FHWien-Studiengänge der WKW Studiengang Personal- und Wissensmanagement Titel der Bachelorarbeit: “Kompetenzanforderungen an Führungskräfte im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel – Aus Sicht von Führungskräften” Verfasst von: Magª. Seada Killinger Betreut von: Magª. (FH) Magª. Dr. Gudrun Gaedke Ich versichere: • dass ich die Bachelorarbeit selbständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe. Wörtliche Zitate habe ich als solche gekennzeichnet. • dass ich dieses Bachelorarbeitsthema bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe. 1. Mai 2011 Datum Unterschrift I Abstract Um den Globalisierungseinflüssen und den kontinuierlichen Veränderungen am Wirtschaftsmarkt gerecht zu werden, sind Organisationen gezwungen, sich zu verändern, um so ihre Positionierung am Wirtschaftsmarkt zu sichern. Diesen notwendigen organisationalen Wandlungsprozessen begegnen Mitarbeiter oftmals mit Widerständen. Auf Basis der vorangegangenen Bachelorarbeit 1, welche sich mittels Literaturrecherche mit den Kompetenzanforderungen an Führungskräfte im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel beschäftigte, werden in der vorliegenden Bachelorarbeit anhand einer qualitativen empirischen Untersuchung die theoretischen Ergebnisse der Bachelorarbeit 1 auf ihre Gültigkeit aus Sicht von Führungskräften überprüft und ergänzt. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in der vorliegenden Bachelorarbeit zusammengeführt und interpretiert. Es wird dargestellt, dass Führungskräfte eine Mischung an diversen Kompetenzen aufweisen müssen, jedoch sozial-kommunikative Kompetenzen ausschlaggebend für den erfolgreichen Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel Methodenkompetenzen zur Gänze in den Hintergrund treten. sind und Fach- und II Inhaltsverzeichnis 1. 2. 3. Einleitung ...........................................................................................................................1 1.1. Problemstellung ..........................................................................................................3 1.2. Zielsetzung und Forschungsfrage...............................................................................5 Empirische Untersuchung...................................................................................................6 2.1. Beschreibung und Begründung der Methodenwahl ...................................................6 2.2. Beschreibung der Erhebungsinstrumente ...................................................................7 2.3. Auswertungsverfahren mittels Inhaltsanalyse nach Meuser/Nagel............................8 2.3.1. Transkription ......................................................................................................8 2.3.2. Paraphrase...........................................................................................................8 2.3.3. Überschriften ......................................................................................................9 2.3.4. Thematischer Vergleich......................................................................................9 2.3.5. Soziologische Konzeptualisierung .....................................................................9 2.3.6. Theoretische Generalisierung ...........................................................................10 2.3.7. Adaption des Auswertungsverfahrens für die vorliegende Bachelorarbeit ......10 2.4. Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes .......................................................10 2.5. Beschreibung der Durchführung der Untersuchung.................................................11 Ergebnisse.........................................................................................................................13 3.1. Organisationaler Wandel ..........................................................................................13 3.1.1. Bedeutung und Zweck von Wandel..................................................................13 3.1.2. Die Rollen im Wandlungsprozess ....................................................................14 3.1.3. Erfolgsfaktoren in unterschiedlichen Phasen des Wandlungsprozesses ..........14 3.2. Widerstand................................................................................................................15 3.2.1. Bedeutung und Wahrnehmung von Widerstand...............................................16 3.2.2. Umgang mit Widerstand...................................................................................16 3.3. Führung im Wandel ..................................................................................................17 3.3.1. Bedeutung von Führung in Wandlungsprozessen ............................................18 3.3.2. Weiterentwicklungsangebot für Führungskräfte ..............................................19 3.3.3. Mitarbeitereinbindung in Entscheidungen .......................................................19 3.3.4. Lernerfahrungen ...............................................................................................20 3.4. Kompetenzanforderungen an Führungskräfte ..........................................................20 3.4.1. Kompetenzanforderung im Wandel..................................................................21 III 4. 3.4.2. Kompetenzanforderungen im Umgang mit Widerstand...................................22 3.4.3. Identifizierte Schlüsselkompetenzen ................................................................24 3.4.4. Argumentation der Schlüsselkompetenzen ......................................................25 Interpretation der Ergebnisse............................................................................................28 4.1. Das Verständnis von Wandel ...................................................................................28 4.2. Erfolgsfaktoren unterschiedlicher Veränderungsphasen ..........................................28 4.3. Wandel und Widerstand ...........................................................................................29 4.4. Führung im Wandel ..................................................................................................30 4.4.1. Bedeutung der Führungsrolle im Wandel.........................................................30 4.4.2. Führung im Umgang mit Widerstand...............................................................31 4.4.3. Weiterentwicklungsmaßnahmen für Führungskräfte im Wandel.....................32 4.4.4. Führung im Kontext zur Mitarbeitereinbindung in Entscheidungsprozesse ....32 4.4.5. Lernerfahrungen aus Wandlungsprozessen ......................................................33 4.5. Kompetenzanforderungen für die Implementierung von Wandlungsprozessen .....33 4.6. Kompetenzanforderungen im Umgang mit Widerstand...........................................35 5. Conclusio ..........................................................................................................................36 6. Zusammenfassung ............................................................................................................42 Literaturverzeichnis ..................................................................................................................44 Anhang .....................................................................................................................................47 Anhang A: Sensibilisierungskonzept ...................................................................................47 Anhang B: Interviewleitfaden ..............................................................................................48 IV Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Anzahl der Nennungen von Schlüsselkompetenzen von Führungskräften im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel.....................................................25 Abbildung 2: Modifiziertes Modell der Schlüsselkompetenzen von Führungskräften im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel unter Berücksichtigung der Einflussfaktoren................................................................................................................41 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Die zehn Schlüsselkompetenzen der Führungskräfte im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel ...............................................................................................3 Tabelle 2: Ergänzende Schlüsselkompetenzen von Führungskräften im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel..........................................................................25 1 1. Einleitung Organisationen unterliegen kontinuierlichen Veränderungsprozessen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und Positionierung am Wirtschaftsmarkt sicher zu stellen (vgl. Müller et al. 2010, S. 407). Dabei kann organisationaler Wandel durch unternehmensexterne oder unternehmensinterne Faktoren notwendig werden. Externe Auslöser liegen in Abhängigkeit von Marktentwicklungen und anderen unterschiedlichen Umweltveränderungen, welche mit der Organisation in Zusammenhang stehen. Im Gegensatz dazu treten interne Einflussfaktoren aus der Organisation heraus auf und machen einen Wandel notwendig, wie beispielsweise das Wachstum eines Unternehmens (vgl. Lauer 2010, S. 11-19). Das Unterbleiben des notwendigen Wandels kann für Organisationen schwerwiegende Folgen im Hinblick auf ihre Marktpositionierung haben (vgl. Lauer 2010, S. 41). Wandlungsprozesse stellen immer einen Eingriff in die Organisation dar (vgl. Müller et al. 2010, S. 400). Organisationen haben individuelle Organisationskulturen und -strukturen mit unterschiedlichen Werten, welche sich nur sehr schwer verändern lassen (vgl. Wöhrle 2005, S. 40). Organisationen müssen lernen, damit der notwendige Wandlungsprozess stattfinden kann (vgl. Wöhrle 2005, S. 58). Dabei brauchen Mitarbeiter nachvollziehbare Ziele, um die Notwendigkeit des Wandlungsprozesses zu erkennen und um zu Lernen (vgl. Wöhrle 2005, S. 66). Widerstände gehören bei einem organisationalen Wandel zum Veränderungsprozess (vgl. Wimmer 2009, S. 9) und sind nicht selbstlösend (vgl. Reimer 2006, S. 18). Um Widerständen erfolgreich zu begegnen, bedarf es unterstützender Maßnahmen durch Führungskräfte (vgl. Reimer 2006, S. 18). Somit ist es für die erfolgreiche Implementierung von Veränderungsprozessen notwendig, die Ursachen der Widerstände festzustellen (vgl. Dowling S. 2006, S. 123). Widerstände können in erklärungsbedürftige und nicht erklärungsbedürftige eingeteilt werden. Nicht erklärungsbedürftige Widerstände beruhen auf nachvollziehbaren Aspekten wie Gehaltskürzungen oder Positionsverlust. Erklärungsbedürftige Widerstände entstehen aufgrund psychologischer Aspekte und stützen sich meist auf Ängste der Mitarbeiter (vgl. Lauer 2010, S. 44 f.). Der Ursprung für eine Weiterentwicklung auf dem Gebiet des Umgangs mit Widerstand im organisationalen Wandel liegt darin begründet, dass der Erfolg von Veränderungsprozessen primär von den Organisationsmitgliedern abhängt (vgl. Steinmann/Schreyögg 2005, S. 494). 2 Durch Führung soll das Verhalten der Mitarbeiter unter Setzung von Reizimpulsen durch Vorgesetzte zur Erreichung der Organisationsziele beeinflusst werden (vgl. Steinle 2005, S. 561). Dabei liegt es in der Verantwortlichkeit der Führungskraft, die Mitarbeiter zu motivieren, neue Wege zu finden, freiwillig und engagiert an Problemen zu arbeiten, um kreative Lösungen zu finden und so an der Erreichung der gemeinsamen Ziele zu arbeiten (vgl. Hinterhuber 1997, S. 281 f.). Organisationaler Wandel stellt für Führungskräfte eine anspruchsvolle Situation dar, in welcher sie ihre Handlungsspielräume und Führungskompetenzen unter Beweis stellen müssen. Auf der einen Seite müssen sich Führungskräfte mit den Mitarbeitern auseinandersetzen und auf sie eingehen, auf der anderen Seite dürfen die Organisationsziele nicht vernachlässigt werden. Um diesen Anforderungen im Wandlungsprozess gerecht zu werden, müssen Führungskräfte eine Reihe unterschiedlicher Kompetenzen aufweisen (vgl. Zehrer/Mössenlechner 2010, S. 182-190). In der Bachelorarbeit 1 wurde dargestellt, dass der Begriff Kompetenz in der Literatur unterschiedlich definiert wird. Sonntag/Stegmaier (vgl. 2007, S. 184) beschreiben Kompetenzen als Wissen, Fähigkeiten, Motivation, Interesse, Fertigkeiten, Verhaltensweisen und andere Eigenschaften einer Person, die im Kontext zu den Ansprüchen unterschiedlicher Arbeitsaufträge stehen. Erpenbeck (vgl. 2004, S. 58) beschreibt Kompetenzen als Dispositionen (Anlagen, Fähigkeiten und Bereitschaften). Kompetenzen werden durch Wissen begründet, durch Werthaltung geschaffen, durch Verinnerlichungsprozesse personalisiert, als Fähigkeit verfügt, durch Erfahrungen gefestigt und aufgrund von Willen umgesetzt (vgl. Heyse/Erpenbeck 2009, S. 11). Erpenbeck (vgl. 2004, S. 58 f.) unterscheidet vier Arten von Grundkompetenzen: Aktivitäts- und Handlungskompetenz, Fach- und Methodenkompetenz, personale Kompetenz, sowie die sozial-kommunikativen Kompetenz. Heyse (vgl. 2007, S. 27) beschreibt, dass die vier Grundkompetenzen nie eindeutig voneinander getrennt werden können und in wechselseitiger Abhängigkeit zueinander beansprucht werden. Erpenbeck (vgl. 2004, S. 59) versteht unter Aktivitäts- und Handlungskompetenz die willensstarke Umsetzung eines Menschen unter Einbeziehung seines Wissens und Könnens, der sozialen Kommunikation, sowie der Werte, Normen und Ideale. Fach- und Methodenkompetenz sind Anlagen, Fähigkeiten und Bereitschaften eines Individuums, sich Fachwissen kontinuierlich anzueignen und lösungsorientiert und innovativ unter Setzung passender Methoden zu handeln (vgl. Erpenbeck 2004, S. 59). Personale Kompetenzen bezeichnen die Möglichkeiten eines Menschen, sich selbstreflektierend und selbstkritisch zu betrachten und nach den entwickelten Idealen, Werten und Normen innovativ und effektiv zu denken und zu handeln (vgl. Erpenbeck 2004, S. 58). Sozial-kommunikativer 3 Kompetenz ist die eigene Impulssetzung eines Menschen, sich mit anderen Personen kreativ, kommunikativ und kooperativ auseinanderzusetzen (vgl. Erpenbeck 2004, S. 58). 1.1. Problemstellung Welche Kompetenzanforderungen an Führungskräfte im Kontext zum organisationalen Wandel gestellt werden, muss aus mitarbeiterbezogener und organisationsbezogener Perspektive betrachtet werden (vgl. Wimmer 2000, S. 171). In der Bachelorarbeit 1 wurden zehn Schlüsselkompetenzen im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel im Zuge einer theoretischen Auseinandersetzung mit der vorliegenden Thematik abgeleitet und werden als Forschungsergebnis der Bachelorarbeit 1 in der nachstehenden Tabelle 1 dargestellt und im nachstehenden Abschnitt beschrieben. Tabelle 1: Die zehn Schlüsselkompetenzen der Führungskräfte im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel Personale Kompetenz Glaubwürdigkeit Aktivitäts- und Handlungskompetenz Impulsgeben Sozial-kommunikative Kompetenz Beratungsfähigkeit Normativ-ethische Einstellung Zielorientiertes Führen Dialogfähigkeit Fach- und Methodenkompetenz Beurteilungsvermögen Kommunikationsfähigkeit Konfliktlösungsfähigkeit Problemlösungsfähigkeit Quelle: Killinger 2010, S. 18 in Anlehnung an Heyse 2007, S. 27 Für den erfolgreichen Umgang mit Widerständen im organisationalen Wandel ist es unumgänglich, die Ursachen der Widerstände zu kennen (vgl. Frey et al. 2009, S. 561), wobei es im Umgang mit Widerständen keine standardisierte Vorgehensweise gibt, da jeder Wandlungsprozess einzigartig ist (vgl. Cacaci 2006, S. 60). Das Auftreten von Widerständen im Kontext zu Veränderungsprozessen basiert oftmals auf Ängsten (vgl. Kieser/Hegele 1998, S. 124). In Bezug darauf bedeutet Führungsarbeit im Umgang mit Widerständen zu einem hohen Anteil auch Vertrauen (vgl. Cacaci 2006, S. 60). Deshalb wird die Kompetenz der Glaubwürdigkeit, welche als sachliche Weitergabe von erlebten und beobachteten Situationen als auch Gelassenheit und Stabilität der eigenen Person (vgl. Heyse 2007, S. 58), als eine wesentliche Kompetenz von Führungskräften gesehen. Weiters werden aufgrund 4 unterschiedlicher Aspekte wie Verunsicherung und Angst Widerstände ausgelöst, welchen mit klarer Kommunikation im Hinblick auf die Ziel- und Zweckerreichung des Wandlungsprozesses begegnet werden kann (vgl. Frey et al. 2009, S. 563). Heyse (vgl. 2007, S. 58) beschreibt die Kommunikationsfähigkeit als eine objektive und frustrationstolerante sowie wertschätzende Haltung gegenüber dem Gesprächspartner. Widerstände, welche aufgrund des Fehlens notwendiger Fähigkeiten und Fertigkeiten entstehen, müssen durch die Führungskraft erkannt und analysiert werden, um eine Beratung bezüglich der notwendigen Entwicklungsmaßnahmen der Mitarbeiter durchzuführen zu können (vgl. Frey et al. 2009, S. 563). Hier brauchen Führungskräfte die Kompetenzen des Beurteilungsvermögens und der Beratungsfähigkeit. Unter Beurteilungsvermögen versteht Heyse (vgl. 2007, S. 58) das Verfügen über fachlich-methodisches Wissen und die Beurteilung von Problemsituationen, sowie die authentische und glaubwürdige Darstellung von Problemlösungsstrategien. Beratungsfähigkeit der Führungskraft soll Mitarbeiter zum selbstorientierten Handeln und der selbständigen Problemlösung motivieren (vgl. Heyse 2007, S. 39). Sind Mitarbeiter demotiviert, muss die Führungskraft positive Aspekte verdeutlichen und Impulse setzen (vgl. Frey et al. 2009, S. 563). Unter der Kompetenz Impulsgeben versteht Heyse (vgl. 2007, S. 58) das Setzen von Denkanstößen, um ein gewünschtes Handeln der Mitarbeiter zu erreichen. Wenn Mitarbeiter nicht wissen oder glauben, dass Veränderungen erwünscht sind, dann muss durch die Führungskraft die klare Ziel- und Zweckerreichung kommuniziert werden (vgl. Frey et al. 2009, S. 563). Daraus lassen sich die Kompetenzen des zielorientierten Führens und der Dialogfähigkeit für Führungskräfte ableiten. Die Kompetenz des zielorientierten Führens impliziert die Überzeugung von der Zielsetzung, sowie das Verfügen und Einsetzen von Fach- und Methodenwissen für die Zielerreichung (vgl. Heyse 2007, S. 95). Dialogfähigkeit zeichnet sich dadurch aus, dass Personen Sachverhalte klar umreißen und ihre Arbeits- und Handlungsschritte begründen können. Diese Kompetenz bringt Personen Sympathie, Anerkennung und Vertrauen (vgl. Heyse 2007, S. 43). Da Widerstände nicht selbstlösend sind, brauchen Führungskräfte im Umgang mit Konfliktlösungsfähigkeit und Problemlösungsfähigkeit (vgl. Reimer Widerständen 2006, S. 18). Konfliktlösungsfähigkeit beinhaltet das Erkennen von unterschiedlichen Interessen und die Durchführung von Überzeugungsfähigkeit Problemlösungsfähigkeit Konfliktgesprächen durch unter Argumentationen versteht Heyse (vgl. (vgl. 2007, Einbeziehung Heyse 2007, S. 82) das der S. eigenen 66). Erkennen Unter von Problemsituationen und das Führen von lösungsorientierten Gesprächen unter Personen. Da Führungskräfte eine Vorbildrolle einnehmen und die Haltung der Führungskraft im 5 Wandlungsprozess starken Einfluss auf das Verhalten der Mitarbeiter hat (vgl. Müller et al. 2010, S. 398), ist die Kompetenz der normativ-ethischen Einstellung wesentlich. Heyse (vgl. 2007, S. 76) versteht unter normativ-ethischer Einstellung die innere Haltung und das Handeln vertretbarer Werte und Normen. Zusammenfassend kann aufgrund der Forschungsergebnisse der Bachelorarbeit 1 angeführt werden, dass Führungskräfte eine zentrale Rolle im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel einnehmen und sich die vorliegende Bachelorarbeit deshalb in einer qualitativen empirischen Untersuchung mit den Kompetenzanforderungen von Führungskräften aus Sicht von Führungskräften beschäftigt. Im nachstehenden Kapitel werden die Zielsetzung und die Forschungsfrage für die vorliegende Bachelorarbeit beschrieben. 1.2. Zielsetzung und Forschungsfrage Führungskräfte müssen eine Mischung aus allen Kompetenzbereichen aufweisen, um einen organisationalen Wandel erfolgreich gestalten zu können (vgl. Zehrer/Mössenlechner 2010, S. 182). Die Fragestellung nach den Kompetenzanforderungen an Führungskräfte im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel wurde anhand einer Literaturrecherche theoretisch beantwortet (vgl. Kapitel 1.1.) und soll in der vorliegenden Bachelorarbeit empirisch untersucht werden. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, anhand einer qualitativen empirischen Untersuchung folgende Forschungsfrage zu beantworten: Welche Kompetenzen müssen Führungskräfte aufweisen, damit sie dem Widerstand im organisationalen Wandel erfolgreich begegnen können? Somit sollen die theoretischen Forschungsergebnisse der Bachelorarbeit 1 auf ihre Gültigkeit in der Praxis aus Sicht von Führungskräften überprüft und gegebenenfalls ergänzt werden. Da Führungskräfte einen erfolgskritischen Einfluss auf Wandlungsprozesse haben, sollen Leser dieser Arbeit für die Wichtigkeit des Themas der Kompetenzanforderungen an Führungskräfte im Kontext zum Widerstand im organisationalen Wandel sensibilisiert werden. Des Weiteren soll die Arbeit eine Möglichkeit zur Gegenüberstellung zwischen den vorhandenen und den erforderlichen Kompetenzen von Führungskräften für die erfolgreiche Begegnung von Widerständen im organisationalen Wandel bieten. Die vorliegende Bachelorarbeit ist in sechs Kapiteln untergliedert. Nach einer Heranleitung in die Thematik und der Zusammenfassung der Ergebnisse der Bachelorarbeit 1 im Kapitel 1 6 wird im Kapitel 2 die Durchführung und Auswertung der qualitativen empirischen Untersuchung erläutert. Im dritten Kapitel werden die Ergebnisse der qualitativen Untersuchung dargestellt und erläutert. Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse zusammengefasst und in Kontext zur vorliegenden Thematik gestellt und interpretiert. Im fünften Kapitel erfolgt eine Gegenüberstellung der theoretischen zu den empirischen Ergebnissen. Das Kapitel 6 bietet eine Zusammenfassung der vorliegenden Arbeit und einen Ausblick zur vorliegenden Thematik. Im Anhang sind das Sensibilisierungskonzept und der Interviewleitfaden zu finden. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der vorliegenden Bachelorarbeit durchgehend die männliche Form gewählt. Selbstverständlich sind jeweils beide Geschlechter gemeint. 2. Empirische Untersuchung Das vorliegende Kapitel befasst sich mit der für die Bachelorarbeit durchgeführten qualitativen empirischen Untersuchung. Es werden Methodenwahl, Erhebungsinstrumente, Auswertungsverfahren, Untersuchungsgegenstand und Durchführung der Untersuchung beschrieben. 2.1. Beschreibung und Begründung der Methodenwahl In der Bachelorarbeit 1 wurden zehn Schlüsselkompetenzen für Führungskräfte im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel anhand einer vorangegangenen Literaturrecherche abgeleitet und sollen in dieser Arbeit aus Sicht von Führungskräften auf ihre Gültigkeit überprüft und gegebenenfalls ergänzt werden. Aufgrund der Komplexität der vorliegenden Thematik und fehlender Untersuchungen und Studien zu den Ergebnissen der Bachelorarbeit 1 wurde die qualitative Methode der Sozialforschung gewählt, da zum derzeitigen Theoriebestand die Problematik nur wenig quantitativ erfassbar wäre. Das Erfassen erfahrbarer komplexer und unerforschter Wirklichkeit sowie die Beschreibung und Auswertung dieser, ist in einem ersten Schritt immer qualitativ durchzuführen (vgl. Heinze 2001, S. 27). Qualitative Daten stellen soziale Gegenstände wissenschaftlich dar (vgl. Heinze 2001, S. 12). Ziel der qualitativen Sozialforschungsarbeit ist es nicht Hypothesen auf ihre Gültigkeit zu überprüfen. Vielmehr soll ein wenig untersuchter theoretischer Gegenstand mit einer explorativen (erkundenden) und hypothesenbegründeten Forschung beginnen (vgl. Mayer 2008, S. 36). Die qualitative Sozialforschung versucht eine mögliche Gesetzmäßigkeit 7 im Kontext zur Ursache zu finden (vgl. Kronmeier 2007, S. 83). Dabei bietet die qualitative Forschungsmethode Gegenstandsnähe und Objektivität des Datenmaterials (vgl. Heinze 2001, S. 27). 2.2. Beschreibung der Erhebungsinstrumente Die Erhebung der Daten wurde mittels teilstrukturiertem Gesprächsleitfaden und problemzentrierter Interviews durchgeführt. Die qualitative Forschungsarbeit beginnt mit der Entwicklung bzw. Anpassung eines theoretischen Modells. Danach wird die Problemstellung in einem Sensibilisierungskonzept dargestellt (vgl. Mayer 2008, S. 29). Die Erstellung eines Sensibilisierungskonzeptes, welches sich auf theoretische Vorannahmen stützt, dient als Grundlage für die Erstellung eines Interviewleitfadens (vgl. Mayer 2008, S. 43). Bei der teilstrukturierten Form der Befragung handelt es sich um ein Gespräch mit vorformulierten Fragen ohne vordefinierter Reihenfolge der Fragen während der Befragung. Dabei besteht die Möglichkeit während des Interviews Themen aufzunehmen und diese im Gespräch weiter zu verfolgen. Die teilstrukturierte Befragung wird oftmals mittels Gesprächsleitfaden durchgeführt (vgl. Atteslander 2008, S. 125). Nachdem der Gesprächsleitfaden erstellt worden ist, soll vor der Durchführung der Interviews ein Pretest durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass einerseits die Fragen im Gesprächsleitfaden verständlich sind und andererseits die Tauglichkeit des Gesprächsleitfadens für die Thematik sichergestellt wird (vgl. Atteslander 2008, S. 277). Der teilstrukturierte Gesprächsleitfaden soll offene Fragen beinhalten, welche dem Interviewpartner die Möglichkeit bieten auf die gestellten Fragen individuelle Antworten zu geben. Die Antworten sind nicht vorkategorisiert, sondern werden erst nach der Befragung kategorisiert und ausgewertet (vgl. Atteslander 2008, S. 136). Diese teilstrukturierte Befragungsform wurde mittels des problemzentrierten Interviews angewandt. Das problemzentrierte Interview fungiert dabei als sozialwissenschaftliche empirische Untersuchungsmethode und bietet die Möglichkeit, komplexe Themenfelder zu bearbeiten und Handlungs- und Bewertungsmuster der Interviewpartner darzustellen (vgl. Witzel 1982, S. 70). Durch das problemzentrierte Interview soll eine individuelle und kollektive Struktur gesellschaftlicher Realität dargestellt werden. Die Problemzentrierung definiert dabei den Ausgangspunkt einer gesellschaftlichen Problemstellung (vgl. Witzel 1982, S. 67) und soll eine möglichst unvoreingenommene Darstellung persönlicher 8 Handlungen und subjektiver Wahrnehmungen erfassen (vgl. Witzel 2000). Durch den Gesprächsprozess des problemzentrierten Interviews wird eine Vertrauensbasis zwischen dem Forscher und dem Interviewpartner aufgebaut, welche beim Befragten das Erinnerungsvermögen und die Selbstreflexion fördert (vgl. Witzel 2000). Die Interviewtonaufzeichnungen bieten die Möglichkeit, dass das Gesagte präzise erfasst (vgl. Witzel 2000) und unverändert, authentisch und jederzeit im Kontext zum Gesagten nachvollziehbar und somit mit anderen Interviews vergleichbar wird (vgl. Lamnek 2005, S. 329). 2.3. Auswertungsverfahren mittels Inhaltsanalyse nach Meuser/Nagel Die gegenständliche qualitative Untersuchung wurde mittels eines teilstrukturierten Fragebogens durch problemzentrierte Interviews durchgeführt. Für die Auswertung der empirischen Untersuchung wurde das Auswertungsverfahren mittels Inhaltsanalyse nach Meuser/Nagler gewählt. Durch die Anwendung eines Interviewleitfadens wird die Vergleichbarkeit der einzelnen Interviews ermöglicht und stellt den Bezug zur untersuchenden Thematik sicher (vgl. Meuser/Nagel 2009, S. 56). Der nachstehende Text erläutert die Auswertungsmethode mittels Inhaltsanalyse nach Meuser/Nagel in den einzelnen Vorgehensschritten. 2.3.1. Transkription Jede Transkription steht im Kontext zu einem wissenschaftlichen Forschungsinteresse und ist eine Verschriftlichung eines gesprochenen und aufgezeichneten Textes (vgl. Dittmar 2009, S. 52 f.). Deshalb ist es notwendig die qualitativen Interviewbefragungen mittels Tonbandgerät aufzuzeichnen. Durch eine Transkription wird der Beeinflussung subjektiver Wahrnehmungen durch den Forscher vorgebeugt und eine objektive als auch kritisch nachvollziehbare Kontrolle der Interpretationen ermöglicht (vgl. Lamnek 2005, S. 380 f.). Dabei ist anzumerken, dass Pausen und Stimmlagen keinen Inhalt der Interpretation darstellen und somit auch nicht transkribiert werden müssen (vgl. Meuser/Nagel 1991, S. 455). 2.3.2. Paraphrase Die Paraphrase ist die alltagstaugliche Wiedergabe der für den untersuchenden Gegenstand relevanten Aussagen im Text (vgl. Meuser/Nagel 2009, S. 56). Wichtig bei der Paraphrasierung ist es, den chronologischen Gesprächsverlauf zu folgen und die Aussagen, 9 Meinungen und Urteile der Interviewpartner wiederzugeben. Dabei stellt die Paraphrasierung die erste Verdichtung wie beispielsweise Argumentationsschemen des Datenmaterials dar. Aufgrund der entstehenden Musterformen während der Verdichtung durch das Paraphrasieren ist es notwendig, die zu Beginn durchgeführten Paraphrasen noch einmal durchzuarbeiten und gegebenenfalls zu adaptieren (vgl. Meuser/Nagel 1991, S. 456 f.). 2.3.3. Überschriften Nach der Durchführung der Paraphrasierungen werden den Paraphrasen Überschriften zugeordnet. Dabei muss auf die Terminologie der Befragten eingegangen werden. Das Auseinanderreißen und die Zuordnung mehrerer Überschriften zu einer Paraphrase sind durchaus möglich und sinnvoll. Passagen mit gleicher oder ähnlicher Thematik werden unter einer passend formulierten Hauptüberschrift zusammengeführt. Bei der Zusammenführung ähnlicher oder gleicher Themen ist ausschlaggebend, dass es sich um Informationen der einzelnen Interviews und nicht um ein Zusammenführen von Fallbeispielen handelt (vgl. Meuser/Nagel 1991, S. 456 f.). 2.3.4. Thematischer Vergleich Erst ab dieser Stufe werden die unterschiedlichen Passagen aus den einzelnen Interviews zusammengeführt und den vereinheitlichten Überschriften zugeordnet. Dabei muss möglicherweise eine Adaptierung der Zuordnungen durchgeführt werden. Die Ergebnisse der thematischen Gegenüberstellungen sind dabei fortlaufend auf Validität, Triftigkeit und Vollständigkeit zu prüfen, indem sie hintereinander angeführt werden (vgl. Meuser/Nagel 2009, S. 57). Hier ist es notwendig die auftretenden Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten, Differenzen und Widersprüche festzuhalten (vgl. Meuser/Nagel 1991, S. 459-462). 2.3.5. Soziologische Konzeptualisierung Bei der soziologischen Konzeptualisierung erfolgt erstmals die Trennung von Texten und Terminologien der Befragten. Dabei werden die Gemeinsamkeiten in Form von Kategorien zusammengeschlossen. Ziel ist es, die methodische Darstellung von Relevanzen, Typisierungen, Generalisierungen und Deutungsmuster herauszuarbeiten (vgl. Meuser/Nagel 1991, S. 462 f.). Somit wird das gemeinsame Wissen der Interviewpartner zusammengeführt und explizit dargestellt. Dabei bleiben formulierte Verallgemeinerungen auf das empirische Untersuchungsmaterial begrenzt (vgl. Meuser/Nagel 2009, S. 57). 10 2.3.6. Theoretische Generalisierung Mit der theoretischen Generalisierung werden die Ergebnisse der Interviewpartner mit den theoretischen Beständen gegenübergestellt. Bei dieser Gegenüberstellung der Empirie und Theorie müssen die Konzepte als inadäquat, falsifiziert oder passend eingestuft werden. Wenn die Konzepte als inadäquat eingestuft werden, besteht die Aufgabe darin, diese anzureichern. Im Fall einer Falsifizierung müssen die theoretischen Argumente neu formuliert werden. Passende Konzepte werden als bestätigt und zutreffend angenommen. Für die Nachvollziehung des Resultats muss unabhängig des Ergebnisses der empirischen Untersuchung immer argumentiert werden (vgl. Meuser/Nagel 1991, S. 463-466). 2.3.7. Adaption des Auswertungsverfahrens für die vorliegende Bachelorarbeit Für die vorliegende qualitative Untersuchungsmethode des problemzentrierten Interviews wurde das Auswertungsverfahren mittels Inhaltsanalyse nach Meuser/Nagel adaptiert und angewandt. Da die Problemstellung bereits in einem Sensibilisierungskonzept kategorial dargestellt wurde und der Interviewleitfaden anhand dieser Kategorien erstellt wurde (vgl. Mayer 2008, S. 43), erschien es für die vorliegende Arbeit sinnvoll und nachvollziehbar, lediglich die Schritte der Transkription, Paraphrasierung, Kategorisierung und der Darstellung und Interpretierung der Untersuchungsergebnisse durchzuführen. 2.4. Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes Da es in der vorliegenden Thematik um die Kompetenzen der Führungskräfte geht und in der Theorie die erfolgskritischen Einflussfaktoren im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel nahezu immer in Abhängigkeit zur Führungskraft dargestellt werden, wurde für die vorliegende Bachelorarbeit die Zielgruppe der Führungskräfte gewählt. Führungskräfte haben in Wandlungsprozessen in Organisationen die zentrale Rolle der Steuerung der Veränderungsprozesse als auch der der Mitarbeiter (vgl. Wimmer 2000, S. 171). In Zeiten des kontinuierlichen Wandels sind die Aufgaben der Führungskräfte zum einen, den Mitarbeitern die Werte und Ziele der Organisation so zu übermitteln, dass sie mit Überzeugung und Sicherheit ihre Aufgaben erfüllen können (vgl. Kirch 2005, S. 9) und zum anderen die strategische Notwendigkeit von Veränderungen zu erkennen (vgl. Eisenbach et al. 1999, S. 83) und diese zu planen (vgl. Pierce/Kleiner 2000, S. 7). Somit müssen Führungskräfte in Wandlungsprozessen strategische Maßnahmen für die Erreichung der Organisationsziele als auch motivationsförderliche Maßnahmen für die Mitarbeiter setzen, um 11 die Visionen der Organisation zu erreichen und den Unternehmenserfolg zu sichern (vgl. Eisenbach et al. 1999, S. 84). Um die zehn Schlüsselkompetenzen im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel auf ihre Gültigkeit aus Sicht von Führungskräften zu überprüfen, wurden acht Führungskräfte in Einzelgesprächen interviewt. Befragt wurden vier Männer und vier Frauen aus unterschiedlichen Unternehmen in unterschiedlichen Führungspositionen. Die Befragten weisen eine unmittelbare Führungsspanne zwischen drei und einundzwanzig Mitarbeitern auf. Bei den Unternehmen handelt es sich um fünf Großkonzerne mit mehr als tausend Mitarbeitern und drei kleineren Unternehmen, die nicht weniger als 12 Personen beschäftigen. Trotz dem es keine Erwartungen an die Interviewpartner bezüglich der Auseinandersetzung mit der vorliegenden Thematik gegeben hat, haben alle Befragten bereits Veränderungsprozesse im Unternehmen als Führungskräfte miterlebt. 2.5. Beschreibung der Durchführung der Untersuchung Basierend auf der theoretischen Auseinandersetzung in der Bachelorarbeit 1 beruht die vorliegende Arbeit auf einer qualitativen empirischen Untersuchung. Nach Fertigstellung der Bachelorarbeit 1 und der Beantwortung der Forschungsfrage, nämlich der Kompetenzanforderungen an Führungskräfte im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel, wurde nach einer Möglichkeit zur Überprüfung der Ergebnisse gesucht. Im Jänner 2011 wurde nach potentiellen Interviewpartnern gesucht. Im Jänner und Februar 2011 wurden die Interviewtermine mit den einzelnen Interviewpartnern vereinbart und in weiterer Folge im Februar und März 2011 die Befragungen in den jeweiligen Unternehmen durchgeführt. Das im Anhang angeschlossene Sensibilisierungskonzept diente als Grundlage für die Erstellung des Interviewleitfadens. Vor Beginn der Durchführung der Interviews wurde ein Pretest gemacht, um die Schlüssigkeit, Nachvollziehbarkeit und Klarheit der Fragen sicherzustellen. Die Dauer der durchgeführten Interviews beträgt zwischen 34 und 58 Minuten. Vor Beginn der Interviews wurde mit den Befragten vereinbart, dass die Interviews aufgezeichnet und anonymisiert für die vorliegende Arbeit verwendet werden. Weiters wurde vor der Befragung ein kurzer Einstieg in das Thema gegeben, sowie die Information, dass der empirischen Untersuchung eine theoretische Auseinandersetzung vorangegangen war. In weiterer Folge wurde den Befragten eine Karte mit dem Titel der vorliegenden Bachelorarbeit vorgelegt und kurz erläutert. Die Befragten wurden zu Beginn des Interviews zu ihren demographischen Daten befragt. Weiters folgte eine Befragung im Hinblick auf die Bedeutung und dem Zweck 12 von Wandel, ihre Rolle in organisationalen Veränderungsprozessen, sowie den erfolgskritischen Einflüssen zu Beginn, während und zum Abschluss eines organisationalen Wandlungsprozesses. Danach wurden die Interviewpartner zur Thematik von Widerstand, seiner Wahrnehmung, Bedeutung und Begegnung befragt. Im nächsten Schritt folgte eine Auseinandersetzung mit der Rolle der Führungskraft in Wandlungsprozessen. Zum Abschluss wurden die Interviewpartner nach den Kompetenzanforderungen an Führungskräfte in der Implementierung von Veränderungsprozessen und den Umgang mit Widerstand befragt. Zum Ende jeder Befragung wurden den acht Interviewpartnern, nach Wiederholung der Fragestellung, die zehn abgeleiteten Schlüsselkompetenzen aus der Bachelorarbeit 1 auf einzelnen Kärtchen in einer unzusammenhängenden Reihenfolge vorgelegt. Die Befragten bekamen die Aufgabe, lediglich die Schlüsselkompetenzen im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel aus ihrer Sicht zu identifizieren und die Selektion zu argumentieren. Die Anzahl der Nennungen der Schlüsselkompetenzen pro Interviewpartner spielte dabei keine Rolle. Nach der Identifizierung der Schlüsselkompetenzen wurden die Interviewpartner aufgefordert eventuelle Ergänzungen zu machen. Dabei wurde explizit angeführt, dass es sich um Schlüsselkompetenzen handelt und die Interviewpartner lediglich bei Fehlen einer wichtigen Schlüsselkompetenz diese nennen sollten. Ziel dieser quantitativen Aufgabe war es herauszufinden, ob und welche von den abgeleiteten Schlüsselkompetenzen aus der Bachelorarbeit 1 in der Praxis tatsächlich von Führungskräften als Schlüsselkompetenzen gesehen werden. Es ging hier nicht darum, empirisch quantitative aussagekräftige Verallgemeinerungen zu treffen sondern vielmehr eine Tendenz der befragten Führungskräfte festzustellen. Wie bereits im Kapitel 2.3. beschrieben, wurden die Interviews nach der Aufzeichnung transkribiert, paraphrasiert und kategorisiert, bevor die Ergebnisse ausgewertet, zusammengeführt und interpretiert wurden. Das Sensibilisierungskonzept sowie der Interviewleitfaden setzten sich aus fünf Themenbereichen zusammen. Im Zuge der Kategorisierung und Auswertung der Interviews traten neue Gesichtspunkte auf. Deswegen wurden innerhalb einiger Themenbereiche die Subkategorien geringfügig ergänzt, abgeändert oder neu gebildet. Schlussendlich wurden fünf Kategorien und dreizehn Subkategorien ausgewertet. Die nachstehenden Kapitel 3 und 4 bieten einen Überblick über die wesentlichen Erkenntnisse der empirischen Untersuchung und ihrer Interpretation. Im Kapitel 5 und 6 werden die theoretischen Erkenntnisse mit den Ergebnissen der empirischen Untersuchung 13 zusammengeführt und Differenzen sowie Übereinstimmungen aufgezeigt und zusammengefasst. 3. Ergebnisse Im nachstehenden Kapitel werden die Ergebnisse der qualitativen Interviewbefragung dargestellt. 3.1. Organisationaler Wandel Das folgende Kapitel befasst sich mit der Bedeutung und dem Zweck von organisationalen Wandel, sowie Beispielen für einen organisationalen Wandel, den Rollen und Tätigkeitsfeldern der Interviewpartner während eines Veränderungsprozesses und den erfolgsförderlichen Einflussfaktoren unterschiedlicher Phasen in Veränderungsprozessen. 3.1.1. Bedeutung und Zweck von Wandel Organisationen verändern sich mit dem Ziel erfolgreicher zu werden (vgl. IP 2: 26)1. Organisationaler Wandel entsteht, wenn ein Unternehmen realisiert, dass es sich verändern muss, um erfolgreich zu bleiben oder erfolgreich zu werden, und diese Veränderung ein Ausmaß annimmt, welches die ganze Organisation oder Teilbereiche mitreißt (vgl. IP 2: 18). Im Hinblick auf den Unternehmenserfolg kann es sich daher keine Organisation leisten, jahrelang stehenzubleiben und sich nicht zu verändern (vgl. IP 6: 52). Organisationaler Wandel bedeutet für die Befragten eine Änderung der Organisationsstrukturen (vgl. IP 2: 22, IP 3: 12, IP 7: 10, IP 8: 12), der Rahmenbedingungen, der handelnden Personen (vgl. IP 7: 10), der Strategie, der Aufstellung einzelner Personen und möglicherweise der gesamten Unternehmenskultur (vgl. IP 2: 22, IP 8: 12). Somit kommt organisationaler Wandel in vielfältiger und nicht einheitlicher Form vor (vgl. IP 3: 12) und kann viele Ursachen haben (vgl. IP 2: 20). Organisationaler Wandel bedeutet, dass heute etwas anders ist als morgen und morgen etwas anders sein kann als heute (vgl. IP 3: 12). Daher macht es die Veränderung notwendig, dass Menschen ihre gewohnten Muster überdenken (vgl. IP 3: 28, IP 5: 10). Ursachen für Wandel können neue Konkurrenten mit einer neuen Produktidee am Markt, 1 Die Interviewergebnisse werden in der vorliegenden Bachelorarbeit wie folgt zitiert: vgl. IP 2: 26 bedeutet, dass diese Aussage von Interviewpartner 2 stammt und im 26. Absatz der jeweiligen Transkription zu finden ist. 14 geänderte wirtschaftliche Bedingungen oder auch die natürliche Weiterentwicklung des Unternehmens wie beispielsweise Wachstum oder geänderte Anforderungen vom Kunden (vgl. IP 2: 20) sowie geänderte Qualifikation der Mitarbeiter sein (vgl. IP 4: 12). Als konkrete Beispiele für Wandlungsprozesse werden von den Befragten Fusionen mit anderen Unternehmen (vgl. IP 1: 22, IP 3: 14, IP 6: 20), der Übergang von Vereinsorganisation zur Geschäftsform Gesellschaft mit begrenzter Haftung, die Einführung einer mittleren Managementebene aufgrund des Unternehmenswachstums (vgl. IP 7: 12), die Umstellung von freien Dienstverträgen zu Angestelltenverhältnissen (vgl. IP 4: 14) sowie ein Personalabbau von zweitausend Mitarbeitern genannt (vgl. IP 8: 12). 3.1.2. Die Rollen im Wandlungsprozess Alle Befragten geben an, im Wandlungsprozess als Führungskraft eingebunden gewesen zu sein (vgl. IP 1: 26, IP 2: 28, IP 3: 16, IP 4: 16, IP 5: 26, IP 6: 30, IP 7: 14, IP 8: 16). Die Interviewpartner geben an, mit der Gründung einer neuen Abteilung im Veränderungsprozess befasst gewesen zu sein (vgl. IP 1: 26) und als Projektleiter während des Changeprozesses fungiert zu haben (vgl. IP 2: 28). Weiters leiteten die Befragten Changeteams (vgl. IP 3: 16, IP 5: 16) und arbeiteten an der Restrukturierung der gesamten Vertriebsorganisation mit der gesamten Personalverantwortung im Unternehmen mit (vgl. IP 5: 16). 3.1.3. Erfolgsfaktoren in unterschiedlichen Phasen des Wandlungsprozesses Die Befragten geben an, dass zu Beginn eines Veränderungsprozesses die Kommunikation ausschlaggebend ist (vgl. IP 1: 36, IP 4: 26, IP 5: 34, IP 6: 40, IP 7: 32) und dass das Topmanagement Auftraggeber sein sollte und somit mit der Kommunikation des Wandlungsprozesses beginnen sollte (vgl. IP 5: 34). Weiters werden Ehrlichkeit (vgl. IP 1: 40, IP 6: 40) und das Verständnis, welchen Nutzen jeder einzelne Mitarbeiter durch den Wandlungsprozess hat, angeführt (vgl. IP 2: 38). Zu Beginn eines Veränderungsprozesses soll ein Veränderungsbewusstsein geschaffen werden, damit die Mitarbeiter wissen, was geschehen muss (vgl. IP 3: 18). Es soll klar und transparent kommuniziert werden, wo das Unternehmen steht und wo es hin will. Ausschlaggebend hierbei ist die Informationsweitergabe über den geplanten Wandels an die Mitarbeiter (vgl. IP 4: 24, IP 6: 40, IP 7: 32). Da Wandlungsprozesse mit Angst der Mitarbeiter verbunden sind, sollte der Veränderungsprozess glaubhaft als positive Chance für jeden einzelnen Mitarbeiter dargestellt werden (vgl. IP 2: 38, IP 7: 93). Weiters ist wichtig, den Mitarbeitern zuzuhören, damit ihnen Ängste genommen werden (vgl. IP 7: 32). Unumgänglich für einen erfolgreichen Beginn 15 eines Wandlungsprozesses sind klare Konzeptionen und ein Prozessdiagramm, um das systematische Abarbeiten von Arbeitspaketen zu gewährleisten (vgl. IP 8: 26). Die Befragten geben an, dass es während des Veränderungsprozesses wichtig ist, dass vom Unternehmen laufend klar kommuniziert (vgl. IP 2: 40, IP 5: 38) und gezeigt wird, dass es keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Veränderung gibt. Die Konsequenz und das Dranbleiben sind unumgänglich während des Veränderungsprozesses, weil Mitarbeiter aus der Erfahrung der Befragten oft in alte Muster zurückfallen (vgl. IP 2: 40, IP 7: 34). Dabei sollte den Mitarbeitern wertschätzend aufgezeigt werden, wo Dinge besser gemacht werden können (vgl. IP 2: 40). Wichtig ist, Signale achtsam und aufmerksam zu reflektieren (vgl. IP 3: 20). Weiters sollte immer wieder reflektiert werden, wie der Veränderungsprozess bei den Betroffenen ankommt (vgl. IP 5: 38). Die Befragten geben an, dass das Abstecken der gegenseitigen Erwartungen während des Veränderungsprozesses wichtig ist (vgl. IP 1: 44). Überdies ist es unumgänglich, den Betroffen immer wieder eine Vorschau über den Wandlungsprozess zu geben und die Beteiligten in den Veränderungsprozess mit einzubeziehen (vgl. IP 6: 44). Während eines Veränderungsprozesses sollten die Ebene der „Hard Facts“ als auch die Ebene der menschlichen Seite ausbalanciert sein (vgl. IP 8: 28). Die Befragten geben an, dass es zum Abschluss eines Veränderungsprozesses wichtig ist, Erfolge zu feiern (vgl. IP 1: 46, IP 3: 22, IP 4: 28, IP 5: 40, IP 8: 30) und den Abschluss an die Mitarbeiter zu kommunizieren (vgl. IP 7: 36, IP 8: 30), mit dem Wissen, dass es Bereiche gibt, in welchen es nie zu einem Ende des Veränderungsprozesses kommt, wie beispielsweise wenn es im Wandlungsprozess um Wissenserwerb geht (vgl. IP 2: 42). Weiters ist es wichtig aufzuzeigen, was sich verändert und verbessert hat und wo die Vorteile des Veränderungsprozesses liegen (vgl. IP 7: 36). Zum Abschluss ist es weiter wichtig, zu evaluieren, ob die Ziele erreicht wurden und auf die Zielerreichung stolz zu sein (vgl. IP 5: 40). Im Sinne einer lernenden Organisation muss evaluiert werden, was gut gelaufen ist und was bei einer vergleichbaren Situation anders gemacht werden könnte, um so aus den gemachten Erfahrungen zu lernen (vgl. IP 7: 36, IP 8: 30). 3.2. Widerstand Im nachstehenden Kapitel wird der Begriff Widerstand in Kontext zum organisationalen Wandel gestellt. Es werden die Bedeutung und Wahrnehmung von Widerstand erläutert und Beispiele von möglichen Maßnahmen zur Begegnung des Widerstandes dargestellt. 16 3.2.1. Bedeutung und Wahrnehmung von Widerstand „Kein Mitarbeiter setzt Widerstand zum Spaß. Die Frage ist, warum leistet ein Mitarbeiter Widerstand. Da muss es einen guten Grund dafür geben (IP 6: 66).“ Widerstand tritt in Wandlungsprozessen auf, wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass der Veränderungsprozess Nachteile oder Verschlechterungen mit sich bringt (vgl. IP 4: 30, IP 6: 54) und die Mitarbeiter den Zweck des Wandels nicht verstanden haben (vgl. IP 1: 52). Dabei werden Widerstände durch Ängste der Mitarbeiter ausgelöst (vgl. IP 5: 42, IP 6: 54), weil Mitarbeiter das Altgewohnte aufgeben und ihre Tätigkeiten verändern müssen (vgl. IP 5: 42). Alle Interviewpartner geben an, Erfahrungen mit Widerstand im Veränderungsprozess gemacht zu haben (vgl. IP 1: 54, IP 2: 48, IP 3: 24, IP 4: 30, IP 5: 44, IP 6: 54, IP 7: 40, IP 8: 34). Dabei treten Widerstände in aktiver oder passiver Form auf. Das Auftreten von aktiven Widerständen wird durch die Mitarbeiter klar und offen verbalisiert (vgl. IP 2: 48, IP 3: 26, IP 7: 40, IP 8: 34). Im Gegensatz dazu sind passive Widerstände schwieriger zu erkennen und treten in versteckten Formen wie beispielsweise durch Demotivation, Antriebslosigkeit, Energielosigkeit, durch Realitätsverweigerung oder durch informelle Äußerungen gegen den Veränderungsprozess auf (vgl. IP 2: 48, IP 3: 26, IP 7: 40, IP 8: 34). Somit werden passive Widerstände gefährlicher als aktive Widerstände eingestuft (vgl. IP 8: 34). Als weitere Beispiele für Widerstände werden von den Interviewpartnern das Tratschen in der Kaffeeküche, unproduktives Arbeiten (vgl. IP 1: 52), schlechte Laune (vgl. IP 6: 56, IP 8: 32), langsameres Abarbeiten von Arbeitsaufträgen (vgl. IP 6: 56), Erfinden von Gründen, um gewohnte Arbeitsprozesse nicht zu verändern (vgl. IP 5: 46), nicht Akzeptieren von geänderten Rahmenbedingungen (vgl. IP 7: 40) und Verbreiten von Unruhe und Gerüchten angeführt (vgl. IP 3: 26, IP 7: 48). Es wird weiters angeführt, dass Widerstände berechtigt oder unberechtigt sein können. Berechtigte Widerstände sind konstruktiv und können durch Argumente dargestellt werden. Unberechtigte Widerstände treten hingegen aus einer konservativen Haltung heraus auf, weil die Mitarbeiter nichts Neues möchten (vgl. IP 8: 32). Somit können Widerstände oft etwas Vernünftiges und Sinnvolles haben (vgl. IP 3: 28). 3.2.2. Umgang mit Widerstand Wichtig für den Umgang mit Widerständen ist es, diese ernst zu nehmen und sich als Führungskraft mit ihnen auseinander zu setzen (vgl. IP 1: 56, IP 3: 28). Um Widerständen vorzubeugen, sollen Mitarbeiter während des gesamten Wandels Informationen über den Verlauf des Wandlungsprozesses bekommen (vgl. IP 1: 56). Konsequente Führungsarbeit, also die Auseinandersetzung mit den Mitarbeitern sowie das Zeitnehmen für die Mitarbeiter 17 wird als eine der wichtigsten Maßnahmen im Umgang mit Widerständen gesehen (vgl. IP 5: 56, IP 3: 28). Dabei sollten Mitarbeiter, welche sich ganz zurückziehen, von Führungskräften unterstützt werden (vgl. IP 1: 52). Im Umgang mit Widerständen soll mit Mitarbeitern viel kommuniziert und die Meinung eines jeden Mitarbeiters gehört werden (vgl. IP 1: 56, IP 2: 54, IP 3: 28, IP 5: 48, IP 6: 66, IP 7: 44). Dabei soll im Kleinen versucht werden, Kompromisse zu erzielen (vgl. IP 4: 34, IP 7: 44, IP 8: 38). Mitarbeiter sollen in regelmäßigen Meetings ihr Pro und Contra im Kontext zum Wandlungsprozess darstellen können (vgl. IP 5: 48). Maßnahmen gegen Widerstände sollen immer so gesetzt werden, dass die Mitarbeiter ihr Gesicht nicht verlieren (vgl. IP 2: 52). Als Maßnahmensetzung sollten unterschiedliche Weiterbildungsangebote für den erforderlichen Wissenserwerb wie beispielsweise Workshops, Trainings und Seminare angeboten werden (vgl. IP 5: 54). Weiters sollen Maßnahmen zur Förderung der Loyalität gegenüber dem Unternehmen wie beispielsweise ein gemeinsamer Frühstückstag in der Woche angeboten werden (vgl. IP 1: 60). Wenn Maßnahmen gegen Widerstände zu keinem Erfolg führen, muss die Führungskraft an den Mitarbeitern dranbleiben und in Mitarbeitergesprächen Veränderungsziele als Entwicklungsziele integrieren, damit diese in weiterer Folge gemessen werden können. Hier soll der Mitarbeiter zur Erreichung seiner Entwicklungsziele begleitet und unterstützt werden (vgl. IP 5: 52). Bei Ausbleiben des Erfolges kann in weiterer Folge ein interner Jobwechsel des Mitarbeiters angedacht werden (vgl. IP 5: 58, IP 6: 66). Als letzte Konsequenz wird die Kündigung des Mitarbeiters gesehen (vgl. IP 6: 64). Im Umgang mit Widerstand in den organisationalen Wandlungsprozessen ist es wichtig den Mitarbeitern klar zu kommunizieren „[…] love it, change it or leave it. Und wenn ich unzufrieden bin, kann ich es entweder ändern oder bleiben lassen. Es gibt keine andere Option (IP 8: 36).“ Zugleich soll den Mitarbeitern die faire Chance geboten werden, sich tatsächlich verändern zu können (vgl. IP 8: 38). 3.3. Führung im Wandel Das nachstehende Kapitel behandelt das Thema Führung in Wandlungsprozessen. Zu Beginn wird erläutert was Führung und Führungsarbeit in Veränderungsprozess für die Befragten Führungskräfte bedeutet. In weiterer Folge werden Weiterentwicklungsmaßnahmen für Führungskräfte im speziellen Kontext zur Führungsarbeit im Change diskutiert. Anschließend folgt eine Darstellung der Mitarbeitereinbindung in Entscheidungsprozesse während der Veränderungsphase. Schließlich werden die Lernerfahrungen aus Veränderungsprozessen der Befragten erläutert. 18 3.3.1. Bedeutung von Führung in Wandlungsprozessen „Führung im Nichtwandel ist viel einfacher als Führung im Wandel (IP 6: 74).“ Führung in Veränderungsprozessen bedeutet, die Mitarbeiter wachzurütteln und das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Wandlungsprozesses zu schaffen (vgl. IP 3: 34). Führungsarbeit heißt für die Befragten, vorauszugehen, Orientierung (vgl. IP 2: 60, IP 3: 36), Sicherheit (vgl. IP 4: 36) und Klarheit über den Wandlungsprozess zu geben (vgl. IP 2: 60, IP 3: 36, IP 5: 76, IP 6: 40, IP 8: 40). Führungskräfte müssen mit den Mitarbeitern klar kommunizieren (vgl. IP 1: 64, IP 3: 34, IP 5: 76, IP 6: 32, IP 7: 50, IP 8: 40) ihnen erklären können warum der Wandel notwendig ist und was er bringen soll (vgl. IP 2: 60, IP 6: 40). Weiters bedeutet Führung im Wandel für die Befragten, Transparenz zu wahren (vgl. IP 4: 36), Mitarbeiter zu informieren (vgl. IP 1: 64, IP 4: 36, IP 5: 76, IP 6: 40, IP 8: 40) und das Setzen von unterschiedlichen Maßnahmen während des Veränderungsprozesses (vgl. IP 1: 64). Die Befragten an, dass Führung im Wandel bedeutet, für die Mitarbeiter offen zu sein (vgl. IP 2: 70), jeden einzelnen Mitarbeiter und seine Probleme ernst zu nehmen (vgl. IP 1: 64, IP 2: 60, IP 6: 74), auf jeden einzelnen Mitarbeiter individuell einzugehen (vgl. IP 3: 36, IP 5: 64, IP 6: 74) und ihnen die Chancen des Veränderungsprozesses aufzuzeigen (vgl. IP 6: 42). Um Mitarbeiter in Wandlungsprozessen begleiten und unterschiedliche Maßnahmen setzen zu können, müssen Führungskräfte ihre Mitarbeiter sehr gut kennen (vgl. IP 5: 64). Weiters wurde von den Interviewpartnern angegeben, dass es wichtig ist als Team gemessen zu werden und nicht als Einzelperson (vgl. IP 6: 36). „Die wichtigste Bindung, ist die Bindung an die Führungskraft und an das Team (IP 3: 36).“ Die Befragten geben an, dass Führungskräfte im Wandel realistisch (vgl. IP 2: 60) und authentisch bleiben müssen (vgl. IP 7: 50), viel Kraft und Energie nach außen zeigen müssen (vgl. IP 2: 60) und als Vorbild und Motivatoren für die Mitarbeiter fungieren sollen (vgl. IP 8: 40). Führungskräfte müssen stark, konsequent, achtsam, aktiv sowie ausdauernd sein (vgl. IP 3: 34, IP 5: 64). Sie sollten schnell reagieren (vgl. IP 3: 34), viel Ruhe ausstrahlen und in Stresssituationen menschlich bleiben (vgl. IP 6: 44). Es ist wichtig, dranzubleiben (vgl. IP 2: 60), Durchsetzung- und Entscheidungsfähigkeit zu zeigen und hinter der Implementierung zu stehen (vgl. IP 7: 52), damit die Mitarbeiter nicht in alte Muster zurückfallen (vgl. IP 2: 60, IP 7: 52). Führungskräfte sollen im Wandel ihre Mitarbeiter unterstützen und Fehlertoleranz einräumen (vgl. IP 3: 34), Mitarbeiter mitentscheiden lassen (vgl. IP 3: 36, IP 6: 74), da sie ein gewisses Maß an Selbstbestimmung brauchen (vgl. IP 6: 74), um sich wertgeschätzt zu fühlen (vgl. IP 3: 36). Sie sollten mitanpacken können und sich für kleine Dinge nicht zu schade sein (vgl. IP 19 6: 44). Führung im Wandel erfordert strategisches Denken und das Vorausplanen nächster Schritte (vgl. IP 6: 74). Weiter ist wichtig auszuloten, wo das Team steht und was es braucht (vgl. IP 4: 42) sowie immer wieder zu reflektieren ob das Team noch auf dem richtigen Weg ist und selbst als Führungskraft wenn Notwendig zur nächsten Hierarchieebene Widerstand zu leisten und Ressourcen einzufordern (vgl. IP 3: 34). 3.3.2. Weiterentwicklungsangebot für Führungskräfte Konkret wurden die Interviewpartner nach institutionalisierten Entwicklungs- und Unterstützungsmöglichkeiten im Umgang mit organisationalen Wandel befragt. Die Befragten geben an, dass Führungskräfte für die Implementierung von organisationalen Veränderungen als Einzelpersonen in Form von Coaching oder in Gruppen und in Form von theoretischen Workshops Unterstützung vom Unternehmen bekommen (vgl. IP 5: 66, IP 7: 54). Dabei wurde klar angegeben, dass der Besuch des Weiterentwicklungsangebotes freiwillig von Führungskräften in Anspruch genommen werden kann (vgl. IP 5: 68, IP 7: 54). Einige Befragte geben an, während der Veränderungsprozesse kein Weiterbildungsangebot zur vorliegenden Thematik vom Unternehmen zur Verfügung gestellt bekommen zu haben (vgl. IP 6: 76, IP 8: 42), sich institutionalisiertes Weiterbildungsangebot in Form von Coaching jedoch gewünscht hätten (vgl. IP 8: 42). Aufgrund fehlender Angeboten wurden informelle Peergroups durch Führungskräfte gegründet, um sich so als Führungskraft Unterstützung im Wandlungsprozess zu holen (vgl. IP 8: 42). 3.3.3. Mitarbeitereinbindung in Entscheidungen Die Interviewpartner geben an, dass Führungskräfte zunächst entscheiden müssen, welche Entscheidungen alleine getroffen werden müssen und bei welchen Entscheidungsprozessen Mitarbeiter einbezogen werden können (vgl. IP 5: 72). Überall wo es den großen Zielen des Veränderungsprozesses nicht schadet und dem einzelnen Mitarbeiter etwas für seinen eigenen Arbeitsbereich bringt, sollten Mitarbeiter in Entscheidungen einbezogen werden (vgl. IP 8: 48). Wenn Mitarbeiter bei Entscheidungen in Wandlungsprozessen einbezogen werden, muss vorher klar kommuniziert werden, über welchen Bereich diskutiert werden kann und über welchen nicht (vgl. IP 3: 40, IP 5: 72). Letztlich sind Entscheidungen keine demokratische Abstimmung sondern eine Einzelentscheidung (vgl. IP 2: 68). Dabei sollten Führungskräfte das vorhandene Wissen der Mitarbeiter nützen, ihren Input hören und sie so viel als möglich in Entscheidungsprozesse einbinden (vgl. IP 2: 62). Die Entscheidungsreife der Mitarbeiter ist bei der Entscheidungseinbindung von der Führungskraft immer zu berücksichtigen (vgl. IP 3: 20 40). Von den Interviewpartnern werden als konkrete Beispiele, die Entscheidung über die Zimmervergabe, die Platzierung von Bürogegenständen wie Kopierpapier und Büroschränken (vgl. IP 1: 70), die Festlegung von Terminen (vgl. IP 1: 72) sowie die Gestaltung von Ablaufprozessen für den eigenen Arbeitsbereich, genannt (vgl. IP 4: 40, IP 6: 84). 3.3.4. Lernerfahrungen Die Interviewpartner geben an, dass sie zu viele Dinge allein gemacht haben (vgl. IP 3: 42). Weiters müssen die Strukturen der Veränderung gut überlegt sein (vgl. IP 4: 46). Die Festlegung einzelner Teamleitbilder, welche zum Gesamtleitbild passen sollten, sollten vor der Implementierung oder spätestens zu Beginn der Implementierung festgelegt sein (vgl. IP 7: 60). Das Führen einer Liste, was im Wandlungsprozess gut und weniger gut gelaufen ist, ist ausschlaggebend, um aus den Erfahrungen zu lernen. Eine Einführung von Supervision für Führungskräfte im Veränderungsprozess ist anzustreben. Die Führungskräfte geben an, dass sie sich mehr Motivation aus dem privaten Bereich holen würden, indem sie sich eher im privaten Bereich über belastende und aktuelle Themen austauschen würden (vgl. IP 8: 46). Als weitere Lernerfahrungen werden das Eingehen auf die Unternehmenskultur (vgl. IP 3: 42), sowie ein lockeres und ruhigeres Angehen an die Sache genannt (vgl. IP 6: 86). „Es ist es ein tägliches Lernen, da gibt es am Tag drei Dinge, wo man sich am Abend denkt, also mit dem Wissen des Nachmittages hätte ich mich vorher schon anders entschieden. Da gibt es leider immer sehr viel (IP 3: 42).“ Im Hinblick darauf was im Wandlungsprozess gut gelaufen ist, wird die Führung offener und aktiver Kommunikation, das klare Transportieren von Veränderungszielen und das Darstellen der Rahmenbedingungen im Wandlungsprozess angegeben (vgl. IP 5: 76). 3.4. Kompetenzanforderungen an Führungskräfte In den vorhergegangenen Kapiteln wurde auf die Bedeutung und den Zweck von organisationalem Wandel, auf die durch den Wandel entstehenden Widerstände und ihrer Begegnung, sowie auf die Führungsrolle im Wandlungsprozess eingegangen. Das nachstehende Kapitel beschäftigt sich mit den Kompetenzen von Führungskräften, um weiterführend die Forschungsfrage nach den Kompetenzanforderungen an Führungskräfte im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel aus Sicht von Führungskräften beantworten zu können. 21 3.4.1. Kompetenzanforderung im Wandel Die Interviewpartner wurden hinsichtlich der unterschiedlichen Kompetenzanforderungen an Führungskräfte im Kontext zur erfolgreichen Implementierung von Veränderungsprozessen befragt. Wichtig anzuführen ist, dass die Befragten hier nicht auf theoretisch definierte Kompetenzen eingeschränkt wurden, sondern vielmehr die Möglichkeit einer freien Beschreibung ihrer Kompetenzen bekamen. Die Befragten geben an, dass für die erfolgreiche Implementierung von Wandlungsprozessen die kommunikativen Kompetenzen (vgl. IP 1: 74, IP 3: 46, IP 5: 78, IP 6: 88), im Sinne von gut, gezielt, und zielgruppenorientiert kommunizieren zu können, ausschlaggebend sind (vgl. IP 3: 46). Klare Kommunikation ist wichtig, damit die Mitarbeiter verstehen, was die Veränderungsziele sind und warum sie notwendig sind (vgl. IP 5: 78). Weiters benötigen Führungskräfte das Wissen über den Zweck und die Ziele des Wandels (vgl. IP 2: 74), Kenntnis über die Organisation (vgl. IP 8: 52), den eigenen Bereich sowie Wissen um Entwicklungschancen und Entwicklungszwänge (vgl. IP 4: 48). Führungskräfte müssen analytisch, prozessorientiert (vgl. IP 8: 52) und strategisch denken (vgl. IP 5: 78, IP 6: 74, IP 8: 52). Darüber hinaus müssen Führungskräfte eine strukturierte Arbeits- und Herangehensweise aufweisen (vgl. IP 8: 52), Dinge gut darstellen können und ein gutes Sachverständnis aufweisen (vgl. IP 4: 48). Die Befragten geben an, dass die Empathiefähigkeit (vgl. IP 1: 74), die Fähigkeit emotional zu führen (vgl. IP 8: 52), einen guten Kontakt zu den Mitarbeitern zu haben (vgl. IP 4: 48), Mitarbeiter motivieren zu können (vgl. IP 6: 88), das Wissen der Mitarbeiter zu nützen und zu integrieren (vgl. IP 4: 48), sowie hinter seinem Team zu stehen und die Verantwortung für sein Team zu übernehmen in Veränderungsprozessen unumgänglich sind (vgl. IP 6: 88). „Die Social Skills sind viel wichtiger als die Fachlichen. Da kommt es nicht so auf das Fachliche an. Da geht es eher darum, kann man mit Leuten umgehen, kann man mit Leuten reden, kann man das auch, wenn es einen selber schwer fällt (IP 6: 88).“ Führungskräfte müssen an den Wandel glauben (vgl. IP 6: 88), um auch glaubwürdig mit Mitarbeitern kommunizieren zu können (vgl. IP 2: 74). Sie müssen Verhandlungsgeschick (vgl. IP 1: 74) und Antizipationsfähigkeit (vgl. IP 7: 68) aufweisen. Führungskräfte brauchen viel Energie, um den Prozess, den ein Wandel auslöst, begleiten zu können (vgl. IP 2: 74). Die Begeisterungsfähigkeit ist für das Leisten von notwendiger Überzeugungsarbeit unumgänglich (vgl. IP 2: 74, IP 3: 46). Voraussetzungen für die erfolgreiche Implementierung von Veränderungsprozessen sind Mut (vgl. IP 2: 74), Kraft (vgl. IP 3: 46), 22 Optimismus (vgl. IP 7: 68), Realismus (vgl. IP 2: 74), Ruhe (vgl. IP 6: 88), Klarheit (vgl. IP 2: 74, IP 8: 52) und Flexibilität (vgl. IP 7: 68). Weiters erscheint es für die Interviewpartner wichtig, dass eine Führungskraft konsequent agiert (vgl. IP 4: 48, IP 8: 52) und Ausdauer aufweist (vgl. IP 3: 46, IP 5: 78), da es sich im Wandlungsprozess um lange (vgl. IP 3: 46) und mühsame Phasen handelt und das Dranbleiben wichtig ist (vgl. IP 5: 78). Durchhaltevermögen (vgl. IP 8: 52), Beharrlichkeit, Durchsetzungsfähigkeit (vgl. IP 3: 46), sowie Standfestigkeit sind wichtige Kompetenzen für Führungskräfte (vgl. IP 3: 46, IP 6: 88). Wichtig sind weiters die Toleranzfähigkeit, um mit Widersprüchen umgehen zu können, die Bereitschaft sich selbst zu ändern und sich als Führungskraft selbst zu reflektieren (vgl. IP 6: 106, IP 7: 68). 3.4.2. Kompetenzanforderungen im Umgang mit Widerstand Im vorangegangenen Unterkapitel wurden Kompetenzen, welche eine Führungskraft für die erfolgreiche Implementierung von Wandlungsprozessen braucht, beschrieben. Im Gegensatz dazu befasst sich das nachstehende Unterkapitel mit den Kompetenzanforderungen im Umgang mit Widerstand im Wandel. Auch im Folgenden wurden die Befragten nicht auf theoretisch definierte Kompetenzen eingeschränkt, sondern bekamen vielmehr die Option einer freien Beschreibung ihrer Kompetenzen. Die Befragten geben an, dass Führungskräfte im Umgang mit Widerstand kommunikative Kompetenzen (vgl. IP 1: 78, IP 4: 56) und Kooperationsfähigkeit aufweisen müssen (vgl. IP 1: 78). Weiters ist es wichtig, plausibel erklären zu können (vgl. IP 1: 78). „Die Hauptkompetenz ist für mich die Freude an der Buntheit am Leben. Was ich merke ist, Menschen die sich lieber mit Gleichgesinnten umgeben, haben größere Probleme mit Widerständen, weil sie von vornherein Buntheit nicht gewöhnt sind. Also, dieses Freude daran haben das Menschen unterschiedlich sind, erhöht die Wirksamkeit im Umgang mit Widerstand deutlich, weil dann sind sie ja unterschiedliche Sichtweisen gewöhnt (IP 5: 80).“ Die Empathiefähigkeit (vgl. IP 1: 78, IP 7: 70), also die Fähigkeit als Führungskraft die Perspektive zu wechseln und sich in den Mitarbeiter hineinversetzen zu können, um herauszufinden woher der Widerstand kommt und warum Widerstand geleistet wird, wird von den Befragten als wichtig angesehen (vgl. IP 7: 72). Ein gewisses Verhandlungsgeschick und Ehrlichkeit sind wichtig, da Mitarbeiter merken, wenn Führungskräfte unehrlich sind und Unehrlichkeit zu Unmut bei den Mitarbeitern führt (vgl. IP 1: 78). Viel Geduld wird von den Befragten als unumgänglich gesehen (vgl. IP 2: 76, IP 3: 48), weil Widerstände oft eine Frage der Geschwindigkeit sind und Mitarbeiter unterschiedlich schnell die Veränderungskurve durchleben (vgl. IP 2: 76). Die eigenen Grenzen als Führungskraft zu kennen ist im Umgang 23 mit Widerstand wesentlich. Es muss für die Führungskraft im Umgang mit Widerstand klar sein, wie weit sie mit dem Mitarbeiter gehen will und kann (vgl. IP 6: 90). Die Fähigkeit des Dranbleibens und der Konsequenz sind ausschlaggebend für den Umgang mit Widerstand (vgl. IP 5: 82, IP 6: 90). Führungskräfte müssen sich Zeit nehmen und konsequent dranbleiben, um mit dem Mitarbeiter gemeinsam den Weg zu gehen (vgl. IP 5: 82). Durchsetzungsvermögen in Kombination mit Entscheidungsfähigkeit (vgl. IP 7: 70, IP 8: 54) und Entscheidungswilligkeit auch im Kontext zum Treffen von unbeliebten Entscheidungen, wird als Herausforderung im Umgang mit Widerständen gesehen (vgl. IP 8: 54). „Wer sich permanent vor Entscheidungen drückt und das immer auf die lange Bank schiebt, wird als Führungskraft im Wandel nicht gut aufgehoben sein. Das ist eher einer, der dann geführt werden müsste, aber nicht einer, der aktiv führt (IP 8: 54)." Aktives Zuhören (vgl. IP 7: 70) ist im Umgang mit Widerstand wichtig, weil die Mitarbeiter oft etwas sagen und etwas ganz anderes meinen (vgl. IP 2: 76). Führungskräfte müssen hinterfragen, welche Umstände den Widerstand ausgelöst haben (vgl. IP 3: 48) und aufzeigen können, wo der Platz eines jeden einzelnen Mitarbeiters nach dem Veränderungsprozess sein wird (vgl. IP 2: 76). Weiters brauchen Führungskräfte im Umgang mit Widerstand Optimismus, um Phasen, die weniger gut laufen, durchzustehen (vgl. IP 2: 76). Führungskräfte müssen Vertrauen in ihre Mitarbeiter haben und nicht an Widerständen verzweifeln (vgl. IP 2: 76). Wichtig ist, dass keine der genannten Kompetenzen bei Führungskräften überwiegt, um den Mitarbeitern im Umgang mit Widerstand individuell zu begegnen (vgl. IP 7: 72). „Also, auch so diese Kunst, die wirklich situative und individuelle Führung zu beherrschen. Und nicht zu sagen, ich habe jetzt den einen Führungsstil und der wird auf jeden Mitarbeiter angewendet, sondern zu schauen was die Mitarbeiter einzeln brauchen. Und wie ich sie am besten motivieren kann und wie ich sie am besten mit ins Boot holen kann. Da braucht jeder was anders. Da zu verstehen, welcher Mitarbeiter wie geführt werden kann und wie motiviert werden kann, das ist dann im Umgang mit Widerständen gerade entscheidend (IP 7: 72).“ Der Verstand und eine emotionale Grundintelligenz sind bei der Führungskraft ausschlaggebend für die Begegnung mit Widerstand. Wenn Mitarbeiter das Ziel und den Grund der Veränderung kennen und verstehen, mit diesen aber nicht mitgehen können und diese nicht akzeptieren wollen, dann geht es um Normen und Werte und muss von der Führungskraft akzeptiert werden (vgl. IP 7: 74). Weiters sind Charisma im Kontext zur Ausstrahlung und Überzeugungsfähigkeit der Führungskraft im Umgang mit Widerstand erforderlich (vgl. IP 8: 54). 24 3.4.3. Identifizierte Schlüsselkompetenzen Zum Ende jeder Befragung wurden den acht Interviewpartnern, die zehn abgeleiteten Schlüsselkompetenzen aus der Bachelorarbeit 1 gezeigt. Die Befragten bekamen die Aufgabe, lediglich die Schlüsselkompetenzen im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel aus ihrer Sicht zu selektieren. Die Anzahl der Nennungen der Schlüsselkompetenzen pro Interviewpartner spielte dabei keine Rolle. Nach der Selektion der Schlüsselkompetenzen konnten die Befragten fehlende Schlüsselkompetenzen aus ihrer Sicht ergänzen. Ziel dieser quantitativen Bestimmung war es, eine Tendenz der erforderlichen Kompetenzen im Umgang mit Widerständen aus Sicht von Führungskräften herauszufinden und keine empirisch quantitativen aussagekräftigen Verallgemeinerungen zu treffen. Nach der Auswertung der Nennungen wurde ersichtlich, dass die Glaubwürdigkeit mit sieben von acht Mal identifiziert wurde und somit an erster Stelle steht. Die Kommunikationsfähigkeit an zweiter, gefolgt von der Dialogfähigkeit, der Fähigkeit Impulse zu setzen, Problemlösungsfähigkeit, zielorientiertes Führen, Beurteilungsvermögen, normativethische Einstellung und zum Schluss mit einer Nennung, die Beratungsfähigkeit (vgl. IP 1: 86, IP 2: 78, IP 3: 56, IP 4: 60, IP 5: 84, IP 6: 92, IP 7: 80, IP 8: 56). Als Ergänzung zu den zehn gefragten Schlüsselkompetenzen wurden jeweils einmal das Aktive Zuhören, Ausgeglichenheit und Ruhe, Ausdauer, Geduld und Kraft sowie Mut genannt (vgl. IP 2: 84, IP 3: 54, IP 4: 62, IP 6: 104). Eine Argumentation im Kontext zu den Nennungen der Befragten erfolgt im nächsten Kapitel 3.4.4.. Die nachstehende Abbildung 1 zeigt die Gesamtanzahl der Nennungen pro Schlüsselkompetenz die in der Bachelorarbeit 1 aus der Theorie abgeleitet wurden und die Tabelle 2 stellt einen Überblick der ergänzend genannten Schlüsselkompetenzen, dar. 25 Abbildung 1: Anzahl der Nennungen von Schlüsselkompetenzen von Führungskräften im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel 7 6 Anzahl der Nennungen 5 4 4 4 3 3 2 Ko m m G la ub un wü ika r tio digk ns ei t fä hi Di g ke al og it f äh Pr I i ob m p u gk e le i m l s lö ge t su Zi b en ng el or d sf ie äh n i tie gk Be rte ei ur t s te Fü ilu Ko ng hr No nf en sv l ik rm e t l r ö at m su iv ög ng et e sf hi äh n sc he ig ke Ei Be it ns ra t e tu n g llun g sf äh ig ke it 1 Quelle: Eigene Darstellung Tabelle 2: Ergänzende Schlüsselkompetenzen von Führungskräften im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel Ergänzende Schlüsselkompetenzen Aktives Zuhören Ausgeglichenheit / Ruhe Ausdauer / Geduld / Kraft Mut Quelle: Eigene Darstellung 3.4.4. Argumentation der Schlüsselkompetenzen Die Glaubwürdigkeit wurde am häufigsten mit sieben von acht möglichen Nennungen von den Interviewpartnern als Schlüsselkompetenz identifiziert (vgl. IP 1: 86, IP 2: 78, IP 3: 56, IP 4: 60, IP 6: 92, IP 7: 80, IP 8: 56). Die Befragten geben an, dass wenn eine Führungskraft im Umgang mit Widerstand nicht glaubwürdig ist, alle anderen Aspekte und Argumente in den Hintergrund treten (vgl. IP 2: 78, IP 3: 56, IP 4: 60, IP 7: 91). Glaubwürdigkeit wird von einem Befragten auch als Authentizität synonymisiert (vgl. IP 7: 89). Wenn die Kompetenz der Glaubwürdigkeit fehlt, werden Führungskräfte keine Probleme lösen können (vgl. IP 4: 60). 26 Die Kommunikationsfähigkeit wurde am zweithäufigsten und sechs Mal als Schlüsselkompetenz von den Befragten genannt (vgl. IP 1: 86, IP 3: 56, IP 5: 84, IP 6: 92, IP 7: 80, IP 8: 56). Im Umgang mit Widerstand müssen Dinge angesprochen, ausgesprochen und transportiert werden (vgl. IP 1: 86). Wenn Führungskräfte diese Dinge nicht beherrschen, werden sie im Umgang mit Widerstand scheitern (vgl. IP 5: 84, IP 7: 89). Als ausschlaggebend für eine gute Kommunikationsfähigkeit wird das Zuhören können gesehen (vgl. IP 7: 89). Weiters wird die Kommunikationsfähigkeit als Grundlage für die Dialogfähigkeit gesehen (vgl. IP 3: 56). Kommunikation wird als wichtigstes und kostenniedrigstes Tool im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel betrachtet (vgl. IP 8: 60). Die Dialogfähigkeit wurde fünf von acht Mal als Schlüsselkompetenz für den Umgang mit Widerstand ausgewählt (vgl. IP 1: 86, IP 2: 78, IP 3: 56, IP 5: 84, IP 7: 80). Dialogfähigkeit heißt für die Befragten, dass Mitarbeiter von Führungskräften dort abgeholt werden können wo sie stehen. Die Dialogfähigkeit wird somit als mehr als nur Kommunikation verstanden. Jedoch wird als Basis für die Dialogfähigkeit die Kommunikationsfähigkeit gesehen (vgl. IP 2: 78, IP 3: 50). In Dialog mit dem Mitarbeiter zu treten bedeutet, seine Sicht der Dinge zu sehen. Diese Kompetenz ist für die erfolgreiche Begegnung mit Widerständen für Führungskräfte ausschlaggebend (vgl. IP 7: 91). Impulsfähigkeit (vgl. IP 1: 86, IP 2: 78, IP 6: 92, IP 8: 56), Problemlösungsfähigkeit (vgl. IP 1: 86, IP 3: 56, IP 4: 60, IP 6: 92) sowie zielorientierte Führen (vgl. IP 1: 86, IP 3: 56, IP 7: 80, IP 8: 56), wurden jeweils vier Mal als Schlüsselkompetenzen von den Führungskräften genannt. Die Fähigkeit, Impulse zu setzen, bedeutet für die Befragten, die Wahrheit herausfinden und einen Umschwung bringen zu können (vgl. IP 2: 78), sowie dass die Führungskraft den Weg vorgibt und die Mitarbeiter zum Mitgehen bewegt (vgl. IP 6: 102, IP 8: 60). Somit wird die Fähigkeit, als Führungskraft Impulse zu setzen, als ein Teil des zielorientierten Führens gesehen (vgl. IP 8: 60). Die Problemlösungsfähigkeit wird als sehr wichtig im Umgang mit Widerstand (vgl. IP 6: 92) im Zusammenspiel mit der Beurteilungsfähigkeit gesehen (vgl. IP 3: 50, IP 4: 60). „Das ganze Beurteilungsvermögen hilft Ihnen nichts, wenn sie die Problemlösungsfähigkeit nicht haben (IP 3: 56).“ Das zielorientierte Führen wird als Querschnitt zwischen Glaubwürdigkeit, Dialogfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Beurteilungsvermögen und Problemlösungsfähigkeit gesehen (vgl. IP 3: 50). Weiters bedeutet zielorientierte Führung eine Koppelung zwischen situativem und 27 individuellem Führen (vgl. IP 7: 89) unter Berücksichtigung der Zielerreichung des Wandlungsprozesses (vgl. IP 7: 89, IP 8: 60). Das Beurteilungsvermögen (vgl. IP 1: 86, IP 3: 50, IP 4: 60) wurde genauso wie die Konfliktfähigkeit (vgl. IP 1: 86, IP 6: 92, IP 7: 89) drei Mal identifiziert. Das Beurteilungsvermögen wird als Einschätzungsvermögen für unterschiedliche Situationen dargestellt (vgl. IP 1: 86). Weiters wird das Beurteilungsvermögen in Wechselwirkung mit der Problemlösungsfähigkeit gesehen (vgl. IP 3: 50, IP 4: 60). Die Konfliktfähigkeit wird als sehr wichtig gesehen, da es im Umgang mit Widerständen oft zu Konflikten kommt (vgl. IP 7: 89). Die normativ-ethische Einstellung wurde zwei Mal als Schlüsselkompetenz genannt und liegt somit an vorletzter Stelle (vgl. IP 1: 86, IP 5: 84). Normativ-ethische Einstellung wird als Werthaltung der Führungskraft gesehen (vgl. IP 1: 86, IP 5: 86). Wenn Führungskräfte eine stark normative Haltung im Sinne von Schubladendenken haben, werden sie im Umgang mit dem Anderssein Probleme haben. Da Widerstände in Wandlungsprozessen oft auf Unterschiedlichkeiten basieren, wird eine Führungskraft, die zugänglicher für andere Meinungen und dem Anderssein ist, im Umgang mit Widerständen erfolgreicher sein (vgl. IP 5: 84). Die Beratungsfähigkeit wurde nur ein einziges Mal als Schlüsselkompetenz von den Befragten Interviewpartnern identifiziert (vgl. IP 1: 86). Zwei Interviewpartner geben explizit an, dass die Beratungsfähigkeit aus ihrer Sicht nicht zu den Schlüsselkompetenzen im Umgang mit Widerstand gehört (vgl. IP 2: 78, IP 6: 102). Ergänzend zu den zehn gezeigten Schlüsselkompetenzen wurden die Kompetenzen aktives Zuhören (vgl. IP 4: 62), Ausgeglichenheit und Ruhe (vgl. IP 6: 104), Ausdauer, Geduld, Kraft (vgl. IP 3: 54), und Mut (vgl. IP 2: 84) von den Interviewpartnern genannt. Aktives Zuhören wird im Kontext zur Problemlösungsfähigkeit gesehen (vgl. IP 4: 62). Ausgeglichenheit und Ruhe werden als wichtige und nicht so leicht erlernbare Kompetenzen gesehen. Im Umgang mit Widerstand ist es unumgänglich, als Führungskraft die Ruhe zu bewahren und in Situationen nicht überzureagieren (vgl. IP 6: 104). Ausdauer, Geduld und Kraft werden zusammengefasst als Kraftstoff im Umgang mit Widerstand gesehen (vgl. IP 3: 54). Jede Führungskraft braucht Mut, um in Wandlungsprozessen den Weg vorzugeben, vorzugehen 28 und dranzubleiben, wenn sich Mitarbeiter gegen den Veränderungsprozess stellen und Widerstände setzen (vgl. IP 2: 84). Wichtig anzumerken ist, dass die Befragten angeben, dass es eine gute Mischung der einzelnen Kompetenzen braucht, um dem Widerstand im organisationalen Wandel erfolgreich begegnen zu können (vgl. IP 1: 86, IP 2: 78, IP 3: 56, IP 7: 87). 4. Interpretation der Ergebnisse Im vorliegenden Kapitel werden die Ergebnisse der vorangegangenen Kapitel interpretiert. Es werden unterschiedliche Aspekte sowie gleiche Gesichtspunkte der zuvor dargestellten Kategorien zusammengefasst dargestellt und zum Ende jedes Kapitels Schlussfolgerungen daraus gezogen. 4.1. Das Verständnis von Wandel Organisationaler Wandel wird von vielen befragten Führungskräften als eine Erfordernis für die Sicherstellung der Beibehaltung des Unternehmenserfolges bzw. für die Erreichung der Unternehmensziele gesehen (vgl. IP 2: 18, IP 6: 52). Ein Ausbleiben von organisationalem Wandel kann schwerwiegende Folgen für den Unternehmenserfolg darstellen (vgl. IP 6: 52). Somit kann organisationaler Wandel unterschiedliche Ursachen haben und in unterschiedlichen Formen auftreten (vgl. IP 2: 20, IP 3: 28, IP 4: 12, IP 5: 10). Oft bedeutet ein organisationaler Veränderungsprozess das Eingreifen in bestehende Strukturen in unterschiedlichen Organisationsbereichen (vgl. IP 2: 22, IP 3: 12, IP 7: 10, IP 8: 12). Das Eingreifen kann hierbei personell als auch strukturell auftreten (vgl. IP 1: 22, IP 3: 14, IP 6: 20, IP 7: 12, IP 8: 12). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass organisationaler Wandel eine erforderliche Notwendigkeit für die Etablierung und dauerhafte Positionierung des Unternehmens am Markt ist und ein Ausbleiben gravierende Auswirkungen für die Organisation haben könnte. 4.2. Erfolgsfaktoren unterschiedlicher Veränderungsphasen Im Zuge der Interviews wurden die Befragten zu den erfolgskritischen Einflussfaktoren in den unterschiedlichen Phasen eines Wandels befragt. Vor Beginn eines Wandlungsprozesses sollten Prozessabläufe klar konzipiert sein (vgl. IP 8: 26). In weiterer Folge sollte die 29 Argumentation des notwendigen Wandlungsprozesses durch das Topmanagement kommuniziert werden (vgl. IP 5: 34). Hierbei ist ausschlaggebend, dass der Nutzen und die Bedeutung klar an die Mitarbeiter kommuniziert, sowie Veränderungsbewusstsein bei den Mitarbeitern geschaffen wird (vgl. IP 2: 38, IP 3:18, IP 4: 24, IP 6: 40, IP 7: 32). Weiters müssen die Chancen des Wandels glaubhaft an die Mitarbeiter transportiert werden, damit Ängsten von Mitarbeitern begegnet werden kann (vgl. IP 2: 38, IP 7: 93). Während des Veränderungsprozesses ist die laufende Kommunikation und Informationsweitergabe unumgänglich (vgl. IP 2: 40, IP 5: 38). Das Dranbleiben und konsequente Agieren im Kontext zu den Veränderungszielen ist ausschlaggebend (vgl. IP 2: 40, IP 7: 34). Essentiell für diese Phase des Veränderungsprozesses ist zum einen die Auseinandersetzung mit dem Mitarbeiter als Mensch und zum anderen die Fokussierung auf die Zielerreichung des Unternehmens (vgl. IP 1: 44, IP 3: 20, IP 5: 38, IP 6: 44, IP 8: 28). Zum Abschluss eines Veränderungsprozesses sollen die Erfolge aufgezeigt und gefeiert werden (vgl. IP 1: 46, IP 3: 22, IP 4: 28, IP 5: 40, IP 7: 36, IP 8: 30). Weiters soll durch eine Evaluierung die Zielerreichung überprüft und im Sinne einer lernenden Organisation über den Wandlungsprozess reflektiert werden (vgl. IP 5: 40, IP 7: 36, IP 8: 30). Zu den unterschiedlichen Veränderungsphasen kann angemerkt werden, dass die Implementierungsphase, die Phase während des Veränderungsprozesses und der Abschluss eines Veränderungsprozesses als erfolgskritisch von den Interviewpartnern gesehen werden. Dabei werden einzelne Einflussfaktoren wie Kommunikation, Informationsweitergabe, Transport von Nutzen und Zielen und konsequentes Dranbleiben als wichtig angesehen. Schlussendlich muss in einem Wandlungsprozess immer eine ausbalancierte Auseinandersetzung mit dem Mitarbeiter als Mensch zum einen und der Organisation und ihrer Zielerreichung zum anderen erfolgen. 4.3. Wandel und Widerstand Widerstände treten im Kontext zum organisationalen Wandel immer auf (vgl. IP 1: 54, IP 2: 48, IP 3: 24, IP 4: 30, IP 5: 44, IP 6: 54, IP 7: 40, IP 8: 34). Die Form des Widerstandes wird nach dessen Wahrnehmung in passive und aktive Widerstände kategorisiert. Aktive Widerstände werden als offen und klar verbalisiert. Im Gegensatz dazu treten passive Widerstände versteckt auf und können dadurch schwerer wahrgenommen werden (vgl. IP 1: 52, IP 2: 48, IP 3: 26, IP 6: 56, IP 7: 40, IP 8: 34). In der Auseinandersetzung mit Widerständen sollte überlegt werden, warum Mitarbeiter Widerstände leistet. Auslöser 30 können zum einen Ängste und Befürchtungen von Nachteilen und Verschlechterungen im Kontext zum Wandel und zum anderen mangelnde Informationsweitergabe und dem Fehlen von Wissen sein (vgl. IP 1: 52, IP 4: 30, IP 5: 42, IP 6: 66). Widerstände können jedoch auch sinnvoll und berechtigt oder unberechtigt auftreten. Berechtigte Widerstände werden als konstruktiver Beitrag im Wandlungsprozess gesehen. Unberechtigte Widerstände treten aus der traditionellen Haltung der Mitarbeiter heraus auf (vgl. IP 3: 28, IP 8: 32). Zusammenfassend wird angemerkt, dass Widerstände auftreten wo Wandel passiert. Dabei sind beim Auftreten von Widerständen immer Auslöser und Gründe zu hinterfragen, da der Umgang mit Widerständen in Wandlungsprozessen einen erfolgskritischen Einflussfaktor darstellt. Abschließend ist anzumerken, dass Widerstände nicht negativ gesehen werden können, sondern durchaus als konstruktive Kritik angenommen werden müssen. 4.4. Führung im Wandel Da sich die vorliegende Arbeit mit den Kompetenzanforderungen von Führungskräften im Umgang mit Widerstand aus Sicht von Führungskräften auseinandersetzt, wird im nachstehenden Kapitel die Bedeutung der Führungsrolle im Wandel und im Umgang mit Widerstand dargestellt. Weiters wird auf die Wichtigkeit der Weiterentwicklungsmaßnahmen für Führungskräfte, auf die Mitarbeitereinbindung in Entscheidungsprozesse sowie auf die Lernerfahrungen aus Wandlungsprozessen eingegangen. 4.4.1. Bedeutung der Führungsrolle im Wandel Die Interviewpartner Führungsverantwortung waren in alle als Führungskräfte Veränderungsprozesse eingebunden. in unterschiedlicher Hierbei reichte die Führungsverantwortung der Befragten von der Projektleitung des Changeprozesses bis zur Gründung neuer Abteilungen und der Prozessunterstützung von Personalabbau (vgl. IP 1: 26, IP 2: 28, IP 3: 16, IP 4: 16, IP 5: 26, IP 6: 30, IP 7: 14, IP 8: 16). Führungskräfte müssen den Mitarbeitern in Veränderungsprozessen die Notwendigkeit des Wandels darstellen und ihnen Zweck und Weg- und Zielvorgaben klar kommunizieren (vgl. IP 1: 64, IP 2: 60, 3: 34, IP 4: 36, IP 5: 76, IP 6: 40, IP 7: 50, IP 8: 40), sowie die Chancen eines Veränderungsprozesses darstellen (vgl. IP 6: 42). Dabei wird das Aufzeigen der Bedeutung des Wandlungsprozesses für die einzelnen Mitarbeiter (vgl. IP 3: 34, IP 6: 40), sowie die kontinuierliche Informationsweitergabe als auch die Einbindung der Mitarbeiter in Wandlungsprozesse als unumgänglich angesehen (vgl. IP 1: 64, IP 4: 36, IP 5: 76, IP 6: 40, IP 8: 40). Weiters wird 31 die Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Mitarbeiter und seiner Probleme als Erfolgsfaktor gesehen (vgl. IP 1: 64, IP 2: 60, IP 3: 36, IP 5: 64, IP 6: 74). Führungskräfte fungieren in Veränderungsprozessen in einer Vorbildrolle und müssen die Unternehmensziele konsequent und überzeugend vertreten (vgl. IP 3: 34, IP 5: 64, IP 8: 40). Das Führen von Mitarbeitern in Wandlungsprozessen wird als schwieriger als das Führen in Zeiten der Konstanz erachtet. Die Rolle der Führungskraft ist es, den Weg in Wandlungsprozessen vorzugeben und die Mitarbeiter im Wandlungsprozess zu begleiten. Dabei nimmt die Führungskraft eine Vorbildrolle ein und muss sowohl auf die Mitarbeiterbedürfnisse als auch auf die Erreichung der Unternehmensziele eingehen. 4.4.2. Führung im Umgang mit Widerstand Im Umgang mit Widerstand nehmen Führungskräfte eine zentrale Rolle ein. Konsequente Führungsarbeit wird als unumgänglich im Kontext zum Umgang mit Widerstand gesehen (vgl. IP 1: 52, IP 2: 54, IP 3: 28, IP 5: 56, IP 6: 66, IP 7: 44). Dabei ist kontinuierliche Informationsweitergabe und wertschätzende Kommunikation für den erfolgreichen Umgang mit Widerständen ausschlaggebend (vgl. IP 1: 56, IP 2: 54, IP 3: 28, IP 5: 48, IP 6: 66, IP 7: 44). Weiters ist die Einbindung von Mitarbeitern in Veränderungsprozesse und das Herausfinden einzelner Bedürfnisse in der individuellen Auseinandersetzung mit dem Mitarbeiter als Mensch ein zentraler Punkt in der Begegnung von Widerstand (vgl. IP 4: 34, IP 5: 48, IP 8: 36). Das Anbieten von Personalentwicklungsmaßnahmen, um mit der Veränderung mitgehen zu können, wird als weiterer wesentlicher Faktor gesehen (vgl. IP 5: 54, IP 8: 38). Beim erfolglosen Einsatz von Maßnahmen werden in weiterer Folge Umorientierungsangebote für die Mitarbeiter gesehen. Als letzte Konsequenz im Umgang mit Widerstand wird die Kündigung des Mitarbeiters in Erwägung gezogen (vgl. IP 5: 58, IP 6: 66, IP 8: 38). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Rolle der Führungskraft im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel eine erfolgskritische ist. Führungskräfte müssen sich mit den Mitarbeitern intensiv und konsequent auseinandersetzen, um ihre Bedürfnisse zu erkennen und die erforderlichen Maßnahmen zu setzen. Hierbei kann die Kommunikation als ein Erfolgsfaktor angeführt werden. 32 4.4.3. Weiterentwicklungsmaßnahmen für Führungskräfte im Wandel Unterstützungsangebot im Kontext zur Führungsrolle im Umgang mit Wandel und dem dazugehörigen Widerstand wird Führungskräften in einigen Unternehmen mit tiefgreifenden Veränderungsprozessen in Form von Coaching und anderen Trainingsmaßnahmen zur freiwilligen Nutzung angeboten (vgl. IP 5: 66, IP 7: 54). Befragte aus Unternehmen ohne institutionalisierte Personalentwicklungsmaßnahmen im Umgang mit Wandlungsprozessen würden eine Einführung eines solchen Angebotes sinnvoll und nachvollziehbar finden, da Führungskräfte gerade in dieser besonders belastenden Situation Austausch brauchen. Wird das Angebot nicht institutionalisiert, findet ein informeller Austausch durch ein Zusammentun einzelner Führungskräfte statt (vgl. IP 6: 76, IP 8: 42). Es kann zusammengefasst werden, dass Führungskräfte gerade im organisationalen Wandel verstärkt mit belastenden Situationen umgehen müssen. Deshalb ist es gerade für solche Phasen notwendig, Führungskräften institutionalisierte Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten. Dabei soll zum einen theoretisches Wissen vermittelt und zum anderen die Möglichkeit für gegenseitigen Austausch während eines Veränderungsprozesses angeboten werden. 4.4.4. Führung im Kontext zur Mitarbeitereinbindung in Entscheidungsprozesse Durch die gesamte Befragung der vorliegenden Arbeit zieht sich die Bedeutung von Mitarbeitereinbindungen in Entscheidungsprozesse. Dabei soll das vorhandene Wissen der Mitarbeiter genützt und das Gefühl der Wertschätzung und ein gewisses Maß an Selbstbestimmung bei Entscheidungseinbindungen vermittelt werden (vgl. IP 2: 62, IP 3: 36, IP 6: 74). Die Rolle der Führungskraft im Kontext zur Mitarbeitereinbindung in Entscheidungsprozessen ist es, festzulegen, in welche Entscheidungsprozesse Mitarbeiter unter Einbeziehung ihrer Entscheidungsreife einbezogen werden. Strategische Entscheidungen und Rahmenbedingungen werden ausschließlich von Führungskräften vorgegeben und lassen keinen Spielraum für Mitarbeitereinbindungen (vgl. IP 2: 68, IP 3: 49, IP 5: 72, IP 8: 48). Entscheidungen, welche routinierte Arbeitsabläufe der Mitarbeiter betreffen, sollen unter deren Einbeziehung erfolgen, damit Motivation und Selbstbestimmung über die Arbeitsdurchführung im eigenen Arbeitsgebiet erhalten bleiben (vgl. IP 1: 72, IP 2: 62, IP 3: 36, IP 4: 40, IP 6: 74, IP 7: 58, IP 8: 40). 33 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Mitarbeitereinbindungen in Entscheidungsprozesse für die Mitarbeitermotivation als auch für das Gefühl der Selbstbestimmung gerade in Wandlungsprozessen eine wichtige Führungsmaßnahme sind. Es muss jedoch klar festgehalten werden, dass strategische Entscheidungen und das Festlegen von Rahmenbedingungen durch die Führungskräfte selbst getroffen werden müssen. 4.4.5. Lernerfahrungen aus Wandlungsprozessen Die Interviewpartner haben Lernerfahrungen in Wandlungsprozessen gesammelt (vgl. IP 3: 42, IP 6: 86, IP 7: 60, IP 8: 46). Als Lernerfahrungen werden dabei das Delegieren von Aufgaben, die strukturierte Herangehensweise an den Wandlungsprozess und das Führen von Aufzeichnungen während des Veränderungsprozesses genannt (vgl. IP 3: 42, IP 4: 46, IP 6: 86, IP 7: 60, IP 8: 46). Weiters werden der Kommunikation und Informationsweitergabe große Gewichtung eingeräumt (vgl. IP 5: 76, IP 8: 46). Es ist anzuführen, dass Führungskräfte einen Austausch über die belastende Wandlungssituation brauchen und sich dazu primär ein institutionalisiertes Angebot als auch der informelle Austausch eignen (vgl. IP 6: 86, IP 8: 46). Es lässt sich daraus schließen, dass Führungskräfte aus Wandlungsprozessen Erfahrungen sammeln und für sich reflektieren. Wichtig für Führungskräfte erscheint hier auch ein institutionalisiertes Angebot zu haben, um mit belastenden Situationen besser umgehen zu können. Klare Kommunikation und Informationsweitergabe und ein strukturiertes Vorgehen während eines Veränderungsprozesses werden als Erfolgsfaktoren gesehen. 4.5. Kompetenzanforderungen für die Implementierung von Wandlungsprozessen Um die Ergebnisse der Kompetenzanforderungen der Führungskräfte für die Implementierung von Wandlungsprozessen schlüssig und nachvollziehbar darstellen zu können, wurden die genannten Kompetenzen der Interviewpartner in die Kompetenzbereiche personale Kompetenz, Aktivitäts- und Handlungskompetenz, Fach- und Methodenkompetenz und sozial-kommunikative Kompetenz nach Erpenbeck und Heyse wie im Kapitel 1 beschrieben, dargestellt. Im Wandlungsprozess werden unterschiedliche Anforderungen an Führungskräfte gestellt. Bei den Aktivitäts- und Handlungskompetenzen spielen die Entscheidungsfähigkeit, Konsequenz, Tatkraft, Innovationsfreude, Belastbarkeit, Beharrlichkeit, zielorientiertes Führen, sowie die Mobilität eine wichtige Rolle (vgl. IP 2: 60-74, IP 3: 34-46, IP 4: 48, IP 5: 34 78, IP 6: 88, IP 7: 50-68, IP 8: 52). Als wichtigste Kompetenzen dieser Kategorie werden die Tatkraft im Sinne von Kraftvoll sein und Durchsetzungsvermögen zeigen (vgl. IP 2: 74, IP 3: 34-46), als auch die Beharrlichkeit in Bezug auf die Geduld, das Durchhaltevermögen und das Dranbleiben in schwierigen Phasen des Veränderungsprozesses gesehen (vgl. IP 3: 46, IP 5: 78, IP 7: 68, IP 8: 52). Führungskräfte brauchen von den personalen Kompetenzen die Glaubwürdigkeit, Hilfsbereitschaft, schöpferische Fähigkeiten, ganzheitliches Denken, Einsatzbereitschaft, Mitarbeiterförderung, Disziplin, normativ-ethische Einstellung und Eigenverantwortung, um einen Wandlungsprozess erfolgreich zu implementieren (vgl. IP 1: 74, IP 2: 72-74, IP 3: 34, IP 4: 48, IP 5: 78, IP 6: 74-88, IP 7: 50-68, IP 8: 52). Dabei wird das ganzheitliche Denken im Sinne von umfassendem und komplexem Denken als wichtig dargestellt (vgl. IP 1: 74, IP 4: 48). Weiters wird in dieser Kategorie die normativ-ethische Einstellung von Führungskräften wichtig erachtet, um Toleranzfähigkeit gegenüber Unterschiedlichkeiten in Wandlungsprozessen zu zeigen und die Verantwortung für die eigenen Mitarbeiter übernehmen zu können (vgl. IP 6: 88, IP 7: 68). Von den Fach- und Methodenkompetenzen sollten Führungskräfte systematisch methodisches Vorgehen, Beurteilungsvermögen, Planungsverhalten, Fachwissen, Marktkenntnisse, analytische Fähigkeiten und Sachlichkeit aufweisen (vgl. IP 2: 72-74, IP 4: 42-48, IP 5: 78, IP 6: 74, IP 8: 52). Dabei wird das Beurteilungsvermögen im Sinne des strategischen Denkens und einer realistischen Vorausplanung nächster Schritte als unumgänglich erachtet (vgl. IP 2: 74, IP 4: 42, IP 5: 78, IP 6: 74, IP 8: 52). Weiters wird das Wissen und die Kenntnis der Organisation sowie das Abschätzen möglicher Entwicklungschancen als wichtig gesehen (vgl. IP 4: 48, IP 8: 52). Alle Befragten geben die Wichtigkeit der sozial-kommunikativen Kompetenzen an. Dabei sollten Führungskräfte Kommunikationsfähigkeit, Verständnisbereitschaft, Beratungsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Integrationsfähigkeit, Veränderungsbereitschaft, Problemlösungsfähigkeit, Experimentierfreude und Pflichtgefühl aufweisen, um einen Veränderungsprozess erfolgreich zu implementieren (vgl. IP 1: 74, IP 2: 72, IP 3: 46, IP 4: 48, IP 5: 78, IP 6: 88, IP 7: 68, IP 8: 52). Hierbei ist die wichtigste Kompetenz die Kommunikationsfähigkeit. In Veränderungsprozessen ist es unumgänglich, klar, offen und zielgruppenorientiert zu kommunizieren, damit die Mitarbeiter verstehen, warum ein Wandel notwendig ist und welche Zielsetzung er hat (vgl. IP 1: 74, IP 3: 46, IP 5: 78, IP 6: 88). Weiters ist die Beratungsfähigkeit im Hinblick auf die Personalführung und die Begeisterungsfähigkeit und die Überzeugungskraft für den Wandel für den Erfolg einer Führungskraft ausschlaggebend (vgl. IP 2: 74, IP 3: 46, IP 8: 52). 35 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Führungskräfte eine Mischung aus allen Kompetenzbereichen brauchen, um einen Wandel erfolgreich zu implementieren. Obwohl alle Kompetenzgruppen dargestellt wurden, muss angeführt werden, dass Kommunikationsfähigkeit, Beharrlichkeit, ganzheitliches Denken, Toleranzfähigkeit und die Überzeugungskraft als Erfolgsfaktoren in der Implementierung von Veränderungsprozessen gesehen werden. 4.6. Kompetenzanforderungen im Umgang mit Widerstand Im Umgang mit Widerstand brauchen Führungskräfte ebenso eine Mischung aus den unterschiedlichen Kompetenzbereichen. Es zeigt sich jedoch klar, dass die Fach- und Methodenkompetenz lediglich im Wissen um den Wandlungsprozess und daraus resultierende Widerstände notwendig erscheint (vgl. IP 2: 76). Bei den Aktivitäts- und Handlungskompetenzen ist die Entscheidungsfähigkeit (vgl. IP 7: 70, IP 8: 54), die Konsequenz sowie die Beharrlichkeit im Hinblick auf das Dranbleiben, um Mitarbeiter im Wandlungsprozess und bei Auftreten von Widerständen begleiten zu können, ausschlaggebend für Führungskräfte (vgl. IP 5: 82, IP 6: 90, IP 7: 70, IP 8: 54). Personale Kompetenzen spiegeln sich in der Glaubwürdigkeit, Mitarbeiterförderung und normativethischen Einstellung wieder (vgl. IP 5: 80, IP 7: 72-74, IP 8: 54). Führungskräfte müssen im Umgang mit Widerstand ihren Mitarbeitern individuell begegnen und auf jede Person einzeln eingehen (vgl. IP 7: 72). Dabei spiegelt sich normativ-ethische Einstellung in der Akzeptanz von Unterschiedlichkeiten und Widersprüchen wieder (vgl. IP 5: 80, 7: 74). Bei den sozialkommunikativen Kompetenzen wird die Kommunikationsfähigkeit als ausschlaggebend für den erfolgreichen Umgang mit Widerstand angegeben (vgl. IP 1: 78, IP 4: 56, IP 7: 70). Führungskräfte müssen Verständnisbereitschaft in Form von Empathiefähigkeit und Kooperationsbereitschaft aufweisen, um Widerstand erfolgreich zu begegnen (vgl. IP 1: 78, IP 7: 70-72). Weiters werden die Beratungsfähigkeit in Form der Überzeugungsfähigkeit (vgl. IP 8: 54) sowie ein gutes Maß an Optimismus für langatmige Phasen im Umgang mit Widerstand als wichtige Kompetenzen gesehen (vgl. IP 2: 74). Im Hinblick auf die Kompetenzanforderungen im Umgang mit Widerstand kann festgehalten werden, dass vorwiegend sozial-kommunikative Kompetenzen wie die Kommunikationsfähigkeit, die Empathiefähigkeit sowie ein gewisses Maß an Optimismus erforderlich sind. Im Bereich der personalen Kompetenzen spielen die Glaubwürdigkeit sowie die normativ-ethischen Einstellung in Bezug auf die Akzeptanz von Unterschiedlichkeiten 36 und Widersprüchen eine wichtige Rolle. Bei den Handlungs- und Aktivitätskompetenzen sind die Entscheidungskompetenz, sowie das konsequente Dranbleiben am Widerstand als auch die Zielerreichung ausschlaggebend. Auffallend ist, dass im Umgang mit Widerstand Fachund Methodenkompetenzen zur Gänze in den Hintergrund treten und nur durch den Wissensanspruch über Wandlungsprozesse und den damit verbundenen Widerstand selbst auftreten. 5. Conclusio In der nachstehenden Conclusio werden die theoretischen Erkenntnisse der Bachelorarbeit 1 den Ergebnissen und der Interpretation der vorliegenden Bachelorarbeit gegenübergestellt. Die Fragestellung der vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit den Kompetenzanforderungen an Führungskräfte im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel aus der Sicht von Führungskräften. Um die Fragestellung beantworten zu können, werden im nachstehenden Text Gemeinsamkeiten und Differenzen der Theorie und Empirie gegenübergestellt. Organisationen unterliegen kontinuierlichen Veränderungsprozessen, damit ihre Wettbewerbsfähigkeit und Positionierung am Wirtschaftsmarkt sichergestellt werden können (vgl. Müller et al. 2010, S. 407). Ursachen für einen notwendigen Wandel können interne Einflussfaktoren im Unternehmen wie Organisationswachstum oder externe Einflussfaktoren wie Entwicklungen am Markt sein (vgl. Lauer 2010, S. 11-19). Unterbleibt der notwendige Wandel, kann das gravierende Folgen für die Organisationen im Hinblick auf ihre Marktpositionierung und den Unternehmenserfolg haben (vgl. Kieser/Hegele 1998, S. 134). Unabhängig von der Art des Veränderungsprozesses stellt dieser immer einen Eingriff in die Organisation des Unternehmens dar (vgl. Müller et al. 2010, S. 400). Auch die befragten Führungskräfte geben an, dass organisationaler Wandel als Notwendigkeit für die Beibehaltung des Unternehmenserfolges und einer erfolgreichen Marktpositionierung unumgänglich ist und ein Ausbleiben des Wandels schwerwiegende Folgen für die Organisation zur Folge haben könnte (vgl. IP 2: 18, IP 6: 52). Dabei kann organisationaler Wandel unterschiedliche Ursachen haben und in unterschiedlichen Formen auftreten (vgl. IP 2: 20, IP 3: 28, IP 4: 12, IP 5: 10). Veränderungsprozesse können in personelle als auch in strukturelle Bereiche einer Organisation eingreifen (vgl. IP 2: 22, IP 3: 12-14, IP 6: 20, IP 7: 10-12 und 12, IP 8: 12). 37 In der Literatur wird dargestellt, dass, auch wenn Wandel für Organisationen notwendig erscheint, er häufig unterbleibt oder scheitert. Hauptgrund hierfür ist die Gegensteuerung der Mitarbeiter (vgl. Lauer 2010, S. 41). Wo Veränderungen passieren, treten Widerstände auf (vgl. Wimmer 2009, S. 9), da Wandlungsprozesse für Mitarbeiter bedeuten, dass Gewohnte und Bewährte gegen Neues und Ungewohntes einzutauschen (vgl. Frey et al. 2009, S. 561). Dabei treten Widerstände offen oder versteckt auf (vgl. Frey et al. 2009, S. 561). Oftmals führt das Fehlen notwendiger Maßnahmen während der Implementierung der Veränderungsprozesse zur Verhärtung der Widerstände (vgl. Kieser/Hegele 1998, S. 130). Dabei dürfen die Ernsthaftigkeit und das Suchen nach Ursachen für Widerstände im Wandlungsprozess nicht vernachlässigt werden (vgl. Wöhrle 2005, S. 21 f.), da ein frühes Feststellen von Widerständen einen wesentlichen Erfolgsfaktor für den Wandlungsprozess darstellt (vgl. Frey et al. 2009, S. 563). In der empirischen Untersuchung geben die Befragten an, dass Widerstände im Kontext zum organisationalen Wandel immer auftreten (vgl. IP 1: 54, IP 2: 48, IP 3: 24, IP 4: 30, IP 5: 44, IP 6: 54, IP 7: 40, IP 8: 34). Widerstände treten dabei in passiver und aktiver Form auf. Aktive Widerstände werden offen und klar verbalisiert. Im Gegensatz dazu treten passive Widerstände versteckt auf und können dadurch schwerer wahrgenommen werden (vgl. IP 1: 52, IP 2: 48, IP 3: 26, IP 6: 56, IP 7: 40, IP 8: 34). In der Auseinandersetzung mit Widerständen muss immer überlegt werden, warum Widerstände auftreten. Ursachen für Widerstände können laut den Befragten zum einen Ängste und Befürchtungen von Nachteilen im Kontext zum Wandel und zum anderen mangelnde Informationsweitergabe und das Fehlen von Wissen sein (vgl. IP 1: 52, IP 4: 30, IP 5: 42, IP 6: 66). Weiters wird von den Befragten angegeben, dass Widerstände sinnvoll und berechtigt oder unberechtigt auftreten können. Berechtigte Widerstände werden als konstruktiver Beitrag mit Argumentationshintergründen im Wandlungsprozess gesehen. Unberechtigte Widerstände treten aus der traditionellen Haltung der Mitarbeiter heraus auf (vgl. IP 3: 28, IP 8: 32). Sowohl in der Theorie als auch in der Empirie wird die Rolle der Führungskraft in Veränderungsprozessen und im Speziellen im Umgang mit Widerstand als zentraler Erfolgsfaktor dargestellt. Mitarbeiter brauchen in Veränderungsprozessen Vertrauenspersonen und die Kontinuität der Werthaltung der Organisation (vgl. Stuckert 2006, S. 94 f.). Die Rolle der Führungskräfte ist es, den Mitarbeitern die Notwendigkeit des Wandlungsprozesses (vgl. Stuckert 2006, S. 94 f.) als auch den Sinn und Zweck der Veränderung für die Organisation 38 klar und verständlich darzustellen (vgl. Müller et al. 2010, S. 411). Nur wenn ein gemeinsames Verständnis für den Veränderungsprozess entsteht und die Mitarbeiter die Gewissheit über die Zukunftsbestrebungen der Organisation, ihrer Position und ihres Arbeitsplatzes bekommen und in die Veränderungsarbeit eingebunden werden, können Mitarbeiter auch den Wandel mittragen (vgl. Stuckert 2006, S. 94 f.). Dabei haben die Haltung und das Verhalten der Führungskraft im Veränderungsprozess maßgeblichen Einfluss auf das Verhalten der Mitarbeiter (vgl. Müller et al. 2010, S. 398 f.). Führungskräfte müssen in Wandlungsprozessen strategische als auch motivationsförderliche Maßnahmen setzen, um die Organisationsziele zu erreichen (vgl. Eisenbach et al. 1999, S. 84). Alle Interviewpartner fungierten in Wandlungsprozessen als Führungskräfte und bestätigen die Wichtigkeit der zentralen Rolle, welche Führungskräfte in Transformationsphasen einnehmen (vgl. IP 1: 26, IP 2: 28, IP 3: 16, IP 4: 16, IP 5: 26, IP 6: 30, IP 7: 14, IP 8: 16). Führungskräfte müssen die Notwendigkeit des Wandlungsprozesses darstellen und ihren Mitarbeitern Weg- und Zielvorgaben klar kommunizieren (vgl. IP 1: 64, IP 2: 60, IP 3: 34, IP 4: 36, IP 5: 76, IP 6: 40, IP 7: 50, IP 8: 40), sowie die Chancen eines Veränderungsprozesses aufzeigen (vgl. IP 6: 42). Kontinuierliche Kommunikation und Informationsweitergabe als auch die Einbindung der Mitarbeiter in die Veränderungsprozesse wird als unumgänglich betrachtet (vgl. IP 1: 64, IP 2: 54, IP 3: 28, IP 4: 36, IP 5: 76, IP 6: 40, IP 7: 44, IP 8: 40). Führungskräfte müssen sich im Allgemeinen und im Wandel speziell mit jedem einzelnen Mitarbeiter und seinen Problemen auseinandersetzen (vgl. IP 1: 64, IP 2: 60, IP 3: 36, IP 5: 64, IP 6: 74). Um allen Anforderungen, welche an Führungskräfte in einem Wandlungsprozess gestellt werden gerecht zu werden, müssen diese eine Reihe an unterschiedlichen Kompetenzen aufweisen (vgl. Zehrer/Mössenlechner 2010, S. 182-190). Gleich wie in der Theorie wird von den Interviewpartner angegeben, dass Führungskräfte eine Mischung aus den unterschiedlichen Kompetenzbereichen in Wandlungsprozessen brauchen (vgl. IP 1: 86, IP 2: 78, IP 3: 56, IP 7: 87). Im Umgang mit Widerständen rücken die Fach- und Methodenkompetenzen in den Hintergrund und werden lediglich auf das Wissen um den Wandlungsprozess und den daraus resultierenden Widerständen eingeschränkt (vgl. IP 2: 76). Die gleiche Erkenntnis zeigt sich in der theoretischen Abhandlung der Bachelorarbeit 1, in welcher die Ergebnisse einer quantitativen empirischen Studie von Zehrer/Mössenlechner, welche sich mit dem Zusammenhang der vier Grundkompetenzen im Kontext zu den erforderlichen Leadership-Kompetenzen in wirtschaftlichen Krisensituationen in der Tourismusindustrie beschäftigte, dargestellt wurden. Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die 39 Fach- und Methodenkompetenzen am allerwenigsten an Bedeutung gewinnen und als am unwichtigste Kompetenzen von Führungskräften in wirtschaftlichen Krisensituationen gesehen werden (vgl. Zehrer/Mössenlechner 2010, S. 190-207). Der Umgang mit Widerstand verlangt klare Kommunikation im Hinblick auf die Ziel- und Zweckerreichung des Wandlungsprozesses und wird als Instrument zur Begegnung des Widerstandes angeführt (vgl. Frey et al. 2009, S. 563). Im Umgang mit Widerstand müssen unterschiedliche Dinge angesprochen, ausgesprochen und den Mitarbeitern transportiert werden (vgl. IP 1: 86, IP 5: 84, IP 7: 89). Die Glaubwürdigkeit wird als objektive Weitergabe von erlebten und beobachteten Situationen als auch Gelassenheit und Stabilität der eigenen Person gesehen (vgl. Heyse 2007, S. 58). Die Interviewpartner geben an, dass, wenn eine Führungskraft im Umgang mit Widerstand nicht glaubwürdig ist, alle anderen Aspekte und Argumente in den Hintergrund treten (vgl. IP 2: 78, IP 3: 56, IP 4: 60, IP 7: 91). Die Kompetenz der Glaubwürdigkeit wird als eine wesentliche Schlüsselkompetenz im Umgang mit Widerstand dargestellt (vgl. IP 2: 82, IP 6: 92). Oft erfordern Widerstände eine Analyse, wenn es um Fehlannahmen der Mitarbeiter in Bezug auf den Wandlungsprozess geht (vgl. Frey et al. 2009, S. 563). Daraus werden die Wichtigkeit des zielorientierten Führens und der Dialogfähigkeit für Führungskräfte abgeleitet. Das zielorientierte Führen bedeutet eine Koppelung zwischen situativem und individuellem Führen (vgl. IP 7: 89) unter Berücksichtigung der Zielerreichung des Wandlungsprozesses (vgl. IP 7: 89, IP 8: 60). Die Kompetenz der Dialogfähigkeit beinhaltet das klare Darstellen und Umreißen von Sachverhalten und die Begründung von Arbeits- und Handlungsschritten (vgl. Heyse 2007, S. 43). Dialogfähigkeit heißt für die Befragten, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiter dort abholen können, wo sie stehen und individuell auf sie eingehen können (vgl. IP 2: 78, IP 3: 50). Die Kompetenz der Impulsfähigkeit wird als Vermitteln positiver Aspekte gesehen, welche Mitarbeiter motivieren sollen, sich an der Veränderung zu engagieren (vgl. Frey et al. 2009, S. 563). Die Fähigkeit Impulse zu setzen bedeutet für die Befragten die Wahrheit herausfinden zu können, um einen Umschwung zu setzen (vgl. IP 2: 78), sowie die Motivation der Mitarbeiter, den Wandel mitzugehen (vgl. IP 6: 102). Reimer (vgl. 2006, S. 18) beschreibt, dass Widerstände nicht selbstlösend sind. Deswegen müssen Führungskräfte für die erfolgreichen Begegnung mit Widerständen im Veränderungsprozess Problemlösungsfähigkeit (vgl. IP 3: 56, IP 6: 92) und Konfliktlösungsfähigkeit (vgl. IP 7: 89) aufweisen. Da die Haltung der Führungskraft im Wandlungsprozess starken Einfluss auf das Verhalten der Mitarbeiter hat (vgl. Müller et al. 2010, S. 398), ist die Kompetenz der 40 normativ-ethischen Einstellung von Führungskräften wesentlich (vgl. IP 1: 86, IP 5: 86). Die Kompetenz des Beurteilungsvermögens wird als das Einschätzen von unterschiedlichen Situationen (vgl. IP 1: 86) sowie in Wechselwirkung mit der Problemlösungsfähigkeit gesehen (vgl. IP 3: 50, IP 4: 60). In der Theorie wird Beurteilungsvermögen gleichfalls als das Einschätzen von Problemsituationen, sowie die überzeugende Darstellung von Problemlösungsstrategien dargestellt (vgl. Heyse 2007, S. 58). Auffallend ist, dass die Kompetenz der Beratungsfähigkeit in der theoretischen Abhandlung mehr Bedeutung zukommt als in der empirischen Untersuchung. Die Beratungsfähigkeit wird in der Theorie als die Fähigkeit und Fertigkeit, Mitarbeiter zu analysieren und diese zu beraten, gesehen (vgl. Frey et al. 2009, S. 563). Von den Interviewpartnern wurde mehrmals explizit erwähnt, dass die Beratungsfähigkeit als keine Schlüsselkompetenz im Umgang mit Widerstand eingestuft wird (vgl. IP 2: 78, IP 6: 102). Ergänzend zu den zehn gezeigten Schlüsselkompetenzen im Umgang mit Widerstand wurden von den Befragten die Kompetenzen aktives Zuhören (vgl. IP 4: 62), Ausgeglichenheit und Ruhe (vgl. IP 6: 104), Ausdauer, Geduld, Kraft (vgl. IP 3: 54) und Mut genannt (vgl. IP 2: 84). Im Zuge der empirischen Untersuchung wurde von den Interviewpartnern zum einen die Wichtigkeit von institutionalisierten Weiterentwicklungsmaßnahmen als Unterstützung für Führungskräfte in der belastenden Situation eines organisationalen Wandels angeführt (vgl. IP 5: 66, IP 6: 76, IP 7: 54, IP 8: 42). Zum anderen wurde die Bedeutung der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Phasen von Veränderungsprozessen erfolgskritisch dargestellt (vgl. IP 1: 44, IP 2: 40, IP 3: 20, IP 4: 24, IP 5: 38, IP 6: 44, IP 7: 54). Eine Gegenüberstellung mit der Literatur kann zu diesem Zeitpunkt nicht erfolgen, da sich keiner der beiden Aspekte in der theoretischen Abhandlung der Bachelorarbeit 1 wiederfindet und es einer gesonderten Auseinandersetzung mit der Theorie im Kontext zur vorliegenden Thematik erfordern würde. In der Bachelorarbeit 1 wurde, nach vorangegangener Auseinandersetzung mit den theoretischen Beständen, ein Modell der zehn Schlüsselkompetenzen von Führungskräften im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel erstellt und erläutert. Um die Fragestellung der vorliegenden Bachelorarbeit beantworten zu können, wurden in der 41 vorliegenden empirischen Untersuchung nach einer vorangegangenen allgemeinen Auseinandersetzung zur vorliegenden Thematik die Schlüsselkompetenzen auf ihre Gültigkeit durch die Interviewpartner geprüft und ergänzt. Deswegen erscheint es notwendig, das Modell aus der Bachelorarbeit 1 unter Berücksichtigung der Untersuchungsergebnisse im Kontext zur gesamten Thematik zu modifizieren. In der nachstehenden Darstellung sind die Schlüsselkompetenzen nach Wichtigkeit angeführt. Die ergänzenden Kompetenzen wurden unterhalb der Führungskraft ohne eine Priorisierung angeführt. Abbildung 2: Modifiziertes Modell der Schlüsselkompetenzen von Führungskräften im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel unter Berücksichtigung der Einflussfaktoren externe Einflussfaktoren Organisationaler Wandel interne Einflussfaktoren Widerstände Glaubwürdigkeit Kommunikationsfähigkeit Dialogfähigkeit Impulsgebend Führungskraft Erreichung Unternehmensziele Problemlösungsfähigkeit Zielorientiertes Führen Aktives Zuhören Beurteilungsvermögen Ausgeglichenheit / Ruhe Konfliktlösungsfähigkeit Ausdauer / Geduld / Kraft Normativ-ethische Einstellung Mut Quelle: Eigene Darstellung Bei der theoretischen Generalisierung im vorliegenden Kapitel wurden die Ergebnisse und Interpretationen der empirischen Untersuchung den theoretischen Erkenntnissen der Bachelorarbeit 1 gegenübergestellt. Dabei konnten keine inhaltlichen Unterschiedlichkeiten festgestellt werden. Führungskräfte brauchen im organisationalen Wandel eine Mischung aus den unterschiedlichen Kompetenzbereichen, jedoch müssen Führungskräfte für den erfolgreichen Umgang mit Widerstand im Wandel vermehrt sozial-kommunikative 42 Kompetenzen aufweisen. Infolgedessen können die Ergebnisse der Bachelorarbeit 1 als passend eingestuft und die Beantwortung der Forschungsfrage somit als bestätigt angenommen werden. 6. Zusammenfassung Als Ergebnisse der qualitativen empirischen Untersuchung kann festgehalten werden, dass sich Unternehmen kontinuierlich verändern müssen, um den Unternehmenserfolg und die damit verbundene Positionierung am ökonomischen Markt sicherstellen zu können. Dabei können unternehmensexterne oder unternehmensinterne Einflussfaktoren den organisationalen Wandel auslösen. Ein Unterbleiben des notwendigen Wandlungsprozesses kann gravierende Folgen für das Unternehmen haben. Im Rahmen der Befragung wurde ersichtlich, dass es erforderlich ist, die unterschiedlichen Phasen eines Wandlungsprozesses und die dazugehörigen Erfolgsfaktoren zu berücksichtigen, um Veränderungsprozesse erfolgreich zu implementieren. Zu Beginn des Veränderungsprozesses ist es notwendig, dass die Argumentation des notwendigen Wandlungsprozesses durch das Topmanagement kommuniziert wird. Hierbei müssen Nutzen und Ziel klar an die Mitarbeiter kommuniziert werden, damit ein Veränderungsbewusstsein bei den Mitarbeitern geschaffen wird. Während des Veränderungsprozesses ist laufende Kommunikation und Informationsweitergabe sowie das konsequente Dranbleiben unumgänglich. Zum Ende eines Veränderungsprozesse sollen die Erfolge reflektiert, evaluiert, aufgezeigt und gefeiert werden. Wandlungsprozesse stellen immer einen Eingriff in die Organisation dar und lösen Widerstand aus. Widerstände gehören zum Veränderungsprozess und treten somit in jedem organisationalen Wandel auf und müssen von Führungskräften ernst genommen werden. Für die Zielerreichung des Wandels ist es unumgänglich, die Ursachen für Widerstände zu finden. Widerstände entstehen zum einen aufgrund von Ängsten und Befürchtungen von Verschlechterungen und zum anderen aus einer traditionellen Haltung der Mitarbeiter. Festgehalten werden muss, dass Widerstände nicht nur negativ einzustufen sind. Widerstände sind, wenn sie argumentiert werden können, konstruktiv, indem sie Fehler im Wandlungsprozess aufzeigen und verhindern können. Im Umgang mit Widerstand nehmen Führungskräfte eine erfolgskritische Rolle ein. Dabei wird konsequente Führungsarbeit als unumgänglich im Kontext zum Umgang mit Widerstand gesehen. Durch Führung sollen zum einen Widerstände erkannt und gelöst und zum anderen die Unternehmensziele erreicht werden. Die Mitarbeitereinbindung in Entscheidungsprozesse stellt für die Mitarbeitermotivation als auch für das Gefühl der Selbstbestimmung der 43 Mitarbeiter eine unumgängliche Führungsmaßnahme dar. Somit stellt der organisationale Wandel eine anspruchsvolle Situation an Führungskräfte dar, in der sie ihre Führungskompetenzen unter Beweis stellen müssen. Im Rahmen der qualitativen Untersuchung wurde ersichtlich, dass ein institutionalisiertes Weiterentwicklungsangebot im Kontext zur vorliegenden Thematik als Unterstützung im Umgang mit der belastenden Situation, welche ein Wandel darstellt, gesehen wird. Im Hinblick auf die Forschungsfrage, nämlich den Kompetenzanforderungen im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel aus Sicht von Führungskräften, kann festgehalten werden, dass den sozial-kommunikativen Kompetenzen besondere Bedeutung zukommt und die Fach- und Methodenkompetenzen zur Gänze in den Hintergrund treten. Neun von zehn aus der Theorie abgeleiteten Schlüsselkompetenzen der Bachelorarbeit 1 wurden durch die qualitative empirische Untersuchung bestätigt und können somit als Tendenz angesehen und gegebenenfalls in einer gesonderten Arbeit empirisch quantitativ untersucht werden. Lediglich die theoretisch als wichtig angesehene Beratungskompetenz wird in der Praxis durch die Interviewpartner nicht als Schlüsselkompetenz gesehen. Als Schlüsselkompetenzen im Umgang mit Widerstand wurden somit die Glaubwürdigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Dialogfähigkeit, Fähigkeit, Impulse zu setzen, Problemlösungsfähigkeit, zielorientiertes Führen, Beurteilungsvermögen, Konfliktlösungsfähigkeit sowie normativ-ethische Einstellung bestätigt. Ergänzend dazu werden aktives Zuhören, Ausgeglichenheit und Ruhe, Ausdauer, Geduld und Kraft sowie Mut in der empirischen Untersuchung definiert. Somit ist die Forschungsfrage nach den Kompetenzanforderungen an Führungskräfte im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel aus Sicht von Führungskräften beantwortet. Es lässt sich der Schluss ziehen, dass sich durch die gesamte Thematik eine nahezu gänzliche Übereinstimmung der theoretischen Inhalte mit den empirischen Ergebnissen wiederfindet. Abschließend kann festgehalten werden, dass organisationaler Wandel auch in Zukunft einen erfolgskritischen Einfluss auf Organisationen haben wird. Führungskräften wird unter den Aspekten der Mitarbeiterführung und der Zielerreichung des Unternehmens auch weiterhin eine zentrale Rolle zukommen. Als förderlich können hier institutionalisierte unterstützende Maßnahmen für Führungskräfte speziell zum Thema organisationale Wandlungsprozesse wie beispielsweise Coaching und Supervision sein. Dabei wird es immer wichtiger für Unternehmen sein, Führungskräfte nach den Kompetenzanforderungen von organisationalen Wandlungsprozessen zu rekrutieren oder sie im Hinblick darauf weiterzuentwickeln. 44 Literaturverzeichnis Atteslander, Peter (2008): Methoden der empirischen Sozialforschung. 12. Aufl., Berlin Cacaci, Arnalod (2006): Change Management. Widerstände gegen Wandel. Wiesbaden Dittmar, Norbert (2009): Transkription. Ein Leitfaden mit Aufgaben für Studenten, Forscher und Laien. 3. Aufl., Wiesbaden Dowling, Cornelia E. (2006): Die Wirkung von sozialpsychologischen Gruppenprozessen bei der Reorganisation von Organisationen. In: Reimer, Jürgen-Michael/Hahne, Anton/MeyerEilers, Bernd (Hrsg.): Führung im Wandel. Effiziente Reorganisation. Erfahrungen und Perspektiven. Bern, S. 123-138 Eisenbach, Regina/Watson, Kathleen/Pillai, Rajnandini (1999): Transformational leadership in the context of organizational change. 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Wiesbaden, S. 182-209 46 Interviewpartner Interviewpartner IP1 (IP 1), persönliches Interview geführt von Seada Killinger am 14.2.2011, Wien Interviewpartner IP2 (IP 2), persönliches Interview geführt von Seada Killinger am 22.2.2011, Wien Interviewpartner IP3 (IP 3), persönliches Interview geführt von Seada Killinger am 24.2.2011, Wien Interviewpartner IP4 (IP 4), persönliches Interview geführt von Seada Killinger am 25.2.2011, Wien Interviewpartner IP5 (IP 5), persönliches Interview geführt von Seada Killinger am 01.3.2011, Wien Interviewpartner IP6 (IP 6), persönliches Interview geführt von Seada Killinger am 01.3.2011, Wien Interviewpartner IP7 (IP 7), persönliches Interview geführt von Seada Killinger am 04.3.2011, Wien Interviewpartner IP8 (IP 8), persönliches Interview geführt von Seada Killinger am 10.3.2011, Schwechat 47 Anhang Anhang A: Sensibilisierungskonzept Bedeutung von Wandel Zweck/Ziel von Wandel Nachvollziehbarkeit von Wandel Auftreten von Widerständen Häufigkeit von Wandel Gründe für Widerstände Informationsweitergabe im Wandel Formen von Widerständen organisationaler Wandel Unterschiedliche Phasen im Wandel Bedeutung der unterschiedlichen Phasen im Wandel Widerstand Maßnahmen gegen Widerstände Kompetenzanforderungen an Führungskräfte im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel Aus Sicht von Führungskräften Kompetenzen Kompetenzanforderungen im Wandel Kompetenzanforderungen im Umgang mit Widerständen Umgang mit Widerständen Führung Bedeutung von Führung im Wandel Rolle der Führungskraft im Wandel Unterstützungsmaßnahmen im Wandel Schlüsselkompetenzen im Umgang mit Widerständen Mitarbeitereinbindung in Entscheidungsprozesse Lernerfahrungen 48 Anhang B: Interviewleitfaden Die Befragungen sollen sich an dem vorliegenden Interviewleitfaden orientieren. Die Fragen müssen nicht in der vorliegenden Abfolge gestellt werden. Die Gesprächsdauer eines Interviews soll zwischen 40 und 60 Minuten betragen. Beginn - Vorstellung der eigenen Person (Hintergrund der Befragung) - Bedanken für die Zeit und das Interview - Einführung in die Thematik (Ziel der Befragung) - Aufzeichnung des Interviews (abklären) - Informationen zum Ablauf geben (Gesprächscharakter) - Dauer - Anonymisierung versichern (und weitere Vorgehensweise darlegen) - Abklären ob es noch offene Fragen zum Interview gibt - Aufzeichnung starten 1. Demografische Daten des Interviewpartners: - Name des Interviewpartners - Unternehmen (Branche, Größe des Unternehmens, Mitarbeiteranzahl) - Position (wie viele Mitarbeiter hat der Interviewpartner) - Verantwortungsbereich (Hauptaufgaben) - Dauer der Beschäftigung in diesem Bereich 2. Organisationaler Wandel - Was verstehen Sie unter/bedeutet für Sie Wandel? - Wie hat Wandel in ihrer Organisation stattgefunden? - Was war das Ziel dieses Veränderungsprozesses? - Warum hat Wandel stattfinden müssen? - Welche Rolle nehmen/nahmen Sie dabei ein? - Waren Sie vorher schon in Veränderungsprozessen eingebunden? (Falls ja, wie?) - In welchen Veränderungsprozessen waren Sie im Unternehmen eingebunden? - Was glauben Sie ist zu Beginn eines Veränderungsprozesses wichtig? - Was glauben Sie ist während des Veränderungsprozesses wichtig? 49 - 3. Was glauben Sie ist zum Schluss des Veränderungsprozesses wichtig? Widerstand - Wie haben Sie die Haltung ihrer Mitarbeiter in Veränderungsprozessen wahrgenommen (können Sie Beispiele geben)? - Was verstehen Sie unter Widerstand (können Sie Beispiele geben)? - Wie treten diese von Ihnen wahrgenommen Widerstände auf (können Sie Beispiele geben)? - Warum treten ihrer Meinung nach Widerstände auf? - Wie gehen Sie mit Widerständen um? - Welche Maßnahmen setzten Sie? Können Sie Beispiele dafür geben? - Wieso setzten Sie gerade diese Maßnahmen? - Was sollen diese Maßnahen Ihrer Meinung nach bewirken? 4. Führung im Wandel - Was bedeutet für Sie „Führung“ im Wandel? - Wie sollte ihrer Meinung nach Führung im Wandel passieren? - Was macht eine gute Führungskraft im Wandel Ihrer Meinung nach aus? - Wie sollen sich Führungskräfte im Wandel verhalten? Was sollten sie aus Ihrer Sicht konkret tun oder nicht tun? - Wer sollte was im Unternehmen Ihrer Meinung nach in Veränderungsprozessen übernehmen (Wie sollte die Aufgabenverteilung im Unternehmen in Veränderungsprozessen Ihrer Meinung sein?) - Wie werden Führungskräfte durch das Unternehmen im Wandlungsprozess unterstützt (Weiterentwicklungsmaßnahmen)? - Bei welchen Entscheidungen haben/hatten ihre Mitarbeiter Mitspracherecht? - Wenn Sie an Ihr Verhalten zurückdenken, was würden Sie aus heutiger Sicht anders machen (Können Sie Beispiele dafür geben)? - Warum würden Sie genau das, aus heutiger Sicht anders machen? - Welche Auswirkungen hatte Ihr Verhalten aus heutiger Sicht? 5. Kompetenzen der Führungskräfte - Welche Kompetenzen brauchen Ihrer Meinung Veränderungsprozesse erfolgreich zu implementieren? nach Führungskräfte um 50 - Wieso brauchen Ihrer Meinung nach Führungskräfte gerade diese Kompetenzen? - Welche Kompetenzen brauchen Ihrer Meinung nach Führungskräfte um mit Widerstand im Wandel umzugehen? - Wieso brauchen Ihrer Meinung nach, Führungskräfte gerade diese Kompetenzen im Umgang mit Widerstand im Wandel? - Können Sie mir aus Ihrer Sicht die wichtigsten Kompetenzen einer Führungskraft im Umgang mit Widerstand im Wandel nennen? - Warum glauben Sie, sind das die wichtigsten Kompetenzen einer Führungskraft im Umgang mit Widerstand (können Sie Bespiele geben)? - Ich möchte Ihnen nun zehn Kompetenzen zeigen, und Sie bitten, die, welche Sie für „Schlüsselkompetenzen“ im Umgang mit Widerstand im Wandel halten, für sich zu identifizieren und auf die Seite zu legen. - Wieso sind gerade diese Kompetenzen für Sie „Schlüsselkompetenzen“ im Umgang mit Widerstand im organisationalen Wandel? Abschluss - Abschlussfrage (Haben Sie noch Anregungen? Gibt es noch Dinge zur vorliegenden Thematik, die im bisherigen Gespräch noch nicht genannt wurden, die Sie erwähnen möchten? Haben Sie noch Fragen?) - Bedanken für die Zeit und das Interview - Aufnahmegerät abschalten - Information über die weitere Vorgehensweise darlegen