76 Krebs in Deutschland | Gebärmutterhals 3.15 Gebärmutterhals Tabelle 3.13.1 Übersicht über die wichtigsten epidemiologischen Maßzahlen für Deutschland, ICD-10 C53 2009 2010 Prognose für 2014 Frauen Frauen Frauen 4.780 4.660 4.600 11,5 11,2 11,2 standardisierte Erkrankungsrate1,² 9,5 9,3 9,6 mittleres Erkrankungsalter3 52 53 Neuerkrankungen rohe Erkrankungsrate1 Sterbefälle 1.581 1.524 rohe Sterberate1 3,8 3,7 standardisierte Sterberate1,2 2,6 2,5 17.800 17.800 5-Jahres-Prävalenz absolute 5-Jahres-Überlebensrate (2009-2010)4 relative 5-Jahres-Überlebensrate (2009-2010) 4 66 (61-69) 69 (65-73) 1 je 100.000 Personen 2 altersstandardisiert nach alter Europabevölkerung 3 Median 4 in Prozent (niedrigster und höchster Wert der einbezogenen Bundesländer) Epidemiologie Risikofaktoren und Früherkennung In Deutschland erkrankten 2010 etwa 4.700 Frauen am Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Etwa drei Viertel der Zervixkarzinome sind Plattenepithelkarzinome. Adenokarzinome (etwa 20 %) weisen eher auf einen höher gelegenen Ursprung am Übergang zwischen Gebärmutterkörper und -hals hin. Die Neuerkrankungsraten der Frauen am invasiven Karzinom des Gebärmutterhalses verlaufen seit Ende der 1990er Jahre weitgehend stabil auf einem deutlich niedrigeren Niveau als noch in den 1980er Jahren. Die höchsten Erkrankungsraten weisen derzeit 40- bis unter 60-jährige Frauen auf. Die Altersverteilung wird durch Fälle aus Todesbescheinigungen (DCO) besonders in den höchsten Altersgruppen leicht verzerrt. Das mittlere Erkrankungsalter am bereits invasiven Krebs beträgt 53 Jahre. Am in situ Karzinom erkranken Frauen im Mittel bereits mit 34 Jahren. Es tritt etwa zwei- bis dreimal häufiger auf als das invasive Karzinom, ein Ergebnis der Früherkennungsuntersuchungen, die auf die Erkennung und Behandlung von Krebsvorstufen abzielt. Insgesamt sterben in Deutschland derzeit 1.500 bis 1.600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, vor 30 Jahren waren es noch mehr als doppelt so viele. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate nach der Diagnose eines invasiven Gebärmutterhalstumors liegt bei 69 %. Mehr als jedes zweite invasive Karzinom wird noch im frühen Tumorstadium (T1) diagnostiziert. Im internationalen Vergleich zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Ländern wie der Schweiz und Finnland auf der einen und Tschechien und Polen auf der anderen Seite. Als Hauptursache von Gebärmutterhalskrebs gilt eine sexuell übertragene Infektion mit humanen Papillomviren (HPV). Der Großteil aller Frauen wird im Laufe des Lebens mit HPV infiziert. Meist heilt die Infektion folgenlos aus, nur bei wenigen Betroffenen bleibt sie bestehen. Bei solch persistierenden Infektionen, vor allem mit Subtypen aus der Hochrisikogruppe (u.a. HPV 16 und 18), kann sich ein Zervixkarzinom entwickeln. Zusätzliche Risikofaktoren sind Rauchen, weitere Infektionen im Genitalbereich mit sexuell übertragbaren Erregern, wie Herpes-simplex oder Chlamydien, früher Beginn der sexuellen Aktivität, viele Geburten sowie ein stark geschwächtes Immunsystem. Auch eine langfristige Einnahme oraler Kontrazeptiva (»Pille«) wird mit einem leicht erhöhten Erkrankungsrisiko in Zusammenhang gebracht. Nach Absetzen der Kontrazeptiva nimmt das Risiko jedoch wieder ab; nach etwa zehn Jahren scheint kein Unterschied zu NichtAnwenderinnen zu bestehen. Frauen in Deutschland können ab dem Alter von 20 Jahren einmal jährlich einen Zellabstrich am Gebärmutterhals (PAP-Abstrich) durchführen lassen, als Teil der gesetzlichen Krebsfrüherkennung. Im März 2007 empfahl die deutsche Ständige Impfkommission (STIKO), Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren gegen HPV 16 und 18 zu impfen, die für etwa 70 % aller Zervixkarzinome verantwortlich gemacht werden. Bereits jetzt ist belegt, dass die Impfung die Entwicklung von Krebsvorstufen am Gebärmutterhals verhindern kann. Die Impfung kann den PAP-Abstrich allerdings nicht ersetzen, da sie nur vor den häufigsten Hochrisiko-Papillomviren schützt. ICD-10 C53 | Krebs in Deutschland 77 Abbildung 3.15.1a Altersstandardisierte Erkrankungs- und Sterberaten, ICD-10 C53, Deutschland 1999 – 2010 je 100.000 (Europastandard) Abbildung 3.15.1b Absolute Zahl der Neuerkrankungs- und Sterbefälle, ICD-10 C53, Deutschland 1999 – 2010 20 10.000 18 9.000 16 8.000 14 7.000 12 6.000 10 5.000 8 4.000 6 3.000 4 2.000 2 1.000 1998 2000 2002 Erkrankungsrate: Sterberate: 2004 2006 2008 2010 1998 2000 2002 Neuerkrankungen: Sterbefälle: Frauen Frauen 2004 2006 2008 2010 80–84 85+ Frauen Frauen Abbildung 3.15.2 Altersspezifische Erkrankungsraten, ICD-10 C53, Deutschland 2009 – 2010 je 100.000 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0–4 5–9 Frauen 10–14 15–19 20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64 65–69 70–74 75–79 Altersgruppe 78 Krebs in Deutschland | Gebärmutterhals Tabelle 3.15.2 Erkrankungs- und Sterberisiko in Deutschland nach Alter, ICD-10 C53, Datenbasis 2010 Erkrankungsrisiko Männer Frauen im Alter von Sterberisiko in den nächsten 10 Jahren jemals in den nächsten 10 Jahren jemals 15 Jahren <0,1 % (1 von 16.000) 0,8 % (1 von 120) <0,1 % (1 von 186.000) 0,3 % (1 von 350) 25 Jahren 0,1 % (1 von 1.200) 0,8 % (1 von 120) <0,1 % (1 von 16.000) 0,3 % (1 von 350) 35 Jahren 0,2 % (1 von 580) 0,8 % (1 von 130) <0,1 % (1 von 4.200) 0,3 % (1 von 360) 45 Jahren 0,2 % (1 von 620) 0,6 % (1 von 170) <0,1 % (1 von 2.100) 0,3 % (1 von 390) 55 Jahren 0,2 % (1 von 620) 0,4 % (1 von 230) 0,1 % (1 von 1.800) 0,2 % (1 von 460) 65 Jahren 0,1 % (1 von 790) 0,3 % (1 von 350) 0,1 % (1 von 1.700) 0,2 % (1 von 590) 75 Jahren 0,1 % (1 von 850) 0,2 % (1 von 550) 0,1 % (1 von 1.400) 0,1 % (1 von 800) Lebenszeitrisiko 0,8 % (1 von 120) 0,3 % (1 von 350) Abbildung 3.15.3 Verteilung der T-Stadien bei Erstdiagnose (oben: inkl. fehlender Angaben und DCO-Fälle; unten: nur gültige Werte)ICD-10 C53, Deutschland 2009 – 2010 keine Angaben DCO 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % T1 Frauen 62 % 25 % Abbildung 3.15.4a Absolute Überlebensraten bis 5 Jahre nach Erstdiagnose, ICD-10 C53, Deutschland 2009 – 2010 100 100 80 80 60 60 40 40 20 20 1 Frauen 2 3 4 T3 T4 Abbildung 3.15.4b Relative Überlebensraten bis 5 Jahre nach Erstdiagnose, ICD-10 C53, Deutschland 2009 – 2010 Prozent 0 T2 8% 6% 5 Jahre Prozent 0 1 Frauen 2 3 4 5 Jahre ICD-10 C53 | Krebs in Deutschland 79 Abbildung 3.15.5 Erfasste altersstandardisierte Neuerkrankungs- und Sterberaten in den Bundesländern, ICD-10 C53, 2009 – 2010 je 100.000 (Europastandard) Frauen Saarland Thüringen Brandenburg Hamburg Sachsen Berlin Schleswig-Holstein Niedersachsen Meckl.-Vorpom. Deutschland Rheinland-Pfalz Bayern Sachsen-Anhalt Nordrhein-Westfalen Hessen Bremen Inzidenz vollzählig Inzidenz <90% erfasst Mortalität Baden-Württemberg 0 5 10 15 20 25 30 Abbildung 3.15.6 Altersstandardisierte Neuerkrankungs- und Sterberaten im internationalen Vergleich, ICD-10 C53, 2009 – 2010 oder letztes verfügbares Jahr (Einzelheiten und Datenquellen s. Anhang) je 100.000 (Europastandard) Frauen Tschechien Polen Dänemark Belgien Deutschland Großbritannien Frankreich Schweden Niederlande Österreich USA Schweiz Inzidenz Mortalität Finnland 0 5 10 15 20 25 30