Veränderungen der Sehweisen

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Veränderungen der Sehweisen
Veränderungen der Sehweisen
Warum gedruckte Photos oft besser aussehen als das Original
Bildgüte ist die Gesamtsumme aller technischen Qualitäten eines photographischen Bildes,
egal ob auf dem Photopapier, dem Bildschirm, dem Ausdruck oder sonst einem Träger. Das
Ideal eines Bildes hat sich an der Wiedergabecharakteristik des menschlichen Auges zu
richten. („Das sieht ja echt aus!“) Dort, im Augenhintergrund und später im Gehirn, findet durch
eine Fülle an Verarbeitungsstufen eine Optimierung der einfallenden Informationen statt. So ist
die Farbintensitätssteuerung des menschlichen Auges durchaus vergleichbar mit der DIRTechnologie des klassischen chemischen Films bzw. mit den Regelkreisen beim digitalen Bild.
Seit mehreren Jahren findet – fast unbemerkt von den meisten Anwendern – eine deutliche
Verbesserung vorzugsweise in der elektronischen oder besser digitalen Bildgüte-Wiedergabe
statt. Wie stellt sich diese konkret dar?
Wenn sie beispielsweise Fernsehen schauen, und die Aufnahme erfolgte mit einer modernen
Videokamera, so bemerken Sie, wenn Sie die Farbe am Monitor zurücknehmen und das Farbbild hierdurch zum Schwarzweißbild werden lassen, daß dieses Schwarzweißbild „besser“ aussieht als ein reguläres, „echtes“ chemisches Schwarzweißbild. Ein Beispiel:
Ein großer Kopf erscheint auf dem Bildschirm und hat normale Gradation. Jetzt zoomt die
Kamera weg und der Kopf wird immer kleiner. Jetzt bemerken Sie, wie die Gradation dieses
Kopfes immer steiler wird, je kleiner der Kopf wird. Dies wird durch eine digitale Nachbearbeitung in der Kamera ermöglicht. Nach den physikalischen Regeln muß aber, je kleiner ein
Bilddetail wird, der MTF-Wert immer mehr abnehmen, die Details müßten also flau und verwaschen aussehen. Bei üblichem Filmmaterial und Photopapier ist dies auch der Fall. In der
digitalen Bildwiedergabe wird aber dieser MTF-Abfall kleiner Bilddetails nachträglich bis kurz
vor der Rauschgrenze angehoben, daß Bild sieht besser aus. Der Fachmann spricht vom
niedrigen Makrokontrast – hohem Mikrokontrast.
So ähnlich sieht auch das menschliche Auge.
Dies ist selbstverständlich auch photochemisch machbar – mehrere langjährige Patente
zeugen von den Forschungen und Versuchen der Photoindustrie. Leider ist noch kein solches
Produkt im Handel erhältlich. Denn dies wäre kaum sinnvoll in der Chemie eines Filmes
anwendbar, sondern wenn, dann nur eher in der Chemie eines Photopapiers, denn dies ist ein
maßstabsabhängiger Wert und hängt u.a. von der Printgröße ab.
Diejenigen Photographen, welche mit großem Enthusiasmus selbst vergrößern, kennen viele
Tricks, um – wenn oft auch nur unter großer Mühe – ähnliche Effekte auf heutigen Papieren zu
erzielen. Einfacher ist natürlich, dies über einen Scanner und entsprechende Bildbearbeitungssoftware am Rechner vorzunehmen. So haben die Scanner-Hersteller schon seit langem ähnliche Mikro-Kontrast/Makro-Kontrast-Funktionen in ihre Bildverarbeitungsprogramme eingefügt.
Wenn beispielsweise Vintage-Prints von berühmten Photographen als Kunstbücher oder Ausstellungskataloge neu gedruckt werden, bemerkt der Historiker und Fachmann bei den weltweit
erscheinenden Ausgaben mit Entsetzen, daß nur noch in den seltensten Fällen der Druck
identisch mit dem Original, dem Vintage, ist. Fast immer sieht der Druck besser aus als das
Originalphoto! Bei modernen Photographien ist dies, auch von den Photographen selber, sehr
gewünscht. Nicht aber im historischen Falle. Mancher berühmte Klassiker, der schon lange verstorben ist, würde im Falle einer Wiederauferstehung aller Wahrscheinlichkeit nach recht
unwirsch auf diese modernen Bildbände über ihn reagieren. Mit Sicherheit würde er sagen:
© Gigabitfilm 2003, 14. März 2000
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Veränderungen der Sehweisen
Dies ist nicht mein Werk, das ist nicht meine Werks-Interpretation. Fazit ist heutzutage eine
schleichende Inflation von „immer besser aussehender“ Drucke.(vgl. „Aufruf zur Gründung einer
Kommission zur Überwachung von Übereinstimmung von Vintage Print und Druck“, Bereich
Technische Infos / Scanner) In der Regel sind die Litho-Anstalten und die Druckbetriebe nicht
in der Lage, diese Automatik des Scanners bzw. der zugehörigen Software auszuschalten.
Hinzu kommt, daß nicht jeder Besitzer eines Scanners einen Einführungskurs besucht, da
diese zumeist preislich mit dem Scanner selbst vergleichbar sind. Und diese werksseitigen
Standardeinstellungen von Scanner und Software, die das Ganze eigentlich „idiotensicher“ absichern sollen, verursachen dadurch eher eine Art Überlistung des Anwenders quasi von
hinten, anstatt ihm eine wirkliche Hilfe zu sein.
Passende Literatur zur Makro-Kontrast/Mikro-Kontrast Optimierung findet man eher selten.
Es hat den Anschein, daß ein wesentlicher Bestandteil dieser digitalen Automatik eine automatische Farbtemperatursteuerung sei, nicht nur für das ganze Bild, sondern auch für kleinere
Bilddetails. Diese Steuerung ist heute Bestandteil jeder digitalen Kamera. Auch bei den Filmen
ist diese Farbtemperatursteuerung möglich, obwohl es unter allen Farbfilmen nur wenige gibt,
die solche Eigenschaften ausgeprägt aufweisen.
Zur Zeit kann der Photograph beim Vergrößern lediglich die Gesamtgradation und den Helligkeitsgrad beeinflussen, sofern er ausschließlich Standardtechniken anwendet. Dies gilt sowohl
für die chemische als auch für die elektronische Bildverarbeitung. Allerdings ist die Elektronik
durch spezielle mathematische Verfahren weitaus flexibler in ihren Möglichkeiten bezüglich
Gradationskurvenart, Kanteneffekte sowie Farbsteuerungen, als es die Chemie zur Zeit kann.
Nun ist eine Bildkorrektur nach Makro-Kontrast/Mikro-Kontrast bildrechnerisch gesehen sehr
aufwendig. Die Leistung heutiger Rechner wird allerdings das kleinste Problem für die
Umsetzung sein, als vielmehr die bestehenden Schutzrechte. Man darf davon ausgehen, daß
diese Rechte in den nächsten Jahren ablaufen werden und das dieser „Makro-Kontrast/MikroKontrast“ für verschiedene Printgrößen und Detail-Flächenbereiche regelbar sein wird. Auch
chemisch ist in gewissen Grenzen eine solche Variabilität denkbar und machbar, dies zeigen
aktuelle Beispiel der Lith-Entwicklung.
Wie sähe ein photographisches Bild einer solchen zukünftigen Technik aus?
In jedem Bilddetail sowie in den Bilddetails zueinander wäre die Gradation optimal. Wohin auf
dem Bild auch das Auge blicken würde, es wären sämtliche Informationen sichtbar. Die
altbekannten zugelaufenen Flächen gehörten mit dieser Technologie der Vergangenheit an!
Selbst für schwache Kontrastsituationen würde dies gelten. Der bei extrem schwachen
Kontrasten (wie beispielsweise in Himmelspartien) bestehenden Gefahr einer drastisch zunehmenden Körnigkeit des Filmmaterials könnte man mittels der heute beherrschten rasterförmigen Anordnung der Halogensilberkristalle bei der Emulsionierung ähnlich einem Schachbrettmuster gegensteuern. In der digitalen Photographie ist diese Kornreduzierung mittels
geeigneter Software schon möglich.
Sowohl die kleinste Mikro-Bilddetailgröße als auch die großflächige Makrobildgröße wären
dann einzeln in Ihren Kontrast- und Helligkeitswerten regelbar. Dem Photographen stünden
somit viele neue Variablen ein Bild zu beeinflußen, zusätzlich zu den schon bekannten, zur
Auswahl, so daß für jeden einzelnen Photographen – und das ist das interessante – eine
individuelle technische Sichtweise, ganz für ihn persönlich und exklusiv, möglich ist. Grundlage
hierfür ist allerdings eine Aufnahme mit hoher Informationsdichte und unverzerrter Gradation in
allen Bilddetails – also ein „perfektes“ Negativ!
© Gigabitfilm 2003, 14. März 2000
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