FSH Lucinda Available.indd

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FEST/SPIEL/HAUS/
ST/POELTEN/
JOHN ADAMS/
LUCINDA CHILDS/
FRANK O. GEHRY:
AVAILABLE LIGHT
13 NOV 2015
www.festspielhaus.at
„Ich verwende geometrische und mathematische
Formen, um mein Material zu organisieren. Aber das
sind nur Tools. Es ist nicht das Ziel meiner Arbeit,
diese Formen offenzulegen, sondern dadurch eine
besondere Ausdruckskraft zu erschaffen.“
Lucinda Childs
Programm / Available Light 3
John Adams . Lucinda Childs . Frank O. Gehry:
Available Light
Eine Produktion von Pomegranate Arts, Inc., Produktionsleitung Linda Brumbach.
Freitag 13. November 2015, 19.30 Uhr
Festspielhaus St. Pölten, Großer Saal
Österreich-Premiere, Festspielhaus-Koproduktion
Dauer: ca. 1 Std. (ohne Pause)
Künstlerinnengespräch mit Lucinda Childs und Wiebke Hüster
18.30 Uhr, Kleiner Saal
Künstlerische Leiterin Festspielhaus St. Pölten: Brigitte Fürle
4 Available Light / Text
John Adams . Lucinda Childs . Frank O. Gehry:
Available Light
John Adams Musik
Lucinda Childs Choreografie
Frank O. Gehry Bühnenbild
Beverly Emmons, John Torres Lichtdesign
Kasia Walicka Maimone Kostüme
Mark Grey Sounddesign
Lucinda Childs Dance Company
Ty Boomershine, Katie Dorn, Katherine Helen Fisher, Sarah Hillmon,
Anne Lewis, Sharon Milanese, Patrick John O’ Neill, Matt Pardo, Lonnie
Poupard Jr., Caitlin Scranton, Shakirah Stewart Tanz
Musik vom Tonträger
Die Wiederaufnahme von „Available Light“ 2015 wurde in Auftrag gegeben von Cal
Performances, University of California, Berkeley; Festspielhaus St. Pölten; FringeArts,
Philadelphia, mit Unterstützung von The Pew Center for Arts & Heritage; Glorya Kaufman
Presents Dance at the Music Center und The Los Angeles Philharmonic Association;
Internationales Sommerfestival Kampnagel, Hamburg; Onassis Cultural Centre - Athen;
Tanz Im August, Berlin; sowie Théâtre de la Ville - Paris und Festival d‘Automne à Paris.
Eine Produktion von Pomegranate Arts, Inc., Produktionsleitung Linda Brumbach. „Available
Light“ wurde entwickelt im MASS MoCa (Massachusetts Museum of Contemporary Art).
Alisa E. Regas, Kaleb Kilkenny Associate Producers|Linsey Bostwick Associate General
Manager|Katie Ichtertz Company Manager|Jeremy Lydic Production Manager|Catherine
Bloch Stage Manager|Lilly West Front of House Sound/Sound Supervisor|Leif Halverson,
Meaghan Lloyd, David Nam For Gehry Partners: Design Team|Tom Carroll Scenery Set
Construction|Mary Kokie McNaugher Assistant Costume Designer|Colin Davis Jones
Studios, Carelli Costumes Costume Construction|Ty Boomershine LCDC Rehearsal
Director|Sharon Milanese, Matt Pardo LCDC Company Class Instructors|Josh Christopher,
Benny Olk LCDC Alternates|Das Stück wurde im Mark Morris Dance Center einstudiert.
Zur Entstehungsgeschichte
Das Museum of Contemporary Art in Los Angeles gab „Available
Light“ 1983 zu einer Zeit in Auftrag, als das Museumsgebäude noch
im Entstehen war und das Museum dezentral an programmspezifischen Orten operierte. Unter der Leitung von Julie Lazar wurden im
Rahmen der MOCA-Reihe „Stages and Performances“ KünstlerInnen
beauftragt, neue Werke für ausgewählte Präsentationsorte in der Stadt
zu kreieren.
Lucinda Childs war die erste Künstlerin, die eingeladen wurde, in Zusammenarbeit mit dem Ausnahmearchitekten Frank O. Gehry, der für
seinen bildhauerischen Ansatz und den Einsatz einfacher Materialien
bekannt war, ein gemeinsames Werk zu schaffen. Gleichzeitig bat man
den Komponisten John Adams, sich an diesem Gemeinschaftswerk zu
beteiligen und ein 55-minütiges Musikstück zu komponieren, das er
„Light Over Water“ betitelte. Der Modedesigner Ronaldus Shamask
wurde eingeladen, die Kostüme zu entwerfen. In der Folge betraute
das Musem Gehry mit der Renovierung der temporären Ausstellungsgalerien; zwei Lagerhäuser im Besitz der Stadt, die den neuen Namen
Temporary Contemporary (TC) erhielten. Die unorthodoxe Gestalt
der beiden Gebäude, die das TC umfasste, inspirierte Gehry zu seinem
Entwurf für „Available Light“.
Mit „Available Light“ eröffnete das MOCA sein öffentliches Programm, das führende zeitgenössische KünsterInnen an einem zentralen Punkt ihrer Karriere zusammenbrachte. Nach der Premiere entwickelte Frank O. Gehry eine Bühnenversion für das Next Wave Festival
der Brooklyn Academy of Music (BAM).
Available Light, 1983
Einführung / Available Light 7
Jetzt oder nie!
von Julia Dorninger
Was war spannend daran, dass das Museum of Contemporary Art in
Los Angeles Anfang der 1980er Jahre drei herausragende KünstlerInnen beauftragte, ein Stück für die Eröffnung der neuen Ausstellungshalle zu kreieren? Die drei Kunstschaffenden hatten bisher nicht wirklich Notiz voneinander genommen. Beauftragt wurden damals Lucinda
Childs, John Adams und Frank O. Gehry – allesamt bereits zum damaligen Zeitpunkt große Talente ihrer Kunstform. Heute aber sind diese
drei Künstlerpersönlichkeiten das, was man Weltstars nennt – eine
Ikone des Postmodern Dance, einer der populärsten Gegenwartsarchitekten und einer der bekanntesten Vertreter der Minimal Music. Mittlerweile weit über ihre Genregrenzen hinaus bekannt, ist es 32 Jahre
nach der Uraufführung einmal mehr das harmonische Zusammenspiel
der drei KünstlerInnen, das ein Werk erlebbar macht, das Tanz und Bewegung, Musik und Bühnenbild gleichermaßen vereint.
Los Angeles 1981. Zum ersten Mal trafen Lucinda Childs und Frank O.
Gehry aufeinander. Sie war nicht vertraut mit seiner Architektur, ihm
hingegen war ihre choreografische Arbeit fremd. Das gegenseitige Interesse und die Neugierde auf die Kunst des jeweils anderen sorgten ungeachtet dieser Hürde für die Bereitschaft, die Arbeit an einem gemeinsamen Werk in Angriff zu nehmen. Auch wenn der Architekt die jeweiligen Arbeits- und Herangehensweisen in einem Interview im Grunde
als völlig konträr beschrieb, entsprach Gehrys Vorliebe für den Einsatz
einfacher Materialien Lucinda Childs außerordentlicher Fähigkeit,
aus einfachen Schritten komplexe Bewegungsmuster zu generieren.
Geometrische und mathematische Ideen benutzte die Choreografin,
um ihr Bewegungsmaterial zu organisieren und zusammenzusetzen.
Die Diagonale als Leitlinie für ihre TänzerInnen nimmt dabei einen
8 Available Light / Einführung
besonderen Platz ein und verschafft den ZuschauerInnen im Raum
die Möglichkeit, die Bewegungen noch intensiver und klarer, in einer
gewissen Dreidimensionalität wahrzunehmen. Narrative Elemente des
Tanzes negierend, war die Choreografin stets darauf bedacht, mit dem
Tanz ein emotionales Erlebnis zu schaffen. Den abstrakten, puren Tanz
moderner TänzerInnen beschreibt sie dabei weder als kalt noch als
unemotional – Vorurteile mit denen sich bereits Merce Cunningham
auseinandersetzen musste. Ihre Form der Bewegung lädt ein, einen
neuen, bewussteren Blick auf das Gesehene zu werfen – genauso wie
die Architektur von Frank O. Gehry. Childs mathematisch rigider Minimalismus schien also nicht unvereinbar mit Gehrys offenerem Zugang
und seiner Bauweise, die stets dazu aufforderte, die gelernte Wahrnehmung zu hinterfragen. „Wir möchten etwas erschaffen, das niemand
von uns je alleine kreiert hätte. Genau das ist die Essenz einer Kollaboration. Wenn du dich darauf einlässt, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten, dann musst du dich auch darauf einlassen, gemeinsam
händehaltend von einer Klippe zu springen, dabei stets darauf hoffend,
dass der Ideenreichtum eines jeden einzelnen sicherstellt, dass alle sicher auf ihren Füßen landen“, hielt Gehry damals über die gemeinsame
Kreation fest. Jetzt fehlte nur noch die Musik. Da die Choreografin im
Speziellen seit der Gründung ihrer eigenen Compagnie 1973 einen minimalistischen, repetitiven und hochmusikalischen Stil verfolgte, war
ihr die Zusammenarbeit mit Komponisten schon damals nicht fremd.
Durch Jon Gibson, der den Soundtrack für Childs’ „Relative Calm“
komponierte, wurde die Choreografin auf John Adams aufmerksam
und bat den heutigen Pulitzer-Preisträger um den musikalischen Beitrag für „Available Light“. Die Arbeit an der gemeinsamen Produktion
konnte beginnen.
Einführung / Available Light 9
Los Angeles 2015. In der Walt Disney Concert Hall, die Frank O. Gehry
2003 erbauen ließ, kommt die überarbeitete Version des Klassikers
erstmals zur Aufführung. Ein „Durchbruch in der Karriere von Lucinda
Childs“ und ein „Werk, das nur schwer zu toppen sei“ – so hielt die Kritik
nach der Uraufführung 1983 Lobeshymnen auf „Available Light“. Ein
spektakuläres Split-Level-Set, das den TänzerInnen in schotenartigen,
puristischen Gewändern die Basis für eine Choreografie, geprägt von
klaren Formen und Strukturen, bot, faszinierte eben. Der halbelektronische Klangteppich, den John Adams mit seiner Komposition „Light
Over Water“ dem Stück unterlegte, ebenso. Radikale Veränderungen
in der Wahrnehmung, die sich durch Bühnenbild, Tanz und Musik
zogen, faszinierten aber nicht nur, für viele wirkte dies damals auch
verstörend. 32 Jahre später ist sich Lucinda Childs sicher: „Es ist der
richtige Zeitpunkt für ein Wiedersehen mit dem Stück. Jetzt oder nie!“
Aber wie wird ein Werk wahrgenommen, wenn es drei Jahrzehnte nach
seiner Uraufführung auf zahlreichen Ebenen überarbeitet und ein weiteres Mal einem weltweiten Publikum präsentiert wird? Eine solch außergewöhnliche Zusammenarbeit von herausragenden KünsterInnen
begeistert – auch heute noch. Die Resonanz ist überwältigend – mit
den Worten von Mark Swed, einem Redakteur des Los Angeles Times,
gesprochen sogar „brighter than ever“: „What is most extraordinary
about ‚Available Light’ 2015 is that euphoria is the result of the interaction of each element of sight and sound and movement.“
Lucinda Childs Dance Company: Available Light, 2015
12 Available Light / Interview
„Tänzer sind keine Komponisten“
Auszüge aus einem Gespräch zwischen Lucinda Childs und Julie Lazar während der
Kreationsphase 1983
Manche beschreiben deine Arbeit als geometrisch, andere wiederum
nehmen sie eher als expressiv und ausdrucksstark wahr. Wie würdest du
selbst deinen Stil beschreiben?
Ich verwende geometrische und mathematische Formen, um mein
Material zu organisieren. Aber das sind nur Tools. Es ist nicht das Ziel
meiner Arbeit, diese Formen offenzulegen, sondern dadurch eine besondere Ausdruckskraft zu erschaffen.
Ein roter Faden, der sich durch deine Arbeit zieht, ist die Diagonale. Aus
welchem Grund verwendest du genau diese Form?
Eine Diagonale verleiht den TänzerInnen ein dreidimensionales Gefühl, das nicht aufkommen kann, wenn sie sich lediglich vorne oder
hinten bewegen. Innerhalb einer Diagonale ist mehr Bewegung sichtbar. Wenn die einfachen Ballettpositionen so ausgeführt werden, dass
sie nur von vorne sichtbar sind, wirken sie langweilig und leblos, aber
wenn man ebendiese Positionen in einer Diagonale ausführt, merkt
man, wieviele Möglichkeiten sie einem bieten.
Wieso „Available Light“? Wie ist der Titel entstanden?
Aus meiner Sicht hat das viel mit der Beschaffenheit des Ausstellungsraums The Temporary Contemporary und all den Dachfenstern dort
zu tun. Aber auch damit, wie man den Raum wahrnimmt und mit der
einzigartigen Präsentationsform vor Ort, der ebenso Teil des Stückes
ist. Wir arbeiten mit einem elektrischen Licht, das natürlichem Licht
nachempfunden ist.
Interview / Available Light 13
Kannst du die verschiedenen Abschnitte deiner Choreografie beschreiben?
Es gibt fünf Abschnitte im ersten und vier Abschnitte im zweiten Teil.
Ich bin gerade dabei, eine neue Partitur zu entwickeln, die die zwei
Ebenen auf der Bühne bereits berücksichtigt und zeigt, was sowohl
oben aber auch unten passiert. Als ich mit John über die Struktur des
55-minütigen Stückes gesprochen habe, erzählte ich ihm, dass ich
meine Werke normalerweise eher einfach strukturiert beginnen lasse,
um sie dann Schritt für Schritt immer komplexer werden zu lassen. In
diesem besonderen Fall wollte ich mich an eine neue Art der Strukturierung heranwagen, also begannen wir schon auf mittlerem Niveau.
Der geheimnisvolle Klangteppich des Pazifiks ertönt, während die
Musik langsam hinabgleitet und die TänzerInnen verschiedene Stimmungen vertanzen. Dann baut sich die Musik schrittweise wieder auf.
Was fasziniert dich an der Musik von John Adams?
Ich mag seine Kompositionen „Shaker Loops“ und „Phrygian Gates“
sehr gerne. In diesen Musikstücken kommen Stimmen zum Ausdruck,
die sehr ungewöhnlich und überaus originell sind.
Du hast jetzt zum ersten Mal gehört, wie es klingt, wenn sich die verstärkte Musik im Temporary Contemporary ausbreitet. Wie empfindest
du es, wenn die Musik den ganzen Raum erfüllt?
Die Musik ist reich an subtilen und rhythmischen Passagen. Aber mit
dem Echo hatten wir kleine Probleme. Dass die TänzerInnen diesel-
14 Available Light / Interview
ben Töne hören, bringt sie in gewisser Weise zusammen. Wenn die
Musik hin- und herspringt, kann es sie durcheinanderbringen.
Du hast erwähnt, dass das Nichtvorhandensein eines klaren, regelmäßigen Taktes auch einen interessanten Einfluss auf deine Choreografie
hatte. Kannst du das näher beschreiben?
Ich musste einen Gegenpol finden, etwas erschaffen, das nicht existierte. Der Tanz ist rhythmisch, es kann gar nicht anders sein. Mir
gefällt es nicht, wenn die Verbindung zwischen Tanz und Musik willkürlich ist, und so lernten wir, mit jenen Impulsen zu arbeiten, die
die TänzerInnen weiterverarbeiten konnten. Diese Sache bereitete
mir eine Zeit lang Kopfzerbrechen, aber die TänzerInnen haben es
besser gelöst, als ich zu hoffen wagte. Sie haben eine unglaubliche
Präzision entwickelt, die sich von einem bestimmten Punkt in der
Musik zu einem anderem spannte, wo ein neuer klanglicher Impuls
auftrat, an dem sie sich dann wieder orientieren konnten. Sie lernten,
eine gewisse Stabilität aufrechtzuerhalten, die sich manchmal, ohne
zu beschleunigen oder zu verlangsamen, über vier oder fünf Minuten
spannte. Wenn John mich nicht dazu gebracht hätte, hätte ich das so
nie gemacht, weil es für die TänzerInnen wirklich ein hartes Stück Arbeit ist. Tänzer sind schließlich keine Komponisten. Aber es war eine
Herausforderung, die ich nicht bedauere.
Frank Gehrys Architektur irritiert Menschen oft in ihrer Art und Weise,
wie sie Dinge wahrnehmen. Der Akt des Sehens wird einem dadurch
viel bewusster gemacht, genauso wie bei deiner Choreografie. Hast du
aus dem Arbeitsprozess mit Frank, der bisher noch nie mit TänzerInnen
John Adams, Lucinda Childs und Frank O. Gehry beim ersten gemeinsamen Treffen 1983
Interview / Available Light 15
gearbeitet hatte, auch neue Lehren für deine Art des Choreografierens
gezogen?
In jeder Phase der Kreation gibt es Einflüsse, die ich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht analysieren kann. Wenn wir an bestimmten
Punkten im Arbeitsprozess anlangen, so passiert das immer relativ
zeitgleich. Es ist aufregend, diese gleichzeitige Reaktion auf verschiedene Möglichkeiten, die wir erkunden haben, zu spüren.
Im Original erschienen im Museum of Contemporary Art-Ausstellungskatalog für
„Available Light“ 1983. Übersetzung: Julia Dorninger
Lucinda Childs Dance Company: Available Light, 2015
Biografien
18 Available Light / Biografien
John
Adams
Als Komponist, Dirigent und kreativer Kopf nimmt John Adams eine
besondere Stellung in der Musikwelt ein. Schon in seiner Jugend
lernte er von seinem Vater das Klarinettenspiel und wirkte in Marschkapellen und Jugendorchestern mit. Bereits im Alter von zehn Jahren
begann er zu komponieren und konnte der Aufführung eines seiner
ersten orchestralen Werke als Teenager beiwohnen. Als besonders
prägend beschreibt der Künstler seine Ausbildung an der Harvard
University und die Tätigkeit im Boston Symphony Orchestra. Aus der
Zusammenarbeit mit der Poetin Alice Goodman und dem Regisseur
Peter Sellars entstanden ab Mitte der 80er Jahre die herausragenden
Opern „Nixon in China“ (1987) und „The Death of Klinghoffer“ (1991),
welche weltweit erfolgreich präsentiert wurden. Auch Österreich wurde von John Adams mit einer Premiere bedacht. 2006 wurde die Oper
„A Flowering Tree“, welche auf Mozarts „Zauberflöte“ basiert, in Wien
uraufgeführt. Des Weiteren ist John Adams ein gefragter Dirigent und
vor allem für sein weitreichendes Repertoire bekannt, welches von
Beethoven über Cater bis hin zu Zappa reicht. Eine besondere Ehre
war es für Adams, 2012 die BBC Proms dirigieren zu dürfen, im Rahmen
welcher er sogar selbst mit seinem symphonischen Werk „City Noir“
(2014) einen Teil des Programms stellte. Auch heuer war Adams mit
zwei seiner Werke bei den Proms vertreten. Das Ausnahmetalent
wurde bereits mehrfach für seine Arbeit und seinen musikalischen
Kulturbeitrag ausgezeichnet. Neben zahlreichen Ehrendokotraten von
renommierten Universitäten wie Havard, Cambridge oder der Juilliard
School, wurde Adams 2003 für das Stück „Transmigration of Souls“,
welches den Opfern der Terroranschläge des 11. Septembers auf das
World Trade Center gewidmet ist, der Pulitzer Preis verliehen.
Biografien / Available Light 19
Lucinda
Childs
1963 startete Lucinda Childs ihre Karriere als Tänzerin und Choreografin am Judson Dance Theater. Hier kreierte sie 13 Arbeiten und tanzte
in Choreografien von Yvonne Rainer, Steve Paxton und Robert Morris.
Ihre eigene Tanzcompagnie, die Lucinda Childs Company, gründete
sie 1973 und schuf seither über 50 Werke. Gemeinsam mit Robert
Wilson und Philip Glass erarbeitete Lucinda Childs 1976 die Oper
„Einstein on the Beach“ und erhielt dafür den Village Voice Obie
Award. Seit 1981 entwickelte sie über 30 Arbeiten für führende Ballettcompagnien auf der ganzen Welt, darunter das Paris Opera Ballet, das
Les Ballets de Monte Carlo und die Baryshnikov’s White Oak Dance
Company. Als Choreografin und Regisseurin wirkte sie an 16 Opernproduktionen, darunter „Orfeo ed Euridice“, „Zaide“, „Le Rossignol et
Oedipe“, „Farnace“ und „Alessandro“. Für „Dance“, das in Zusammenarbeit mit Philip Glass und Sol LeWitt entstanden ist und bis heute
als eines der wegweisendsten Stücke der neueren Tanzgeschichte gilt,
erhielt Lucinda Childs 1979 das Guggenheim-Stipendium. Mit der
Wiederaufnahme von „Dance“ tourte die Compagnie 2009 durch die
Vereinigten Staaten und Europa. 2014 führte die Künstlerin Regie in
der neuen Produktion von John Adams „Dr Atomic“ an der Opéra national du Rhin und in Jean Baptiste Lullys „Atys“ an Oper Kiel, wo sie
auch an einer neuen Produktion von „Orfeo ed Euridice“ arbeiten wird.
Für 2016 plant die Choreografin eine Bearbeitung von „Dance“ für das
Lyon Opera Ballet sowie eine neue Produktion für die Lucinda Childs
Dance Company in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Collin
Stetson. 2001 erhielt Lucinda Childs den „Bessie Award for Sustained
Achievement“, 2004 wurde sie mit dem französischen „Ordre des Arts
et des Lettres“ geehrt und fünf Jahre später erhielt die Choreografin
den „NEA/NEFA American Masterpiece Award“.
20 Available Light / Biografien
Frank O.
Gehry
Ursprünglich aus Toronto stammend, emigrierte Frank O. Gehry bereits
1947 mit seiner Familie in die USA, nach Los Angeles. Nach Abschluss des
Bachelorstudiums für Architektur ergriff er an der Harvard University
das weiterführende Studium „Stadtplanung“. Bereits 1962 gründete
Frank O. Gehry sein eigenes Architekturbüro in Venice, Kalifornien. In
den folgenden Jahren stieg der Architekt vom konventionellen Planer
zu einem bedeutenden Vertreter des Dekonstruktivismus auf. Frank
O. Gehry kann mittlerweile auf eine über fünfzig Jahre andauernde
Karriere zurückblicken, im Zuge derer er viele öffentliche und private
Gebäude in Amerika, Europa und Asien entworfen hat. Für den Architekten war es stets von besonderer Bedeutung, dass sich Menschen in
den von ihm geschaffenen Räumen wohlfühlen und eine Verbindung zu
ihrer eigen Kultur und Lebensrealität spüren können. Frank O. Gehry
wurde von den New York Times als einer der „höchstgepriesenen USArchitekten seit Frank Lloyd Wright“ bezeichnet. Die von ihm geschaffenen Bauten wurden mit über 100 Auszeichnungen des „American
Institute of Architecture“ belohnt. Neben zahlreichen anderen Preisen
aus aller Welt, wurde der Architekt bereits mehrmals für sein Lebenswerk geehrt. So erhielt Frank O. Gehry nicht nur als erster den
„Dorothy and Lilian Gish Award“ für seinen Kunstbeitrag (1994) und
den „Lifetime Achivement Award“ von „Americans for the Arts“ (2000),
sondern auch einen goldenen Löwen von Venedig für sein Lebenswerk.
Das bekannteste seiner Projekte ist wohl das Guggenheim Museum in
Bilbao, welches von 1993 bis 1997 entstanden ist und jährlich beinahe
eine Million Besucher anlockt. Weitere bekannte Werke sind das
Tanzende Haus in Prag (1996), die Walt Disney Concert Hall in Los
Angeles (1999-2003), der Facebook-Campus in Kalifornien (2012–2015)
und das Privatmuseum Stiftung Louis Vuitton in Paris (2014).
Pressestimmen / Available Light 21
„Gorgeous to behold and thrilling to hear“
Der Tagesspiegel, Sandra Luzina, August 2015
Wie Childs aus einfachem Schrittmaterial komplexe Bewegungsmuster generiert, ist faszinierend. Grundlage ist ein ausgetüfteltes
mathematisches Kompositionsverfahren. Die Phrasen scheinen sich
unentwegt zu wiederholen, doch der aufmerksame Betrachter kann
die minimalen Variationen erkennen, die durch Veränderungen in
Rhythmus und durch Richtungswechsel entstehen.
Los Angeles Times, Mark Swed, Juli 2015
Not only is „Available Light“ a compelling interplay between dance,
music and setting — gorgeous to behold and thrilling to hear — but the
work now brilliantly illuminates how three American artists on the
cusp of greatness made the momentous leap.
New York Times, Anna Kisselgoff, Oktober 1983
Mr. Gehry and Miss Childs, for instance, are at one in their use of ordinary materials. The huge cratelike forms and chain-link scrim suggest
a transformation of industrial elements into an artisan‘s art. Miss
Childs‘s skips, simple steps and straight lines also embody a display
that makes obvious the nature of her materials. She and her excellent
dancers have opened our eyer in „Available Light“.
22 Festspielhaus St. Pölten / Kalendarium
Vorschau: November/Dezember 2015
November 2015
mo 23
do
26
sa
28
so
29
19.30 Uhr
Großer Saal
Tonkünstler-Orchester Haydn/Mendelssohn
Musik/Klassik
19.30 Uhr
Großer Saal
Eric Bibb & Habib Koité
Musik/Blues/Afro-Pop
19.30 Uhr
Großer Saal
Cirque Éloize Cirkopolis
Zirkus/Akrobatik
14.00 Uhr
18.00 Uhr
Großer Saal
Cirque Éloize
Cirkopolis
Zirkus/Akrobatik
Dezember 2015
mi
02
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11
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so
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fr
18
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21
19.30 Uhr
Großer Saal
Sylvie Guillem Life in Progress
Tanz/Zeitgenössisches Ballett
19.30 Uhr
Kleiner Saal
Vahid Khadem-Missagh . Veronika Trisko Musik und das Magische
Musik/Klassik/Zauberkunst
19.30 Uhr
Großer Saal
GASTVERANSTALTUNG
Benefizkonzert der Wiener Philharmoniker
Musik/Klassik/Ballett
19.30 Uhr
Großer Saal
Tonkünstler Plugged-In Benjamin Schmid plays Symphonic Jazz
Musik/Jazz
19.30 Uhr
Großer Saal
Christmas with the Puppini Sisters
Musik/Swing/Sixties
16.00 Uhr
Großer Saal
Tonkünstler-Orchester Zügig um die Welt (Familienvorstellung)
Musik/Klassik
19.30 Uhr
Großer Saal
Ausseer Advent
Musik/Volksmusik
19.30 Uhr
Großer Saal
Tonkünstler-Orchester Pathétique
Musik/Klassik
REFUGEES WELCOME
Flucht ist kein Verbrechen. Hunderttausende Menschen aus
Kriegs- und Krisengebieten suchen Schutz in Europa. Sie sind
auf unsere gemeinschaftliche Unterstützung angewiesen. Niemand flieht grundlos aus seiner Heimat. Wir lehnen daher jegliche Anfeindung Schutzbedürftiger entschieden ab und stehen
für eine offene Gesellschaft ein, die auf Toleranz, Solidarität
und Freiheit gründet. Es ist unsere Pflicht, unseren Mitmenschen in Not zu helfen. Jedem Einzelnen.
Die Betriebe der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft: Amphitheater Bad DeutschAltenburg, Archäologisches Museum Carnuntum, Artothek, Bühne Baden, Die Bühne im
Hof, Donaufestival, Egon Schiele Museum, Factory, Festival Glatt&Verkehrt, Festspielhaus
St. Pölten, Forum Frohner, Freilichtmuseum Carnuntum, Grafenegg Sommerkonzerte,
Festival, Advent, Karikaturmuseum Krems, Kino im Kesselhaus, Klangraum Krems
Minoritenkirche, Kulturfabrik Hainburg, Kunsthalle Krems, Kunstraum Niederösterreich,
Landesmuseum Niederösterreich, Landestheater Niederösterreich, MAMUZ Museum
Mistelbach, MAMUZ Schloss Asparn/Zaya, Museum Gugging, Niederösterreichische
Landesausstellung, nitsch museum, Osterfestival Imago Dei, Renaissanceschloss
Schallaburg, Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, Wachau Kultur Melk, Zeit Kunst
Niederösterreich.
Sylvie Guillem in „Bye“
Tipp / Festspielhaus St. Pölten 25
Merci Sylvie!
SYLVIE GUILLEM:
LIFE IN PROGRESS
LE TZ TER
IN
AUFT RI TT
EUROPA
Mit dem eigens für sie geschaffenen
Abend „Life in Progress“ verabschiedet
sich die Primaballerina assoluta nach
mehr als 35 Jahren von der Bühne. Choreografien von Mats Ek, William Forsythe,
Akram Khan und Russell Maliphant
werden an diesem vierteiligen Abend von
Sylvie Guillem, der Scala-Tänzerin
Emanuela Montanari und zwei weiteren
Tänzern interpretiert. „Life in Progress“
ist eine Hommage an das Leben einer
außergewöhnlichen Frau und Sylvie
Guillems letzter Auftritt in Europa, bevor
sie ihre unvergleichliche Bühnenkarriere
in Japan beendet.
Mittwoch 02. Dezember 2015,
19.30 Uhr, Großer Saal
Karten EUR 45, 41, 36, 27, 12
Premiere im deutschsprachigen Raum
Einführung
18.30 Uhr, Kleiner Saal
RICHARD SIEGAL/
BAYERISCHES STAATSBALLET: MODEL
„Laut, rockig, düster, sexy – und richtig
klasse“ – das Bayerische Staatsballett
trifft auf zeitgenössischen Tanz! Inspiriert
von Dantes „Inferno“ hat Richard Siegal
mit „Model“ eine exzentrisch-rasante
Choreografie entwickelt, die klassisch
und zeitgenössisch ausgebildete TänzerInnen, literarische Bezüge und Elektrobeats zu einer vielschichtigen Erfahrung
modernen Tanzes zusammenführt.
Hochgelobt von der Kritik, ist „Model“ als
erster Teil einer von der Ruhrtriennale in
Auftrag gegebenen Trilogie entstanden
und im Zuge der Künstlerresidenz von
Richard Siegal im Jänner erstmals in
Österreich zu erleben.
Samstag 16. Jänner 2016,
19.30 Uhr, Großer Saal
Karten EUR 42, 36, 31, 25, 12
Österreich-Premiere
Einführung
18.30 Uhr, Kleiner Saal
WER HÖRT NICHT AUF
ZU ANTWORTEN?
SELBST WENN MIR
DIE FRAGEN AUSGEHEN.
EINE BANK.
Akemi Takeya Little Stories About S.O.S.: Signs Of Solidarity / Group Version © Karolina Miernik
Eine Information der HYPO NOE Gruppe Bank AG
www.hyponoe.at
I
V
D
IMPULSTANZ
Vienna International
Dance Festival
WORKSHOPS
PERFORMANCES
www.impulstanz.com
+43.1.523 55 58
With the support of
the Culture Programme
of the European Union
Olaf Osten + Katharina Gattermann
Akemi Takeya Little Stories About S.O.S.: Signs Of Solidarity / Group Version © Karolina Miernik
14 July—
14 August
2016
„Vitamin Dance for Syria“
„Point Zero“
Der syrische Tänzer und Artist in Residence Hussein Khaddour im Portrait
Der Film „Point Zero“ (2013), den
Sie auf unserer Website im Bereich
„Artists in Residence“ sehen können,
legt ein berührendes Zeugnis über die
Zerstörung Syriens durch den Bürgerkrieg ab. 2013 verursachte ein Bombenanschlag auch im Ballettsaal des
Theaterinstituts in Damaskus erhebliche Schäden. Der syrische Tänzer und
Choreograf Hussein Khaddour sucht
diesen Ort auf und beginnt inmitten
des staubbedeckten Raumes zu tanzen – die „Utopie“ eines
Neubeginns ... Auf den Probebühnen des Festspielhauses arbeitete Hussein Khaddour zuletzt mit der österreichischen Tänzerin Gloria Benedikt für das gemeinsame Stück „InDignity“, das
beim Europäischen Forum Alpbach uraufgeführt wurde. 2014
hat er gemeinsam mit Nour Barakeh das „Vitamin Dance“ Projekt ins Leben gerufen, ein Workshopangebot für Kinder im
Umland von Damaskus, das jetzt mit Unterstützung des Festspielhauses als „Vitamin Dance for Syria“ weitergeführt wird.
Als Artist in Residence wird Hussein Khaddour auch künftig
mit dem Festspielhaus gemeinsame Projekte realisieren.
In Homs, Syrien geboren, lebt und arbeitet Hussein Khaddour heute in Damaskus.
Bereits mit 12 Jahren begann er mit Breakdance in den Straßen seiner Geburtsstadt. Im
Jahr 2008 zog er nach Damaskus, trat der Sima Dance Company bei und wurde in Ballett
und Modern Dance ausgebildet. 2012 wurde er Mitglied des Higher Institute of Dramatic
Arts Dance Department. Sein 2013 entstandener Tanzfilm „Point Zero“ weckte internationale Aufmerksamkeit. Im März 2015 wurde seine jüngste Arbeit, basierend auf Patrick
Süskinds Roman „Die Taube“, im Damascus Opera House uraufgeführt.
IMPRESSUM
Herausgeber, Verleger und Medieninhaber
Niederösterreichische Kulturszene Betriebs GmbH,
Kulturbezirk 2, 3100 St. Pölten, T +43(0)2742/90 80 80,
F +43(0)2742/90 80 81, www.festspielhaus.at.
Für den Inhalt verantwortlich Thomas Gludovatz,
Johannes Sterkl. Künstlerische Leiterin Brigitte Fürle.
Redaktion Julia Dorninger. Fotos Tom Vinetz (S. 6),
Craig T. Mathew (S. 10/11, 16), Baskia Kenton (S. 15),
Margaretta Mitchell (S. 18), Douglas Mason (S. 19), Frank
O. Gehry (S. 20), Ursula Kaufmann (S. 24), Nour Barakeh
(S. 32), Hussein Khaddour (S. 33). Umschlagbild Craig T.
Mathew. Musikeinspielung „Light Over Water” von John
Adams wird nach Absprache mit Hendon Music, Inc., eine
Boosey & Hawkes Company, Herausgeber und Urheberrechtsinhaber, verwendet. Produktion Walla Druck Wien.
Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten.
Fotografieren, Ton- und Videoaufzeichnungen nicht gestattet.
Preis des Programmheftes: Euro 2,70
Karten & Info: +43(0)2742/90 80 80 600
[email protected]
www.festspielhaus.at
© Hertha Hurnaus
Eines unserer Clubhäuser.
Ö1 Club-Mitglieder erhalten im
Festspielhaus St. Pölten 10 % Ermäßigung.
Sämtliche Ö1 Club-Vorteile
finden Sie in oe1.orf.at
Karten & Information
+43(0)2742/90 80 80 600
[email protected]
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