieren und Archivieren der Daten beschreibt. „From the Dust to the Disk“ wie
ich neulich einen englischsprachigen Beitrag genannt habe. Denn erfolgreiche
Sicherung fängt mit dem strukturierten Sammeln der Daten vor Ort an
an. Die
praktische Erfahrung, die wir in letzter Zeit in Baden-Württemberg mit DatenSammeln und Archivieren in all ihren Aspekten gemacht haben – der „Ist-Zustand“
so zu sagen (Hardware
(Hardware, Software
Software, Schulung
Schulung, Betreuung etc
etc.),
) ist Gegenstand
meines Beitrags.
Am Anfang stehen Schulungen. Von ihrer
Notwendigkeit bin ich überzeugt. Man kann
nicht erwarten
erwarten, dass man Kollegen und
Mitarbeiter mit neuen Techniken
konfrontieren kann und dass sie, ohne
gründliche Einweisung, auf Anhieb wissen,
wie sie mit diesen Techniken umzugehen
haben und sofort in der Lage sind,
qualitätvolle Dokumentation zu erzeugen.
q
g
Die Schulungen finden durch alle Sparten
statt: Techniker, Wissenschaftler, fest
angestellte Grabungsarbeiter. Während der
letzen drei Jahre haben, mit einer einzigen
einzigen Ausnahme, alle Grabungstechniker in Baden-Württemberg an mindestens
einer zwei- bzw. dreitägigen Einführungsschulung teilgenommen. Nicht
teilgenommen haben zwei Techniker, die in den vorangegangenen Jahren vor der
flächenmäßigen Einführung digitaler Grabungsaufnahmetechniken Gelegenheit
hatten, sich allmählich daran zu gewöhnen und bereits jetzt als „power-user“ gelten.
D i von vier
Drei
i R
Referats-oder
f t d F
Fachbereichsleitern
hb i h l it
A
Archäologie
hä l i iin d
den
Regierungspräsidien, sowie einige andere wissenschaftliche Referenten und einige
Grabungsarbeiter haben sich schulen lassen. Weitere Schulungen – zum
einen praktisch für die Grabungsarbeiter zum anderen weiterführend
für Wissenschaftler – laufen noch in diesem Jahr an.
Grabungsplanung – GIS Einsatz:
Mit gut geschultem Personal kann man dann das digitale Grabungsprojekt in
Angriff nehmen.
nehmen Die Anfangsplanung findet auf GIS-Basis unter Einbeziehung des
Baden-Württembergischen ADAB-WEB statt. Dieser Anfang bildet somit einen
Projektbeginn, der komplementär ist, zum Endpunkt der Verfahrenskurve – wie wir
sehen werden. Hier als Beispiel der Albaufstieg des Linearprojekts ICE-Trasse
ICE Trasse
Stuttgart-Ulm, betreut durch das Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 115 Schwerpunkgrabungen.
CAD-Pläne
CAD
Plä – Trasse
T
und
dA
Ausgleichsflächen
l i h flä h d
der
Bundesbahn in ArcGIS übertragen.
CAD-Pläne
CAD
Plä – Trasse
T
und
dA
Ausgleichsflächen
l i h flä h d
der
Bundesbahn in ArcGIS mit Puffer.
Trassenbereich
T
b i h mit
it F
Fundstellen
d t ll iim B
Badend
Württembergischen ADAB-WEB.
Die fertige GIS-Planung mit bekannten Fundstellen des
Pufferungsbereichs aus dem ADAB
ADAB. Auf Basis dieser Unterlagen
erfolgt die archäologische Planung – was baubegleitend
stattfindet und wo tatsächlich im Vorfeld gegraben wird.
Wie zum Beispiel im
Falle dieser
möglichen VierecksVierecks
schanze im Gewann
„Junkershau“, Kreis
Göppingen die
Göppingen,
durch die Georeferenzierung eines
Luftbilds im GIS
GISmeterscharf in der
Trasse erfasst wird.
Wenn es zum Ausgraben
g
kommt, ist die digitale
Grabungsaufnahme auf
wenige
g Programme
g
beschränkt, die
Industriestandard-Daten
erzeugen: Tachymetrie mit
ArchäoCAD erzeugt ASCIIDateien- und CAD „DWG“Zeichnungen. PhoToPlan
erzeugt zusätzlich entzerrte
Bitmaps. Die ArchäoDATA
Grabungsdatenbank basiert
noch
h auff MS-Access,
MS A
wobei
b i
eine Portierung auf OpenSource SQL in Planung ist.
Anwendungsbeispiel 1: Tachymetrie
+
=
Standard tachymetrisches Verfahren in Baden-Württemberg unter Anwendung von
„ArchäoCAD“
Anwendungsbeispiel 1: Einfache Fotogrammetrie (2D)
Anwendungs
Anwendungsbeispiel 2:
Aufwändige
F t
Fotogrammetrie
ti
(2D-Kacheln)
Anwendungsbeispiel 3a: Fotogrammetrie (2D) zur
effizienten Körperbestattungsaufnahme.
Anwendungsbeispiel 3b: Fotogrammetrie (2D) zur
effizienten Körperbestattungsaufnahme.
Anwendungsbeispiel 3c: Fotogrammetrie (2D) zur
effizienten Körperbestattungsaufnahme.
Und Laserscannen
sollten
llt wir
i nicht
i ht
vergessen, das sehr
schnell immer wichtiger
wird Hier das
wird.
hinlänglich bekannte
spätrömische Kastell in
Konstanz im Jahr
2005.
TIN
Verfüllt
Mit Textur
Ein Scan ist natürlich ganz schön –
man kann ihn verschiedentlich
anschauen drehen
anschauen,
drehen, oder ihn auch
animieren. Aber er wird erst nützlich,
wenn man ihn analytisch nutzen kann.
Wenn man an ihm zz.B.
B Längen oder
auch Flächen messen kann, wie beide
folgenden Abbildungen zeigen.
Längen
Flächen
Oder auch wenn wir die Möglichkeit haben auf und im 3d-Modell zu arbeiten,
wie diese und die nächsten fünf Abbildungen zeigen
zeigen..
So lässt sich ein 3D steingerechter CAD-Plan
mit verständlicher Layerstruktur erstellen. Ein
denkbar einfacher Weg zur 3D-Vektorisierung
– ohne
h d
dass man auff einen
i
ausgebildeten
bild
Fotogrammeter oder Vermesser zurück greifen
muss.
Somit verzahnen wir die verarbeiteten Daten aus dem Scan mit
denen unserer Standard-AutoCAD-digitalen Grabungsdokumentationsumgebung.
Die schriftliche Grabungsdokumentation wird in der
Datenbank „ArchäoDATA“ erfasst (noch auf Basis von MS
Acces, demnächst wahrscheinlich Open Source SQL).
Es gilt auch, tausende von Digitalfotos, zum größten Teil für
2D Fotogrammetrie zu verwalten.
2D-Fotogrammetrie,
verwalten
Und last but not least, werden Lidarscans, vor allem
für die Prospektion, zunehmend wichtig.
Datenstruktur
Wie gehen wir mit diesen diversen Datengattungen um? Wie bereits erwähnt wurde
die Arbeitsgruppe “Datenstruktur”
Datenstruktur im Herbst 2005 ins Leben gerufen
gerufen.
Da wir, so zu sagen, angefangen hatten zu rennen, bevor wir laufen konnten und
über die Jahre Daten und vor allem Datenerfassungssysteme vorliegen hatten, die
sich nicht in ein allumfassendes System zwingen ließen,
ließen entschieden wir uns nach
einiger Diskussion zumindest vorläufig gegen den nachträglichen Versuch, ein
solches System zu entwickeln, bzw. in Auftrag zu geben. Beispiele für solche
Systeme wären “Spatz”
Spatz der Kantonsarchäologie Zürich und Thurgau
Thurgau, “Syslat”
Syslat aus
Lattes, Frankreich, oder auch das rein auf GIS basierte Verfahren “Intrasys” des
königlich-schwedischen Denkmalamts. Es gibt natürlich auch andere. Wir
entschieden
e
tsc ede u
uns
s für
ü eine
e ep
platformunabhängige
at o u ab ä g ge Verzeichnisstruktur,
e e c sst u tu , d
die
eu
unverkennbar
e e ba
ihren Ursprung in der Ordneraufteilung der Leitzordner einer analogen Grabung hat.
So können wir nebenbei auch den Leuten, die Bedenken gegen die „schöne neue
digitale
g
Welt“ haben, etwaige
g Berührungsängste
g
g
zumindest etwas mildern.
Diese Struktur ist in den oberen Ebenen rigide genug, um für Ordnung und
Datendiziplin zu sorgen und gleichzeitig weiter unten flexibel genug, um den
unausweichlichen Eigenarten der einzelnen Archäologen Rechnung tragen zu
können.
Die Grabungs- oder Vorgangsnummer, die zentral vergeben wird, ist wichtig. Sie
beschreibt nicht nur die Ausgrabung, sie ist auch die Inventarnummer aller Funde,
die von ihr stammen. Insofern ist sie die Schnittstelle zum zentralen Fundarchiv des
Archäologischen Landesmuseums.
Grabungsnummer (zentral vergeben)
vergeben)_Grabungsname
Grabungsname (Ort
(Ort, Straße
Straße, Gewann
Gewann, Flur
Flur, etc
etc.))
Fotos
Zeichnungen
Grabung
Plana
Funde
Profile
Gesamtplan
Bearbeitungen
Vermessung
Daten
Berichte
Verzeichnisstruktur für
digitale Grabungsdaten
in Baden-Württemberg
Organisation
Befunde
Funde
Tagebuch
Listen
*.dwg
GrabungsnummerPlanumsname
GrabungsnummerProfilnummer/name
Sonstiges
*.dat
e jpg
*-e.jpg
*.dwg
*.dat
-e.jpg
Die Ausgräber werden aber nicht allein gelassen.
Mit der Datenstruktur kommen Anleitungen,
Anleitungen die beschreiben
beschreiben,
was wohin gehört. Wir erreichen damit tatsächlich eine gewisse
Einheit im Land.
Digitale Daten von bereits durchgeführten Grabungen.
Neue Grabungen
g von vorn herein zu strukturieren ist die eine Sache,, aber was ist
mit Grabungen von vor 2005, wo große Mengen digitaler Data vorhanden sind?
Wie zum Beispiel die 7000 m²-Grabung Ulm-Neue Strasse. Auch sie müssen so
weit wie möglich nach der
neuen Struktur sortiert
werden. Die Erfahrung hat
uns bisher überrascht: es
geht unerwartet einfach –
wenn man nicht die
Quadratur des Kreises
versucht.
ht Ei
Eine wichtige
i hti
Komponente dieser
nachträglichen
Strukturierungen sind
Klartextinhaltsverzeichnisse,
welche die Eigenheiten der
Grabung und die
strukturellen Abweichungen
beschreiben.
Solche Klartextinhaltsverzeichnisse gehören in die oberste Ebene der Datenstruktur
Archivierung, Pflege, Zugang.
Nun sind die Daten gesammelt. Was machen wir damit?
Der Verbleib behördlicher Daten in Baden-Württemberg wird durch das
Landesarchivgesetz geregelt. Letztendlich ist der Erhalt der Grabungsdaten (digital
oder herkömmlich) Landessache. Somit fällt diese Aufgabe in den
V
Verantwortungsbereich
t
t
b i hd
des Landesarchivs.
L d
hi Ab 1 JJulili wird,
i d zunächst
ä h t fü
für zweii JJahre,
h
ein gelernter Archivar beim LAD eingestellt, der, mit Unterstützung einer
amtsinternen Arbeitsgruppe, ein Konzept erarbeiten soll, wie dieses zu
gewährleisten ist
ist.
Fakt ist aber, dass das Landesarchiv noch nicht so weit ist und weder den Erhalt
noch die Aktualisierung und fortwährende Leserlichkeit der digitalen Daten
gewährleisten kann
kann. Wir gehen davon aus
aus, dass die Problematik bewältigt werden
kann. Aber in der Zwischenzeit haben wir uns entschieden, selbst initiativ zu
werden, um unsere Daten zu pflegen, bis es so weit ist.
Die Daten werden auf einen Server überspielt
überspielt, der von Hardware-Professionals
Hardware Professionals
betrieben wird. Sie garantieren per Vertrag nicht nur den Erhalt der Daten im IstZustand, sondern auch ihre fortwährende Leserlichkeit und Zugänglichkeit: sie
werden “portiert”,
portiert , d.h. immer auf dem neusten Softwarestand gehalten.
Der Server ist Raid 6, der den gleichzeitigen Ausfall von zwei Festplatten verkraften
kann. Die üblichen Vorkehrungen zur Datensicherheit werden durchgeführt: u.a.
werden weitere Backups
p auf Band erstellt.
Bei jedem Neueingang erhalte ich ein
Inhaltsverzeichnis des Servers als TextText
oder HTML-Liste, in das man Dateien
suchen kann und zur Zeit wird über
Metadatasuche und Zugangsrechte
g g
zum
Sever nachgedacht.
Konstanz-Münsterplatz: Grabungsgeometrie -und Metadata. CAD und Datenbank
GFW
GF
U V
2a st
150/4
3
3
GFHW
Whs
150/1
GFÖ
Vwg
162
Büro
Whs
168
1
S
Whs
1445
1
143
Whs
9
Ghs
Schu
2
1415
141
Whs
GFHW
164
Whs
163
165
S
Whs
161/1
142
1573
11
11a
Veranst
167
13
Ghs
WGhs
1370
7
WGhs
1414
e
Münst
z
rplat
197
8
2
5
1413
Anl
3
Kirch
e
8321 011 03
1
199/3
Anl
Kir
che
8321 011 12
Kath. Heilig Grab KP.
198
1418
199/5
2
8321 011 00
GFÖ
GFÖ
43
GFÖ
250
199/4
Turm
Pl
Münster
U.L.F.
Kirche
Einer der interessantesten Aspekte der digitalen Grabungsdokumentation ist, dass in dem
Moment in dem die Daten erhoben werden – d.h.
Moment,
d h vor Ort – auf der Grabung,
Grabung die
Ausgrabungsgeometrie und Metadata über die Grabung gleich miteinander verknüpft werden
können. Mit einem Zwischenschritt im GIS können sie in den ADAB-WEB exportiert, bzw.
importiert werden. Durch diese Verknüpfungsmöglichkeit kann diese einmalig vor Ort erfasste
Geoinformation in unsere landesweite ADAB überführt werden, ohne dass irgend etwas neu
gezeichnet, geschrieben oder eingegeben werden muss. So werden die Daten für Benutzer zur
Verfügung gestellt, wie die nächsten zwei Seiten zeigen:
ADAB-WEB Portal, Baden-Württemberg, Münsterplatz, Konstanz
Zusammenfassung:
Ausgrabung
Digitales Datensystem
für Grabungsdaten in
Baden-Württemberg
Stand Juni 2008
Data
Funde
Data
Dataserver
Fundarchiv
Geometrie
Metadata
ADAB
Users:
Forscher
Regierung
Behörden
Planungsbüros
etc.
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
David Bibby
Regierungspräsidium Stuttgart Referat 115, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg,
VLA Sankelmark 2008
Danksagung:
Ich mochte mich bei Jörg Bofinger, Dirk Krausse, Jonathan Scheschkewitz und Christof Schuppert
bedanken, die mir bei der Vorbereitung dieses Beitrags geholfen haben.
Herunterladen