Neue Werkstoffe – Mai 2014 Neue Werkstoffe für Inlays, Onlays, Teilkronen und Kronen Stand: Mai 2014 Quelle: Keramikhandbuch der AG Keramik „Vollkeramik auf einen Blick“, Vorbereitung der 6. Auflage deutsch (2014) – „All-Ceramics at a Glance“ 2nd English Edition in Preparation. Hier werden neue Verbundmaterialien vorgestellt, die das biomechanische Verhalten des intakten Zahns reproduzieren. Das Elastizitätsmodul der Hybridkeramik und der Resin-Nanokeramik liegt zwischen jenem von Schmelz und Dentin. Die Attrition der Okklusalfläche verläuft „parallel“ mit der natürlichen Zahnhartsubstanz [Mörmann, 2013]. Waren bisher verblendete, implantatgetragene Kronen auf ZrO2-Gerüst einem Chippingrisiko ausgesetzt – ausgelöst durch die fehlende Eigenbeweglichkeit und die verminderte Taktilität der osseointegrierten Implantatpfeiler - zeigen in-vitro Tests mit Hybrid- und Nanoresin-Keramiken eine „stoßdämpfende“ Wirkung und somit eine Eignung für diese Indikation [Magne et al., 2013]. Ein „Probetragen“ von temporär befestigten Restaurationen ist kontraindiziert, weil es beim Herausnehmen im Rahmen der definitiven Eingliederung eine Fraktur eintreten kann. Hybridkeramik - (Enamic, Vita Zahnfabrik) Die Hybridkeramik enthält eine duale Keramik-Polymerstruktur, das zu 86 GewichtsProzent aus einem gitterähnlichen Keramiknetzwerk aus Feldspatkeramik besteht. In diese poröse Keramikstruktur wird werkseitig ein Polymernetzwerk mit 14 GewichtsProzent eingebracht, das thermisch vollständig gehärtet ist. Das Polymernetzwerk bildet mit der Keramik einen adhäsiven, interpenetrierenden Verbund. Das Elastizitätsmodul von 30 GigaPascal (GPa) entspricht etwa dem Dentin. Mit 160 MPa Festigkeit kann der Werkstoff hohe Kaukräfte kompensieren. Die Schichtstärke kann okklusal auf 1,0 mm, approximal auf 0,8 mm reduziert werden. Kronenränder können sehr fein ausgeschliffen werden. Kausimulationen belegten nach 1,2 Millionen Zyklen (simuliert 5 Jahre Tragedauer) Attritionsverluste von 46 µm auf der restaurierten Okklusionsfläche und 27 µm am Antagonisten. Indikation: Inlays, Onlays, Teilkronen, verblendfreie Kronen, Implantatkronen. Verarbeitung: CAD/CAM-schleifbare Blocks zum Formschleifen in der Schleifeinheit (Cerec MC XL, KaVo Arctica, Amann Girrbach Ceramill Motion II). Individualisierung: 6 Malfarben, Glasur (Vita Enamic Glaze). Befestigung: Schmelz/Dentin mit Phosphorsäure-Gel anätzen, Dentinprimer auftragen (Vita A.R.T. Bond Primer A+B), Adhäsivvorstrich einmassieren (Vita A.R.T. Bonder). – Keramik mit HF-Gel (5%) anätzen, Silan auf die geätzten Flächen geben (Vitasil), Adhäsivvorstrich applizieren. – Feinhybrid-Befestigungskomposit licht- oder dualhärtend (RelyX Unicem, 3M Espe; Variolink II, Ivoclar-Vivadent). Klinische Bewährung: Kurzfristige Daten liegen vor, Langzeitdaten stehen noch aus. 1 Literatur: Guess PC, Schultheis S, Wolkewitz M, Zhang Y, Strub JR: Influence of preparation design and ceramic thicknesses on fracture resistance and failure modes of premolar partial coverage restorations. J Prosthet Dent. 2013;110(4): 264-273 Magne P, Silva M, Oderich E, Boff LL, Enciso R: Damping behavior of implant-supported restorations. Clin Oral Implants Res 2013; 24(2):143-148 Mörmann W: Ein neuer Keramik-Polymer-Hybridwerkstoff für CAD/CAM. Zahntech Mag 2013; 17(3): 130-131 Mörmann W, Stawarczyk B, Ender A, Sener B, Attin T, Mehl A: Wear characteristics of current aesthetic dental restorative CAD/CAM materials: Two-body wear,gloss retention, roughness and martens hardness. J Mech Behav Biomed Mat 2013, 20: 113-125 Klinischer Teil: Veneer und FZ-Krone aus Hybridkeramik (Enamic) – Autor: Dr. Devigus Abb.1: Approximale Karies und Fraktur am Zahn 11, insuffiziente VMK-Krone regio 21. Abb. 2: Präparation für ein Veneer Zahn 11 und für Vollkrone Zahn 21. Aufgrund der schwierigen Bissverhältnisse (Angulation, Bruxismus) ist Hybridkeramik als Restaurationswerkstoff (Vita Enamic) geplant. 2 Abb. 3: Einzeichnen der Präparationsgrenzen im virtuellen Modell (System Cerec Omnicam). Abb. 4: Konstruktion von Veneer und Krone. Abb. 5: Konstruktionsvorschlag von bukkal. Die Zahnformen werden harmonisch angeglichen. 3 Abb. 6: Ergebnis der Restauration mit individualisierter Textur. Das Diastema wurde geschlossen. Die Hybridkeramik hat eine natürliche Transluzenz. Bildquelle 1-6: Dr. Alessandro Devigus, Bülach/Zürich Resin-Nanokeramik - (Lava Ultimate, 3M Espe) Die Resin-Nanokeramik enthält neben Silikatfüller (Korngröße 20 NanoMeter, nm) auch Zirkoniumdioxid-Feinstpartikel (4-11 nm) in einer Polymermatrix. Der Werkstoff ist nicht mit Flusssäure ätzbar; Retentionsflächen müssen sandgestrahlt und adhäsiv vorbehandelt werden. In-vitro Ergebnisse bei Belastung bis zum Bruch belegen, dass eine Fraktur im Vergleich zur konventionellen Silikatkeramik zeitverzögert eintritt [Fasbinder, 2012]. Eine 10jährige in-vivo Studie mit einem Vorgängerprodukt zeigte keinen Unterschied in der klinischen Performance im Vergleich zu FeldspatkeramikInlays (Vita Mark II) [Fasbinder, 2012]. Indikationen: Inlays, Onlays, Teilkronen, verblendfreie Kronen, Endo-Kronen mit Fassreifenumfassung, Kauflächen-Veneers zur Bisserhöhung, Implantatkronen. Verarbeitung: CAD/CAM-schleifbare Blocks zum Formschleifen in der Schleifeinheit (Cerec MC XL). Kein Kristallisations- oder Glanzbrand erforderlich. Befestigung: Schmelz bzw. Dentin anätzen (Phosphorsäure-Gel). Keramik: Achtung HF-Ätzung ist nicht möglich, Sandstrahlen der Retentionsflächen (Co-Jet, Al2O3 50 µm, Druck 2 bar), Silan auftragen. Befestigen mit Komposit (z.B. RelyX Ultimate mit Scotchbond Universal, 3M Espe; Multilink, Ivoclar-Vivadent; Kleber: Panavia (Kuraray). Klinische Bewährung: Kurzfristige Daten liegen vor, Langzeitdaten stehen noch aus. Literatur: Ernst CP: Cerec-Teilkronen aus Lava Ultimate zur Versorgung großflächiger Defekte. ZMK 2013; 29 (7-8): 38-41 Fasbinder DJ: Treatment concept with CAD/CAM-fabricated high-density polymer temporary restorations. J Esthet Restor Dent 2012; 24(5): 319-320 4 Fasbinder DJ, Dennison JB, Heys D, Neiva G: A clinical evaluation of chairside lithium disilicate CAD/CAM crowns: a two-year report. J Am Dent Assoc. 2010; 141 Suppl 2:10-14 Koller M, Arnetzl GV, Holly L, Arnetzl G: Lava ultimate resin nano ceramic for CAD/ CAM: customization case study. Int J Comput Dent. 2012;15(2):159-164 Klinischer Teil: Fall 1: Klinischer Fall mit Resin-Nanokeramik (Lava Ultimate) – Autor: Prof. Dr. C.P. Ernst Abb. 1: Eine aufgrund der erkennbaren Frakturlinie mesio-lingual und approximaler Randundichtigkeit erneuerungsbedürftige Kompositfüllung auf dem Wurzelkanalbehandelten Zahn 45. Abb. 2: Adhäsive Abdeckung der Wurzelfüllung mit einem weiß-opakem FlowKomposit zur Erleichterung einer eventuellen Reintervention am Wurzelkanal. 5 Abb. 3: Weiterer adhäsiver Aufbau mit Kompost in Dentinfarbe. Die Abb. zeigt die Situation direkt vor der adhäsiven Befestigung der Verbundkeramik-Teilkrone. Die Komposit-Klebeflächen wurden mit Aluminiumoxid (50 µm-Korn) abgestrahlt. Abb. 4: Mit RelyX Ultimate als dualhärtendem Befestigungsmaterial adhäsiv befestigte Verbundkeramik-Teilkrone auf dem Zahn 45 in der Farbe A3,5 der niedrigen Transluzenzstufe LT. Die Politur erfolgte ausschließlich intraoral. Quelle: Prof. Dr. C.P. Ernst, Mainz 6 Fall 2: Teilkrone an Zahn 16 aus Resin-Nanokeramik (Lava Ultimate) Autor: Prof. Dr. C.P. Ernst Abb. 1: Klassische „semipermanente“ Glasionomerzementfüllung auf Zahn 16. Aus den mechanischen Defekten ergab sich die Behandlungsindikation für eine adhäsive Teilkronenversorgung. Abb. 2: Situation nach Entfernung der Glasionomerzement-Füllung: Die sehr dünnen, verbliebenen Höcker wurden in die adhäsive Teilkronen-Präparation mit einbezogen. Abb. 3: Die Lava Ultimate-Teilkrone bei der Einprobe in Okklusalansicht - ohne weitere Oberflächenbearbeitung – direkt aus der Maschine entnommen. 7 Abb. 4: Die Einprobe der unbehandelten Teilkrone nochmal aus Palatinalansicht. Man beachte die Cerec-typische gute Primärpassung. Abb. 5: Mit RelyX Ultimate in Kombination mit Scotchbond Universal (3M Espe) adhäsiv befestigte Lava Ultimate-Teilkrone in der Farbe A3 der niedrigen Transluzenzstufe LT. Die Politur erfolgte sehr rasch ausschließlich intraoral. Abb. 6: Die eingegliederte und intraoral polierte Lava UltimateTeilkrone in Palatinalansicht. 8 Abb. 7: Bukkalansicht der Teilkrone unmittelbar nach der adhäsiven Befestigung. Abb. 8: Nachkontrolle der eingegliederten Teilkrone nach sechs Monaten. Abb. 9: Palatinalansicht bei der Kontrolle nach sechs Monaten. 9 Abb. 10: Bukkalansicht der Teilkrone bei der Kontrolle nach sechs Monaten. Quelle: Prof. C.P. Ernst, Univ. Mainz. Fall behandelt in der Zahnarztpraxis „zahnÄrzte im Gutenberg-Center“, Mainz. Zirkondioxid-verstärkte Lithiumsilikat-Keramik - (Suprinity, Vita Zahnfabrik Celtra Duo, Dentsply – Celtra Duo FC, Celtra Press, DeguDent) Bei zirkoniumdioxid-verstärkten Lithiumsilikat-Glaskeramiken (ZLS) ist die Glasphase mit 10 Prozent Zirkoniumdioxid (ZrO2) dotiert. Diese Dotierung führt zu einer sehr feinen Kristallstruktur, die verschiedene Verarbeitungsvarianten ermöglicht. Durch diese Mikrostruktur und den hohen Glasanteil sind ästhetisch ansprechende Restaurationen möglich. Celtra Duo ist ein auskristallisierter, für das Cerec-System (Sirona) kompatibler Keramikblock, der nach dem Ausschleifen entweder chairside poliert wird und dann eine Biegebruchfestigkeit von 210 MPa aufweist oder mittels Glasurbrand auf 370 MPa gebracht werden kann. Für die Verarbeitung im Brain MC XL (DeguDent) steht dem ZT-Labor das Material Celtra CAD FC zur Verfügung – und für das Pressverfahren Celtra Press. Das feinkristalline Gefüge von Suprinity (Vita) hat eine Kristallgröße von ca. 0,5 µm und einen ZrO2-Anteil von etwa 10 Gewichts-Prozent. Der Block wird im vorkristallisierten Zustand ausgeschliffen und erreicht durch einen finalen Kristallisationsbrand 420 MPa Biegebruchfestigkeit. Indikation: Inlays, Onlays, Teilkronen, Veneers, FZ- und SZ-Kronen. 10 Verarbeitung: Restaurationen aus Celtra Duo und Suprinity werden mit Cerec oder inLab MC XL, KaVo Arctica ausgeschliffen; Celtra CAD FC mit Brain MC XL. Celtra Press wird laborseitig im Pressverfahren verarbeitet. Befestigung: ZLS-Keramiken können auf der Klebefläche mit Flusssäure geätzt (30 sec) und nachfolgend silanisiert werden. Die Befestigung kann je nach Indikation selbstadhäsiv oder volladhäsiv (Adhäsivsystem + Zement) erfolgen Klinische Bewährung: Kurzfristige Daten liegen vor, Langzeitdaten stehen noch aus. Literatur (Suprinity): Abrasionsuntersuchungen Priv.-Doz. Dr.-Ing. Martin Rosentritt: Verschleißuntersuchung an keramischen Werkstoffen, Report Number: 219, 3; 02/2013. Universitätsklinikum Regensburg, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik Arnetzl G: Zwischen Ästhetik und Funktionalität - Computergestützte Restaurationen mit innovativen CAD/CAM-Materialien. DZW 2013; 4: Epub Online Klinischer Teil: Versorgung mit einer Teilkrone regio 36 aus zirkonverstärktem Lithiumsilikat (Celtra Duo) – Autor: Prof. Dr. C.P. Ernst Abb. 1: 1 Insuffiziente Kunststofffüllung mit Kariesdefekt. Abb. 2: Für die Intraoral-Messaufnahme (Cerec Bluecam) gepuderte, adhäsive Teilkronen-Präparation. 11 Abb. 3: Mit dem Cerec-System hergestellte, noch unpolierte Teilkrone bei der Passungskontrolle. Abb. 4: HF-Ätzung der Teilkrone auf der Klebefläche. Abb. 5: Auftrag des Silans (Calibra, Dentsply). 12 Abb. 6: Mit der 1:1-Mischung aus XP Bond und SCA (Self Cure Activator, Dentsply) versiegelte Kavität. Aufgrund des Selbsthärtungpotentials des Adhäsivs erfolgt keine separate Lichtpolymerisation. Abb. 7: Die mit Calibra Automix adhäsiv befestigte Celtra Duo-Teilkrone (Farbe A3 LT) nach ausschließlich intraoraler Politur (NTI-Polierer) und Keramikpolierpaste (Vita Zahnfab.). Es erfolgte kein zusätzlicher Glanzbrand. Quelle: Prof. C.P. Ernst, Univ. Mainz. Fall behandelt in der Zahnarztpraxis „zahnÄrzte im Gutenberg-Center“, Mainz. Redaktion: AG Keramik Schriftführung – Mai 2014 13 Frontzahn-Restaurationen mit Zirkoniumdioxid-verstärktem Lithiumsilikat / ZLS (Vita Suprinity) Ausgangssituation FZ-Kronen aus ZLS. Quelle: Lange Ausgangssituation Veneers aus ZLS. Quelle: Jinoian-Kaufmann 14 15 16 17