Diesseits und jenseits der Firewall Datenschutz und Informationssicherheit betreffen jeden Die Schlagwörter sind beinahe täglich in der Zeitung zu lesen: Datenlecks, Wirtschaftsspionage, Know-how-Abfluss – vielerorts, in jeder Form und in jedem Umfang. Und auch der alltägliche Datenverlust oder die Nichtverfügbarkeit von Informationen durch Rechnerabstürze, vergessene Unterlagen oder arglos versandte E-Mails bergen Risiken in sich. Die moderne Art, Daten zu verarbeiten, zu transportieren und zu speichern macht es in Verbindung mit allzu großer Sorglosigkeit innerhalb der betroffenen Organisationen möglich. Dabei ist diese Art der Bedrohung keineswegs neu: Seit vielen Jahren entwickelt eine ganze Branche Virenscanner, Firewalls und Codierungssysteme, steht die technische Sicherheit von Hardund Software im Blickfeld der IT-Spezialisten. Große Konzerne und Regierungen engagieren inzwischen sogar Hacker, um der Cyberkriminalität Herr zu werden. Aber auch die „einfachen“ Verluste durch schlichte Nachlässigkeit oder Unkenntnis sind hinreichend bekannt. Der Mensch als Unsicherheitsfaktor Deshalb helfen modernste Sicherheitssysteme nichts, wenn sie von Verantwortlichen nicht richtig beziehungsweise gar nicht eingesetzt oder nicht auf dem neuesten Stand gehalten werden. Und: So aktuell, hochwertig und ausgeklügelt solche Systeme auch sein mögen, so wird der Mensch meist übersehen und seine Bedeutung für die Sicherheit von Daten und Informationen zu oft falsch eingeschätzt. Kommt beides zusammen – schlechter oder gar kein technischer Schutz und leichtfertige oder kriminelle Handlungen von Personen –, ist jeglichem Datenverlust mit allen seinen Folgen Tür und Tor geöffnet. So hat die unbemerkte Aktion einer einzelnen Person, die innerhalb kürzester Zeit ein vergleichsweise kleines, aber spektakuläres Datenpaket von einem weitestgehend ungesicherten Rechner einfach heruntergeladen hat, die umstrittenen Wikileaks-Veröffentlichungen im Herbst 2010 erst ermöglicht. Auch CDs mit verdächtigen Steuerdaten kommen auf ähnlich einfache Weise zustande. Eine aktuelle Studie* kommt zu dem Ergebnis, dass besonders der Mittelstand (ca. 60 %) und kleinere Unternehmen (ca. 36 %) von Angriffen auf Daten und Informationen betroffen sind; nur rund 4 % der Angriffe gelten Großkonzernen. Dabei entsteht in Deutschland jährlich ein Schaden von rund 20 Milliarden Euro, das Gefährdungspotential** liegt aber weit über dem Doppelten. Gleichzeitig ist der großen Mehrzahl der Unternehmen die bestehende Gefahr kaum bewusst und dort, wo Manager die Risiken leidlich erkannt haben, fehlen oft finanzielle und/oder personelle Ressourcen, um sich angemessen abzusichern. Oder: Der Sicherheitsaufwand wird einfach nicht betrieben, da die Bedrohung nicht ernst genommen wird. Und noch etwas wird oft vergessen: Viele Unternehmen verarbeiten, transportieren und speichern nicht nur ihre eigenen Daten, sondern auch die ihrer Kunden oder solche, die ihnen zur Bearbeitung anvertraut wurden. Das oft leicht durchzuführende Ausspionieren solcher Kundendatensätze hat dann für das betroffene Unternehmen über den eigenen Schaden hinaus eventuell noch Regressforderungen Dritter zur Folge. Götz Blechschmidt Leiter Marketing & Geschäftsentwicklung [email protected] * Mittelstandsstudie Gefahrenbarometer 2010, Corporate Trust ** Schätzung der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft (ASW), Sonderheft Impulse 2/2011 www.dqs.de