PROTOKOLL WORKSHOP A1 Freischwimmer Englisch bei Christiane Buchner Eingeleitet wurde der Workshop mit Denkanstößen über generelle Unterschiede zwischen Englisch und Deutsch, illustriert unter anderem durch das Zitat „No two languages match“ von George Steiner. Mit Gewinn lassen sich zu diesem Thema auch die einschlägigen Werke von Judith Macheiner lesen (Übersetzen. Ein Vademecum, Frankfurt 1995; Das grammatische Varieté, Frankfurt 1998). Zentrale Punkte, die einem beim Übersetzen vom Englischen ins Deutsche bewusst sein sollten: 1) Die Seele des deutschen Satzes ist das Verb, während im Englischen das „Fleisch“ oft im Substantiv steckt. No more tests for Rose. – Für heute hat sich’s ausgetestet. 2) Im Dt. ist die Satzstellung flexibler, da es Kasusendungen gibt, die Subjekt und Objekt markieren. These are difficulties the man from the country has not expected. Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet. (Kafka) Eine Konstruktion wie der engl. Spaltsatz ist im Dt. eher unüblich. 3) Im Dt. steht am Satzanfang der Hintergrund, das Neue, der „Knaller“ kommt am Schluss. Im Engl. liegt der Informationsschwerpunkt tendenziell eher in der Satzmitte. … and he was beardless for the first time in days. … und er war zum ersten Mal seit Tagen frisch rasiert. Welche Verfahren können wir beim Übersetzen nutzen, um diesen Unterschieden zwischen Englisch und Deutsch gerecht zu werden? 1) Umschichten z.B. Verb zu Adverb I suppose you all know this, but English verbs tend to translate as German adverbs. Vermutlich ist euch das nicht neu: Englische Verben werden gern mit deutschen Adverbien übersetzt. She threw it away the next day because she said she thought it was an acorn. Sie warf sie am nächsten Tag weg, weil sie angeblich dachte, es wäre eine Eichel. 2) Weglassen oder Hinzufügen – Weglassen: Auf Engl. wird die Erzählperspektive immer wieder genannt, auf Dt. lässt man sie öfter mal weg, ebenso wie ständige Sinneswahrnehmungen (She saw/heard …) But she had barely positioned herself to the side of the camera when she saw a man appear across the street. Doch kaum stand sie neben der Kamera, da tauchte auf der anderen Straßenseite schon ein Mann auf. – Hinzufügen: Im Dt. liegt viel in den Partikeln, daher kann man öfter mal eine Partikel ergänzen. “What do you want to know now?,” asks the doorkeeper. “You’re insatiable.” “Everyone strives to reach the law,” says the man. „Was willst du denn jetzt noch wissen?, fragt der Türsteher. „Du bist unersättlich.“ „Alle streben doch nach dem Gesetz“, sagt der Mann. I told you butter would not suit the works. Ich habe dir ja gleich gesagt, Butter ist für das Uhrwerk nichts. Deutsch verfügt über etliche Mittel, die es im Engl. nicht gibt, z.B. zusammengesetzte Substantive oder substantivierte Adjektive. Als Allzwecktrick eignet sich oft ein Perspektivenwechsel: „Bear in mind!“ – „Vergiss nicht!“ “Men? They don’t come like that. You have to train them.” “Männer? Die werden nicht so geliefert, die muss man erziehen.“ “Tell me about it.“ – „Wem sagst du das?“ Den theoretischen Vorüberlegungen schloss sich die gemeinsame Übersetzung einer Passage aus Tony Parsons, The Family Way (London 2004) an. Anhand dieser Textpassage stellten wir unter anderem fest, dass Komparativ und Superlativ im Dt. oft anders geschichtet sind als im Engl.: … the smallest of smiles – … ein winziges/sparsames/dünnes Lächeln Das Auftauchen eines Taxis im Text löste eine lebhafte Debatte darüber aus, ob bei „black cab“ die Farbe mit übersetzt werden soll. Da ein normales Londoner Taxi indes geradezu prototypisch schwarz ist, lässt man die Farbe lieber weg, denn das wäre eine überflüssige Information, die die Leser nur irritieren würde. PROTOKOLL: Ariane Böckler