Resonanzen drei mit Dirk Rothbrust, Kalle Kalima, Riccardo Minasi und Ulrich Kern Montag 1. Februar 2016 e h c n a r e m t d a g h g a a c l m i h c a h D Halss c s r n e e d b u a P h r t e r d e r i s e l t u n u ig p t f he und manchem die Perücke sein. t h c s t u r ver gr t Liebe Freunde des Ensemble Resonanz, herzlich willkommen zu unserem ersten Resonanzen-Konzert im Jahr 1 vor der Elbphilharmonie! In verschiedene musikalische Kommunikationsräume begeben sich die Programme dieser unserer aktuellen Saison und heute geht es um Fragmente einer Sprache »...der Triebe«: Was raus muss, muss raus. Eine gute Gelegenheit, unserem Hamburger Lieblingskomponisten wieder die Ehre zu erweisen, CPE Bach kann in vielem für eine dergestalt motivierte Form des künstlerischen Mitteilungsdrangs stehen. »Da mag manche Halsschlagader unter der Puderschicht heftig pulsiert haben und manchem die Perücke verrutscht sein.«, spekuliert unser Programmheftautor Patrick Hahn über die Wirkung, die CPEs Musik auf seine Zeitgenossen gehabt haben muss. Wir haben in den letzten Tagen seine großen Sinfonien, von denen zwei heute erklingen, mit Riccardo Minasi für eine neue Hamburger CPE Bach CD eingespielt. Auch Sven-Ingo Kochs Musik spricht, hat ein Anliegen, wie am Titel seines heute erklingenden Schlagzeug-Solowerks, der einer keine Zweideutigkeiten zulassenden Spielanweisung gleichkommt, unschwer zu erkennen ist: »durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen«, ist das Werk überschrieben. Wir freuen uns sehr, heute eine Uraufführung aus seiner Feder für Kalle Kalima und uns vorstellen zu dürfen! Mit Alberto Ginastera, der im April hundert Jahre alt geworden wäre und der viel zu selten auf europäischen Spielplänen zu finden ist, beenden wir diesen Abend der persönlichen Mitteilungen. Ich wünsche Ihnen viel Freude in diesem Konzert und hoffe, Sie danach noch auf unserer After-Show-Party im resonanzraum (Medienbunker, 1. OG, Feldstraße 66) zu sehen! Herzlich, Ihr Tobias Rempe Patrick Hahn über die Große Sinfonie D-Dur von CPE Bach 2 or w ß u 3 z kon e am r g o r tp r m e a nk Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) Sinfonie Nr. 2 Es-Dur Wq183/2 I. Allegro di molto II. Larghetto III. Allegretto Sven-Ingo Koch »durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen« (2005/2013) Sven-Ingo Koch *1974 Cella Memoriae (2014-15) Alberto Ginastera (1916-1983) Concerto per corde op. 33 (1965) I. Variazioni per i solisti II. Scherzo fantastico III. Adagio angoscioso IV. Finale furioso Musik für Streicher, Schlagzeug und E-Gitarre Kompositionsauftrag der Kunststiftung NRW Carl Philipp Emanuel Bach Sinfonie Nr. 1 D-Dur Wq183/1 I. Allegro di molto II. Largo III. Presto Pause ike s u m Viola Justin Caulley, Tim-Erik Winzer, David Schlage, Maresi Stumpf Violoncello Saskia Ogilvie, Saerom Park, Jörn Kellermann, Andreas Voss Kontrabass Anne Hofmann, Benedict Ziervogel te »Wir werfen Anker in die Musikgeschichte und ins Leben« mit diesem Credo hat das Ensemble Resonanz fünf Angebote rund um jedes Resonanzen-Konzert entwickelt, die alle Interessierten in neue Erfahrungs- und Erlebnisräume laden. Hierfür gehen die Musiker an neue Orte und öffnen die Türen ihres resonanzraums für Einblicke hinter die Kulissen. Für einen Schlagzeuger an Drumset, Crotales und Blumentöpfen Intro Mittwoch 20.01.2016, 18 Uhr resonanzraum St. Pauli Kalle Kalima, Dirk Rothbrust und Sven-Ingo Koch im Salon-Gespräch. Der Eintritt ist frei. Dirk Rothbrust, Schlagzeug Kalle Kalima, E-Gitarre Riccardo Minasi, Dirigent Ulrich Kern, Dirigent (Koch) Ensemble Resonanz Werkstatt Sonntag 24.01.2016, 15 Uhr resonanzraum St. Pauli In der Werkstatt öffnet das Ensemble die Türen des resonanzraums für eine ungeschminkte Probe. Der Eintritt ist frei. Offbeat mit FLEXIBLES FLIMMERN Montag 18.01. & Dienstag 19.01.2016, 19 Uhr resonanzraum St. Pauli r Violine Barbara Bultmann, Juditha Haeberlin, Nimrod Guez (Konzertmeister), Gregor Dierck, Tom Glöckner, David-Maria Gramse, Corinna Guthmann, Benjamin Spillner, Swantje Tessmann, Lutz Bartberger, Hyun-Jung Kim ra bo e g n Ein Abend mit Flexibles Flimmern rund um Ginasteras Heimat Argentinien: mit dem Film TIERRA DE PATAGONES und dem Ensemble Resonanz an den Plattentellern. Eintritt: 10 Euro, Anmeldung an [email protected]. Flöte Stephanie Winker, Miriam Rozendaal Oboe Seung Lee, Misun Bachofer-Park Fagott Volker Tessmann HörStunde Sonntag 31.01.2016, 18 Uhr resonanzraum St. Pauli Horn Jakob Knauer, Stefan Oetter Eine Konzerteinführung mit ganzem Ensemble: Am Vorabend des Konzertes in der Laeiszhalle erläutern Musiker und Solisten in der HörStunde einzelne Passagen des Programms, erzählen aus der Probenarbeit und stellen Cembalo Arno Schneider 4 5 musikgeschichtliche Bezüge her. Ein kleines, moderiertes Vorkonzert. Der Eintritt ist frei. Ausflug Mit dem Anker Ausflug möchte das Ensemble die Musik jedes Resonanzen-Konzertes an neue Orte bringen, zu Menschen, die sonst nicht die Möglichkeit haben, ins Konzert zu kommen. In der Saison 15/16 richtet sich der Ausflug an jugendliche Geflüchtete, in Kooperation mit Hajusom. Klangradar 3000 – Vorkonzert Montag 01.02.2016, 19 Uhr, Laeiszhalle Kleiner Saal Die Ida-Ehre Stadtteilschule präsentiert eine eigene Komposition, inspiriert von den Werken Sven-Ingo Kochs und unter der Leitung des Komponisten Tobias Hertlein. Der Eintritt ist mit Konzertticket frei. After-Party Nach jedem Resonanzen-Konzert laden wir in den resonanzraum (Feldstraße 66) zu einer kleinen After-Party mit Essen und Getränken an der Bar. Kommen Sie vorbei! Begleitend zu diesen Angeboten finden Sie auf ensembleresonanz.com auch einen Blog (ResoLab) mit Anekdoten, Links und Videos zum Thema. p zum r am og r m Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) Große Sinfonie D-Dur Wq183/1 – Der erste Satz der ersten der vier Orchester-Sinfonien mit zwölf obligaten Stimmen von Carl Philipp Emanuel Bach hat es in sich. Die Schockwirkung die davon im späten 18. Jahrhundert ausgegangen sein mag, ist heute kaum zu ermessen. Da mag manche Halsschlagader unter der Puderschicht heftig pulsiert haben und manchem die Perücke verrutscht sein. Bach schrieb seine vier Orchestersinfonien Wq 183 in seiner Hamburger Zeit. »Es ist das größte in der Art, was ich gemacht habe«, bekundet er seinem Leipziger Verlag. »Weiter etwas davon zu sagen, leidet meine Bescheidenheit nicht.« Bescheiden hätte er durchaus nicht sein müssen, denn was er in seinen Streicher-Sinfonien begonnen hatte, erweitert er hier konsequent auf ein Orchester mit Bläsern. Hier gibt es keine Begleitinstrumente mehr, hier hat jede Stimme Bedeutung und kommt zu ihrem Recht: Polyphonie im schönsten Sinne. Die Sinfonien sind dreisätzig, Allegro di molto – Largo - Presto lauten die Überschriften in der ersten Sinfonie. Ein d, vier Schläge lang, in den ersten Violinen. Der Anfang eines Themas? d, zwei Schläge lang, doch eher ein Grundton? d, zwei Schläge, ein Viertakt also, d, gebrochene Dreiklänge, D-Dur also, d, doch was ist das – drei Schläge d, d zwei Schläge, d zwei Schläge, stets auf der falschen Zeit, Synkopen, off-beat sagt man auch, darunter plötzlich ein c – von wegen D-Dur Grundtonart, da klingt der Dominant-Septakkord von G-Dur, und da wieder d, aber, was ist das: d, nun wieder verschoben, d, die Synkope nun verschoben um ein Achtel, der Offbeat des Offbeats, und in den gebrochenen Akkorden jetzt, tatsächlich, G-Dur. Aber es endet nicht auf dem Grundton, sondern auf d, immer wieder d, in Große Sinfonie diesen sieben Takten, acht Es-Dur Wq183/2 wären ideal, doch CPE schreibt sieben, sieben Etwas gemäßigter sind kurze Takte, in denen man die Satzüberschriften der seine Antennen als Hörer Sinfonie Es-Dur: Allegro di gleich mehrfach umstellen Molto – Larghetto – Allegmuss. Pause. fis! Eine groretto. Aber nicht weniger ße Terz steigen die ersten verrückt ist erneut der BeViolinen, das gleiche Spiel ginn des Sinfonie Es-Dur. noch einmal, fis, die dritte Auch hier »täuscht« CPE Stufe von D-Dur, ist das zunächst nur einen Anfang Ausschnitt aus der Partitur der Großen Sinfonie D-Dur nun eine Kopf- oder eine an, lässt die Violinen unverBassstimme? Da setzen die mittelt zwei Etagen durch übrigen Streicher wieder ein, h-Moll behaupten sie, den Tonraum abstürzen, bevor sie sich erneut in einem halten sie durch – und schließen die Behauptung erneut »ordentlichen Anfang« versuchen. Geradezu pathetisch mit der unbefriedigenden Dominante ab, durch die rollt der punktierte Rhythmus – und für vier Takte Oktave bekräftigt unbestimmt: fis-fis! Pause. h in den glaubt man nun fast, auf festem Grund zu stehen – doch ersten Geigen! Es muss h-Moll sein, h, h, oder doch nicht schon verkürzt Bach die Periode, versenkt das Motiv in h-Moll, die anderen verwandeln diesen Ton zur dritten Trillern, die schließlich wieder in SechzehntelkettenraStufe von G-Dur, endlich setzt der echte Bass ein, Dis, serei münden. Bach hatte seine eigene Methode, um der E, Ais, H, A, G, Töne, die in der Tonart D-Dur, die man Konkurrenz von anderen Abendvergnügen zu begegnen: auf dem Titelblatt lesen kann, teilweise nichts zu suchen Langweile Dein Publikum niemals. Dass die Konkurrenz haben, die harmonische Analyse ergibt: H-Dur Sept-Nonauch damals groß war, belegt diese Klage, die nun schon Akkord ohne Grundton, a-Moll mit der Quinte im Bass, über 250 Jahre alt ist: »Hinzu kommt noch, dass selbst Fis-Dur mit der Terz im Bass, h-Moll über dem Grundton, für eine so große Stadt wie Hamburg zeitweise mehrere H-Dur mit der Septime im Bass, G. Und das waren nur Konzertreihen offenbar nicht rentabel waren. Das breite die ersten 24 Takte!, ausschnittweise betrachtet. Nach Publikum schien mehr Gefallen an den verschiedenen weiteren Modulationen in rasenden Sechzehntelketten Amüsements als in seriösen Konzerten zu finden. Im Maplötzlich ein Bläser-Trio: Fagott, Oboen, zunächst in reigazin der Musik wird berichtet, daß im Sommer alles was bungsvollen Sekunden, gleich darauf Flöten in lieblichen beau monde heißt, auf den Gärten lebt, im Winter aber Terzen. Das Idyll ist nur von kurzer Dauer, bevor die wilde der Clubs, Assemblées, Lotteries, Piqueniques, Bälle und Raserei wieder einsetzt, die Synkopen wieder zubeißen. Schmausereyen so viele und festgesezte sind, daß ein Carl Philipp Emanuel Bach, gemalt von Johann Philipp Bach, etwa 1773 6 7 Concert nur mit unsäglicher Mühe einige freye Stunden ausfindig macht, wo es sich einschleichen kann. Am Sonntage dürfen keine sey; das ist wider die Orthodoxie. Drey, vier Tage sind Posttage, wo kein Kaufmann, Commis oder Handlungsbedienter jemals Zeit hat an Concerte zu denken. Die übrigen Tage sind Comödien; also bleibt nur der Sonnabendabend, wo alles sich von großen Schmausen, Spielverlusten und Geschäften erholt, und zu neuen vorbereitet.« Sven-Ingo Koch *1974 »durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen« (2005/2013) Die ihm selbst am meisten gemäße Ausdrucksform fand CPE Bach nicht in der Sinfonie, sondern in der Fantasie: Frei schweifend improvisierte er am Klavier und faszinierte das Publikum mit seinen pianistischen Abund Ausschweifungen, die auf geheimnisvolle Weise doch immer wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückführten. CPE Bach war zugleich ein Vater der Klassik und ein Kind der Romantik. Steel-Drums, der holzigen Marimba, ­gebürsteten Fellen und dem leise knisternden Brausepulver denkbar weit entfernte Welten zusammenbringt. Kochs Bezugnahme auf die angestammten »Klangwelten« der Instrumente ist vom ersten Augenblick an abstrakt, sie scheint als Cella Memoriae Ahnung auf, doch auch in diesem Stück geht es von Beginn an darum, wie sich die ­heterogenen Bestandteile Sven-Ingo Koch zitiert gerne den Maler Max Ernst, wechselseitig verstärken können, um die Fragen, wie sie wenn er seine eigene Herangehensweise beschreiben gemeinsam einen Raum bilden können. »Die E-Gitarre möchte: ein Maler sei wie ein Taucher, der nicht wüsste, schafft aber auch Gegensätze und damit auch perspekwomit er zurückkäme. So mag es sich auch mit Kochs tivische Tiefe. Die E-Gitarre verschmilzt zunächst oft Annäherung an die E-Gitarre verhalten haben, die er mit den Streichern, oder ‚knistert’ leise im Hintergrund, hier ihres rockmusikalischen Kontextes enthebt und in tritt aber allmählich auch häufiger mit 1/8-­tönigen Meeinen Gedenkraum versetzt. »Als Cella Memoriae wird lodien in den Vordergrund«, so Sven-Ingo Koch. Später jener Gedenkraum frühchristlicher und mittelalterlianimieren die Streicher einen »übersteuerten« Sound cher Kirchen bezeichnet, in denen der Toten gedacht – wie Jimi Hendrix und für sie gebetet fordert der Kompowurde«, schreibt nist – und lassen es der Komponist. für Momente richtig »Sakralgebäude krachen, dann wurden über oder wieder kommt es um diese teilweise zu raffinierten Texnoch zuvor entstanturen in denen die denen Zellen herum Streicher auch mit und um diese Cellophan-­Papier Bauten herum als agieren. Die StimMittelpunkt dann men verselbstän­wiederum ­ganze digen sich, machen Städte errichtet. sich unabhängig Früheste Beispiele vom Dirigenten und für Orte dieser Art treffen sich plötzkonnte ich während lich doch wieder meines Rom-Aufwie ein klassisches enthaltes 2011 beStreichquartett, staunen, ähnliches das die E-Gitarre 2014 in ­Istanbul als schluchzenbewundern. Auch den Partner in das an der Stadt »intime« Gespräch Bonn und s­ einem aufnimmt. (Ja, Münster lässt sich Ausschnitt aus der Partitur »weinen« darf die eine vergleichbaE-Gitarre in diesem re mittelalterliche Stück auch einmal.) Ein Stück voller Kontraste und Entwicklung ­b eobachten.« Auch an diesen Räumen Überraschungen – nicht weniger als eine Sinfonie von interessieren Koch die Anlagerungen und TransforCPE Bach. mationen, die sie im Laufe der Zeit erleben. »Mich Der Titel Cella memoriae ist jedoch nicht nur bildlich faszinieren insbesondere solche Bauten, die auf eine zu verstehen, sondern gibt auch einen Hinweis auf die sehr wechselhafte Geschichte zurückblicken; Bauten, Kompositionsweise von Koch. »Eine Erinnerungszelle die im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende in der Musik bedeutet für mich dabei zunächst einmal ihre Funktion und Bedeutung wechselten, die Spuren eine Keimzelle, einen kleinen musikalischen Gedanken. (Erinnerungen) unterschiedlichster vergangener Zeiten Und aus dieser Keimzelle heraus, aus einem Moment aufweisen. Die Kücük (kleine) A ­ yasofya in Istanbul zum der Erinnerung, möchte ich Vielfältiges, VerschiedensBeispiel erlebte nach Errichtung im Jahre 527 zunächst tes kreieren, Erinnerungslinien erwecken, die Gegenca. 1000 Jahre christliche Nutzung als Kirche, dann sätzliches verknüpfen.« gefolgt von 500 ­Jahren als Moschee. Es handelt sich um byzantinische Architektur, verziert mit 1000 J ­ ahre jüngeren islamischen Wandornamentierungen; scheinbar Unvereinbares wird zusammengefügt und dadurch neu interpretiert.« Zu den heterogenen Elementen, die Koch hier zusammenfügt, kommt neben Streichensemble und E-Gitarre erneut ein Schlagzeugpart hinzu, der wiederum mit den stets k ­ aribisch a ­ nmutenden Konzert – kaum glauben kann, dass dieser Reichtum an Klängen von einem einzigen Spieler e ­ rzeugt werden. Und auch in den Vortragsanweisungen für den Schlagzeuger findet sich immer wieder der Hinweis espressivo und – durch Anführungszeichen gesondert hervorgehoben »‚wie’ Schumann«. Man stolpert über diese Anführungszeichen: was ist das Entscheidende: Schumann? Oder wie? Es gibt Hinweise, dass das Zweite wichtiger ist, denn in Kochs Stück erlebt man faszinierende Transformationen – nicht nur von Schlagzeugklängen, die auf so unterschiedlichem Instrumentarium wie gestimmten Blumentöpfen, Löwengebrüll oder im Wasser knisternder Brause entstehen, sondern auch zwischen Sprache und Musik. Der Schlagzeuger flüstert und spricht Zeilen, die von Dantes Göttlicher Komödie inspiriert sind. »Er schaut die Schlange an. Ihm aus der Wunde raucht, ihr aus dem Maule ein … Er schaut die Schlange an. Ihm aus der Wunde ein starker Dampf quillt, ihr aus dem Maule ... Die Dämpfe treffen sich.« Das 25. Kapitel des Inferno schildert eine grausame Transformation: wie ein gotteslästerlicher Dieb von einer Schlange umschlungen und schließlich durchbohrt wird. »Verwachsen war dem Schlangenkopf schon seiner, / Mit einem Antlitz wurden’s zwei Gestalten / Aus einer, In die Romantik führt auch aber beide glichen keiner. // der Titel »durchaus phanZwei Arme sah man vierfach tastisch und leidenschaftlich sich zerspalten, / Brust, vorzutragen«. Eigentlich Bauch und Unterschenkel ­handelt es sich dabei um eine samt der Lende / Zu niegeVortragsanweisung, entlehnt schauten Gliedern sich der Fantasie C-Dur von Dirk Rothbrust bei der Uraufführung des Werks 2010 entfalten, // Damit das alte Robert Schumann, ein Aussehn gänzlich schände; Schlüsselwerk der musi/ Zwei war und keins von beiden das Gebilde! / Langsam kalischen Romantik. Dass er seine künftige Frau nicht entschwand es mitten dunkler Wände.« Diese Idee einer sehen durfte, schmerzte Schumann ebenso sehr, wie zunehmenden Durchdringung scheint auch für die Komihn Beethoven inspirierte und er schrieb ihm zu Ehren position Pate gestanden haben: Ebenso wie der Wunsch, »Ruinen« – in der Romantik ein Bild für die »unendliche ein Wesen zu schaffen, das keines ist, zumindest eines, Annäherung« an das in der Welt unerreichbare Absolute. wie es noch nie gesehen, nie gehört ward. Einzig die Kunst war in der Lage, diesem Absoluten einen Ausdruck zu verleihen, die Musik wurde in der Romantik zur vornehmsten aller Künste. Wie sehr Schumann auch in der romantischen ästhetischen Diskussion zu Hause war, deutet das Schlegel-Zitat an, dass er seiner Fantasie vorangestellt hat: »Durch alle Töne tönet / Im bunten Erdentraum / Ein leiser Ton gezogen / Für den, der heimlich lauschet.« Im Konzert des Ensemble Resonanz steht jedoch nicht Schumanns Fantasie, sondern ein Schlagzeugstück von Sven-Ingo Koch auf dem Programm, das sich Schumanns Vortragsanweisung zu eigen gemacht hat. Phantastisch geht es zu in diesem Stück, von dem man – beim H ­ ören am Lautsprecher oder mit geschlossenen Augen im 8 9 gewonnenen Einflüsse zunehmend unter Anwendung avantgardistischer Kompositionsmethoden hinterfragte und zu einer kompromisslos modernen Sprache verdichtete. Die Satztitel verraten einiges über das musikalische Geschehen: Die Variazioni per i solisti spielt mit Alberto Ginastera (1916-1983) Thema und Variation und fasziniert nicht zuletzt durch Concerto per corde op. 33 die eigenwillige Anlage. Die Solisten des Orchesters reichen das Thema stets von Bogen zu Bogen weiter, nur stellenweise von der Gruppe unterbrochen – zustimÜber die Sinfonien von CPE Bach hat ein kluger Autor mend, ablehnend? Man hat das Gefühl, die Instrumente geschrieben, dass wir sie heute »weit eher als Zeugsprechen miteinander. Als Freund der Fantasie weist nisse eines Anfangs, des Werdens einer neuen musider zweite Satz Ginastera aus: Scherzo fantastico. Mit kalischen Sprache empfinden, als auf dem Wege zur einer Vielzahl besonderer Farben unterstreicht GinasSinfonie der Klassik. Wir begegnen Klängen, Ausdruckstera den über die Wirklichkeit hinaus zielenden Drang und Gestaltungsmitteln, die der neuen Zeit gehören, des Satzes. Man hat jedoch das Gefühl, dass es die Fanwir spüren aber auch die Fäden, die die Werke mit dem tasie hier nicht nur in ihre Stil der Vergangenheit lichten Bereiche verschlaverbinden.« In gewisser gen hat: eine unheimliche Weise treffen diese Worte Atmosphäre liegt über auch für die Werke eines diesem Satz. Sie steigert hierzulande immer noch sich im Adagio angoscioso zu wenig bekannten zum Blick in eine angsterKomponisten zu, der in füllte, fahle Landschaft. diesem Jahr zudem seinen Wovor hat hier wer Angst, 100. Geburtstag gefeiert wer bedroht hier wen? hätte: Alberto Ginastera. Was es auch immer sei, Ginastera gilt als »der im Finale Furioso wird es argentinische Bartók« – mit fliegenden Bögen, was heißt, dass er sich wie reißenden Bogenhaaren sein ungarischer Kollege und krachenden Pizzicati als einer der ersten daran bekämpft. Es ist Zeit. Der gemacht hat, die Musik Winter war lang genug. seiner Heimat systemaVerkürze die Schatten mit tisch zu untersuchen und deinen Sonnenstrahlen seine Entdeckungen, die und fang die Winde wieder er in der Rhythmik und ein. Befiehl den Blüten, Melodik der argentinidie zu früh geblüht, noch schen Folklore gemacht einmal alles zu geben hat, auch für seine für zwei südlichere Tage, »klassischen« KompositiAlberto Ginastera dränge sie, aufzubrechen onen fruchtbar gemacht und erfülle die Luft von hat. Insbesondere sein deinem schweren Blütenduft. Wer jetzt noch nicht Harfenkonzert erfreut sich noch einiger Beliebtheit, die draußen ist, kommt nimmermehr. Wer jetzt allein ist, Toccata seines vierten Klavierkonzertes wurde schließwird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe lich berühmt durch die Band Emerson, Lake and Palmer schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig und man darf es als Verlust begreifen, dass seine drei wandern, wenn der kalte Windhauch bläst ... Rilke paraOpern nicht mehr gespielt werden, deren erste immerphrasieren ist uncool, meinen Sie? Dann versuche ich es hin mit Placido Domingo in der Titelrolle uraufgeführt mit Shakespeare, denn »auch wenn es das Beste wäre, worden ist. Bekanntheit unter Musikerkollegen erlangte wär’ es nichts als ein Schatten. Und das Schlechteste ist Ginastera aber nicht zuletzt auch durch seine beiden nicht schlechter, man braucht nur Phantasie.« Streichquartette. Das zweite Streichquartett entstand 1958 und bildet die Grundlage für sein Konzert für Streicher, das die letzten vier Sätze des Quartetts für Patrick Hahn ist seit dieser Saison Künstlerischer Programmplaner beim Streichquartett arrangiert. Dieser Prozess der UmarbeiGürzenich- Orchester Köln. 2011-15 Dramaturg tung war auch ein Prozess der Bereinigung, der Purifian der Oper Stuttgart, 2003-08 intensive kation: Hier streicht Ginastera selbstreferenzielle BeTätigkeit für WDR3. Lehraufträge an den züge wie in Zitat aus seiner älteren Komposition Cinco Musikhochschulen von Stuttgart und Luzern. canciones populares argentines von 1943 oder einen 2012 erhielt er den Reinhard Schulz Preis für volkstümlichen Rhythmus im dritten Satz. Das Konzert Musikpublizistik. für Streicher entstand an der Schwelle zu Ginasteras Spätwerk, in dem er die in seinen Volksmusikstudien 10 – koch g n i lu -i ngo e t l ze l t s ve n mi Lieber Sven-Ingo, Dein neues Werk Cella Memoriae für Streicher, E-Gitarre und Schlagzeug wird heute uraufgeführt. Eine interessante Besetzung. Hattest Du Spaß? Die erste Idee war, ein Stück für eine größere Streicherbesetzung zu schreiben, eine recht monochrome Instrumentationsfarbe, aber gleichzeitig eben kein Quartett, sondern viel mehr Kräfte zur Verfügung zu haben, die an mir zerren oder an denen ich zerren kann. Während der Arbeit merkte ich, dass ich daneben gerne noch zwei andere Farben einsetzen würde: das Schlagzeug und die E-Gitarre, die ich insbesondere mit Blick auf mikrotonale Melodien verwenden wollte. Und natürlich hat es mir Spaß gemacht, manchmal habe ich auch darunter gelitten, aber das ist beim Komponieren vielleicht immer so. Wie kann man sich denn den Kompositionsprozess vorstellen - im November 2014 hast Du noch ein leeres Notenblatt gepostet, im Juli 2015 war die Partitur fertig. Und dazwischen? Ich arbeite tatsächlich von morgens bis abends jeden Tag in der Woche an einem Stück. Besonders schnell bin ich also nicht. Schreibblockaden habe ich zum Glück sehr selten, aber meine Noten sind handgeschrieben, das dauert so lange, dass mir beim Notieren eigentlich immer schon die nächsten Ideen kommen. Vom Anfangsgedanken eines Stücks, nennen wir es einen Plan, entferne ich mich dabei sehr, eigentlich kann man davon ausgehen, dass ich ihn grundsätzlich wieder verwerfe, Planerfüllung würde mich langweilen. Nichtsdestotrotz ist dieser Anfangsgedanke als Ausgangspunkt sehr wichtig. »Cella Memoriae« nimmt Bezug auf Erinnerungszellen, Keimzellen - aber als historischer Begriff auch auf Gedenkstätten für Verstorbene... Kannst du das noch etwas ausführen? In der Tat spielt der Titel auf antike oder mittelalterliche Gedenkstätten an wie jene auf dem Forum Romanun oder das Bonner Münster, beides Beispiele dafür, dass über einer kleinen Erinnerungsstätte später ein Tempel oder eine Kirche entstand, um die wiederum eine ganze Stadt gewachsen ist. Dass aus einer kleinen Zelle, aus wenig Material, etwas Großes entsteht, ist für mich ein unheimlich interessanter Gedanke. Hinzukommt der Faktor der Zeitlichkeit: das Glissando der E-Gitarre zum Beispiel, das steht für mich symbolisch auch für ein Entlanggleiten an der Zeit. Den Kompositionsauftrag hast Du erhalten, als Du gerade länger in Istanbul warst. Auch eine Inspirationsquelle? In der Tat gab es in Istanbul nach dem Gespräch mit dem Ensemble Resonanz eine weitere prägende Erfahrung für mich. Ich habe dort am Taksim-Platz gewohnt und extreme 11 Polizeigewalt gegenüber eigentlich friedlichen Demonstranten erlebt. Vielleicht rührt daher diese Ausbruchscharakteristik, die am Anfang immer wieder vorkommt. Es gibt diese leise Textur eines immer weiter voranschreitenden Rhythmus, quasi ein Ostinato, aus dem dann plötzliche fortissimo-Ausbrüche gestartet werden. Ich denke, dass das mit dem, was ich dort erlebte, wohl irgendwie in meinem Unterbewusstsein zusammenhängt. »Diese Musik spricht«, hat Dein früherer Mentor Brian Ferneyhough einmal über Dein Werk gesagt, was gut zu unserem Saison-Thema »Fragmente einer Sprache« passt. Findest Du dich darin wieder? Das ist zwar schon 15 Jahre her, aber ich denke ja: Wenn man sich die E-Gitarren-Stimme anhört, hat die Mikrotonalität einen starken Sprachduktus (singt). Diese Mikrotöne gibt es zum Beispiel auch in türkischen oder aserbaidschanischen Liedern, damit ist immer ein sehr körperlicher Duktus verbunden. Wenn ich bei einer Probe mit den Interpreten spreche oder etwas vorsinge, spreche ich eigentlich immer von Klageliedern oder Seufzern, also etwas sehr Sprechendem im kommunikativem Sinne. Und siehst Du in dem im pflanzlichen Sinne Triebhaften der Keimzelle eine Verbindung zu den Sinfonien C. P. E. Bachs? Erst einmal hoffe ich, den Konzerttitel wirklich so verstehen zu dürfen! Nicht als Freudsches „Es“, oder animalischen Trieb sondern als sprießenden Drang der Natur. Ansonsten würde ich mich über den Titel gerne beschweren und hätte deutlich lieber in einem Konzert »der Verführung« mitgewirkt. Über die Gesellschaft von C.P.E. Bach bin ich aber sehr glücklich, vor allem in seiner Hinwendung zur Emotionalität ist er mir sehr nah. Wann ist ein Werk eigentlich fertig für Dich: wenn es fertig geschrieben ist, bei der Uraufführung, bei der Rezeption im Ohr der Hörer? Hauptsächlich ist es für mich fertig, wenn es auf dem Papier fertig ist. Trotzdem brauche ich das lebendige Erleben der Uraufführung. Das ist emotional etwas unheimlich Starkes. Auch Komponieren kann sehr emotional sein, aber auch sehr verzweifelnd. Es interessiert mich, wie die Hörer auf ein Werk reagieren, welche Ideen klar und plastisch werden, ankommen, welche sich erst später vermitteln. Manches wird vielleicht auch gar nicht hörbar sein? Jeder nimmt ein Werk ja ganz anders wahr, das ist das Schöne daran. Das Interview führte Elisa Erkelenz dirk rot st u r hb Die Eltern wollten das Akkordeon, der Sohn wollte es anders. Geboren 1968 im saarländischen Illingen, ließ sich der Elfjährige auf einer Karnevalssitzung im Heimatdorf vom Schlagzeug begeistern - und stellte es gleich ins Zentrum seines weiteren Lebens. Weil alles andere dabei mehr und mehr an den Rand rückte, blieb ein paar Jahre später kaum eine andere Wahl, als die Obsession zur Profession zu machen. Das Studium absolvierte Dirk Rothbrust 1986-1994 an den Hochschulen in Saarbrücken und Karlsruhe unter anderem bei Franz Lang und Isao Nakamura. Hier wartete vor allem klassische Literatur und bald auch zeitgenössische Musik auf den Studenten - und nicht mehr die Trommelei in Rockbands oder dem »Blasorchester Illingen«. Doch die Vielfalt seiner musikalischen Interessen hat sich Rothbrust bewahrt. Jazz, Improvisation und all denkbaren Mixturen lassen nach wie vor sein Herz schneller schlagen, so wie er überhaupt gerne über musikalische Grenzen hinausdenkt. »Am Schlagzeug reizt mich die Suche nach Klängen. Ein Schlagzeuger kann beinahe alles zum Klingen bringen, er kann den Klang einer Sache suchen und dann mit dieser Qualität weiter arbeiten.« Seit 1995 Teil des Schlagquartett Köln, hat Rothbrust hier wie auch in der regelmäßigen Arbeit mit anderen Ensembles gerade in der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Musik ein ideales Feld gefunden, um seine Neugierde und seine Interessensvielfalt zu bündeln und weiter zu gestalten. Im Jahr 2006 wurde Dirk Rothbrust festes Mitglied des Ensemble Musikfabrik. k a ll lim a k e a Kalle Kalima, geboren 1973, ist einer der interessantesten finnischen Vertreter der europäischen Jazz-Szene. In Kalimas Musik finden Elemente von Jazz und Rock in interessanter Art und Weise zusammen. Ausschlaggebend ist jedoch eine gehörige Portion Verrücktheit – finnische Kreativität eben. Der in Berlin wohnende Gitarrist und Komponist hat vor seinen Studium auf Berliner Hanns Eisler Musikhochschule auch an der Sibelius- Akademie in Helsinki studiert. Er hat ein Trio Klima Kalima mit Oliver Potratz (Bass) und Oliver Steidle (Drums), welches 2008 den Deutschen Jazzpreis gewann. Weitere Projekt sind das kammermusikalische Quartett K-18, das Soloprojekt Kalle Kalima Pentasonic und sein Duo mit mit dem Flötisten Kari Heinilä. Kalima hat für die NDR Big Band die »Quentin Tarantino Suite« komponiert. ulr i ar c c i r do as min i Der Geiger und Dirigent Riccardo Minasi wurde 1978 in Rom geboren. Er konnte sich sowohl als Solist als auch als Konzertmeister in renommierten Ensembles profilieren: Darunter Le Concert des Nations (Jordi Savall), Accademia Bizantina, Concerto Italiano, Il Giardino Armonico, Al Ayre Español, Orchestra Accademia Nazionale der S. Cecilia, Rom, Orchester des Teatro Real, Madrid, Concerto Vocale (René Jacobs) und das Ensemble 415. Mit wichtigen Musikerpersönlichkeiten wie Luca Pianca, Viktoria Mullova, Albrecht Mayer, Christophe Coin und Reinhard Goebel hat Minasi konzertiert. Als Dirigent arbeitet er regelmäßig mit der Kammerakademie Potsdam, dem Kammerorchester Zürich, dem Balthasar-Neumann-Ensemble, dem Australian Brandenburg Orchestra, dem Orquesta Barroca Argentina, L‘Arpa Festante, recreation-Grosses Orchester Graz, dem Attersee-Akademie Orchester, dem Ensemble Resonanz, Il Complesso Barocco, Il Pomo d‘Oro oder dem Helsinki Baroque Orchestra, dessen 1. Kapellmeister er seit 2008 ist. 2010 war Minasi AssistentDirigent und Konzertmeister bei der Produktion der Norma von Vincenzo Bellini mit dem Balthasar-NeumannEnsemble und Cecilia Bartoli unter Thomas Hengelbrock. Gleichzeitig widmet sich Riccardo Minasi auch der Lehre – von 2004 bis 2010 war er Professor für Kammermusik am Konservatorium V. Bellini in Palermo. Er gab Meisterklassen und Kurse für Violine, Kammermusik und Barockorchester, u. a. an der Longy School of Music in Cambridge (USA), der Sibelius Academy in Helsinki, der Chinese Culture University in Taipei (Taiwan), der Kùks Residence in Tschechien, dem Conservatory of Sydney (Australien) und der Scuola di Musica in Fiesole. Seine zahlreichen CD-Produktionen mit verschiedenen Ensembles sind preisgekrönt. Seine Aufnahme der Biber Rosenkranz Sonaten (Arts) war in der Endrunde des Midem Classical Award in Cannes, als Album des Jahres 2009. Mit dem Ensemble Resonanz konzertierte Minasi bereits im Januar 2012 im Resonanzen-Programm »Les Éléments«. Die dort geknüpfte Verbindung und die gemeinsame Liebe zur frischen Interpretation der Musik aller Epochen haben ihn und das Ensemble zur Einspielung der sechs Sinfonien C. P. E. Bachs wieder zusammengeführt. 12 r e k ch n »Ein vorzüglicher Dirigent« mit »außergewöhnlichem Talent« schreibt die Presse vielversprechend über den Dirigenten Ulrich Kern, der an den Musikhochschulen in Stuttgart und Weimar studierte. Weitere entscheidende Impulse bekam er von Bernhard Haitink, Jorma Panula sowie in den USA von David Zinman. Durch die Förderung im Dirigentenforum des Deutschen Musikrats dirigierte er u.a. am Staatstheater Mainz und der Kieler Oper. Der gebürtige Stuttgarter wurde vielfach mit Preisen ausgezeichnet: Aktuell wurde die CD »French Trombone Concertos« mit dem Deutschen Musikpreis »Echo Klassik 2014« in der Kategorie »Konzerteinspielung des Jahres 20. / 21. Jh.« prämiert. 2006 gewann er den »Dirigentenwettbewerb der Deutschen Musikhochschulen«, der von der »Herbert-von-Karajan-Stiftung Berlin« gefördert wurde und erhielt bei diesem Wettbewerb den Sonderpreis für die beste Interpretation im Fach Oper. Als Gastdirigent ist Ulrich Kern bei den renommiertesten Klangkörpern zu erleben wie u.a. der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken, der Dresdner Philharmonie, den Bochumer Symphonikern, dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt, dem Ensemble Resonanz. In den USA debütierte er 2009 beim Spokane Symphony Orchestra, in Frankreich gastierte er 2011 mit dem Stuttgarter Kammerorchester. Weitere namhafte Orchester dirigierte er in Südkorea, Polen, Russland, Bulgarien sowie bei renommierten Festivals wie dem Aspen Music Festival Colorado, dem Nargen Festival Tallinn, der Ruhrtriennale und den »Internationalen Tagen für Neue Musik« 2006 in Darmstadt. Derzeit ist er Erster Kapellmeister und stellvertretender Generalmusikdirektor am Theater Görlitz, das ihn 2013 für seine außergewöhnlichen künstlerischen Erfolge mit dem Sonderpreis des Theatervereins und dem Publikumspreis ehrte. Außerdem war er an den Theatern in Bremen, Bielefeld, Osnabrück und am Staatstheater Salvador / Brasilien zu erleben. An der Semperoper Dresden übernahm er 2012 die Einstudierung von Hans-Werner Henzes letzter Oper »Gisela!«. Rundfunkaufnahmen beim Saarländischen Rundfunk und mehreren Konzertübertragungen im Südwestdeutschen Rundfunk, zuletzt im Juni 2013 mit Mahlers 9. Sinfonie, runden seine umfangreiche künstlerische Tätigkeit ab. 13 e ns le b m e re an n o s z Mit seiner einzigartigen Programmatik, Spielfreude und künstlerischen Qualität zählt das Ensemble Resonanz zu den führenden Kammerorchestern weltweit. In innovativen Programmen spannen die Musiker den Bogen von der Tradition zur Gegenwart. Die alte wie die zeitgenössische Musik gleichermaßen lebendig zu präsentieren ist dabei Leitgedanke und Motor. Enge künstlerische Partner des Ensembles sind Tabea Zimmermann und Jean-Guihen Queyras, die das Ensemble als Artist in Residence begleiteten, sowie Emilio Pomàrico, der ihnen in dieser Funktion zur Saison 16/17 folgen wird. Neben weiteren namhaften Solisten und Dirigenten arbeiten auch zahlreiche Komponisten wie Enno Poppe, Beat Furrer, Rebecca Saunders, Georg Friedrich Haas, Isabelle Mundry oder Georges Aperghis eng mit dem Ensemble zusammen. Konzerte und Produktionen führen die Musiker weltweit an die führenden Konzerthäuser und Festivals. In Hamburg hat das Musikerkollektiv als Ensemble in Residence der Laeiszhalle mit großem Erfolg die Konzertreihe »Resonanzen« etabliert, die als Katalysator des Musiklebens nun in der 14. Saison Furore macht. Ab Januar 2017 wird die Residency in der Elbphilharmonie fortgeführt, während die Heimat des Ensemble Resonanz mitten in St. Pauli, im frisch eröffneten resonanzraum im Bunker, bleibt. Innovative Musikvermittlungsprojekte und alternative Konzertformen wie die »Ankerangebote« und die Konzertreihe urban string sorgen für direkten Dialog mit dem Publikum und weisen den Weg in die Zukunft. dank und impressum Förderer: Unterstützer der Resonanzen: K.S. Fischer-Stiftung Medienpartner der Resonanzen: Musiker-Paten: Hildegard Blum-Lüning, Nikolaus Broschek und Ingeborg Prinzessin zu Schleswig-Holstein, Dr. Diedrich Haesen, Roswitha und Konstantin Kleffel, Klaus Luka, Johanna Münchmeyer, Dr. Lutz und Christiane Peters, Peter Steder, Rudolf Stilcken und Angelika Jahr-Stilcken, Matthias Tödtmann, Gerhard D. Wempe KG, Gabriele Wilde sowie weitere anonyme Musiker-Paten Außerdem danken wir noch folgenden Personen und Institutionen: Hans Ufer und Angela Schäffer, Fritz Bultmann und dem gründerboard resonanzraum Herausgeber: Ensemble Resonanz gGmbH, Handelsregister HRB 87782. Der Text von Patrick Hahn ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft. Fotonachweise: Tobias Rempe (Jonas Lindstroem), Ankerangebote (Jann Wilken), Dirk Rothbrust (Stephan Floß), Biografie (facebook), Sven-Ingo Koch Partitur (facebook), Interview (Alberto Novelli), Albert Ginastera, o (Annemarie Heinrich), Patrick Hahn (Petra Bache, HuPe-Kollektiv), Riccardo Minasi (Julien Mignot), Ensemble Resonanz (Tobias Schult) Interview: Elisa Erkelenz in re ve Das Ensemble Resonanz dankt seinen Förderern und Partnern: res on an z Lassen Sie uns Freunde werden! Um die hohe Qualität seiner Konzerte und Musikvermittlungsprogramme weiter anbieten zu können, ist die Unterstützung durch musikbegeisterte Menschen unverzichtbar für das Ensemble Resonanz. Ob als Musikerpate, als Fördermitglied oder als Freund: Im Verein Resonanz nehmen Sie aktiv am Konzertleben des Ensembles teil, werden zu exklusiven Veranstaltungen geladen und erfahren, was hinter den Kulissen des Ensembles passiert. Natürlich freut sich das Ensemble als freies Orchester auch über einmalige Spenden — wir beraten Sie gerne, welche Projekte aktuell besonders in Frage kommen und sind auch offen für Ihre Ideen der Unterstützung. Als Freund des Ensembles füllen Sie Ihr Leben mit Musik. Elbphilharmonie Konzerte Das Jerusalem Quartet spielt sämtliche Streichquartette von Béla Bartók 25.02.16 Streichquartette 1+2 01.03.16 Streichquartette 3+4 04.03.16 Streichquartette 5+6 Redaktion: Elisa Erkelenz, Anna Gundelach Geschäftsführung: Tobias Rempe Development und Kommunikation: Elisa Erkelenz Projektmanagement und interne Planung: Jakob Kotzerke Projektmanagement und Konzertplanung: Tatjana Heiniger Buchhaltung und Sekretariat: Christine Bremer Seien Sie dabei! Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf! Hans Ufer: +49 40 467 733 90, [email protected] Elisa Erkelenz: +49 40 357 041 765, [email protected] Veranstaltungsmanagement resonanzraum: Marten Lange Bankverbindung Verein Resonanz: Assistenz Development und Kommunikation, Assistenz der Geschäftsführung: Anna Gundelach Hamburger Sparkasse 20 Uhr / Laeiszhalle Abo & Tickets 040 357 666 66 www.elbphilharmonie.de Assistenz Projektmanagement: Bianca Cantelli Gestaltung: B-99 Druck: Druckerei Siepmann, Hamburg Papier: Everprint Premium, Geese Papier, Henstedt-Ulzburg IBAN: DE06200505501280341239 BIC: HASPDEHHXXX 14 Vorschau Resonanzen vier »der anbetung« Sonntag 20. März 2016 Laeiszhalle, Großer Saal, 20 Uhr Verehrung. Andacht. Zum Niederknien. Wer vor Vorbildern zu tief in die Knie geht, kommt oft schwer wieder hoch. Das weiß selbst ein Wunderknabe wie Erich Wolfgang Korngold, der seiner Brahms-Liebe mit seinem Streichsextett Ausdruck verleiht. Oder er ist schlicht auf dem Holzweg. Denn das Konzert aus der Feder des Cellisten Anton Kraft wurde einst Joseph Haydn zugesprochen, der von Krafts fantastischem Spiel wie Beethoven und Mozart fasziniert war. Alban Berg brach mit seiner ersten Klaviersonate den Bann der Beethoven-Anbetungsstarre und versetzte ein paar Erbstücke, um sie drucken zu lassen. In der Kunst ist beten verboten. Konzertprogramm Alban Berg (1885-1935) Sonate für Klavier op. 1 Bearbeitung für Streichsextett von Heime Müller Anton Kraft (1752-1820) Violoncellokonzert C-Dur op. 4 Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) Streichsextett D-Dur op. 10 Bearbeitung für Streichorchester von Peter Rundel Jean-Guihen Queyras, Violoncello und Leitung Ensemble Resonanz Ankerangebote Intro Jean-Guihen Queyras im Salon-Gespräch. Di 15.03.2016, 18 Uhr, resonanzraum St. Pauli. Der Eintritt ist frei. Werkstatt Ungeschminkte Ensemble-Probe. Mi 16.03.2016, 15:30 Uhr, resonanzraum St. Pauli. Der Eintritt ist frei. Offbeat Ein kulinarisch-musikalisches Experiment mit einem Überraschungsmenü zu Kompositionen von Kraft, Berg und Korngold - im Gespräch mit Jean-Guihen Queyras. Mi 16.03.2016, 19:30 Uhr, Restaurant NIL, Neuer Pferdemarkt 5. Eintritt/Verzehr: 20 Euro, Tickets auf ensembleresonanz.tickets.de HörStunde Programmeinführung mit ganzem Orchester. Fr 18.03.2016, 18 Uhr, resonanzraum St. Pauli. Der Eintritt ist frei. Tickets: 040 357 666 66