Adaptive Systeme Sommersemester 2015 Prof. Dr. -Ing. Heinz-Georg Fehn Prof. Dr. rer. nat. Nikolaus Wulff Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 1 Adaptive Systeme ● Adaptives System: ein System, das sich durch ein besonderes Anpassungsvermögen an seine Umgebung auszeichnet; das die Möglichkeit hat, auf deren (zufällige und/oder zeitlichen) Veränderungen zu reagieren und sich damit auf diese einzustellen. adaptive system [ə′dap·tiv ′sis·təm] (system engineering) A system that can change itself in response to changes in its environment in such a way that its performance improves through a continuing interaction with its surroundings. http://encyclopedia2.thefreedictionary.com/ (10.03.2015) Frage: Ist die Änderung deterministisch oder zufällig und was ist denn zufällig? Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 2 Ein Ausflug in zufällige Signale ● Was sind zufällige (stochastische) Signale alle Signale, die sich nicht in ihrem zeitlichen Verlauf durch eine mathematische Vorschrift angeben lassen Signal zufällig Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff deterministisch 3 Zufällige Signal ● Wie lassen sich zufällige Signale beschreiben Beschreibung durch Wahrscheinlichkeiten (Wahrscheinlichkeitstheorie, Stochastik) ● Mathematisch durch die: Verteilungsfunktion: F X ( x) Verteilungsdichtefunktion: d F X ( x) p X ( x )= dx Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 4 Verteilungsfunktion ● ● Die Verteilungsfunktion F X ( x) ist eine nichtnegative stetig wachsende Funktion zwischen 0 … 1. } Die Verteilungsfunktion gibt die Wahrscheinlichkeit Pr { X ⩾ xan x Es gilt: Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff Pr { X ⩾ x }= F X ( x )= ∫ p X ( x) dx −∞ 5 Verteilungsdichtefunktion ● Die Verteilungsdichtefunktion p X ( x )ist die Ableitung der Verteilungsfunktion d F X ( x) p X ( x )= dx x F X ( x)= ∫ p X ( x)dx −∞ Interpretation: Die Fläche unter der Verteilungsdichtefunktion bis zu einer vorgegeben Grenze x stellt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der Realisierungen einer Zufallsvariablen X dar. Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 6 Eigenschaften und Besonderheiten ● ● Ist die Verteilungsfunktion stetig, ist die Zufallsvariable kontinuierlich Ist die Verteilungsfunktion nicht stetig, ist die Zufallsvariable diskret Beispiel: Würfel Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 7 Warum brauchen wir das? ● ● Eine Simulation von Zufallszahlen im Rechner kann nur eine endliche Zahl unterschiedlicher Zahlen erzeugen. Daher sind alle Zufallszahlen einer digitalen Simulation diskret und wiederholen sich. Sie sind keine echten Zufallszahlen. Sie werden auch als Pseudozufallszahlen (Pseudozufallsvariablen) bezeichnet. Die Wiederholungsperiode hängt von der Wortbreite des Rechner ab. Eine Methode zur Erzeugung von Zufallszahlen: Linear rückgekoppeltes Schieberegister Wiederholungsperiode 2 B - 1 (B = Anzahl der Bits) Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 8 Erzeugung von Zufallszahlen ● Matlab: x = rand(...); % gleichverteilte Zufallszahlen (0...1) x = randn(...); % gaußverteilte Zufallszahlen x = rand(); /*Zufallszahl zwischen 0 … 215-1*/ ● C / C++ ● Verteilungsdichtefunktion Verteilungsfunktion jeweils 20000 Werte In der Simulation Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 9 Zufallszahlen als Modell ● Zufallszahlen als Modelle für Störungen Signalverfälschung durch Überlagerung von Rauschen Modell: gaußverteilte Zahlen ● Zufallszahlen als Modelle für Signale, z.B. Lottozahlen 3 1 4 14 1 15 2 1 5 22 5 7 26 4 25 5 8 7 Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 27 14 8 29 15 33 7 15 21 40 27 10 32 23 36 12 27 37 43 31 27 43 32 45 41 36 45 49 34 30 45 42 49 45 49 46 Modell: gleichverteilte Zahlen zwischen 1 … 49 10 Analyse des Prozesses (1) Ein stochastischer Prozess X(t,ω) kann als eine Funktion angesehen werden, die von zwei Variablen abhängig ist, von der Zeit t und einer Zufallsvariablen X(ωi). Die Ereignismenge ωi. stammt aus dem Ereignisraum Ω, der den stochastischen Prozess darstellt. Alle sprechen gleichzeitig unterschiedliche Texte Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 11 Analyse des Prozesses (2) Hier spricht nur einer Nur einer spricht seinen Text Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 12 Analyse des Prozesses (3) e i n s Alle sprechen gleichzeitig nur ein Zeichen Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 13 Analyse des Prozesses (4) b Nur einer spricht nur ein Zeichen Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 14 Handhabung des Prozesses ● Wenn wir sicherstellen können, dass eine Zeitfolge oder eine Zufallsvariable den stochastischen Prozess beschreibt, dann können entweder nur Zeitfolge oder nur die Zufallsvariable betrachten werden Das ist gegeben, wenn der Prozess ergodisch ist Es gilt dann: Zeitmittel x (t ) = µ x (t ) Scharmittel Ist der Prozess auch noch stationär, dann ändern sich seine statistischen Eigenschaften nicht mit der Zeit Es gilt dann: Zeitmittel Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff x (t ) = µ x Scharmittel 15 Handhabung des Prozesses Analyse über eine Musterfolge im Zeitbereich (Simulation) Analyse über die Verteilungsdichtefunktion (Theorie) kontinuierlich diskret Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 16 Wichtige Kenngrößen von Prozessen (1) Diskrete Prozesse: - Die Integration wird zu einer Summe über die k Zufallswerte xk - Das Produkt pX(x) dx wird zur Wahrscheinlichkeit pk der Zufallszahl xk Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 17 Wichtige Kenngrößen von Prozessen (2) Korrelation = beschreibt die Abhängigkeit (Verwandtschaft) zwischen statistischen Prozessen (auch als Verbundmoment bezeichnet) Autokorrelationsfunktion (AKF) = statische Abhängigkeit zwischen Werten des gleichen Prozesses zu unterschiedlichen Zeitpunkten R XX (τ)= E [ x (t) x (t+ τ)] R XX ( τ) normiert ρ XX ( τ)= R XX (0) Kreuzkorrelationsfunktion (KKF) = statische Abhängigkeit zwischen Werten unterschiedlichen Prozessen R XY ( τ)=E [ x (t ) y (t + τ)] ρ XY (τ)= Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff R XY ( τ) √ R XX (0) RYY (0) normiert 18 Beispiele für Korrelation Zufallssignal, weißes Rauschen keine Korrelation Sprachsignal mit zwei unterschiedlichen Segmenten hohe Korrelation geringe Korrelation Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 19 Bestimmung von Kenngrößen ● ● ● ● ● Mittelwert: Varianz: 1 µx= N σ 2x= 1 N N ∑ n=1 N ∑ n=1 R XX (k )= AKF: x (n) x 2 (n)−µ 2x 1 N N −k ∑ x (n) x (n+ k ) n=1 Wiener-Kintchine-Theorem AKF und LDS sind wechselseitige Fouriertransformationen 2 S (k )=∣ℱ {R (k )} ∣ XX Spektrum (LDS): XX Spektrumsschätzung: 1 S XX ( k )= Anz Block Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff ∣ S XX (k )= Anz block ∑ i=1 ∣ 1 b len 1 N N −1 ∑ − j2π x (n) e n=0 i⋅b len−1 ∑ n=(i−1)⋅blen nk 2 N ∣ Periodogramm über N Werte nk 2 − j2π gemitteltes N Periodogramm über AnzBlock der Länge blen x (n)e ∣ 20 Ergänzungen zur Theorie Abtastfrequenz f abt Abtastzeit [Hz ] T Dauer Abtastwerte Frequenzauflösung Δ f= T Ausschnitt T0 der Fouriertransf. Abtasttheorem f abt ≥2 f grenz , 1 T= f = abt T Dauer f abt T0 N X (k )= ∑ x (n)e = Signaldauer [s], = NT Signalausschnitt [s] = 1s, = Abtastfrequenz [Hz] −j 2π (n−1)(k −1) N n=1 Spektrum als Betrag B abs() ∣ B(k )∣ = Spektrum als Betrag B mit fftshift() ∣ B (k )∣ = Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff TDauer TAusschnitt T0 f abt fgrenz = größte im Signal vorkommende Frequenz fabt = maximale Bandbreite des abgetasteten Signals N Fouriertransformation in Matlab fft() : [s] ∣ ∣ ∣ ( X (k )) N fftshift ( X (k )) N für ∣ für 0 … fabt - 0,5 fabt … 0,5 fabt 21 Einige Bemerkungen ● RXX(k) für k = 0 für mittelwertfreie (µX=0) Signale ist RXX(0) die Varianz x2 sonst RXX(0) = x2 + µx2 ● RXX(k) = 0 für k 0 keine Korrelation zwischen Signalwerten im Abstand k ● RXX(k) = 0 für alle k 0 weißes Rauschen (beinhaltet alle Frequenzen) sonst kein weißes Rauschen ● SXX(0) 0 das Signal x(n) hat einen Gleichspannungsanteil (f = 0) ● SXX(k) = const das Signal x(n) beinhaltet alle Frequenzen(weißes Rauschen) sonst kein weißes Rauschen ● R XX (0)=∑ S XX (k ) k Leistung im Zeitbereich = Leistung im Frequenzbereich (Parsevalsche Theorem) ● AKF LDS AKF und LDS sind wechselseitige Fouriertransformierte (Wiener-Kintchine Theorem) Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 22 Fazit stochastischer Prozess (1) ● ● ● Sie sind Modelle für reale Prozesse wie Ergodisch: eine Musterfolge kann verwendet werden Bedingung: Zeitmittel = Scharmittel Stationär: die statistischen Eigenschaften ändern sich zeitlich nicht Bedingung : µ(t) = µ = const (schwache Stationarität) RXX(t0,) = RXX() (starke Stationarität) AKF nur vom Zeitunterschied abhängig und nicht vom Zeitpunkt t0 Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 23 Übung: Stationärer Prozess ● Erzeugen Sie einen gaußverteilten Prozess der Dauer 1 s für eine Abtastfrequenz von 44100 Hz (CD-Qualität) Suchen Sie den minimalen und den maximalen Wert, den Mittelwert, die Varianz. ● Bestimmen Sie die Verteilungsdichtefunktion p X ( x)= 1 e √ 2π −x 2 2 pX(x) und vergleichen Sie diese mit der Theorie ● Bestimmen Sie die ersten k = 10 Autokorrelationswerte RXX(k) Was stellen Sie bei der Betrachtung der AKF fest? ● Bestimmen Sie das Leistungsdichtespektrum (LDS) SXX(k) über das Periodogramm (blen = 441, Frequenzauflösung 100 Hz) Was stellen Sie bei der Betrachtung des LDS fest? ● Welches Fazit ziehen Sie aus dieser Betrachtung? Prof. Dr. H.-G. Fehn und Prof. Dr. N. Wulff 24