Westsächsische Hochschule Zwickau – Lehrgebiet Kfz-Elektrik/Elektronik - Prof. Dr.-Ing. Thein / Dipl.-Ing. (FH) Mast Praktikum Rücklichtmodul - Leistungselektronik Praktikum Rücklichtmodul - Leistungselektronik Bei der Ansteuerung von Stellgliedern im Kraftfahrzeug kommen zunehmend moderne Leistungsschaltkreise zum Einsatz, die nicht nur herkömmliche Treiber (z. B. Relais) und Schmelzsicherungen zuverlässig ersetzen können, sondern gleichzeitig in Verbindung mit Mikrocontrollern neue Funktionen (z.B. Überwachen, Schützen und Notlauf) ermöglichen. Ein typisches Anwendungsgebiet für den Einsatz der neuen Leistungsschaltkreise sind sogen. Lichtmodule, die inzwischen von mehreren Fahrzeugherstellern eingesetzt werden. Versuchsvorbereitung: Machen Sie sich mit der Innenschaltung und den Grundfunktionen des Leistungsschaltkreises PROFET – BTS 640 S2 vertraut. Wiederholen Sie die beiden prinzipiellen Möglichkeiten, verminderte Nutzleistungen an Stellgliedern mit Hilfe von Leistungstransistoren einzustellen. Überdenken Sie, wie direkte Strommessungen durch Spannungsmessungen an bekannten Widerständen ersetzt werden können. Versuchsziele: Kennen lernen der grundsätzlichen Arbeitsweise moderner Aktuator-Strukturen. Vergleichende Betrachtungen zur analogen und zur geschalteten Ansteuerung von Stellgliedern. Aufnahme geeigneter Messgrößen zur Bestimmung von Nutz-, Verlust- und erforderlicher Ansteuerleistung für beide Schaltungsvarianten. Versuchsaufbau Das Rücklichtmodul des Versuches ist ein stark vereinfachtes Modell derartiger Lichtmodule und soll einige der neuartigen Funktionen beispielgebend aufzeigen. M1 UB M2 zu M3 UB 22k 1,2k Poti 10k SF 827 12V/21W 22 M3 SD 350 (auf Kühlkörper) S1 Blinkleuchte zu M5 zu M4 3,3k zur Masse Bremsleuchte 12V/21W Schlussleuchte 12V/5W Masse (analog) BTS 640 S2 UB IN BTS 640 S2 Vbb IN ST IS ST OUT GND Ta1 Ta2 3,3k 3,3k 8k Masse (digital) Mikrocontroller mit LCD-Anzeige Vbb IS OUT GND 31k M5 M4 Im verwendeten Rücklichtgehäuse befinden sich eine Zweifaden-Glühlampe (12 V / 21 W / 5 W) für Schluss- und Bremslicht sowie eine Einfaden-Glühlampe (12 V / 21 W) für das Blinklicht. Letztere wird durch einen bipolaren pnp - Leistungstransistor (SD 350) angesteuert, dessen Basisstrom durch den Basis-Vorwiderstand (22 ) und den Zwischentransistor (SF 827) eingestellt wird. Der Basisstrom des Zwischentransistors wiederum wird durch dessen Basis-Vorwiderstand (1,2 k ) und die am Potentiometer eingestellte Spannung bestimmt. Beide Transistoren werden im aktiven Arbeitsbereich betrieben, d.h. ihr jeweiliger Arbeitspunkt liegt abhängig vom steuernden Basisstrom irgendwo auf der Arbeitsgeraden. Mit Hilfe dieser in der Praxis unüblichen Schaltung kann die Leistung der EinfadenVersion März 2012 1 Westsächsische Hochschule Zwickau – Lehrgebiet Kfz-Elektrik/Elektronik - Prof. Dr.-Ing. Thein / Dipl.-Ing. (FH) Mast Praktikum Rücklichtmodul - Leistungselektronik Glühlampe quasi-statisch, d.h. analog eingestellt werden. Im Gegensatz dazu werden für die Zweifaden-Glühlampe zwei Leistungsschaltkreise PROFET – BTS 640 S2 eingesetzt. Diese schalten und überwachen den Lampenstrom und tauschen Daten mit einem Mikrocontroller aus. Im Mikrocontroller finden die eigentliche Steuerung und Überwachung der Lampenfunktionen statt. Dadurch ist es zum Beispiel möglich, bei Ausfall des Schlusslichtes dieses durch das Bremslicht mit verminderter Leistung vorübergehend zu ersetzen. Im Gegensatz zur veralteten analogen Betriebsweise der Helligkeitssteuerung der Blinkleuchte wird zur Leistungsreduzierung das heute übliche Verfahren der Pulsweitenmodulation (PWM) angewandt. Mit Hilfe der beiden Taster können Schluss- und Bremslicht ein- bzw. ausgeschaltet werden. Versuchsdurchführung: 1. Machen Sie sich mit Schaltung und Aufbau des Rücklichtmoduls vertraut. Überprüfen Sie die Funktionen des Schalters, der Taster und des Potentiometers! Wie wirkt der Schalter S1 (Protokoll)? 2. Stellen Sie am Potentiometer der analogen Schaltung höchste Helligkeit für die Blinkleuchte (Einfaden-Glühlampe) ein. Ermitteln Sie nun die Nutzleistung der Glühlampe, die Verlustleistung am bipolaren Leistungstransistor (SD 350) sowie dessen erforderliche Ansteuerleistung! 3. Verstellen Sie im Folgenden das Potentiometer so, dass die Blinkleuchte etwa gleich hell wie das Schlusslicht leuchtet. Wiederholen Sie Ihre Messungen und vergleichen Sie beide Messungen. Überprüfen Sie durch vorsichtiges Berühren des Kühlkörpers des bipolaren Leistungstransistors Ihre Beobachtungen! 4. Ermitteln Sie für Brems- und Schlusslicht die Nutzleistungen sowie die Verlustleistungen der Endstufen der Leistungsschaltkreise. Schätzen Sie die erforderlichen Ansteuerleistungen ab! 5. Im Folgenden werden einige Fehler an den Glühlampen bzw. deren Zuleitungen simuliert: - Unterspannung am Schlusslicht infolge Übergangswiderstand. Wodurch kann dies in der Praxis auftreten (Protokoll)? - Überlast am Bremslicht-Leistungsschaltkreis, d.h. es fließt ein höherer Strom, als üblich. Wie kann Überlast im realen Fahrzeug entstehen (Protokoll)? - Kurzschluss am Bremslichtschaltkreis nach Masse. Was passiert in diesem Fall mit dem Leistungsschaltkreis (Protokoll)? Beobachten Sie dabei die an den Mikrocontroller angeschlossene Anzeige! 6. Verbinden Sie den Ausgang des Leistungsschaltkreises für das Bremslicht mit einem Oszillographen. Überprüfen sie zunächst noch einmal die normale Funktionsweise des Bremslichtes. Simulieren Sie anschließend am Schlusslicht eine Leitungsunterbrechung (Leerlauf) und ermitteln Sie erneut Nutzleistung am Bremslicht bzw. Verlustleistung an den Leistungsschaltkreisen, wenn das Bremslicht vorübergehend die Funktion des Schlusslichtes übernommen hat (Protokoll). 7. Schätzen Sie in Ihrem Protokoll abschließend beide Varianten zur Leistungsminderung an Stellgliedern ein. Version März 2012 2