Urheberrecht und Digitalisierung

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Urheberrecht und Digitalisierung
Herausforderung und Reaktionen
Digitale Medien
lassen sich über Computer und Internet weltweit, schnell, praktisch
kostenlos und ohne Qualitätsverlust
kopieren
kombinieren & verändern
verbreiten & tauschen
Kontrolle und Vermarktung über physische Kopien wird problematisch.
Reaktionen
Digitales
Rechtemanagement
(DRM)
Individuelle Kontrolle
Kopierschranke in Datenträgern und Geräten
Detaillierte Lizenz- & Nutzungsvereinbarungen
Zahlung pro Nutzung:
Pay-per-view, Micropayments
Klare Trennung Produzent/Nutzer,
potenziell jeder Vorgang wird kontrolliert,
lizensiert, erfasst, gemessen
Open Source /
Open Content
Philosophie
Technik
Recht
Wirtschaft
Produktion &
Nutzung
Offenheit, kollektive Kollaboration
Offene Standards, offener Quellcode
Open-Content- & Open-Source-Lizenzen erlauben Einsicht, Verbreitung, Bearbeitung
(GNU GPL, Creative Commons, etc.)
Nutzung ist kostenfrei, Geld wird verdient mit
Werbung, Spenden, Services, lokaler Anpassung
Grenze Produzent /Nutzer verschwimmt
Mashups, Remixes, nutzergenerierte Inhalte
URL: http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/urheberrecht/63358/urheberrecht-und-digitalisierung
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Urheberrecht und Digitalisierung
Herausforderung und Reaktionen
Nichts hat das Urheberrecht so aufgestört wie Computer, Internet und digitale Datenträger.
Die Reaktion darauf ist gespalten – die einen fordern mehr digitale Kontrolle, die anderen
mehr Offenheit.
Sebastian Deterding,
Philipp Otto
15.1.2008
Nichts hat das Urheberrecht so aufgestört wie Computer, Internet und digitale Datenträger. Die Reaktion darauf ist
gespalten – die einen fordern mehr digitale Kontrolle, die andere mehr Offenheit.
Das heutige Urheberrecht ist das Kind einer Medienrevolution: des Buchdrucks. Heute stört eine neue Revolution sämtliche
Gewissheiten unserer "Buchdruckkultur" auf: die digitalen Medien. Ob Filme, Bilder, Texte oder Musik – vor dem Siegeszug der
Digitalmedien waren dem Kopieren und Mischen von Medien technische Grenzen gesetzt. Kopieren war zeitaufwändig und ging
stets mit Qualitätsverlusten einher. Doch einmal digitalisiert, also in maschinenlesbare Bits, Nullen und Einsen übersetzt, lassen
sich Medien heute verlustfrei, schnell und praktisch kostenlos auf digitalen Datenträgern vervielfältigen, per Software vermischen
und verändern und über Computernetzwerke weltweit versenden.
Die Folge: Die Vermarktung von physischen Kopien – Büchern, Schallplatten, CDs, Videokassetten, DVDs – wird zunehmend
problematisch. Denn ist nur eine einzige digitale Kopie in Umlauf, kann diese unter Freunden, Bekannten, Fremden im Grunde
kostenfrei verbreitet werden.
Gleichzeitig werden mit den digitalen Medien völlig neue Formen der Kreativität und Zusammenarbeit möglich. Das Remixen und
Samplen anderer Werke wird zur eigenen Kunstform, Menschen können quer über den Globus verstreut an ein und demselben
Satz von Daten arbeiten, diesen kontinuierlich verändern und verbessern, wie das Beispiel der freien Online-Enzyklopädie
Wikipedia zeigt.
Wenn man ein wenig überspitzt und abstrahiert, kann man nun zwei unterschiedliche "Lager" der Reaktion auf diese neue
Situation ausmachen: Auf der einen Seite stehen vor allem die alten Medienindustrien – Buch-, Film- und Musikverlage, aber
auch Software- und Unterhaltungselektronik-Hersteller. Sie meinen, dass die digitalen Medien die Verlage und Urheber bedrohen,
weil diese nun kein Geld mehr für (physische) Kopien ihrer Werke bekommen.
Sie versuchen daher, die neuen Möglichkeiten der digitalen Medien mit neuen Möglichkeiten der digitalen Kontrolle aufzufangen.
Denn mit digitalen Daten und Abspielgeräten ist es genauso möglich, jeden einzelnen Nutzungsvorgang automatisch zu erfassen,
für jeden Nutzungsvorgang einzelne Rechte und Schranken in die Daten und Geräte einzuprogrammieren (so genanntes Digitales
Rechtemanagement) – und jeden Vorgang einzeln abzurechnen.
Die Gegenseite wird derzeit am lautstärksten von einigen sozialen Bewegungen um Software, Internet und neue Medien
vertreten. Sie meinen, dass die digitalen Medien wertvolle neue Formen der Produktion und Kultur eröffnen, die vom alten, an die
Bedingungen alter Technologien angepassten Urheberrecht blockiert zu werden drohen.
Statt also das alte Urheberrecht technisch zu kopieren und damit letztlich nur den Interessen der Verwerter zu dienen, wie es
Digitales Rechtemanagement tue, solle man lieber neue Geschäftsmodelle entwickeln, die dafür sorgen, dass die Urheber
angemessen entlohnt werden – ohne dass der freie digitale Fluss von Wissen und Kulturgütern dadurch unterbunden wird.
Lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz »by-nc-nd/2.0/de«.
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