FeG Forum EKD-Orientierungshilfe zur Familie D ie sogenannte „Orientierungshilfe des Rates der EKD“ mit dem Titel „Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ ist in aller Munde. Und dabei hagelte es Kritik von allen Seiten. Von Spiegel-Online bis Cicero, von der Römisch.-katholischen Kirche bis zur Deutschen Evangelischen Allianz, von Freikirchen bis zu vielen evangelischen Christen, die zu ihrer Landeskirche stehen. Zwei der aus meiner Sicht zutreffendsten Verlautbarungen sind die von Dr. Michael Diener, dem Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz (ideaSpektrum 26/2013) und von Dr. Hartmut Löwe, dem früheren Präsidenten des Kirchenamtes der EKD (ideaSpektrum 27/2013). Ja, die Analyse gesellschaftlicher Vorgänge und neuer rechtlicher Zusammenhänge insgesamt ist gelungen. In unseren Reihen besteht die Gefahr, diese Realität zu wenig als Aufgabe anzunehmen und auf die gebrochenen Lebensläufe vieler Menschen nicht genug mit dem Evangelium antworten zu können. „Was nicht sein darf, gibt es nicht“, ist manchmal unsere Haltung. Und ja, ich fand ausgezeichnete Sätze, wie zum Beispiel: „Die Zugehörigkeit zur Familie Gottes und der Nachfolge Jesu gebührt im Neuen Testament letztlich der Vorrang“ (S. 60) oder der Gedanke, dass da, wo Menschen aufeinander angewiesen sind, sie nicht unfrei werden (S. 62). Vater, Mutter, Kinder – Kern des biblischen Familienverständnisses Aber diese und andere gute Anregungen scheitern an der Begriffsverwirrung in Sachen „Ehe“ und „Familie“. Denn da liegt das entscheidende Problem der EKD-Schrift. Sie definiert Ehe und Familie um. Die Konstellation „Vater, Mutter, Kinder“ wird ausschließlich als Ideal der bürgerlichen Familie und somit als Konstruktion beschrieben. Dass die Ehe zwischen Mann und Frau, aus der nach Möglichkeit Kinder hervorgehen, nach biblischem Zeugnis den Kern von Familie bildet, wird gründlich und mit abenteuerlichen Begründungen demontiert. Vielmehr konstituierten „wechselseitige Bindungen“ Familie. Damit ist u.a. der ideologische Boden bereitet für die Ehe von homosexuell Lebenden. Solange verlässliches, liebevolles und verantwortliches Miteinander zu finden sei, seien die biblischen Bestandteile von Partnerschaft gegeben (S. 66). Und spitzfindig wird gesagt, die Ehe sei keine absolute Ordnung, weil sie nicht, wie das Abendmahl und die Taufe, von Jesus eingesetzt wurde (S.63). Dass aber Gott die Ehe als Ordnung eingesetzt hat, was Jesus ausdrücklich bestätigt (Mt 19), wird in diesem Zusammenhang verschwiegen. Damit wir uns recht verstehen: Familie ist natürlich größer und mehr als „Vater, Mutter, Kinder“. Gott sei Dank! Aber Ehe verkommt unter dieser Schrift zu einer Beliebigkeit, dass ich nur verzweifelt den Kopf geschüttelt habe. „Sola scriptura“ gilt in dieser EKD-Schrift nicht. Sie bietet keine Orientierung, zumindest nicht in die richtige Richtung. Klare biblische Orientierung Was brauchen wir? Zunächst eine klare biblische Orientierung. Damit nicht nur „sola scriptura“ drauf steht, sondern auch in unserem Leben zu finden ist. Dazu gehört eben auch, dass Ehe von Gott selber gestiftet ist und sie zwischen Mann und Frau gilt. Dann brauchen wir eine barmherzige und an Jesus ausgerichtete Umgangsweise mit den vielen zerbrochenen und gebrochenen Lebensrealitäten. Ich glaube, da haben wir inzwischen nachgeholt und wir haben verstanden, dass dies kein Ausverkauf an biblischen Maßstäben bedeutet. Es ist vielmehr Evangelium für und mitten in dieser Welt. Aber diese Spannung müssen wir aufrecht erhalten. In dieser Spannung werden wir und Menschen unserer Zeit erst die lebensdienliche Orientierung aus der Bibel entdecken (Was gilt?) und zugleich (nicht als Gegensatz!) die lebensschaffende Kraft der Vergebung und Gnade Gottes kennenlernen (Was erneuert mich?). Die EKD-Schrift löst auf Kosten des biblischen Familienbildes diese Spannung auf. Und schließlich brauchen wir Vorbilder, Männer und Frauen, die überzeugend Familie leben. Familien, die sich durch die Wirren des Alltags schlagen. Gemeinden, in denen man diese Ehepaare und Familien kennenlernt. Geheilte Beziehungen und Familien, die über die „Blutsbande“ hinausgehen eben die ganze Buntheit des Lebens unter der guten Herrschaft Gottes. Möge man dies in unseren Gemeinden finden. Ansgar Hörsting ist Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden. 44 Christsein Heute 9/2013