Faszination „Pyramide”

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Jürgen Zimmermann
Faszination „Pyramide”
(Veröffentlicht in EFODON-SYNESIS Nr. 32/1999)
Ein Geheimnis fasziniert die Menschen nur, solange es ein Geheimnis bleibt. In diesem nebulösen Schwebezustand
ist jedem Mythos Tür und Tor geöffnet. Es werden Lösungen und Wahrheiten angeboten, die das Geheimnis nicht
lüften, sondern den Nebel eher dichter werden lassen. Obwohl sich in Ägypten mehr als achtzig Pyramiden (1) befinden,
gilt dies insbesondere für die drei Pyramiden des Gizeh-Plateaus, die (immer noch) den Pharaonen der 4. Dynastie,
Chufu (Cheops), Chaefren und Menkaure (Mykerinos) zugerechnet werden.
Die Gizeh-Pyramiden (GLG-Archiv)
Es hat bedauerlicherweise den Anschein, als würden sich in dieser Pyramiden-Disziplin auf der einen Seite die
offiziellen Ägyptologen und auf der anderen Seite die von den Ägyptologen so bezeichneten Pyramidioten
wettkampfmäßig gegenüberstehen. Dabei verkennen beide Seiten, dass jede nur den von ihr selbst oder ihrer
Gruppierung gezogenen Horizont einhält und aufgrund von Funden und Indizien jeweils auch nur besser oder schlechter
spekuliert. Keiner lebte in dieser Zeit, keiner hat Niederschriften von Zeitzeugen. Was die offiziellen Ägyptologen als
„gesichertes Wissen“ darstellen, ist, genau genommen, nur die Vertretung einer herrschenden Meinung, die sozusagen
als geballte Macht auftritt. Anderslautende Meinungen gehören danach in den Bereich der Spinnerei. Ein Beweis im
eigentlichen Sinne liegt zum Gizeh-Plateau bisher jedoch weder für die eine noch für die andere Theorie vor. Wie oft die
herrschende Meinung bereits geändert und neuen Erkenntnissen angepasst werden musste, soll hier nicht untersucht
werden. Auf der anderen Seite verkennen die Hobbyägyptologen das Fachwissen der Archäologen, die auf Erkenntnisse
und Untersuchungen zurückgreifen können, welche in über zweihundert Jahren gesammelt wurden. Gerade daher ist es
mehr als schwer, als anerkannter Ägyptologe seine Ideen und Schlussfolgerungen gegen diese herrschende Meinung zu
stellen und neue Theorien einzubringen. Es gäbe einen Entsetzensschrei in den eigenen Reihen, würden doch als
Konsequenz Lebenswerke der „herrschenden Meinungsbildner” zerstört. Auf der anderen Seite bestehen für den
Hobbyägyptologen jedoch keine Schwierigkeiten, neue Theorien - erscheinen sie auch noch so abwegig - aufzustellen.
Sein Berufsleben ist hiervon nicht betroffen. Er braucht nicht um seine Reputation zu fürchten. Leider steht die Logik
dann allzu oft dem schnellen Geldverdienen mit Bücherschreiben teilweise nach.
Im Folgenden sollen nicht neue Theorien aufgestellt, sondern Erkenntnisse und Spekulationen beider Seiten
gegenübergestellt und Fragen, die sich aus den Merkwürdigkeiten ergeben, angeregt werden. Dabei ist von Interesse,
dass nicht jeweils Erkenntnisse der einen oder anderen Seite, die gegen die herrschende Meinung sprechen könnten, in
den jeweiligen Ausarbeitungen direkt unterdrückt werden. Sie werden kurz angerissen, bleiben aber ohne gedankliche
Konsequenzen, da die Antwort bereits aufgrund der herrschenden Meinung vorgegeben ist, oder nicht ins Gesamtbild
passt. Die Aussage Einsteins zur Überprüfung seiner Lichtbeugungstheorie, „Egal, was der Versuch ergeben hätte, die
Theorie stimmt“, kann auf die Ägyptologie nicht angewandt werden.
Es wäre ratsam, wenn beide Seiten erheblich mehr Toleranz walten ließen. Wenn auf beiden Seiten gemeinsam
Spreu vom Weizen getrennt würde, könnte als Ergebnis, durch gemeinsames Abwägen aller Erkenntnisse und
Spekulationen, auch in diesem Falle so etwas wie die „Maat“ m A.t hergestellt werden.
Die Cheopspyramide (GLG-Archiv)
Auf der anderen Seite soll allerdings nicht der Eindruck erweckt werden, als seien unbekannte Bauweisen ein
alleiniges ägyptisches Problem. Insofern sei etwa auf die Bauten in Baalbek (Libanon), Machu Picchu, Cuzco (Peru)
und andere verwiesen. Hierbei ist nicht nur die Art und Weise unbekannt, wie die enormen Steinklötze, etwa auch in der
Inkafestung Sacsayhuaman, oberhalb von Cuzco, bewegt wurden, sondern auch, mit welchen technischen Geräten
beispielsweise in Cuzco Dioritblöcke derart fein bearbeitet wurden, wie dies mit heutigen Techniken nur schwer
möglich ist. Man kann dem entgegenhalten, dass im Mittleren und Neuen Reich Obelisken, die ebenfalls aus Granit
bestehen, sauber, und dies nachgewiesenermaßen im Auftrag der bekannten Pharaonen, bearbeitet wurden. Die Technik
hierzu ist allerdings ebenso unbekannt wie die Technik, mit der in Abusir in härtestem Granit Kernbohrungen
vorgenommen wurden, obwohl es bis zur „offiziellen Erfindung” dieser Technik noch Tausende von Jahren dauerte.
Sethos I. ließ einen Grabtempel und einen Kenotaph - das Osireion - in Abydos errichten. Dieses merkwürdige
Bauwerk, das sich hinter einem Grabtempel befindet, ist einzigartig in Ägypten. Die Bauweise erinnert an jene, die aus
Peru bekannt ist. Die Geschichten, die sich um die Herkunft dieser Anlage ranken, scheinen ein Hinweis darauf zu sein,
dass auch die alten Ägypter hierzu bereits keine Kenntnis mehr hatten. Aber zurück zu unserer Pyramidenbetrachtung.
Was sind Pyramiden?
Zunächst muss festgehalten werden, dass der Begriff „Pyramide“ nicht ägyptischen, sondern griechischen Ursprungs
ist. Die Form der Bauten, die von den Griechen „Pyramiden“ genannt wurden, gibt es weltweit. Laufend werden neue
Bauten entdeckt. Aber nur um die ägyptischen, die auf dem Gizeh-Plateau stehen, ranken sich Legenden.
Die christlichen Bibelforscher nahmen seinerzeit dankbar den Unsinn auf, darin Kornspeicher zu sehen. Dies
untermauerte die Josephssage der Bibel (Gen. 37-50), nach dem Motto „und die Bibel hat doch recht“. Wer die
Pyramiden genauer betrachtet, fragt sich, wo das Korn gespeichert worden sein soll. Bei 2,5 Millionen verbauter Steine,
allein in der Cheopspyramide, wäre eher von „Steinspeichern“ zu sprechen.
Nach der herrschenden Meinung handelt es sich um „Gräber der Pharaonen“. Doch es wurden keine Pharaonen in
den Pyramiden gefunden. Das heißt aber nicht, dass es mangels vorgefundener Königsmumien keine Gräber waren. Da
andere, jüngere Pyramiden offenkundig später als Gräber dienten, wird hier nur auf den gleichen Verwendungszweck
geschlossen.
Die Tatsache, dass die Pharaonen gar nicht in der „von ihnen“ geplanten Pyramide, sondern in normalen Gräbern
bestattet wurden, ist für Ägyptologen seltsam und unerklärlich. Djoser etwa wurde nicht in Saqqara beigesetzt, sondern
wahrscheinlich in einem Grab namens Beit Challaf bei Abydos. Es ist fraglich, ob die Snofru-Pyramiden von Snofru
selbst vollendet wurden. Chephren wurde ebenfalls nicht in der nach ihm benannten Pyramide bestattet. Auf dem
östlichen Friedhof neben der Chufu-Pyramide wurde ihm ein Mastaba-Grab errichtet. Die Ägyptologen nehmen nicht
an, dass er dort bestattet wurde, weil dieses Grab angeblich gebaut wurde, als er noch nicht einmal Kronprinz war. Ist auf
der Nekropole auch das Grab Chufus zu suchen? Wurden, zumindest in den ersten Dynastien, die Pyramiden nicht als
Gräber genutzt? Dienten sie anderen Zwecken? Wenn Hem-Iunu ein guter Baumeister war, müsste es ihm möglich
gewesen sein, das Grab Chufus auf der Ebene unter all den anderen Gräbern normal Sterblicher zu verstecken. Dann
liegt Chufu in der Nähe eines von ihm aus göttlicher Zeit her verehrten Bauwerkes beerdigt, und er hat, wenn überhaupt,
lediglich Totentempel und Opferstätten in seiner Nähe erbaut. Ein Kardinal heutiger Zeit, der sich in einer Gruft unter
einer Kathedrale oder im Friedhof neben ebendieser beerdigen lässt, hat die Kathedrale auch nicht gebaut. Sie dient
einem anderen Zweck als der Aufnahme seines Leichnams.
Dies deckt sich auch mit der Aussage einer Stele, die der Ägyptologe Petrie gefunden hat. Nach dieser Stele
antwortet in einem Gespräch der Pharao Ahmose (18. Dynastie) seiner Ehefrau Ahmose-Nofretiri. Hier heißt es u. a.:
„Ich habe mich an die Mutter meiner Mutter und meines Vaters, die Königsgemahlin und Königsmutter Tetischere
erinnert, die gestorben ist. Eine Grabkammer und ein Grab von ihr gibt es zurzeit im Gaugebiet von Theben und Abydos.
Aber ich habe dir dies gesagt, denn es ist mein königlicher Wille, für sie eine Pyramide und eine Kapelle auf heiligem
Boden neben den Denkmälern meiner Majestät zu errichten.“
Nach dieser Aussage besaß die Königin Tetischere bereits zwei Gräber und war offensichtlich auch in einem davon
beerdigt. Trotzdem erbaute der Pharao ihr eine Pyramide. Ein Grabmal kann diese also keineswegs gewesen sein, denn
der Pharao berichtet nicht, dass er Tetischere darin begraben oder dorthin umbetten wolle.
Die Stele des Pharaos Ahmose (GLG-Archiv)
Die Hieroglyphe, die die Schreiber des Landes Kem.t (Cham)
verwendeten, ist nicht eindeutig. Die
Zeichenliste Gardiner O 24 weist ¤ als Zeichen für den Begriff „Pyramide“ aus, die Umschrift lautet: „mr“. Im Großen
Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch wird „mr“ mit „Pyramide“ übersetzt. Die Hieroglyphen sehen wie folgt aus
. Das Zeichen  ist als Determinativ anzusehen. Die Zeichen , ohne Determinativ, stehen, entgegen der
logischen Erwartung, nicht mit dem Tod in Verbindung, sondern bedeuten: „schmerzen, krank sein, Schmerzen haben“.
Sie werden teilweise vom sogenannten „schlechten Vogel” begleitet (2). Von „tot“ oder „Tod“ ist nicht die Rede. Die
mit letzterem Zustand verbundenen Hieroglyphen sehen anders aus. 
m(w)t = „sterben, das Sterben, Toter, Tod“.
Logisch aufgebaut würde man hinter der mit dem Determinativ  verbundenen Hieroglyphe  eher ein Gebäude
für Kranke vermuten. Ein Gebäude für den Toten würde man, nach der Logik, eher hinter der Hieroglyphe 
i.V.m., dem Determinativ , vermuten.
Es fällt jedoch auf, dass das Zeichen O 24 aus der Zeichenliste Gardiner eher den Gräbern entspricht, die man in
späterer Zeit mit quadratischem Grundriss im oberägyptischen Raum, als Kegel bereits in älterer Zeit auch im
unterägyptischen Raum, sieht. In der erweiterten Zeichenliste sieht das Zeichen mit der Nummerierung O 250 dagegen
eher wie eine Pyramide aus. Weiterhin benutzten die Schreiber das Zeichen O 41 , das wie eine Stufenpyramide
aussieht, aber als Determinativ für „Treppe“ bzw. als Verb für jCr „hinaufsteigen“ benutzt worden sein soll. Könnte es
sein, dass zwischen der Hieroglyphe für die Bauwerke des Gizeh-Plateaus und der Hieroglyphe für Gräber ein
Unterschied zu machen ist? Hier sollten die bisherigen Schriften genauer untersucht werden. Während das Zeichen O 24
mehr an ein Spitzbrot und entsprechende Gräber erinnert, entspricht sowohl die Form von Zeichen O 250 als auch von
Zeichen O 41 der bekannten Pyramidenform. Beobachten und zeichnen konnten die ägyptischen Schreiber. Also sollte
man annehmen können, dass sie den Unterschied bewusst darstellten.
Seitenkante der Cheopspyramide (GLG-Archiv)
David P. Silverman verweist auf das „Lied des Königs Iniotef“, auch als „Papyrus Harris“ bekannt. Silverman
übersetzt u. a. (3):
„Die Götter, die früher lebten, ruhen in ihren Pyramiden. Die verwandelten Toten sind ebenfalls in ihren Pyramiden
begraben.“
Silverman unterscheidet also zwischen einem „Ruhen“ und einem „Begraben sein“, in einem Bereich, der in beiden
Fällen als Pyramide bezeichnet wird. Es stellt sich die Frage, ob die Hieroglyphe für „Pyramide“ in beiden Fällen gleich
ist, oder ob die unterschiedlichen Zeichen O 250 und O 24 Verwendung finden? Sind einige Pyramiden doch der
vordynastischen Zeit zuzurechnen, als die Götter noch im Lande Kemet weilten, wie es die Altägypter selbst berichten?
Wurde diese Unterscheidung der Zeichen O 250 und O 24 bisher von den Ägyptologen nicht gewertet? Und warum
nicht?
In manchen Ausarbeitungen ist zu lesen, dass die Pyramide ein an der Milchstraße ausgerichtetes Observatorium
gewesen sei. Es wird hier auf die sogenannten Luftschächte verwiesen, die, nach Adrian Gilbert und Robert Bauval, zu
bestimmten Sternen hin ausgerichtet gewesen sein sollen. Es fragt sich, wie die Bauleute etwas ausrichten konnten,
wenn die Luftschächte der Königinnenkammer entweder einen Knick hatten oder verschlossen waren. Dies gäbe nur
dann einen Sinn, wenn die Luftschächte gerade verlaufen würden. Aber auch dann gibt die Ausrichtung alleine keinen
Sinn. Es müsste dadurch auch etwas beobachtet werden können. Dann wäre die Theorie zwar zunächst bestechend,
würde jedoch ebenfalls einer logischen Nachprüfung nicht standhalten können. Man braucht sich nur vorzustellen, man
müsse durch eine ebenso lange und breite Röhre wie die Luftschächte in der Großen Pyramide einen bestimmten Stern
am Himmel beobachten. Mag dies bei einer kurzen Röhre noch möglich sein, sieht man bei einer langen Röhre kaum
noch das Ende, geschweige denn einen bestimmten Stern. Wenn hiermit die Nilflut vorausgesagt werden sollte, wie es
behauptet wird, konnte es sich lediglich um einen Versuch am untauglichen Objekt handeln. Die Flut erkannten die
Ägypter am steigenden Wasser. Wenn die Sterne die Flut voraussagten, hieß dies noch lange nicht, dass sie auch
tatsächlich kam. Sie konnte in der Wassermenge schwanken. Rohl erklärt hier sehr gut die Hungersnot, die durch zu
große Wassermengen hervorgerufen wurde (4). Hieran hätte auch ein Observatorium nichts geändert. Es wäre also
sinnlos gewesen, für diese Beobachtungen, die ohne Voraussage auf die Wassermenge waren, ein Gebilde zu schaffen,
welches zwanzig Jahre Bauzeit benötigte und enorme Geldmengen verschlungen haben muss. Man sollte den Ägyptern
keine Dummheit unterstellen. Weiterhin scheitert die Berechnung von Bauval etc. daran, dass nicht bekannt ist, wie weit
die Erdachse ihre Lage verändert hat. Die geringste Abweichung, und die Sternsucher hätten etwa dem Mann im Mond
beim Frühstück zusehen können, aber nicht den Sothisstern erfasst. Die Präzession der Erde macht eine fest und
unveränderlich mit dem Boden verbundene Röhre als sicheres Beobachtungsinstrument für den langzeitlichen Gebrauch
unhantierbar. Die Theorie ist sicherlich eine nette Überlegung, aber - soweit man die Bewegung der Erde und die
Gesetze der Optik außer Acht lässt - Spielerei.
Die Pyramide ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch kein Gebilde, dessen Aufgabe es war, Zahlen
- insbesondere die Zahl (pi) - festzuhalten. Die Altägypter, nimmt man sie als Bauherren, waren bestimmt nicht so
verrückt, solchen Aufwand in Stein zu betreiben. Die Papyrus „Rhind“ und „Moskau“ zeigen mit wenigem Aufwand die
Rechenkünste der Ägypter (5). Dabei war die in der „modernen Mathematik” bekannte Zahl sehr wahrscheinlich
unbekannt, obwohl mit einem Annäherungswert gerechnet wurde. Zur Berechnung der Kreisfläche setzten die
Altägypter acht Neuntel des Kreisdurchschnitts (d) ins Quadrat und hatten, mit lediglich einem Prozent Abweichung,
dasselbe Ergebnis wie mit der Zahl . Nur deswegen eine Pyramide zu bauen, wäre verschwendete Zeit gewesen.
Im Zusammenhang mit der Großen Pyramide sind Phänomene aufgetreten, die sich bisher nicht erklären lassen. So
ergaben Versuche, bei denen in einem Pyramidenmodell in Höhe der Königskammer ein Stück Fleisch platziert wurde,
dass dieses, anstatt zu verfaulen, dehydriert und quasi mumifiziert wurde (6). Das sollte nachdenklich machen. Zufall
kann es kaum sein, da die Effekte unter anderen Bedingungen bisher nicht erzielt wurden. Steckt hier etwas dahinter, das
wir ablehnen, weil wir es technisch noch nicht nachvollziehen können?
Wann wurden die Pyramiden gebaut?
Der Mensch hat Angst vor der Zeit, die Zeit soll jedoch Angst vor den Pyramiden haben! Egal woher dieser
Ausspruch stammt, er lässt den Sinn der Aussage erkennen. An die Pyramiden sind nicht normale Zeitspannen zu legen,
sie sind für die Ewigkeit gebaut. Doch wann begann diese „Ewigkeit“?
Für die Bewohner des Landes Kemet müssen die Bauten in der Vorzeit entstanden sein, sonst hätten sie bestimmt den
Bau dieser gigantischen Steinmassen in ihren Schriften erwähnt. So rechneten die Ägypter, gerade in der älteren Zeit,
die Jahre etwa nach besonderen Ereignissen im Leben eines Pharaos. Der Beginn oder die Vollendung einer Pyramide
hätte eigentlich „das” Ereignis sein und in Schriften vermerkt werden müssen. Wurden diese Schriften vielleicht bisher
nur nicht gefunden? Die Altägypter rechneten die Pyramiden nicht etwa einem Pharao zu, sondern den Göttern Thot und
Re. Damit würde ihre Entstehung aber in eine Zeit fallen, in der noch die Götter auf Erden weilten. Auch letztere
Aussage stammt nicht von Esoterikern moderner Prägung, sondern aus ältesten Schriften und Überlieferungen der
Ägypter, die der Vorzeit zwei Generationen von Göttern und eine von Halbgöttern zurechnet.
Dann gab es, nach Manetho, eine Zeit von 350 Jahren, die Ägypten ohne Herrscher blieb. Dieser Zeit soll Menes als
König gefolgt sein. Warum sollen die Ägypter „gesponnen“ haben? Das Problem dieser enorm hohen Jahreszahlen
haben auch die alten Sumerer gehabt. Sie reden ebenfalls von vordynastischen Göttergenerationen, die jenseits unserer
heutigen Zeitvorstellungen liegen.
Ein Quantenphysiker könnte es sich zur Entstehungsgeschichte einer Pyramide einfach machen. Nach der
Quantenphysik befinden sich Elektronenwellen und Pyramide zunächst einmal allesamt in einer Überlagerung von
Zuständen. Egal was oder in welchem Zustand vorher etwas war, die Pyramide existiert - nach dieser Theorie - erst,
seitdem sie erstmals von einem Wesen bewusst beobachtet wurde. Es spielt keine Rolle, ob dies durch den Schöpfergott
Amun oder durch einen ägyptischen Sandfloh geschah. Doch der an Ägyptologie interessierte Mensch will es genauer
wissen. Die Ägyptologen rechnen die Bauten den drei bekannten Pharaonen zu. Damit hängt ihr Alter von der
Chronologie ab. Doch ist das Problem damit gelöst? Velikovsky und David Rohl haben neue Chronologien aufgestellt,
die ebenfalls angreifbar sind, auch wenn gerade die von David Rohl bestechend wirkt. Nur reichen ihre Chronologien
nicht bis zu den Pyramiden zurück. Die Antwort oder die Auswirkung ihrer - wenn auch unterschiedlichen Chronologien auf das Alte Reich lassen sie offen. Helck weist in seinem Vortrag (7) ebenfalls darauf hin, dass die
absolute Chronologie Ägyptens im Augenblick unsicherer denn je ist.
Sieht man von der Zurechnung zu Chufu und anderen als Erbauer ab, bleibt nicht viel für eine Zeitbestimmung der
Pyramiden, nicht der Totentempel, Taltempel, Friedhöfe etc., die etwa Chufu zuzurechnen sind. Hierauf werde ich
später eingehen.
In welchen Schriften werden die Pyramiden erwähnt? Nach dem Pyramidenkapitel in Al-Makrizis „Hitat“ (8)
wurden die zwei großen Pyramiden von König Saurid etwa dreihundert Jahre vor der Sintflut gebaut. Doch wann war
die Sintflut? An anderer Stelle wird ausgeführt, „dass diese beiden Pyramiden gebaut wurden, als der ,fallende Geier„
(im Sternbild der Lyra) sich im Zeichen des Krebses befand” (9). Das ergibt einen Zeitraum von vor über 70.000 Jahren,
eine kleine Ewigkeit. Aber das Bedauerliche an dieser Geschichte ist, dass sie erst um 1400 n. Chr. entstand. Auf die
Namen der angeblichen Erbauer werde ich später zu sprechen kommen.
Der Sphinx (GLG-Archiv)
Der griechische Historiker Herodot berichtet, dass Cheops die große Pyramide gebaut habe. Herodot bereiste um
-450 Ägypten und schrieb alles nieder, was ihm Priester erzählten. Woher hatten die Priester ihr Wissen? Priesterliche
Schriften, die ihre Aussagen bezeugen, wurden bisher nicht gefunden. Das Nichtvorhandensein dieser Schriften spricht
jedoch nicht gegen eine wahrheitsgemäße Aussage. Herodot behauptet, der Bau der Pyramide habe zwanzig Jahre
gedauert. Die Ägyptologen haben diese Aussage übernommen, rechnete sie sich doch so schön in die Regierungszeit
Chufus. Der Beweis für den Bauherrn war damit erbracht. Aber alle Berechnungen anhand des Steinvolumens,
Materials, benötigter Bauleute, logistische Arbeiten und anderem gehen an dieser kurzen Zeit vorbei. Trotzdem bleibt
die Meinung bei Chufu als Bauherrn und variiert lediglich bei der Bauzeit zwischen zwanzig und dreißig Jahren.
Der Sphinx wird von Amerikanern inzwischen auf ein Alter bis zu 10.000 Jahren geschätzt (10). Ob dies aufgrund
der Erosionsschäden so stimmt, mag dahingestellt bleiben. Der Schock der Ägyptologen muss groß gewesen sein,
würde doch damit auch die Pyramide des offiziellen Sphinx-Schöpfers Chaefre zurück in eine Zeit datiert, als es, nach
derzeitigen Erkenntnissen, noch keine Kultur in Ägypten geben durfte.
Die ägyptischen Erzählungen haben, insgesamt gesehen, etwas von orientalischen Märchen an sich. Aber in jedem
Märchen steckt bekanntlich ein Stückchen Wahrheit als Basis. Die Basis dieser Geschichten ist allerdings die Große
Pyramide selbst, sodass das Märchen eigentlich nur im Beiwerk zu suchen wäre.
Anscheinend kann das Alter der Pyramiden nur dann neu bestimmt werden, wenn man sich gedanklich von den
offiziellen Erbauern trennt und neue Lösungen sucht.
Wer baute die Pyramiden?
Der römische Historiker Cajus Plinius Secundus schreibt im Hinblick auf die Geschichtsschreiber, die vor ihm
bereits über die Pyramiden berichteten: „Keiner weiß von ihnen wirklich, wer die eigentlichen Erbauer der Pyramiden
waren!”. Auch unsere offiziellen Ägyptologen wissen nicht, wer die Gizeh-Pyramiden gebaut hat. Die einzige
tatsächlich bestimmbare Pyramide beginnt mit Unas, dem letzten Pharao der 5. Dynastie. Von Djoser sind zwar
Schriften und Reliefs gefunden worden, aber nur im Südgrab des Saqqara-Komplexes, und nicht in der Pyramide selbst.
Dort war, nach Stadelmann (11), auf dem Gipsmörtel der Kalksteinverkleidung stellenweise die Abrollung eines
Arbeitssiegels mit dem Namen Ntr.j X.t (Djoser) erhalten. Die Vorratskammern unter der Pyramide enthalten etwa
40.000 Gefäße, und die hier vorgefundenen Namen stammen fast alle aus der 1. und 2. Dynastie. Der Name Djoser wird
nicht erwähnt.
Herodot verließ sich auf die Priester und benannte Cheops/Chufu als Erbauer. Seltsam ist das Wissen der Priester
schon. Herodot nimmt als einziger Cheops/Chufu als Erbauer an. Die von Oberst Vyse gefundene Kartusche in der
obersten Entlastungskammer bestätigt diese Aussage als einzige. Ansonsten ist von Cheops/Chufu wenig bekannt. Er
gilt, nach späteren Überlieferungen, als grausamer Herrscher. Gefunden wurde von ihm lediglich eine kleine
Elfenbeinstatuette von 5,5 Zentimetern Höhe, die allerdings nicht in Gizeh, sondern in Abydos gefunden wurde.
Greifbarer ist sein Baumeister Hem-Iunu, der angeblich die Große Pyramide gebaut haben soll. Dies wird jedoch nur
angenommen, weil er der Baumeister des Chufu war, auf dem Friedhof nahe der Pyramide bestattet wurde und Chufu als
der Erbauer der Großen Pyramide gilt. Tatsächlich wird nirgends erwähnt, dass Hem-Iunu die Pyramide wirklich gebaut
hat. Das gilt allerdings auch für Imhotep und die von ihm angeblich errichteten Pyramiden in Saqqara.
Die von Oberst Vyse in einer Überlastungskammer angebrachte Khufu-Kartusche. (GLG-Archiv)
Helck stellt die Schriften gegenüber, aus denen sich die Königslisten ergeben (12). In manchen Listen wird Chufu
erst gar nicht als Pharao aufgeführt. Nehmen wir aber, bis zum Beweis des Gegenteils, die Listen, die Chufu als Pharao
der 4. Dynastie aufführen.
Auf dem Sockel seiner Sitzfigur, die sich im Römer- und Palizaeus-Museum in Hildesheim befindet, sind die Titel
des Hem-Iunu aufgeführt. Nur einer bezieht sich auf mögliche Bauarbeiten. Hem-Iunu ist „Vorsteher aller Arbeit“ des
Königs. Ob dies nur ein Ehrentitel war oder ihn als Baumeister ausweisen sollte, soll dahingestellt bleiben. Man kann
annehmen, dass alle Titel, die er erhalten hat, und alle Tätigkeiten, die er für seinen Herrn ausführte, aufgelistet sind. Die
Tat, die seine größte sein müsste, die Erbauung der Großen Pyramide, wird mit keinem Wort erwähnt. Bescheidenheit
kann es nicht gewesen sein, denn die übrigen Titel sprechen gegen diese Annahme. Der Titel „Erbauer des Grabes des
Chufu” wäre, aufgrund der sichtbar erbrachten Leistung, sicherlich höher zu werten als der eines „Lord
Siegelbewahrers” - ägyptisch: „Siegler des Königs von Unterägypten“ - oder „Leiter der Sängerinnen in Ober- und
Unterägypten“. Noch auffälliger ist dies im Falle Imhoteps. Er wird u. a. als „Baumeister“, „Bildhauer“ und „Gestalter
der Steinvasen“ bezeichnet (13). Sollten Steinvasen schwieriger zu gestalten sein als eine Pyramide, dass solch ein Titel
verliehen bzw. nicht verliehen wurde?
Imhotep, als Baumeister Djosers, wurde später als Weiser und Gott verehrt. Er war zwar auch noch als Arzt berühmt,
aber die ihm als Baumeister zugerechnete Pyramide steht eindeutig hinter der zurück, die Hem-Iunu erbaut haben soll.
Wieso widerfuhr diesem nicht eine Ehrung wie Imhotep? Als Baumeister einer Pyramide war er der bessere, oder war
den Ägyptern seinerzeit bekannt, dass Hem-Iunu keineswegs die Pyramide gebaut hatte?
In der Pyramide selbst befindet sich in der obersten Entlastungskammer die Kartusche mit dem Namen „Chufu“. Diese
wurde von dem britischen Oberst Howard Vyse unter äußerst strittigen Umständen entdeckt. Es wurde darüber
spekuliert, ob die vorgefundenen Zeichen, von der Schrift her, zur Zeit Chufus überhaupt gebräuchlich waren. Es wurde
weiterhin darüber spekuliert, ob bei der Schreibung ein Sakrileg begangen wurde, indem, anstatt der Hieroglyphe für
Ch die des Gottes Re = , die beide fast identisch sind, benutzt wurde, sodass der vorgefundene Name nicht Ch-u-f-u,
sondern Re-u-f-u lauten müsste.
Der Ägyptologe Rainer Stadelmann hat in seinem Buch „Die ägyptischen Pyramiden“ die Bauten und ihre Maße
akribisch beschrieben und aufgelistet. Eine fast buchhalterische Detektivarbeit, die ihresgleichen sucht. Hier findet sich
auch eine Fotografie dieser Kartusche (14). Bei flüchtigem Hinsehen kann zwar die Hieroglyphe für „Ra“ gelesen
werden, bei genauerer Betrachtung sind allerdings drei Striche zu erkennen, sodass das Zeichen der Nr. Aa 1 der
Zeichenübersicht Gardiner entsprechen könnte.
Aus dem Foto ist jedoch die Schreibrichtung der Kartusche nicht zu erkennen. Da Hieroglyphen „freundlich” sind,
ist zu erwarten, dass die Kartusche von der Mittelkante des Satteldaches weg nach unten geschrieben wurde, sodass die
Hieroglyphen zur Mitte sehen. Nach Herrn J. Kiesch vom Ägyptologischen Institut der Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg (15) steht die Kartusche jedoch auf dem Kopf. Es handele sich, wie Rainer Stadelmann in seinem Buch
erwähnt, um eine Steinbruchinschrift der königlichen Arbeitsphylen des Cheops. Die Anbringung dieser Markierung sei
bereits im Steinbruch selbst geschehen. Soweit die Mitteilung.
Es ist bekannt, dass im Steinbruch Steine teilweise mit roter Farbe markiert wurden, damit nach dem Transport an
den Bestimmungsort klar war, in welchem Bereich der Stein verbaut werden sollte. Die Anbringung der Kartusche des
Chufu, ohne weitere Lagebezeichnung, könnte jedoch nur bedeuten, dass er für die Große Pyramide bestimmt war. Da
es zu diesem Zeitpunkt wohl kein bedeutenderes Bauvorhaben gegeben haben dürfte, wäre der Hinweis „Chufu“
überflüssig gewesen. Es kann sich also nicht um eine Baumarkierung handeln. Schreiber werden kaum im Steinbruch
gesessen und Steine beschrieben haben. Schreiber hätten die Kartusche auch nicht so primitiv ausgeführt. Sie waren
Künstler ihres Fachs. Es ist aber auch nicht zu erwarten, dass ein Steinmetz mit seinen schwieligen und vom
Steineklopfen steifen Fingern die Kartusche des Chufu auf eine Felsplatte gemalt hat. Diese ungewohnte Arbeit hätte für
ihn nur dann einen Sinn gehabt, wenn er gewusst hätte, dass der Name später zu lesen sein wird. Er dürfte sich dann
ähnlich verhalten haben wie die heutigen Graffiti-Sprayer. Sie wollen, dass ihre mehr oder weniger gelungenen
Gemälde gesehen werden. Aber woher soll der Steinarbeiter wissen, was von der Felsplatte, die er aus dem Steinbruch
schlägt, oben und unten liegen wird? Die Kartusche hätte auch oben liegen und dann mit weiteren Steinblöcken
zugedeckt werden können. Außerdem stellt sich die Frage, warum er das Risiko eines strengen Verweises oder mehr
einging, die Kartusche des Pharaos sinnlos auf einen Stein geschmiert zu haben? Die Kartusche wurde normalerweise
nur dann verwendet, wenn sie auf eine besondere Tat des Königs hinwies oder mit ihr verbunden war, d. h., sie wird in
einen Text eingebunden. Man sollte nicht annehmen, dass sich die Altägypter ähnlich wie die heutigen Schmierfinken
verhielten, die sinnlos einen Namen auf eine Wand schmieren.
Da man annehmen muss, dass Oberst Vyse die Kartusche selbst angebracht hat, bleibt in der Pyramide nichts übrig,
was auf Chufu als Erbauer schließen lässt. Diese Kartusche ist nämlich ebenso auffällig wie ähnliche
„Steinmetzmarkierungen” in anderen Entlastungskammern, die regelwidrig angebracht wurden. Die Schriftzeichen in
den Entlastungskammern sind über die Fugen der Steinblöcke hinweg geschrieben. Dies halten auch Ägyptologen wie
Prof. Stadelmann für seltsam.
Gibt das Umfeld der Großen Pyramide etwas zum Erbauer Chufu her?
Jeder kennt die exzellenten Luftaufnahmen des Gizeh-Plateaus. Sie entsprechen dem heutigen Stand, das sollte nie
vergessen werden. Wenn wir annehmen, dass Chufu die Große Pyramide gebaut hat, muss der damalige Zustand
skizziert werden (Skizze 1). Die Ebene war unbebaut und nicht eben. Um den zukünftigen Platz der Großen Pyramide
herum war weites Land, mit unterschiedlichem Boden und Gestein, Bodensenkungen und Erhebungen. Rücksichten
musste der Baumeister also nur auf die Gegebenheiten des Bodens nehmen.
Skizze 1
Das Geologen- und Ägytologenehepaar Prof. Dr. Dietrich D. Klemm und Rosemarie Klemm haben auch die
Steinbrüche auf dem Gizeh-Plateau erforscht. Die Lage der Steinbrüche wird genau verzeichnet (16). Der von Klemm &
Klemm so bezeichnete „Cheops-Steinbruch“ zieht sich bis zum schräg von Nordwest nach Südost verlaufenden Weg
zwischen der Chefren-Pyramide und dem Sphinx. Zusätzlich wird das Plateau um die jeweilige Pyramide selbst als
Steinliefergebiet angesehen.
Es ergeben sich aufgrund ihres Buches einige Fragen: Weshalb zieht sich der Cheops-Steinbruch nur bis zum schräg
verlaufenden Talweg? Die Chefren-Pyramide war zu Zeiten Chufus weder gebaut, noch geplant. Für Chaefren wurde
sogar noch eine Mastaba östlich der Chufu-Pyramide gebaut. Der Steinbruch hätte also über den Bereich des späteren
Weges theoretisch bis hin zur Pyramide reichen können. Eignete sich das Gestein, welches sich im Bereich des
Talweges und nördlich hiervon befindet, nicht für den Pyramidenbau? Welches Volumen hatte der Bereich des
Cheops-Steinbruchs? Gibt es zur nördlichen Abgrenzung des Steinbruchs - der seinerzeit noch nicht vom Talweg
begrenzt wurde - nur Theorien oder auch tatsächliche Erkenntnisse? Wurden die Steinbrüche vornehmlich für die Große
Pyramide oder für die umliegenden Gräber der 4. und 5. Dynastie genutzt? Das Ehepaar Klemm nimmt, aufgrund ihrer
Studien, sogar an, dass die große Masse des Baumaterials der Cheopspyramide eben nicht aus der näheren Umgebung
der Pyramide kommt, sondern von weit herangeschafft werden musste.
Eine Fülle von Fragen. Nach der Ägyptologin Rosemarie Klemm ist der Cheops-Steinbruch allein dadurch definiert,
dass er ausschließlich in den wiedergegebenen Ausmaßen vorliegt, und dass weiter nördlich einfach keinerlei
Steinbruchspuren vorhanden sind (17). Das Buch der Eheleute listet streng die Fakten auf, die Mitteilung ist ebenso klar.
Luftaufnahme der Gizeh-Pyramiden (GLG-Archiv)
Man kann sagen: Der Cheops-Steinbruch heißt so, weil er zufällig da ist. Inwieweit der Steinbruch für die Pyramide
oder nur für die sie umgebenden Mastabas gebraucht wurde, ist nicht zu klären.
Sehen wir uns die Gräber an, die die Pyramide umgeben. Die Nekropole soll, nach Michael Haase, „Der Horizont des
Chufu” genannt worden sein (18). Er folgt damit Stadelmann, der die gesamte Pyramidenanlage mit der
dazugehörenden Stadt und Königsresidenz so benennt (19). Dabei macht Stadelmann die Einschränkung, dass dabei
wohl an den westlichen Horizont, den Ort des Unterganges des Sonnengottes, gedacht werden könnte, mit dem der
König sich auch direkt identifizierte. Ich denke, er übergeht hierbei, dass erst die Söhne Chufus eine enge Verbindung
zum Sonnengott in ihren Namen aufzeigten, sodass erst ab dieser Zeit der sA rC Name (Sohn des Ra) als Königsname
eingeführt wurde.
Die von Haase aufgeführte Bezeichnung ist einem Architrav im Vorraum des Graboberbaues des Kar (6. Dynastie um
-2200) auf dem Gizeh-Plateau zu entnehmen (20). Da auch die Bezeichnungen „Groß ist Chaefre“ und „Göttlich ist
Menkaure“ auf dem Architrav erwähnt werden, führt Haase dies als Beweise an, dass mit dieser Benennung die drei
Pyramiden gemeint seien. Dabei unterdrückt er jedoch, dass auf dem Architrav an erster Stelle zweimal (rechts- und
linksläufig) mn nfr mry rC - „Es bleibt die Vollendung des Phiops (Pepi I.)“ genannt wird. Dessen Pyramide sucht man
auf dem Gizeh-Plateau jedoch vergebens. Er hat seine Pyramide in Saqqara-Süd errichten lassen. Stadelmann liest mn
nfr neben der Königskartusche, was wohl so auch vom Schreiber gedacht war. Es könnte allerdings sein, dass der
Schreiber die Zeichen T 22
und F 35  verwechselte, denn das Zeichen sieht sowohl auf der linken, als auch auf der
rechten Architravseite wie das Zeichen sn aus. Der Querstrich an der sogenannten Luftröhre fehlt auf beiden Seiten.
Weiterhin enthält die Schreibweise 
 (Horizont) als Zeichen Gardiner G 25  zwar phonetisch AX und steht
damit, ebenso wie die Hieroglyphe, für den Begriff „Horizont“. Als Logogramm steht  für „Ach-Geist“. Mit dem
Zusatz für (nt) nHH steht es für „Haus der Ewigkeit” oder „Grab“. Nur enthält der von Haase ausgeführte Begriff als
Determinativ - wie das Architrav eindeutig ausweist - wiederum das Zeichen O 24, welches mehr an ein Spitzbrot
erinnert, als die Form von Zeichen O 250, die einer Pyramide entspricht. Sei's drum; die Nekropole, nicht die Pyramide,
wurde irgendwann von irgendwem mit Chufu in Verbindung gebracht. Nach dem Lexikon der Ägyptologie wurden ab
Djoser (Ende der 3. Dynastie) Namen für die Pyramidenanlagen vergeben, wobei anscheinend Pyramide, Totentempel
und Priestersiedlung (Pyramidenstadt) den gleichen Namen trugen (21). Durch diese Aussage ist aber klargestellt, dass
mit dem Namen nicht - wie von Haase impliziert wird - die Pyramide alleine gemeint ist, sondern offensichtlich eine
ganze Anlage. Doch trafen die Namen auf dem Gizeh-Plateau wirklich für die Pyramiden zu? Der „Ach-Geist“, auch
„Lichtgeist“ (22) genannt, ist keine Teilkraft eines Wesens, sondern eine eigene Wesensform, die u. a. die Götter
annehmen können. Der „Ach-Geist“ hat eine eigene Bewegungsfreiheit. Die Verwandlung des Toten in einen „Ach“
gehört zu den ältesten Vorstellungen des Totenglaubens. Der Zustand des „Ach-Seins“ wird als „verklärte Existenz
aufgrund irdischer Verdienste“ konstatiert. Gemeinhin bezeichnet „Ach“ den „mächtigen Toten” Ein Spruch lautet:
„Ich werde alle auf Erden Lebenden sich fürchten lassen vor den Ach, die im Westen sind.”
Hat Chufu seine Nekropole an die aus der Vorzeit bestehende Pyramide legen lassen, weil nach den ihm zur
Verfügung stehenden Überlieferungen dort etwas geschehen sein soll, das die Götter der Vorzeit eine Wesensform
annehmen ließ, die mit dem Himmel zu tun hatte? Sicherlich eine Spekulation. Der „Ach“ gehörte zum Himmel, im
Gegensatz zur Leiche, die zur Erde gehörte. Aber wie wollen wir mit dem Wissen und Verständnis der Jetztzeit die
Geister oder Seelen der Altägypter verstehen?
Wer liegt in der Nekropole neben der Pyramide begraben? Diese Frage ist wichtig. Nehmen wir, entsprechend der
herrschenden Meinung, an, dass Chufu in dieser Pyramide bestattet wurde. Wer ließ sich dann neben Chufus Pyramide
beerdigen? Ich versuche, mich in die Beamtenseele eines Dieners des Chufu zu versetzen. Sterbe ich vor meinem Herrn,
baut dieser noch sein Grab. Durch die Baustelle kann mir kein Grab zugewiesen werden. Stirbt mein Herr vor mir, diene
ich in der Regel seinem Nachfolger und habe bei meiner Beerdigung dasselbe Problem, dass dieser noch an seinem Grab
arbeitet und mir kein Grab in der Nähe zugewiesen werden kann. Ich könnte also nur nach Abschluss der Bauarbeiten
meines jetzigen oder vorherigen Königs an meinem Wunschort bestattet werden.
In einer sehr ausführlichen Arbeit der Universitäten Wien und Leipzig wurden die Friedhöfe um die Pyramide herum
erforscht (23). Als Priester- und Beamtengräber werden hier, nach Hermann Junker, diejenigen bezeichnet, die für
Personen bestimmt waren, die einen Totendienst am Grab des Königs leisten mussten. Weiterhin liegen hier die Gräber
der Königsabkömmlinge und -familie. Auf die Einzelheiten kann wegen der umfangreichen Forschungen nicht
eingegangen werden. Es sollte jedoch angenommen werden, dass die Gräber der nächsten Verwandten, Beamten und
Priester auch ganz in der Nähe des verstorbenen Pharaos zu finden sind. Insbesondere sollte man annehmen, dass
Hem-Iunu, als der Erbauer der Anlage, direkt neben der Pyramide beerdigt werden durfte. Doch weit gefehlt. Der
angebliche Erbauer der Pyramide musste sich mit einer - zwar großen - Mastaba in der letzten Reihe im Gräberfeld des
Westfriedhofs bescheiden. Im Gräberfeld wurden jedoch viele Gräber aus späteren Dynastien gefunden. Es stellt sich
die Frage, weshalb die hier Beerdigten nicht bei „ihrem“ Pharao beerdigt wurden? Einen Sinn ergäbe dies nur, wenn alle
mit dem Totendienst am Grab des Chufu beschäftigt gewesen wären.
Das Gräberfeld ist, bei genauer Betrachtung, nicht geordnet, und lässt keine geschlossene Konzeption erkennen.
Interessant ist auch die Ausführung von David P. Silverman, nach der sich auf der östlichen Seite der Pyramide aus dem
12. Regierungsjahr des Chufu, also vor der angeblichen Fertigstellung der Pyramide, Gräber befinden. Im Westen gab es
seit dem 5. Regierungsjahr des Pharaos Grabstätten (24). Zum Zeitpunkt des Pyramidenbaues dürfte es auf diesem
Bauabschnitt ähnlich ausgesehen haben, wie auf der derzeit größten europäischen Baustelle, in Berlin. Wieso konnten
dort, in diesem Durcheinander, schon Gräber angelegt werden? Sollte die Pyramide etwa bereits aus vordynastischer
Zeit dort gestanden haben, hätte der Friedhof um die Pyramide herum allerdings ganz normal bestückt werden können.
Die Mutter des Chufu soll in einer der östlichen kleineren Pyramiden beerdigt worden sein. Die Mumie wurde hier
jedoch nicht gefunden; im Übrigen muss es sich um eine Umbettung gehandelt haben. Die für seinen Sohn bestimmte
kleinere Pyramide wurde nie benutzt.
Interessant sind Grabungsberichte zu den Friedhöfen auf dem Gizeh-Plateau. Dabei fällt auf, dass, nach den Angaben
von Junker, in einigen Gräber des Westfriedhofs der Name des Verstorbenen den Namen eines Pharaos enthält, und
dieser Namensteil auch noch in der Kartusche geschrieben wurde (25). Beispielsweise:



5nfrwnfr

/wfwsnb
Es fragt sich, ob diese Schreibweise - Einbeziehung des Pharaonennamens in einer Kartusche, als Bestandteil des
eigenen Namens - überhaupt möglich war. Soweit jemand als Priester unter 5nfrw, /wfw oder anderen Pharaonen tätig
war, ist es selbstverständlich, dass er seinen Titel eines Priesters, Hausvorstehers, Aufsehers etc. mit der Kartusche des
Pharaos verband. Es war jedoch ein Sakrileg, dass ein Sterblicher, der üblicherweise nur seinen Geburtsnamen führte
und diesen etwa durch vom Pharao verliehene Titel aufwertete, den Pharaonennamen als Teil des Eigennamens in der
Kartusche führte. Der verstorbene Pharao wurde zum unsterblichen Gott. Bei Einbeziehung der Kartusche in den
Eigennamen hätte jeder Sterbliche damit einen Teil der Unsterblichkeit in seinen Namen aufgenommen und sich damit
einen Teil der Göttlichkeit angemaßt. Hätte er nur den Namen seines Pharaos, ohne Kartusche, im eigenen Namen
geführt, wäre dies vielleicht nicht zu beanstanden, insbesondere, als Sterbliche und Pharaonen auch zufällig gleiche
Namen führten, sodass diese sich hinsichtlich des Namens und ohne Titulatur nur durch die Kartusche unterschieden. Es
ist mir jedoch nicht klar, ob dieser Architrav, auf dem die Namen gefunden wurden, wirklich den Gräbern zuzurechnen
ist oder zu anderen Gräbern gehört, hier aber später nur verbaut wurde.
In der Satellitenpyramide G I-c der Chufu-Nekropole wurde eine Stele entdeckt, die in ihrer Inschrift etwas
behauptet, das nicht sein darf. Der Sumerologe Sitchin wies die sogenannte Öffentlichkeit als Erster darauf hin. Er
übersetzte (26):
„Es lebe Horus Mezdau, dem König von Ober- und Unterägypten Chufu ist Leben gegeben. Er gründete das Haus
der Isis, der Herrin der Pyramiden, neben dem Haus der Sphinx.“
Das würde bedeuten, dass sowohl die Große Pyramide als auch die angeblich von seinem Nachfolger Chaefren
gebaute Sphinx-Figur bereits zu Lebzeiten Chufus existierten. Stadelmann zeigt die Möglichkeit auf, dass der Sphinx
auch bereits vor Chufu erbaut wurde (27).
Michael Haase hat sich mit dieser Theorie auseinandergesetzt und versucht, Sitchin zu widerlegen (28). Er weist
darauf hin, dass Sitchin eine Zeile unterschlagen habe. Diese laute:
„Er errichtete seine Pyramide neben dem Tempel dieser Göttin. Er errichtete auch die Pyramide der Königstochter
Henutsen neben ihrem Tempel.“
Auch hier bleibt die Frage, ob die Zeichen O 24 oder O 250 Verwendung finden, soweit dies aus der Stele überhaupt
noch zu erkennen ist. Wenn Isis die „Herrin der Pyramide“ war, kann er sein  und das Grab  von Henutsen trotzdem
neben der Pyramide und dem Tempel der Isis errichtet haben. Stadelmann führt aus, dass sich an der Pyramide für
Henutsen in saitischer Zeit ein Kult der Isis, „der Herrin der Pyramiden”, angesiedelt habe (29). Dies kann, aber
aufgrund des erwähnten Horus Mezdau  (siehe weiter unten), nicht in diese Zeit gerechnet werden. Man kann der
Aussage entgegenhalten, dass es sich bei Horus Mezdau nicht um Horus, sondern um den Horusnamen Chufus
gehandelt habe. Dies scheint zunächst logisch, da auch im Nebtj-Namen des Chufu das Zeichen erscheint. Gegen
diese ansonsten vernünftige Annahme spricht, dass dieser Name, sollte es sich um den Horusnamen des Chufu handeln,
nicht - wie ansonsten üblich - in einem „Serech“ (Kartusche) steht. Er wird so geschrieben, wie normalerweise die
Namen von Göttern dargestellt werden.
Haase versucht, den Stifter dieser Stele zeitlich einzuordnen, da er die Theorie Sitchins widerlegen will. Er versucht
den Beweis zu führen, dass Chufu tatsächlich der Erbauer ist und seine (die Große) Pyramide ausweislich des
unterschlagenen Satzes neben dem Tempel der Isis gebaut habe. Bei dem Platz, der für den Bau direkt neben dem
Baugelände benötigt worden wäre, hätte der Isis-Tempel weichen müssen. Je nachdem, wie gebaut wurde und welche
Rampe man hierfür verwendet hätte, wäre sie allerdings ebenso im Wege gewesen wie die Gräber aus dem 5. und 12.
Regierungsjahr des Chufu in seiner Nekropole.
Haase hat in detektivischer Kleinarbeit den Fundort der Stele untersucht und kommt zu dem Schluss, im Falle, dass die
Aussage Sitchins richtig sei, die Ruinen des Totentempels über denen des Isistempels liegen müssten. Es sei aber genau
umgekehrt der Fall. Damit scheint die Theorie Sitchins widerlegt. Aber wie viele Stelen und anderes wurden in späteren
Bauwerken wiederverwendet? Haase führt im Hinblick auf die angrenzende Mastaba Chaefres, der hier sein Grabmal
baute, bevor er Pharao wurde, und der damit zusammenhängenden Bauüberschneidungen, aus, dass der Tempel gebaut
worden sei, als der Pharao längst in Vergessenheit geraten war. Die Stele wäre also eine erhebliche Zeit später
anzusiedeln. Haase nimmt an, dass der Stifter der Isisstele in der 21. bis 26. Dynastie zu suchen sei. Dabei übersieht er
jedoch, dass in der Stele der Horus Mezdau genannt wird, dessen Hieroglyphenzeichen (Gardiner Zeichenliste Aa 24)
darauf hindeutet, dass er aus der prädynastischen Zeit stammt. Dieser Horus wird jedoch noch in der Mastaba
Chufusenebs II. genannt, die Junkers dem Ende der 6. Dynastie zurechnet. Hier wird der Grabinhaber als  
=
„Priester des (Diener des Gottes) Horus Mezdau“ bezeichnet (30). Mir ist nicht bekannt, dass dieser Horus später noch
Erwähnung fand, sodass es unwahrscheinlich ist, dass eine ab der 21. Dynastie gefertigte Stele noch einen Horusnamen
enthält, der nicht mehr bekannt ist. Auch hier nehme ich zunächst einmal an, dass nicht der Horusname des Chufu
gemeint sein kann, da dieser nicht im „Serech“ geschrieben wurde.
Man könnte dem entgegenhalten, dass es erst ab dem Mittleren Reich einen Isiskult gegeben habe. Insofern könne die
Stele auch erst aus späterer Zeit stammen. Doch kann man dies so hinnehmen? Nach dem „Lexikon der Ägyptologie“
lässt sich Isis erst in der 5. Dynastie mit Namen, in bildlicher Darstellung - die Sargillustrationen ausgenommen - gar
erst in der 18. Dynastie belegen. Andererseits hat man schon in einigen Personennamen der 1. Dynastie und sogar in
einer Siegeldarstellung der 2. Dynastie Isis erkennen wollen. Diese Deutungen bleiben, nach dem Lexikon, unsicher,
und auch, wenn man sie bejahe, ständen sie als Zeugnis vereinzelt da. Wer sagt denn, dass die Stele nicht auch ein
vereinzeltes Zeugnis ist? In Verbindung mit dem Namen des Horus Mezdau steht sie in dieser Zeit genau richtig. Darf
dies nicht sein, weil die ägyptische Geschichte in ihren Anfängen sonst neu geschrieben werden müsste?
Alle Deutungen und Spekulationen sind weder Beweis noch Gegenbeweis. Viele der Überlegungen zu diesen
Auffälligkeiten führen zwangsläufig zu neuen Überlegungen, die aber wiederum kein Beweis sind. Ich will hier keine
neuen Mutmaßungen aufzeigen. Aber die Mumie und das tatsächliche Grab des Chufu werden immer noch gesucht.
Wie wurden die Pyramiden gebaut?
Diese Frage ist derzeit nicht zu beantworten. Es kann aber dargestellt werden, wie die Pyramiden mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gebaut wurden.
Es wurden Thesen aufgestellt, wonach das Baumaterial aus künstlich hergestelltem Stein (Beton) bestehen soll (31).
Diese These ging durch diverse Zeitungsartikel des In- und Auslandes. In Amerika soll es sogar, aufgrund von
diesbezüglich vorgefundenen und ausgewerteten Schriften, zu einer Patentanmeldung gekommen sein. Mag die
Feststellung, dass zu viel Wasser in dem angeblich gewachsenen Fels der Großen Pyramide sein soll, recht verführerisch
klingen - wobei eine Mumie bei dem Wassergehalt verschimmelt wäre -, dürfte vor allem die Unregelmäßigkeit der
Steine dagegen sprechen. Eine Massenproduktion von künstlichen Steinen bedingt eine möglichst gleichbleibende
Form. Weiterhin bleibt - egal, ob natürliche oder gegossene Steine - immer noch die Frage, wie diese auf die jeweilige
Höhe des Bauabschnitts gebracht wurden. Selbst wenn man sagt, die Betonklötze seien auf jeder Lage direkt gegossen
worden, bleibt die Frage, wie der flüssige Beton dorthin gebracht wurde. Der Wassergehalt mag andere Gründe haben.
Haase führt eine Beobachtung an, die er, zusammen mit Rudolf Gantenbrink, an den sogenannten
Königinnenpyramiden gemacht hatte (32). Zunächst einmal Hut ab vor solch fast kriminaltechnischer Kleinarbeit. An
den entdeckten Spuren sind Tausende von erfahrenen Ägyptologen vorbeigelaufen, ohne sie gesehen oder gewertet zu
haben. Grob gesagt wurden die Steine der Außenhülle, ohne dass sie an der aneinanderstoßenden Seite geglättet waren,
aneinandergesetzt. Zwischen die anliegenden Seiten zog man eine Säge, bis die Steine optimal geglättet waren, und
schob die Blöcke dann aneinander. So wurden diese Außensteine präzise verlegt, dass kein Messer in die Fuge passt. Die
Sägespuren wurden von Haase und Gantenbrink auf den jeweils darunter liegenden Steinlagen gefunden.
Diese Bearbeitungsmethode dürfte für die kleinen Pyramiden eine annehmbare Lösung darstellen. Bei den großen
Pyramiden versagt sie jedoch, nicht von der Technik, sondern vom Zeitaufwand her. Gerechnet von einer
Pyramidenecke kann - von der inneren zur äußeren Lage - in jeder Richtung nur jeweils ein Stein „besägt” und die Fuge
präzisiert werden. Es bleibt unklar, ob die übrigen Seiten ebenso bearbeitet wurden. Der zweite Steinblock kann erst
dann angelegt werden, wenn der erste Stein, nach Glättung, an den anderen herangeschoben und damit die Lage der neu
zu bearbeitenden Steine fixiert war. Der Zeitaufwand dürfte diese Bauweise bei großen Projekten erheblich verzögern.
Das Modell ist gut, löst aber nicht die Präzision der großen Pyramiden, selbst wenn diese Bearbeitungsweise nur für die
äußeren Steine gelten sollte.
Der amerikanische Ägyptologe Mark Lehner hat vor Jahren versucht, eine Minipyramide nachzubauen. Der weltweit
als Beweis ausgestrahlte TV-Beitrag war jedoch eine Farce. Offensichtlich wurden nur zwei Seiten hochgezogen. Art
und Weise, Dauer, Ausführung etc., wie diese zwei Seiten eines Pyramidenbauversuchs errichtet wurden, sollte man
besser in der Vergessenheit verschwinden lassen. In der dargestellten Art hätten die ägyptischen Baumeister vielleicht
eine Hundehütte für Anubis bauen können. Pyramiden, die man in dieser Art gebaut hätte, wären seit langer Zeit nicht
mehr existent, sondern wegen Baufälligkeit vom Winde verweht. Ich denke, ein Mark Lehner hätte es nicht nötig
gehabt, diesen Flop als „Beweis“ zu verkaufen. So wurde etwa nicht geklärt, wie die Erbauer der Großen Pyramide die
Kantenführung kontrollierten, die ja ganz exakt den Scheitelpunkt treffen musste. Lehner baute eine Minipyramide und
hatte mit der bloßen Heranbringung der relativ kleinen Steine schon Probleme. Wie groß wären die Probleme erst
geworden, hätte er mit bloßem Auge (Präzisionsinstrumente moderner Vermessungsingenieure gab es noch nicht) über
eine Höhe von knapp hundertfünfzig Metern die Kantenführung kontrollieren müssen! Nach Mendelssohn (33) hätte
bereits eine Abweichung von nur zwei Grad bedeutet, dass die Pyramidenkanten an der Spitze einander um fünfzehn
Meter verfehlten (Skizze 2).
Skizze 2
Ebenso scheiterte bereits vor rund zwanzig Jahren ein Nachbauversuch japanischer Wissenschaftler. Sie schafften es
mit den dem alten Ägypten nachempfundenen Geräten weder, die Steinquader über den Nil zu schaffen, noch ließen sich
die Quader über Sand ziehen oder auf die notwendige Höhe hieven. Um das Vorhaben dann doch noch durchzuziehen,
bedurfte es technischer Geräte unserer heutigen Zeit.
Mark Lehner bietet aber eine weitere These, die jedem Architekten und Statiker die Haare zu Berge stehen lässt. Er
behauptet, zunächst habe Chufu sein Grab unter der Pyramide bauen lassen wollen. Dann habe er dieses Vorhaben
aufgegeben und sein Grab in Höhe der sogenannten Königinnenkammer anlegen lassen. Dann habe er erneut seine
Meinung geändert, die Kammer als Grabraum aufgegeben und die sogenannte Königskammer bauen lassen.
Stadelmann weist dagegen darauf hin, dass weder die Felsenkammer noch die sogenannte Königinnenkammer als
Grabkammer vorgesehen gewesen seien (34).
Eine Pyramide ist kein System aus Lego-Bausteinen, das ich beliebig ändern kann. Die Statik hat den Altägyptern
schon manche Grenzen ihrer Kunst aufgezeigt.
In der Königskammer befindet sich der sogenannte Sarkophag, der nicht durch den Zugang zur Kammer passt. Er
muss also in den Raum gebracht worden sein, als dieser noch oben offen war. Spielen wir das Spiel rückwärts, so müsste
Chufu den Sarkophag in die untere Kammer gebracht haben, als er sie noch als Grabkammer bezeichnete. Von oben wie in der Königskammer - ging es nicht, da es sich um eine Felsenkammer handelt. Blieb also nur der Einschub über
den absteigenden Gang. Am günstigsten wäre diese Arbeit gewesen, als noch keine Steinlage auf dem gewachsenen Fels
lag. Diese Stelle liegt dort, wo der absteigende Gang auf den Felskern trifft, aber immer noch drei Meter über dem die
Pyramide umgebenden Felsplateauniveau. Jede Schicht höher erschwert die Arbeit. Theoretisch hätte der in der
Königskammer vorgefundene Sarkophag zwar sowohl von der Breite als auch von der Höhe her durch den absteigenden
Gang gepasst. Aber, wie gesagt, nur theoretisch. Kein Baumeister würde bei der Länge und Abschüssigkeit des Ganges
ein leichtes Verkanten des Sarges riskiert haben.
Folgen wir Mark Lehners Chufu in die Königinnenkammer: Versuchen wir, die Bauarbeiten im Aufriss
aufzuzeichnen, als er sie abbrach und sich für den Bau einer Königskammer entschied (Skizze 3).
Skizze 3
Die obere Kante der Königinnenkammer lag höher als der Anfang der Großen Galerie. Die Große Galerie muss also
zusammen mit der Königinnenkammer geplant und ausgeführt worden sein. Weiterhin wurden die „Luftschächte” von
der Königinnenkammer noch weitergeführt, als, nach Mark Lehner, diese Kammer als Grab bereits aufgegeben war.
Wer eine solche bauliche Leistung wie die Große Pyramide plante und durchführte, kann nicht so ein Chaot gewesen
sein, wie Mark Lehner uns glauben lassen will.
Mithilfe dieser Blasinstrumente wurden - nach Dr. Jarl - Steinblöcke schwerelos gemacht. (GLG-Archiv)
Fest steht, dass die Ägypter - wenn sie es denn waren - nicht nur in kurzer Zeit zu hervorragenden Bauleuten
avancierten, sondern das Wissen um die Pyramidenbauten auch in ebenso kurzer Zeit wieder völlig vergaßen. Pläne zu
den großen Pyramiden wurden nicht gefunden. Das stimmt allerdings nicht ganz. Rainer Stadelmann ist meines Wissens
der einzige Ägyptologe, der auf ein Modell des Gang- und Korridorsystems der Chufu-Pyramide verweist, welches
nördlich der Bootsgrube, am Aufweg, in den Boden eingearbeitet ist (35) (36). Dieses von ihm als mysteriös bezeichnete
Gangsystem birgt in der Tat „Sprengstoff“ in sich. Wahrscheinlich geht Stadelmann deshalb auch nicht weiter darauf
ein. Er ist aber so ehrlich, diese sogenannte Versuchspassage überhaupt zu erwähnen. Er wertet das Gangsystem als
Modell des Systems in der Chufu-Pyramide. Es fragt sich, ob dieses Modell vor oder nach dem Bau erarbeitet wurde. Da
es frei zugänglich sein musste, kann in diesem Bereich keine Rampe für den Bau gestanden haben. Wären die Erdgänge
erst später nachgebaut worden, stellt sich nicht nur die Frage nach dem Sinn; die Große Pyramide müsste dann auch
noch im Innern frei zugänglich gewesen sein. Woher sollte ansonsten die Kenntnis der Gänge kommen? Die Brisanz
liegt aber darin, dass das Modell nicht nur die ab- und aufsteigenden Gänge aufweist, sondern noch einen senkrechten
Gang, der auf dem Schnittpunkt der Korridore steht (Skizze 4). Dieser im Modell enthaltende Gang wurde bisher im
Original nicht nachgewiesen, oder muss er nur an der richtigen Stelle gesucht werden? Die Stelle, an der die Gänge
aufeinandertreffen müssten, wurde bei Öffnung der Pyramide durch den Kalifen Abdullah Al-Ma´mun umgangen. Dies
bedeutet aber ebenso wenig, dass er vorhanden ist, wie, dass es ihn nicht gibt. Gibt es ihn tatsächlich, bleibt die Frage,
was man am oberen Ende eines senkrechten Schachtes erwarten kann. Was wurde eventuell auf welchem Weg
(Seilzug?) hier gegebenenfalls eingelagert? Da die Ägypter noch keinen Lift kannten, wird es eng.
Skizze 4
Die beste Baumethode führt uns das Pyramidenkapitel in Al-Makrizis „Hitat” vor. Danach hatten die Erbauer
„beschriebene Blätter“ gehabt, und wenn der Stein herausgehauen und seine sachgemäße Bearbeitung erledigt war, so
hätte man jene Blätter darauf gelegt, dem Stein einen Stoß gegeben, und ihn durch diesen Stoß um hundert Sahm (1
Sahm = 6 Ellen) fortbewegt. Dann hätte man diesen Vorgang wiederholt, bis der Stein bei der Pyramidenbaustelle
angelangt sei (37). Von ähnlichen Transportmöglichkeiten wird aus Tibet berichtet. Danach soll der schwedische Arzt
Dr. Jarl vor rund fünfzig Jahren in Tibet den Transport schwerer Baumaterialien auf der alleinigen Grundlage von
Resonanz beobachtet haben (38). Die von Dr. Jarl gefertigten Filme sollen von der britischen wissenschaftlichen
Gesellschaft als „top secret” eingestuft worden sein. Ob dies so stimmt und selbst wenn, ob diese Methoden für den
Pyramidenbau überhaupt geeignet gewesen wären, kann angezweifelt werden. Tatsache ist jedoch, dass es mit den uns
bekannten Techniken unmöglich ist, diese Pyramiden zu errichten. Hier kann auf die Materialschlacht mit
„Hightech“-Geräten bei der Verlegung des Tempels von Abu Simbel verwiesen werden.
Nach den Aussagen waren es goldene Zeiten für Bauleute. Leider lassen die Patente auf sich warten. Da in jedem
Märchen ein wahrer Kern steckt, ist es nicht ausgeschlossen, dass die Ägypter zum Zeitpunkt der Entstehung ihrer
Überlieferungen keinerlei Vorstellung mehr davon hatten, wie diese enormen Steinmassen bewegt wurden und deshalb
Ideen aus dem Reich der Fabeln benötigten. Es standen genügend andere Pyramiden als Anschauungsobjekte zur
Verfügung. Aber anscheinend war bereits für die Geschichtenerzähler die Bauweise zwischen den Gizeh-Pyramiden
und den Nachbauten nicht zu vergleichen. Nur die Giza-Pyramiden benötigen märchenhafte Erzählungen, um ihren Bau
erklären zu können.
Sowohl bei der Rampenbauweise als auch bei der mittels Hebeln, Gerüsten und Schaukeln hätten die Ägypter
weitaus mehr Holz benötigt, als zu beschaffen war. Holz splittert oder wird unter dem enormen Druck der Steine
zermahlen. Holz war derart selten, dass etwa Figuren oder Särge aus diesem Material äußerst selten sind.
Es gibt zur Rampentheorie zwei Möglichkeiten, die bereits in zahlreichen Büchern beschrieben und als „der Weisheit
letzter Schluss“ angeboten wurden. Nehmen wir eine lange Rampe, die jedoch immer wieder der Bauhöhe angepasst
werden musste und damit zum vorübergehenden Baustopp führte, so fragt sich, von wo aus diese an die Pyramide
herangeführt wurde.
Nehmen wir weiterhin an, dass Chufu sofort nach seiner Thronbesteigung mit dem Bau begann. Wir planen, bei
ansonsten freier Gizeh-Ebene, zunächst nur die Chufu-Pyramide. In diesem Fall wäre anfangs nur eine geringe Höhe zu
bewältigen. Der Felskern wurde entsprechend hergerichtet, die Pyramidengrundfläche war noch in voller Größe mit
Steinen zu belegen. Die Materialschlacht sollte also erst noch beginnen. Weshalb ließ Chufu - nach Silverman - dann
aber bereits in seinem 12. Regierungsjahr östlich der Baumaßnahme Gräber anlegen? Im Westen der Baumaßnahme ließ
er bereits in seinem 5. Regierungsjahr Gräber anlegen. Da die Rampe im Extremfalle ebenso breit und hoch wie die
Pyramide selbst sein musste, um die oberen Lagen zu erreichen, fallen Rampen aus, die östlich oder westlich an die
Pyramide heranführen. Sie würden die Gräberfelder unter sich begraben. Im Norden fällt das Gelände stark ab, sodass
die Rampe eine zu starke Steigung hätte bewältigen müssen. Bei der benötigten Materialmenge wäre ihre Masse
erheblich größer geworden als bei einer Rampe von gleicher Höhe. Dabei hätte auch diese Rampe bereits eine Masse,
die der Mehrfachen der Pyramide entsprechen würde. Bleibt der Süden. Hier liegt jedoch der sogenannte
Chufu-Steinbruch. Nach den Ausführungen von Klemm & Klemm führt dieser bis zum schräg verlaufenden Aufgang
zur Chephren-Pyramide (Skizze 5).
Skizze 5
Doch wieso? Es gab weder die Chephren-Pyramide noch den Aufweg. Die Begrenzung des Steinbruchs bis zum
Aufweg hätte nur dann einen Sinn gehabt, wenn dieser Steinbruch erst nach dem Bau der Chephren-Pyramide, etwa für
die Mastabas des Gizeh-Plateaus, benutzt wurde. Nimmt man an, dass die Gräber des Südfriedhofs ebenso wenig
vorhanden waren wie die Schiffsgrube, dann wäre vorher freies Feld für eine Rampe vorhanden gewesen. Jedoch ist,
aufgrund der Bodenbeschaffenheit, die Masse der Rampe auch hier, bei der benötigten Länge, davon abhängig, wie
stark der Boden südöstlich der Mykerinos-Pyamide abfällt. Nach Mark Lehner wurde das benötigte Abraummaterial der
Rampe zum Teil angeblich noch vorgefunden. Wir sprechen jedoch nicht über Schubkarren- oder LKW-Ladungen,
sondern von einer Masse, die erheblich größer sein muss als die der Großen Pyramide. Dabei passen in diese, vom
Volumen her, bereits mehrere Kathedralen der Welt gleichzeitig hinein. Die Masse der Rampe muss so groß gewesen
sein, dass mehr als ein paar Schubkarren Abraumschutt übrig geblieben sein müssen. Hinzu kommt noch der
Abraumschutt für die Herstellung der eigentlichen Pyramide, der ebenfalls ein Mehrfaches des Pyramidenvolumens
darstellen muss, aber ebenso wenig gefunden wurde.
Die Rampe musste aus Stein und nicht aus Lehm gebaut sein. Lehm würde bei der Befeuchtung für die Gleitfähigkeit
der Schlitten, aufgrund deren Gewichte, wegschmieren und damit als Rampenmaterial ungeeignet sein. Zum Vergleich
kann die von den Römern gebaute Rampe bei Massada herangezogen werden. Diese Rampe diente aber nur für den
Aufstieg von Soldaten und der Herbeiführung von turmähnlichen Belagerungsgeräten mit entsprechenden Rammen, die
auf Rädern liefen und nicht auf Schlitten rutschen mussten.
Nur eine Stelle wäre für eine Rampe geeignet gewesen. Auf der Westseite der Großen Pyramide befindet sich ein
Felsvorsprung. Die Rampe, die auf Luftaufnahmen gut zu sehen ist, beginnt damit in einem höher gelegenen
Taleinschnitt, während der Fels selbst sich etwa vierhundert Meter über die Ebene erhebt. Lediglich dieser
Felsvorsprung wurde erhöht. Bei der Steigung dieser Rampe wären keine tonnenschweren Steine zu bewegen gewesen.
Die hier gebaute Rampe steht jedoch in keinem Verhältnis zu der auf dem Gizeh-Plateau benötigten Masse. Sie diente
einem anderen Zweck. Zu erkennen ist damit allerdings, dass eine Rampe an der Pyramide, bei geringerem
Neigungswinkel, erheblich länger gewesen sein müsste. Es scheint allerdings heute bei den Ägyptologen unstrittig zu
sein, dass keine Rampen an die Pyramiden, über größere Distanzen, herangeführt wurden, die bis zur Spitze hin ständig
erhöht werden mussten.
Der „Sarkophag“ in der „Königskammer“ der Cheopspyramide. (GLG-Archiv)
Eine um die Pyramide umlaufende, spiralförmige Rampe hätte die Möglichkeiten der Gräber im Osten und Westen
beschnitten.
Weiterhin muss berücksichtigt werden, wie viele Bauarbeiter auf dem Plateau benötigt wurden. Nehmen wir zum
Vergleich wieder die europäische Großbaustelle Berlin und die „Berechnungen“, die bisher bereits mehrfach angestellt
wurden. Herodot spricht von 100.000 Arbeitern. Dies dürfte logistisch unmöglich und nicht zu bewältigen gewesen sein.
Beispielhaft können die Firmengelände von Kraftfahrzeugherstellern herangezogen werden. Würden hier jeweils
100.000 Arbeiter tätig werden, könnte kein Auto mehr hergestellt werden, weil ein Arbeiter den anderen behindern
würde.
Gerade durch die vorgegebene Anzahl der Arbeiter dürfte auch auf einer Pyramidenbaustelle kein Platz für
tonnenschwere Steine mehr gewesen sein. Weiterhin wäre eine solche Menschenmenge nicht zu verköstigen gewesen.
Nehmen wir nur 10.000 Arbeiter an, die direkt auf dem Plateau eingesetzt worden sein sollen. Man muss sich diese
Menge vorstellen, wenn sie beispielsweise Gesteinsblöcke über die Rampen befördert. Auch sie stehen sich während
einer angeblich zwanzig Jahre dauernden Bauzeit laufend im Wege. Weiterhin müsste eine Bauarbeiterstadt in der Nähe
gelegen haben, die die Familien dieser Arbeiter aufnahm. Anwesen dieser Größenordnung, die einer europäischen
Kleinstadt heutiger Zeit entsprechen würden, hat man bisher nicht gefunden. Dr. Zahi Hawass, Direktor des Plateaus
von Gizeh, erforschte im südlichen Bereich der Nekropole in Gizeh eine große Anzahl von Gräbern, die alle von
Arbeitern stammen, deren Wirken in großen Phylen (Gruppen), zur Zeit des Chufu und Chaefren, durch die dort
gefundenen Inschriften und Texte belegt ist. Doch lässt sich daraus keine mittlere Großstadt nachweisen.
Stellt man alle Überlegungen zu den Bauweisen gegenüber, so erscheint die des Al-Makrizi am sympathischsten. Sie
gehört zwar in das Reich der Fabeln, ist aber die Einzige, die von der Arbeitstechnik her nachvollziehbar ist. Es werden
weder Massen von Arbeitern noch von Holz benötigt, noch mussten Rampen mit enormen Volumen auf- und abgebaut
werden. Schade, dass dies, nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft und Technik, nur eine Fabel ist.
Fazit
Warum lehnen die einen vehement ab, dass Chufu nicht als Erbauer anzusehen sei, während die anderen jeden Eid
darauf schwören würden, dass die Große Pyramide bereits vor Chufu vorhanden war?
Was ändert sich? Wenn die Mumie Chufus tatsächlich noch in einer bisher nicht bekannten Kammer in oder unter der
Pyramide oder in einem Grab auf der nach ihm benannten Nekropole gefunden würde, lebten die offiziellen
Ägyptologen ebenso weiter, wie die ägyptische Welt nicht für die Gegner der Chufu-Pyramidentheorie untergehen oder
erstrahlen würde. Die Faszination der Großen Pyramide bleibt. Denn es steckt immer noch eine Technik dahinter, die
wir modernen Menschen noch nicht erfunden haben oder auch nur logistisch verwalten könnten.
Inneres der Unas-Pyramide mit Sarkophag. Sie unterscheidet sich von den Gizeh-Pyramiden u. a. durch ihre verschwenderische
Bemalung der Innenräume und ist aufgrund der Inschriften als Einzige genauer datierbar. (GLG-Archiv)
Angenommen, die Pyramide stamme aus der Zeit, als angeblich noch Götter auf Erden weilten. Sowohl Manetho als
auch Herodot behaupten diese für uns unmöglichen Tatsachen. Manetho behauptet sogar, dass den Pharaonen vier
Dynastien vorangingen, zwei von Göttern, eine von Halbgöttern und eine Übergangsdynastie. Was würde für den
Menschen zusammenbrechen? Die Chronologie der Menschheit wurde bereits mehrfach umgeschrieben. Hier kann
keine Schockwelle über die Menschheit hinwegfegen. Die Welt wurde, nach den Berechnungen eines Kirchenfürsten,
um -4.000 erschaffen; sie wurde in nur sieben Tagen erschaffen; die Menschen lebten als Adam und Eva im Paradies
und wurden von einer sprechenden Schlange verführt; die Sonne drehte sich um die Erde, der Mensch stammte vom
Affen ab, und so weiter. Der Mensch überlebte bisher alle „Wahrheiten“. Lebenswerke von offiziellen Bekanntmachern
einer neuen „Wahrheit“ wurden vernichtet. Auch das ist kein Novum. Aber träumen wir den Traum einmal weiter. Was
könnte die Menschheit gewinnen?
Im „Hitat” verweist der Schreiber auf „Schmuck“ und „Schätze“. Diese mögen aber nicht der wahre Reichtum sein.
Er verweist auch auf Glas, das sich zusammenfalten lässt, ohne zu zerbrechen (39). Ob das so stimmt, mag angezweifelt
werden. Aber wieso kam der Verfasser auf solch utopische Materialien? War er ein Jules Vernes der Antike? Hatte er
Visionen? Es sollen angeblich Bücher über die Vergangenheit in der Pyramide verborgen sein. Das wäre der wirkliche
Schatz. Aber deswegen wird keiner die Pyramide, auf der Suche nach versteckten Kammern, abtragen. Es soll keine
Kammern mehr geben, wird von der ägyptischen Altertümerverwaltung mit fast stoischer Regelmäßigkeit behauptet.
Trotzdem sorgt sie auf der anderen Seite für immer neue Gerüchte in dieser Richtung. Es scheint auf der einen Seite
verständlich, dass man keine Teilerkenntnisse bekannt macht, um wüsten Spekulationen entgegenzuwirken,
andererseits wäre Offenheit aber angebracht, da dann weniger spekuliert werden kann. Wenn die Ägyptologen die
Furcht ablegen würden, sich lächerlich zu machen, würden sie möglicherweise wichtige Erkenntnisse gewinnen.
Insbesondere, wenn ein die jeweilige Fachrichtung übergreifender Meinungsaustausch stattfinden würde.
Vielleicht ist der Weg das Ziel. Es ist faszinierend, Querdenkern zuzuhören, soweit sie sich nicht extrem ins Abseits
bewegen, Möglichkeiten zu durchdenken, zu verwerfen und mit den tatsächlich vorliegenden Beweisen abzugleichen.
Seitdem der Mensch denken kann, ist er Suchender. Jeder Stillstand in dieser Richtung wird letztlich zum Rückschritt.
Wir nutzen lediglich etwa zehn Prozent unserer Gehirnmasse. Ob es jemals mehr werden, ist derzeit fraglich. Aber auch
mit diesen zehn Prozent sollte es möglich sein, Toleranz gegen Querdenker und buchhalterische Wissenschaftler zu
üben. Wenn alle Ideen verknüpft würden, wenn alle Archäologen, auch die verschiedener Fachrichtungen
(Ägyptologen, Sumerologen etc.), Gedanken austauschen würden, egal ob beweismäßig festgeschrieben oder als These,
dann wäre die Hoffnung gegeben, dass aus der Überheblichkeit des angeblich intelligenten Wesens tatsächlich einmal
Weisheit entsteht. Nur Menschen, die unbequem dachten und sich nicht beirren ließen, haben in der Forschung etwas
erreicht. In einem Vorspann zur Beschreibung des Tempels in Karnak las ich: Nur wenn er seinem Glauben, seiner
Überzeugung folgt, kann der Mensch wirklich Großes vollbringen.
Der Weg dahin ist lang. Die Faszination der Geheimnisse aber bleibt.
Anmerkungen
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(4)
(5)
(6)
(7)
(8)
(9)
Nach Schüssler, S. 61, etwa achtzig.
Graefe, S. 193
Silvermann, S. 102
Rohl, S. 398, 399
Lehmann
von Däniken, S. 226 ff
Helck, „Ägyptische Geschichtsschreibung“
Graefe, S.50
Graefe, S. 65
(10)
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(36)
(37)
(38)
(39)
Bild der Wissenschaft (April 1992)
Stadelmann, S. 44
Helck, S. 24 ff
Clayton, S. 33
Stadelmann, Tafel 35 a
private Mitteilung
Klemm, S. 54
private Mitteilung
G.R.AL., Sonderband 8
Stadelmann, S. 105
G.R.AL., 3/1996, S. 154
Lexikon der Ägyptologie, Bd. V, S. 6
Lexikon der Ägyptologie, Bd. I, S. 45
Junker
Silvermann, S. 172
Junker, GIZA VIKI S. 38, S. 127
Sitchin, S. 289
Stadelmann, S.125
G.R.A.L. 4/96
Stadelmann, S.123
Junker, GIZA VII S. 128
Freyburg, Ernst, S.A.S. 1/94 S. 30
G.R.A.L., 2/97, S. 30,31
Mendelssohn, S.143
Stadelmann, S.114, 118
Stadelmann, S.157
G.R.A.L., 3/96
Graefe (Hitat), S. 52
Kim; vgl. Geise: „Die Pyramiden - eine Brücke vom Mars“, Hohenpeißenberg 1997, S. 126 ff.
Graefe, (Hitat), S. 53
Literatur
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„Das Geheimnis des Orion“, München 1994
„Mittelägyptische Grammatik für Anfänger“, Wiesbaden, 4. Auflage
„Das Pyramidenkapitel in Al Makrizis ,Hitat„”, Leipzig 1911
„Lexikon der Ägyptologie“, Wiesbaden 1975
„Zur Lage der ägyptischen Geschichtsschreibung“, in Akten des vierten internationalen
Ägyptologen-Kongresses, München 1985
Helck, Wolfgang
„Untersuchungen zu Manetho und die ägyptischen Königslisten“, Berlin 1956
Junker, Hermann
„GIZA, Berichte über Grabungen auf dem Friedhof des Alten Reichs“, div. Bände der Akademie der
Wissenschaften Wien
Kim, L.
„Gott & Co, Nach wessen Pfeife tanzen wir?“, Wiesbaden 1994
Klemm, Prof. Dr. Dietrich und Rosemarie „Steine und Steinbrüche im Alten Ägypten“, Springer-Verlag 1992
Lehmann, Johannes
„So rechneten Ägypter und Babylonier“, Leipzig 1994
Mendelssohn, Kurt
„Das Rätsel der Pyramiden“, Augsburg 1992
Rohl, David
„Pharaonen und Propheten“, München 1996
Schüssler, Karlheinz
„Die ägyptischen Pyramiden“, Köln 1983
Silverman, David P.
„Das Alte Ägypten“, Verlag Fredering & Thaler, 1997
Sitchin, Zecharia
„Stufen zum Kosmos“, Tübingen 1982
Stadelmann, Rainer
„Die ägyptischen Pyramiden“, Mainz 1997
Velikovsky, Immanuel
„Das zweite Leben der Pharaonen“, Frankfurt am Main
Velikovsky, Immanuel
„Dynastien im Chaos“, Frankfurt am Main
Verlag Philip von Zabern „Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch“
von Däniken, Erich
„Die Augen der Sphinx“, München
Clayton, Peter A.
Gilbert & Bauval
Graefe, Erhart
Graefe, Erich
Helck, Wolfgang
Helck, Wolfgang
Zeitschriften
G.R.A.L.
Berlin
Scientific Ancient Skies, S.A.S.
Ch.-Feldbrunn
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