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Physiotherapie
von A – Z
S. 1
Wörterbuch
Englisch – Deutsch
S. 987
aus: Physiolexikon (ISBN 9783131482716) ©2010 Georg Thieme Verlag KG
Aerostatik
A
Aerosole: Freiluftinhalation Sole Gradierstollen, Bad Kreuznach.
Aerostatik f; Etym.: lat. aer „Luft“ u. griech.
statike „Lehre vom Gleichgewicht“; engl.: Aerostatics
Kontext: Physik
Lehre der unbewegten, insbesondere der strömungsfreien Gase. Beschäftigt sich u. a. mit Dichteverteilungen in der Atemluft, Zusammensetzung
der Höhenluft, Luftdruckschwankungen, den Partialdrucken in Gasgemischen. (Vgl. ▶ Strömungslehre.)
Affekt m; Etym.: lat. affectus „Gemütsstimmung, Erregung“; engl.: Affect
Kontext: Psychologie
Gemütserregung, die sowohl eine emotionale als
auch eine körperliche Dimension hat, z. B. die Bereitschaft, beim Affekt „Zorn“ mit der Faust auf
den Tisch zu hauen. Die Affektivität ist die Gesamtheit aller Affekte. Als affektiv wird ein Verhalten bezeichnet, das überwiegend von der Gemütserregung und weniger von kognitiven Prozessen bestimmt wird. Physiotherapie: A. ist
nicht Gegenstand der physiotherapeutischen Behandlung, spielt aber in Bezug auf die Interaktion
mit dem Patienten eine Rolle.
Affektive Gesichtsschmerzskala f; Etym.:
lat. affectus „Gemütsstimmung, Erregung“ u. scalae „Leiter, Treppe“; Abk.: FAS; engl.: Facial affective pain scale; Syn.: Affektive Gesichtsskala
Kontext: Kiefergelenksbehandlung
Kinder mit Kopfschmerzen haben signifikant
mehr psychologische Probleme als Kinder ohne
Kopfschmerzen. Um einen Eindruck über die
emotionalen Einflüsse auf den kindlichen Kopfschmerz zu bekommen, kann man die FAS einsetzen. Der Therapeut beginnt die Erfassung folgendermaßen: „Ich sage dir nun einige Wörter, die
Menschen häufig mit ihren Kopfschmerzen verbinden. Und ich frage dich, ob einige Wörter
auch auf dich zutreffen, wenn du Kopfschmerzen
hast: traurig, verängstigt, aufgewühlt, böse, erschrocken oder besorgt.“ Dann zeigt er dem Kind
die FAS mit der Aufgabe, das Gesicht zu wählen,
das mit ihm übereinstimmt, wenn es Kopfschmerzen hat.
Affektive Psychose f; Etym.: lat. affectio
„Einwirkung, Beschaffenheit, Stimmung, Neigung“ u. griech. psyche „Seele, Gemüt“; engl.: Affective psychosis
Kontext: Psychiatrie
Zu den a. P. gehören ▶ Depression und ▶ Manie.
Sie können getrennt voneinander (unipolar) oder
durch einen Wechsel beider Phasen (bipolar) auftreten. Die spezifischen Symptome können sich
bei beiden Krankheitsbildern bis hin zum wahnhaften Erleben entwickeln. Im akuten Zustand
sind physiotherapeutische Maßnahmen kaum
einsetzbar.
Affektive Störung f; Etym.: lat. affectus „Gemütsstimmung, Erregung“; engl.: Affective impairment; Syn.: Affektstörung
Kontext: Neurologie
Akute, chronische oder episodische Störung des
Affektes im Sinne einer nicht adäquaten Reaktion
auf Situationen (veränderte Grundstimmung);
Affektive Gesichtsschmerzskala (nach McGarth u. Koster 2000).
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Affolter
entweder als übermäßig gesteigerte (Manie bzw.
Dysphorie) oder übermäßig niedergeschlagene
Stimmungslage und Energielosigkeit (Depression). Ca. 80 % der Schlaganfallpatienten leiden
unter einer Depression aufgrund eines Neurotransmitterungleichgewichts (nicht reaktiv). Physiotherapie: Klare Strukturierung des Therapieinhaltes und Einhaltung einer professionellen therapeutischen Distanz. Wesentlich ist, dass der Therapeut das gezeigte Verhalten adäquat einordnet.
Die Störung ist physiotherapeutisch nicht direkt
zu beeinflussen.
Affektlabilität f; Etym.: lat. affectus „Gemütsstimmung, Erregung“ u. labilis „leicht dahingleitend, leicht gleitend“; engl.: Labile affect
Kontext: Neurologie
Verminderte Dauer und übermäßig häufiger
Wechsel der Gemütsbewegungen v. a. nach hirnorganischer Schädigung. Physiotherapie: A. ist
physiotherapeutisch nicht direkt zu beeinflussen.
Vermieden werden sollte eine Problematisierung
der Affekte.
Afferenz f; Etym.: lat. afferre „herbeitragen“;
engl.: Afference
Kontext: Neurophysiologie
Information, die aus der Peripherie des Körpers
an das Gehirn gesendet wird. Ein sich bewegender Arm erzeugt z. B. einen afferenten Informationsfluss (vgl. ▶ Deafferenzierung, ▶ Efferenz).
Somatosensible A.: Nervenfasern für Berührungsempfindung,
Temperaturwahrnehmung,
Schmerzwahrnehmung, Propriozeption.
Sensorische A.: Nervenbahnen aus Auge, Ohr,
Nase, Zunge und Gleichgewichtsorgan.
Viszerale A.: Nervenfasern des vegetativen Nervensystems, die aus den inneren Organen stammen.
Afferenzsynthese f; Etym.: lat. afferre „herbeitragen, hintragen“ u. griech. synthesis „Zusammensetzung, Zusammenführung, Verknüpfung“; engl.: Afference synthesis
Kontext: Neurophysiologie
Wesentliches Element des Konzepts des funktionellen Systems von Anochin; Ergebnis des Verrechnungsprozesses aller Rezeptorinformationen
(auslösende Afferenzen und Umgebungsafferenzen) und Gedächtnisinhalte. Die A. führt zur Entscheidung über das Bewegungsziel, woraus das
Handlungsprogramm inklusive der Festlegung
wichtiger Reafferenzen abgeleitet wird. Als resultierende Efferenz wird ausgegeben: die Efferenzkopie als Modell zur Vorhersage des erwarteten
Ergebnisses (hier Aktionsakzeptor; ▶ Antizipation) und die Efferenz an die Effektoren (Muskulatur). Das Modell der Ergebniserwartung wird zum
▶ Aktionsakzeptor. Die Reafferenzen werden wieder in der A. verarbeitet und stehen dem Aktionsakzeptor für den Vergleich zwischen der Erwartung und dem realen Ergebnis zur Verfügung.
Das Ergebnis des Vergleichs verursacht bei Nichtübereinstimmung eine Korrektur der Handlung
und eine möglichst gut angepasste veränderte
Efferenz. Besteht Übereinstimmung, wird der aktuelle Aktionsakzeptor gelöscht und durch den
neuen Aktionsakzeptor für die nächste Bewegungshandlung ersetzt.
Affolter Syn.: St. Galler Modell, Wahrnehmungskonzept nach Affolter
Kontext: Pädiatrie, Neurologie, Geriatrie
Auf der Entwicklungspsychologie nach Piaget beruhendes Wahrnehmungskonzept der Logopädin
und Psychologin Felicitas A., die sich intensiv mit
Wahrnehmung beschäftigt hat. Nach A. ist Wahrnehmung eine Interaktion mit der Umwelt. Die
Umwelt wirkt auf den Menschen, der sich selbst
jedoch in seiner Körperlichkeit nur in Interaktion
mit der Umwelt wahrnehmen kann. Umwelt und
Alltag sind immer wieder mit neuen Problemen
für den Patienten verbunden, die gelöst werden
sollen. Dabei spielt das taktil-kinästhetische und
propriozeptive System eine wichtige Rolle. In der
A
Affolter. Eine Patientin mit linksseitiger Hemiplegie wird beim Käseschneiden geführt.
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First Metatarsal Rise Sign
F
Finkelstein-Test.
First Metatarsal Rise Sign n; Etym.: engl.
first „erst, zuerst“, griech. meta... „hinter...“, tarsos „Fußsohle“, engl. to rise „sich erheben, anheben“ u. sign „Zeichen“; engl.: First metatarsal rise
sign
Kontext: Diagnostik, Medizinische Trainingstherapie
Schnelltest zur Überprüfung der passiven Funktion der M. tibialis posterior Sehne, die für die
Stabilität des Fußgewölbes notwendig ist. Der Patient steht gleichmäßig auf beiden Beinen. Der
Therapeut rotiert den Unterschenkel nach außen,
dies entspricht einer Varusstellung des Kalkaneus. Der Test ist positiv (d. h. Dysfunktion der
M. tibialis posterior Sehne) bei Abheben des
Köpfchens des Metatarsale I.
Fisher-Yates-Test m; Etym.: nach dem Biologen, Genetiker, Evolutionstheoretiker und Statistiker Ronald Aylmer Fisher (1890, London – 1962
Adelaide, Australien) u. dem brit. Statistiker Frank
Yates (1902–1994); engl. test „Prüfung, Untersuchung“; engl.: Fisher´s exact test; Syn.: Exakter
Fisher-Yates-Test, Exakter-Fisher-Test
Kontext: Statistik
Nichtparametrischer, exakter Hypothesen prüfender Test. Der F. dient der Bestimmung der
▶ Wahrscheinlichkeit, dass zwei ▶ Häufigkeitsverteilungen eines zweifach gestuften (binären)
Merkmals zweier unabhängiger ▶ Stichproben
gleich verteilt sind. Eine weitere Anwendung besteht in der Überprüfung eines Zusammenhangs
zweier in einer Stichprobe erhobener Alternativmerkmale. Ohne geeignete Statistiksoftware
kann der F. bei kleineren ▶ Stichprobenumfängen
auch anhand von Tabellenwerken ausgewertet
werden.
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Fitness f; Etym.: engl. „Leistungsfähigkeit; Eignung, Tauglichkeit“
Kontext: Prävention, Psychologie
Körperliche Leistungsfähigkeit, die eng mit psychischem Wohlbefinden verknüpft ist; beide Faktoren tragen zur Gesundheit bei. Ein körperlich leistungsfähiger Mensch wird seltener krank. Körperliche Aktivität und Ernährung beeinflussen die F.
Fitnesstraining n; Etym.: engl. „Aufbauprogramm zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit“;
engl.: Fitness training; Syn.: Gesundheitssport
Kontext: Trainingslehre, Prävention
Dient dem Erhalt oder der Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit im Gegensatz zum
Leistungs- bzw. Spitzensport (Maximalleistungen
innerhalb bestimmter Sportdisziplinen) oder der
Rehabilitation (Wiederherstellung gestörter bzw.
verloren gegangener Funktionen) und dient der
Prävention vor Erkrankungen des Herz-KreislaufSystems (z. B. Bluthochdruck), des muskuloskeletalen Systems (z. B. Osteoporose, Distorsionen),
der inneren Organe (z. B. Diabetes mellitus).
Fitzgerald-Test m; engl.: Fritzgerald test
Kontext: Medizinische Trainingstherapie, Manuelle Therapie
Test auf Labrumläsionen am Hüftgelenk; hohe
Spezifität, im Vergleich zu anderen Tests höhere
Treffsicherheit; muss aber durch Magnetresonanztomografie (MRT) bestätigt werden. Ausführung: der Patient befindet sich in Rückenlage,
sein Fuß liegt in der Leiste des Therapeuten; die
laterale Hand des Therapeuten fixiert das Knie,
die mediale Hand die kontralaterale Hüfte des Patienten. Bewegung des Beins im Hüftgelenk aus
Extension, Abduktion und Außenrotation in 90°
Flexion (oder endgradig), Adduktion und Innenrotation (Halbkreisbewegung). Beurteilung: der
Test ist positiv bei Provokation des typischen
Schmerzes.
Fitzgerald-Test.
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Flachrücken, thorakaler
Fixateur, externer m; Etym.: franz: fixateur
„Befestiger“ u. externe „äußerlich“; engl.: Fixator,
external
Kontext: Traumatologie
Von außen durch die Haut befestigtes Haltesystem, das einen Knochenbruch bei möglichst geringer Weichteilschädigung stabilisiert. Der Fixateur ist trotz der operativen Weichteilverletzung
eine schonende Vorgehensweise, um die Fragmente gegeneinander zu stabilisieren. Man verankert Pins in den Knochenfragmenten, die nach
erfolgtem Einrichten des Knochenbruchs (Reposition) mittels einer starren Vorrichtung (zumeist
in Form von Stangen) fest miteinander verbunden werden. Am Pin sind Haut, Unterhaut, Muskelfaszien und Muskeln „aufgefädelt“. Die reduzierte Beweglichkeit der Weichteilschichten führt
zu Bewegungseinschränkungen in den angrenzenden Gelenken; die Ruhigstellung fördert die
Abnahme der Muskelmasse und Bildung von
▶ Crosslinks. Spezialfixateure (z. B. Ilizarov-Fixateur) eröffnen weitere Möglichkeiten, z. B. Knochenverlängerungen und Osteomyelitis-Therapie.
Externer Fixateur: Schematische Darstellung.
Fixateur, interner m; Etym.: franz: fixateur
„Befestiger“ u. lat. internus „innerlich, inwendig“;
engl.: Fixator, internal
Kontext: Chirurgie
Instrumentarium zur operativen Stabilisation
nach knöchernen Frakturen der Extremitäten und
der knöchernen Anteile der Wirbelsäule. Dieses
Verfahren garantiert eine rasche postoperative
Mobilisation und Belastung der betroffenen Gelenke und somit des Patienten. Die postoperativen Liegezeiten konnten durch die Entwicklung
des internen F. drastisch verkürzt werden: z. B.
nach Wirbelfrakturen von ca. 16 Wochen auf wenige Tage.
Fixe Kosten f; Etym.: lat. fixus „fest, unveränderlich“; engl.: Fixed cost
Kontext: Betriebswirtschaftslehre
Unveränderter Teil der Gesamtkosten eines Unternehmens innerhalb eines bestimmten Zeitraumes, der unabhängig vom Auslastungsgrad (Beschäftigung) ist.
Physiotherapie: Miete, Personalkosten fest angestellter Mitarbeiter, Versicherungsprämien usw.
bilden die F. einer Praxis; sie sind i. d. R. relativ
hoch (vgl. ▶ variable Kosten).
Absolut fixe K.: Konstant linearer Verlauf; unabhängig vom Beschäftigungsgrad.
Sprungfixe K.: Bleiben innerhalb eines bestimmten Intervalls konstant, steigen dann sprunghaft
auf ein höheres Level an, bleiben für ein weiteres
Intervall linear. Ursachen: z. B. Mieterhöhungen
oder Festanstellung eines zusätzlichen Mitarbeiters.
Fläche f; engl.: Area
Kontext: Biomechanik
Zweidimensionaler Teil einer Ebene; abgeleitete
Größe aus zwei Längenangaben (a, b) A = a ! b
oder bei unregelmäßiger Abgrenzung durch Integration (Integralrechnung). Beispiel: Fläche unter einer Kurve wie z. B. Weg als Fläche im v-t-Diagramm.
Flachrücken m
Kontext: Orthopädie, Funktionelle Bewegungslehre
Typische Abweichung des muskuloskeletalen Systems im Stehen mit Retroversion des Beckens.
Weiterlaufende Effekte: Flexion der unteren LWS
(dorsale Distraktion der Bandscheibe); die Verkürzungen der Ischiokruralmuskulatur und des M.
rectus abdominis potenzieren sich (Verstärkung
der Beckenfehlstellung); das Bewegungsverhalten
(Bücken) ist verändert; Verlängerung des M.
psoas major (insuffizient in der Annäherung,
„Stellungsschwäche“); evtl. flektorische Hypermobilität der LWS aufgrund einer fehlenden selektiven Flexion im Hüftgelenk, da der M. psoas
insuffizient und der M. rectus abdominis dominant ist (verfrüht einsetzende Flexion der LWS).
Flachrücken, thorakaler m; Etym.: griech.
thorax „Brustkorb“; engl.: Flatback; Syn.: Trichterbrust
Kontext: Funktionelle Bewegungslehre
Brustkorb mit verminderter Brustkorbtiefe bzw.
vermindertem sagittotransversalen Brustkorb-
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F
281
Skoliosetherapie nach Schroth
Einteilungen:
nach dem Zeitpunkt der Diagnose: infantile S.
(bis 6 Jahre), juvenile S. (bis 10 Jahre) und Adoleszentenskoliose (über 10 Jahre); nach der
Form: C-förmige, S-förmige S.; nach der Lokalisation: thorakale, thorakolumbale oder lumbale S.
Bei Krümmungen bis 20° nach Cobb (Messung
anhand des Röntgenbildes) ist eine physiotherapeutische Behandlung ausreichend; ab 20° nach
Cobb ist zusätzlich eine Korsettanpassung erforderlich; ab 50° nach Cobb operative Aufrichtung
und Versteifung der Wirbelsäule.
Ziel der Physiotherapie: Weitgehendste Minimierung der asymmetrischen Gesamtentwicklung
durch geeignete Therapieverfahren, z. B. Skoliosetherapie nach Schroth, Vojta, Spiraldynamik
und PNF. Typische therapeutische Schwerpunkte:
Wahrnehmung körpereigener Abstände, Mobilisation, aktive Aufrichtung und Stabilisierung der
Wirbelsäule, Veränderung des Bewegungsverhaltens, Eigentraining, ggf. Atemtherapie (vgl. ▶ Siebener Syndrom).
S
Skoliose: Röntgenbild.
798
Skoliosetherapie nach Schroth f; Etym.:
nach Katharina Schroth (1894–1985); engl.: Scoliosis Treatment according to Schroth
Kontext: Skoliosetherapie nach Schroth, Orthopädie
Die S. wurde von Katharina Schroth entwickelt,
selbst Skoliotikerin ohne medizinische Ausbildung. Sie verwendete Beobachtungen an sich
selbst für ihre aktiv korrigierende „Geradeerziehung“. Das Konzept wurde von ihrer Tochter
Christa Lehnert-Schroth weiterentwickelt.
Grundlage des Konzepts sinddas Klassifizieren
und Bewusstmachen der Haltungsabweichungen
und ▶ Skoliosen durch Unterteilung des Körpers
in drei (bei vierbogiger Skoliose in vier) Blöcke:
lumbaler Block (evtl. noch mal unterteilt in Taillen-Lendenwirbelsäulenblock und BeckengürtelKreuzbein-Block), thorakaler Block und kranialer
Block. Geübt wird mit phasischer und tonischer
Muskulatur in maximaler Korrekturstellung mit
Haltephasen.
Die fünf Grundprinzipien sind: aktive Extension,
Deflexion zur Vermeidung der lateroflektorischen
Abweichungen, Derotation, Stabilisation durch
isometrisches Halten der Korrektur, Fazilitation
durch Benutzen propriozeptiver und exterozeptiver Reize.
Slack m; Etym.: engl. slack (Seemannssprache)
„Schlaffheit, Durchhängen eines Taus“
Kontext: Kaltenborn-Evjenth-Konzept
Schlaffheit der periartikulären Strukturen, die eine Bewegung ohne wesentliche Zunahme der
Gewebespannung ermöglicht. Der Begriff S. wurde schon von Mennell benutzt. Nimmt der Therapeut diesen S. heraus (engl. the slack is taken up),
spürt er einen ersten kleinen Bewegungswiderstand als Ende der Slackzone. Dann steigt in der
Übergangszone der Bewegungswiderstand durch
das Straffen der periartikulären Strukturen gering
an bis zum ersten deutlichen Stopp.
Slider m; Etym.: engl. slide „gleiten“
1. Kontext: Manuelle Therapie
Art der neuralen Mobilisation; therapeutischer
neuraler Spannungsaufbau zur Mobilisation struktureller Einschränkungen des Nervensystems;
entweder von kranial oder von kaudal ausgehend, auch abwechselnd; so wird einerseits Spannung zur Mobilisation aufgebaut, andererseits
das Provozieren eines Reizzustandes vermieden.
Die Idee ist, die makroskopische Funktion des
Nervensystems zu betonen, d. h. die „Bewegung“. Das Prinzip ist, dass ein proximaler Teil
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Slump-Test, zervikaler
des beeinflussten Nervensystems entspannt,
aber zugleich die distale Komponente belastet
und umgekehrt (vgl. ▶ Tensioner).
2. Kontext: Kiefergelenkbehandlung
Siehe 1.; mit diesem Vorgehen lässt sich auch das
kraniale Nervensystem behandeln, z. B. der N.
mandibularis oder der N. facialis. Vorteil der S. ist,
dass sie weder das periphere Nervensystem noch
den Patienten belasten. Dadurch können sie einfach aktiv ausgeführt werden. Meist wird mit
leichtem Widerstand behandelt. Die Ausführung
darf nicht schmerzhaft sein. S. lassen sich einfach
in Schmerzmanagement-Programme (z. B. ▶ Pacing) integrieren. Der Therapeut muss zuerst die
möglichen relevanten neuralen Kontainer (umliegendes Gewebe des Nervensystems) beurteilen
und behandeln, bevor er die S. anwendet (vgl.
▶ Tensioner).
Sloper m; Etym.: engl. slope „Neigung, Schräge“
Kontext: Therapeutisches Klettern
▶ Griff mit abschüssiger Form, der zum Auflegen
der Hand unter Druck geeignet ist.
Slow acting Drugs in Osteoarthritis f;
Etym.: engl. slow „langsam“, acting „handelnd“,
drug „Medikament“; Abk.: SODOA
Kontext: Orthopädie
Medikamente zur Arthrosebehandlung, die zusätzlich zur klassischen Gabe von Analgetika und
nichtsteriodalen Antiphlogistika (NSAIDs) verabreicht werden können, um präoperativ Schmerzen zu lindern. Es handelt sich sind vor allem um
die intraartikuläre Injektion von Hyaloronsäure
oder die orale Gabe von Glukosamin und Chondroitin.
Slump-Test m; Etym.: engl. to slump „hineinplumpsen, -sacken“; engl.: Slump test
Kontext: Manuelle Therapie, Maitland-Konzept
Test zum Prüfen der ▶ Neurodynamik. Cyriax
wendete bereits 1942 die Kombination aus Kniestreckung mit zervikaler Flexion an. Maitland benannte den Test nach einer Studie (1979), verfeinerte ihn weiter und führte ihn in die Manuelle
Therapie ein. Einsatz: bei jeder Schmerzart, die
auf Beteiligung der Nervenstrukturen hindeutet.
Besonders sinnvoll, wenn die Symptome in ähnlichen Haltungen im Alltag auftreten, z. B. Schmerzen oder Kribbeln am Fibulakopf beim Autofahren oder im Langsitz. Durchführung (im Sitzen):
Der Patient beschreibt die Symptome. Der Therapeut flektiert Rumpf und Nacken des Patienten,
nimmt die Kniestreckung und Dorsalextension
hinzu; spannt allmählich das gesamte Nervensystem; prüft, welcher Testschritt die Symptome
auslöst/verstärkt.
Slump-Test.
Slump-Test, zervikaler m; Etym.: engl.
slump „plumpsen, zusammensacken“, test „Prüfung, Untersuchung“ u. lat. cervix „Hals, Nacken“;
engl.: Slump test, cervical
Kontext: Kiefergelenkbehandlung
▶ Neurodynamischer Test im Sitzen. Mit dem S.
lässt sich eine Beteiligung des Nervensystems als
Symptomquelle überprüfen, z. B. wenn die Symptome eines Patienten durch eine hochzervikale
Flexion und Lateroflexion (Computerarbeit) verursacht werden.
Durchführung: Beim S. sitzt der Patient an der
kurzen Seite der Behandlungsbank, der Therapeut steht schräg vor ihm. In einem irritierbaren
Zustand wird der Kopf des Patienten bis zu den
ersten Symptomen oder dem ersten unangenehmen Gefühl gebeugt. Hinterher legt der Therapeut die ganze Hand in den Nacken und der linke
Daumen hat Kontakt mit dem Okziput. Der kleine Finger berührt die Wirbelsäule. Dann fragt der
Therapeut den Patienten, ob er eine thorakale
Flexion machen kann. Während dieser sensibilisierenden Bewegung des Nervensystems soll der
Kopf keine Flexion oder Extension machen. Der
Therapeut achtet auf die Distanz zwischen Okziput und thorakaler Wirbelsäule, die während des
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S
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